DE19740387A1 - Vorrichtung und Verfahren zur dosierten Abgabe von Medikamenten - Google Patents
Vorrichtung und Verfahren zur dosierten Abgabe von MedikamentenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur dosierten Abgabe von Medika
menten oder dergleichen mit zumindest einem Vorratsbehälter zur Medika
mentenaufnahme und mit einer Dosiervorrichtung zur kontrollierten Abgabe
von Medikamenten aus dem Vorratsbehälter, dadurch gekennzeichnet,
daß eine Steuereinrichtung zur Betätigung der Dosiervorrichtung vorgesehen
ist, wobei die Steuervorrichtung während des Betriebes patientenspezifische
Meßwerte erfaßt und die Dosiervorrichtung in Abhängigkeit hiervon betätigt.
Solche Vorrichtungen werden insbesondere in der Intensivmedizin bei der
Versorgung von Patienten benötigt, um hochwirksame einander beeinflus
sende Wirkstoffe zur Aufreckterhaltung und Verbesserung der primären Le
bensfunktionen eines Patienten bedarfsgerecht zu infundieren. Die Zufuhr
der Medikamente in der jeweiligen Kombination ist nur insoweit sinnvoll,
insoweit sie dem sich ständig ändernden Patientenzustand entspricht. Des
weiteren besteht die Notwendigkeit, die Ansprechbarkeit des Patienten auf
die Wirkstoffe in der gegebenen Kombination einzuschätzen, da eine indivi
duelle Wirkungsbreite der infundierten Medikamente existiert. Das Problem
bei der Versorgung des Patienten liegt in der Gefahr einer partiellen Unter-
oder Überdosierung mit den entsprechenden negativen Konsequenzen für den
Therapieverlauf.
Die Festlegung und Aktualisierung der Infusionsrate erfolgt nach dem heuti
gen Stand der Technik durch den Arzt oder anderes autorisiertes medizini
sches Personal. Dies geschieht in zeitlichen Abständen von oft auch mehreren
Stunden anhand von Erfahrungswissen nach Anschauung des Zustandes des
Patienten, insbesondere dem Verlauf der Vitalparameter. Die Medikamente
werden in der Regel über Spritzenpumpen infundiert, an denen die Infusi
onsrate manuell vorgegeben werden kann (Lawin; Praxis der Intensivbehand
lung; 6. Auflage; Thieme-Verlag Stuttgart 1993; S. 118 W).
Ansätze, ärztliches Erfahrungswissen bezüglich eines typischen Verlaufs der
zu infundierenden Medikamente in entsprechende Infusionspumpen zu inte
grieren und dem Arzt bei Bedarf zur Verfügung zu stellen, existieren z. B.
im Rahmen der Totalen Intra Venösen Anästhesie (TIVA)(Anästhesiologie-
Intensivmedizin - Schmerztherapie; Thieme-Verlag Stuttgart 1995; S. 469
ff.). Nachteilig wirkt sich hier aus, daß der tatsächlich erreichte Therapieer
folg nicht in die Entscheidungsfindung eingeht und somit lediglich eine Ab
laufsteuerung, die den individuellen Zustand des Patienten nicht auswertet,
realisiert wurde.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, durch die Überwachung des The
rapieerfolges und in Grenzen eigenständige Modifikation der Infusionsraten,
im Sinne einer optimalen Versorgung des Patienten mit den infundierten
Medikamenten, die grundsätzlich mit einer medizinischen Behandlung ver
bundenen Risiken zu minimieren.
Entsprechend dem Anspruch 1 bzw. 10 hat die Vorrichtung den Vorteil, daß
eine Erfassung des Patientenzustandes mit Hilfe der in Anspruch 2 beschrie
benen Meßwertaufnehmer regelmäßig in kurzen, medizinisch zweckmäßigen
Zeitabständen, zum Beispiel in Abständen von einer Minute, erfolgt. Da
durch ist die Vorrichtung iii der Lage, mit Hilfe der in den Ansprüchen 1
bis 8 beschriebenen Eigenschaften eine Modifikation der Infusionsraten vor
zunehmen.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im folgenden näher beschrieben.
In diesem Beispiel wird die Vorrichtung für die Behandlung von Patienten
auf der Intensivstation eingesetzt, deren Zustand eine Gabe von herzkreis
laufaktiven Medikamenten notwendig macht. Dabei werden bis zu drei Me
dikamente gleichzeitig gegeben. Die erfaßten Meßwerte werden in notwen
dige und optionale Meßwerte unterteilt, wobei die notwendigen Meßwerte
in Zeitabständen von etwa einer Minute und die optionalen Meßwerte in
Zeitabständen von zehn oder mehr Minuten, je nach Durchführung von neu
en Messungen, gemessen werden.
Die Vorrichtung ist in diesem Beispiel als eine Kombination von mindestens
drei Geräten ausgeführt:
- 1. Einem Gerät, das die Steuereinrichtung als Kernstück der Erfindung sowie zugehörige Peripherieeinrichtungen umfaßt; Dieses Steuergerät (SG) ist mit einem für den Einsatz im intensivmedizinischen Bereich ge eigneten Gehäuse versehen. Eine geeignete Bauform ist in Abb. 1 dargestellt.
- 2. Einem Gerät zur Erfassung der patientenspezifischen Meßwerte (MW); Hierzu wird in diesem Ausführungsbeispiel ein Patientenmonitoring system (PM) verwendet, wie es gebräuchlicherweise auf Intensivstatio nen eingesetzt wird. Dieses Patientenmonitoringsystem verfügt über ei ne geeignete Datenschnittstelle, über welche die patientenspezifischen Meßwerte in das Steuergerät (SG) übernommen werden können.
- 3. Mindestens einem Infusionsgerät (IG); Im Ausführungsbeispiel werden als IG drei handelsübliche Spritzenpumpen verwendet, welche über eine Schnittstelle zur Ansteuerung, insbesondere zur Verstellung der Infusi onsraten, verfügen.
Das Gehäuse des Steuergerätes kann zum Beispiel Vorrichtungen zur Befe
stigung an einem Infusionsständer umfassen. Auf der Frontseite befindet sich
ein Display (D), welches zur Darstellung von Information geeignet ist. Des
weiteren besteht die Möglichkeit, mittels der Tastatur (T) Entscheidungen
des SG zu modifizieren, zu bestätigen bzw. zusätzliche Angaben zum Pati
enten vorzunehmen. Integriert ist ein Einplatinenrechner einschließlich der
entsprechenden Module für die Speicherung von Informationen.
Am Steuergerät befinden sich Kabelanschlüsse bzw. Kabel (K) zur Strom
versorgung sowie zur Verbindung mit dem Patientenmonitoringsystem und
den Spritzenpumpen. Es verrügt außerdem über eine optische und akustische
Signaleinheit (S).
Der Aufbau des Steuergerätes ist modularisiert. Funktion und Zusammenwir
ken der einzelnen Module sind im folgenden beschrieben (siehe Abb. 1):
- 1. Intelligente Datenerfassung (ID): Die relevanten Vitalparameter wer den vom Patientenmonitoringsystem automatisch mit Hilfe des Moduls intelligente Datenerfassung (ID) abgefragt und verarbeitet. Weiter hin verfügt das Modul über manuelle Eingabemöglichkeiten für die Ein gabe spezifischer Patientendaten. Den einzelnen Meßwerten wird ein Vertraulichkeitsfaktor zugeordnet. Dieser Vertraulichkeitsfaktor ergibt sich aus der Aktualität des Meßwertes und einer Plausibilitätsprüfung mit fortgeschrittenen statistischen Methoden.
In Abhängigkeit von patientenspezifischen Angaben (Alter, Gewicht,
Anamnese) werden die jeweiligen Normbereiche der Vitalparameter be
stimmt, welche für die Berechnung herangezogen werden. Diese Norm
bereiche werden als unscharfe Mengen (Fuzzy-Mengen) dargestellt, was
einen gleiten den Übergang zwischen den verschiedenen Bereichen er
möglicht. Daraufhin und anhand der aktuellen Meßwerte wird der Pati
entenzustand eingeschätzt. Das medizinische Personal besitzt die Mög
lichkeit, in diesen Prozeß im Sinne einer Modifizierung der Daten ein
zugreifen.
- 2. Intelligente Entscheidungskomponente (IE): Die Ergebnisse der Intelli
genten Datenerfassung werden der intelligenten Entscheidungskompo
nente (IE) zugeführt.
Die intelligente Entscheidungskomponente verfügt über eine regelba sierte sowie eine pharmakokinetische Wissensbasis. Die regelbasierte Wissensbasis schlußfolgert anhand der vom Modul Intelligente Daten erfassung zur Verfügung gestellten Informationen bezüglich einer op timalen Gabe der zu infundierenden Infusionsmengen. Die Regeln der Wissensbasis wurden anhand von geprüftem medizinischem Wissen ge bildet. In den Bedingungsteilen der Regeln ist jeweils ein möglicher Patientenzustand eingegrenzt. Die Schlußfolgerungen der Regeln bein halten dem jeweiligen Patientenzustand angemessene Medikamenten kombinationen. Dabei besitzt jede Regel Alternativen, die mit Wich tungsfaktoren versehen sind. Die Entscheidung, welche Medikamenten kombination vorgeschlagen wird, erfolgt in Zusammenwirken mit der pharmakokinetischen Wissensbasis und dem Validierungsmodul (V). - 3. Validierungsmodul (V): In diesem Modul werden die Ergebnisse der IE
hinsichtlich ihrer Verletzung von spezifischen Randbedingungen bewer
tet.
Unter Einbeziehung von historischem Wissen bezüglich der Reakti on des Patienten auf die infundierten Medikamente und unter Einbe ziehung der spezifischen Patientendaten können Rückschlüsse auf die Treffsicherheit der von der IE ermittelten Schlußfolgerungen gezogen werden und die Entscheidungen des Moduls Intelligente Entscheidungs komponente beeinflußt werden. Das Ergebnis ist die neue Medikamen tenkombination. - 4. Überwachungsmodul (Ü): Dieses Modul besitzt die Aufgabe, technische
Störungen des Gerätes zu erkennen. Störungen werden optisch oder
akustisch mit Hilfe der Signaleinheit (S) angezeigt.
Unabhängig voneinander wirkende Komponenten überprüfen ständig die Gewährleistung der bestimmungsmäßigen Funktionalität des Ge rätes. Im Falle einer Störung führt das Überwachungsmodul das Gerät in einen unkritischen Zustand. - 5. Modul für die Ausgabe und Dokumentation (AD); Dieses Modul steuert einerseits die Infusionsgeräte an und erfaßt andererseits die notwendi gen Daten für eine Rekonstruktion der Entscheidungsabläufe.
- 6. Eingabe-/Visualisierungsmodul (EV): Dieses Modul besteht aus dem graphischen LCD-Display (D) sowie der numerischen Tastatur (T). Es dient der Eingabe vor patientenspezifischen Parametern, von Anwei sungen betreffs der Entscheidungen des Gerätes sowie der Darstellung von Ergebnissen, Entscheidungsabläufen und besonderer Zustände.
Claims (19)
1. Vorrichtung zur dosieriten Abgabe von Medikamenten oder dergleichen
mit zumindest einem Vorratsbehälter zur Medikamentenaufnahme und
mit einer Dosiervorrichtung zur kontrollierten Abgabe von Medikamen
ten aus dem Vorratsbehälter, dadurch gekennzeichnet, daß eine
Steuereinrichtung zur Betätigung der Dosiervorrichtung vorgesehen ist,
wobei die Steuervorrichtung während des Betriebes patientenspezifische
Meßwerte erfaßt und die Dosiervorrichtung in Abhängigkeit hiervon
betätigt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Steuereinrichtung Meßwertaufnehmer zur Erfassung von patientenspe
zifischen Meßwerten sowie einem Rechner zur Auswertung der Meßwer
te umfaßt bzw. eine Vorrichtung umfaßt, mit deren Hilfe diese Meßwerte
aus einer anderen Vorrichtung übernommen werden können.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß dem
Rechner eine Datenbank mit Sollwerten zugeordnet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der
Rechner einen Abgleich von Sollwerten und erfaßten Meßwerten durchführt
und hieraus ein Steuersignal für die Dosiervorrichtung ermittelt.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3 oder 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß in der Datenbank Normverläufe von Einfluß einer Me
dikamentengabe auf zu erfassende Meßwerte abgelegt sind.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 oder 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß in der Datenbank patiententypische Anfangswerte zur
Voreinstellung eines Steuerprogramms abgelegt sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß in der Datenbank typische normabweichende Verläufe
abgelegt sind.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Vorrichtung mindestens ein Infusionsgerät umfaßt.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet durch
eine getaktete Aufnahme von Meßwerten.
10. Verfahren zur dosierten Abgabe von Medikamenten, insbesondere zur
direkten Abgabe an einen menschlichen oder tierischen Organismus,
wobei zur Beeinflussung der Medikamentenzusammensetzung und Do
sierung Meßwerte des menschlichen oder tierischen Organismus erfaßt
werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßwerte zur automati
schen Steuerung der Medikamentengabe verwendet werden.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß vom
jeweiligen menschlichen oder tierischen Organismus gewonnene Meß
werte mit Normmeßwerten verglichen werden und hieraus Dosierung
und/oder Zusammensetzung der Medikamente berechnet werden.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß Meß
wertaufnahme und Steuerung der Medikamentengabe in getakteten Zei
tintervallen erfolgen.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekenn
zeichnet, daß die ermittelten Meßwerte in einer elektronischen Daten
auswertung mit Normverläufen von Behandlungen verglichen werden
und die Abweichungen Steuersignale für die Dosierung auslösen.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß ein Ab
gleich der erfaßten Meßwerte mit abgespeicherten typischen normwid
rigen Verläufen erfolgt.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß der bis
herige Verlauf der Dosierungen in die Betrachtung einbezogen wird.
16. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß bei Er
fassen eines typischen normwidrigen Verlaufes eine Alternativbehand
lung vorgeschlagen wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 16, dadurch gekenn
zeichnet, daß bei einem Verlauf der Behandlung außerhalb eines To
leranzbereiches ein Alarmsignal ausgelöst wird.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 17, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Verfahren durch Zwischenschaltung von Bedienper
sonal beeinflußt und abgebrochen werden kann.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 18, dadurch gekenn
zeichnet, daß Meßwerte, Bedienhandlungen und Dosierungen aufge
zeichnet werden und für eine Auswertung zur Verfügung stehen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997140387 DE19740387A1 (de) | 1997-09-08 | 1997-09-08 | Vorrichtung und Verfahren zur dosierten Abgabe von Medikamenten |
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DE1997140387 DE19740387A1 (de) | 1997-09-08 | 1997-09-08 | Vorrichtung und Verfahren zur dosierten Abgabe von Medikamenten |
Publications (1)
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Family
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DE1997140387 Withdrawn DE19740387A1 (de) | 1997-09-08 | 1997-09-08 | Vorrichtung und Verfahren zur dosierten Abgabe von Medikamenten |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19740387A1 (de) |
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- 1997-09-08 DE DE1997140387 patent/DE19740387A1/de not_active Withdrawn
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