Die Erfindung befaßt sich mit einem Mehrfachwerkzeug für
Stanzvorrichtungen mit einem in einer Aufnahme drehfest
sitzenden, in Stanzrichtung geführten Treiberelement, zwi
schen dessen Treiberkopf und der Aufnahme eine Rückstellfe
der vorgesehen ist, einem exzentrisch am Treiberelement an
geordneten Treiberbolzen, der mit jeweils einem von mehre
ren Stanzstempeln zusammenwirkt, die in einem relativ zur
Aufnahme drehbaren Führungselement ringförmig in Stanzrich
tung geführt angeordnet sind, und einer Rückholplatte, die
in axialer Richtung unbeweglich mit dem Treiberelement und
in Drehrichtung unbeweglich mit dem Führungselement verbun
den ist, wobei durch die Rückholplatte eine Mitnahme der
Stanzstempel aus der Stanzstellung in die Ruhestellung er
folgt.
Derartige Mehrfachwerkzeuge, die beispielsweise mit acht
verschiedenen Stempelwerkzeugen versehen sind, werden z. B.
in einer Rotationsstation von Stanzvorrichtungen einge
setzt, in denen der jeweils für den nächsten Bearbeitungs
schritt benötigte Stanzstempel mit Hilfe eines von außen in
eine Nut in dem Führungselement eingreifenden Keils in die
Position unter dem Treiberbolzen gedreht wird. Bei entspre
chender Werkzeugbestückung können mit derartigen Werkzeugen
neben Stanzvorgängen auch Nippelvorgänge durchgeführt wer
den. Die Hubzahlen im Betrieb erreichen ohne weiteres 400
Hübe pro Minute, wobei in der Zeit zwischen zwei Hüben das
Verdrehen des Führungselements bezüglich der Aufnahme
stattfindet. Ein solches Mehrfachwerkzeug ist aus der Serie
51 der Firma Finn-Power bekannt.
Ein weiteres Mehrfachwerk
zeug, das von dem eingangs beschriebenen durch einen dreh
baren Stanzstempel und einen Rückholmechanismus ohne Rück
holplatte abweicht, ist in der EP 0 579 217 A1 beschrieben.
Bei den bisher bekannten Mehrfachwerkzeugen hat es sich als
problematisch herausgestellt, daß die an der Rückholplatte
hängenden Stanzstempel infolge ihres Eigengewichts nach un
ten fallen können, wenn der Treiberbolzen den ausgewählten
Stanzstempel nach unten treibt und dabei die Rückholplatte
mitgenommen wird. Da die Führungen der Stanzstempel im Füh
rungselement nach unten offen sind, kann es vorkommen, daß
die herausfallenden freien Stanzstempel mit ihren geschlif
fenen Kanten die Oberfläche eines zu bearbeitenden Werk
stückes an einer später sichtbaren Stelle beschädigen. Dies
fällt insbesondere bei polierten oder bereits mit einem
Überzug oder einer Beschichtung versehenen Werkstücken op
tisch sehr störend auf.
Ein weiteres Problem bei bekannten Werkzeugen besteht dar
in, daß ein freier Stempel, der sich infolge seines Eigen
gewichts nach unten verlagert hat, beim Wiederanheben des
Treiberelements von der Rückholplatte schlagartig nach oben
gerissen wird. Dabei kann es vorkommen, daß aufgrund der
hohen Hubgeschwindigkeit der betreffende Stanzstempel über
seine Ruhestellung hinaus gestoßen wird. Um zu vermeiden,
daß ein derartig verlagerter Stanzstempel bei dem einem
Stanzhub unmittelbar folgenden Verdrehen des Führungsele
ments seitlich gegen den Treiberbolzen gefahren wird, was
zu einer erheblichen Beschädigung oder gar Zerstörung des
Werkzeuges führen würde, ist es bei bekannten Werkzeugen
unerläßlich, oberhalb der Stanzstempel eine Scheibe vorzu
sehen, die eine Verlagerung der Stanzstempel über die Ruhe
stellung hinaus verhindert. Im Bereich des Treiberbolzens
verfügt die Scheibe über eine Aussparung, die das Zusammen
wirken zwischen dem Treiberbolzen und dem jeweils ausge
wählten Stanzstempel ermöglicht.
Die Aufgabe der Erfindung besteht ausgehend vom eingangs genannten Stand der Technik darin, ein Mehrfachwerk
zeug für Stanzvorrichtungen zu schaffen, bei welchem ein
unbeabsichtigtes Herausbewegen freier Stanzstempel auf das
Werkstück während eines Stanzhubes vermieden wird.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß zwi
schen den Stanzstempeln und ihren Führungen im Führungsele
ment Halteelemente vorgesehen sind, mit Hilfe derer eine
axiale Haltekraft zwischen den Stanzstempeln und den Führungen
aufbringbar ist, die größer als die Gewichtskraft der
Stanzstempel ist, wobei die Haltekraft der Halteelemente
durch die bei der Stanz- und Rückstellbewegung wirkenden
Kräfte überwindbar ist.
Da die freien Stanzstempel bei der Betätigung des ausge
wählten Stanzstempels im wesentlichen frei von Kräften
sind, genügen vergleichsweise schwach dimensionierte Halte
elemente, die lediglich mit ausreichender Sicherheit die
statische Gewichtskraft der Stanzstempel auffangen müssen.
Damit verhindern sie ein Herausgleiten der Stanzstempel
nach unten und das eventuelle Beschädigen einer empfindli
chen Werkstückoberfläche.
Weil die nicht im Einsatz befindlichen Stanzstempel ihre
Ruhelage nicht mehr verlassen, besteht auch beim Wiederan
heben der Rückholplatte durch das zwischen Aufnahme und
Treiberkopf wirkende Federelement nicht die Gefahr, daß sie
über ihre Ruhestellung hinaus bewegt werden. Eine Fang
scheibe, wie sie bei bisherigen Werkzeugen unerläßlich ist,
kann daher grundsätzlich entfallen oder ist nur noch für
den Fall zweckdienlich, daß es infolge eines Versagens ei
nes Halteelements doch zu einer ungewünschten Verlagerung
eines Stanzstempels kommt.
Für die Halteelemente sind verschiedene Ausführungsformen
denkbar. Eine erste Alternative sieht vor, daß als Halte
elemente an den Stanzstempeln oder ihren Führungen Rastele
mente vorgesehen sind, die in Ruhestellung einen Formschluß
zwischen den Stanzstempeln und ihren Führungen herstellen
und bei einer Stanzbewegung der Stanzstempel radial ausweichen. Als
Rastelemente kommen Kugeln oder Elemente mit einer Schräg
fläche in Frage, die in Ruhestellung unter der Last einer
Feder in Vertiefungen in den Stanzstempeln oder ihren Füh
rungen ruhen. Als Rastelemente können auch Sprengringe vor
gesehen sein, die mit einer Schrägfläche an den Stanzstem
peln oder den Führungen zusammenwirken und unter dem Stanz
hub eines Stanzstempels aufweitbar oder komprimierbar sind.
Rastelemente haben den Vorteil, daß sich ihre Haltekraft
rechnerisch sehr exakt bestimmen und in der Praxis sehr ge
nau einhalten läßt. Dem steht ein erhöhter konstruktiver
Aufwand gegenüber, da einerseits die konstruktiv aufwendi
gen Rastelemente und andererseits die Vertiefungen an den
Stanzstempeln oder ihren Führungen angebracht werden müs
sen.
Eine erste Alternative zu den Rastelementen bilden Reibele
mente, die als Halteelemente an den Stanzstempeln oder de
ren Führungen vorgesehen sind. Reibelemente sind vom kon
struktiven Aufwand her einfacher als Rastelemente und er
lauben es beispielsweise, erfindungsgemäße Stanzstempel in
konstruktiv unveränderten herkömmlichen Mehrfachwerkzeugen
einzusetzen, die im Bereich ihres Schaftes über wenigstens
ein Reibelement verfügen, das zur Anlage an der glatten
Führung elastisch über den Passungsdurchmesser hinausragt.
Als Reibelemente kommen O-Ringe, Sprengringe oder radial
federbelastete Reibkörper in Frage, die an den Stanzstem
peln oder deren Führungen angeordnet sein können. Die ra
diale Anlagekraft der Reibelemente an dem gegenüberliegen
den Körper sorgt für eine ausreichende Kraftaufnahme in
axialer Richtung, um die Gewichtskraft des jeweiligen
Stanzstempels aufzufangen. Reibkörper aus weicheren Materia
lien als Metall sind zu bevorzugen, um eine Beschädigung
der Gleitfläche im langfristigen Betrieb zu vermeiden.
Eine dritte Alternative für die Halteelemente sind Rückhal
tefedern, die zwischen Köpfen der Stanzstempel und der
Rückholplatte oder zwischen im Schneidenbereich an dem
Führungselement vorgesehenen Niederhaltern oder Abstreifern und den Stanz
stempeln vorgesehen sind.
Federelemente verlangen zwar nach einem höheren Aufwand bei
der Montage, unterliegen jedoch auf der anderen Seite im
Betrieb nur einem vergleichsweise geringen Verschleiß.
Nachfolgend wird anhand der beigefügten Zeichnung näher auf
ein Ausführungsbeispiel der Erfindung eingegangen.
Die Abbildung zeigt ein Mehrfachwerkzeug 10 und einen zuge
hörigen Matrizenhalter 12, der jedoch für die zu beschrei
bende Neuerung ohne Bedeutung ist.
Das Mehrfachwerkzeug 10 besitzt ein Treiberelement 14 mit
einem aufgeschraubten Treiberkopf 16, das drehfest in einer
Aufnahme 18 sitzt und von dieser in Stanzrichtung geführt
ist. Zwischen dem Treiberkopf 16 und der Aufnahme 18 ist
ein Tellerfederpaket 20 angeordnet, das das Treiberelement
14 in die Ruhestellung mitnimmt, die durch die Anlage einer
ringförmigen Erweiterung 22 des Treiberelements 14 an der
Unterseite der Aufnahme 18 definiert ist. Die Verdrehsiche
rung zwischen dem Treiberelement 14 und der Aufnahme 18 be
steht aus einem in dem Treiberelement 14 sitzenden Zylin
derbolzen 24, der in eine Längsnut 26 in der Innenumfangs
fläche der Aufnahme 18 eingreift.
In der ringförmigen Erweiterung 22 ist an einer Stelle eine
Aufnahmeöffnung 28 vorgesehen, die einen Treiberbolzen 30
aufnimmt. Der Treiberbolzen 30 stellt das eigentliche Trei
berelement dar, welches das zu betätigende Stempelwerkzeug
nach unten treibt.
Die Einheit aus Treiberelement 14, Aufnahme 18 und Treiber
bolzen 30 sitzt in einem relativ zu ihr drehbaren Führungs
element 32, das über eine seitliche Längsnut 34 verfügt, in
die zum Verdrehen des Führungselements ein nicht darge
stellter Keil einführbar ist. Das Führungselement 32 ver
fügt über acht ringförmig angeordnete Führungsbohrungen 36,
in welchen Stanzstempel 38 geführt sind. Die Stanzstempel
sind im gleichen Radius zur Zentrumsachse des Mehrfachwerk
zeuges 10 angeordnet, wie die Aufnahmeöffnung 28 für den
Treiberbolzen 30, so daß dieser mit dem jeweils in die Po
sition unter ihm gedrehten Stanzstempel 38 zusammenwirken
kann.
Die Stanzstempel 38 verfügen jeweils über einen Stempelkopf
40, der einen etwas größeren Durchmesser als der Schaft der
Stanzstempel 38 besitzt, wobei die Stanzstempel 38 mit dem
entstehenden Absatz 42 auf den Lochrändern von Durchgangs
bohrungen 44 in einer Rückholplatte 46 ruhen. Die Rückhol
platte 46 ist zwischen dem Treiberelement 14 und einem mit
diesem verschraubten Zentrierelement 48 angeordnet und be
wegt sich dementsprechend in axialer Richtung gemeinsam mit
Treiberelement 14. Die Aufgabe der Rückholplatte 46 besteht
darin, den jeweils durch den Treiberbolzen 30 betätigten
Stanzstempel 38 aus der Stanzstellung in die Ruhestellung
mitzunehmen, wenn das Treiberelement 14 durch das Tellerfe
derpaket 20 in seine Ruhestellung bewegt wird. Ein Axialsi
cherungsring 50 an dem Zentrierelement 48 sorgt dafür, daß
das Führungselement 32 gemeinsam mit den Stanzstempeln 38,
dem Zentrierelement 48 und der Rückholplatte 46 nach dem
Lösen einer Befestigungsschraube 52 von der Einheit aus
Treiberelement 14 und Aufnahme 18 trennbar ist. Federele
mente 54 dienen dazu, die Einheit aus Rückholplatte 46 und
Zentrierelement 48 auch dann in der Ruhestellung zu halten,
wenn das Treiberelement 14 und die Aufnahme 18 entfernt
sind und folglich kann das Tellerfederpaket 12 das Zen
trierelement 48 nicht gegen einen Absatz 56 an dem Füh
rungselement 32 ziehen.
Die Stanzstempel 38 verfügen im Bereich ihrer geführten
Schaftflächen über Umfangsnuten 58 mit gekrümmten oder
schräg stehenden Flanken, die mit Sprengringen 60 zusammen
wirken, die in Umfangsnuten 62 in den Führungsbohrungen 36
angeordnet sind. Die Umfangsnuten 62 in den Führungsbohrun
gen 36 besitzen dabei einen radial erweiterten Durchmesser.
Alternativ könnten auch O-Ringe in den Umfangsnuten 58 sit
zen und teilweise in die Umfangsnuten 62 eingreifen.
Unterhalb der Stanzstempel 38 sind Abstreifer 64 vorgese
hen, die in üblicher Funktion bei der dargestellten Ausfüh
rungsform keine Besonderheiten aufweisen.
Die Sprengringe 60 sind so beschaffen, daß sie sich in der
abgebildeten Ruhestellung in die Umfangsnut 58 in der
Schaftoberfläche der Stanzstempel 38 legen und daher in der
Lage sind, bis zu einem gewissen Umfang Axialkräfte zwi
schen den Stanzstempeln 38 und dem Führungselement 14 zu
übertragen. Hierdurch wird das Eigengewicht der Stanzstem
pel aufgefangen, so daß freie Stanzstempel 38, die nicht
unter dem Einfluß des Treiberbolzens 30 stehen, während ei
nes Stanzhubes unverändert in ihrer Ruhestellung gehalten
werden. Ein Herausfallen der betreffenden Stanzstempel aus
ihren Führungen nach unten wird zuverlässig vermieden und
eine Beschädigung des darunterliegenden Werkstückes ausge
schlossen.
Im Bereich des betätigten Stanzstempels 38, der unterhalb
des Treiberbolzens 30 liegt, wird der Sprengring 60 durch
die Schrägflächen der Umfangsnut 58 unter der Einwirkung
des Stanzhubes aufgeweitet und nach außen in die radial er
weiterte Umfangsnut 62 gedrängt. Anschließend kann der
Stanzstempel 38 problemlos nach unten getrieben werden, oh
ne daß der Sprengring 60 dieser Bewegung noch einen nen
nenswerten Widerstand entgegensetzen würde.
Während der Rückholbewegung nimmt die Rückholplatte 46 den
betätigten Stanzstempel 38 mit zurück in die Ruhestellung,
in welcher der zuvor vorgespannte Sprengring 60 wieder in
die Umfangsnut 58 einschnappt.
Statt des beschriebenen Sprengrings 60 als Rastelement sind
auch andere Halteelemente zwischen den Führungsbohrungen 36
und den Stanzstempeln 38 denkbar. Neben Reibelementen, z.
B. O-Ringe, die entweder an den Stanzstempeln 38 angeordnet
sind und auf die Innenflächen der Führungsbohrungen 36 wir
ken oder umgekehrt, sind auch Federelemente denkbar, die
zwischen der Rückholplatte 46 und den Stempelköpfen 40 oder
zwischen den Abstreifern 64 und den Stanzstempelschäften
angeordnet sein können.
Besonders vorteilhaft ist es, die Führungsbohrungen 46 ent
sprechend den bisher üblichen Mehrfachwerkzeugen unverän
dert glatt zu belassen und die Stanzstempel 38 mit radial
elastisch nach außen ragenden Reibelementen zu versehen,
die an den Innenflächen der Führungsbohrung 36 anliegen und
daher die nicht verwendeten Stanzstempel 38 in ihrer Ruhe
stellung festhalten.
Oberhalb der Stanzstempelköpfe 40 ist eine Rückhaltescheibe
66 dargestellt, die drehfest mit dem Treiberelement 14 ver
bunden ist und im Bereich des Treiberbolzens 30 über eine
entsprechende Durchgangsbohrung 68 verfügt. Die Aufgabe der
Rückhaltescheibe 66 besteht bei Montagewerkzeugen ohne Hal
teelemente zwischen den Führungsbohrungen 36 und den Stanz
stempeln 38 darin, diejenigen Stanzstempel daran zu hin
dern, unter der Schlageinwirkung der Rückholplatte 46 über
ihre Ruhestellung hinaus zu springen, die sich infolge ih
rer Schwerkraft während eines Stanzhubes abgesenkt haben.
Durch die Sprengringe 60 oder sonstige Halteelemente können
die Stanzstempel 38 auch unter hoher dynamischer Belastung
nicht mehr über ihre Ruhestellung hinaus gelangen, da eine
Rückstellbewegung der Stanzstempel nur im Bereich des je
weils aktivierten Stanzstempels 38 erfolgt und dort der
Treiberbolzen 30 einer übermäßigen Rückverlagerung des
Stanzstempels entgegenwirkt.
Sollte es infolge von Verschleiß zu einem Ausfall einzelner
Halteelemente kommen, verhindert die Rückhaltescheibe 66
eine Rückverlagerung des entsprechenden Stanzstempels. Wei
tergehende Beschädigungen des Werkzeuges 10 sind ausge
schlossen.