Die Erfindung betrifft einen Laserschweißkopf zum Fügen von
vorzugsweise 3-dimensionalen metallischen Bauteilen, insbe
sondere von ebenen oder sphärisch gekrümmten Blechen, Krüm
mern, Rohren oder Rohrsegmenten aus Titan, unter Verwendung
einer im Laserschweißkopf angeordneten Schweißdüse, einer
Vorrichtung zur Zuführung eines Schweißzusatzdrahtes, der
über eine den Schweißdüsenkörper durchdringende Drahtzufüh
rung zur Schweißstelle geführt ist, und von zwei Gasaus
trittskanälen für ein der Schweißstelle zugeführtes Arbeits
gas und ein Schutzgas zur weiträumigen Abschirmung der
Schweißnaht während des Schweißvorganges.
In der JP 59-70487 A ist ein Laserschweißkopf der eingangs
genannten Art beschrieben, bei dem der Schweißzusatzdraht
und das Arbeitsgas unter einem Winkel von etwa 60° gegen
über der Mittelachse des Laserstrahles der Schweißstelle auf
das Werkstück treffen. Weiterhin ist für das Schutzgas keine
in sich geschlossene äußere Abschirmung, sondern ein vorderer
und hinterer Schutzbereich vorgesehen. Auch ist der Durch
gang für den Laserstrahl nicht mittels Schutzgas geschützt.
Dieses Schutzgasspülprinzip führt bei einem verwendeten Werk
stoff Titan zu einer unzulässigen Aufnahme von atmosphäri
schen Gasen und somit zu einer Versprödung des Werkstoffes.
Die Geometrie des Schweißkopfes, der Drahtzuführungswinkel
von etwa 60° und eine verhältnismäßig große, freie nicht ge
führte Weglänge des Schweißdrahtes lassen darauf schließen,
daß der vorbekannte Laserschweißkopf ausschließlich für eine
zweidimensionale Anwendung und zudem nicht für den Werkstoff
Titan konzipiert wurde.
Aus der EP 0 294 324 B1 ist ein Laserbearbeitungswerkzeug
mit einer Düse für die Zufuhr eines Arbeitsgases zu einem
Werkstück bekannt. Die Düse für das Arbeitsgas ist etwa ko
axial zur optischen Achse der Laseroptik angeordnet und von
einer Ringkammer für die Zufuhr eines Kühl- und/oder Arbeits
gases zur Düsenspitze umgeben. Mit der Ringkammer stehen ei
ne Vielzahl von Austrittsöffnungen in Wirkverbindung, wobei
die Austrittsöffnungen primär zur Kühlung der Düse dienen.
Bei diesem Konzept wird keine geschlossene Schutzgasglocke
erzeugt. Durch den austretenden Gasstrahl wird die Düsenum
gebung stets sauber gehalten. Dieses vorbekannte Laserwerk
zeug ist hauptsächlich für das Schneiden und ggf. auch für
ein Stoßnahtschweißen von dicken Blechen ausgelegt. Ein
Schweißen von Titanblechen unter Verwendung von Zusatz
schweißdrähten ist allerdings nicht möglich.
Im Luftfahrzeugbau werden Fügeaufgaben für 2- oder 3-dimen
sionale metallische Bauteile entweder mit automatischem
WIG-Schweißverfahren (Wolfram-Inertgas-Schweißen) für 2-dimensionale
Bauteile oder durch manuelles WIG-Schweißverfahren für
3-dimensionale Bauteile realisiert. In neuerer Zeit kommen
allerdings auch Laserschweißverfahren zur Anwendung, bei
spielsweise für großformatige Aluminium-Strukturbauteile.
Das Laserschweißen stellt sehr hohe Anforderungen an die
Fügegenauigkeit der zu verschweißenden Bauteile. Beim Ver
schweißen von Blechen mit auftretenden Spaltmaßen ab ca.
10% der Blechstärke ist mit einer unzulässigen Reduzierung
des tragenden Materialquerschnittes zu rechnen. Durch Zu
gabe von Schweißzusatzstoffen, beispielsweise in Form von
Schweißzusatzdrähten, können allerdings große Spalt- und
Versatzabstände überbrückt werden. Weiterhin reagiert der
Schweißprozeß sehr sensibel auf Fehlpositionierungen des
Zusatzdrahtes, die durch Änderungen des Arbeitsabstandes
und der Fokuslage hervorgerufen werden. Hierbei hat bei der
Bahnabweichung des Laserstrahlführungssystems hauptsächlich
die Abweichung in senkrechter Richtung zum Werkstück
(Z-Abweichung) einen großen Einfluß auf die Prozeßstabilität,
da sich diese Ungenauigkeiten unmittelbar auf die Position
des Zusatzdrahtes auswirken. Es besteht ein signifikanter
Zusammenhang zwischen dem Drahtzuführungswinkel und dem Ab
stand des Zuführungskanals zum Fokussierpunkt des Laser
strahles und zur Prozeßstabilität. Je kleiner der Winkel
zwischen dem Laserstrahl und der Drahtzuführung ist, umso
unempfindlicher reagiert der Schweißprozeß auf Abweichungen
in Z-Richtung.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, einen Laser
schweißkopf der eingangs genannten Art, insbesondere für das
Schweißen von Titanwerkstoffen zu schaffen, der einen Aus
gleich von Fügeungenauigkeiten der zu verschweißenden Bau
teile sowie eine sichere Abschirmung der Schweißnaht gegen
über der Atmosphäre gewährleistet.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der
Schweißzusatzdraht über die Drahtzuführung unter einem Win
kel von weniger als 25° gegenüber der Längsmittelachse des
Schweißkopfes zur Schweißstelle geführt und in das Schmelz
bad der Schweißstelle stechend eingetaucht ist, daß das Ar
beitsgas in Form eines mittig austretenden zum Laserstrahl
koaxialen Arbeitsgasstromes auf die Schweißstelle trifft,
und daß der Schweißdüsenkörper einen Ringkanal mit ringför
miger Austrittsöffnung zur Erzeugung des zweiten separat
austretenden ringförmig geschlossenen und konkav gewölbten
(glockenförmigen) Schutzgasstromes aufweist.
Vorteile der Erfindung liegen:
- - in einer sicheren Abschirmung der Schweißstelle vor atmos
phärischen Gasen durch den ringförmigen geschlossenen
glockenförmigen Schutzgasstrom,
- - in einer Vergrößerung des Toleranzbereiches für die Posi
tionierung des Schweißdrahtes und damit in einer Verbes
serung der Prozeßstabilität,
- - in einer Erhöhung der Prozeßgeschwindigkeit um den Faktor
10 bzw. 15-20 gegenüber dem automatisierten bzw. manuellen
WIG-Schweißverfahren,
- - in einem Ausgleich von Fügeungenauigkeiten, die durch ei
nen mechanischen Verzug infolge Bauteilspannungen und
thermischen Verzug infolge des Schweißprozesses entstehen,
und
- - in geringeren Anforderungen an spezifische Spann- und
Fixiervorrichtungen zur möglichen Überbrückung von Spalt-
und Versatzmaßnahmen.
Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen 2
bis 8 beschrieben.
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel nach der Erfin
dung beschrieben, und zwar zeigt:
Fig. 1 eine gegenüberstellende Darstellung einer schleppen
den und einer stechenden Drahtzufuhr bei zwei Laser
schweißvorgängen,
Fig. 2 einen Laserschweißkopf mit einer Drahtführung für ei
nen Schweißzusatzdraht im Halbschnitt, und
Fig. 3 eine Schweißdüse des Laserschweißkopfes im Schnitt,
ohne daß die den Schweißdüsenkörper durchsetzende Zu
führung für den Schweißzusatzdraht ersichtlich ist.
Die beiden Darstellungen gemäß Fig. 1 zeigen jeweils ein ei
nem Schweißvorgang mit Laserstrahlen 10 unterworfenes Werk
stück 3, wobei der Schweißzusatzdraht mit 6 bezeichnet ist.
Die Bewegungsrichtungen der Laserstrahlen 10 und die Vor
schubbewegungen der Schweißzusatzdrähte 6 sind jeweils durch
Pfeile gekennzeichnet. Die Nachteile der schleppenden Draht
zufuhr sowie die Vorteile der stechenden Drahtzufuhr sind
stichwortartig aufgeführt.
In Fig. 2 weist der Laserschweißkopf 1 eine in seiner Längs
achse liegende Schweißdüse 2 auf, die in einer in unmittel
barer Nähe der zu verschweißenden Werkstücke 3 befindlichen
Bohrung des Schweißkopfes 1 befestigt ist. Eine Wandung 4
des Schweißkopfes 1 und eine nicht näher bezeichnete Wand
der Schweißdüse 2 sind von einer Drahtzuführung 5 derart
durchsetzt, daß ein in der Drahtzuführung 5 angeordneter
Schweißzusatzdraht 6 mit seinem Schweißende in die Nähe der
Schweißstelle 7 geführt ist. Um einen möglichst optimalen
Ausgleich von Fügeungenauigkeiten der Werkstücke 3 zu er
zielen, ist der Schweißzusatzdraht 6 über die Drahtzuführung
5 vorzugsweise unter einem Winkel kleiner als 25°, insbeson
dere von ca. 25°, gegenüber der Längsmittelachse des Schweiß
kopfes 1 zur Schweißstelle 7 geführt. Der maximale Abstand
der Drahtzuführung zum Laserfocus beträgt etwa 2,8 mm, so daß
sich die maximale nicht geführte freie Weglänge des Schweiß
zusatzdrahtes 6 ebenfalls zu etwa 2,8 mm ergibt.
Fig. 3 zeigt einen vergrößerten schematischen Ausschnitt der
Schweißdüse 2 aus Fig. 2 zur Erläuterung des Schutzgasprin
zips. Der kegelförmig ausgebildete Schweißdüsenkörper 2'
weist zwei Gasaustrittskanäle auf, die zur Erzeugung eines
mittig aus der Schweißdüse 2 austretenden koaxialen so
wie eines zweiten separat austretenden glockenförmigen
Schutzgasstrom dienen. Für den koaxialen Schutzgasstrom 8
ist in der Schweißdüse 2 ein von dem Laserstrahl 10 durch
setzter kegelförmiger Düseninnenraum 11 mit kreisförmiger
Austrittsöffnung 12 vorgesehen, dem das Schutzgas über ei
nen Zuführkanal 13 mit einer Geschwindigkeit V1 zugeführt
wird. Weiterhin ist der kegelförmige Düseninnenraum 11 von
einem Ringkanal 14 mit ringförmiger Austrittsöffnung 15 für
den glockenförmigen Schutzgasstrom 9 umgeben. Hier ist das
Schutzgas über einen Zuführkanal 16 dem Ringkanal 14 mit
einer Geschwindigkeit V2 zuführbar. Zusätzlich kann der
Schweißstelle 7 über die Drahtzuführung 5 ein weiterer
Schutzgasstrom zugeführt werden.
Bezugszeichenliste
1
Laserschweißkopf
2
Schweißdüse
2
' Schweißdüsenkörper
3
Werkstücke
4
Wandung des Laserschweißkopfes
1
5
Drahtzuführung
6
Schweißzusatzdraht
7
Schweißstelle
8
koaxialer Schutzgasstrom
9
glockenförmiger Schutzgasstrom
10
Laserstrahl
11
kegelförmiger Düseninnenraum
12
kreisförmige Austrittsöffnung des Düseninnenraumes
11
13
Zuführkanal
14
Ringkanal
15
ringförmige Austrittsöffnung des Ringkanals
14
16
Zuführkanal für Ringkanal
14