DE19816102C1 - Verfahren zum Inaktivieren von Viren in Proteinlösungen, Verwendung von N-Chlortaurin in dem Verfahren sowie nach dem Verfahren hergestellte Proteinlösungen - Google Patents
Verfahren zum Inaktivieren von Viren in Proteinlösungen, Verwendung von N-Chlortaurin in dem Verfahren sowie nach dem Verfahren hergestellte ProteinlösungenInfo
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Abstract
In einem Verfahren zum Inaktivieren von Viren in Proteinlösungen durch Behandeln der Proteinlösung mit viruciden Stoffen wird N-Chlortaurin oder ein Derivat des N-Chlortaurins als virucider Stoff eingesetzt.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Inaktivieren von Viren in
Proteinlösungen, wie beispielsweise Plasmaderivate, z. B. Immunglobuline, Albumine,
Fibrinogene, Gewebekulturseren sowie die Verwendung von N-Chlortaurin in dem Verfahren
sowie nach dem Verfahren hergestellte Proteinlösungen, insbesondere der oben erwähnten
Art.
Es ist bekannt, daß N-Chlortaurin eine bakterizide Wirkung hat (Hyg. Med. 18, 303-326,
1992). Da N-Chlortaurin ein äußerst schwaches Oxidationsmittel ist, war eine virucide
Wirkung nicht zu erwarten.
Es wurde überraschenderweise gefunden, daß N-Chlortaurin eine ausgeprägte virucide
Wirkung entfaltet, wenn es zum Inaktivieren von Viren in Proteinlösungen, wie
Immunglobulinen verwendet wird. Dies ist für die Aufbereitung solcher Proteinlösungen von
großer Bedeutung, da insbesondere Gammaglobuline aufgrund ihrer Gewinnung aus
Blutplasma, speziell aus Humanblutplasma, Viren enthalten können.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist demgemäß die Schaffung eines Verfahrens zum
Inaktivieren von Viren in solchen Proteinlösungen bzw. die Verwendung von N-Chlortaurin
in solchen Verfahren sowie die Bereitstellung von Virus-inaktivierten Proteinlösungen,
insbesondere von Virus-inaktivierten Immunglobulinen.
Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren bzw. eine Verwendung des N-Chlortaurins
gemäß dem Verfahrens- bzw. Verwendungshauptanspruch.
Die virucide Wirkung des N-Chlortaurins erstreckt sich auf alle bisher untersuchten Viren,
beispielsweise Hepatitis, Parvoviren, Adenoviren und auch auf Retroviren, wie Herpes
simplex Virus oder HIV.
Die virucide Wirkung kann beispielsweise durch den sogenannten Viralen Reduktionsfaktor
definiert werden, der durch die Formel
RF = log(PFU)controll - log(PFU)NCT
angegeben werden kann, worin PFU (plaque forming units) durch Auszählen von durch N-
Chlortaurin bewirkten Differenzen von Plaques auf Kulturen ermittelt wird (Crumpacker et
al, Antimicrob. Agents Chemother. 15, 642-645, 1979).
Bei der Behandlung von virushaltigen Proteinlösungen mit einem Gehalt von 0,1 bzw. 1%
N-Chlortaurin können bei Inkubationszeiten von 5 bis 60 min Reduktionsfaktoren in in der
Größenordnung von etwa 0,5 bis 4,5 log10 erreicht werden.
Das N-Chlortaurin kann zur Behandlung der Proteinlösungen mit diesen beispielsweise durch
einfaches Einmischen zur Einwirkung gebracht werden. Die Behandlung kann aber auch auf
andere Weise erfolgen, wie beispielsweise durch Überleiten der Proteinlösung über N-
Chlortaurin, das an einen Träger gebunden ist. Als Träger können absorbierende Stoffe
verwendet werden, so z. B. organische oder anorganische Matrixsubstanzen, wie Dextrangele.
Das N-Chlortaurin kann in Form seiner Derivate eingesetzt werden, beispielsweise in Form
seiner Salze. Vorzugsweise werden die Alkalisalze des N-Chlortaurins eingesetzt,
insbesondere das leicht zugängliche Na-Salz.
Beim Vermischen des N-Chlortaurins mit Proteinlösungen werden im allgemeinen N-
Chlortaurinlösungen mit einer Konzentration von mindestens etwa 0,01 Gew.-% eingesetzt.
Unterhalb dieser genannten Konzentration ist die virucide Wirkung im allgemeinen so
schwach, daß unangemessen lange Inkubationszeiten erforderlich sind. Bei höheren
Konzentrationen als 0,01 Gew.-% ist eine verstärkte konzentrationsabhängige virucide
Wirkung festzustellen, sodaß der Einsatz von Konzentrationen von mehr als 5 Gew.-% im
allgemeinen aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll ist. Beim Einsatz von
trägergebundenem N-Chlortaurin müssen die Konzentrationsverhältnisse am Träger so
ausgewählt werden, daß die genannten Konzentrationen in der Lösung erreicht werden.
Es hat sich gezeigt, daß N-Chlortaurin(derivate) bei allen bisher geprüften Viren eine gute
virucide
Wirkung entfaltet, die sich auch auf Mikroorganismen, wie beispielsweise vom Typ der
Viroide
oder Prionen, erstreckt. Das Merkmal "virucide Wirkung" soll daher in diesem
Zusammenhang auch
eine Wirkung auf diese genannten Mikroorganismen bedeuten.
Ein Immunglobulin-G mit einem HSV-1-Virengehalt von 108 bis 109 PFU/ml wird mit 0,1
bzw. 1% N-Chlortaurin vermischt und bei Raumtemperatur jeweils 5, 15, 20, 30, 45 und 60
min inkubiert. Eine Bestimmung der PFU-Werte ergab in Abhängigkeit von den
Inkubationszeiten und N-Chlortaurin-Konzentrationen Reduktionsfaktoren von 0,9 bis 4,1.
Claims (11)
1. Verfahren zum Inaktivieren von Viren in Proteinlösungen durch Behandeln der
Proteinlösung mit viruciden Stoffen,
dadurch gekennzeichnet, daß
als virucider Stoff N-Chlortaurin oder ein Derivat des N-Chlortaurins eingesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Salz des N-Chlortaurins eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
das Na-Salz des N-Chlortaurins eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
Immunglobuline behandelt werden.
5. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Behandlung durch Einmischen des N-Chlortaurin(derivat)s in die Proteinlösung oder
durch Überleiten der Proteinlösung über an einen Träger gebundenes N-Chlortaurin(derivat)
erfolgt.
6. Verwendung von N-Chlortaurin zur Inaktivierung von Viren in Proteinlösungen.
7. Verwendung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Salz des N-Chlortaurins eingesetzt wird.
8. Verwendung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
das Na-Salz des N-Chlortaurins eingesetzt wird.
9. Verwendung nach den Ansprüchen zur Inaktivierung von Viren in Immunglobulinen.
10. Virus-inaktivierte Proteinlösungen, hergestellt nach dem
Verfahren der Ansprüche 1 bis 5.
11. Proteinlösung nach Anspruch 10, dadurch ge
kennzeichnet, daß als Proteinlösung Immun
globuline eingesetzt werden.
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---|---|
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-
1998
- 1998-04-10 DE DE1998116102 patent/DE19816102C1/de not_active Expired - Fee Related
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