DE19632930A1 - Antriebsschlupfregelverfahren für ein Kraftfahrzeug - Google Patents
Antriebsschlupfregelverfahren für ein KraftfahrzeugInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Antriebsschlupfregelverfahren
für ein Kraftfahrzeug, bei dem Eingriffe zur Regelung des
Schlupfes der Antriebsräder erfolgen, wenn der Antriebsschlupf
einen vorgebbaren Schlupfgrenzwert überschreitet, der fahreran
gefordert zwischen einem Normalbetriebswert und einem demgegen
über höheren, für Sonderbetriebsphasen gültigen Sonderbetriebs
wert veränderbar ist.
Antriebsschlupfregelverfahren für Kraftfahrzeuge, bei denen An
triebsschlupfregeleingriffe erfolgen, wenn der Antriebsschlupf
einen vorgebbaren Schlupfgrenzwert überschreitet, sind in ver
schiedenen Ausführungsformen bekannt, wobei die Schlupfregelein
griffe durch Bremseneingriffe und/oder Motorbetriebseingriffe
realisiert werden, siehe z. B. die Offenlegungsschriften DE 41 12
141 A1, DE 40 38 823 A1, DE 40 36 742 A1, DE 38 18 511 A1 und DE
35 27 532 A1. In der letztgenannten Offenlegungsschrift wird zu
dem vorgeschlagen, daß dem Fahrer optisch, akustisch oder hap
tisch durch Fahrpedalvibration ein aktiver Antriebsschlupfregel
eingriff quantitativ angezeigt wird, so daß er das Fahrpedal ge
eignet nachregeln kann, um eine Bremsenüberlastung zu vermeiden.
Für bestimmte Sonderbetriebssituationen kann es erwünscht sein,
einen höheren Antriebsschlupf zuzulassen als im normalen Fahrbe
trieb. Dies gilt insbesondere beim Fahren mit Schneeketten. In
diesem Fall wird die optimale Traktion erst bei merklich höherem
Antriebsschlupf als beim Fahren ohne Schneeketten erreicht. Es
sind daher bereits Antriebsschlupfregelverfahren der eingangs
genannten Art vorgeschlagen worden, bei denen für diese Sonder
betriebsphasen der Schlupfgrenzwert von Hand von einem Normalbe
triebswert auf einen demgegenüber höheren Sonderbetriebswert um
geschaltet werden kann. Die entsprechende Schalteinrichtung wird
als sogenannter Schneekettenschalter bezeichnet.
Ähnliche Funktionen werden auch von Schaltern aktiviert, die
dazu dienen, die Antriebsschlupfregelung abzuschalten und ggf.
durch eine Sperrdifferentialfunktion zu ersetzen.
Der Erfindung liegt als technisches Problem die Bereitstellung
eines Antriebsschlupfregelverfahrens der eingangs genannten Art
zugrunde, bei dem die Auslösung derartiger Sonderbetriebsphasen
mit erhöhtem Schlupfgrenzwert mit hohem Fahrkomfort bewirkt
wird, ohne einen vom Fahrer von Hand zu betätigenden Schalter zu
benötigen. Der Vorteil liegt einerseits darin, die Kosten für
Schalter und Verkabelung zu sparen und andererseits darin, dem
unkundigen Fahrer die Entscheidung abzunehmen, in welcher Situa
tion der Schalter zu betätigen sei. Außerdem lassen sich ohne
Schalter stufenlose Übergänge schaffen.
Die Erfindung löst dieses Problem durch die Bereitstellung eines
Antriebsschlupfregelverfahrens mit den Merkmalen des Anspruchs
1. Bei diesem Verfahren wird eine Sonderbetriebsphase mit
selbsttätiger Anhebung des Schlupfgrenzwertes von einem Normal
betriebswert auf einen Sonderbetriebswert immer dann aktiviert,
wenn eine einen Antriebsschlupfregeleingriff auslösende, fahrer
seitig eingestellte Hochlast-Motorbetriebsanforderung über eine
vorgebbare Zeitspanne hinweg aufrechterhalten wird. Die jewei
lige Sonderbetriebsphase wird folglich automatisch entsprechend
einer bleibenden Anforderung eines Motorbetriebs bei oder nahe
Vollast und damit durch eine bleibende Anforderung nach hohem
Antriebsschlupf trotz bestehendem Antriebsschlupfregeleingriff
ausgelöst. Sinnfällig wird somit der beispielsweise an einem zu
gehörigen Fahrpedal erfaßbare, bleibende Fahrerwunsch nach hoher
Traktion dahingehend interpretiert, daß das Fahrzeug im Sonder
betrieb mit erhöhtem Antriebsschlupf betrieben werden soll. Ei
ner Betätigung eines separaten Schaltelementes durch den Fahrer
bedarf es bei diesem Verfahren zur Auslösung der Sonderbetriebs
phase nicht. Vorzugsweise wird dem Fahrer ein jeweils stattfin
dender Antriebsschlupfregeleingriff zur Anzeige gebracht, damit
er genau über dessen Dauer informiert ist. Sollte er keinen Son
derbetrieb wünschen, kann er die Anforderung nach hoher Motor
last rechtzeitig vor Auslösung des Sonderbetriebs zurücknehmen.
Mit einem nach Anspruch 2 weitergebildeten Verfahren wird der
Schlupfgrenzwert besonderes sanft vom Normalbetriebswert auf den
höheren Sonderbetriebswert angehoben, so daß der Fahrer von der
damit gegebenenfalls einhergehenden Minderung der Spurführung
nicht überrascht wird.
Bei einem nach Anspruch 3 weitergebildeten Verfahren wird die
Stellung eines Fahrpedals des Kraftfahrzeuges während einer je
weiligen Sonderbetriebsphase zur Einstellung des Sonderbetriebs
wertes für den Schlupfgrenzwert verwendet, so daß dieser vom
Fahrer in komfortabler Weise eingestellt werden kann.
Bei einem nach Anspruch 4 weitergebildeten Verfahren wird der
Sonderbetriebswert für den Schlupfgrenzwert auf einen Maximal
wert begrenzt, der fahrgeschwindigkeitsabhängig vorgegeben wird.
Insbesondere kann vorgesehen sein, diesen Maximalwert mit stei
gender Geschwindigkeit bis auf den Normalbetriebswert fallend
vorzugeben.
In einer Weiterbildung des Verfahrens nach Anspruch 5 erfolgt
eine Rücksetzung des Schlupfgrenzwertes vom Sonderbetriebswert
auf den Normalbetriebswert, d. h. ein Übergang von einer entspre
chenden Sonderbetriebsphase auf eine anschließende Normalbe
triebsphase, jeweils mit Beendigung einer fahrerseitigen Motor
lastanforderung, z. B. auf eine Fahrpedalrückkehrbewegung hin bis
zur Drosselklappenschließung oder einer Schubabschaltungsakti
vierung.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung wird nachfolgend
beispielhaft näher erläutert.
Das beschriebene Verfahrensbeispiel ist in für den Fachmann ohne
weiteres ersichtlicher Weise mittels entsprechender Modifika
tionen eines herkömmlichen Antriebsschupfregelsystems, insbeson
dere eines solchen mit einem Schneekettenschalter, durchführbar,
ohne daß es hierzu näherer zeichnerischer Illustrationen bedarf.
Die herkömmlichen Systeme sind lediglich dahingehend abzuändern,
daß der Schneekettenschalter entfallen kann und statt dessen eine
Sensorik, z. B. eine Fahrpedalstellungssensorik, mit nachgeschal
teter Auswerteeinheit vorzusehen ist, welche das Vorliegen der
Hochlast-Motorbetriebsanforderung, beispielsweise anhand eines
entsprechend stark betätigten Fahrpedals, über eine vorgegebene
Zeitspanne hinweg ebenso wie eine Rücksetzung derartiger Anfor
derungen nach hoher Motorlast zu erkennen vermag, so daß eine
das Antriebsschlupfregelverfahren durchführende Steuereinheit in
Abhängigkeit davon zwischen Normalbetriebsphasen und Sonderbe
triebsphasen mit erhöhtem Schlupfgrenzwert umschaltet.
Während bei den herkömmlichen Systemen zur Vergrößerung des
Schlupfgrenzwertes für den Sonderbetrieb mit Schneeketten ein
zugehöriger Schneekettenschalter im Bedarfsfall vom Fahrer von
Hand betätigt werden muß, wird beim vorliegenden Verfahren von
der Antriebsschlupfregelanlage das Bestehen einer Hochlast-Mo
torbetriebsanforderung durch den Fahrer, d. h. einer Anforderung
nach einem Motorbetrieb bei oder nahe Vollast, überwacht. Dies
kann beispielsweise durch Überwachung der Fahrpedalstellung ge
schehen, wobei z. B. dann auf eine derartige Hochlast-Motorbe
triebsanforderung geschlossen wird, wenn das Fahrpedal um min
destens zwei Drittel seiner Maximalauslenkung ausgelenkt ist.
Sobald beim Auslenken des Fahrpedals festgestellt wird, daß der
Antriebsradschlupf den Schlupfgrenzwert überschreitet, der an
fänglich im Normalbetrieb auf einen bestimmten Normalbetriebs
wert festgesetzt ist, greift die Antriebsschlupfregelung in zu
nächst herkömmlicher Weise ein. Durch den ausgelösten Antriebs
schlupfregeleingriff wird der Antriebsschlupf auf den Schlupf
grenzwert begrenzt, der so gewählt ist, daß noch eine hinrei
chende Spurführung der Antriebsachse möglich ist. Gleichzeitig
mit dem Beginn des Antriebsschlupfregeleingriffs wird eine
Schlupfwarnlampe aktiviert, die den Fahrer über den bestehenden
Antriebsschlupfregeleingriff informiert.
Wenn der Fahrer trotz des ausgelösten Antriebsschlupfregelein
griffes seine Anforderung nach hoher Motorlast beibehält, d. h.
das Fahrpedal weiterhin für eine vorgebbare Zeitspanne von z. B.
einer Sekunde entsprechend weit gedrückt hält, wird dies von dem
verfahrensdurchführenden System dahingehend interpretiert, daß
eine Sonderbetriebsphase mit erhöhtem Antriebsschlupf angefor
dert wird. Nach Ablauf dieser Zeitspanne löst das System daher
den gewünschten Sonderbetrieb aus, indem es den Schlupfgrenzwert
innerhalb einer vorgebbaren Anhebungszeit von z. B. 3 s vom vorher
geltenden Normalbetriebswert auf einen demgegenüber höheren Son
derbetriebswert anhebt, und zwar vorzugsweise gleichförmig, z. B.
mittels eines linearen Anstiegs. Mit dieser Vorgehensweise wird
ein gleichmäßiger Übergang von der Normal- zur Sonderbetriebs
phase erreicht, ohne daß der Fahrer durch die mit der Erhöhung
des Antriebsschlupfes gegebenenfalls einhergehende Minderung der
Spurführung überrascht wird.
Während der Sonderbetriebsphase dient das Fahrpedal vorzugsweise
als Sollwertgeber für den Sonderbetriebswert des Schlupfgrenz
wertes. In einer beispielhaften Realisierung kann hierbei das
letzte Drittel der Fahrpedalauslenkung zur Einstellung des Son
derbetriebswertes für den Schlupfgrenzwert derart herangezogen
werden, daß bei zwei Dritteln der Maximalauslenkung der Sonder
betriebswert dem Normalbetriebswert entspricht und mit größerer
Fahrpedalauslenkung bis zur Maximalauslenkung kontinuierlich bis
zum maximal möglichen, optimalen Traktionsschlupf von z. B. 30%
angehoben wird. Dieser für den Sonderbetriebswert des Schlupf
grenzwertes erzielbare Maximalwert wird vorzugsweise geschwin
digkeitsabhängig dergestalt eingestellt, daß er oberhalb einer
bestimmten Fahrgeschwindigkeit, z. B. oberhalb von 80 km/h kon
stant auf dem Normalbetriebswert liegt, während er für geringere
Fahrgeschwindigkeiten stetig ansteigt. Damit wird erreicht, daß
bei Fahrgeschwindigkeiten über der vorgegebenen Geschwindig
keitsschwelle effektiv keine Erhöhung des Antriebsschlupfes
stattfindet, wie dies auch bei der herkömmlichen Schneeketten
schalterfunktionalität zweckmäßig ist.
Bei niedrigen Fahrgeschwindigkeiten kann die Funktion des teil
weise oder voll gesperrten Differentials angenähert werden.
Die Rücksetzung des Schlupfgrenzwertes vom Sonderbetriebswert
auf den Normalbetriebswert, d. h. der Übergang von einer bisheri
gen Sonderbetriebsphase zu einer anschließenden Normalbe
triebsphase mit verringertem Schlupfgrenzwert wird immer dann
ausgelöst, wenn die Fahrpedalauslenkung weit genug zurückgenom
men wird, z. B. bis zu einer vollständigen Schließung einer Dros
selklappe oder bis zum Einsatzpunkt einer vorhandenen Schubab
schaltung, was z. B. bei Erreichen einer Drehzahl von ca. 1400
min-1 erfolgt. Die Rücksetzung kann auch in Verbindung mit einer
Zeitkonstante erfolgen, so daß nicht bei jeder schnellen Gaspe
dalrücknahme eine Rücksetzung erfolgen muß. Die Zeitkonstante
kann je nach Fahrbetrieb selbstadaptierbar sein, d. h. bei stän
diger Ausnutzung hoher Schlupfbereiche wird sie verlängert.
Das erfindungsgemäße und oben anhand eines Beispiels näher er
läuterte Verfahren realisiert für eine Antriebsschlupfregelung
eine selbsttätige Umschaltung zwischen Normalbetriebsphasen und
Sonderbetriebsphasen mit erhöhtem, zugelassenem Antriebsschlupf.
Gegenüber herkömmlichen Verfahren mit einem vom Fahrer von Hand
zu betätigenden Schneekettenschalter wird ersichtlich ein hö
herer Fahrkomfort erzielt, und der Realisiserungsaufwand ist
vergleichsweise gering. Denn einerseits kann der Schneeketten
schalter einschließlich Montage und Verkabelung entfallen, und
andererseits sind für die selbsttätige Betriebsumschaltung der
Antriebsschlupfregelung nur wenig aufwendige Modifikationen be
stehender Antriebsschlupfregeleinrichtungen erforderlich, die
großteils softwaremäßig erfolgen können. In diese Software kann
ein Ingenieurswissen integriert werden, welches dem Normalfahrer
nicht zur Verfügung steht. Wenn dieser vor der Entscheidung
steht, den Schneekettenschalter zu betätigen, ist er häufig
überfordert oder situationsbedingt überlastet.
Claims (6)
1. Antriebsschlupfregelverfahren für ein Kraftfahrzeug, bei dem
- - Antriebsschlupfregeleingriffe erfolgen, wenn der Antriebs schlupf einen vorgebbaren Schlupfgrenzwert überschreitet, der fahrerangefordert zwischen einem Normalbetriebswert und einem demgegenüber höheren, für Sonderbetriebsphasen gültigen Sonder betriebswert veränderbar ist,
dadurch gekennzeichnet, daß
- - eine jeweilige Sonderbetriebsphase mit selbsttätiger Anhebung des Schlupfgrenzwertes vom Normalbetriebswert auf den Sonderbe triebswert aktiviert wird, wenn eine einen Antriebsschlupfre geleingriff auslösende, fahrerseitig eingestellte Hochlast-Mo torbetriebsanforderung über eine vorgebbare Zeitspanne hinweg aufrechterhalten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
der Schlupfgrenzwert nach Ablauf der vorgebbaren Zeitspanne
gleichförmig innerhalb einer vorgebbaren Anhebungszeit vom Nor
malbetriebswert auf den Sonderbetriebswert angehoben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
während einer jeweiligen Sonderbetriebsphase der Sonderbetriebs
wert des Schlupfgrenzwertes durch die Fahrpedalstellung bestimmt
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Sonderbetriebswert des Schlupfgrenzwertes auf einen fahrge
schwindigkeitsabhängig vorgebbaren Maximalwert begrenzt bleibt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 4, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
eine Rücksetzung des Schlupfgrenzwertes vom Sonderbetriebswert
auf den Normalbetriebswert jeweils mit Beendigung einer fahrer
seitigen Motorlastanforderung und/oder aufgrund einer Zeitkon
stante erfolgt.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE1996132930 DE19632930C2 (de) | 1996-08-16 | 1996-08-16 | Antriebsschlupfregelverfahren für ein Kraftfahrzeug |
Applications Claiming Priority (1)
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Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19632930A1 true DE19632930A1 (de) | 1998-02-19 |
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ID=7802723
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1996132930 Expired - Fee Related DE19632930C2 (de) | 1996-08-16 | 1996-08-16 | Antriebsschlupfregelverfahren für ein Kraftfahrzeug |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19632930C2 (de) |
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Also Published As
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DE19632930C2 (de) | 1999-10-28 |
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