DE19653685A1 - In vitro Zellsystem vaskulärer glatter Muskulatur für pharmakologische und physiologische Untersuchungen - Google Patents

In vitro Zellsystem vaskulärer glatter Muskulatur für pharmakologische und physiologische Untersuchungen

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Description

Die Erfindung betrifft ein in vitro Zellsystem für pharmakologische und physiologische Untersuchungen an vaskulären glatten Muskelzellen. Anwendungsgebiete der Erfindung sind die medizinische und pharmakologische Forschung und die pharmazeutische Industrie.
Eine der charakteristischen Eigenschaften vaskulärer glatter Muskelzellen (vascular smooth muscle cells = VSMC, VSM-Zellen) ist ihre Kontraktilität. Bei der Bildung atherosklerotischer Läsionen infolge postangioplastischer Restenosis und bei Bluthochdruck verlieren VSM-Zellen jedoch ihren differenzierten kontraktilen Phänotyp und dedifferenzieren, ein Prozeß, der als "phänotypische Plastizität" bekannt ist (Owens, G. K., Physiol. Rev. 75 : 487-517, 1995). Auch unter herkömmlichen in vitro- Bedingungen dedifferenzieren glatte Muskelzellen, verändern rasch ihr normales Genexpressionsmuster, die Synthesefähigkeit kontraktiler Proteine und verlieren ihr spontanes Kontraktionsverhalten im Verlauf der Kultivierung (Chamley, J. P. et al., Cell Tissue Res. 177 : 503-22, 1977; siehe Owens, 1995). Die Eigenschaften kultivierter VSM-Zellen sind weiterhin stark von den verwendeten Isolations- und Kulturbedingungen bei der Etablierung der Primärkultur abhängig (Sjolund et al., J. Cell Biol. 106 : 403-413, 1988, siehe Owens, 1995). Dies erschwert die Analyse der Regulation der Expression VSMC-spezifischer Marker-Gene an Primärkulturen glatter Muskelzellen sowie Untersuchungen über die Rolle mechanischer und Stressfaktoren bei pathologischen Veränderungen, und damit die Möglichkeit, kultivierte VSM-Zellen als Modellobjekt für pharmakologisch­ physiologische Untersuchungen einzusetzen.
Pharmakologisch-physiologische Untersuchungen medizinischer Wirkstoffe an vaskulären Zellen der glatten Muskulatur werden derzeit vor allem an Primärkulturen von Aorten von Laborsäugern, an lebenden Präparaten und in einigen Fällen auch an permanenten Linien durchgeführt. Sowohl Primärkulturen, aber insbesondere permanente Linien aus glatten Muskelzellen, sind jedoch in der Zellkultur mehr oder weniger dedifferenziert, sie zeigen keine spontane Kontraktilität mehr und sind durch veränderte Expressionsmuster Gewebe-spezifischer Gene und Proteine charakterisiert. Die Untersuchung von Einflüssen exogener modifizierender Faktoren auf die Ausprägung pathologischer Zustandsformen von VSM-Zellen ist mit den bisherigen Kultur­ verfahren nicht möglich, da diese bereits per se dedifferenziert sind.
Ziel der vorliegenden Erfindung ist die Etablierung eines auch für den Routineeinsatz geeigneten in vitro-Testverfahrens zur Untersuchung der pharmakologischen Wirksamkeit medizinisch relevanter Wirkstoffe an vaskulären glatten Muskelzellen (VSMC), sowie die Analyse der Wirkung exogener Faktoren, die im Verlauf der Entwicklung zu pathologischen Veränderungen vaskulärer Zellen führen können.
Die Zielstellung der Erfindung wird mit einem in vitro- Zellmodell glatter Gefäßmuskelzellen erreicht, welches gemäß den Ansprüchen 1-10 aufgebaut wird.
Dieses Modell ist dadurch gekennzeichnet, daß man pluripotente embryonale Stammzellen in definierte Zellaggregate (embryoid bodies) überführt, diese Zellaggregate mit Retinsäure und ggf. weiteren Faktoren im Zeitraum zwischen dem 6. und 12., bevorzugt dem 7.-11. Tag, inkubiert und die gebildeten vaskulären glatten Muskelzellen im Testverfahren einsetzt. Von Bedeutung ist die Einhaltung definierter Verfahrensbedingungen.
Für die Ausführung des Verfahrens sind alle pluripotenten embryonalen Stammzellinien (z. B. D3, CCE, R1, J1) geeignet.
Zur Bildung der embryoid bodies wird in an sich bekannter Weise eine Suspensionskultur, vorzugsweise in einem hängenden Tropfen innerhalb von 2-3 Tagen, durchgeführt. Dabei werden zur Bildung der embryoid bodies mindestens jeweils 600-800 Stammzellen in 20 µl Kulturmedium verwendet. Die Bildung von embryoid bodies unter Masse-Kulturbedingungen in bakteriologischen Petrischalen ergibt weniger effiziente Differenzierung.
Die gebildeten embryoid bodies werden nach der Kultivierung in hängenden Tropfen (2-3 Tage) sowie in Suspension für weitere 4-5 Tage differenziert, auf adhäsiven Unterlagen ausplattiert und weiter kultiviert.
Der wichtigste Schritt des erfindungsgemäßen in vitro Zellsystems ist die Induktion der Differenzierung mit Retinsäure und bevorzugt db-cAMP (Dibutyryl-cyclisches Adenosinmono­ phosphat). Nach dieser Induktion erhält man in annähernd 70% der embryoid bodies spontan kontrahierende glatte Muskelzellen, während in der unbehandelten Kontrolle in nur ca. 10% der embryoid bodies solche Zellen auftreten.
Anstelle von bzw. zusätzlich zu db-cAMP können auch weitere Wachstumsfaktoren wie EGF (epidermaler Wachstumsfaktor), VEGF (vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor), ECGF (endothelialer Wachstumsfaktor), FGF (Fibroblasten Wachstumsfaktor) oder TGF-β (transformierender Wachstumsfaktor β) eingesetzt werden. Als zusätzliche Differenzierungsinduktoren neben Retinsäure sind auch extrazelluläre Matrixproteine wie Kollagene, Fibronektin, Laminin oder Thrombospondin-1 anwendbar. Gleichermaßen kann auch eine Kombination von einem oder mehreren Wachstumsfaktoren und einem oder mehreren Matrixproteinen bzw. das komplexe Matrix- und Differenzierungsfaktor-Gemisch MATRIGEL eingesetzt werden.
Von wesentlicher Bedeutung für den erfindungsgemäßen Erfolg des VSM-Zellsystems ist ein häufiger Wechsel des Kulturmediums. Damit werden offenbar humorale Faktoren entfernt, die sich während der embryoid body-Differenzierung bilden und die die weitere Differenzierung von vaskulären glatten Gefäßmuskelzellen beeinträchtigen. Dieser Wechsel kann entweder periodisch (bevorzugt täglich) oder kontinuierlich (im strömenden Medium unter Perfusionsbedingungen) erfolgen.
Das neue Verfahren erlaubt auch unter Bedingungen der Zellkultur die Entwicklung spontan kontrahierender und funktionsfähiger glatter Muskelzellen, die entwicklungsabhängig VSMC-spezifische Gene, Proteine und Rezeptoren exprimieren. Es konnte eindeutig der Nachweis der Expression der vaskulären splice-Variante des smooth muscle myosin heavy chain (SM-MHC) Gens in Abhängigkeit vom Differenzierungsstadium mit Hilfe der "single cell" RT-PCR erbracht werden, und eindeutig zwischen der Expression der intestinalen und vaskulären Variante des SM-MHC unterschieden werden. Mit immunhistochemischen Analysen wurde die Bildung charakteristischer Proteine, wie SM-MHC, SM-α-Actin sowie des Angiotensin II-Rezeptors nachgewiesen. Die in vitro differenzierten vaskulären glatten Muskelzellen reagieren gegenüber spezifischen Agonisten, wie Angiotensin, Bradykinin, Histamin, PDGF AB, Thrombin und Endothelin mit einer Erhöhung der intrazellulären Ca2⁺ Konzentration (siehe Beispiel 2, C). Elektrophysiologische (patch-clamp) Analysen bestätigten die Expression von spannungsabhängigen Ionenkanälen glatter Muskelzellen.
Damit liegt erstmals ein funktionsfähiges Zellsystem glatter Gefäßmuskelzellen vor, bei dem ein normales Entwicklungsprogramm in vitro abläuft und funktionelle Eigenschaften in Kultur erhalten werden.
Aufgrund des Erhalts der normalen Zellfunktionen unter in vitro- Bedingungen bietet das Zellsystem die Möglichkeit, Unter­ suchungen über die phänotypische Plastizität in vitro durchzuführen, da bei den ES-Zell-differenzierten VSMC keine "Kultur-Artefakte" vorliegen. Daher können Untersuchungen durchgeführt werden, die Beziehungen zwischen Proliferation und Differenzierung im Verlauf artherosklerotischer Prozesse aufklären, z. B. die Beeinflussung der Bildung von Myosin- und Actin-Filamenten, von intrazellulären Signalmolekülen, bzw. der gewebespezifischen Genexpressionsmuster von VSMC.
Weiterhin erlaubt der Einsatz des vorliegenden Zellsystems:
  • 1) Untersuchungen der pharmakologischen Wirkung medizinisch relevanter Pharmaka und Wirkstoffe unter in vitro Bedingungen bei einem Erhalt der "normalen" physiologischen Eigenschaften vaskulärer glatter Muskelzellen.
  • 2) Eine Verringerung der Einsatzes von Laborsäugern (z. B. Meerschweinchen, Ratte, Maus) durch die Etablierung des in vitro Modells VSM-Zellen,
  • 3) Die Durchführung pharmakologischer und physiologischer Untersuchungen unter standardisierten in vitro-Bedingungen, und
  • 4) Untersuchungen zur Wirkung exogener Faktoren auf die phänotypische Modifikation und Dedifferenzierung im Verlauf der Entstehung pathologischer Zustandsformen glatter Muskelzellen.
Die Erfindung soll nachfolgend durch Ausführungsbeispiele näher erläutert werden.
1. Ausführungsbeispiel (Aufbau des Zellsystems)
Ausgangsmaterial ist die embryonale Stammzellinie D3, die in undifferenziertem Zustand auf einem feeder layer primärer embryonaler Fibroblasten der Maus (Wobus et al., Differentiation 48 : 173-182, 1991) kultiviert wurde. Die Zellen wurden auf mit Gelatine (0,1%) behandelten Petri Schalen (Falcon) in Kulturmedien, basierend auf Dulbecco's modifiziertem Eagles Medium (DMEM, Gibco BRL, Life Technologies GmbH) kultiviert, ergänzt durch 15% fetales Kälberserum (FCS, Gibco), L-Glutamin (Gibco, 2 mM), β-Mercaptoethanol (Serva, Heidelberg, FRG; Endkonzentration 5 × 10⁻5 M), nicht-essentiellen Aminosäuren (Gibco, Stammlösung 1 : 100 verdünnt) und Penicillin/Streptomycin (Seromed, 100 U/ml oder 100 µg/ml, entsprechend). Zur Differenzierung in glatte Muskelzellen wurden embryonale Stammzellen in hängenden Tropfen in embryoid bodies wie beschrieben (Rohwedel et al., Dev. Biol. 164 : 87-101, 1994) kultiviert; 800 Zellen in 20 µl Kultivierungsmedium ergänzt mit 20% FCS, L-Glutamin, β-Mercaptoethanol und nichtessentiellen Aminosäuren (s. o.), werden in Petri Schalen, die mit phosphat­ gepufferter Saline (PBS) gefüllt sind, überführt und in hängenden Tropfen 2 Tage kultiviert. Die embryoid bodies werden dann in bakteriologische Schalen überführt, 5 weitere Tage in Suspension kultiviert und einzeln in 24-well Schalen (Nunclon) zur morphologischen Analyse plattiert. Zur weiteren Differenzierung werden diese embryoid bodies in die mit Gelatine bedeckten Schalen überführt, wo sie in spontan kontrahierende glatte Muskelzellen differenzieren. Die ersten Kontraktionen sind am Tag 14 der Kultivierung zu beobachten.
All-Trans-Retinsäure (RA, Serva) wurde im Dunkeln in 96% Ethanol in einer Stammlösung von 10⁻3 M gelöst. Aliquots wurden bei -20°C eingefroren und jeweils nur für ein einzelnes Experiment verwendet. Dibutyryl-cAMP (db-cAMP, Dibutyryl-A-3 : 5-MP, Boehringer Mannheim) wird in deionisiertem Wasser zu einer 100 mM Vorratslösung gelöst. Aliquots von db-cAMP wurden bei -20°C eingefroren und in der Endkonzentration 0,5 × 10⁻3 M verwendet. VEGF (BioConcept GmbH, Endkonzentration 20 ng/ml), ECGF (Boehringer Mannheim, Endkonzentration 100 µg/ml), bFGF (BioConcept, Endkonzentration 20 ng/ml), aFGF (Boehringer Mannheim, Endkonzentration 10 ng/ml) oder TGF-β (5 ng/ml) wurden dem Medium in ähnlichen Zeitintervallen wie für Retinsäure beschrieben zugesetzt. In einigen Experimenten wurden extrazelluläre Matrix-Proteine, wie Collagen I und III (Type S bovine, Boehringer Mannheim), Fibronectin (Biomol, 40 µg/ml), Laminin (10 µg/ml) und Thrombospondin-1 (Biomol, 100 ng/ml), zur 0,1%igen Gelatinelösung zugesetzt und auf die Petrischalen vor dem Plattieren der 7 Tage alten embyoid bodies übertragen. In anderen Experimenten wurden extrazelluläre Matrix-Proteine, extrahiert vom Engelbrecht-Holm-Swarm Tumor (Matrigel, Gibco BRL), zur Bedeckung der Petri-Schalen verwendet.
Die Differenzierung wird mit Retinsäure (RA) und mit oder ohne db-cAMP induziert, während folgender Zeitintervalle: vom Tag 0 bis 2, vom Tag 0 bis 7, vom Tag 7 bis 11 und vom Tag 9 bis 11 der embryoid body Differenzierung. In allen Fällen wurden die embryoid bodies am Tag 7 plattiert. Die differenzierten Phänotypen wurden in den differenzierten embryoid bodies ("embryoid body outgrowths") durch mikroskopische morphologische Analyse und mit Immunofluoreszenz identifiziert. In jeder experimentellen Gruppe wurden 24 embryoid bodies ausgewählt und die Zahl der embryoid bodies mit kontrahierenden glatten Muskelzellen ermittelt.
Dabei zeigten sich nach Behandlung mit RA (10⁻8 M) und db-cAMP (5 × 10⁻2 M) zwischen dem 7. und 11. Tag der Kultivierung in ca. 60% der embryoid bodies 3-4 Wochen nach Kulturbeginn Areale spontan kontrahierender VSMC (siehe Abbildung, Teil A).
Vor der Einzelzell RT-PCR Analyse wurden die Areale glatter Muskelzellen mit chirurgischen Methoden unter einem Präparations-Mikroskop ausgeschnitten, mit Collagenase IA (Sigma, Konzentration 0,5 mg/ml) dissoziiert und für 30 min 37°C auf Cellocate (Eppendorf) Glas Deckgläser, die vorher mit 0,1% Gelatine bedeckt wurden, plattiert und in Kulturmedium für 48 Stunden bis zur Cytoplasma-Gewinnung kultiviert.
2. Ausführungsbeispiel (Eigenschaften der Zellen)
Die Expression gewebespezifischer Gene wurde mit Hilfe der single-cell RT-PCR (Johanson et al., Neurochem. Int. 26 : 239-243, 1995) analysiert. Die Proben der embryoid bodies wurden in Lysispuffer lysiert und die RNA isoliert (Biotecx Laboratories, Inc.). Die reverse Transkription wurde mit Super Script II RNase H⁻ Reverse Transkriptase und Random Hexameren (Boehringer Mannheim) durchgeführt und die cDNA mit AmpliTaq DNA Polymerase nach Vorschrift (Perkin Elmer) amplifiziert. Die folgenden Gene wurden analysiert:
V-SM-MHC-A (vaskuläre Splice-Variante A des smooth muscle myosin heavy chain Gens)
I-SM-MHC-B (intestinale Splice-Variante B des smooth muscle myosin heavy chain Gens)
SM-α-Aktin (smooth muscle-α-Actin)
AII-R (Angiotension-II-Rezeptor)
β-Tubulin (als interne Kontrolle).
Es zeigte sich eine entwicklungskontrollierte Expression der vaskulären splice Variante des smooth muscle-Myosin heavy chain Gens (siehe Abbildung, Teil B).
3. Ausführungsbeispiel (Eigenschaften der Zellen)
Die Rezeptor-Funktion wurde mit Hilfe der Messung des Anstiegs der intrazellulären Ca2⁺ Konzentration nach Zugabe spezifischer Agonisten (AII = Angiotensin, PDGF AB = platelet-derived growth factor Typ AB) untersucht (siehe Abbildung, Teil C).
Es ist die funktionelle Antwort (intrazelluläres freies Kalzium (Ca2⁺)i) in differenzierten glatten Muskelzellen von embryoid bodies, die mit verschiedenen vasoaktiven Agonisten behandelt wurden, dargestellt. Die Rezeptorfunktion, gemessen durch das Ansteigen der Fluoreszenz, wurde auf einer Vergleichsskala aufgetragen, die von - (keine merkliche Veränderung) bis +++ (maximale beobachtete Antwort) reichte.
Abbildungslegende
  • A) Nach Entwicklung von embryoid bodies werden diese am Tag 7 plattiert und vom 7. bis 11. Tag der Differenzierung in Anwesenheit von Retinsäure und db-cAMP kultiviert. Die ersten spontan kontrahierenden glatten Muskelzellen werden 2 Wochen nach Kulturbeginn beobachtet. Im Durchschnitt zeigen 60% der embryoid bodies Areale spontan kontrahierender VSMC.
  • B) Die Expression gewebespezifischer Gene wurde mit Hilfe der single cell-PCR und nachfolgender Sequenzierung analysiert, und eine vaskuläre splice-Variante des smooth muscle myosin heavy chain (V-SM-MHC) Gens isoliert. Während die intestinale splice-Variante keine gewebespezifische Expression zeigte, nimmt die Anzahl der V-SM-MHC A-Transkripte entwicklungsabhängig zu. Ebenso werden die Gene, die smooth muscle α-Aktin (SM-α-actin) und den Angiotensin-Rezeptor (AII-R) kodieren, entwicklungsabhängig exprimiert. β-Tubulin dient als interne Kontrolle.
  • C) Die Rezeptor-Funktion wurde mit Hilfe der Messung des Anstiegs der intrazellulären Ca2⁺ Konzentration nach Zugabe spezifischer Agonisten (AII = Angiotensin, PDGF AB ist platelet­ derived growth factor Typ AB) untersucht.

Claims (10)

1. In vitro Zellsystem für pharmakologische und physiologische Untersuchungen an vaskulären glatten Muskelzellen, dadurch gekennzeichnet, daß pluripotente embryonale Stammzellen in definierte Zellaggregate (embryoid bodies) überführt werden, diese Zellaggregate durch Behandlung mit Retinsäure und ggf. weiterer Faktoren im Zeitraum vom 6.-12. Tag, bevorzugt 7.-11. Tag, der Differenzierung in vaskuläre glatte Muskelzellen induziert und im Testverfahren eingesetzt werden.
2. In vitro Zellsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß embryoid bodies für die Dauer von 7-8 Tagen in Suspensionskultur, davon 2-3 Tage bevorzugt in einem hängenden Tropfen, kultiviert werden.
3. In vitro Zellsystem nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekenn­ zeichnet, daß zur Bildung der embryoid bodies mindestens jeweils 600-800 Stammzellen verwendet werden.
4. In vitro Zellsystem nach Anspruch 1-3, dadurch gekenn­ zeichnet, daß die gebildeten embryoid bodies auf adhäsive Unterlagen, z. B. Gewebekulturschalen oder Mikrotiterplatten, ausplattiert und weiter kultiviert und in glatte Muskelzellen differenziert werden.
5. In vitro Zellsystem nach Anspruch 1-4, dadurch gekenn­ zeichnet, daß die Differenzierung mit Retinsäure und db-cAMP (Dibutyryl-cyclisches Adenosinmonophosphat) induziert wird.
6. In vitro Zellsystem nach Anspruch 1-4, dadurch gekenn­ zeichnet, daß die Differenzierung mit Retinsäure und anderen Wachstums- und Differenzierungsfaktoren, wie VEGF, ECGF, FGF oder TGF-β, induziert wird.
7. In vitro Zellsystem nach Anspruch 1-4, dadurch gekenn­ zeichnet, daß die Differenzierung mit Retinsäure und extra­ zellulären Matrixproteinen, wie Kollagen, Fibronektin, Laminin oder Thrombospondin-1, induziert wird.
8. In vitro Zellsystem nach Anspruch 1-7, dadurch gekenn­ zeichnet, daß die Differenzierung mit Retinsäure und einer Kombination von einem oder mehreren Wachstumsfaktoren und einem oder mehreren Matrixproteinen, bzw. dem komplexen Matrix- und Differenzierungsfaktor-Gemisch MATRIGEL, induziert wird.
9. In vitro Zellsystem nach Anspruch 1-8, dadurch gekenn­ zeichnet, daß ein häufiger Austausch des Kulturmediums während der in vitro Differenzierung, z. B. durch einen Mediumwechsel alle 1-2 Tage, bevorzugt täglich, erfolgt.
10. In vitro Zellsystem nach Anspruch 1-9, dadurch gekenn­ zeichnet, daß die in vitro Kultur und Differenzierung der embryoid bodies unter Bedingungen kontinuierlichen Medienwechsels, z. B. unter Bedingungen einer Perfusionskultur erfolgt.
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