DE19749312A1 - Optisches Übertragungselement - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein optisches Übertragungselement, wie Lichtwellenleiter,
optische Komponenten oder integrierte optische Komponenten, auf Quarzglasbasis mit
zumindest zwei Quarzglasbereichen unterschiedlicher Silizium-Atommasse. Insbesondere
bezieht sich die Erfindung auf einen Lichtwellenleiter mit Fasern auf Quarzglasbasis
umfassend einen Kern sowie einen diesen umgebenden Mantel mit unterschiedlichen
Silizium-Atommassen.
Quarzglas wird für Lichtwellenleiter, optische Komponenten und integrierte optische
Komponenten in großem Umfang in Telekommunikations- und Datennetzen sowie in der
Medizin- und Sensortechnik und für die Materialbearbeitung eingesetzt. In der Telekom
munikation werden hauptsächlich Einmodenfasern (Monomodenfasern) auf Quarzglasbasis mit
einem Kerndurchmesser von etwa 10 µm und einem Außendurchmesser des Mantels von 125
µm eingesetzt. Die Brechzahl des Faserkerns von Standard-Einmodenfasern ist 0,3% bis 0,4%
größer als die des Mantelmaterials, bei dispersionsverschobenen Einmodenfasern (DS-Fasern),
für die das Dämpfungs- und das Dispersionsminimum etwa übereinstimmen, liegt die Brech
zahldifferenz bei ungefähr 0,9%. Bekannte Einmodenfasern aus Quarzglas zeichnen sich
durch eine große Übertragungskapazität und geringe Dämpfung aus. Nach H. Hultzsch,
Optische Telekommunikationssysteme, Physik, Komponenten und Systeme, Pilotprojekte und
Serientechnik im Netz der Deutschen Telekom AG, S. 115 werden von Standard-Einmodenfa
sern im Dämpfungsminimum bei 1,57 µm Dämpfungskoeffizienten bis zu 0,18 dB/km
erreicht. Bei DS-Fasern wurden als Bestwerte 0,19 dB/km gemessen. Der niedrigste bisher
bekannte Wert von 0,15 dB/km wurde mit einer Einmodenfaser mit reinem Quarzglaskern und
Fluor-dotiertem Mantel erreicht (s. G. Tanaka et al. "Characteristics of Pure Silica Single
Mode Optical Fiber" Sumitomo Electrical Technical Review 26 (1987) 43).
Die Dämpfung von Einmodenfasern auf Quarzglasbasis in dem für die optische Nachrichten
technik wichtigen Bereich zwischen 0,8 µm und 1,7 µm wird im Wesentlichen durch die
Rayleigh-Streuung verursacht. Dieser Streuverlust αR ist dem Reziproken der 4. Potenz der
Wellenlänge λ proportional und wird beschrieben durch die Gleichung
αR = A/λ4.
A wird dabei als Rayleigh-Streukoeffizient bezeichnet und in der Einheit [µm4 dB/km] angege
ben (s. auch W. Heitmann "Attenuation Analysis of Silica-Based Single-Mode Fibers", Journal
of Optical Communications, 11,4 (1990) 121).
Die Rayleigh-Streukoeffizienten für Standard-Einmodenfasern mit relativ geringer GeO2-
Dotierung im Kern liegen bei 0,9, für DS-Einmodenfasern mit etwa der 3-fachen GeO2-
Konzentration kann mit ca. 1,0 gerechnet werden. Für die Sumitomofaser mit 0,15 dB/km
ergab sich ein Wert von A = 0,75. Allerdings ist es bisher nur einmal gelungen, eine Faser
mit derart niedriger Dämpfung herzustellen. Bestwerte kommerziell erhältlicher Einmodenfa
sern mit reinem Quarzglaskern liegen bei 0,17 dB/km entsprechend einem Rayleigh-Streukoe
fizienten von etwa 0,8.
Grundsätzlich gilt, daß die Faserdämpfung durch die GeO2-Dotierung erhöht wird. Ursachen
hierfür sind zusätzliche Inhomogenitäten im SiO2-Netzwerk durch die Germaniumatome und
die Konzentrationsschwankungen in der Verteilung dieser Atome. Die niedrigste Dämpfung
wird in Fasern mit reinem Quarzglaskern und einer Fluordotierung im Mantel erreicht. Das
Herstellungsverfahren dieses Fasertyps ist jedoch so komplex, daß einzig und allein vor 10
Jahren ein 10 km langer Faserabschnitt mit einer Dämpfung von 0,15 dB/km hergestellt
werden konnte. Trotz enormer Fortschritte in der Herstellungstechnologie von Lichtwellenlei
tern konnte dieser Wert nicht reproduziert werden.
Mit Rayleigh-Streukoeffizienten von 0,75 bis 1,0 ist die untere, physikalisch mögliche
Dämpfungsgrenze, die auch als intrinsische Dämpfung bezeichnet wird, noch nicht erreicht.
Nach W. Heitmann (aaO) gilt nach dem heutigen Wissensstand als intrinsischer Wert für den
Rayleigh-Streukoeffizienten von massivem Quarzglas bei einer Wellenlänge von 1,57 µm ein
Wert von etwa 0,6. Wenn sich dieser Wert in Fasern realisieren ließe, könnte der Dämpfungs
koeffizient von Einmodenfasern um mehr als 20% reduziert werden.
Ursache für den großen Unterschied zwischen dem minimalen Rayleigh-Streukoeffizienten
in massivem Quarzglas und in Quarzglasfasern sind wahrscheinlich die inneren Spannungen
in den Fasern, weiche die Struktur des amorphen Materials deformieren. Große innere
Spannungen in den Fasern entstehen dadurch, daß die thermischen Ausdehnungskoeffizienten
von reinem und dotiertem Quarzglas erheblich voneinander abweichen. Eine übliche Brech
zahldifferenz bei Standard-Einmodenfasern zwischen Kern und Mantel von 0,4% entspricht
einer GeO2-Konzentration von ca. 4 mol % im Quarzglas (s. T. Izawa und S. Sudo: Optical
Fibers: Materials and Fabrication, KTK Scientific Publishers, Tokyo, D. Reidel Publishing
Company, 1986, S. 40 u. 41). Nach Izawa (aaO, S. 48) weist reines Quarzglas einen thermi
schen Längenausdehnungskoeffizienten von 5×10-7 auf. Bei 4% GeO2-Dotierungen erhöht
sich dieser Wert auf 8×10-7.
Quarzglasfasern werden aus der zähflüssigen Schmelze bei etwa 2.000°C gezogen. Nach dem
Austritt aus dem Ziehofen kühlt die Faser sehr schnell ab. Von etwa 1.200°C bis zur
Zimmertemperatur (20°C) entstehen dann durch die unterschiedlichen Ausdehnungskoeffi
zienten von Kern und Mantel in der Faser große innere Spannungen, die zur Erhöhung der
Streuverluste und damit auch der Rayleigh-Streukoeffizienten führen.
Der vorliegenden Erfindung liegt das Problem zu Grunde, ein optisches Übertragungselement,
insbesondere Lichtwellenleiter, der eingangs genannten Art so weiterzubilden, daß die
Dämpfung, insbesondere für Licht im Wellenlängenbereich von 0,2 µm-3,0 µm, reduziert
werden kann. Auch ist es ein Aspekt der Erfindung, hohe UV-Lichtleistungen übertragen zu
können.
Erfindungsgemäß wird das Problem im Wesentlichen durch ein optisches
Übertragungselement auf Quarzglasbasis mit zumindest zwei Quarzglasbereichen
unterschiedlicher Silizium-Atommassen dadurch gelöst, daß zumindest ein Quarzglasbereich
aus einem reinen oder im Wesentlichen reinen Dioxid der stabilen Isotope Si(29) oder Si(30)
und der zumindest zweite Quarzglasbereich aus einem reinen Dioxid des stabilen Isotops
Si(28) oder einem Dioxidgemisch mit einer mittleren Silizium-Atommasse besteht, die kleiner
als die des Dioxides des ersten Quarzglasbereichs ist.
Insbesondere ist vorgesehen, daß der erste Bereich aus Si(29)O2 und der zweite Bereich aus
Quarzglas- mit natürlichem Si-Isotopen-Gemisch besteht.
Bevorzugterweise kann der erste Bereich aus Si(29)O2 und der zweite Bereich aus Si(28)O2
bestehen.
Nach einer weiteren Alternative wird vorgeschlagen, daß der erste Bereich aus Si(30)O2 und
der zweite Bereich aus Quarzglas mit natürlichem Si-Isotopen-Gemisch besteht.
Gute Ergebnisse lassen sich auch erzielen, wenn der erste Bereich aus Si(30)O2 und der
zweite Bereich aus Si(28)O2 besteht.
In manchen Anwendungsfällen hat sich als Vorteil erwiesen, wenn der erste Bereich aus
Si(30)O2 und der zweite Bereich ein Gemisch aus Si(30)O2 und Si(28)O2 ist, wobei mit
zunehmendem räumlichen Abstand von der Kernachse der Anteil von Si(28)O2 zunimmt.
Ein Lichtwellenleiter aus Fasern der eingangs genannten Art zeichnet sich dadurch aus, daß
der Kern aus einem reinen oder im Wesentlichen reinen Dioxid der stabilen Isotope Si(29)O2
oder Si(30)O2 und der Mantel aus einem Quarzglasmaterial kleinerer mittlerer
Silizium-Atommasse besteht.
Nach der erfindungsgemäßen Lehre lassen sich aus Quarzgläsern der verschiedenen Si-Isotope
ohne jegliche Dotierung folgende Fasertypen herstellen:
Fasertyp 1: Standard-Einmodenfasern mit einem Kern aus Si(29)O2 und einem Mantel aus Quarzglas mit natürlichem Si-Isotopengemisch.
Fasertyp 1: Standard-Einmodenfasern mit einem Kern aus Si(29)O2 und einem Mantel aus Quarzglas mit natürlichem Si-Isotopengemisch.
Typischer Kern-/Manteldurchmesser: 10 µm/125 µm.
Dieser Fasertyp läßt sich besonders wirtschaftlich herstellen, weil das Mantel
material übliches Quarzglas ist und das Si-Isotop 29 in relativ großer Konzen
tration (4,7%) im natürlichen Isotopengemisch vorkommt.
Fasertyp 2: Standard-Einmodenfaser mit Si(29)O2 als Kernmaterial und Si(28)O2 als
Mantel.
Kern-/Manteldurchmesser wie bei Fasertyp 1.
Wie später gezeigt wird, zeichnet sich dieser Fasertyp durch besonders niedrige
Dämpfung aus.
Fasertyp 3: DS-Einmodenfaser mit einem Kern aus Si(30)O2 und einem Mantel aus
üblichem Quarzglas.
Typische Kerndurchmesser 5 µm bis 8 µm, Manteldurchmesser 125 µm.
Auch dieser Fasertyp läßt sich besonders wirtschaftlich herstellen. Die Brech
zahldifferenz von 0,77% ist zwar etwas geringer als bei bisher üblichen DS-
Fasern, das läßt sich jedoch durch kleine Veränderungen des Kerndurch
messers kompensieren. Eine weitere Möglichkeit zur Vergrößerung der Brech
zahldifferenz besteht in einer leichten Fluordotierung des Mantelmaterials. Eine
geringe Fluordotierung kann technologisch relativ einfach realisiert werden, z. B.
dadurch, daß poröses Sootmaterial bei der SiO2-Herstellung unter der Ein
wirkung von fluorabspaltenden Gasen gesintert und konsolidiert wird.
Fasertyp 4 DS-Einmodenfaser mit Si(30)O2 als Kernmaterial und Si(28)O2 als Mantelma
terial.
Kern-/Manteldurchmesser wie bei Fasertyp 3.
Für die auch hier etwas unter 0,9% liegende Brechzahldifferenz gilt das
Gleiche wie für Fasertyp 3, gegenüber dem geringere Verluste zu erwarten
sind.
Fasertyp 5 Multimode-Stufenindexfasern mit einem Kern aus Si(29)O2 oder Si(30)O2 und
einem Mantel aus üblichem Quarzglas oder Si(28)O2. Dabei kann der Mantel
noch zusätzlich mit Fluor dotiert sein.
Typische Kerndurchmesser: 35 µm bis 1000 µm, typische Manteldurchmesser
100 µm bis 1200 µm.
Fasertyp 6 Multimode-Gradientenfasern mit reinem Si(30)O2 in der Faserachse und
zunehmendem Anteil von Si(28)O2 mit wachsendem Radius. Zur Vergrößerung
der Brechzahldifferenz kann im äußeren Kernbereich und im Mantel eine
zusätzliche Fluordotierung eingesetzt werden.
Typische Kerndurchmesser: 50 µm bis 100 µm, typische Manteldurchmesser
125 µm bis 140 µm.
Bei der erfindungsgemäßen Lehre macht man von der Kenntnis Gebrauch, daß relativ große
Brechzahldifferenzen zwischen den Dioxiden der drei Si-Isotope auftreten und die
Brechzahldifferenzen die erforderlichen Werte für den Aufbau von Standard-Einmodenfasern
und DS-Fasern aufweisen.
Bisher wurden Lichtwellenleiter entweder aus einem Kernmaterial aus natürlichem Quarzglas
mit GeO2-Dotierung und einem Mantel aus natürlichem SiO2 oder aus einem Kern aus
natürlichem, reinem Quarzglas und einem Mantel aus fluordotiertem natürlichem Quarzglas
aufgebaut. Der zweite Fasertyp hat allerdings nur einen verschwindend kleinen Marktanteil,
geschätzt wird unter 1%.
Im ersten Fall besteht das Kernmaterial aus 3 SiO2-Sorten mit etwas unterschiedlicher
Brechzahl und GeO2 mit stark abweichender Brechzahl und Ionen eines wesentlich schwereren
Elements. Ein solches Material weist im atomaren und molekularen Bereich und durch
Konzentrationsschwankungen der 4 Komponenten wesentlich größere Inhomogenitäten auf
als ein Material, das aus nur einem Si-Isotop und Sauerstoff aufgebaut ist. Folglich sind bei
dem Quarzglas aus einem Si-Isotop wesentlich geringere Streuverluste und damit auch
kleinere Rayleigh-Streukoeffizienten zu erwarten. Den Sauerstoff im Dioxid auch noch durch
reine Isotope zu ersetzen, dürfte dagegen keinen merklichen Einfluß auf die Streuverluste des
Dioxids haben, da nach "Physikalisches Taschenbuch", 5. Auflage, 1976, Viehweg Verlag
Braunschweig, Herausgeber H. Ebert, S. 156, Sauerstoff zu 99,8% aus dem Isotop 0(16)
besteht.
Zusätzlich kann man davon ausgehen, daß bei Fasern, die nur aus undotiertem Quarzglas
aufgebaut sind, die Unterschiede in den thermischen Ausdehnungskoeffizienten wesentlich
geringer sind als bei Kern- beziehungsweise Mantelmaterialien, bei denen die Brechzahldiffe
renz durch den Einsatz von Dotierstoffen (Ge, F) erreicht wird, deren atomare Eigenschaften
sich erheblich von denen des Siliziums unterscheiden. Geringe Unterschiede in den Aus
dehnungskoeffizienten führen, wie eingangs dargestellt, zu kleineren inneren Spannungen und
damit zu verringerten Streuverlusten in den Fasern.
Bei Einmodenfasern wird ein Anteil der Lichtleistung auch im Fasermantel geführt. Aus
diesem Grund und wegen der eben geschilderten Zusammenhänge ist zu erwarten, daß sich
die Fasertypen 2 und 4 durch besonders geringe Dämpfung auszeichnen. Eigene Abschät
zungen ergeben, daß mit den hier dargestellten neuen Fasertypen die Dämpfung gegenüber
bisher üblichen Fasern um mindestens 20% abgesenkt werden kann. Das gilt für die Wellen
längenbereiche, die auch heute für die optische Nachrichtentechnik genutzt werden. Das
vereinfacht den praktischen Einsatz der neuen Fasertypen erheblich, weil die zu hoher
technischer Reife entwickelten Bauelemente der heutigen optischen Nachrichtentechnik wie
Sender, Detektoren, Koppler usw. verwendet werden können und keine Neuentwicklungen
erforderlich sind.
Nach der erfindungsgemäßen Lehre werden die Lichtwellenleiter beziehungsweise der Faser
kern aus einer neuen Materialklasse hergestellt, die auf Dioxiden von Isotopen des Siliziums
basiert. Silizium besteht aus einem Gemisch von 3 stabilen Isotopen, nämlich 92,2% Si(28),
4,7% Si(29) und 3,1% Si(30) (s. "Physikalisches Taschenbuch", aaO, S. 157). Diese Isotope
lassen sich mit Massenseparatoren trennen und in reiner Form darstellen. Gleichwenn eine
entsprechende Isotopentrennung recht teuer ist, ist zu berücksichtigen, daß für einen
Faserkern einer Standard-Einmodenfaser pro 1 km Länge nur weniger als 0,2 g Quarzglas
benötigt wird.
Da Isotopenverbindungen chemisch identisch sind, ist anzunehmen, daß ihre physikalischen
Eigenschaften sehr ähnlich sind. Das dürfte besonders für den thermischen Ausdehnungs
koeffizienten und das Viskositätsverhalten von Gläsern aus den 3 Si-Isotopen gelten. Die
Brechzahlen von Quarzgläsern aus reinen Si-Isotopen sind nicht bekannt. Den Verfassern ist
es gelungen, durch ein neues Verfahren die Brechzahlen der Quarzgläser aus den drei Si-
Isotopen zu bestimmen. Dabei zeigte sich, daß die Brechzahldifferenzen nicht wie erwartet
vernachlässigbar klein sind, sondern so groß, daß ausschließlich aus Quarzgläsern aus Si-
Isotopen ohne jegliche Dotierung Standard-Einmodenfasern und DS-Einmodenfasern sowie
auch Multimodenfasern aufgebaut werden können.
G. Honcia hat in seiner Dissertation, Technische Universität Berlin, 1960, S. 22-25 ,gezeigt,
daß für Dioxide von Elementen der Gruppe IV b des periodischen Systems ein Zusammen
hang zwischen der Ordnungszahl und damit auch dem Atomgewicht mit der Brechzahl und
der ultravioletten Absorptionskante besteht. Die in der Tabelle 1 angegebenen Brechzahlen
nD gelten für die amorphe Form der Dioxide und stammen, bis auf den Wert für SiO2, für das
ein neuerer Wert aus dem "Handbook of Chemistry and Phyiscs", 1988-89, 69th Edition,
entnommen wurde, aus der Dissertation von G. Honcia. Auch die Werte für die Lage der Ab
sorptionskante λK der Dioxide, die über einen Absorptionskoeffizienten von 5.000 cm-1
definiert ist, stammen aus der Dissertation von G. Honcia.
Es wurde festgestellt, daß ein linearer Zusammenhang zwischen der mittleren relativen
atomaren Masse (MRAM) der Dioxide der Elemente aus der Gruppe IV b des periodischen
Systems und deren Brechzahl besteht.
In Fig. 1 ist die Brechzahl nD von amorphem Siliziumdioxid, Germaniumdioxid und Zinn
dioxid als Funktion der MRAM dargestellt. Die drei Wertepaare liegen praktisch genau auf
einer Geraden. Dieses Ergebnis läßt sich folgendermaßen interpretieren: Die Brechzahl wird
durch die Wechselwirkung des elektromagnetischen Feldes des Lichts mit den Ionen der
Verbindungen bestimmt. Die Sauerstoffionen sind für alle Dioxide gleich. Die Brechzahldif
ferenzen entstehen daher durch die Unterschiede der MRAM der drei verschiedenen Elemente.
Nach Fig. 1 ergibt sich, daß die Zunahme der Atommasse um eine Masseneinheit mit einer
Brechzahlerhöhung von 0,006 verbunden ist. Zusammen mit der schon erwähnten Verteilung
der stabilen Si-Isotope und der Brechzahl nD,0 von Quarzglas mit natürlicher Si-Isotopenver
teilung lassen sich die Brechzahlen der Dioxide der reinen Si-Isotope in einfacher Weise
berechnen nach:
nD,0 = 0,922 nD,1 + 0,047 nD,2 + 0,031 nD,3
nD,1 = nD,0 - 0,047×0,0060 - 0,031×0,0120
nD,2 = nD,1 + 0,0060
nD,2 = nD,1 + 0,0060
nD,3 = nD,1 + 0,0120.
Daraus ergibt sich für:
Si(28): nD,1 = 1,4581, Si (29): nD,2 = 1,4641, Si (30): nD,3 = 1,4701.
Damit betragen die relativen Brechzahldifferenzen der Dioxide aus den Isotopen Si(29) und
Si(30) zum Quarzglas aus Silizium mit natürlichem Isotopengemisch:
(nD,2 - nD,0/nD,0 = 0,36% und (nD,3 - nD,0)/D,0 = 0,77%,
beziehungsweise die Brechzahldifferenzen zum Siliziumdioxid aus dem Isotop Si(28):
(nD,2 - nD,1/nD,1 = 0,41% und (nD,3 - nD,1)/nD,1 = 0,82%.
Das überraschende Ergebnis dieser Auswertung ist, daß erstens relativ große Brechzahldiffe
renzen zwischen den Dioxiden aus den drei Si-Isotopen auftreten und daß zweitens die
Brechzahldifferenzen gerade die erforderlichen Werte für den Aufbau von Standard-Ein
modenfasern und DS-Fasern aufweisen. Nach der erfindungsgemäßen Idee lassen sich also
nur aus Quarzgläsern der verschiedenen Si-Isotope ohne jegliche Dotierung zuvor
beschriebene Fasertypen 1-6 aufbauen.
Auch zwischen der Lage der Bandkante λK, bei der mit abnehmender Wellenlänge λ die
Absorption auf 5.000 cm-1 ansteigt, existiert für die amorphen Dioxide von Silizium (Si),
Germanium (Ge) und Zinn (Sn) ein Zusammenhang mit der mittleren relativen atomaren
Masse MRAM dieser Elemente. Die entsprechenden Werte sind in Tab. 1 aufgeführt und in
Fig. 2 dargestellt. Die Linearität des Zusammenhangs zwischen λK und MRAM ist nicht so
eindeutig wie bei der Abhängigkeit zwischen der Brechzahl und der MRAM. Dabei muß
jedoch berücksichtigt werden, daß eine genaue Bestimmung von λK problematisch ist, weil
schon Spuren von Verunreinigungen oder geringfügige Abweichungen in der Stöchiometrie
großen Einfluß auf die Lage der kurzwelligen Absorptionskante λK haben.
Nach Fig. 2 ergibt sich, daß sich die Absorptionskante von Dioxiden der Gruppe IVb des
periodischen Systems bei der Zunahme um eine atomare Masseneinheit um 2,1 nm zu
längeren Wellenlängen hin verschiebt. Für SiO2 errechnet sich eine Verschiebung von λK um
0,23 nm zu kürzeren Wellenlängen hin, wenn man statt reinem Quarzglas aus Silizium mit
natürlichem Isotopengemisch isotopenreines Quarzglas aus Si(28) als Kernmaterial verwendet.
In diesem Fall müßte das Mantelglas mit Fluor dotiert werden.
Ein wesentlich größerer Einfluß auf die Lage der Bandkante dürfte jedoch durch die schon
diskutierte Verringerung der inneren Spannungen in den Fasertpyen 1 bis 6 im Vergleich
zu bisher üblichen Fasern entstehen. Innere Spannungen im Quarzglas führen zu Verschiebun
gen in der Struktur des amorphen Materials und dadurch zu einer "Verschmierung" der
Kanten der Energiebänder und zur Bildung zusätzlicher Störstellen, die sich in einer
Verschiebung der Absorptionskante zu längeren Wellenlängen hin auswirkt. Man kann davon
ausgehen, daß bei Lichtwellenleitern mit geringeren inneren Spannungen die UV-
Absorptionskante um einige nm zu kürzeren Wellenlängen hin verschoben ist. Das kann für
die Übertragung hoher UV-Lichtleistungen mittels Lichtwellenleiter, wie zum Beispiel in der
Medizintechnik oder der Materialbearbeitung erforderlich, von großer praktischer Bedeutung
sein.
Ferner zeichnet sich die Erfindung durch einen Lichtwellenleiter aus, der aus Fasern auf
Quarzglasbasis mit einem Kern sowie einem diesen umgebenden Mantel mit unterschiedlichen
Silizium-Atommassen besteht und dadurch gekennzeichnet ist, daß der Kern aus Si(28)O2
besteht und der Mantel aus einem reinen Dioxid oder einem Dioxidgemisch mit einer
Silizium-Atommasse besteht, die kleiner als die des Dioxids des Kerns ist und mit Fluor
dotiert ist.
Bei den zuvor wiedergegebenen Betrachtungen ist im Wesentlichen auf zylindrische bzw.
rotation symmetrische Lichtwellenleiter eingegangen worden. Die erfindungsgemäße Lehre
ist jedoch auch für optische Komponenten aus massivem Quarzglas wie z. B. Fenster, Linsen,
aber auch auf Komponenten für integrierte optische Schaltungen übertragbar. Bei massiven
Quarzglaskomponenten liegt der wesentliche Vorteil von Isotopenmaterial gegenüber bisher
üblichem Quarzglas in der verbesserten Homogenität, wenn die Verunreinigungen auf die
technologisch erreichbare Grenze reduziert sind.
Die unterschiedlichen Brechzahlen der Oxide aus den drei Si-Isotopen und des Oxids des
natürlichen Isotopengemisches ermöglichen den Aufbau integriert optischer Strukturen wie
planarer Wellenleiter und Streifenwellenleiter (s. Hultzsch, aaO, S. 221-223), wobei auch bei
diesen Strukturen besonders geringe Verluste im Vergleich zu herkömmlichen integriert
optischen Bauelementen zu erwarten sind. Spezielle Ausführungsformen der
Streifenwellenleiter sind u. a. Y-Verzweiger, optische Frequenzfilter und Richtkoppler,
Wellenleiter-Interferenzfilter und Vielkanal Wellenleiter-Multiplexer und -Demultiplexer (s.
Hultzsch, aaO, S. 225-231).
Neben den verringerten Verlusten haben Lichtwellenleiter und integrierte optische
Bauelemente aus Quarzglas aus Silizium mit unterschiedlicher Atommasse ohne GeO2-
Dotierung außerdem den Vorteil erhöhter chemischer Stabilität. Während SiO2 praktisch
wasserunlöslich ist, beträgt die Wasserlöslichkeit von reinem GeO2 0,45 g pro 100 cm3 H2O
(Honcia, aaO, S. 22). Daraus ergibt sich auch für GeO2-dotiertes Quarzglas eine gewisse
Wasserlöslichkeit, die für Steckerendflächen von Einmodenfasern mit GeO2-dotiertem
Kernmaterial experimentell nachgewiesen wurde (s. L. A. Reith, Conference Digest, OFMC
97, York/England, S. 262) und die auch für Streifenwellenleiter von integrierten optischen
Bauelementen zu einer Verringerung der Langzeitstabilität führen könnte.
Ein optisches Übertragungselement in Form eines planaren oder Streifenwellenleiters mit
typischen Ausführungsformen als Y-Verzweiger, optische Frequenzfilter, Richtkoppler,
Interferenzfilter und Wellenlängen-Multiplexer bzw. -Demultiplexer wird dabei dadurch
gekennzeichnet, daß Bereiche unterschiedlicher Brechzahlen aus Quarzgläsern verschiedener
Si-Isotope oder Isotopengemische hergestellt werden.
Insbesondere besteht das optische Übertragungselement aus einer Komponente aus massivem
Quarzglas, wobei die Komponente aus einem Material aus nur einem Si-Isotop hergestellt
wird.
Auch besteht die Möglichkeit, die Komponente aus einem Material mit ortsabhängigem, vom
natürlichen Isotopengemisch abweichenden Isotopenverhältnis herzustellen.
Bevorzugterweise weist die Komponente eine zylindrische Form und ein parabolisches
Brechzahlprofil in radialer Richtung auf.
Dabei kann die Länge des zylindrischen Teils derart ausgebildet sein, daß paralleles Licht
auf der Frontfläche auf die entgegengesetzte Endfläche fokussiert wird. Alternativ ist die
Länge des zylindrischen Teils derart ausgebildet, daß auf die Frontfläche fokussiertes Licht
auf die entgegengesetzte Endfläche fokussiert wird.
Claims (22)
1. Optisches Übertragungselement, wie Lichtwellenleiter, optische Komponente oder
integrierte optische Schaltung, auf Quarzglasbasis mit zumindest zwei
Quarzglasbereichen unterschiedlicher Silizium-Atommassen,
dadurch gekennzeichnet,
daß zumindest ein Quarzglasbereich aus reinem oder im Wesentlichen reinen
Dioxid eines der stabilen Isotopen Si(29) oder Si(30) und der zumindest zweite
Quarzglasbereich aus einem reinen Dioxid einer Silizium-Atommasse oder einem
Dioxidgemisch mit einer Silizium-Atommasse besteht, die kleiner als die des
Dioxids des ersten Quarzglasbereichs ist.
2. Optisches Übertragungselement nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der erste Bereich aus Si(29)O2 und der zweite Bereich aus Quarzglas mit
natürlichem Si-Isotopengemisch besteht.
3. Optisches Übertragungselement nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der erste Bereich aus Si(29)O2 und der zweite Bereich aus Si(28)O2 besteht.
4. Optisches Übertragungselement nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der erste Bereich aus Si(30)O2 und der zweite Bereich aus Quarzglas mit
natürlichem Si-Isotopengemisch besteht.
5. Optisches Übertragungselement nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der erste Bereich aus Si(30)O2 und der zweite Bereich aus Si(28)O2 besteht.
6. Optisches Übertragungselement nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der erste Bereich aus Si(30)O2 und der zweite Bereich ein Gemisch aus
Si(30)O2 und Si(28)O2 ist, wobei mit zunehmendem räumliche Abstand zu dem
ersten Bereich der Anteil von Si(28)O2 zunimmt.
7. Lichtwellenleiter, bestehend aus Fasern auf Quarzglasbasis mit einem Kern sowie
einem diesen umgebenden Mantel mit unterschiedlichen Silizium-Atommassen,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kern aus reinem oder im Wesentlichen reinem Dioxid eines der stabilen
Isotope Si(29)O2 oder Si(30)O2 und der Mantel aus einem reinen Dioxid einer
Silizium-Atommasse oder einem Dioxidgemisch mit Silizium-Atommassen
besteht, die kleiner als die des Dioxids des Kerns ist.
8. Lichtwellenleiter nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fasern Standard-Einmodenfasern mit einem Kern aus Si(29)O2 und
einem Mantel aus Quarzglas mit natürlichem Si-Isotopengemisch sind.
9. Lichtwellenleiter nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fasern Standard-Einmodenfasern mit Si(29)O2 als Kernmaterial und
Si(28)O2 als Mantelmaterial sind.
10. Lichtwellenleiter nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fasern dispersionsverschobene Einmodenfasern mit einem Kern aus
Si(30)O2 und einem Mantel aus üblichem Quarzglas sind.
11. Lichtwellenleiter nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fasern dispersionsverschobene Einmodenfasern mit Si(30)O2 als
Kernmaterial und Si(28)O2 als Mantelmaterial sind.
12. Lichtwellenleiter nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fasern Multimode-Stufenindexfasern mit einem Kern aus Si(29)O2 oder
Si(30)O2 und einem Mantel aus üblichem Quarzglas oder Si(28)O2 sind.
13. Lichtwellenleiter nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mantelmaterial mit Fluor dotiert ist.
14. Lichtwellenleiter, bestehend aus Fasern auf Quarzglasbasis mit einem Kern sowie
einem diesen umgebenden Mantel,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kern aus Si(28)O2 und der Mantel aus mit Fluor dotiertem Quarzglas
besteht.
15. Lichtwellenleiter nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fasern Multimode-Gradientenfasern mit reinem Si(30)O2 in der
Faserachse sind und daß mit zunehmendem Abstand von der Faserachse ein
wachsender Anteil von Si(28)O2 gegeben ist.
16. Lichtwellenleiter nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß der mit zunehmenden Abstand zur Faserachse vorhandene Si(28)O2-Anteil
sowohl im äußeren Kernbereich der Faser als auch im Mantel mit Fluor dotiert
ist.
17. Optisches Übertragungselement in Form eines planaren oder Streifenwellenleiters
mit typischen Ausführungsformen als Y-Verzweiger, optische Frequenzfilter,
Richtkoppler, Interferenzfilter und Wellenlängen-Multiplexer bzw.
Demultiplexer, nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß Bereiche unterschiedlicher Brechzahlen aus Quarzgläsern verschiedener Si-
Isotope oder Isotopengemische hergestellt werden.
18. Optisches Übertragungselement in Form einer Komponente aus massivem
Quarzglas, nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Komponente aus einem Material aus nur einem Si-Isotop hergestellt
wird.
19. Optisches Übertragungselement in Form einer Komponente aus massivem
Quarzglas, nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Komponente aus einem Material mit ortsabhängigem, vom natürlichen
Isotopengemisch abweichenden Isotopenverhältnis besteht.
20. Optisches Übertragungselement nach zumindest Anspruch 19,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Komponente eine zylindrische Form und ein parabolisches
Brechzahlprofil in radialer Richtung aufweist.
21. Optisches Übertragungselement nach Anspruch 20,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Länge des zylindrischen Teils so bemessen wird, daß parallel es Licht
auf der Frontfläche auf die entgegengesetzte Endfläche fokussiert wird.
22. Optisches Übertragungselement nach Anspruch 20,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Länge des zylindrischen Teils so bemessen wird, daß auf die
Frontfläche fokussiertes Licht auf die entgegengesetzte Endfläche fokussiert
wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997149312 DE19749312A1 (de) | 1997-11-07 | 1997-11-07 | Optisches Übertragungselement |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997149312 DE19749312A1 (de) | 1997-11-07 | 1997-11-07 | Optisches Übertragungselement |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19749312A1 true DE19749312A1 (de) | 1999-05-12 |
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ID=7847976
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1997149312 Withdrawn DE19749312A1 (de) | 1997-11-07 | 1997-11-07 | Optisches Übertragungselement |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19749312A1 (de) |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
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-
1997
- 1997-11-07 DE DE1997149312 patent/DE19749312A1/de not_active Withdrawn
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