DE19654502A1 - Hochfester Beton mit verbesserter Duktilität und Verfahren zu seiner Herstellung - Google Patents
Hochfester Beton mit verbesserter Duktilität und Verfahren zu seiner HerstellungInfo
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Description
Hochleistungsbetone, die unter Verwendung von Betonzusatz
mitteln und -stoffen hergestellt werden, zeichnen sich u. a. durch
erhöhte Festigkeiten aus. Durch die Verwendung von Fließmitteln
wird bei gleicher Verarbeitbarkeit ein niedriger Wasser-Zement-
Wert (w/z) erreicht. Der Einsatz von Mikrofüllern, vornehmlich
wird hier Microsilica, ein Nebenprodukt der Ferro-Silicium-Pro
duktion verwendet, dient der feineren Abstimmung der Gefügestruk
tur. Diese Mikrofüller bewirken drei Effekte, die im wesentlichen
für die Festigkeitssteigerung der Betone verantwortlich sind.
Zum einen kann durch die geringe Teilchengröße des Micro
silica (d= 0,1 um) der Porenraum zwischen den Zementkörnern ver
füllt und somit eine dichtere Gefügestruktur erzielt werden. Wei
terhin werden durch die puzzolanische Reaktion des Microsilicas
mit Calciumhydroxid (CH) Calciumsilikathydrate (CSH) gebildet,
die ebenfalls eine Steigerung der Festigkeiten bewirken. Außerdem
wird der Calcium- und Ettringitgehalt in der Kontaktzone zwischen
Matrix und Zuschlag verringert. Diese Verbesserung des Verbundes
führt zu den bekannten Bruchbildern von Hochleistungsbetonen, bei
denen, im Gegensatz zu normalfesten Betonen, der Bruch durch die
Zuschlagskörner hindurch verläuft. Hierbei entstehen weniger
rauhe Bruchflächen, die Verzahnung der Rißufer wird wesentlich
verringert.
Hochfeste Betone zeigen unter Druckbelastung ein lineares
Spannungs-Dehnungs-Verhalten bis ca. 90% der Festigkeit. Die
einsetzende Mikrorißbildung löst einen überproportionalen Zuwachs
der Stauchung aus und führt, aufgrund des hohen elastischen Ener
gieniveaus, zu einem plötzlichen, explosionsartigen Versagen der
Struktur. Die erreichten Grenzstauchungen liegen deutlich unter
den Werten für Normalbeton.
Dieser Problematik wurde bisher durch eine Erhöhung der Um
schnürungsbewehrung begegnet. Durch die Anordnung einer solchen
Querbewehrung wird die Aufweitung von Rissen verhindert bzw. in
nerhalb der Umschnürung ein dreiachsiger Spannungszustand er
zeugt, der eine Erhöhung der Duktilität bewirkt. Untersuchungen
an zentrisch belasteten Druckgliedern zeigten jedoch, daß eine
merkliche Steigerung der Verformungsfähigkeit des abfallenden
Astes der Spannungsdehnungslinie erst ab Bewehrungsgraden von 2
Vol.-% bei Rechteckstützen, bzw. 3 Vol.-% bei Rundstützen er
reicht werden kann. Um ein plötzliches Versagen der Struktur
durch Abplatzen der Betondeckung und anschließende Schrägrißbil
dung (Bildung eines lokalen Schubbruchbandes) zu verhindern,
müßte der Querbewehrungsgrad mindestens 6 Vol.-% betragen.
Auch die Zugabe von Stahlfasern, die eine merkliche Erhöhung
der Abrißfestigkeit von Beton bewirkt, wurde bereits untersucht.
Es zeigte sich, daß erst ab einem Zusatz von 10 Vol.-% eine merk
liche Steigerung der Duktilität von Druckgliedern aus Hochlei
stungsbeton erreicht werden kann. Solche Fasermengen sind aber
nur mit Spezialverfahren einzubringen, die weder wirtschaftlich
noch baupraktisch sinnvoll sind.
Es ist weiterhin bekannt, den hochfesten Betonen Polypropy
lenfasern zuzusetzen, um das Verhalten des Betons im Brandfall zu
verbessern.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen hochfesten
Beton zur Verfügung zu stellen, dessen Duktilität gegenüber be
kannten hochfesten Betonen trotz einem geringeren Zusatz an anor
ganischen Fasern, insbesondere von Stahlfasern, wesentlich ver
bessert ist. Eine weitere Aufgabe besteht darin, ein wirtschaft
liches und baupraktisch sinnvolles Herstellungsverfahren für ei
nen derartigen Beton anzugeben.
Diese Aufgaben werden erfindungsgemäß mittels eines hoch
festen Betons gemäß der Lehre des Anspruchs 1 bzw. mittels eines
Verfahrens gemäß der Lehre des Anspruchs 2 gelöst.
Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß durch die kom
binierte Zugabe von anorganischen Fasern, insbesondere von Stahl
fasern, und von organischen Fasern, insbesondere von Polypro
pylenfasern, in den im Anspruch 1 angegebenen Mengen eine ent
scheidende Erhöhung der Duktilität des hochfesten Betons erzielt
werden kann. Durch die Zugabe des Fasergemisches wird ein verfor
mungsfähiger abfallender Ast der Spannungsdehnungslinie meßbar,
der dem normalfester Betone ähnlich ist. Ein merklicher Abfall
der Festigkeiten durch den Einsatz des Fasergemisches konnte
nicht festgestellt werden.
Das Bruchverhalten von Hochleistungsbetonen mit diesen Faser
zusätzen kündigt sich durch verstärkte Rißbildungen und einem
überproportionalen Anwachsen der Stauchungen an. Der Werkstoff
reduziert seine Tragfähigkeiten unter stetiger Zunahme der Stau
chung. Dieser Prozeß läuft unter verformungsgesteuerter Beanspru
chung stabil, ein schlagartiges Versagen ist ausgeschaltet. Es
werden Grenzstauchungen erreicht, die denen eines Normalbetons
entsprechen.
Das Versagen von Beton unter Druckspannung läßt sich mecha
nisch durch eine Kombination aus Seperationsrißbildung und Aus
bildung eines lokalen Schubbandes erklären. Dabei bewirkt die Se
perationsrißbildung eine Zunahme der Umfangsstauchung und Schwä
chung der Struktur, während erst die Ausbildung des lokalen
Schubbruchbandes zum Kollaps des Systems führt.
Die Wirkung der beiden Fasern läßt sich anhand nachstehender
Modellvorstellung veranschaulichen:
Aufgrund des geringen Elastizitätsmoduls der organischen Fa
ser im Vergleich zur Betonmatrix wirkt diese Faser als innere
Fehlstelle. Sie beschleunigt die über den Umfang verteilte Bil
dung energiedissipierender Mikrorisse. Die vorhandenen anorgani
schen Fasern "vernähen" diese Mikrorisse und führen zu einer kon
tinuierlichen und stabilen Aufweitung der Risse im weiteren Be
lastungsverlauf. Dies führt zu einer stetigen Abnahme der System
steifigkeit unter Vergrößerung der Rißbreiten. Das hohe Energie
niveau im Bereich der Festigkeit wird durch Reibung der durch die
organischen Fasern initiierten Mikrodefektflanken, bzw. durch die
Rißvernähung der anorganischen Fasern dissipiert. Es wird nicht
nur das explosionsartige Versagen der Strukturen aus Hochlei
stungsbeton vermieden, Druckglieder kündigen das Erreichen der
Festigkeit durch Rißbildung rechtzeitig an und sind ausreichend
verformungsfähig, um sich einer Überbelastung zu entziehen und
damit eine Lastumlagerung auf Bauteile mit ausreichenden Trag
fähigkeitsreserven im Tragwerk zu ermöglichen.
Es hat sich gezeigt, daß besonders gute Ergebnisse erzielt
werden können, wenn dem hochfesten Beton maximal 120 kg/m3 einer
ausreichend verankerungsfähigen Stahlfaser und mindestens 2 kg/m3
Polypropylenfasern zugesetzt werden.
Da die Fasern dem Beton während des Mischvorgangs zugegeben
werden, können im Gegensatz zu den aus dem Stand der Technik be
kannten Verfahren die typischen Baustellenabläufe beibehalten
werden. Das erfindungsgemäße Verfahren ist zudem kostengünstiger
und gestattet die Herstellung vertikaler Bauteile, wie z. B.
Pfeiler, sowie horizontaler Bauteile und Kombinationen davon.
Nach den bekannten Verfahren können nur horizontale Bauteile, wie
z. B. Platten, hergestellt werden.
Claims (2)
1. Hochfester Beton mit verbesserter Duktilität, anorganische
Fasern, insbesondere Stahlfasern enthaltend, dadurch gekennzeich
net, daß er maximal 200 kg/m3 eine ausreichend verankerungsfähi
gen anorganische Faser, insbesondere einer Stahlfaser, und
mindestens 1 kg/m3 einer organischen Faser, insbesondere einer
Polypropylenfaser, mit geringem Elastizitätsmodul enthält.
2. Verfahren zur Herstellung des hochfesten Betons gemäß An
spruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern den Beton wäh
rend des Mischvorgangs zugefügt werden.
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