DE19708643C2 - Verwendung von Sauerstoffanionradikalen und/oder deren Folge- und Abbauprodukte zur Behandlung von Morbus Parkinson - Google Patents
Verwendung von Sauerstoffanionradikalen und/oder deren Folge- und Abbauprodukte zur Behandlung von Morbus ParkinsonInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von Sauerstoff
anionradikalen (Superoxidradikal, abgekürzt im folgenden
mit "SAR" oder "Superoxid", .O2 -) und/oder deren Folge-
und Abbauprodukte(z. B. H2O2, .O2H oder deren
Hydratcluster) zur Behandlung von Morbus Parkinson.
Die therapeutische Verwendung von negativen Luftionen ist
bekannt. Es liegen bisher Erfahrungen zur therapeutischen
Anwendung von negativen Luftionen hauptsächlich beim
Bronchialasthma und bei chronischen obstruktiven
Lungenerkrankungen vor (Boulatov P. K., (1975), Traitement
de l'asthme bronchique par l'aéro - ionisation negative.
In: Rager, Ed., Problemes d'ionization et d'aéro. Paris,
Maloine, 178-85). Es gibt aber auch Berichte über ihre
erfolgreiche Anwendung bei Verbrennungen, beim
Schocksyndrom, bei rheumatischer Arthritis, bei
chronischen Schmerzsyndromen, speziell der Migräne, bei
essentieller Hypertonie, bei depressiven Zuständen und
dem Magengeschwür (Tchijevsky A. L., (1960),
[Aeroionization in national economy.], 758 ff., Moskow,
Publishing House of the State Planing Commision of the
USSR).
Im deutschen Patent DE-195 14 522 C1 werden Sauerstoff
anionenradikale enthaltende therapeutische Mittel und
deren Verwendung zur Schmerzbehandlung beschrieben. Dort
ist jedoch nichts über einen Effekt von Sauerstoff
anionenradikalen auf Morbus Parkinson beschrieben.
Morbus Parkinson ("Schüttellähmung") ist durch ein
extrapyramidalmotorisches Syndrom gekennzeichnet, das
sich aus Akinese (mangelhafter oder fehlender Mimik),
Rigor (Steifheit) und Tremor (Muskelzittern)
zusammensetzt. Das Parkinson-Syndrom ist die häufigste
neuronale Erkrankung des fortgeschrittenen Lebensalters;
es gibt jedoch auch Fälle sehr junger Patienten. Die
Ursachen der Erkrankung sind mannigfaltig, sie können von
Schädigungen durch z. B. Arteriosklerose oder Tumoren
über Vergiftungen durch z. B. CO oder Mangan bis hin zu
Pharmaka, wie z. B. Reserpin, reichen. Auch ein Gendefekt
wird als Ursache diskutiert.
Ein entscheidender Faktor für das Zustandekommen der
motorischen Störungen ist der Mangel an Dopamin in
Neuronen der Substantia nigra im Hirnstamm. Diese
Neuronen wirken hemmend auf cholinerge Neurone im
Striatum. Zusammen mit anderen Nerven bilden diese das
sogenannte nigrostriatale Rückkopplungssystem, das die
spinale Motorik kontrolliert. Eine Verminderung der
Dopaminkonzentration führt zum Rigor und den oben
genannten weiteren Symptomen von Morbus Parkinson.
Zur Therapie von Morbus Parkinson gehört neben Gymnastik,
Massagen und einer psychotherapeutischen Behandlung auch
eine individuell eingestellte medikamentöse Kombinations
therapie der Grunderkrankung. Substanzen mit einer
Wirkung gegen die motorischen Symptome von Morbus
Parkinson gehören unterschiedlichen Stoffgruppen an. Sie
leiten sich häufig entweder vom Atropin oder von
Antihistaminika ab und besitzen cholinolytische
Eigenschaften, oder sie gelangen über Dopamin bzw.
Dopaminrezeptoren zur Wirkung. Der Rigor und die Akinese
werden mit L-3,4-Dihydroxyphenylalanin (L-DOPA),
Amantadin und Memantin therapiert, während Metixen
hauptsächlich zur Therapie der oft sehr hartnäckigen
Symptomatik des Tremors geeignet ist.
Zusätzlich wird Morbus Parkinson im Frühstadium mit
Selegin, einem Hemmer der Monoaminoxidase B (MAO-B)
therapiert. MAO-B ist für den Abbau von Dopamin im
nigrostriatalen System verantwortlich. Auch das
Polypeptid GDNF (von Glia-Zellen gebildeter neurotropher
Faktor [NF]) wird zur Zeit als Therapeutikum in der
Klinik erprobt.
Alle bisher in der Therapie von Morbus Parkinson
verwendeten Mittel weisen extreme Nebenwirkungen auf, die
eine oftmals erforderliche Dauertherapie behindern und
für den Patienten sehr unangenehm sind. So können
Benzatropin, Biperiden und Metixen unter anderem zu
Doppelsehen, Pupillenerweiterung, Verwirrtheitszuständen
und Psychosen, L-DOPA zu Übelkeit, Erbrechen,
Herzrhythmusstörungen, Euphorie, Angstzuständen und
Psychosen, Amantadin zu Tremor, Ataxie, Erythem und
gastrointestinalen Beschwerden und Selegilin zu Übelkeit,
Verwirrtheit und Dyskinesien führen.
Die bisher bekannten Literaturquellen und Erfahrungen in
der therapeutischen Anwendung von negativen Luftionen
weisen Widersprüche und Unklarheiten auf, welche bisher
in wesentlichem Umfang die praktische Nutzung der Luft
ionentherapie behinderten. Eine der Hauptursachen für die
widersprüchlichen Befunde liegt in der Konstruktion und
Verwendung von unselektiven und ungeeigneten Ionisatoren
für eine therapeutische Anwendung. Bei der Nutzung dieser
Inhalatoren tritt zudem ein Verlust an physiologisch
wichtigen Sauerstoffanionradikalen (SAR) auf dem Weg zum
Wirkungsort auf. Es wird daher ein unspezifisches Gemisch
negativer Gasionen mit allenfalls geringem Gehalt an
Sauerstoffanionradikalen verabreicht.
Mit dem der vorliegenden Erfindung zugrundeliegenden
Begriff der "Sauerstoffanionradikale und seiner Folge-
oder Abbauprodukte" sind insbesondere die Radikale bzw.
Radikalbildner .O2 -, H2O2, .O2H oder deren Hydratcluster
gemeint, welche eine im erfindungsgemäßen Sinne ähnliche
physiologische Wirkung aufweisen.
Durch eine Vorrichtung, wie sie beispielsweise in der
Offenlegungsschrift DE 41 12 459 A1 beschrieben ist,
werden Sauerstoffanionradikale erzeugt. Alternativ zu der
physikalischen Bildung von Sauerstoffanionradikalen (DE
41 12 459 A1) ist auch deren chemische bzw. enzymatische
Generierung möglich (Fridovich, I., (1970), "Quantitative
aspects of the production of superoxide anion radical by
milk xanthine oxidase." J. Biol. Chem. 245, 4053).
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde,
ein zur Behandlung der Symptome von Morbus Parkinson oder
anderer mit einem Tremor verbundenen Erkrankungen
geeignetes Mittel zur Verfügung zu stellen, das die
Nachteile und Nebenwirkungen der oben genannten Anti-
Parkinsonmittel nicht aufweist und insbesondere zur
Therapie der hartnäckigen Symptomatik des Tremors
geeignet ist.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Verwendung von
Sauerstoffanionradikalen und/oder deren Abbauprodukten
und Folgeprodukten gelöst. Hierbei werden die
Sauerstoffanionradikale aufgrund ihres metastabilen
Zustandes in einer geeigneten Vorrichtung selektiv
generiert (vgl. z. B. DE 41 12 459 A1) oder mit Hilfe
einer geeigneten, zu applizierenden chemischen Rezeptur
selektiv generiert. Beispielsweise ist die Applikation von
Liposomen vorstellbar, welche als Träger für Enzymsysteme
dienen (z. B. Xanthin/Xanthinoxidase) und auf diese Weise
Sauerstoffanionradikale und deren Folgeprodukte
ausschließlich am Zielort generieren. Die Applikation der
Sauerstoffanionradikale erfolgt vorzugsweise verlustarm
durch Inhalation oder intranasale Applikation, wobei die
Sauerstoffanionradikale mit einer Bildungsgeschwindigkeit
von 100 pmol 1-1s-1 bis 1 fmol 1-1s-1 zur Verfügung
gestellt werden.
Unter Sauerstoffanionradikalen und/oder deren Folge- bzw.
Abbauprodukten sind beispielsweise Perhydroxylradikale,
Wasserstoffperoxid, andere aktivierte Sauerstoffspezies
oder deren Hydratcluster zu verstehen.
Überraschend wurde nun gefunden, daß die erfindungsgemäße
Verwendung einen deutlichen Effekt auf den Tremor zeigt,
wie er insbesondere bei Morbus Parkinson auftritt. Jedoch
kann der Tremor auch aus einem anderen Krankheitsbild
herrühren.
In einer bevorzugten Ausführungsform wird eine stark
verdünnte 10-10 bis 10-3 mol/l H2O2-haltige wäßrige Lösung
verwendet.
Der neuartige Effekt, welcher der vorliegenden Erfindung
zugrundeliegt, besteht in einer positiven Wirkung von
Sauerstoffanionradikalen und/oder ihrer Folge- oder
Abbauprodukte auf den schwierig zu therapierenden Tremor,
wie er in typischer Weise bei Morbus Parkinson zu
beobachten ist.
Die Vorteile einer Behandlung von Morbus Parkinson mit SAR
liegen insbesondere in der guten Verträglichkeit für den
Patienten und wesentlich geringeren Kosten gegenüber den
bisher verwendeten teuren Medikamenten.
Bisher durchgeführte Versuche an Ratten zeigen, daß
Superoxid die Wirkung von körpereigenem Dopamin verstärkt.
Dieser Effekt wird vermutlich durch eine Wirkung von SAR
auf das Enzym Monoaminoxidase B (MAO-B) verursacht,
welches Dopamin abbaut.
Die folgenden Beispiele sollen den neuartigen Effekt von
SAR auf die Symptome von Morbus Parkinson und
insbesondere auf den schwierig zu therapierenden Tremor
verdeutlichen.
Ratten (n = 6) wurden mittels des in der DE-195 14 522 C1
beschriebenen Superoxid-Inhalators gasförmigem Superoxid
ausgesetzt. Nach 30 Tagen Einwirkung mit Superoxid kam es
bei Versuchstieren in den Basalganglien und im
Hypothalamus zu einer signifikanten Absenkung der
Aktivität von Monoaminoxidase B. Zusätzlich verringerte
sich die Aktivität von MAO A und der Gehalt an
konjugierten Dienen. Die Ergebnisse der Untersuchung sind
in Tabelle 1 dargestellt.
Effekt von SAR auf Patienten mit Parkinson-Syndrom
Es wurden 4 Patienten mit Parkinson-Syndrom (3 Frauen,
1 Mann) im Alter von 74 bis 82 Jahren mit Superoxid
inhalation behandelt. Bei allen vier Patienten stand der
Tremor beider Hände klinisch im Vordergrund. Zwei der
Patienten wurden zusätzlich medikamentös therapiert, die
anderen beiden nicht. Nach 2 Inhalationen von jeweils 15
Minuten Dauer war der Tremor in allen vier Fällen
beseitigt. Der Effekt der Behandlung mit SAR wurde über
drei Wochen hinweg verfolgt und war über diese Zeit
stabil.
Claims (3)
1. Verwendung von gasförmigen oder gelösten Sauerstoff
anionradikalen und/oder deren Folge- bzw. Abbau
produkten zur Behandlung von Morbus Parkinson oder
anderen mit einem Tremor einhergehenden Erkrankungen.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Sauerstoffanionradikale und/oder deren Folge-
bzw. Abbauprodukte Perhydroxylradikale,
Wasserstoffperoxid, andere aktivierte
Sauerstoffspezies oder deren Hydratcluster sind.
3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß man eine stark verdünnte, 10-10
bis 10-3 mol/l H2O2-haltige Lösung verwendet.
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