DE19720854C1 - Sitzprüfkörper - Google Patents
SitzprüfkörperInfo
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Description
Die Erfindung geht aus von einem Sitzprüfkörper für Schwinungs
untersuchungen nach dem Oberbegriff von Anspruch 1, wie er bei
spielsweise aus der DE 41 03 374 C1 als bekannt hervorgeht.
Über diesen Sitzprüfkörper wird von den Erfindern auch in der
Automobiltechnischen Zeitschrift ATZ 97 (1995), Heft 10, Seiten
668 bis 671 berichtet.
Bei der Entwicklung von Sitzen, insbesondere von Fahrzeugsitzen
geht es auch um einen hohen Sitzkomfort, weil gerade auf Fahr
zeugsitzen die Insassen und vor allem der Fahrer u. U. viele
Stunden bei geringer Bewegung auf dem Sitz verharren müssen.
Hier spielen unter anderem auch Fragen eines guten Schwingungs
verhaltens des Sitzes eine Rolle. Es werden im Laufe einer
Sitzentwicklung unterschiedliche Sitz- und Polsterkonstruktio
nen als Versuchsmuster angefertigt und diese müssen untereinan
der objektiv und reproduzierbar hinsichtlich verschiedener
Prüf- und Bewertungskriterien, vor allem hinsichtlich Komfort
und Schwingungsverhalten, verglichen werden, um danach das be
ste Versuchsmuster auswählen zu können. Es werden nicht nur
neue Versuchsmuster einer aktuellen Sitzentwicklung, sondern
auch verschiedene Testsitze anderer Provenienz z. B. Sitze frü
herer Sitzgenerationen, gebrauchte Sitze oder Sitze aus fremden
Entwicklungs- oder Fabrikationsstätten in beliebiger Paarung
miteinander verglichen.
Zur Schwingungsprüfung wird der Sitz mit einer darauf sitzenden
Testperson oder mit einem darauf abgesetzten Sitzprüfkörper zu
Vertikalschwingungen angeregt und es werden die Antwortschwin
gungen des Prüfkörpers bzw. der Testperson gemessen. Bei den
Schwingungsmessungen werden flach kissenförmige Beschleuni
gungssensoren in die Kontaktzone des Gesäßes zur Oberfläche des
Sitzpolsters aufgelegt und diese Schwingung als Antwortschwin
gung gemessen. Die gewonnenen Antwortschwingungen werden als
spektrale Verteilung der Schwingungsamplituden im Verhältnis
zur entsprechenden Anregungsamplitude in einem Diagramm aufge
tragen. Diese sog. Übertragungskurven werden - beginnend mit
einer sehr langsamen, quasi-statischen Anregung - bis in den
Bereich von etwa 30 Hertz ermittelt. Typischerweise beginnen
diese Übertragungskurven bei einem Wert von 1,0 und weisen dann
im Bereich von etwa 5 Hz eine deutliche Resonanzstelle auf; da
nach fällt sie in der Regel deutlich unter den Wert von 1 ab
und verläuft - in einem Bereich der Sitzdämmung - mit zunehmen
der Anregungsfrequenz leicht abfallend.
Der eingangs erwähnte, bekannte Sitzprüfkörper besteht aus ei
ner der Gesäßform einschließlich Oberschenkelpartie eines Men
schen entsprechenden, oberflächlich starren Sitzschale und aus
einer mit ihr verbundenen, der Rückenform entsprechenden eben
falls starren Rückenschale. In die Sitzschale sind mehrere ver
tikal schwingungsfähige, gedämpfte Feder/Masse-Systeme zur Si
mulation der Vertikal-Schwingungsneigung von Körperteilen und
Körperregionen eingebaut, wobei die Feder/Masse-Systeme in ih
rem Gewicht und in Ihrer Massenverteilung etwa dem Einsitzge
wicht einer durchschnittlich schweren Person entsprechen. Die
Gesäß- und die Rückenschale des Sitzprüfkörpers sind unter ei
nem der Sitzposition eines Menschen entsprechenden Winkel starr
zueinander angeordnet, wobei die Rückenschale lediglich die
Funktion hat, den Sitzprüfkörper während der Schwingungsprüfung
am Lehnenpolster abzustützen und ihn auf dem Sitz in seiner La
ge zu stabilisieren. Vor einer Schwingungsprüfung eines Sitzes
mittels des bekannten Sitzprüfkörpers wird dieser mit der
Sitzschale lose auf das Sitzpolster des Sitzes aufgesetzt und
mit der Rückenschale an das Lehnenpolster angelehnt.
Es wurden von der Anmelderin Vergleichsmessungen mit dem be
kannten Sitzprüfkörper einerseits und natürlichen Testpersonen
andererseits an verschiedenen Sitzen durchgeführt. Der Ver
gleich der Messungen zeigt, daß die Messungen nur im Bereich
der Resonanzüberhöhung, und dort auch nur tendenziell richtige
Aussagen bringen; die von der Anmelderin mit dem bekannten
Sitzprüfkörper ermittelte Resonanzüberhöhung entsprach quanti
tativ nicht den mit natürlichen Testpersonen gemessenen Werten.
Noch viel weniger sind nach den Erfahrungen der Anmelderin die
Meßergebnisse des bekannten Sitzprüfkörpers im Bereich der
Sitzdämmung vergleichbar: oberhalb von etwa 7 Hz verläuft die
mit dem Sitzprüfkörper ermittelte Übertragungskurve ansteigend
und erreicht gegen Ende des Meßbereiches sogar Überhöhungswer
te, die z. T. deutlich über der Resonanzüberhöhung liegen, woge
gen die Testperson-Messungen einen Abfall der Übertragungswerte
bis unter 0,5 zeigten. Ein Vergleich gut dämpfender Sitz gegen
weniger gut dämpfender Sitz zeigt, daß der bekannte Sitzprüf
körper im Bereich der Sitzdämpfung nicht einmal in der Tendenz
brauchbare Meßwerte liefert. Diese Gegenüberstellung macht
deutlich, daß - zumindest nach den Erfahrungen der Anmelderin -
der bekannte Sitzprüfkörper nur sehr eingeschränkt vergleichba
re Aussagen zu Testperson-Schwingungsmessungen liefern und die
se Art der Messung nicht ersetzen kann. Deshalb konnten Schwin
gungsprüfungen von Sitzen nur unter Einsatz natürlicher Test
personen durchgeführt werden. Dies ist selbstverständlich Zeit-
und personalaufwendig und abgesehen davon auch kaum zumutbar.
Zwar wäre es denkbar, derartige Schwingungsuntersuchungen mit
tels Testpuppen, sog. Dummies, durchzuführen. Dies Testpuppen
der dritten Generation sind beispielsweise in SAE 1994 Tran
sactions - Journal of Passenger Cars, Section 6, Volume 103,
Seiten 1868-1886 beschrieben. Sie sind bezüglich des mechani
schen Bewegungsverhaltens und der Massenverteilung des Ganzkör
pers anthropromorph gestaltet. Bezüglich einzelner Körperregionen
oder Gliedmaßen sind die Dummies hingegen z. T. recht rudimentär
ausgebildet und es kann bezüglich der Details von einer anthro
promorphen Ausbildung keine Rede sein. Dies gilt insbesondere
für die hier interessierende Sitzpartie im Beckenbereich. Die
ser Bereich ist für Voll-Dummies, wie sie für Unfall-Versuche
verwendet werden, völlig unwichtig. Zwar heißt es dort im Zu
sammenhang mit dem Becken, daß dieses aus einer Aluminium-
Gußstruktur besteht, deren Form etwa einer menschlichen Becken
knochenstruktur ähnelt. Dieses Becken sei durch ein weiches
Gummimaterial eingeschlossen, um die Form menschlicher Ge
säßbacken anzunähern, welches auch einen dreiachsigen Be
schleunigungsgeber enthalte.
Über die referierten Informationen aus der genannten Literatur
stelle hinaus kann aus der Erfahrung und Beobachtung dieser al
lenthalben in den einschlägigen Entwicklungs- und Prüfstätten -
so auch bei der Anmelderin - in mehreren Exemplaren und in un
terschiedlichen Größen im Einsatz befindlichen Hybrid III Dum
mies ergänzend folgendes gesagt werden: Die Hartteile wie z. B.
den Beckenkörper umgebenden Weichteile sind als doppelwandige
Hohlkörper aus einem Weichgummi ausgebildet, deren Wandstärke
etwa 3 bis 5 mm beträgt. Der von den Doppelwandungen einge
schlossene Hohlraum ist mit Weichschaum ausgefüllt. Jedem ein
zelnen Gliedmaß - Unterschenkel, Oberschenkel, Becken, Oberkör
per, Oberarm, Unterarm Hand - ist ein solches doppelwandiges
hohles Weichteil zugeordnet. Die doppelwandigen Hohlteile sind
längsgeschlitzt, damit sie sich jeweils über das zugehörige
Hartteil aufschieben lassen, und mit einem Reißverschluß ver
schließbar. Die Innenkontur des hohlen Weichteiles ist den Har
teilen des zu umschließenden Gliedmaß grob, d. h. mit einem ge
wissen Spiel angepaßt, wogegen die Außenkontur etwa der Außen
form der entsprechenden Körperpartie entspricht. Die Weichteile
der einzelnen Puppenglieder schließen nicht unmittelbar anein
ander an; vielmehr ist zwischen benachbarten Weichteilen ein
großer Spalt freigelassen, damit sich die Glieder der Testpuppe
behinderungsfrei bewegen können. So klafft z. B. im Übergangsbe
reich vom Oberschenkel in die Gesäßpartie oder am Übergang vom
Gesäß in den Rücken ein Spalt von 3 bis 4 cm. Mit Rücksicht auf
die hohen Belastungen der Testpuppen bei simulierten Unfällen
und mit Rücksicht auf eine wiederholte Verwendbarkeit derselben
- sie sind sehr teuer - müssen die Weichteile zumindest an ih
rer Außenseite eine gewisse Mindeststabilität aufweisen und
dürfen nicht zu weich sein, weil sonst diese Weichteile bei Un
fallsimulationen zerstört werden würden. Die den Beckenbereich
umschließenden Weichteile haben im Gesäßbereich eine Shorehärte
von etwa 40 bis 50 Härtgrade, die weitgehend gleichmäßig über
die Sitzpartie des Gesäßes verteilt ist. Die Außenform des Dum
my-Gesäßes ist - abweichend zum natürlichen Vorbild - relativ
flach gestaltet. Deshalb ist festzuhalten, daß im Gesäßbereich
nur von einer groben Annäherung an die menschliche Anatomie die
Rede sein kann, was jedoch für die Zwecke als Testpuppe in
Crash-Versuchen selbst in der dritten Dummy-Generation völlig
ausreichend ist. Durch die nur angenäherte flache Nachbildung
dieser Sitzkontur soll das im Crash-Fall relevante Kipp- und
Gleitverhalten der in ein Polster einsitzenden Testpuppe mit
der Einsitzstabilität eines richtigen Menschens angenähert wer
den. Dazu genügt aber eine der Gesäßform angenäherte Oberflä
chenform und eine oberflächennah annähernd übereinstimmende
Elastizität im Gesäßbereich der Testpuppe. Nach den mit der Er
findung gewonnenen Erfahrungen können Komfort- und Schwingungs
untersuchungen an Sitzpolstern von Fahrzeugsitzen mit einer
solchen Testpuppe hingegen nicht durchgeführt werden.
Aufgabe der Erfindung ist es, einen Sitzprüfkörper anzugeben,
dessen bei Schwingungsmessungen an Fahrzeugsitzen ermittelten
Meßergebnisse im gesamten spektralen Bereich wenigstens quali
tativ mit entsprechenden Testpersonen-Messungen zumindest ver
gleichbar sind.
Ausgehend vom gattungsgemäß zugrundegelegten Sitzprüfkörper
wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden
Merkmale von Anspruch 1 gelöst. Der entscheidende Erfindungsge
danke besteht in einer möglichst naturgetreuen Nachbildung der
schwingungstechnischen Ankopplung des Sitzprüfkörpers an das
Sitz- und an das Lehnenpolster. Der Übergang von den Polstern
in den Sitzprüfkörper soll schwingungstechnisch möglichst exakt
der entsprechenden "Schnittstelle" Mensch/Maschine nachgebildet
werden. Dominierendes Phänomen dabei ist ein anthropromorpher
Aufbau bzw. Verteilung der Weichteile im Einsitzbereich ange
fangen von der Unterseite der Oberschenkel bis in den Schulter
bereich. Wichtig hierbei ist, daß der Sitzprüfkörper nicht nur
eine dem Einsitzen einer natürlichen Person entsprechende Ver
formung der Polsteroberfläche, sondern auch eine dem natürli
chen Einsitzen entsprechende Sitzdruckverteilung hervorruft.
Dies ist nur mit der erfindungsgemäß weichen Ausbildung des
Sitzprüfkörpers möglich. Nach den Erfahrungen der Anmelderin
treten eigendynamische Einflüsse einzelner Körperteile oder
Körperregionen gegenüber einer anthropromorph "weichen" Ankoppe
lung des Sitzprüfkörpers an den Sitz in den Hintergrund.
Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung können den Unteran
sprüchen entnommen werden; im übrigen ist die Erfindung anhand
eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles
nachfolgend noch erläutert; dabei zeigen:
Fig. 1 eine Seitenansicht von links auf den Gesäßteil eines
Sitzprüfkörpers,
Fig. 2 eine Unteransicht auf den Gesäßteil nach Fig. 1,
Fig. 3 eine perspektivische Schrägansicht auf eine nicht über
polsterte Rückenschale für einen Sitzprüfkörper,
Fig. 4 eine Schrägansicht auf die Rückenschale nach Fig. 3 in
überpolstertem Zustand,
Fig. 5 einen auf einen Fahrzeugsitz aufgesetzten Sitzprüfkörper
mit vervollständigten unteren Gliedmaßen zur bodenseiti
gen Abstützung der Oberschenkelnachbildungen,
Fig. 6 den testbereit mit Ballastgewichten vervollständigten
Sitzprüfkörper nach Fig. 5 und
Fig. 7 eine körpergerechte Sitzdruckverteilung des Gesäßberei
ches beim Einsitzen einer Person in ein Sitzpolster in
Isobarendarstellung.
In Fig. 6 der Zeichnungen ist ein testbereit komplettierter
Sitzprüfkörper für Schwingungsmessungen auf einem strichpunk
tiert angedeuteten Fahrzeugsitz 19 dargestellt. Er weist eine
in Prüflage nach unten weisende, auf das Sitzpolster des zu
prüfenden Sitzes aufsetzbare Gesäßnachbildung 1 und eine damit
verbundene, in Prüflage am Lehnenpolster des Sitzes anlegbaren
Rückennachbildung 2 auf. Der Sitzprüfkörper entspricht bezüg
lich seines Gewichtes und seiner Massenverteilung etwa dem Ein
sitzgewicht und der Massenverteilung einer durchschnittlich
schweren Person.
Um mit diesem Sitzprüfkörper Schwingungsmessungen an Sitzen,
insbesondere an Fahrzeugsitzen durchführen zu können, deren
Meßergebnisse im gesamten spektralen Bereich, d. h. von nahezu 0
bis etwa 30 Hz quantitativ und qualitativ mit entsprechenden
Testperson-Messungen zumindest vergleichbar sind, sind erfin
dungsgemäß die Gesäßnachbildung 1 und die Rückennachbildung 2
des Sitzprüfkörpers jeweils durch überpolsterte Hartteile ge
bildet, wobei die Hartteile und insbesondere die Weichteile an
thropromorph ausgestaltet sind, so daß der Sitzprüfkörper schwin
gungstechnisch möglichst naturgetreu an das Sitz- und an das
Lehnenpolster angekoppelt ist. Der Übergang von den Polstern in
den Sitzprüfkörper soll schwingungstechnisch möglichst exakt
der natürlichen "Schnittstelle" Mensch/Sitz nachgebildet wer
den.
Zu diesem Zweck sind die Hartteile der Gesäßnachbildung 1 dem
Beckenknochen 3 und den Oberschenkeln 4 einschließlich der
Oberschenkel-Gelenke 5 eines menschlichen Skelettes zumindest
bezüglich der beim Sitzen belasteten Unterseite des Skelettes
naturgetreu nachgebildet. Die den Oberschenkelgelenken nachge
bildeten Gelenke 5 können durch eine entsprechende Verspannung
der Gelenkkugel in der Gelenkpfanne mittels Druckring und
Klemmschrauben schwergängig gemacht und sogar bis zur Unbeweg
lichkeit unter Prüflast fixiert werden. Die Überpolsterung 7
der Hartteile 3, 4 der Gesäßnachbildung 1 ist nach Lagenstärke,
Weichheit, Elastizität und Dämpfungsverhalten sowie örtlicher
Verteilung dieser Parameter den Weichteilen im Gesäßbereich,
nämlich dem Muskel-, Binde- und Fettgewebe anthropromorph nach
gebildet. Vor allem durch die Gesäßhartteile und deren Überpol
sterung sind die beiden Sitzdruckpunkte 8 eines menschlichen
Gesäßes und deren nähere Umgebung hinsichtlich Form, Lage, Här
te und örtlicher Härteverteilung den Skelett- und Weichteilen
möglichst naturgetreu nachgebildet.
Die Rückennachbildung 2 ist bezüglich ihres Hartteiles durch
eine Rückenschale 6 gebildet, die dem rückseitigen Beckenkno
chen, der Wirbelsäule und dem rückseitigen Brustkorb- und
Schulterblattbereich entspricht. Auch die Überpolsterung 9 der
Rückenschale 6 ist ebenfalls nach Weichheit und örtlicher Ver
teilung der Stärke den Weichteilen im Rückenbereich, nämlich
dem Muskel-, Binde- und Fettgewebe im gesamten Rücken- und Nie
renbereich anthropromorph nachgebildet. Und zwar ist - wie die
Fig. 4 deutlich erkennen läßt - im Lordosenbereich 20 zum ei
nen, im Nierenbereich 21 zum anderen und schließlich im Schul
terbereich 22 jeweils eine unterschiedliche Verteilung der
Überpolsterung vorgesehen.
Zur Darstellung der Überpolsterung der Gesäß- und/oder Rücken
hartteile werden mehrere elastische Weich-Schaumstofflagen un
terschiedlicher Stärke und/oder unterschiedlichen Raumgewichtes
und Elastizität appliziert. Die Hartteil-näheren, flächenmäßig
ausgedehnteren Schaumstofflagen sind stärker bzw. spezifisch
leichter und welcher als die weiter außen liegenden flächenmä
ßig kleineren Schaumstofflagen ausgebildet. Die Überpolsterung
kann mit einer hinsichtlich Flexibilität sich ähnlich wie die
menschliche Haut verhaltenden Weichlederauflage und/oder mit
einem Hosenstoff überzogen sein.
Zur Erreichung des erforderlichen Einsitzgewichtes des Sitz
prüfkörpers ist passiver Ballast in Form mehrerer Gewichte 10
innnenseitig in die Gesäßnachbildung 1 eingelegt und/oder an
der Innenseite der Rückennachbildung 2 gehaltert. Wichtig hier
bei ist, daß diese Gewichte so innerhalb des Sitzprüfkörpers
verteilt angeordnet sind, daß die gesamte Auflagekraft des
Sitzprüfkörpers in der Berührungsfläche von Gesäßteil 1 und
Sitzpolster und die örtliche Sitzdruckverteilung der Auflage
kraft und Sitzdruckverteilung beim Einsitzen einer natürlichen
Testperson entspricht. Eine solche ergonomisch richtige Druck
verteilung ist in Fig. 7 dargestellt. Die Schar der Isobaren
17 der Druckverteilung läßt zwei ausgeprägte Druckspitzen 18 an
den Stellen der Sitzdruckpunkte 8 des Gesäßteiles erkennen. Die
Einrichtung und richtige Vorgehensweise zur Ermittlung einer
solchen Sitzdruckverteilung ist in der
DE 196 01 971 A1 beschrieben, auf
die hier wegen weiterer Einzelheiten verwiesen wird. Für eine
solche realitätsnahe Sitzdruckverteilung ist neben der Höhe der
Gewichtsbelastung und der - in Schwerkraftrichtung gesehenen -
Schwerpunktlage vor allem auch eine naturgetreue Nachbildung
der Weichteile im Sitzbereich ganz entscheidend.
Da der Sitzprüfkörper bei Schwingungsmessungen nicht nur reine
translatorische Oszillationsbewegungen, sondern auch leichte
rotatorische Bewegungen ausführt, werden die Gewichte 10 des
passiven Ballastes ferner so innerhalb des Sitzprüfkörpers ver
teilt angeordnet, daß sich nicht nur eine mit einem natürlichen
Menschen etwa in Höhenlage übereinstimmende Schwerpunktlage an
dem Sitzprüfkörper ergibt, sondern daß auch ein etwa gleichgro
ßes Massenträgheitsmoment zumindest um eine parallel zum Hüft
gelenk liegende Achse 11 am Sitzprüfkörper gegeben ist. Beim
dargestellten Ausführungsbeispiel ist der passive Ballast durch
scheibenförmige Metallgewichte gebildet, die mit ihrer Mitten
bohrung auf unterschiedlich angeordnete Aufnahmestangen aufge
steckt und darauf mittels Druckschrauben festgesetzt sind.
Stattdessen ist es auch denkbar, daß der Ballast durch Beutel
mit einer Sand-, Metallschrot- und/oder Flüssigkeitsfüllung ge
bildet wird, die auf innerhalb des Sitzprüfkörpers etwa hori
zontal ausgespannten Netzen oder Stoffbahnen lose aufgelegt
sind. Durch diese Art der Gewichtsbildung kann eine gewisse Ei
gendynamik der Körpermasse nachgebildet werden.
Die Rückennachbildung 2 des Sitzprüfkörpers ist nicht starr mit
der Gesäßnachbildung 1 verschraubt. Vielmehr ist das Rückenteil
relativ zum Gesäß innerhalb eines begrenzten Winkelraumes um
den Hüftgelenkpunkt 11 verschwenkbar gelagert und durch eine im
radialen Abstand zum Hüftgelenk 11 tangential angeordnete Feder
12 elastisch im Sinne einer Strecklage von Rücken- und Gesäß
teil vorgespannt. Wichtig für eine realitätsnahe Schwingungs
messung mit dem erfindungsgemäßen Sitzprüfkörper ist nicht nur
eine realitätsnahe Druckverteilung im Gesäßbereich, sondern
auch im Lehnen- bzw. Rückenbereich muß die mit dem Sitzprüfkör
per sich ergebende Druckverteilung mit der natürlichen Druck
verteilung etwa übereinstimmen.
Die Oberschenkelnachbildungen 4 des Gesäßteiles 1 sind bis zu
einer Nachbildung eines Kniegelenkes 13 ausgebildet. Dort ist
das Gesäßteil 1 durch im Kniegelenkbereich beweglich angekop
pelte und in sich beweglich ausgebildete Unterschenkel 14 und
Fußnachbildungen 15 mit Fußgelenk 16 am Boden abgestützt. Durch
diese Bodenabstütung des Sitzprüfkörpers über die Beine bzw.
Füße wird der Sitzprüfkörper auf dem zu prüfenden Sitz reali
tätsnah gehalten und gesichert. Die Unterschenkel sind in sich
teleskopartig ausziehbar bzw. zusammenschiebbar und in einer
gewünschten Ausziehlänge fixierbar. Dadurch kann die Höhenlage
der Sitzfläche des zu prüfenden Sitzes oberhalb des Bodens an
gepaßt und eine realitätsnahe Auflage der Oberschenkel auf der
Sitzfläche im Sinne einer optimalen Sitzdruckverteilung einge
stellt werden.
Die natürlichen Oberschenkelgelenken nachgebildeten Gelenke 5
des Gesäßteiles 1 sind in ihrem Bewegungswiderstand so einge
stellt, daß zwar eine Lageveränderung der Oberschenkel-Nach
bildungen 4 zur Becken-Nachbildung 3 zum einstellen des Sitz
prüfkörpers auf dem Sitz und einer optimalen Sitzdruckvertei
lung möglich ist, daß aber während einer Messung keine frei Be
wegung in diesen Gelenken stattfindet. Der Bewegungsspielraum
der Gelenke 5 ist so, daß alle Relativlagen von Oberschenkeln 4
und Becken 3, wie sie beim länger andauernden Sitzen eines Men
schen vorkommen, nachgebildet und fixiert werden können. Die
Überpolsterung 7 des Gesäßteiles ist in sich elastisch und
überdies in einem gewissen Umfang nachgiebig an den Oberschen
kel-Nachbildungen 4 befestigt, so daß bei einer Verschwenkung
der Oberschenkel-Nachbildungen 4 zur Becken-Nachbildung 3 die
Überpolsterung 7 einer Einstell-Verschweukung zerstörungsfrei
zu folgen vermag.
Derartige Sitzprüfkörper können entsprechend der Größe, der
Form und des Gewichtes eines durchschnittlichen Mannes, eines
95-percentil-Mannes oder eines 5-percentil-Mannes oder auch
entsprechender Frauen ausgebildet und damit Sitzprüfungen
durchgeführt werden.
Wenn ein Sitzprüfkörper einer bestimmten Größe, beispielsweise -
entsprechend einem durchschnittlichen Mann, fertiggestellt ist,
so können damit schwingungstechnische Sitzuntersuchungen durch
geführt werden. Der zu überprüfende Sitz wird dazu auf eine
Schwingungsplattform befestigt, die im Frequenzbereich von
0-30 Hz zu vertikalen Sinusschwingungen angeregt werden kann.
Dann wird der Sitzprüfkörper so auf den Sitz aufgesetzt, daß
sich eine optimale Sitzdruckverteilung ergibt. Notfalls muß die
optimale Sitzposition des Prüfkörpers mit einer Sitzdruckver
teilungs-Meßmatte gemäß einer Vorgehensweise ermittelt werden,
die in der erwähnten DE 196 01 971 A1
beschrieben ist. Die gefundene optimale Sitzposition muß ver
merkt und die Meßmatte entfernt werden. Statt der Meßmatte wer
den Beschleinigungssensoren zwischen die Sitzfläche und dem in
die optimale Sitzposition gebrachten Sitzprüfkörper eingelegt.
Bei der Schwingungsanregung des Sitzes mit dem aufgesetzten
Sitzprüfkörper mit definierter Frequenz und definierter Be
schleunigungsamplitude kann dann über die eingelegten Beschleu
nigungssensoren die Antwortschwingung des aus zu prüfendem Sitz
und Sitzprüfkörper gebildeten Schwingungssystems für jede ein
zelne Anregungsschwingung bzw. Anregungsfrequenz ermittelt wer
den.
Messungen der Anmelderin an unterschiedlichen Sitzen mit dem
erfindungsgemäßen Sitzprüfkörper einerseits und Vergleichsmes
sungen an den gleichen Sitzen, bei denen Menschen als Testper
sonen eingesetzt wurden andererseits, haben ergeben, daß der
erfindungsgemäße Sitzprüfkörper in allen Bereichen des Anre
gungsspektrums nicht nur tendenziell, sondern auch qualitativ
reproduzierbare und realitätsnahe Meßergebnisse liefert.
Claims (13)
1. Sitzprüfkörper für Schwingungsmessungen an Sitzen, mit ei
ner auf ein Sitzpolster eines zu prüfenden Sitzes aufsetzbaren
Gesäßnachbildung und mit einer damit verbundenen, an ein Leh
nenpolster eines zu prüfenden Sitzes anlegbaren Rückennachbil
dung,
gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
- 1. die Gesäßnachbildung (1) und die Rückennachbildung (2) des Sitzprüfkörpers sind jeweils durch überpolsterte (7, 9) Hartteile (3, 4, 6) gebildet,
- 2. die Hartteile (3, 4) der Gesäßnachbildung (1) sind dem Bec kenknochen (3) und den Oberschenkeln (4) einschließlich der Oberschenkel-Gelenke (5) eines menschlichen Skelettes zumin dest bezüglich der beim Sitzen belasteten Unterseite des Skelettes naturgetreu nachgebildet, wobei die den Oberschen kelgelenken nachgebildeten Gelenke (5) bis zur Unbeweglich keit unter den während der Schwingungsmessungen daran auf tretenden Belastungen fixierbar sind,
- 3. die Hartteile (6) der Rückennachbildung (2) sind dem Lordo senbereich eines Beckenknochens, der Wirbelsäule und der Brustkorbrückseite einschließlich Schulterblattregion eines menschlichen Skelettes durch eine einheitliche, der Einhül lenden dieser Skeletteile etwa entsprechenden Schale nachge bildet,
- 4. die Überpolsterung (7) der Hartteile (3, 4) der Gesäßnach bildung (2) ist nach Lagenstärke, Weichheit, Elastizität und Dämpfungsverhalten sowie örtlicher Verteilung dieser Parame ter den Weichteilen im Gesäßbereich, nämlich dem Muskel-, Binde- und Fettgewebe anthropomorph nachgebildet, wobei vor allem durch die Gesäßhartteile und deren Überpolsterung die beiden Sitzdruckpunkte eines menschlichen Gesäßes und deren nähere Umgebung hinsichtlich Form, Lage, Härte und örtlicher Härteverteilung den Skelett- und Weichteilen möglichst na turgetreu nachgebildet sind,
- 5. die Überpolsterung (9) der Hartteile (6) der Rückennachbil dung (2) ist ebenfalls nach Weichheit und örtlicher Vertei lung der Lagenstärke den Weichteilen im Rückenbereich, näm lich dem Muskel-, Binde- und Fettgewebe im gesamten Rücken bereich und auch im Nierenbereich anthropomorph nachgebil det,
- 6. zur Erreichung des erforderlichen Einsitzgewichtes des Sitz prüfkörpers ist passiver Ballast in Form mehrerer Gewichte (10) innenseitig in die Gesäßnachbildung (1) eingelegt und/oder an der Innenseite der Rückennachbildung (2) gehal tert.
2. Sitzprüfkörper nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gewichte (10) des passiven Ballastes so innerhalb des
Sitzprüfkörpers verteilt angeordnet sind, daß die gesamte Auf
lagekraft in der Berührungsfläche von Gesäßteil (1) und Sitz
polster und die örtliche Sitzdruckverteilung der Auflagekraft
und Sitzdruckverteilung beim Einsitzen einer natürlichen Test
person entspricht.
3. Sitzprüfkörper nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gewichte (10) des passiven Ballastes so innerhalb des
Sitzprüfkörpers verteilt angeordnet sind, daß eine etwa gleiche
Schwerpunktlage und/oder ein etwa gleichgroßes Massenträgheits
moment zumindest um eine parallel zum Hüftgelenk liegenden Ach
se (11) am Sitzprüfkörper gegeben ist.
4. Sitzprüfkörper nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gewichte des passiven Ballastes durch metallene Ge
wichtsstücke (10) oder durch Beutel mit einer Sand-, Metall
schrot- und/oder Flüssigkeitsfüllung gebildet sind.
5. Sitzprüfkörper nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gewichte des passiven Ballastes auf innerhalb des Sitz
prüfkörpers etwa horizontal ausgespannten Netzen oder Stoffbah
nen lose aufgelegt sind.
6. Sitzprüfkörper nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberschenkelnachbildungen (4) des Gesäßteiles (1) bis
zum Kniegelenk (13) ausgebildet sind und daß das Gesäßteil (1)
durch im Kniegelenkbereich beweglich angekoppelte und in sich
beweglich ausgebildete Unterschenkel- und Fußnachbildungen (14,
15) am Boden abstützbar ist.
7. Sitzprüfkörper nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die den Oberschenkelgelenken nachgebildeten Gelenke (5) des
Gesäßteiles (1) in ihrer Beweglichkeit eine Lageveränderung der
Oberschenkel-Nachbildungen (4) zur Becken-Nachbildung (3) in
soweit erlauben, daß alle solchen Relativlagen von Ober
schenkeln (4) und Becken (3), wie sie beim länger andauernden
Sitzen eines Menschen vorkommen, nachgebildet und fixiert wer
den können, wobei die Überpolsterung (7) aufgrund einer Eigene
lastizität und einer nachgiebigen Befestigung an den Oberschen
kel-Nachbildungen (4) einer Relativlageveränderung der Ober
schenkel-Nachbildungen (4) zur Becken-Nachbildung (3) in dem
genannten Umfang zerstörungsfrei zu folgen vermag.
8. Sitzprüfkörper nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Rückennachbildung (2) des Sitzprüfkörpers relativ zur
Gesäßnachbildung (1) innerhalb eines begrenzten Winkelraumes um
den Hüftgelenkpunkt (11) verschwenkbar gelagert und elastisch
im Sinne einer Strecklage von Rücken- und Gesäßteil vorgespannt
ist.
9. Sitzprüfkörper nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Überpolsterung (7, 9) der Gesäß- und/oder Rückenhart
teile (3, 4, 6) durch mehrere elastische Weich-Schaumstofflagen
gebildet ist.
10. Sitzprüfkörper nach einem Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Überpolsterung (7, 9) der Gesäß- und/oder Rückenhart
teile (3, 4, 6) durch mehrere elastische Weich-Schaumstofflagen
unterschiedlicher Stärke gebildet ist, wobei die Hartteil
näheren, flächenmäßig ausgedehnteren Schaumstofflagen stärker
als die weiter außen liegenden flächenmäßig kleineren Schaum
stofflagen ausgebildet sind.
11. Sitzprüfkörper nach Anspruch 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Überpolsterung (7, 9) der Gesäß- und/oder Rückenhart
teile (3, 4, 6) durch mehrere elastische Weich-Schaumstofflagen
unterschiedlichen Raumgewichtes und Elastizität gebildet ist,
wobei die Hartteil-näheren Schaumstofflagen spezifisch leichter
und welcher als die weiter außen liegenden Schaumstofflagen
ausgebildet sind.
12. Sitzprüfkörper nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Überpolsterung (7, 9) der Gesäß- und/oder Rückenhart
teile (3, 4, 6) mit einer hinsichtlich Flexibilität sich ähn
lich wie die menschliche Haut verhaltenden Weichlederauflage
überzogen ist.
13. Sitzprüfkörper nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Überpolsterung (7, 9) der Gesäß- und/oder Rückenhart
teile (3, 4, 6) mit einem Hosenstoff überzogen ist.
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