DE19813614A1 - Bio-Zemente mit verbesserten Eigenschaften - Google Patents
Bio-Zemente mit verbesserten EigenschaftenInfo
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- A61L24/00—Surgical adhesives or cements; Adhesives for colostomy devices
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Abstract
Die Erfindung betrifft biologisch abbaubare Calciumphosphat-Zemente, insbesondere Mischungen aus calciumphosphathaltigen Pulvern unterschiedlicher stöchiometischer Zusammensetzung mit verbesserten Eigenschaften. Die erfindungsgemäßen Mischungen enthalten alle Tricalciumphosphat (TCP) und eine oder mehrere andere phosphathaltige anorganische Verbindungen in unterschiedlicher Zusammensetzung, wobei der TCP-Anteil in einem wohl definierten Partikelgrößenbereich vorliegt.
Description
Die Erfindung betrifft biologisch abbaubare Calciumphosphat-Zemente, insbesondere
Mischungen aus calciumphosphathaltigen Pulvern unterschiedlicher stöchiometrischer
Zusammensetzung mit verbesserten Eigenschaften. Die erfindungsgemäßen Mischun
gen enthalten alle Tricalciumphosphat (TCP) und eine oder mehrere andere phosphat
haltige anorganische Verbindungen in unterschiedlicher Zusammensetzung, wobei der
TCP-Anteil in einem wohl definierten Partikelgrößenbereich vorliegt.
Natürlich vorkommendes Knochenmaterial besteht aus Calciumphosphat von
Hydroxylapatit-Struktur. Die Zusammensetzung von Knochenmineralien entspricht
dabei allerdings nicht der idealen stöchiometrischen Zusammensetzung von kristalli
nem Hydroxylapatit (Ca10(PO4)6(OH)2), sondern weist in der Regel eine nicht
stöchiometrische Zusammensetzung auf, die durch den Einbau von anderen Anionen
wie Carbonat oder Hydrogenphosphat anstelle von Orthophosphat aber auch von an
deren Kationen wie Natrium, Kalium oder Magnesium anstelle von Calcium verur
sacht wird.
Biologisch abbaubare Calzium-Phosphat-Zemente (CaP) stoßen auf ein immer größe
res Interesse in der Traumatologie und der Orthopädie wegen der begrenzten Verfüg
barkeit an autogenem Knochen und der Problematik der Bioburden mit allogenem
Knochen. Ein Nachteil vieler verfügbaren auf Calzium und Phosphor basierenden
synthetischen Knochenersatzstoffe wird im wesentlichen darin gesehen, daß diese
nicht abbaubar sind.
Seit einigen Jahren ist man in der Lage, synthetisches Knochenmaterial auf Basis von
Hydroxylapatit-ahnlichen Calciumphophatverbindungen herzustellen, das aufgrund
seiner qualitativen und strukturellen Ähnlichkeit dem natürlichen Knochen sehr nahe
kommt. Damit können die bekannten Nachteile vermieden werden, die durch die Be
schaffung von natürlichem autogenen oder heterogenen Knochen entstehen können.
Ferner haben diese Materialien den Vorteil, daß sie mechanischen Belastungen prak
tisch genau so gut widerstehen wie der natürliche Knochen, was ihren Einsatz bei grö
ßeren Knochendefekten oder -frakturen nahelegt.
Die Hauptkomponenten dieser Materialen sind beispielsweise Tricalcium-phosphat
(TCP), Dicalciumphosphat (DCP) und Tetracalciumphosphat (TTCP), welche in An
wesenheit von Wasser zu Hydroxylapatit reagieren, dem Endprodukt der Zementbil
dungs-Reaktion. Da derartig gebildetes Hydroxylapatit in wäßriger Umgebung ent
standen ist, ähnelt es den biologischen Apatiten weit mehr als dem Hydroxylapatit,
welches bei hohen Temperaturen erzeugt wird. Daher sind derartige Zemente
osteotransduktiv und somit sehr gut zur Reparatur und Rekonstruktion von Knochen
geeignet. Sie werden schnell in Knochenstrukturen integriert und danach durch die
zelluläre Aktivität der Osteoblasten zu neuem Knochengewebe umgewandelt.
Im wesentlichen können je nach Bedingung in dem System Ca(OH)2 - H3PO4 - H2O
die folgenden Feststoffe auftreten:
Ca(H2PO4)2.H2O: (MCPM)
CaHPO4': (DCP)
CaHPO4.2 H2O: (DCPD)
Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O: (OCP)
Ca9(HPO4)(PO4)5OH: (CDA)
Ca10(PO4)6(OH)2': (PHA)
Ca3(PO4)2.H2O: (ACP)
Ca3(PO4)2: (α,β-TCP).
Ca(H2PO4)2.H2O: (MCPM)
CaHPO4': (DCP)
CaHPO4.2 H2O: (DCPD)
Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O: (OCP)
Ca9(HPO4)(PO4)5OH: (CDA)
Ca10(PO4)6(OH)2': (PHA)
Ca3(PO4)2.H2O: (ACP)
Ca3(PO4)2: (α,β-TCP).
Derartige Zemente sind beispielsweise bekannt aus der US 4,518,430, der
US 4,612,053, der US 4,678,355, der US 4,880,610, der US 5,053,212, der US 5,152,836,
der US 5,605,713, der EP 0416 761, der EP 0 543 765, der EP 0664 133 oder der
WO 96/36562.
Aus dem Stand der Technik ist ferner ein Zement bekannt, bestehend aus α-TCP und
β-TCP und einer geringen, als Kristallisationskeim dienende, Menge präzipitierten
Hydroxylapatit (PHA), dessen Abbindeverhalten untersucht worden ist (Jansen et. al.,
J Mat Sc: Mat Med 6 (1995) 653-657). Als allgemeine Reaktionsformel für die Um
setzung von α-TCP mit Wasser gilt:
3 α-Ca3(PO4)2 + H2O → Ca9(HPO4)(PO4)5OH,
für die Umsetzung mit Dicalciumphosphat (DCP):
2CaHPO4 + 2α-Ca3(PO4)2 + 5 H2O → Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O.
Die Aushärtung des zunächst pastösen Gemisches geschieht durch die Verzahnung der
beim Abbindevorgang präzipitierenden Kristalle des Calzium-defizienten-
Hydroxylapatits.
Die Eigenschaften der bekannten Hydroxylapatite bzw. Calciumphosphat-Zemente,
insbesondere ihre physiologische Akzeptanz, die geforderte Bioresorbierbarkeit und
Fähigkeit durch neu generiertes natürliches Knochengewebe, bzw. Stimulation des
Wachstums desselben ersetzt zu werden, sowie einige ihrer physikalischen Eigen
schaften, wie z. B. Kompressionsfestigkeit und Aushärtezeiten, hängen von dem mehr
oder weniger stark ausgeprägten Kristallisationsgrad, der Partikelgröße sowie der Po
rösität ab, die bei der Herstellung erzielt werden können.
So wurden beispielsweise durch Zusatz von CaHPO4, bzw. CaCO3, bzw. CaHPO4 zu
sammen mit CaCO3 zu einer Mischung aus α-TCP und β-TCP unterschiedliche Bio
zemente erhalten (Khairoun et. al., Biomaterials, 10 (1997) 1535-1539). Die nach dem
Aushärten erhaltene Kompressionsfestigkeit bestimmter Zusammensetzungen lag im
Bereich von 30 MPa und damit im Bereich des trabekulären humanen Knochens
(Driessens et. al., Bioceramics 10 (1997) 279-282), das Erreichen dieser hohen Kom
pressionsfestigkeitswerte dauerte jedoch trotz Einsatzes üblicher Aushärtungsbe
schleuniger 15 bis 30 Stunden, was jedoch für die Anwendung in der Traumatologie
und Orthopädie zum Zweck einer frühen Stabilität und Lastaufnahme zu lange dauert.
In diesen Fällen war das α,β-TCP Gemisch derart vermahlen, daß etwa 60% bis 70%
des Pulvers eine Partikelgröße unter 8 µm harte, und der Rest der Partikel eine Größe
unter etwa 35 µm besaß.
Somit besteht nach wie vor ein Interesse, Knochenzemente zu entwickeln, welche ent
sprechend den unterschiedlichen Anforderungen verschiedenartigste Eigenschaften
aufweisen. Die vorliegende Erfindung stellt solche Zemente mit besonderen Eigen
schaften zur Verfügung. Die der Erfindung zugrundeliegende Fragestellung war im
speziellen, ob durch Variation der Mahlung, bzw. der Partikelgröße eines
TCP-Gemisches zusammen mit Zumischungen anderer anorganischer Phosphatverbindun
gen neue Zemente mit verbesserten Eigenschaften erhalten werden können.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit eine Mischung von Pulvern, die zur
Herstellung von resorbierbaren Calciumphosphat-Zementen geeignet ist und neben
Tricalciumphosphat (TCP) mindestens eine weitere andere phosphathaltige anorgani
sche Verbindung enthält, die dadurch gekennzeichnet ist, daß die TCP-Teilchen fol
gende Partikelgrößenverteilung aufweisen:
30-90%: 0,1-40 µm und
10-70%: 40-300 µm.
30-90%: 0,1-40 µm und
10-70%: 40-300 µm.
Als erfindungswesentlich ist es anzusehen, daß ein bestimmter Anteil von Feinparti
keln (ca. 1-40 µm) und Feinstpartikeln (0,1-1 µm) neben einen bestimmten Anteil
von Grobpartikeln (40-300 µm) vorliegen muß.
Die erfindungsgemäßen Mischungen müssen immer TCP enthalten. TCP tritt haupt
sächlich in zwei unterschiedlichen Kristallmodifikationen α und β auf. Erfindungsge
mäß enthalten die Mischungen α-TCP, wobei bis zu 60% β-TCP beigemischt sein
können. Gegenstand der Erfindung ist somit eine Mischung, in welcher TCP zu 40 bis
100% in der α-Form (α-TCP) und zu 0 bis 60% in der β-Form vorliegt (β-TCP). Wenn
im vorausgegangenen oder im folgenden von TCP gesprochen wird, wird definitions
gemäß immer diese Mischung aus α- und β-TCP verstanden.
Gegenstand der Erfindung sind insbesondere solche Mischungen, bei denen 30 bis
70% der TCP-Partikel eine Partikelgröße zwischen von 0,1 bis 7 µm aufweisen.
Gegenstand der Erfindung sind ferner auch solche Mischungen, bei denen 10 bis 60%
der TCP-Partikel eine Partikelgröße zwischen von 40 bis 100 µm aufweisen.
Besonders bevorzugt sind entsprechende Mischungen, die folgende Partikelgrößen
verteilung der TCP-Partikel aufweisen:
30-50%: 1-7 µm
20-40%: 7-40 µm und
10-50%: 40-100 µm.
30-50%: 1-7 µm
20-40%: 7-40 µm und
10-50%: 40-100 µm.
Es wurde gefunden, daß nicht alleine die Teilchengröße der TCP-Partikel, bzw. ihre
Teilchengrößenverteilung einen vorteilhaften Einfluß ausüben, sondern daß auch die
Größe und Eigenschaft der restlichen phosphathaltigen Verbindungen in der Mischung
eine Rolle spielt. Mindestens 50% dieser Nicht-TCP-Partikel sollen erfindungsgemäß
eine Größe zwischen 10 und 100 µm aufweisen. Allgemein dürfen auch diese Teil
chen nicht zu fein aber auch nicht zu grob vermahlen sein. Der Anteil dieser Nicht-
TCP-Verbindungen an den erfindungsgemäßen Mischungen beträgt 1-85%, vor
zugsweise 5 bis 60%.
Geeignete Verbindungen, die zu TCP hinzugemischt werden können, sind generell
alle anorganischen Verbindungen die Calcium und Phosphat enthalten. Besonders ge
eignete Verbindungen sind in der EP 543 765 offenbart. Bevorzugt werden die Ver
bindungen, die aus der folgenden Gruppe ausgewählt werden:
Ca(H2PO4)2.H2O, CaHPO4, CaHPO4.2 H2O, Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O, Ca9(HPO4)(PO4)5OH, Ca10(PO4)6(OH)2, carbonat-haltigem Apatit, CaCO3, Ca(OH)2, MgHPO4.3 H2O, Mg3(PO4)2, CaNaPO4, Ca11Na(PO4)2, CaKPO4, Ca2PO4Cl, Ca2NaK(PO4)2, Ca10(PO4)6Cl2, ZnHPO4.4 H2O und Zn3(PO4)2,
insbesondere aus der Gruppe:
Ca(H2PO4)2.H2O, CaHPO4, CaHPO4.2 H2O, Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O, Ca9(HPO4)(PO4)5OH, Ca10(PO4)6(OH)2, carbonat-haltigem Apatit, CaCO3, Ca(OH)2, MgHPO4.3 H2O, Mg3(PO4)2, CaNaPO4, Ca11Na(PO4)2, CaKPO4, Ca2PO4Cl, Ca2NaK(PO4)2, Ca10(PO4)6Cl2, ZnHPO4.4 H2O und Zn3(PO4)2,
insbesondere aus der Gruppe:
Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O, Ca10(PO4)6(OH)2, CaHPO4 und CaCO3.
Zusammenfassend sind die Mischungen mit der folgenden Zusammensetzung beson
ders geeignet:
- (i) TCP: 90-99%; Ca10(PO4)6(OH)2: 1-10%;
- (ii) TCP: 90-99%; Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O: 1-10%;
- (iii) TCP: 70-99%; Ca10(PO4)6(OH)2: 1-10%; CaCO3: 10-20%;
- (iv) TCP: 70-99%; Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O: 1-10%, CaCO3: 10-20%;
- (v) TCP: 40-99%; Ca10(PO4)6(OH)2: 1-10%; CaHPO4: 1-50%;
- (vi) TCP: 40-99%; Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O: 1-10%, CaHPO4: 1-50%;
- (vi) TCP: 20-99%; Ca10(PO4)6(OH)2: 1-10%; CaHPO4: 1-50%, CaCO3: 1-20%;
- (vii) TCP: 20-99%; Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O: 1-10%, CaHPO4: 1-50 CaCO3: 1-20%.
Die Mischungen gemäß der vorliegenden Erfindung können, falls gewünscht, auch
bekannte Aushärtungsbeschleuniger enthalten. Bevorzugt ist hierbei Dinatriumhydro
genphosphat.
Die Implantation von Biomaterialien in den menschlichen oder tierischen Körper be
inhaltet immer das Risiko der Besiedlung dieser unbelebten Materialien mit Keimen,
weil diese Materialien zunächst keine Gefäßversorgung haben und damit vom Immun
system nicht geschützt werden können. Deshalb ist es wünschenswert, den Biomate
rialien zu ihrem eigenen temporären Schutz vor Keimbesiedlung Antibiotika z. B. aus
der Aminoglycosidreihe wie Gentamicin, oder Cefazolin, Clindamycin-palmitat, ins
besondere Clindamycin-phosphat oder Desinfektionsmittel zuzusetzen um eine Keim
besiedlung während der Implantation zu vermeiden. Daraus resultiert die nächste Auf
gabenstellung, zu demonstrieren, daß Antibiotika/Desinfektiva in die Zemente nicht
nur eingemischt, sondern daraus auch eluiert werden. Ferner sollen durch das Einmi
schen von Antibiotika/Desinfektiva die mechanischen Eigenschaften wie auch die
Verarbeitungseigenschaften der Zemente, beispielsweise im Hinblick auf die Aushär
tezeiten, entsprechend der beabsichtigten Anwendung, nicht nachteilig beeinflußt
werden. Als Desinfektiva sind Acridine, insbesondere Biguanide wie Chlorhexidin
und hier wiederum insbesondere Polyhexanidum (Lavasept®) geeignet. Ferner kann
durch die Einmischung und progrediente Freisetzung von Antibiotika und/oder Desin
fektionsmitteln aus resorbierbaren Calzium-Phosphat-Zementen, dieses Biomaterial,
nach chirurgischem Debridement, in infektionsgefährdete Gebiete implantiert werden.
Desweiteren wird die Behandlung der Osteomyelitis die durch chronische Infektion
und Knochennekrose gekennzeichnet ist, erleichtert weil die Osteomyelitis mögli
cherweise durch eine einzeitige Operation saniert werden kann.
Ferner ist es wünschenswert in resorbierbare Biozemente weitere pharmazeutische
Wirkstoffe beizumischen, welche die verschiedensten Wirkungen besitzen, z. B. die
zelluläre Aktivität des den Zement umgebenden Knochens erhöhen, im Sinne einer
gesteigerten Resorption des Zementes und Ersatz dessen durch körpereigenen Kno
chen bzw. Bildung eines Komposites aus körpereigenem Knochen und nicht resorbier
ten Anteilen des Zementes oder Wirkstoffe im Sinne von Chemotherapeutika, welche
die Auslockerung einer stabilisierenden Zementplombe nach Tumorresektion durch in
der Nähe verbliebene Tumorzellen verhindern.
Beispiele solcher geeigneten pharmazeutischen Wirkstoffe sind Wachstumsfaktoren,
wie FGF (Fibroblast Growth Factor), BMP (Bone Morphogenetic Protein) oder TGF-β
(Tissue Growth Factor) oder andere Wirkstoffe wie Prostaglandine oder Stoffe, die
den Prostaglandinstoffwechsel beeinflussen, Wirkstoffe, die mit dem Stoffwechsel der
Schilddrüsen oder Nebenschilddrüsen interagieren oder auch Chemotherapeutika, wie
z. B. Metothrexat.
Es hat sich nun gezeigt, daß die Beimischung solcher Substanzen zu entsprechenden
ausgehärteten Biozementen führt, die aufgrund ihrer Struktur in der Lage sind, diese
Wirkstoffe innerhalb von einigen oder mehreren Tagen nach der Implantierung in die
Umgebung abzugeben.
Gegenstand der Erfindung sind somit auch Mischungen, die zusätzlich einen oder
mehrere pharmazeutische Wirkstoffe oder ein oder mehrere Desinfektionsmittel ent
halten.
Zum Implantieren oder Injizieren müssen die erfindungsgemäßen Mischungen mit ei
ner wäßrigen Flüssigkeit vermischt werden, damit es entsprechend der anfangs ge
nannten Reaktionsgleichung zur Abbindung bzw. Bildung von Apatitstrukturen oder
apatitähnlicher Massen kommt. Dadurch werden nach der Anmischung der Pulver
gemische mit den wäßrigen Flüssigkeiten vorteilhafte Eigenschaften erhalten. Diese
Eigenschaften sind dadurch charakterisiert, daß die nach der Anmischung von fester
und flüssiger Phase erhaltene Paste in temperaturabhängiger Weise bestimmte Verar
beitungsmöglichkeiten wie Modellierung und Injizierbarkeit in bestimmten Zeitinter
vallen ermöglicht. Als wäßrige Flüssigkeiten kommen z. B. physiologische Kochsalz
lösung, Körperflüssigkeiten, wie Blut oder Serum, oder wäßrige Puffer in Frage.
Prinzipiell können die Zusatzstoffe, wie pharmakologische Wirkstoffe oder Aushär
tungsbeschleuniger nicht nur dem TCP-Pulver beigemischt werden, sondern können
auch in wäßriger Lösung dem anzurührenden Biozement zugesetzt werden. Dieser
liegt danach als säinige Suspension oder Paste vor und kann leicht in die vorgesehenen
Orte oder defekten Knochenstrukturen eingebracht werden.
Somit ist auch Gegenstand der Erfindung eine entsprechende Mischung in Form einer
wäßrigen Lösung, Paste oder Suspension sowie ihre Verwendung zur Herstellung von
biologisch abbaubaren implantierbaren synthetischen Knochenmaterialien.
Die erfindungsgemäßen angerührten und abbindenden Mischungen zeichnen sich ins
besondere durch eine angestrebte Kompressionsfestigkeit von 30 MPa und mehr aus,
die je nach Zusammensetzung der erfindungsgemäßen Mischung bereits nach sehr
kurzen Aushärtungszeiten zwischen zwei und zehn, vorzugsweise zwischen drei und
sechs Stunden erreicht wird, während im Stande Technik bei Mischungen mit leicht
veränderter Zusammensetzung Aushärtungszeiten von 15 bis 30 Stunden die Regel
sind und die Festigkeit nur wenig über 30 MPa hinausgeht. Innerhalb dieser längeren
Aushärtungszeiten können bei den erfindungsgemäßen Mischungen sogar Kompressi
onsfestigkeiten von 40 bis 50 MPa erreicht werden.
Im folgenden sind die Abbildungen kurz erläutert.
Fig. 1 Antibiotika-Elution aus Biozement D
Ansätze:
Ansätze:
- I. 1 g Zement + 0,7 ml Refobacin 120; davon 0,7 g/20 ml Puffer (= 20 mg)
- II. 1 ml Med. 5-Agar + 0,7 ml Refobacin 120/20 ml Puffer
- III. 1 g Zement + 0,7 ml Cefazolin 60 mg/ml, davon 1,04 g/20 ml Puffer (= 25,7 mg)
- IV. 1 g Zement + 0,7 ml Netilmycin 60 mg/ml, 1,15 g/20 ml Puffer (= 28.4 mg)
- V. 1 g Zement + 0,7 ml Clind.-phosph. 60 mg/ml, 0,99 g/20 ml Puffer (= 24,5 mg) Elution in 1/15M Phosphat-Puffer, pH 7,4, 37°C.
Die Absätze I bis V entsprechen den identisch bezeichneten Kurven in der Abbildung.
Die Nummern der Mischungen entsprechen den identisch bezeichneten Kurven.
α-TCP wurde hergestellt durch einen Brennvorgang bei 1350°C über 4 Stunden und
anschließendem Abkühlen bei Raumluft, einer 2 : 1 molaren Mischung aus CaHPO4
und CaCO3. Das erhaltene Reaktat enthielt weniger als 10% β-TCP.
Das α-TCP wurde so gemahlen, gesiebt und gemischt, daß etwa 50% eine Partikel
größe zwischen 0,1 und 7 µm hatte, etwa 25% zwischen 7 und 25 µm und weitere 25%
zwischen 25 und 80 µm. Das OCP wurde nach der Methode von LeGeros (Calzif. Tiss.
Im. 37 (1985) 194-197) hergestellt.
Die Eigenschaften folgender Zementmischungen werden beispielhaft demonstriert:
Dabei bedeuten im folgenden:
Biozement H: Mischung aus α-TCP und PHA
Biozement F: Mischung aus α-TCP, DCP und PHA
Biozement D: Mischung aus α-TCP, DCP, CaCO3 und PHA
Biozement H-OCP: Mischung aus α-TCP und OCP
Biozement F-OCP: Mischung aus α-TCP, DCP und OCP
Biozement D-OCP: Mischung aus α-TCP, DCP, CaCO3und OCP.
Dabei bedeuten im folgenden:
Biozement H: Mischung aus α-TCP und PHA
Biozement F: Mischung aus α-TCP, DCP und PHA
Biozement D: Mischung aus α-TCP, DCP, CaCO3 und PHA
Biozement H-OCP: Mischung aus α-TCP und OCP
Biozement F-OCP: Mischung aus α-TCP, DCP und OCP
Biozement D-OCP: Mischung aus α-TCP, DCP, CaCO3und OCP.
Die Zahlenangaben der Mischungsverhältnisse sind in Gramm. Die zum Anmischen
der Pulver benutzte Flüssigkeit ist eine 4% Lösung von Na2HPO4 in Wasser. Das
Flüssigkeits/Pulververhältnis beträgt 0,30 ml/g Pulver.
Die beginnende (initiale) Aushärtung (ti) und die Zeit bis zur Erreichung der Endhärte
(tf) wurden bei Raumtemperatur (20 ± 1°C) und bei 37 ± 1°C nach ASTM-Norm mittels
Gilmoore-Nadeln bestimmt.
Die Bestimmung der Kompressionsfestigkeit erfolgte mit einer Materialprüfmaschine
Lloyd Typ LR50K nach 1, 2, 4, 18 und 65 Stunden Immersion in Ringer-Lösung.
Mittels Röntgendiffraktometrie wurde das Reaktat bestimmt.
In die erhaltenen Zemente wurden Antibiotika/Desinfektiva in flüssiger Zubereitung
sowie als Feststoff eingemischt und das Freisetzungsverhalten bestimmt. Als Elutions
lösung wurde ein Phosphatpuffer nach Sörensen, pH 7,4 bei 37°C verwendet.
Mischungen aus Zementen mit Antibiotika/Desinfektiva wurden auf ihre Aushärteei
genschaften in Anlehnung an ASTM-Normen bestimmt.
Die Röntgendiffraktometrie ergab, daß CaHPO4 in den Zementen F-OCP und
D-OCP nicht mitreagierte und trotz Zugabe von OCP als Kristallisationskeim sich ein
Calzium-defizienter-Hydroxylapatit bildete.
Die Ergebnisse zeigen, daß die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabenstellung
gelöst ist. Die initiale und finale Aushärtezeit wird durch Zugabe von OCP und von
pHA im Vergleich zum α-TCP (mit 10% β-TCP Anteil) verkürzt. Die Verschiebung
der Aushärtekinetik hin zu kürzeren Zeiten ist insbesondere ausgeprägt bei niedriger
Temperatur wohingegen bei Körpertemperatur der Effekt nur sehr gering in Erschei
nung tritt. Dies ist besonders vorteilhaft für die Verarbeitungseigenschaften des erhal
tenen Zementes, weil bei Raumtemperatur eine ausreichend lange Verarbeitungszeit
gewährleistet wird, wohingegen die Aushärtung bei Körpertemperatur nicht zu kurz
wird und somit der eingebrächte Zement noch modelliert werden kann. Aus den Daten
zur Kompressionsfestigkeit der hier beispielhaft demonstrierten Biozemente ist er
sichtlich, daß die Endfestigkeit bei den im allgemeinen nach 6 Stunden erreicht wird
und daß die Biozemente D bzw. D-OCP Festigkeiten von bis zu 50 MPa erreichen.
Auch die nächste, der Erfindung zugrundeliegende, Aufgabenstellung, nämlich die
Einmischung und progrediente Freisetzung von Wirkstoffen aus den Zementen, bei
spielsweise eines Antibiotikums zum Implantatschutz bzw. zur Infektionsbekämpfung,
wird im folgenden als gelöst demonstriert.
Die Freisetzungskinetiken des beispielhaft ausgewählten Biozement D mit verschie
denen Antibiotika sowie die Freisetzungskinetiken verschiedener Biozemente mit
Gentamicin gezeigt werden in den Abb. 1 und 2 gezeigt.
Durch die Eininischungen von Antibiotika/Desinfektiva wird die Aushärtekinetik bzw.
die Festigkeit nicht nachteilig in Relation zum erwünschten Effekt der Antibiotikafrei
setzung beeinflußt. Als Beispiel sind die Ergebnisse der Verwendung von Biozement
H, F und D mit Gentamicinsulfat-Pulver bei einem Flüssigkeits-Pulver-Verhältnis von
0,30 unter Verwendung von Na2HPO4 bzw. Gentamicinsulfat-Lösung als Flüssigkeit
bei 37°C gezeigt. Die angegebenen Festigkeitswerte wurden nach 20 Stunden ermit
telt. Die Werte ti und tf sind in Minuten gemessen und beziehen sich auf die Messun
gen mit der Gilmoore-Nadel. Die Messung der Cohesionszeit (CT) erfolgte bei
Raumtemperatur und ist in Minuten angegeben.
Claims (16)
1. Mischung von Pulvern geeignet zur Herstellung von resorbierbaren Calciumphos
phat-Zementen, enthaltend Tricalciumphosphat (TCP) und mindestens einer weite
ren anderen phosphathaltigen anorganischen Verbindung, dadurch gekennzeichnet,
daß die TCP-Teilchen folgende Partikelgrößenverteilung aufweisen:
30-90%: 0,1-40 µm und
10-70%: 40- 300 µm.
30-90%: 0,1-40 µm und
10-70%: 40- 300 µm.
2. Mischung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß 30-70% der
TCP-Teilchen eine Partikelgröße zwischen 0,1 und 7 µm aufweisen.
3. Mischung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens 10-60% der
TCP-Teilchen eine Partikelgröße zwischen 40 und 100 µm aufweisen.
4. Mischung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die TCP-Teilchen fol
gende Partikelgrößenverteilung aufweisen:
30-50%: 1-7 µm
20-40%: 7-40 µm und
10-50%: 40-100 µm.
30-50%: 1-7 µm
20-40%: 7-40 µm und
10-50%: 40-100 µm.
5. Mischung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß minde
stens 50% der restlichen Teilchen eine Partikelgröße zwischen 10 und 100 µm
aufweisen.
6. Mischung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß TCP zu
40 bis 100% in der α-Form (α-TCP) und zu 0 bis 60% in der β-Form vorliegt
(β-TCP).
7. Mischung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der
Anteil der besagten anderen phosphathaltigen Verbindungen 1 bis 85% an der Ge
samtmischung beträgt.
8. Mischung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß minde
stens eine andere phosphathaltige Verbindungen ausgewählt wurde aus der Gruppe:
Ca(H2PO4)2.H2O, CaHPO4, CaHPO4. 2H2O, Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O, Ca9(HPO4)(PO4)5OH, Ca10(PO4)6(OH)2, carbonat-haltigem Apatit, CaCO3, Ca(OH)2, MgHPO4.3 H2O, Mg3(PO4)2, CaNaPO4, Ca11Na(PO4)2, CaKPO4, Ca2PO4Cl, Ca2NaK(PO4)2, Ca10(PO4)6Cl2, ZnHPO4.4 H2O und Zn3(PO4)2.
Ca(H2PO4)2.H2O, CaHPO4, CaHPO4. 2H2O, Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O, Ca9(HPO4)(PO4)5OH, Ca10(PO4)6(OH)2, carbonat-haltigem Apatit, CaCO3, Ca(OH)2, MgHPO4.3 H2O, Mg3(PO4)2, CaNaPO4, Ca11Na(PO4)2, CaKPO4, Ca2PO4Cl, Ca2NaK(PO4)2, Ca10(PO4)6Cl2, ZnHPO4.4 H2O und Zn3(PO4)2.
9. Mischung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine andere
phosphathaltige Verbindungen ausgewählt wurde aus der Gruppe:
Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O, Ca1 0(PO4)6(OH)2, CaHPO4 und CaCO3.
Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O, Ca1 0(PO4)6(OH)2, CaHPO4 und CaCO3.
10. Mischung nach Anspruch 9 in einer Gesamtzusammensetzung ausgewählt aus der
folgenden Gruppe:
- (i) TCP: 90-99%; Ca10(PO4)6(OH)2: 1-10%;
- (ii) TCP: 90-99%; Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O: 1-10%;
- (iii) TCP: 70-99%; Ca10(PO4)6(OH)2: 1-10%; CaCO3: 10-20%;
- (iv) TCP: 70-99%; Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O: 1-10%, CaCO3: 10-20%;
- (v) TCP: 40-99%; Ca10(PO4)6(OH)2: 1-10%; CaHPO4: 1-50%;
- (vi) TCP: 40-99%; Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O: 1-10%, CaHPO4: 1-50%;
- (vi) TCP: 20-99%; Ca10(PO4)6(OH)2: 1-10%; CaHPO4: 1-50%, CaCO3: 1-20%;
- (vii) TCP: 20-99%; Ca8(HPO4)2(PO4)4.5 H2O: 1-10%, CaHPO4: 1-50 CaCO3: 1-20%.
11. Mischung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß sie zu
sätzlich einen Abindungsbeschleuniger enthält.
12. Mischung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß sie zu
sätzlich einen pharmazeutischen Wirkstoff enthält.
13. Mischung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß sie ein Antibiotikum
oder eine Desinfektionsmittel enthält.
14. Mischung nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß sie in
Form einer wäßrigen Lösung, Suspension oder Paste vorliegt.
15. Biologisch abbaubares Implantat, hergestellt aus einer ausgehärteten Mischung
gemäß des Anspruches 14.
16. Verwendung einer Mischung nach Anspruch 14 zur Herstellung von biologisch ab
baubaren implantierbaren synthetischer Knochenmaterialien.
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