DE19749838A1 - Einem Fahrzeugsitz in einem Kraftfahrzeug zugeordnetes passives Rückhaltesystem mit fehlertoleranter Reaktion auf ein Signal eines Precrash-Sensors hin - Google Patents
Einem Fahrzeugsitz in einem Kraftfahrzeug zugeordnetes passives Rückhaltesystem mit fehlertoleranter Reaktion auf ein Signal eines Precrash-Sensors hinInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein einem Fahrzeugsitz zugeordnetes
passives Rückhaltesystem gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.
Derartige Rückhaltesysteme verfügen über eine elektronische Steuereinheit
(ECU = electronic control unit), welche zur situationsgerechten Reaktion auf
einen Aufprall eines Fahrzeuges auf ein Hindernis hin aufgebaut und
programmiert ist. Üblicherweise verfügt die ECU über Sensoren für die
Beschleunigung des Fahrzeuges, das Auswertegerät sowie die Zündeinheit für
pyrotechnische Treibsätze (beispielsweise eines Airbags).
Als Kriterium dafür, ob ein Unfall vorliegt oder nicht, dient üblicherweise die
Fahrzeugverzögerung. Überschreitet diese einen gewissen Betrag, so geht die
Elektronik davon aus, daß ein Unfall vorliegt und dementsprechend werden die
Rückhaltekomponenten gezündet. So wird beispielsweise ein Airbag schlagartig
mit Gas befüllt und der pyrotechnische Treibsatz für ein Gurtstraffersystem
gezündet.
Durch diese Art einer Unfalldetektion liegt die Entscheidung, ob das passive
Rückhaltesystem benötigt wird oder nicht, und damit prinzipiell der
Auslösezeitpunkt für die passiven Rückhaltekomponenten zeitlich grundsätzlich
nach dem ersten Kontakt des Fahrzeugs mit dem Hindernis.
Es gibt bereits Ansätze, die passiven Rückhaltekomponenten bereits vor dem
genannten Aufprallzeitpunkt zu aktivieren, damit das zeitliche Verhalten der
jeweiligen Komponenten optimiert werden kann, d. h. zeitlich so vor den
Aufprallzeitpunkt zu verlegen, daß ihre maximale Schutzwirkung zum richtigen
Zeitpunkt ausgeübt wird. Zu diesem Zwecke sind bei neuesten Systemen
Precrash-Sensoren vorgesehen, die einen unmittelbar bevorstehenden Aufprall
des Fahrzeugs auf ein Hindernis detektieren und ein entsprechendes
Auslösesignal generieren können. Derartige Precrash-Sensoren arbeiten freilich
nicht 100%-ig zuverlässig und werden es nach heutigem Kenntnisstand auch
auf lange Sicht hin nicht zu leisten vermögen. Dies freilich beinhaltet die
Möglichkeit, daß ein Aufprall fälschlicherweise detektiert wird und das System
entsprechend so reagiert, als ob tatsächlich ein Aufprall stattfinden wird.
Dementsprechend würden in diesem Falle Airbaggeneratoren und andere
Generatoren gezündet werden, wenn nur der Precrash-Sensor sein
Auslösesignal generiert. Es gibt allerdings Situationen, bei denen die
Auslösung des passiven Rückhaltesystems nicht vonnöten ist, das System
gleichwohl jedoch zündet. Man denke hierbei beispielsweise an einen auf der
Straße liegenden Karton, der von praktisch allen Precrash-Sensor-Systemen als
Hindernis erkannt wird, auf welches das Fahrzeug in Kürze aufprallen wird.
Also würden die kostspieligen Systeme aktiviert werden, obwohl das Fahrzeug
ohne Schaden über den Karton rollen könnte. Hohe Kosten für den
Fahrzeughalter sind die Folge, da ganze Airbagmodule und andere
Komponenten ausgetauscht werden müssen. Zu diesem Zweck muß das
Fahrzeug in eine Fachwerkstatt gebracht werden.
Demzufolge taugt das von einem Precrash-Sensor erzeugte, möglicherweise
fehlerbehaftete Auslösesignal zum Zünden der passiven Rückhaltekomponenten
wenig, da die Restwahrscheinlichkeit für eine Fehlinterpretation für eine
gefährliche Verkehrssituation zu hoch ist.
Vor diesem Hintergrund ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen
Precrash-Sensor einzusetzen, um die Schutzwirkung des passiven
Rückhaltesystems im Falle eines Unfalls zu erhöhen, selbst wenn sein
generiertes Informationssignal fehlerbehaftet ist, und andererseits, Folgekosten
für ein etwaig fehlerbehaftetes Signal vom Precrash-Sensor niedrig zu halten.
Gelöst wird diese Aufgabe bei einem gattungsgemäßen Rückhaltesystem
dadurch, daß das Signal vom Precrash-Sensor unabhängig vom tatsächlichen
Eintreten oder Ausbleiben des Aufpralls auf ein Hindernis herangezogen wird
zu einer Betätigung von Komponenten des Rückhaltesystems, derart, daß deren
Einstellungen und/oder Positionen für einen tatsächlichen Aufprall optimiert
werden, wobei nach Ausbleiben eines Aufpralls innerhalb eines vorgebbaren
Zeitraumes die so betätigten Komponenten wieder in ihre ursprüngliche
Einstellung und/oder Positionen verfahren werden.
Die Komponenten müssen in der Lage sein, von dem ursprünglichen Zustand,
d. h. wenn der Precrash-Sensor noch kein Auslösesignal generiert, reversibel
überführt zu werden in einen gewissermaßen Alarmzustand, nachdem der
Precrash-Sensor ein Crashsignal generiert hat. Nach Ausbleiben des
tatsächlichen Crashs müssen die Komponenten wieder überführt werden können
in den ersten Zustand. Die Komponenten können daher freilich nicht
pyrotechnischer Natur sein, da an diesen keine reversible Aktion auszuführen
ist. Entweder sie werden gezündet oder nicht und wenn sie gezündet worden
sind, wird der Treibsatz in große Gasmengen umgesetzt. Besonders vorteilhaft
ist das Rückhaltesystem hingegen mit elektrisch motorisch betriebenen
Komponenten betreibbar, die (mittelbar) vom Signal des Precrash-Sensors
angesteuert werden.
Bei den Komponenten, die so angetrieben werden können, wird gedacht an
Gurtstraffer, Sitzlehnen der Kraftfahrzeugsitze, Fußpolster, welche es
aufzubauen gilt, zum Schutz des unteren Extremitätenbereichs, und der
Unterbau der Kraftfahrzeugsitze, so daß der Kraftfahrzeugsitz nach vorne oder
hinten verfahren werden kann, beispielsweise in Abhängigkeit von der
Körpergröße des auf dem jeweiligen Fahrzeugsitz sitzenden
Kraftfahrzeuginsassen.
Das erfindungsgemäße System nutzt also bewußt das fehlerbehaftete
Informationssignal von den Precrash-Sensoren, um vorbereitende Maßnahmen
bei den Rückhaltekomponenten einzuleiten, für den Fall, daß tatsächlich ein
Aufprall stattfinden sollte. Findet kein Aufprall statt, werden die Komponenten
nach einer vorgebbaren Zeitdauer in den Ursprungszustand zurückversetzt und
dem Fahrzeughalter entstehen durch die Fehlinterpretation der
Verkehrssituation durch die Precrash-Sensoren keine Mühen und Kosten. Ist
das Informationssignal nicht fehlerbehaftet, sind die Rückhaltekomponenten in
eine Lage oder Position zum Zeitpunkt des Aufpralls des Fahrzeugs verfahren
worden, in der sie die optimale Schutzwirkung entfalten können. Mit anderen
Worten wird das möglicherweise fehlerbehaftete Informationssignal von den
Precrash-Sensoren für vorbereitende Maßnahmen reversibler Art herangezogen.
Ist das Signal tatsächlich fehlerbehaftet gewesen, so entsteht dem
Fahrzeughalter kein Schaden durch eine Fehlauslösung der Komponenten. Ist
das Signal nicht fehlerbehaftet, es also tatsächlich zu einem Aufprall kommt,
sind die Kraftfahrzeuginsassen in optimale Stellung zu den Komponenten bzw.
umgekehrt gebracht worden. Generell also wird durch die Erfindung eine
spezielle Adaption der mechanischen Rückhaltekomponenten des Systems
erreicht.
Zur Veranschaulichung der Erfindung wird ein Ausführungsbeispiel näher
erläutert.
Ausgegangen wird dabei davon, daß die Precrash-Sensoren eine Crashsituation
erkennen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem schwerwiegenden Unfall
führen wird. In diesem Falle ist eine gewisse Zeitspanne, beispielsweise von 5
Sekunden, vorhanden, um den Gurt durch ein Gurtstraffersystem mit einem
Elektromotor zu straffen, den Sitz langsam nach hinten (nach vorne) zu fahren,
die elektrische Lenkradverstellung in die vorderste Position zu fahren, d. h.
also das Lenkrad möglichst weit weg vom Fahrer wegzubewegen etc.
Alle diese reversiblen Aktionen können bei der Erkennung einer
Fehlinterpretation, d. h. wenn innerhalb eines vorgegebenen Zeitraumes
tatsächlich kein Aufprall des Fahrzeugs eintritt, wieder zurückgenommen
werden, ohne daß dem Fahrer oder dem Fahrzeughalter ein Schaden oder
Nachteil entstanden wäre.
Damit der Fahrkomfort nicht gravierend beeinträchtigt wird, ist allerdings eine
zu häufige Fehlinterpretation zu vermeiden.
Claims (3)
1. Einem Fahrzeugsitz in einem Kraftfahrzeug zugeordnetes passives
Rückhaltesystem, dem funktionell eine elektronische Steuereinheit
(ECU) zugeordnet ist zur situationsgerechten Reaktion auf einen
Aufprall des Fahrzeuges auf ein Hindernis hin, wobei das System
darüberhinaus über mindestens einen Precrash-Sensor verfügt, der einen
unmittelbar bevorstehenden Aufprall des Fahrzeugs mit hoher
Wahrscheinlichkeit detektieren und ein entsprechendes Signal generieren
kann,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Signal vom Precrash-Sensor unabhängig vom tatsächlichen
Eintreten oder Ausbleiben des Aufpralls herangezogen wird zu einer
Betätigung von Komponenten des Rückhaltesystems, derart, daß deren
Einstellungen und/oder Positionen für einen tatsächlichen Aufprall
optimiert werden, wobei nach Ausbleiben eines Aufpralls innerhalb
eines vorgebbaren Zeitraumes die so betätigten Komponenten wieder in
ihre ursprüngliche Einstellung und/oder Positionen verfahren werden.
2. Rückhaltesystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
vom Signal des Precrash-Sensors angesteuerten Komponenten elektrisch
motorisch betriebene Komponenten sind.
3. Rückhaltesystem nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Komponenten mindestens eine Komponente aus den folgenden umfaßt:
Gurtstraffer, Sitzlehnen der Kraftfahrzeugsitze, Unterbau der Kraftfahrzeugsitze, Fußpolster.
Gurtstraffer, Sitzlehnen der Kraftfahrzeugsitze, Unterbau der Kraftfahrzeugsitze, Fußpolster.
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