DE19635443A1 - Verfahren zum biologischen Reinigen von Abwasser - Google Patents
Verfahren zum biologischen Reinigen von AbwasserInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum biologischen Reinigen von Abwasser, bei
welchem das Abwasser und Gas einem Mikroorganismen enthaltenden Reaktionsbehälter
zugeführt werden, in dem mindestens ein an beiden Enden offenes Leitrohr mit vertikaler Achse
und mit Abstand zum Boden des Reaktionsbehälters angeordnet ist, und bei welchem das
Gemisch aus Abwasser und Gas in dem Reaktionsbehälter in einem durch das Leitrohr
führenden Kreislauf bewegt wird (EP 0 130 499 B1).
Bei der biologischen Reinigung von Abwasser werden organische Schadstoffe von
Mikroorganismen - im folgenden als "Biomasse" bezeichnet - unter Verwendung von Sauerstoff
in unschädliche Stoffe umgewandelt. Das Abwasser wird durch Begasen eines Biomasse-
Wasser-Gemisches in einem Reaktionsbehälter gereinigt, dem kontinuierlich Abwasser und Gas
zugeführt und eine vergleichbare Menge an Biomasse-Wasser-Gemisch entnommen werden.
Unter "Gas" sollen Luft, mit Sauerstoff angereicherte Luft oder auch reines Sauerstoffgas
verstanden werden.
Im häuslichen Bereich, aber auch bei vielen industriellen Prozessen entstehen organisch
beladene Abwässer. Für die Reinigung solcher Abwässer sind Verfahren zum Eliminieren der
gelösten organischen Verbindungen auf aerobem Wege durch Mikroorganismen bekannt. Diese
Verfahren werden meistens in flachen Belebungsbecken durchgeführt. Die Nachteile derartiger
Verfahren, wie Geruchsbelästigung der Umgebung aufgrund hoher Abluftmengen, hoher
Lärmpegel, großer Platzbedarf sowie hohe Investitions- und Energiekosten, sind allgemein
bekannt.
Es ist weiterhin bekannt, Abwasser in hohen zylindrischen Türmen ähnlich einer Blasensäule zu
reinigen (DE-Z "Chemie-Ingenieur-Technik" 54 (1982), Nr. 11, Seiten 939 bis 952). Wegen der
ungünstigen hydrodynamischen Verhältnisse und damit der relativ schlechten
Stoffübergangsbedingungen von Blasensäulen ist deren Raumbelastung, das ist die auf das
Volumen des Reaktionsbehälters und den Tag bezogene und in CSB gemessene Menge an
Schmutzstoffen, vergleichsweise niedrig. Sie liegt bei etwa 1 kg CSB/m³d. Die Begasung erfolgt
ausschließlich am Boden des jeweils eingesetzten Turmes, wodurch der spezifische
Energiebedarf für dieses Verfahren relativ hoch ausfällt.
In der DE 40 12 300 A1 ist eine Vorrichtung zum biologischen Reinigen von Abwasser in
einem geschlossenen Reaktor beschrieben. Ein Gemisch aus Abwasser, einem Sauerstoff
enthaltenden Gas und Biomasse wird über eine Zweistoffdüse einem inneren Strömungsleitrohr
des Reaktors zugeführt, und zwar in dessen in Gebrauchslage unterem Bereich. Ein Teilstrom
des zu behandelnden Abwassers wird in den Ringraum zwischen dem Strömungsleitrohr und der
Wandung des Reaktors eingedüst. Ein Teil des behandelten Gemisches wird ständig in ein
separates Misch- und Entgasungsgefäß geleitet. Durch die Einführung des Gemisches aus
Abwasser, Gas und Biomasse an einer im unteren Bereich des Strömungsleitrohr liegenden
Stelle enthält dasselbe in seinem oberen Bereich praktisch kein Gas. Es kann daher in diesem
Bereich auch kein Sauerstoff in das Abwasser bzw. in das Gemisch übertragen werden. Trotz
des mit dieser Vorrichtung gegebenen Schlaufenbetriebs ist daher die Stoffübertragung relativ
schlecht.
Mit dem eingangs beschrieben Verfahren nach der EP 0 130 499 B1 wird ein deutlich höherer
Umsatz bei der Abwasserbehandlung erreicht. Es ergibt sich eine Raumbelastung von bis zu 70
kg CSB/m³d. Die bei diesem Verfahren eingesetzten Reaktionsbehälter werden als
"Schlaufenreaktoren" bezeichnet. Hierbei handelt es sich um senkrecht angeordnete,
zylindrische Behälter, in deren Innenraum zusätzlich ein an beiden Seiten offenes Leitrohr mit
vertikaler Achse angebracht ist. Beim Betrieb dieses Schlaufenreaktors entsteht eine
Schlaufenströmung um das Leitrohr mit einer Vermischung von Flüssigkeit und Gas. Vorteile
einer solchen Schlaufenströmung sind eine verhältnismäßig homogene Strömung der beiden
Phasen und die damit verbundene gute Übertragung des für die Abwasserreinigung benötigten
Sauerstoffs aus dem Gas in die Flüssigkeit. Bei diesem bekannten Verfahren wird das Gas oben
in das Leitrohr eingeführt, so daß es mindestens einmal eine vollständige Schlaufe durchläuft,
ehe es aus dem Reaktionsbehälter austreten kann. Es ist jedoch ein hoher Energieeintrag durch
die dem Leitrohr zugeführte Flüssigkeit erforderlich, damit das zugeführte und zu Blasen
zerteilte Gas entgegen seiner Aufstiegsbewegung mit der Schlaufenströmung nach unten
transportiert wird.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das eingangs geschilderte Verfahren so
weiterzubilden, daß bei verbessertem Stoffaustausch der Energieaufwand vermindert wird.
Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß das Abwasser dem Leitrohr am
in Gebrauchslage oberen Ende zugeführt wird, während das Gas davon getrennt an mindestens
zwei, in unterschiedlicher Höhe und in Strömungsrichtung des unter Druck eingebrachten
Abwassers hinter dessen Eintrittsbereich in das Leitrohr liegenden Stellen in dasselbe eingeleitet
wird.
Bei diesem Verfahren wird das Gas dem Leitrohr an Stellen zugeführt, die in
Strömungsrichtung des beispielsweise mittels einer Pumpe eingebrachten Abwassers hinter der
Stelle liegen, an welcher das Abwasser zugeführt wird. Durch diese räumliche Trennung der
Einspeisestellen von Abwasser und Gas und eine geeignete Verteilung des insgesamt
eingebrachten Gases auf dessen Einspeisestellen wird das Gas bei der Abwärtsbewegung des
Abwassers bzw. der im Leitrohr insgesamt vorhandenen Flüssigkeit auch ohne großen
Energieeintrag mitgenommen. Das gilt besonders, wenn die überwiegende Menge des insgesamt
einzubringenden Gases im unteren Bereich des Leitrohres eingespeist wird. Das Gas wird dann
nahezu direkt von der unten aus dem Leitrohr austretenden Flüssigkeit mitgerissen. Durch die
starke Verwirbelung der Flüssigkeit beim Übergang aus dem Leitrohr in den dasselbe
umgebenden Mantelraum ist eine gute Dispergierung des Gases gewährleistet. Eine gesonderte
Dispergiereinrichtung, wie z. B. ein Ringverteiler oder ein Membranverteiler, entfällt damit. Bei
einer überwiegenden Gaszuführung am unteren Ende des Leitrohrs wird das Prinzip der
Mammutpumpe genutzt, wodurch der Energiebedarf zur Aufrechterhaltung der
Schlaufenströmung minimiert wird. Durch die Zuführung einer ausreichenden Gasmenge im
oberen Bereich des Leitrohrs und durch eine entsprechende Einstellung der rezirkulierten
Flüssigkeit mit Hilfe einer Pumpe kann außerdem sichergestellt werden, daß der überwiegende
Teil des im Mantelraum aufsteigenden Gases wieder in das Leitrohr eingesaugt wird. Es werden
damit ein hoher Gasumlauf und zugleich eine vollständige Begasung des gesamten
Reaktionsraums erreicht.
Das Verfahren nach der Erfindung wird anhand der Zeichnungen in Ausführungsbeispielen
erläutert.
Es zeigt
Fig. 1 schematisch eine Anordnung zur Durchführung des Verfahrens.
Fig. 2 eine gegenüber Fig. 1 erweiterte Anlage.
In einem Reaktionsbehälter 1 ist ein Leitrohr 2 mit vertikaler Achse angeordnet. Das Leitrohr 2
ist an beiden Enden offen. Sein unteres Ende hat einen ausreichenden Abstand vom Boden 3 des
Reaktionsbehälters 1, so daß die in demselben vorhandene Flüssigkeit in einem durch das
Leitrohr 2 führenden Kreislauf bewegt werden kann. Die Flüssigkeit ist ein Biomasse-Wasser-
Gemisch.
Das zu reinigende Abwasser wird dem Leitrohr 2 über eine Rohrleitung 4 zugeführt. Es tritt an
der Stelle S1 in das Leitrohr 2 ein. Über mindestens eine Rohrleitung 5 wird außerdem Gas in
das Leitrohr 2 eingeführt, das an den Stellen S2 und S3 austritt. Die Stellen S1 sowie S2 und S3
sind räumlich voneinander getrennt. Die Stellen S2 und S3 liegen dabei in der durch den Pfeil P
gekennzeichneten Strömungsrichtung des Abwassers im Leitrohr 2 hinter der Stelle S1.
Abweichend von der zeichnerischen Darstellung könnte das Gas auch über zwei getrennte
Zuleitungen zu den Stellen S2 und S3 gebracht werden.
Das Verfahren nach der Erfindung arbeitet beispielsweise wie folgt:
Das zu reinigende, aus einer Leitung 6 kommende Abwasser (Rohabwasser) wird über die
Rohrleitung 4 zusammen mit aus dem Reaktionsbehälter 1 entnommener Flüssigkeit dem
Leitrohr 2 des Reaktionsbehälters 1 zugeführt. Bei hinreichender Geschwindigkeit dieser
Flüssigkeit, die über eine Pumpe 7 eingestellt werden kann, stellt sich eine Schlaufenströmung
um das Leitrohr 2 ein. Das gereinigte Abwasser verläßt den Reaktionsbehälter 1 gemeinsam mit
Biomasse über eine Leitung 8. In einer nachgeschalteten, hier nicht gezeigten Vorrichtung
werden Abwasser und Biomasse voneinander getrennt. Die Biomasse wird zum größten Teil
über eine Leitung 9 in den Reaktionsbehälter 1 zurückgeführt. Der Rest der Biomasse wird als
Überschußschlamm entnommen.
Der für die Abwasserreinigung erforderliche Sauerstoff wird als Gas, in der Regel Luft oder
auch angereichertes oder reines Sauerstoffgas, über die Rohrleitung 5 in das Leitrohr 2 des
Reaktionsbehälters 1 eingebracht. Die Rohrleitung 5 kann, wie in Fig. 1 dargestellt, von oben,
aber auch seitlich in das Leitrohr 2 eingeführt werden. Die Mündung der Rohrleitung 5 befindet
sich im unteren Bereich des Leitrohrs 2, zweckmäßigerweise im unteren Fünftel desselben. Je
nach Höhe der Zweiphasenschicht im Reaktionsbehälter 1 wird das Gas mittels einer Pumpe 10
mehr oder weniger verdichtet. Die Dispergierung des Gases erfolgt an der Stelle S2 durch
Scherwirkung des an der Stelle S1 austretenden Abwassers und an der Stelle S3 durch die 180-
Grad-Umlenkung der Flüssigkeit am unteren Ende des Leitrohrs 2. Bei entsprechender
Geschwindigkeit der aus der Rohrleitung 4 austretenden Flüssigkeit wird der überwiegende Teil
des im das Leitrohr 2 umgebenden Mantelraum des Reaktionsbehälters 1 aufsteigenden Gases in
das Leitrohr 2 zurückgesaugt, wodurch eine Rezirkulation des Gases erreicht wird. Eine dem
insgesamt zugeführten Gas entsprechende Gasmenge verläßt den Reaktionsbehälter 1 über eine
Leitung 11.
Da das Verhältnis von Höhe zu Durchmesser des Reaktionsbehälters 1 und des Leitrohrs 2 und
die Geschwindigkeit der Flüssigkeit in demselben aus fluiddynamischen Gründen bestimmte
Werte einhalten müssen und weil die Bauhöhe von Reaktionsbehälter 1 und Leitrohr 2 aus
energetischen Gründen beschränkt ist, werden bei großen Abwassermengen zweckmäßig zwei
oder mehr Leitrohre 2 mit entsprechenden Zuleitungen in einem Reaktionsbehälter 1
angeordnet. Das ist in Fig. 2 für drei Leitrohre 2 dargestellt. Der Einbau von mehreren
Leitrohren 2 in einen Reaktionsbehälter 1 hat den zusätzlichen Vorteil, daß die Dispergierung
des in den jeweiligen Leitrohren 2 an den Stellen S2 und S3 zugeführten Gases durch einen
Pralleffekt der umgelenkten und aufeinander prallenden Flüssigkeitsströme noch verstärkt wird.
Claims (6)
1. Verfahren zum biologischen Reinigen von Abwasser, bei welchem das Abwasser und
Gas einem Mikroorganismen enthaltenden Reaktionsbehälter zugeführt werden, in dem
mindestens ein an beiden Enden offenes Leitrohr mit vertikaler Achse und mit Abstand
zum Boden des Reaktionsbehälters angeordnet ist, und bei welchem das Gemisch aus
Abwasser und Gas in dem Reaktionsbehälter in einem durch das Leitrohr führenden
Kreislauf bewegt wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Abwasser dem Leitrohr (2) am
in Gebrauchslage oberen Ende zugeführt wird, während das Gas davon getrennt an
mindestens zwei, in unterschiedlicher Höhe und in Strömungsrichtung des unter Druck
eingebrachten Abwassers hinter dessen Eintrittsbereich in das Leitrohr (2) liegenden
Stellen (S2, S3) in dasselbe eingeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Gas dem Leitrohr (2) an
einer im Bereich des Abwasserzutritts liegenden Stelle (S2) und an einer in seinem in
Gebrauchslage unteren Bereich liegenden Stelle (S3) zugeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die überwiegende
Menge des Gases dem Leitrohr (2) in dessen in Gebrauchslage unterem Bereich
zugeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das
Abwasser dem Leitrohr (2) mittels einer Pumpe (7) mit hoher Geschwindigkeit
zugeführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das
Abwasser dem Leitrohr (2) zusammen mit aus dem oberen Bereich des
Reaktionsbehälters (1) entnommener Flüssigkeit zugeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß in einem
Reaktionsbehälter (1) zwei oder mehr Leitrohre (2) angeordnet sind.
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