DE19637677A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Recycling von Airbagmodulen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Recycling von AirbagmodulenInfo
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Description
Moderne Kraftfahrzeuge wurden in den letzten Jahren zunehmend mit Systemen ausgerüstet, die
ein höchstmögliches Maß an Sicherheit für die Fahrzeuginsassen gewährleisten. Neben den
Sicherheitsgurten gehören dazu Fahrer- und Beifahrerairbag, Gurtstraffer, Sidebag und Fondbag.
Weiterhin ist mit Sicherheitssystemen für Motorradfahrer und Flugzeugpassagiere zu rechnen und
das Sortiment der Rückhaltesysteme wird eine ständige Erweiterung erfahren.
Der Aufbau von Airbagmodulen ist in mehreren Anmeldungen beschrieben, so z. B. in
DE 42 30 342 und DE 44 30 588, wobei der Gasgenerator zum Aufblasen des Gaskissens in
verschiedenen Varianten Hauptbestandteil der jeweiligen Anmeldung ist.
Das Zerlegen von nicht mehr gebrauchsfähigen Personenkraftwagen ist in DE 40 19 312
beschrieben.
Die Demontage der Personenkraftwagen läßt erwarten, daß die enthaltenen Airbagmodule mit der
Karosse nach einer Teildemontage von Reifen, Sitzen, Türen usw. anschließend in einen Shredder
überführt werden, und dort gegebenenfalls durch Zündung zu Störungen des Betriebsablaufs
führen können.
Deshalb wird bei der Entsorgung von Alt- und Unfallfahrzeugen der nicht gezündete Airbag
entweder ausgebaut oder im Kraftfahrzeug gezündet.
Bei dieser herkömmlichen Verfahrensweise ist wegen der nur bedingt möglichen stofflichen
Trennung lediglich ein Downrecycling realisierbar.
Der Airbag muß entweder gezündet oder nicht gezündet dem Materialrecycling zugeführt werden,
da der Wiedereinsatz auf Grund der Produkthaftung nicht möglich ist.
Gegenstand der Erfindung ist das sichere, umweltgerechte und wirtschaftlich effektive Recycling
von Rückhaltesystemen, bei denen durch Zündung eines Gasgenerators Reaktionsgas aus der
gaserzeugenden Ladung bzw. das vorgespannte Gas in ein Gaskissen einströmt, das als
Rückhaltepolster z. B. für den Kraftfahrer bei einem Auffahrunfall wirksam wird und umfaßt
sowohl gezündete als auch nicht gezündete Airbagmodule.
Erfindungsgemäß ist die Möglichkeit zum hochwertigen stofflichen Recycling gegeben.
Das Airbagmodul besteht allgemein aus Gasgenerator, Generatorträger und Abdeckung sowie
dem Gassack/Gaskissen, wobei Generatorträger, Abdeckung und Gassack/Gaskissen für das
stoffliche Recycling gut geeignet sind, der gezündete Gasgenerator jedoch einer speziellen
Aufbereitung bedarf.
Der vollständige Recyclingprozeß umfaßt folgende Arbeitsschritte:
- 1. Eingangskontrolle zur Registrierung und Sortierung nach Typen und hinsichtlich der erfolgten oder nicht erfolgten Zündung.
- 2. Zündung der nichtgezündeten Module in einem Sicherheitsbehälter.
- 3. Demontage der gezündeten Airbagmodule zur Gewinnung der Einzelkomponenten.
- 4. Bereitstellung der sortenreinen Einzelkomponenten für das stoffliche Recycling.
- 5. Erstellung und Übergabe des Verwertung-/Entsorgungsnachweises.
Der erfindungsgemäße Sicherheitsbehälter (Fig. 1 und Fig. 2) besteht aus Holz 1 von
ausreichender Dicke, vorzugsweise 5 bis 8 mm und ist mit Belüftungsöffnungen 10 und
Entlüftungsöffnungen 9 versehen. Die Hauptmaße sind so gewählt, daß das Innenvolumen
mindestens dem Fünffachen des Airbagvolumens entspricht. Die Öffnungen bestehen aus
Schlitzen mit einer Länge von
50 bis 100 mm bei einer Breite von 2 bis 5 mm oder aus Bohrungen mit Durchmessern von
5 bis 20 mm.
Der Sicherheitsbehälter ist mit einer dicht schließenden Tür versehen, die an Scharnieren befestigt
ist und mit den Türriegeln 2 sicher verschlossen werden kann.
Zur Aufnahme staubförmiger Bestandteile dient die auf einem metallenen Rost 9 aufgelegte
Filtermatte 8 aus nicht brennbarem Material. Zur Reinigung und Auswechselung ist die
Filtermatte nach vorn herausziehbar. Die bei der Zündung entstehenden Verbrennungsgase
werden durch die Filtermatte hindurch abgesaugt und über ein externes Aktivkohlefilter gereinigt.
Eine an drei Seiten und der Tür innen angebrachte Schalldämmung 14 verringert die Abstrahlung
des bei der Zündung entstehenden Schalls.
Zur Aufnahme des Airbags dient eine 5 bis 10 mm dicke Stahlplatte 5, die nach unten durch eine
dünne Schaumgummischicht abgepolstert und mit einer bis in die Flächenmitte ausgeführten
Nut 6 zur Aufnahme des Zündkabels 7 versehen ist.
Zur Zündung wird das Airbagmodul an das Zündkabel 7 angeschlossen, mit dem im Behältnis
angebrachten Kontakt des Türsteckers 4 verbunden und so abgelegt, daß der Gasgenerator auf
der Stahlplatte 5 zu liegen kommt und sich das Zündkabel 7 in der Nut 6 befindet.
Die Abdeckung zeigt in Richtung Mattenträger.
Durch Schließen und Verriegeln der Tür werden die elektrischen Kontakte 3 und 4 geschlossen
und die Zündung durch Betätigung des Schalters 15 (Fig. 3) ausgelöst.
Der zunächst geöffnete Airbag 16 fällt durch Absaugung des kurzzeitig entstandenen Überdrucks
zusammen und nachdem die Atmosphäre im Sicherheitsbehälter wieder klar ist - was durch
Beobachtung über Spiegel 12 und Fenster 11 feststellbar ist - wird die Tür geöffnet, nach
Abkühlung des Gasgenerators das gezündete Airbagmodul herausgenommen und vom Zündkabel
getrennt. Danach kann ein neues Airbagmodul zur Zündung vorbereitet werden.
Der Vorteil der Vorrichtung ist in der gefahrlosen und umweltverträglichen Zündung im Rahmen
eines wirtschaftlich effektiven Recyclingprozesses zu sehen. Die technische Sicherheit und die
gefahrlose Durchführung der Zündung ist durch objektiv wirkende Vorkehrungen wie Türkontakt
und Türstecker gewährleistet. Durch Beobachtung des Innenraums über Spiegel und Fenster kann
die ordnungsgemäße Zündung auch aus größerer Entfernung kontrolliert werden.
Die nachfolgenden Arbeitsschritte beziehen sich sowohl auf gezündet angelieferte als auch im
Sicherheitsbehälter gezündete Airbagmodule.
Durch Lösen der Schrauben und Ausbohren der Niete werden die Modulkomponenten getrennt
und der stofflichen Verwertung zugeführt. Der gezündete Gasgenerator wird zur Kennzeichnung
mit einer vertikalen Bohrung versehen, in einer Hammermühle, einem Brecher o. ä. zerlegt und
über Siebe vom verbrauchten Treibmittel befreit.
Ziel der Demontage und Zerlegung ist die sichere Auftrennung aller Modulkomponenten und
deren sortenreine Bereitstellung für die nachfolgende Verwertung. Allein die Treibmittelschlacke
ist der Deponie zuzuführen.
Die Arbeitsschritte des Demontageprozesses sind mit denen des Elektro- und Elektronik
schrott-Recyclings vergleichbar und an Montagetischen oder Montagebändern durchzuführen.
Beispielhaft ist nachfolgend dargestellt, welche sortenreinen Materialien aus einem Airbagmodul
in welcher Menge gewonnen werden können:
Gassack/Gaskissen | |
250-400 g Polyamid, Nylon | |
Abdeckung | 300-600 g Polyurethan, Polyethylen |
Geräteträger | 100-200 g Edelstahl |
50-100 g Eisen | |
0-50 g Schaumstoff | |
Gasgenerator | 400-800 g Aluminium |
50-100 g Eisen/Stahl | |
40-80 g Treibmittelschlacke | |
(2,8% der Gesamtmasse) |
Claims (7)
1. Verfahren und Vorrichtung zum Recycling nicht gezündeter und gezündeter
Airbagmodule, dadurch gekennzeichnet, daß die nicht gezündeten Airbagmodule in
einem Arbeitsschritt des Recyclingprozesses in einem Sicherheitsbehälter (1) gefahrlos
und umweltverträglich gezündet werden und danach zusammen mit den bereits
gezündet vorliegenden Airbagmodulen in einem anschließenden Demontageprozeß bis
zu einheitlichen Werkstoffen demontiert werden.
2. Verfahren zum Recycling gezündeter Airbagmodule, dadurch gekennzeichnet, daß für
den Demontageprozeß Ausrüstungen der Elektro-/Elektronikschrottzerlegung
genutzt werden.
3. Vorrichtung zum sicheren und umweltverträglichen Zünden nichtgezündeter
Airbagmodule, durch gekennzeichnet, daß die Zündung außerhalb des Kraftfahrzeuges
in einem Sicherheitsbehälter nach Anspruch 1 erfolgt.
4. Sicherheitsbehälter zur Airbagmodulzündung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß ein elektrisches Sicherheitssystem, (3, 4, 15) die Zündung nur im geschlossenen
Sicherheitsbehälter zuläßt.
5. Sicherheitsbehälter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß entstehende Stäube
durch eine Filtermatte aus nicht brennbarem Material zurückgehalten werden und eine
zweckentsprechende Schalldämmung (14) erfolgt.
6. Sicherheitsbehälter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Innenvolumen
mindestens dem Fünffachen des Airbagvolumens entspricht.
7. Verfahren nach Anspruch 1, zur Demontage gezündeter Airbagmodule, dadurch gekenn
zeichnet, daß ein vollständiger stofflicher Wiedereinsatz der Zerlegeteile
als sekundäre Rohstoffe möglich wird.
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