DE19826307A1 - CD4-Radioimmunpharmaka zur Behandlung der HIV-Infektion - Google Patents
CD4-Radioimmunpharmaka zur Behandlung der HIV-InfektionInfo
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Abstract
Die Nachteile der HIV-Standardtherapien bestehen einerseits darin, daß die derzeit verwendeten Medikamente lebenslänglich täglich in großer Menge nach einem strengen Zeitplan einzunehmen sind und zahlreiche Nebenwirkungen aufweisen. Andererseits bewirken die herkömmlichen Medikamente nur eine Einschränkung der Virusreplikation. Die HIV-infizierten Wirtszellen werden nicht eliminiert. Aus diesem Grund ist die HIV-Infektion bislang nicht heilbar. DOLLAR A Lösung DOLLAR A Die vorliegende Patentanmeldung beschreibt als Zusatzantrag zum Patentantrag vom 08.03.1998 (AZ 19809785.9) Radioimmunpharmaka, bestehend aus einem CD4-Molekül oder einem davon abgeleiteten Fragment und einem Radionuklid, zur in-vivo-Elimination HIV-replizierender Zellen bei HIV-1- und HIV-2-infizierten Patienten. Neuartig ist dabei die Konjugation HIV-affiner CD4-Rezeptormoleküle bzw. -fragmente mit Radionukliden zu therapeutischen Zwecken und speziell der Einsatz einer Radioimmuntherapie gegen die HIV-Infektion überhaupt. DOLLAR A Anwendungsgebiet DOLLAR A Diese Radioimmunpharmaka sollen einmalig oder in mehreren Zyklen HIV-1- und/oder HIV-2-infizierten Patienten intravenös verabreicht werden, um HIV-replizierende Wirtszellen gezielt so nachhaltig zu schädigen, daß diese komplett eliminiert werden.
Description
Weltweit waren nach Schätzung der WHO im Dezember 1997 bereits 30,6 Millionen
Menschen mit dem humanen Immundefizienzvirus HIV infiziert (http://www.who.org/
asd/issues/mar98.htm#th). Die Infektion mit HIV führt zu einem fortschreitenden
Immundefekt durch Verlust der mit HIV infizierten CD4-Rezeptor tragenden (CD4+) T-
Lymphozyten. Bei Patienten mit einer symptomatischen HIV-Infektion oder im
klinischen Endstadium einer HIV-Infektion (AIDS), mit einer CD4-Zellzahl unter 350
Zellen/µl Blut und/oder einer Virusload mit über 30.000 viralen RNA Kopien (vRNA)/µl
m Serum wird heute eine antiretrovirale Therapie vorzugsweise mit einer oral zu
applizierenden medikamentösen Dreierkombination aus zwei Inhibitoren der Reversen
Transkriptase (RTI) und einem Protease-Inhibitor (PI) empfohlen (Brodt et al. 1997).
Die Replikation der HI-Viren wird zwar durch diese Präparate gestört und verlangsamt,
HIV-replizierenden Wirtszellen können dadurch jedoch nicht eliminiert werden. Die
HIV-Infektion besteht somit als lebensbedrohliche Infektion lebenslang fort. Eine
Heilung der HIV-Infektion ist bis heute nicht möglich.
CD4-Moleküle sind in die Zellmembran von T-Lymphozyten integriert, haben ein
Molekulargewicht von 55.000 Dalton und spielen mit ihrem nach außen gerichteten
Rezeptoranteil eine wichtige Rolle bei der Infektabwehr (Gaubin et al 1996), aber auch
für die Bindung von HIV an diese Zellen (Dalgeish et al. 1984). HI-Viren bedienen sich
es CD4-Rezeptors als Ankopplungsort auf der Außenseite der Zellmembran. Die
genaue Stelle, an der das virale gp120-Oberflächenglykoprotein bindet, konnte am
aminoterminalen Ende des CD4-Molekül lokalisiert werden und wird als V1-Domäne
bezeichnet (Richardson et al. 1988, Arthos et al. 1989).
Aufgrund dieser Kenntnisse sind bereits eine Reihe von Untersuchungen unternommen
werden, die klären sollten, ob synthetische CD4-Moleküle oder Teile dieses Proteins
(Peptide) therapeutisch einsetzbar sind. Es ließ sich zeigen, daß derartige Moleküle die
CD4-Bindungsstelle des viralen Oberflächenglykoproteins gp120 belegen und H-Viren
neutralisieren (Deen et al. 1988, Byrn et al. 1989, Clapham et al. 1989, Watanabe et al
1989). Auf diese Weise können uninfizierte Zellen vor einer Infektion mit HIV geschützt
werden. Für die Therapie einer bestehenden HIV-Infektion reicht die Applikation solcher
Proteine oder Peptide allein jedoch nicht aus, weil das HIV-Genom in den infizierten
Zellen dadurch nicht zerstört wird und neue HI-Viren ungehindert weiter repliziert
werden.
Strahlentherapeutische Mittel und Verfahren sind bei der Behandlung der HIV-Infektion
gänzlich unbekannt. Demgegenüber stellt die Behandlung benigner und maligner Schild
drüsenerkrankungen mit Radioisotopen, die sog. Radiojodtherapie, in Deutschland seit
über 50 Jahren das bedeutendste therapeutisches Verfahren der Nuklearmedizin dar und
hat sich als wirksam und nebenwirkungsarm erwiesen. Spätkomplikationen, insbeson
dere eine Malignominduktion, konnten bis heute nicht nachgewiesen werden (Moser
1996, Reiners 1997). Neuere Therapiemöglichkeiten mit Radioisotopen ergeben sich
inzwischen auch mit 131J-markiertem Metajodo-Benzyl-(Guanidin (MIBG) bei der
Behandlung metastasierter Phäochromozytome und Neuroblastome, durch die Radio
synoviorthese bei der rheumatischen Arthritis, durch intrakavitäre Instillation von 90Y-
Silikat bei Pleura- oder Peritonealkarzinose, der palliativen Schmerztherapie von
Skelettmetastasen mit knochenaffinen Substanzen wie 89Sr, oder der Radiophosphorbe
handlung der Polycythaemia vera (Moser 1996).
In der klinischen Prüfung befindet sich derzeit eine Therapie mit 131J-markiertem anti-
CEA IgG beim kolorektalen Karzinom (Blumenthal et al. 1992, Blumenthal 1994) und
beim B-Zell-Lymphom (Kaminski et al 1993, Press et al. 1993, Press et al. 1995, Press et
al. 1995).
Erfahrungen zur Wirkung von ionisierender Strahlung auf die HIV-Replikation liegen
kaum vor. Während Gamma-Strahlung in geringer Dosis offenbar eine verstärkte HIV-
Expression bewirken kann (Faure et al. 1995, Xu et al. 1996), fiel bislang keine
Akzeleration der HIV-Replikation infolge therapeutischer Bestrahlung HIV-assoziierter
Tumore auf (Lotz et al. 1990, Plettenberg et al. 1991, Scheidegger et al. 1991, Stanley et
al. 1991, Krain und Dieckmann 1994, Saran et al. 1995, Switt 1996, Saran et al. 1997).
Tierexperimentell zeigte sich vielmehr anhand der SIV-Infektion eines Makaken-Affen,
daß es bei gezielter Lympliknotenbestrahlung zu einer Verminderung der Viruslast im
peripheren Blut und einem Stillstand der Kranheitsprogression kommen kann (Fultz et
al. 1995). Eine Ganzkörperbestrahlung HIV-infizierter Patienten ist jedoch nur unspezi
fisch wirksam und erfordert eine hohe Strahlendosis. Der Effekt ist daher prinzipiell
unsicher und der Preis durch unerwünschte Strahlenschäden ist hoch.
Der in den Patentansprüchen 1 bis 4 angegebenen Erfindung liegt das Problem zugrunde,
HIV-bindende Proteine oder Peptide zu zytotoxisch wirksamen Mitteln weiterzuent
wickeln, um eine Heilung der HIV-Infektion durch gezielte Abtötung sämtlicher HIV-
infizierter Zellen zu erreichen.
Dieses Problem wird durch die in den Patentansprüchen 1 bis 4 dieses Zusatzantrags
aufgeführte Konjugation von CD4-Molekülen bzw. Fragmenten von CD4-Molekülen mit
Radioisotopen gelöst, was eine Modifikation der im Hauptantrag (Aktenzeichen 198 09
785.9 vom 08.03. 1998) beschriebenen Radioimmunkonjugate darstellt.
Die Wirkungen radioaktiver Strahlung auf Zellen und DNA sind hinreichend beschrieben
worden (Übersichten in: Kauffmann et al. 1996, Sauer 1998). Die Grundlage der
strahlenbiologischen Wirkungen stellt die strukturelle Schädigung der DNA dar. Derart
veränderte DNA kodiert fehlerhatte Proteine, die ihre Funktion einbüßen. So verlieren
nicht nur Enzyme, die für die HIV-Replikation unentbehrlich sind, ihre Funktion, sondern
es kommt darüber hinaus auch zu Stoffwechselveränderungen in der HIV-infizierten
Zelle. Dies führt zur Eliminerung der HIV-infizierten Zellen durch reproduktiven Zelltod
oder Apoptose.
CD4-Moleküle können in großem Maßstab aus Gewebekulturen gewonnen werden
(Deen et al. 1988, Glick und Pasternak 1995). Die Reinigung der CD4-Moleküle ist mit
Hilfe etablierter molekularbiologischer Reinigungsverfahren möglich. Sie können
beispielsweise direkt aus der Zellmembran durch differentielle Extraktion mit Hilfe nicht
ionischer Detergentien isoliert werden (Eckert und Kartenbeck 19971), durch Reinigung
aus Gewebekulturüberständen wie bei Deen et al. 1988 beschrieben, durch eine
biomagnetische Separation (Deutsche Dynal GmbH, Hamburg) oder andere Methoden.
Die Herstellung von Konjugaten aus Proteinen und radioaktiven Isotopen kann
beispielsweise mit der Chloramin T-Methode erfolgen (Hunter und Greenwood 1962,
Eckert und Kartenbeck 19971).
Eine andere Ausgestaltung des Radioimmunkonjugats betritt die Verwendung von
synthetischen CD4-Fragmenten mit gp120-Affinität. Solche Fragmente lassen sich in
einem prokaryotischen Wirt wie Escherichia coli oder einem eukaryotischen Wirt wie
Saccharomyces cerevisae in großem Mengen produzieren (Wilcox und Studnicka 1988,
Martin und Scheinbach 1989).
Schließlich können die CD4-Fragmente durch zufällige oder gezielte Mutagenese (Jones
et al. 1990) zusätzlich modifiziert und für die therapeutische Anwendung bezüglich ihrer
Pharmakokinetik, gp120-Affinität und Liquorgängigkeit optimiert werden. Vorausset
zung für die gezielte Mutagenese sind Kenntnisse über die Rolle der Aminosäuren im
funktionstüchtigen Peptid. Diese lassen sich durch genetische Analysen, Röntgenstruk
turanalyse der dreidimensionalen Peptidstruktur gewinnen und mit Hilfe von rechnerge
stützten Untersuchungen am Computer simulieren und analysieren.
Die kurze Halbwertszeit der therapeutisch einsetzbaren Radionuklide wie 131J, 32P, 90Gy
ind 89Sr macht eine zentrumsnahe Präparation bzw. schnellen Transport des Radio
immunkonjugats erforderlich. Voraussetzung für die Therapie von HIV-Patienten mit
kurzlebigen Radionukliden ist daher die Bereitstellung spezialisierter interdisziplinärer
Zentren, in denen neben einer fachgerechten Therapie HIV-Infizierter auch die zeitge
rechte Applikation des Radioimmunkonjugates unter strahlenschutzrechtlichen Aspekten
gewährleistet ist.
Voraussetzung einer erfolgreichen Therapie mit einem Radioimmunkonjugat ist aller
Voraussicht nach die Verminderung der Viruslast durch Vorbehandlung des Patienten
mit einer der aktuell empfohlenen antiretroviralen Tripeltherapien. Dadurch gelangt eine
höhere Dosis des Radioimmunpharmakons an den HIV-infizierten Zellen zur Wirkung,
das anderenfalls von freien Viruspartikeln abgefangen würde und seine zytotoxische
Wirkung an den infizierten Zellen nicht entfalten könnte.
Vor Applikation eines auf 131J basierenden Präparats muß außerdem eine Schilddrüsen
diagnostik und Schilddrüsenblockade nach bekanntem Schema erfolgen.
Das Radioimmunkonjugat soll intravenös appliziert werden. Dazu ist im allgemeinen eine
zweitägige stationäre Unterbringung erforderlich, um den Patienten bis zum Abklingen
der Strahlung von der Umgebung abzuschirmen.
Das Präparat kann peripher- oder zentralvenös als Bolus, Kurzinfusion oder Dauerthera
pie über mehrerer Tage mit einer Dosis von voraussichtlich 100-300 mCi appliziert
werden. Die Gabe erfolgt einmalig oder in Form von Zyklen im mehrwöchigen Abstand.
Der bedeutendste Vorteil einer Therapie mit in diesem Patentantrag beschriebenen
Radioimmunkonjugaten gegenüber der aktuellen antiretroviralen Therapie besteht darin,
daß nicht nur die HIV-Replikation behindert wird, sondern vielmehr HV-infizierte
Zellen komplett eliminiert werden, wodurch erstmals die Chance auf eine vollständige
Heilung der HIV-Infektion eröffnet wird.
Ein zweiter Vorteil ist, daß die HIV-infizierten Zellen selektiv geschädigt werden. Die
Radioimmunkonjugate binden spezifisch mit Hilfe des Protein- bzw. Peptidanteils an das
CD4-spezifische Epitop retroviraler gp120-Oberflächenglykoprotein, die auf der äußeren
Zytoplasmamembran HIV-replizierender Zellen für die Virusknospung exponiert werden
und geben ihre Strahlung direkt an die Zelle ab.
Ein weiterer Vorteil der hier beschriebenen Konjugate ist, daß sie für die Behandlung
eines breiten Spektrums von HIV-1- und sogar HIV-2-Stämmen geeignet sind. Dies ist
angesichts der Mutationsfreudigkeit der HI-Viren und der damit verbundenen Resistenz
entwicklungen gegenüber herkömmlichen antiretroviralen Substanzen enorm wichtig. Die
für die CD4-Rezeptorbindung relevanten gp120-Epitope sind nämlich bei allen HIV-1- und
HIV-2-Isolaten sehr ähnlich (Sattentau et al. 1988) und für die Infektiosität
essentiell.
Ein weiterer Vorteil synthetischer und gegebenenfalls weiter modifizierter Peptide mit
möglichst geringer Größe aber noch erhaltener gp120-Spezifität besteht darin, daß sie
die Blut-Hirn-Schranke leicht passieren können. Solche Konjugate sind daher auch zur
Elimination infizierter Zellen des ZNS geeignet.
Schließlich liegt ein großer Vorteil in der zur üblichen antiretroviralen Therapie
vergleichsweise guten subjektiven Verträglichkeit und objektiven Nebenwirkungsarmut
radioimmunologischer Therapien. Zwar ist bekannt, daß die Strahlungsenergie eines α-
oder β-Strahlers wie 131J eine Reichweite von einem bis zu 40 Zelldurchmessern hat.
Maligne Transformationen gesunder Zellen als Folge einer Strahlenschädigung sind aber
extrem selten und statistisch kaum zu erfassen. Wird eine gesunde Zelle geschädigt, so
verliert sie ebenfalls in den meisten Fällen ihre Teilungsfähigkeit und es tritt der repro
duktive oder der programmierte Zelltod (Apoptose) ein. Die Bestrahlung umliegender
gesunder Zellen spielt bei der Radioimmuntherapie HIV-infizierter T-Lymphozyten auch
deswegen eine untergeordnete Rolle, weil sich diese Zellen überwiegend in der Zirkula
tion befinden und gesunde Zellen daher nur kurzzeitig einer Strahlenbelastung ausgesetzt
sind.
Auch wenn nach Applikation des Radioimmunpharmakons mit passageren hämatologi
schen Nebenwirkungen und einem erhöhtem Risiko für opportunistische Infektionen
gerechnet werden muß, handelt es sich dabei vor allem um den Verlust von in ihrer
normalen Funktion ohnehin gestörte, HIV-infizierte T4-Helferzellen, was ohnehin
erklärtes Therapieziel ist. Gegebenenfalls ist aber aus diesem Grund die Radioimmun
therapie mit einer Stammzelltransplantation zu kombinieren. Da T4-Vorläuferzellen
jedoch aufgrund fehlender CD4-Rezeptoren nicht mit HIV infiziert sind und naive T-
Helferzellen ebenfalls nicht erkranken, ist mit einer Regeneration der T4-Helferzellpopu
lation zu rechnen. Diese Annahme wird auch durch eine bereits erwähnte tierexperi
mentelle Untersuchung gestützt (Fultz et al. 1995).
Neuartig, d. h. nicht zum Stand der Technik gehörend, ist die Tatsache, daß ein CD4-
Molekül bzw. ein Teil des CD4-Moleküls mit einem Radionuklid gekoppelt wird, um
damit die HIV-Infektion mit dem Ziel der Elimination virusinfizierter Zellen zu thera
pieren. Ein anderes Radioimmunpharmakon zur Therapie der HIV-Infektion, zusammen
gesetzt aus einem HIV-spezifischen monoklonalen Antikörper und einem Radioisotop,
wurde vom Erfinder bereits am 08.03.1998 zum Patent angemeldet (Aktenzeichen 198
09 785.9). Mit Rücksicht auf die Einheitlichkeit der Erfindungen wird aber für das oben
beschriebene CD4-Radioprotein- bzw. CD4-Radiopeptidpharmakon dieser Zusatzantrag
gestellt.
Der Gegenstand dieses Patentantrags beruht zudem insofern auf einer erfinderischen
Tätigkeit, als nach bester Kenntnis des Erfinders seit Bekanntwerden der Bedeutung des
CD4-Moleküls für die HIV-Bindung an T-Helferzellen vor 15 Jahren (Dalgeish et al.
1984) bislang kein therapeutischer Einsatz radioaktiv konjugierter CD4-Moleküle
erwogen wurde. Das zeigt auch, daß sich die Idee zu dieser Erfindung keineswegs in
naheliegender Weise aus dem Stand der Technik ergibt. Letztendlich handelt es sich bei
der nuklearmedizinischen Behandlung einer Infektionskrankheit um ein bislang
unbekanntes und nicht zum Stand der Technik zählendes Verfahren. Der Nutzen einer
nuklearmedizinischen Therapie von HIV-Infektionen ergibt sich allein daraus, daß es sich
bei dieser Virusinfektion um eine im Vergleich zu anderen viralen Infektionen gefähr
liche, chronisch verlaufende und vermutlich in fast allen Fällen zum Tode führende
Infektion mit Lentiviren handelt, die mit den üblichen Pharmaka nicht zu heilen ist. Da
gegen die HIV-Infektion außerdem auf längere Sicht kein zuverlässiger Impfstoff zur
Verfügung stehen wird (Gallo, Reuters News, Mai 1997) und inzwischen gegen
herkömmliche antiretrovirale Mittel einfach und mehrfach resistente HIV-Stämme
aufgetreten sind (Erickson und Burt 1996, Imrie et al. 1997), gewinnen neuartige Thera
piestrategien wie diese große Bedeutung.
Der Gegenstand des Patents ist als Pharmazeutikum gewerblich anwendbar. Die Konju
gate lassen sich mit den in diesem Patentantrag beschriebenen Verfahren herstellen und
nach in-vitro Untersuchung an HIV-replizierenden Zellkulturen und erfolgreicher tierex
perimenteller Überprüfung bei HIV-infizierten Schimpansen in absehbarer Zeit für die
Therapie von HIV-Infizierten zum Einsatz bringen. Dadurch könnte den weltweit über
30 Millionen HIV-Infizierten eine Chance auf Heilung eröffnet werden.
Die Verfahren zur Gewinnung von CD4-Molekülen, Entwicklung von CD4-Fragmenten
mit gp120-Affinität durch DNA-Rekombinationstechniken und zur in vitro Markierung
löslicher Proteine mit Radioisotopen sind Stand der Technik. Die Konjugation von
Radioisotopen an CD4-Moleküle oder entsprechende CD4-Fragmente soll durch folgen
des Beispiel veranschaulicht werden.
CD4-Moleküle können zum Beispiel mit Hilfe der Chloramin T-Methode (Hunter und
Greenwood 1962) nach der Anleitung von Eckert und Kartenbeck 1997 (Seiten 237-
240) hergestellt werden, indem ein Radioisotop wie 131J wird kurzzeitig durch das von
Chloramin T (N-Chlor-p-Toluen-4-sulfonamid, Na-Salz) in wässrigem Medium freige
setzte Hypochlorit oxidiert wird. Das stark elektrophile Radioisotop bindet dann in
diesem Zustand vorzugsweise an die Benzolringe des im CD4-Molekül enthaltenen
Tyrosins. Zur Schonung der Proteine wird diese Reaktion nach kurzer Inkubationszeit
mit einem Überschuß an Bisulfit beendet, wobei sowohl das restliche Chloramin T als
auch oxidierte, aber noch ungebundene Radioisotope reduziert und damit inaktiviert
werden. Gelelektrophoretisch kann das CD4-Radioisotop-Konjugat schließlich isoliert
und zur intravenösen Verwendung mit entsprechenden Hilfsstoffen aufgearbeitet werden.
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Claims (4)
1. Radioimmunkonjugat zur in-vivo-Elimination virus-replizierender Zellen bei HIV-infi
zierten Patienten, dadurch gekennzeichnet,
daß es als immunologisch wirksame Komponente
ein CD4-Rezeptormolekül mit Affinität zu einem Epitop auf dem Oberflächenglyko
protein gp120 von HIV-1 und/oder HIV-2 zusammen mit pharmazeutischen Trägern
und/oder Hilfsstoffen enthält,
oder ein Fragment des CD4-Moleküls mit Affinität zu einem Epitop auf dem Oberflä chenglykoprotein gp120 des HIV-1 und/oder HIV-2 zusammen mit pharmazeuti schen Trägern und/oder Hilfsstoffen enthält,
oder ein durch zufällige oder gezielte Mutagenese modifiziertes Fragment des CD4- Moleküls mit Affinität zu einem Epitop auf dem Oberflächenglykoprotein gp120 des HIV-1 und/oder HIV-2 zusammen mit pharmazeutischen Trägern und/oder Hilfs stoffen enthält,
und daß es als radioaktive Komponente
131j enthält,
oder 32P enthält,
oder 90Y enthält,
oder 89Sr enthält.
oder ein Fragment des CD4-Moleküls mit Affinität zu einem Epitop auf dem Oberflä chenglykoprotein gp120 des HIV-1 und/oder HIV-2 zusammen mit pharmazeuti schen Trägern und/oder Hilfsstoffen enthält,
oder ein durch zufällige oder gezielte Mutagenese modifiziertes Fragment des CD4- Moleküls mit Affinität zu einem Epitop auf dem Oberflächenglykoprotein gp120 des HIV-1 und/oder HIV-2 zusammen mit pharmazeutischen Trägern und/oder Hilfs stoffen enthält,
und daß es als radioaktive Komponente
131j enthält,
oder 32P enthält,
oder 90Y enthält,
oder 89Sr enthält.
2. Herstellung des Radioinimunkonjugats nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß CD4-Moleküle bzw. deren Fragmente zwecks Konjugation mit Radioisotopen in therapeutischer Absicht hergestellt und zur Expression in Zellkultursystemen gebracht werden
und daß gegebenenfalls gezielten Verbesserung der gp120-Affinität, Pharmako dynamik, Liquorgängigkeit und Verträglichkeit unter Verwendung rechnergestützten Moleküldesigns und molekularbiologischen Techniken am CD4-Molekül oder dessen synthetische Fragmente vorgenommen werden.
daß CD4-Moleküle bzw. deren Fragmente zwecks Konjugation mit Radioisotopen in therapeutischer Absicht hergestellt und zur Expression in Zellkultursystemen gebracht werden
und daß gegebenenfalls gezielten Verbesserung der gp120-Affinität, Pharmako dynamik, Liquorgängigkeit und Verträglichkeit unter Verwendung rechnergestützten Moleküldesigns und molekularbiologischen Techniken am CD4-Molekül oder dessen synthetische Fragmente vorgenommen werden.
3. Verwendung des Radioimmunkonjugats nach Ansprüchen 1 und 2 zur Therapie der
HV-1- und/oder HV-2-Infektion, dadurch gekennzeichnet,
daß das Radioimmunkonjugat intravenös unter ein- bis mehrtägiger stationärer
Strahlenabschirmung mit einer Gesamtkörperdosis vorzugsweise zwischen 50 bis 300
mCi einmalig oder in mehreren Zyklen appliziert wird.
4. Verwendung des Radioimmunkonjugats nach Ansprüchen 1, 2 und 3 dadurch
gekennzeichnet,
daß die Behandlung gegebenenfalls im Anschluß an oder während einer antiretroviralen Standardtripeltherapie erfolgt,
und/oder unter dem Schutz einer Stammzelltransplantation erfolgt,
und/oder unter dem Schutz einer Schilddrüsenblockade erfolgt.
daß die Behandlung gegebenenfalls im Anschluß an oder während einer antiretroviralen Standardtripeltherapie erfolgt,
und/oder unter dem Schutz einer Stammzelltransplantation erfolgt,
und/oder unter dem Schutz einer Schilddrüsenblockade erfolgt.
Priority Applications (6)
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---|---|---|---|
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JP2000545211A JP2002512261A (ja) | 1998-04-15 | 1999-04-15 | Hiv感染を治療するためのcd4放射免疫薬 |
EP99927685A EP1071475A2 (de) | 1998-04-15 | 1999-04-15 | Cd4-radioimmunpharmaka zur behandlung der hiv-infektion |
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DE1998126307 DE19826307A1 (de) | 1998-03-08 | 1998-04-15 | CD4-Radioimmunpharmaka zur Behandlung der HIV-Infektion |
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Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO1989006690A1 (en) * | 1988-01-22 | 1989-07-27 | The General Hospital Corporation | Cloned genes encoding ig-cd4 fusion proteins and the use thereof |
WO1994004191A1 (en) * | 1992-08-13 | 1994-03-03 | Antisoma Limited | Medical treatment |
-
1998
- 1998-04-15 DE DE1998126307 patent/DE19826307A1/de not_active Withdrawn
Patent Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO1989006690A1 (en) * | 1988-01-22 | 1989-07-27 | The General Hospital Corporation | Cloned genes encoding ig-cd4 fusion proteins and the use thereof |
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