Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine
Vorrichtung zur Bilderfassung, die insbesondere zur Aufnahme
von Fingerabdrücken geeignet sind.
Zur Aufnahme von Fingerabdrücken sind kapazitiv messende Sen
sorelemente geeignet, die in einem Raster der Größe einer
Fingerspitze angeordnet sind. Das einzelne Sensorelement be
steht im wesentlichen aus einer kleinen Leiterplatte, die als
Platte eines Kondensators gegenüber der Fingerspitze wirkt.
Statt einer Fingerspitze können andere Bilder kapazitiv er
faßt werden, wobei als Voraussetzung nur erforderlich ist,
daß die Oberflächenstruktur des Bildes örtlich so variiert,
daß sich von Bildpunkt zu Bildpunkt unterschiedliche Kapazi
täten gegenüber einer dem Bild gegenüber angeordneten elek
trisch leitenden Fläche ergeben. Die verschiedenen Kapazitä
ten können durch Anlegen geeigneter Spannungen und anschlie
ßendes Messen der auf den Leitern vorhandenen Ladungen be
stimmt werden. Bei der Verwendung dieses Verfahrens treten
allerdings parasitäre Kapazitäten auf, die von dem Aufbau des
Sensors herrühren und die Auflösung des erfaßten Bildes in
verschiedene Grauwerte einschränken. Insbesondere ist es
nicht ohne weiteres möglich, unter den Sensorflächen elektro
nische Schaltungen anzuordnen, die zusätzliche Einkopplungen
oder Einstreuungen auf die Sensorelemente bewirken.
Kapazitiv messende Fingerabdrucksensoren sind z. B. beschrie
ben in der Veröffentlichung von N. D. Young e. a.: "Novel
Fingerprint Scanning Arrays Using Polysilicon TFT' s on Glass
an Polymer Substrates", IEEE Electron Device Letters, 18, 19-
20 (1997) und von M. Tartagni e. a.: "A 390 dpi Live Finger
print Imager Based on Feedback Capacitive Sensing Scheme",
ISSCC97, FP 12.3, pp. 200-201, 456 (1997)
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren und
eine Vorrichtung zur kapazitiven Bilderfassung anzugeben, mit
denen auf effiziente Weise Bilder in einem Raster erfaßt und
mit elektronischen Schaltungen ausgewertet werden können.
Diese Aufgabe wird mit dem Verfahren mit den Merkmalen des
Anspruches 1 bzw. mit der Vorrichtung mit den Merkmalen des
Anspruches 5 gelöst. Jeweilige Ausgestaltungen ergeben sich
aus den abhängigen Ansprüchen.
Das erfindungsgemäße Verfahren verwendet zur Erfassung des
Bildes in einem Raster pro Bildpunkt jeweils zwei elektrische
Leiter, die als Kondensatorplatten in zwei verschiedenen Ab
ständen zu der Bildoberfläche angeordnet werden. Diese Leiter
werden auf elektrische Potentiale aufgeladen, so daß sich La
dungen auf den Leitern ansammeln. Die Ladung von demjenigen
Leiter, der im geringeren Abstand zu dem Bild angeordnet war,
wird anschließend durch das beschriebene Verfahren in ein da
von abhängiges elektrisches Potential gewandelt und dieses
Potential danach einer elektronischen Schaltung zugeführt,
die vorzugsweise ein mit Feldeffekttransistoren aufgebauter
Komparator ist, so daß in dieser Schaltung der Betrag des Po
tentials in einen Meßwert umgesetzt werden kann, der die
Bildstruktur entsprechend der durch das Raster gegebenen Auf
lösung z. B. in verschiedenen Grauabstufungen wiedergibt. Bei
einer einfachen Ausgestaltung des Verfahrens wird so ein
Schwarzweißbild des erfaßten Bildes erzeugt. Die Auflösung
ist bei diesem Verfahren praktisch nur durch die Größe der
verwendeten Leiter eingeschränkt.
Die Sensorelemente können bei einer für das Verfahren vorge
sehenen Vorrichtung insbesondere in einem Halbleiterchip in
tegriert sein, in dem jeweils unterhalb der Leiter die zuge
hörigen elektronischen Schaltungen nahe bei jedem Sensorele
ment angeordnet sind. Durch die Verwendung zweier Leiterplat
ten, von denen die im größeren Abstand zu dem auf zunehmenden
Bild gehaltene Leiterplatte jeweils auf dem vorgegebenen Po
tential gehalten wird, ist eine zuverlässige Abschirmung der
Sensorelemente gegenüber der elektronischen Schaltung gewähr
leistet.
Es folgt eine genauere Beschreibung des Verfahrens und einer
dafür geeigneten Vorrichtung anhand der beigefügten Figur,
die ein einzelnes Sensorelement im Querschnitt mit schema
tisch dazu eingezeichneten Schaltungsteilen darstellt.
Die elektrischen Leiter 1, 2 sind vorzugsweise auf einem
Substrat 4 als Träger aufgebracht. Wenn das erfindungsgemäße
Verfahren zur Aufnahme von Fingerabdrücken verwendet werden
soll, werden die Sensorelemente vorzugsweise auf einem Halb
leiterchip zusammen mit den elektronischen Schaltungen inte
griert. Es können über dem Halbleitermaterial in dielektri
schen Schichten vorhandene Leiterbahnen für elektrische Ver
bindungen oder ggf. auch zur Abschirmung der Sensorelemente
gegenüber den elektronischen Schaltungen vorhanden sein.
Schematisch sind derartige zusätzliche Leiterbahnen 3 in der
Figur angedeutet. Unabhängig von dem konkreten Aufbau der
verwendeten Vorrichtung ist für das Verfahren wesentlich, daß
zwei Lagen von flächig strukturierten Leitern 1, 2 vorhanden
sind, die in unterschiedlichen Abständen zu der Fläche eines
zu erfassenden Bildes angeordnet werden. Die Leiter sind ent
sprechend dem vorgesehenen Bildraster in einzelne, gegenein
ander isolierte Leiter unterteilt. Aus dieser Anordnung von
Einzelleitern sind in der Figur jeweils ein Leiter aus jeder
der beiden Lagen eingezeichnet.
Mit diesem Verfahren werden durch kapazitive Messung Bilder
erfaßt, deren Struktur örtlich variierende Kapazitäten lie
fert, wenn dem Bild gegenüber eine elektrisch leitende Fläche
angeordnet wird. Das ist z. B. bei Fingerabdrücken der Fall,
bei denen die Oberfläche der Fingerspitze Stege und Furchen
aufweist, die gegenüber einer ebenen Leiterfläche unter
schiedliche elektrische Kapazitäten liefern.
In der Figur ist im Abstand zu dem oberen Leiter 1 eine Auf
lagefläche 5 für eine Fingerspitze 8 eingezeichnet. Die die
ser Auflagefläche 5 zugewandte Oberseite 6 der Fingerspitze
liegt nicht überall unmittelbar auf der Auflagefläche 5 auf.
In den Furchen des Fingerabdruckes zwischen den Stegen bleibt
ein Abstand 7 zwischen der Auflagefläche und der Oberfläche
des Fingers bestehen. Die Fingerspitze kann als auf einem fe
sten elektrischen Potential VF liegend, z. B. näherungsweise
als geerdet, angenommen werden. Wenn der Leiter 1, der in ge
ringerem Abstand zu dem zu erfassenden Bild angeordnet ist,
auf ein bestimmtes Potential aufgeladen wird, sammelt sich
Ladung auf diesem Leiter an. Der Leiter bildet nämlich zusam
men mit der gegenüber angeordneten Bildfläche einen Kondensa
tor, dessen Kapazität sich aus den in der Figur eingezeichne
ten Teilkapazitäten CP und CF, 0 zusammensetzt. Die Kapazität
CP ist in dem Beispiel der Figur konstant, da die Leiter 1 in
einer Ebene angeordnet sind und die Auflagefläche 5 sich in
einer dazu koplanaren Ebene befindet. Die Kapazität CP ist
durch den Abstand dieser Auflagefläche von dem Leiter 1 und
durch die relative Dielektrizitätszahl des Materiales, das
die Leiter bedeckt und deren Oberseite die Auflagefläche bil
det, bestimmt.
Die weiteren Leiter 2 sind in einer vorzugsweise ebenen Flä
che in einem größeren Abstand zu der Bildfläche angeordnet
als die Leiter 1. Je zwei einander gegenüberliegende Leiter
der beiden Lagen von Leiterstrukturen bilden daher zu jedem
Bildpunkt einen Kondensator der Kapazität C12.
Im folgenden wird das Meßprinzip erläutert, das dem erfin
dungsgemäßen Verfahren zugrunde liegt. Der Einfachheit halber
wird der in geringerem Abstand zu der Bildfläche angeordnete
Leiter als oberer Leiter und der in größerem Abstand zu der
Bildfläche angeordnete Leiter als unterer Leiter bezeichnet.
Die effektive Kapazität eines Bildpunktes (z. B. eines klei
nen Bereiches des Fingerabdruckes) gegenüber dem oberen Lei
ter 1 ergibt sich aus der Reihenschaltung der angegebenen Ka
pazitäten CF, 0 und CP zu CF = (CF, 0 CP) (CF, 0 + CP)-1. Wenn der obere
Leiter auf ein Potential V1 gelegt wird, und der untere Lei
ter 2 auf ein Potential V2 0 gelegt wird, lädt sich der obere
Leiter 1 auf die Ladung Q1 0 = (V1 - VF) CF + (V1-V2 0)C12 auf. Wenn
z. B. V1 = V2 0 gewählt wird, ist diese Ladung Q1 0 nur von dem
Wert der Kapazität CF und von der Potentialdifferenz V1 - VF
zwischen dem oberen Leiter und der Bildfläche bestimmt.
Es wird in einem weiteren Schritt des Verfahrens der obere
Leiter 1 von dem Potential V1 getrennt, was in dem in der Fi
gur gezeigten Beispiel durch das Öffnen des Schalters S1 ge
schieht. Anschließend wird das Potential V2 0 geändert auf ei
nen Wert V2 1. Das Potential des oberen Leiters 1 wird an eine
elektronische Schaltung angelegt, die einen dem Bildpunkt zu
gehörigen Meßwert ermittelt. Falls z. B. ein Bild mit einem
Schwarzweißkontrast gewünscht wird, kann dieser Meßwert eine
logische "0" oder "1" in Abhängigkeit von diesem Potential
sein. Ein sich daraus ergebendes gerastertes Schwarzweißbild
kann z. B. für die Personenidentifikation anhand eines Fin
gerabdruckes gewünscht sein.
In der elektronischen Schaltung wird vorzugsweise ein Ver
gleich mit einem Referenzwert durchgeführt. Das kann z. B.
mittels eines Komparators geschehen, wie er in der Figur ein
gezeichnet ist. Es sind in dieser Schaltung zwei Transisto
ren, in diesem Beispiel zwei Feldeffekttransistoren, vorhan
den, deren Steueranschlüsse (im Beispiel die Gate-Anschlüsse)
mit dem oberen Leiter 1 z. B. über den Schalter SG bzw. mit
einem Referenzpotential Vref verbunden werden können. Der
Schalter SG kann auch weggelassen werden, wenn die zusätzli
che Kapazität des Einganges der Schaltung wie in dem darge
stellten Beispiel vernachlässigbar ist. Die Ausgangswerte der
Transistoren werden in einem weiteren Schaltungsblock 9 mit
einander verglichen, so daß ein Meßwert an dem Ausgang 10
ausgegeben werden kann. Dieser Meßwert kann ggf. weiterverar
beitet oder gespeichert werden.
In dem Beispiel des mit Feldeffekttransistoren aufgebauten
Komparators und weggelassenem bzw. geschlossenem Schalter SG
erhält man für das Potential VG am Gate-Anschluß folgenden
Wert, wobei die Gate-Kapazität mit CG und eine effektive Ka
nalspannung mit Vch bezeichnet ist (V2° ist bereits auf V2 1 ge
ändert):
VG = (V2 1 C12 + Vch CG + VF CF + Q1 0) (CF + C12 + CG)-1.
Mit dem angegebenen Wert von Q1° erhält man
VG = [(V2 1 - V2°) C12 + V1 (CF + C12) + Vch CG ] (CF + C12 + CG)-1 .
Unter Vernachlässigung der Gate-Kapazität des Transistors M1
(CG = 0) und mit der Wahl V1 = V2 0 sowie V2 1 = 0 (Masse) erhält
man das Potential an dem Gate-Anschluß des ersten Transistors
M1 als
VG = (V1 CF) (CF + C12)-1 = V1 (1+C12/CF)-1.
Dieses Potential wird mittels des Komparators mit dem Referenzpotential Vref vergli
chen, das an den Gate-Anschluß des zweiten Transistors M2 an
gelegt wird. Das Potential VG hängt unter den etwas vereinfa
chenden Annahmen nur von dem vorgegebenen Potential V1, der
durch die Anordnung festgelegten Kapazität C12 und der varia
blen Kapazität des entsprechenden Bildpunkte CF ab. Da bei
jeder Durchführung des Verfahrens V1 und C12 konstant sind,
ist VG hier nur eine Funktion der variablen Bildkapazität.
Wenn ein Schwarzweißbild eines Fingerabdruckes erfaßt werden
soll und jedem Bildpunkt als Meßwert eine logische "0" oder
eine logische "1" zugewiesen werden soll, ist ein genügend
hoher Störabstand zur Unterscheidung zwischen einer "0" oder
einer "1" notwendig. Legt man einen Spannungshub ΔVG zwischen
dem minimalen Wert und dem maximalen Wert des Potentiales VG
fest, ergibt sich daraus ein maximal zulässiger Wert für die
Kapazität C12, die durch die Wahl der Sensoranordnung festge
legt ist. Unter der Annahme, daß der minimale Wert von CF
null ist, falls kein Finger auf die Vorrichtung aufgelegt ist
oder sich über dem betreffenden Leiter eine Rille der Finger
oberfläche befindet, darf mit Cmax als Bezeichnung für den ma
ximalen Wert von CF die Kapazität C12 höchstens so groß wie
Cmax (V1-ΔVG)/ΔVG werden.
Wenn für den Spannungshub ΔVG mindestens 0,1 V1 gefordert
wird, das heißt z. B. bei einer Versorgungsspannung von 5 V
ein Spannungshub von 500 mV, ist C12 maximal 9 Cmax. Wenn bei
spielsweise bei einer 50.50 µm2 großen Leiterfläche jedes obe
ren Leiters 1 (Sensorelektrode) Cmax≈30 fF als typischer Wert
beträgt und wenn das Material zwischen dem oberen Leiter 1
und dem unteren Leiter 2, z. B. ein Intermetalldielektrikum
(Oxid) zwischen den Metallisierungsebenen eines Halbleiter
chips, eine Dicke von etwa 1 µm hat, ist unter der Annahme
einer relativen Dielektrizitätszahl des Dielektrikums von et
wa 4 die Kapazität C12 = 88 fF, und es ist sogar ein Span
nungshub von 1,27 V zu erwarten.
Die Komparatorschaltung, die vorzugsweise zur Bewertung des
an dem ersten Transistor M1 anliegenden Potentiales einge
setzt wird, kann z. B. als ein dynamisches Latch ausgeführt
sein. In anderen Ausführungsformen des Verfahrens kann das
Potential V1 einem Eingang eines AD-Wandlers zugeführt wer
den, womit dann auch eine Auflösung in verschiedene Graustu
fen möglich ist. Im Prinzip funktioniert der AD-Wandler wie
eine Mehrzahl von Komparatoren mit unterschiedlichen Refe
renzspannungen.
Die in der Figur im Ausschnitt dargestellte Vorrichtung, an
hand derer das Verfahren beschrieben wurde, stellt eine be
vorzugte Ausführungsform einer Vorrichtung dar, die für die
Ausführung dieses Verfahrens geeignet ist. Der Schalter S1
kann z. B. als PMOS-FET, der Schalter SG als NMOS-FET mit
parallel angeschlossenen Gate-Anschlüssen für jede einzelne
Zelle des Rasters ausgeführt werden. An die Gate-Anschlüsse
wird zunächst gemeinsam ein niedriges Potential (Masse, 0 V)
angelegt, so daß der NMOS-FET sperrt und der PMOS-FET geöff
net ist. Entsprechend dem jeweils anliegenden Potential sam
melt sich die Ladung Q1 0 auf den Leitern einer Rasterzelle
an. Das an den Gate-Anschlüssen der Schalter liegende Poten
tial wird auf die Versorgungsspannung VDD angehoben, so daß
zunächst der PMOS-FET schließt, wenn die effektive Gate-
Source-Spannung die zugehörige Schwellenspannung unterschrei
tet, und der NMOS-FET danach öffnet, wenn die effektive Gate-
Source-Spannung die zugehörige Schwellenspannung dieses Tran
sistors überschreitet. Das Potential V2 0 wird auf das Poten
tial V2 1 geändert, so daß das angegebene Potential VG über den
geöffneten NMOS-FET an der angeschlossenen Schaltung anliegt.
Die Potentiale V1, V2 0 bzw. V2 1 und ggf. das Potential zum
Steuern der Transistoren der Schalter können als Spannungen
gegenüber Masse über globale Leitungen allen Zellen des Sen
sorfeldes zugeführt werden. Alle Leiter des Sensorfeldes wer
den daher gemeinsam auf dieselben Potentiale gelegt.