DE19822859A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Abbremsen eines Fahrzeugs - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Abbremsen eines FahrzeugsInfo
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Description
Die Erfindung betrifft zunächst ein Verfahren zum Abbremsen
eines Fahrzeugs mit wenigstens einer Betriebs-, einer
Retarder- und einer Motorbremse.
In Nutzfahrzeugen existieren neben der Betriebsbremse auch
eine Retarderbremse sowie eine Motorbremse, die durch unter
schiedliche Betätigungselemente betätigbar sind. Als Retar
derbremse kommen beispielsweise an der Antriebsachse
angeordnete verschleißfreie Wirbelstrombremsen oder
hydraulische Bremsen zum Einsatz. Bei Motorbremsen wird der
Effekt ausgenutzt, daß bei Verschließen des Abgasstrangs
aufgrund des dadurch ansteigenden Abgasdrucks eine Ver
kleinerung der Motordrehzahlen und hierdurch eine
Blockierwirkung des Motors erzielt wird.
Es hat sich nun aufgrund von Simulatorversuchen gezeigt, daß
Fahrer eines Nutzfahrzeugs durch falschen Einsatz oder eine
falsche Reihenfolge des Einsatzes der Motor-, Retarder- und
Betriebsbremse entweder nicht das optimale Verzögerungs
potential des Fahrzeugs ausnutzen, oder die einem Verschleiß
unterliegende Betriebsbremse einsetzen, obwohl eine ver
schleißfreie Bremsung durch die Motor- und/oder Retarder
bremse möglich wäre. Im Extremfalle kann die falsche Bedie
nung der Fahrzeugbremsen sogar dazu führen, daß das Fahrzeug
ins Schleudern gerät, was insbesondere bei gleichzeitigem
Einsatz sämtlicher Bremsen der Fall sein kann.
Auch wenn das Fahrzeug beispielsweise über einen Bremsassi
stenten, wie er beispielsweise aus der deutschen Zeitschrift
ATZ Automobiltechnische Zeitschrift 99 (1997), 6, Seite 330
bis 339, auf die vorliegend Bezug genommen wird, hervorgeht,
verfügt, kann durch maximales Betätigen der auf die Hinter
achse wirkenden Retarderbremse in Extremsituationen ein
Blockieren der Räder und dadurch eine Instabilität des
Fahrzeugs auftreten.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum
Abbremsen eines Fahrzeugs der gattungsgemäßen Art derart
weiterzubilden, daß ein Fahrzeug, insbesondere ein Nutzfahr
zeug oder ein Reisebus, abhängig vom Verzögerungswunsch des
Fahrers auf optimale Weise unter Einbeziehung sämtlicher
Fahrzeugbremsen abgebremst wird.
Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren zum Abbremsen eines
Fahrzeugs der obenbeschriebenen Art erfindungsgemäß dadurch
gelöst, daß man bei Betätigung eines Betätigungselements
durch den Fahrer des Fahrzeugs wenigstens eine einen
Bremsvorgang beeinflussende dynamische Größen des Fahrzeugs
erfaßt und abhängig von diesen und von dem Verzögerungs
wunsch des Fahrers mittels einer Steuereinrichtung die
Motorbremse und/oder die Retarderbremse und/oder die
Betriebsbremse zur Erzielung einer maximalen blockierfreien
Verzögerung des Fahrzeugs in allen Betriebs- und
Beladungszuständen resultiert.
Durch aufeinander abgestimmtes Ansteuern der Motorbremse
und/oder der Retarderbremse und/oder der Betriebsbremse
abhängig von erfaßten fahrdynamischen Größen und vom Ver
zögerungswunsch des Fahrers, der durch ein Betätigungs
element erfaßt wird, ist ein blockierfreier Bremsvorgang bei
optimaler Verzögerung realisierbar. Hierbei wird dem Fahrer
auf besonders vorteilhafte Weise gewissermaßen die
Entscheidung abgenommen, welche Fahrzeugbremsen er wann und
mit welcher Stärke zu betätigen hat. Diese Aufgabe wird
durch die Steuereinrichtung, die auch als Bremsmanager
bezeichnet werden könnte, übernommen. Dabei werden die
unterschiedlichen Fahrzeugbremsen von der Steuereinheit so
angesteuert, daß ein möglichst geringer Verschleiß
resultiert.
Als fahrdynamische Größen erfaßt man vorteilhafterweise
wenigstens die Fahrzeuggeschwindigkeit, die
Fahrzeugbeschleunigung, die Raddrehzahlen aller Räder, den
Radschlupf aller Räder sowie die Giergeschwindigkeit.
Es versteht sich, daß auch weitere fahrdynamische Größen
erfaßt und in der Steuereinheit ausgewertet werden können.
Die erfindungsgemäße Aufgabe wird ferner durch eine Vor
richtung zum Abbremsen eines Fahrzeugs mit wenigstens einer
Betriebsbremse, einer Ratarderbremse und einer Motorbremse
gelöst, welche gekennzeichnet ist durch nur ein Bremsbetäti
gungselement, durch Sensoren zur Erfassung dynamischer
Fahrzeuggrößen, vorzugsweise der Fahrzeuggeschwindigkeit,
der Fahrzeugbeschleunigung, der Raddrehzahlen aller Räder,
des Radschlupfs aller Räder und der Giergeschwindigkeit, und
eine Steuereinrichtung, durch welche abhängig von der
Stellung des Betätigungselements und abhängig von den durch
die Sensoren erfaßten dynamischen Fahrzeuggrößen, die
Motorbremse und/oder die Retarderbremse und/oder die
Betriebsbremse aufeinander angepaßt ansteuerbar sind.
Eine derartige Vorrichtung kann auf besonders vorteilhafte
Weise Sensoren, die heute bei einer Vielzahl von Fahrzeugen
vorhanden sind, beispielsweise Sensoren zur Erfassung der
Raddrehzahlen, des Radschlupfs und der Fahrzeuggeschwindig
keit, wie sie beispielsweise bei Antiblockiersystemen zum
Einsatz kommen, sowie Sensoren zur Erfassung der Gierge
schwindigkeit und der Fahrzeugbeschleunigung, wie sie
beispielsweise bei elektronischen Stabilitätsprogrammen für
Fahrzeuge zum Einsatz kommen, gewissermaßen "mitbenutzen",
um das Fahrzeug auf optimale Weise abzubremsen. Als Steuer
einrichtung können die in den meisten Fahrzeugen ohnehin
verwendeten Steuervorrichtungen für Antiblockiersysteme,
elektronische Stabilitätsprogramme Bremsassistenten und
dergleichen verwendet werden, wobei die Auswertung der
Sensordaten und die Ansteuerung der Fahrzeugbremsen
gewissermaßen auf die "Programmebene" verlagert werden
können.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung erfordert anders ausge
drückt, auf sehr vorteilhafte Weise keine zusätzlichen und
kostspieligen Sensoren, Steuereinheiten und dergleichen.
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung sind Gegenstand
der nachfolgenden Beschreibung sowie der zeichnerischen
Darstellung eines Ausführungsbeispiels.
In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1 schematisch eine erfindungsgemäße Vorrichtung zum
Abbremsen eines Fahrzeugs und
Fig. 2 schematisch ein Flußdiagramm eines erfindungs
gemäßen Verfahrens zum Abbremsen eines Fahrzeugs.
Ein Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung zum Abbremsen
eines Fahrzeugs, dargestellt um Fig. 1, umfaßt eine
Steuereinheit 10, lediglich ein Betätigungselement,
beispielsweise in Form eines an sich bekannten Bremspedals
20, Sensoren 31 zur Erfassung der Fahrzeuggeschwindigkeit,
Sensoren 32 zur Erfassung der Fahrzeugbeschleunigung,
Sensoren 33 zur Erfassung der Raddrehzahlen, Sensoren 34 zur
Erfassung des Radschlupfes und Sensoren 35 zur Erfassung der
Giergeschwindigkeit.
Abhängig von dem Fahrerwunsch, d. h. von der Stärke des
Betätigungselements, d. h. beispielsweise wie schnell und mit
welcher Kraft das Bremspedal 20 getreten wird und abhängig
von den durch die Sensoren 31, 32, 33, 34, 35 erfaßten
dynamischen Fahrzeuggrößen, wird in der Steuereinheit 10 ein
Steuersignal für die Auslösung einer Betriebsbremse 41, ein
Steuersignal für die Auslösung einer Retarderbremse 42 und
ein Steuersignal für die Auslösung einer Motorbremse 43
ermittelt und an diese simultan oder in aufeinanderfolgender
Weise ausgegeben, wobei die Betriebsbremse 41, die Retarder
bremse 42 und die Motorbremse 43 aufeinander abgestimmt
derart angesteuert werden, daß ein blockierfreies Abbremsen
des Fahrzeugs mit maximaler Verzögerung in allen in Frage
kommenden Betriebs- und Beladungszuständen möglich ist.
Ein Verfahren zum Abbremsen eines Fahrzeugs, wie es bei
spielsweise in der Steuereinheit 10 ausgeführt wird, ist in
Fig. 2 schematisch dargestellt. In einem Schritt S1 wird der
Verzögerungswunsch des Fahrers erfaßt. Dies kann beispiels
weise durch Erfassung der Bremspedalgeschwindigkeit des
Bremspedals 20 oder der Kraft, mit der das Bremspedal 20
getreten wird, geschehen. Ferner werden die dynamischen
Fahrzeuggrößen in einem Schritt S2, d. h. die Signalausgänge
der Sensoren 31, 32, 33, 34, 35 erfaßt.
Die erfaßten Werte werden in der Steuereinheit 10 ausgewer
tet (Schritt S3) und es wird überprüft, ob ein
verschleißfreies Bremsen durch die Motorbremse 43 und/oder
die Retarderbremse 42 möglich ist (Schritt S4). Wenn dies
nicht der Fall ist, wird in einem Schritt S5 die
Betriebsbremse angesteuert, wobei es sich versteht, daß
hierbei ein an sich bekanntes Antiblockiersystem sowie ein
an sich bekannter Bremsassistent zum Einsatz kommen können.
Wenn hingegen ein verschleißfreies Bremsen möglich ist, wird
in einem Schritt S6 zunächst die Motorbremse 43 und/oder die
Retarderbremse 42 angesteuert. In einem Schritt S7 wird
kontinuierlich überprüft, ob die durch die Ansteuerung
dieser Fahrzeugbremsen erreichte Verzögerung ausreicht. Wenn
dies der Fall ist, wird die Motorbremse 43 und/oder die
Retarderbremse 42 weiter angesteuert. Reicht die Verzögerung
nicht aus, wird zusätzlich in einem Schritt S8 die
Betriebsbremse angesteuert.
Ein solches Verfahren könnte beispielsweise durch eine
Schaltung oder durch ein Programm in der Steuereinrichtung
10 realisiert sein. Eine, ein solches Verfahren ausführende
Steuereinheit 10 könnte gewissermaßen als "Bremsmanager"
bezeichnet werden, welcher bei Betätigung nur eines einzigen
Betätigungselements, beispielsweise des Bremspedals 20, eine
optimale blockierfreie Verzögerung des Fahrzeugs, abhängig
vom Verzögerungswunsch des Fahrers, ermöglicht, wobei die
verschleißfreie Motor- und Retarderbremse immer auf optimale
Weise eingesetzt werden und hierdurch der Bremsenverschleiß
des Fahrzeugs minimiert wird.
Claims (3)
1. Verfahren zum Abbremsen eines Fahrzeugs mit wenigstens
einer Betriebsbremse, einer Retarderbremse und einer
Motorbremse, dadurch gekennzeichnet, daß man bei
Betätigung eines Bremsbetätigungselements durch den
Fahrer des Fahrzeugs wenigstens eine einen Bremsvorgang
beeinflussende dynamische Fahrzeuggröße erfaßt und
abhängig von dieser und von dem Verzögerungswunsch des
Fahrers mittels einer Steuereinrichtung die Motorbremse
(43) und/oder die Retarderbremse (42) und/oder die
Betriebsbremse (41) zur Erzielung einer maximalen,
blockierfreien Verzögerung des Fahrzeugs in allen
Betriebs- und Beladungszuständen aufeinander abgestimmt
ansteuert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
man als fahrdynamische Größen wenigstens die Fahrzeug
geschwindigkeit, die Fahrzeugbeschleunigung, die
Raddrehzahlen der Fahrzeugräder, den Schlupf der
Fahrzeugräder und die Giergeschwindigkeit umfaßt.
3. Vorrichtung zum Abbremsen eines Fahrzeugs mit
wenigstens einer Betriebsbremse (41), einer
Retarderbremse 42 und einer Motorbremse (43),
gekennzeichnet durch Sensoren zur Erfassung dynamischer
Fahrzeuggrößen, vorzugsweise Sensoren zur Erfassung der
Fahrzeuggeschwindigkeit (31), Sensoren zur Erfassung
der Fahrzeugbeschleunigung (32), Sensoren zur Erfassung
der Raddrehzahlen (33), Sensoren zur Erfassung des
Radschlupfes (34) und Sensoren zur Erfassung der
Giergeschwindigkeit (35), ein Betätigungselement und
eine Steuerdreinheit (10), durch welche abhängig von den
durch die Sensoren erfaßten dynamischen Fahrzeuggrößen
und die Betätigung des Betätigungselements die
Motorbremse (43) und/oder die Retarderbremse (42)
und/oder die Betriebsbremse (41) aufeinander abgestimmt
ansteuerbar sind.
Priority Applications (1)
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DE1998122859 DE19822859A1 (de) | 1998-05-22 | 1998-05-22 | Verfahren und Vorrichtung zum Abbremsen eines Fahrzeugs |
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Publications (1)
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Country Status (1)
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