DE19745208A1 - Mundfilm - Google Patents
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- A61K9/0053—Mouth and digestive tract, i.e. intraoral and peroral administration
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Description
Bei den festen Arzneiformen (Tabletten, überzogene Tabletten, Kapseln) werden folgende
Präparate mit gesteuerter Wirkstofffreigabe unterschieden:
- 1. Präparate mit erhöhter Wirkstoffreigabegeschwindigkeit
- 2. Präparate mit verzögerter Wirkstoffreigabe.
Günstige Voraussetzungen für eine reproduzierbar rasche Freigabe aus einer festen
Arzneiform sind dann gegeben, wenn der Wirkstoff in fester Lösung d. h. molekulardispers in
einer gut löslichen amorphen Polymermatrix vorliegt. Die Freigabegeschwindigkeit ist dann
ausschließlich durch die Lösungsgeschwindigkeit und die spezifische Oberfläche des Trägers
bestimmt.
Als feste Lösungsmittel eignen sich vor allem hochpolare Polymere, wie Dextrane, Dextrine,
Alginate, Gummi arabicum, Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon und Celluloseether.
Arzneistoffe mit polaren Gruppen können mit dem Polymer in Wechselwirkung treten und
sind daher in derartigen Matrices relativ gut löslich. Weniger polarer Arzneistoffe liegen
dagegen in höheren Konzentrationen übersättigt vor. In Abhängigkeit von der Temperatur
kann es dann zu Rekristallisationen verbunden mit einem Abfall der Freigabegeschwindigkeit
kommen. Die feste Lösung in einem amorphen, leicht löslichen Träger bietet hingegen den
Vorteil einer reproduzierbaren und raschen Wirkstoffreisetzung.
Die große spezifische Oberfläche der Polymermatrix läßt sich z. B. durch eine Gefriertrocknung
einer wäßrigen Lösung des Wirkstoffes mit dem Polymer erreichen. Die Lösung wird vor dem
Trocknungsprozeß einzeldosiert in Formen - bevorzugt direkt in die Blisterverpackung -
ausgegossen (BE 859291, GB 2111423). Entsprechende Arzneimittel sind schon international
eingeführt worden (Tavor® Expidet (Lorazepam), Serax® Expidet (Oxazepam), Pepdul® Rapid
(Famotidin)). Eine noch größere spezifische Oberfläche erhält man durch Gefriertrocknung
eines mit Hilfe von Tensiden stabilisierten Polymerschaumes (US 4642903).
Die hohe Kapillarität der Tabletten bedingt ein schnelles Eindringen von Wasser bzw. Speichel.
Der rasche Zerfall der Arzneiform führt somit zu einer fast augenblicklichen Freisetzung des
Arzneistoffes. Die Entstehung einer übersättigten Lösung wird begünstigt und durch die
Polymermoleküle zumindest vorübergehend stabilisiert.
Von Vorteil sind derartige Systeme bei Arzneistoffen, deren Auflösungsgeschwindigkeit in der
gastrointestinalen Flüssigkeit während des gesamten Absoptionsprozesses der limitierende
Parameter ist. Eine langsame Auflösung führt häufig zu einer nur unvollständigen Freisetzung
während der GI-Passage und damit zu Problemen der Bioverfügbarkeit (Voigt, R.:
Pharmazeutische Technologie, 7. Aufl., Ullstein Mosby, S. 165f. (1993)). Die Bioverfügbarkeit
derartiger Substanzen (z. B. Chinidin, Digoxin, Reserpin, Spironolacton, Tolbutamid) ist daher
im Rahmen der Zulassung zu belegen (7. Bekanntmachung des BfArM gem. §26 Abs. 3 AMG
über die Zulassung nach §21 AMG und die Verlängerung der Zulassung von Arzneimitteln
nach §105 AMG (Bioverfügbarkeit/Bioäquivalenz)).
Ein weiterer Vorteil sofortlöslicher Arzneiformen besteht in der unproblematischen
Applikation bei Personen mit Schluckbeschwerden. Sie erleichtern ebenfalls die Applikation
bei nicht-kooperativen Patienten (Kinder, alte Menschen), bei denen die Gabe von normalen
Tabletten häufig schwierig ist. Ein zusätzliches Anwendungsgebiet ergibt sich in der
Veterinärmedizin.
Ein Nachteil der oben beschriebenen Lyophilisate ist deren hohe Hygroskopizität. Die
Blisterfolie muß daher weitgehend wasserdampfundurchlässig sein und direkt nach Abschluß
der Trocknung verschlossen werden. Aufwendige Herstellung und Verpackung führen daher
zu einer hohen Kostenbelastung des Produktes. Aufgrund der starken, weltweiten
Preisregulierung des Pharmamarktes haben sich daher derartige Systeme noch nicht
durchsetzen können.
Gegenstand der Erfindung ist ein wirkstoffhaltiger Polymerfilm, der durch Ausstreichen einer
organischen oder wäßrigen Lösung eines polymeren Trägers mit dem Wirkstoff mit
anschließender Trocknung hergestellt wird. Verwendung finden auch hier wasserlösliche
Polymere, wie Dextrane, Dextrine, Alginate, Gummi arabicum, Polyvinylalkohol (PVA),
Polyvinylpyrrolidon (Polyvidon, PVP), Vinylpyrrolidon-Vinylacetat-Mopolymer
(Copolyvidon), Carboxymethylcellulose-Na (CMC-Na), Methylcellulose (MC), Hydroxyethyl
cellulose (HEC), Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC) und Hydroxypropylcellulose (HPC).
Besonders geeignet sind PVP, Copolyvidon und HPC aufgrund ihrer guten Löslichkeit in
Wasser und mittelpolaren organischen Lösungsmittel (z. B. Ethanol). Letztere sind wegen ihres
höheren Dampfdruckes und damit höherer Trocknungsgeschwindigkeit zu bevorzugen.
Darüber hinaus können die Flexibilität der Filme erhöhende Weichmacher (z. B. Glycerol,
Propylenglykol, Polyethylenglykol), Antihaftmittel (z. B. Mg-stearat, Stearinsäure, Triglyceride,
Emulgatoren) sowie Aromen (z. B. Orangenaroma, Menthol, Eukalyptusöl) oder Süßstoffe (z. B.
Sacharin-Na, Aspartam, Neohesperidin) zugesetzt werden.
Die Herstellung der Filme erfolgt vorzugsweise durch
- 1. Auflösung des Wirkstoffes und der Polymere in einem organischen Lösungsmittel oder in Wasser
- 2. Auflösung oder Dispergierung der übrigen Hilfsstoffe
- 3. Ausstreichen der entstehenden Lösung bzw. Dispersion auf einer geeigneten Trägerfolie zu einem Film
- 4. Trocknung des Filmes
- 5. Vereinzelung der Filmstücke durch Schneiden oder Stanzen auf die anwendungsgemäße Größe
- 6. Verpackung der vereinzelten Filmstücke.
Die wirkstoffhaltigen Filmstücke können von dem Patienten ohne Flüssigkeit eingenommen
werden. Der polymere Träger löst sich nach Applikation auf der Zunge innerhalb weniger
Sekunden auf und gibt so den Wirkstoff nahezu augenblicklich frei. Der Wirkstoff wird nun bei
ausreichender Verweilzeit in der Mundhöhle bukkal bzw. sublingual oder nach Schlucken der
entstehenden Lösung gastrointestinal rasch resorbiert. Das pharmakokinetische Profil wird
somit analog dem einer Lösung verlaufen.
Der Vorteil gegenüber den o.g. Lyophilisaten ist das einfachere und kostengünstigere
Herstellungsverfahren. Zudem sind die entstehenden Filme deutlich weniger hygroskopisch.
Eine aufwendige, wasserdampfundurchlässige Verpackung ist damit nicht unbedingt
erforderlich.
0,19 g Diazepam, 1,67 g Hydroxypropylcellulose (HPC, Klucel EF), 3,33 g Polyvidon (Kollidon
30), 0,02 g Neohesperidin und 0,40 g wasserfreies Glycerol werden in 14,7 ml Ethanol 99%
gelöst. Die Lösung wird mit einem Rakel in einer Schichtdicke von 300 µm auf silikonisiertem
Papier (PWA) ausgestrichen. Der entstehende Film wird 30 min bei 40°C und weitere 30 min
bei 60°C getrocknet. Es entsteht ein ca. 70 µm dicker Film mit einem Flächengewicht von ca.
100 g/m2, der vorsichtig von dem silikonisiertem Papier abgelöst und in 2 × 3 cm große Stücke
geschnitten wird. Ein Film enthält 2 mg Diazepam.
0,69 g Metoclopramid-Hydrochiorid, 2,50 g HPC (Klucel EF), 2,50 g Copovidon (Kollidon VA
64), 0,02 g Sacharin-Na, 0,10 g PEG 400 und 0,10 g Softisan 649 werden in 14,7 ml Ethanol 99%
gelöst. Die Lösung wird mit einem Rakel in einer Schichtdicke von 250 µm auf silikonisiertem
PETP (Hostaphan RN 100) ausgestrichen. Der entstehende Film wird 30 min bei 40°C und
weitere 30 min bei 60°C getrocknet. Es entsteht ein ca. 50 µm dicker Film mit einem
Flächengewicht von ca. 80 g/m2, der vorsichtig von der silikonisierten Trägerfolie abgelöst und
in 2 × 3 cm große Stücke geschnitten wird. Ein Film enthält 5,6 mg Metoclopramid-HCl
(entspricht 5,0 mg Metoclopramid).
0,077 g Glyceroltrinitrat, 5,0 g Copovidon (Kollidon VA 64), 0,30 g Propylenglykol, 0,25 g
Stearinsäure, 0,02 g Neohesperidin und 0,10 g Pfefferminzöl werden in 11,0 ml Ethanol 99%
gelöst. Die Lösung wird mit einem Rakel in einer Schichtdicke von 300 µm auf silikonisiertem
PETP (Hostaphan RN 100) ausgestrichen. Der entstehende Film wird 30 min bei 40°C und
weitere 30 min bei 60°C getrocknet. Es entsteht ein ca. 70 µm dicker Film mit einem
Flächengewicht von ca. 100 g/m2, der vorsichtig von dem silikonisiertem Papier abgelöst und
in 2 × 3 cm große Stücke geschnitten wird. Ein Film enthält 0,8 mg Glyceroltrinitrat.
Claims (5)
1. Pharmazeutische Zubereitung in Form eines Filmes zur Anwendung beim Menschen oder
beim Tier, dadurch gekennzeichnet, daß er sich in der Mundhöhle bei Kontakt mit Speichel
innerhalb weniger Sekunden auflöst und mindestens einen pharmazeutisch wirksamen
Bestandteil enthält.
2. Film nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Matrix der Zubereitung aus einem
oder mehreren Polymeren aus der Gruppe der Polysaccharide (Dextran, Dextrin, Alginate,
Gummi arabicum), Polyvinylalkohole, Polyvinylpyrrolidone, Vinylpyrrolidon-Vinylacetat-
Copolymere oder Celluloseether (Carboxymethylcellulose-Na, Methylcellulose, Hydroxy
ethylcellulose, Hydroxypropylmethylcellulose, Hydroxypropylcellulose) gebildet wird.
3. Film nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der oder die Wirkstoffe aus der
Gruppe der Psychopharmaka, Antidiarrhoika, Antiemetika, Antihistaminika,
Antikonvulsiva, Migränetherapeutika, Analgetika, Antirheumatika oder Salpetersäureester
stammt.
4. Film nach einem der oben genannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß er die
Polymere Polyvinylpyrrolidon, Vinylpyrrolidon-Vinylacetat-Copolymer oder Hydroxy
propylcellulose bzw. eine Mischung dieser Polymere enthält.
5. Film nach einem der oben genannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß er
hergestellt wird durch
- a) Auflösung bzw. Dispergierung der Polymere, des Wirkstoffes und der Hilfsstoffe in Wasser oder einem organischem Lösungsmittel
- b) Ausstreichen der Lösung bzw. Dispersion auf einer Trägerfolie
- c) Trocknen des Filmes
- d) Vereinzelung des Filmes durch Schneiden oder Stanzen auf die anwendungsgemäße Größe.
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