DE19703308C2 - Sicherheitsnetzwerk - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein brandschutztechnisches Füllmate
rial zur Einbringung in Behälter, wie Tankanlagen, Silos,
Aggregaten und Rohren, welches das Explosionsrisiko deut
lich reduziert bzw. gänzlich unterdrückt, die Verbrennungs
wärme ableitet und eine Ausbreitung der Flammen verhindert.
Flammen außerhalb von Behältern können in Ausbreitung und
Dauer gehemmt bzw. unterdrückt werden.
Überall wo mit brennbaren Stoffen, sei es als Gas, Flüssig
keit oder Staub, in Behältern umgegangen wird, besteht
Explosionsgefahr. Der primäre Explosionsschutz verhindert
das entstehen von Explosionen dadurch, daß eine explosions
fähige Atmosphäre gar nicht erst entsteht. Kann weder die
Bildung einer explosionsfähigen Atmosphäre noch das Auftre
ten wirksamer Zündquellen unterbunden werden, so müssen
Maßnahmen des sekundären Explosionsschutzes die Auswirkun
gen von Explosionen auf ein unbedenkliches Maß beschränken.
In der einschlägigen Literatur unterscheidet man zwischen
folgenden konstruktiven Schutzmaßnahmen:
- - Explosionsfeste Bauweise für den maximalen Explosions druck,
- - explosionsfeste Bauweise für den reduzierten Explosions druck in Verbindung mit Explosionsdruckentlastung und
- - explosionsfeste Bauweise für den reduzierten maximalen Explosionsdruck in Verbindung mit Explosionsunter drückung.
Wie beispielsweise in DE 38 19 258 C2 und EP 0 256 239 A1
beschrieben ist, wird das auf der Davy'schen Grubenlampe
basierende Prinzip der Explosionsun- terdrückung seit vie
len Jahren technisch umgesetzt. Diese konstruktiven Schutz
maßnahmen reduzieren den maximalen Explosionsdruck dadurch,
daß zusätzliche Oberflächen in den Behälter eingebracht
werden, wodurch die bei der Explosion entstehende Wärme ab
geleitet wird. Das Einbringen von Zusatzoberflächen beein
flußt den zeitlichen Ablauf von Brenngasexplosionen, den
sogenannten KG-Wert, als auch den maximalen Explosionsdruck
pex (Bartknecht, Explosionsschutz, Springer-Verlag 1993,
Teil 1).
Ähnlich wie bei Inertisierung mit Schutzgas engt sich der
Explosionbereich mit wachsender Zusatzoberfläche ein. Für
diese Zusatzoberflächen werden in erster Linie Metallgitter
aus Aluminium eingesetzt (DE 38 14 448 C2, EP 0 256 239 A1).
Die Form der eingebrachten Streckgitter ist plan oder kugel
förmig.
In DE-PS 6 85 773 ist ein Metall-Flachdrahtgestrick aus sym
metrischen Flachdrähten mit rechteckigem Querschnitt be
schrieben. Es ist an den Schlaufen nur lose verbunden. Die
mechanische Stabilität ist dadurch nicht gegeben.
Das in WO 96/39 229 A1 beschriebene Streckmetall ist eben
falls symetrisch aufgebaut. Die rechteckigen Stege weisen
gegenüber einer Druckwelle eine hohe Angriffsfläche auf,
die zur Verformung führt. Das beschriebene Streckmetall ist
als Folie ausgebildet, die bei geometrischen Veränderungen
knickt und die hexagonale Grundstruktur einbüßt. Das
Streckmetall kann nur aus Materialien hergestellt werden,
die in Folienform geschnitten und gestreckt werden können.
Die konstruktiven Schutzmaßnahmen zur Explosionsunterdrüc
kung durch Zusatzoberflächen aus Metall weisen eine einge
schränkte Funktionsfähigkeit auf. Die scharfen Kanten ver
stärken die Turbulenzbildung im Brenngas. Die brennbaren
Gase werden zusätzlich vermischt und die Explosion nicht
optimal unterdrückt. Bewegte Flüssigkeiten können die dün
nen Streckgitter verquetschen. Die Funktion wird dadurch
beeinträchtigt.
Ein effektiver Explosionsschutz ist erst bei einer hohen
Befüllungsdichte mit Streckmetall-Netzwerk möglich. Bei
derart dichter Befüllung wird die hexagonale Grundstruktur
des Netzwerkes stark beeinträchtigt. Die volle Funktionali
tät des Netzwerkes ist nicht gewährleistet.
Bei Polyurethan-Schaum ist eine chemische Reaktion mit dem
umgebenden Medium nicht auszuschließen. Die Schaumstruktur
bindet infolge von Kapillarkräften zuviel Flüssigkeit oder
Gas in den Poren. Bei Explosion oder Brand ist ein zusätz
licher Brandherd im Gefahrenbereich. Es besteht die Gefahr
einer Entzündung, da keine schützende Metallschicht vorhan
den ist.
Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Sicherheits
netzwerk zur Einbringung in Tankanlagen, Behälter, Silos,
Aggregaten und Rohren zu entwickeln, welches sehr leicht
ist, eine ausreichende Eigenstabilität aufweist, das Explo
sionsrisiko deutlich reduziert bzw. gänzlich unterdrückt,
die Verbrennungswärme ableitet und eine Ausbreitung der
Flammen verhindert.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch den Anspruch 1 ge
löst. Ausgestaltende Merkmale sind in den Ansprüchen 2 bis
3 beschrieben.
Das erfindungsgemäße Sicherheitsnetzwerk weist eine hohe
Formbeständigkeit, Elastizität, elektrische und thermische
Leitfähigkeit auf und ist bei passivierter Oberfläche inert
gegenüber dem umgebenden Medium. Es kann in verschiedenen
Formen hergestellt werden und paßt sich jeder Behältergeo
metrie optimal an. Damit ist eine homogene Raumausfüllung
des Explosionsraumes gewährleistet. Durch die großen Hohl
räume im Netzwerk werden eine geringe Volumenverdrängung
und ein geringer Materialverbrauch erreicht. Der Wirkungs
bereich von Explosionsflammen wird bereits im Anfangssta
dium eines Verbrennungsvorganges eingeschränkt, wodurch ei
ne Raumexplosion verhindert und die Verbrennungswärme
optimal abgeleitet werden kann. Die Fadengeometrie begün
stigt ein laminares Strömungsprofil der Brenngase, wodurch
Turbulenzen unterdrückt werden, d. h. ein geringerer KG-Wert
und eine bessere Wärmeübertragung vorherrschen und somit
die explosionshemmende Wirkung optimiert wird.
Die im Netzwerk angeordneten Knoten stabilisieren dieses
mechanisch. Die angeordneten Schlaufen verleihen dem Netz
werk seine elastischen Eigenschaften.
Die verschiedenen Metallbeschichtungen und die räumliche
Geometrie des Netzwerkes, beispielsweise Matten, Streifen,
Ringe, Scheiben, Kugeln, usw., sind jeweils an spezifische
Anwendungen anpaßbar. Ebenso ist die Fadenstärke an die
mechanische Belastung anpaßbar. Für Flüssigtanks wird zu
sätzlich noch ein Schwallschutz erreicht.
Der Einsatz von elektrisch leitenden, schwer entflammbaren
und dem Explosionsdruck standhaltenden Polymeren ist eben
falls möglich, wobei die hohe Elastizität der Polymere
vorteilhaft ist.
Treten hohe Betriebstemperaturen auf oder ist mit länger
dauernder Flammeneinwirkung zu rechnen, sind Sicherheits
netzwerke aus Metall, beispielsweise aus Stahl, einzuset
zen.
Die Zusatzfläche von ca. 1 m2 auf 10 l Volumen reduziert
den maximalen Explosionsdruck um nahezu 100%. Infolge der
metallischen Beschichtung können statische Entladungen auf
die Behälterwand abgeführt werden und oxydierende Prozesse
an der Behälterwand unterdrückt werden (Opferanode).
Damit vereinen sich die Vorteile von reinem Streckmaterial
aus Metall und Polymerschaum. Das Sicherheitsnetzwerk ist
formbeständiger und elastischer als Metallstreckgitter
sowie elektrisch und thermisch leitfähiger als Polymer
schaum. Es kann in allen Behältern zum Transport oder der
Lagerung brennbarer Gase, Flüssigkeiten oder Stäube einge
setzt werden. Die Größenordnung reicht von Reservekanistern
bis zu Öltanks. Brennbare Stoffe transportierende Leitungs
systeme können bei Wartungsarbeiten, z. B. beim Schweißen,
damit bestückt werden, um einen Flammendurchschlag zu ver
meiden. Ausgelaufenes brennbares Material kann mit dem
Sicherheitsnetzwerk abgedeckt werden, um die Entzündung
bzw. ein schnelles ausbreiten des Brandes zu verhindern.
Nachfolgend wird die Erfindung an einem Ausführungsbeispiel
und an einer Abbildung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 Draufsicht auf das Sicherheitsnetzwerk
Fig. 2 Seitenansicht
Bei den durchgeführten Explosionsversuchen wurde ein Si
cherheitsnetzwerk mit chrombeschichtetem Polymernetz einge
setzt, welches aus runden, glatten Fäden 2 einer Stärke von
0,3 mm bestand und welches als 1 m × 1 m große Matte herge
stellt etwa 5 mm dick ist. Etwa aller 10 mm sind die Fä
den 2 durch Knoten 1 miteinander verbunden, von denen je
weils etwa 10 Fäden 2 abgehen. Der Hohlraumanteil am Netz
werkvolumen beträgt 95%.
Der Versuchsglaszylinder mit einem Volumen von 9,8 l wurde
bis zur Hälfte mit dem Netzwerk gefüllt. Das Gewicht des
Netzwerkes beträgt dabei lediglich 119 g. Das gezündete
Gasgemisch besteht aus einer 4,5 Vol%-igen Propan/Luft-
Mischung. Der maximale Explosionsdruck beträgt pex = 4,4
bar und der KG = 76 bar m/s. Bei der Zündung mit einer
Zündquelle mit EZünd = 160 J erfolgt lediglich eine Explo
sion im oberen, nicht mit Polymernetz gefüllten Teil des
Versuchszylinders.
Der zweite Versuch wurde mit dreiviertel Befüllung des
Glaszylinders mit 185 g Polymernetz durchgeführt. Die Ver
suchsbedingungen sind analog zu dem ersten Versuchsablauf.
Die Explosion verlief nur im oberen Teil des Zylinders und
erreicht einen maximalen Explosionsdruck von pex = 3,14 bar
und einen KG = 54 bar m/s.
Im dritten Versuch wurde der Glaszylinder vollständig mit
Polymernetz gefüllt. Die eingebrachte Zusatzoberfläche
entsprach etwa 1 m2-1,5 m2 mit einem Gewicht von 258,4 g.
Es erfolgte keine Zündung des Gasgemisches, d. h. es wurde
kein signifikanter Anstieg des Explosionsdruckes regi
striert.
In einem ungefüllten Zylinder betrug der Explosionsdruck
pex = 8,3 bar und einem KG = 112 bar m/s.
Claims (3)
1. Sicherheitsnetzwerk zur explosions- und flammenhemmenden
Einbringung in Behälter und flammenhemmend über brennbarem
Material, mit folgenden Merkmalen:
- 1. das Sicherheitsnetzwerk besteht aus runden oder ovalen Fäden (2) mit glatter Oberfläche,
- 2. die Fäden (2) sind durch Schlaufen und/oder Maschen (3) räumlich verknüpft,
- 3. die Fäden (2) sind an Knotenpunkten (1) miteinander fest verbunden,
- 4. innerhalb des offenzelligen Sicherheitsnetzwerkes besteht keine Fernordnung,
- 5. der Hohlraumanteil am Netzwerkvolumen beträgt mindestens 90%,
- 6. das Sicherheitsnetzwerk besteht aus einem gut wärmelei tenden Material, welches ausgewählt wird unter metall beschichtetem Kunststoff, leitfähigem Kunststoff oder Metall,
- 7. die Materialeigenschaften, spezifisches Gewicht, Faden stärke, Elastizitätsmodul und Netzwerkstruktur, werden so ausgewählt, daß eine mechanische Eigenstabilität be steht.
2. Sicherheitsnetzwerk nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß es die Form einer Matte besitzt.
3. Sicherheitsnetzwerk nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Sicherheitsnetzwerk je nach Ein
satzzweck physikalisch und/oder chemisch beständig ist, wie
schwer entflammbar, alterungsbeständig, quellbeständig und/
oder lösungsmittelbeständig.
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