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Die
Erfindung betrifft Mischungen aus ABS-Pfropfpolymerisaten, sterisch
gehinderten Phenolen und Dithiodipropionsäure.
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Die
Stabilisierung von ABS-Pfropfpolymerisaten mit synergistischen Mischungen
aus sterisch gehinderten Phenolen und Diestern der Dithiodipropionsäure [Bis(2-carboxyethyl)disulfid]
gegen Oxidation ist bekannt (US-A 4 028 332, R. Gächter, H.
Müller
(Ed.): Taschenbuch der Kunststoff-Additive, 3. Ausgabe, Hanser Verlag,
München
1989, S. 31; 42–49;
77–85).
Carboxyfunktionelle Stabilisatoren sind für diese Anwendung nicht beschrieben.
Carbonsäuregruppen
liegen nur in Form ihrer Derivate, als Ester, Amid oder Hydrazid
vor, da man bisher davon ausgegangen war, daß durch die Derivatisierung
die Verträglichkeit
mit der zu schützenden
Polymermatrix besser sei.
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Es
ist bekannt, Salze der Dithiodipropionsäure als Additiv für bei hohen
Drücken
eingesetzte Schmiermittel zu verwenden (EP-A 400 945, EP-A 288 375).
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Ferner
ist die stabilisierende Wirkung von Bariumsalzen der Dithiodipropionsäure in Halogenverbindungen
enthaltenden Styrolharzen bekannt (JP-A 53 134 049).
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Ebenfalls
beschrieben ist die Verwendung von Dithiodipropionsäure zur
Verbesserung der Ankopplung von SiO2 an
Kautschuke (US-A 5 328 949).
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Es
wurde nun gefunden, daß ABS-Compounds,
die eine Kombination von Dithiodipropionsäure und üblichen sterisch gehinderten
Phenolen als Stabilisator enthalten, eine gegenüber dem Stand der Technik deutlich
verbesserte UV-Beständigkeit
aufweisen, insbesondere auch im Vergleich zu mit Diestern der Dithiodipropionsäure stabilisierten
Polymerisaten.
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Gegenstand
der Erfindung sind daher Mischungen aus
- A)
98 bis 99,8 Gew.-Teilen ABS-Pfropfpolymerisat,
- B) 0,1 bis 1 Gew.-Teilen sterisch gehinderten Phenolen,
- C) 0,1 bis 1 Gew.-Teilen Dithiodipropionsäure [Bis(2-carboxyethyl)disulfid]
und
- D) gegebenenfalls bezogen auf 100 Gew.-Teile der Mischung A)
+ B) + C) 10 bis 1.000 Gew.-Teile, vorzugsweise 50 bis 500 Gew.-Teile
Polycarbonat.
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ABS-Pfropfpolymerisate
A) im Sinne der Erfindung bestehen aus
- A1)
0 bis 90 Gew.-Teilen, bevorzugt 10 bis 80 Gew.-Teilen, und besonders
bevorzugt 20 bis 75 Gew.-Teilen eines oder mehrerer thermoplastischer
Homo-, Co- oder Terpolymerisate aus polymerisierten Vinylmonomeren,
ausgewählt
aus Styrol, α-Methylstyrol,
kernsubstituiertem Styrol, Methylmethacrylat, Acrylnitril, Methacrylnitril,
Maleinsäureanhydrid,
N-substituiertem Maleinimid, Vinylacetat und Mischungen hieraus
und
- A2) 10 bis 100 Gew.-Teilen, bevorzugt 90 bis 20 Gew.-Teilen,
und besonders bevorzugt 25 bis 80 Gew.-Teilen eines oder mehrerer
Pfropfprodukte aus
A2.1 5 bis 90 Gew.-Teilen, vorzugsweise
30 bis 80 Gew.-Teilen Styrol, α-Methylstyrol,
kernsubstituiertem Styrol, Methylmethacrylat, Acrylnitril, Methacrylnitril,
Maleinsäureanhydrid,
N-substituiertem Maleinimid, Vinylacetat oder Mischungen daraus
auf
A2.2 95 bis 10 Gew.-Teile, vorzugsweise 70 bis 20 Gew.-Teile
eines Kautschuks mit einer Glastemperatur ≤ 10°C.
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Die
Produkte A1) und A2) sind bekannt und z.B. in DE-OS 38 08 844 näher beschrieben.
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Bevorzugte
Pfropfprodukte im Sinne der Erfindung sind Pfropfprodukte von Styrol
und Acrylnitril auf Polybutadien, wobei im allgemeinen 50 bis 90
Gew.-% Styrol und 10 bis 50 Gew.-% Acrylnitril in der Mischung der
Pfropfmonomeren vorhanden sind. Die Pfropfprodukte enthalten im
allgemeinen 10 bis 30 Gew.-% Polybutadien in Form kleiner Teilchen.
Im allgemeinen ist das Polybutadien vernetzt. Man kann diese Pfropfprodukte
durch Polymerisation von Styrol und Acrylnitril in Gegenwart eines
Polybutadienlatex erhalten. Im allgemeinen ist das Pfropfprodukt
bereits ein Gemisch aus freiem Styrol-Acrylnitril-Copolymerisat
und Kautschuk teilchen, auf die Styrol und Acrylnitril pfropfpolymerisiert
ist. Den Kautschukgehalt dieses Produktes kann man durch Zugabe
von separat hergestelltem Styrol-Acrylnitril-Copolymerisat
auf den gewünschten
Wert einstellen.
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ABS-Pfropfpolymerisate
sind bekannt, ebenfalls Verfahren zu ihrer Herstellung (z.B. Emulsions-,
Masse-, Suspensions-, Fällungspolymerisation
oder Kombinationen dieser Methoden). Eine zusammenfassende Darstellung
findet sich in Ullmann's
Encyclopedia of Industrial Chemistry, 5th Ed., Vol. A21, S. 633ff.
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Das
ABS-Pfropfpolymerisat kann bis zu 15 Gew.-% weitere organische Bestandteile
enthalten, z.B. Nitrilkautschuke, säurefunktionelle Nitrilkautschuke,
Silikone, Polyethersilikone, Polyethylenwachs, Ester oder Amide
von C12-C22-Carbonsäuren, Phosphite
oder Phosphate von Phenolen oder Alkoholen, oder Polytetrafluoroethylen.
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Sterisch
gehinderte Phenole B) sind im Prinzip bekannt. Beispiele finden
sich in R. Gächter,
H. Müller (Ed.):
Taschenbuch der Kunststoff-Additive, 3. Ausgabe, Hanser Verlag,
München
1989, S. 42–49,
eine zusammenfassende Darstellung in T.J. Henman: World Index of
Polyolefin Stabilizers, Kogan Page, London 1982. Exemplarisch seien
genannt BHT (3,5-di-tert.-butyl-4-hydroxytoluol), Octadecyl-3-(3,5-di-tert.-butyl-4-hydroxyphenyl)-propionat,
Pentaerythrityl-tetrakis-3-(3,5-di-tert.-butyl-4-hydroxyphenyl)-propionat,
Triethylenglykol-bis-3-(3-tert.-butyl-4-hydroxy-5-methyl-phenyl)-propionat,
1,6-Hexamethylen-bis-3-(3,5-di-tert.-butyl-4-hydroxyphenyl)-propionat und 2,2'-Methylenbis-(4-methyl-6-cyclohexylphenol).
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Thermoplastische
Polycarbonate D) können
sowohl Homo- als auch Copolycarbonate aus den Diphenolen der Formel
(I) sein,
worin
p 1 oder Null
ist und
A eine Einfachbindung, C
1-C
5-Alkylen, C
2-C
5-Alkyliden, gegebenenfalls durch Methylgruppen
substituiertes C
5-C
6-Cycloalkyliden,
-O-, -S- und -SO
2- sein können.
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Die
Polycarbonate der Komponente D) können sowohl linear als auch
verzweigt sein, sie können
aromatisch gebundene Methylgruppen enthalten und sind halogenfrei.
Die Polycarbonate der Komponente A) können sowohl einzeln als auch
im Gemisch eingesetzt werden.
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Die
Diphenole der Formel (I) sind entweder literaturbekannt oder nach
literaturbekannten Verfahren herstellbar. Die Herstellung der erfindungsgemäß geeigneten
Polycarbonate der Komponente D) ist ebenfalls literaturbekannt und
kann z.B. mit Phosgen nach dem Phasengrenzflächenverfahren oder mit Phosgen
nach dem Verfahren in homogener Phase (dem sogenannten Pyridinverfahren)
erfolgen, wobei das jeweils einzustellende Molekulargewicht in bekannter
Weise durch eine entsprechende Menge an bekannten Kettenabbrechern
erzielt wird.
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Geeignete
Diphenole der Formel (I) sind z.B. Hydrochinon, Resorcin, 4,4'-Diphydroxydiphenyl, 2,2-Bis(4-hydroxyphenyl)-propan
(Bisphenol A) 2,4-Bis-(4-hydroxyphenyl)-2-methylbutan,
2,2-Bis-(4-hydroxy-3,5-dimethylphenyl)-propan, 1,1-Bis-(4-hydroxyphenyl)-cyclohexan
oder 1,1-Bis-(4-hydroxyphenyl-)-3,3,5-trimethylcyclohexan. Bevorzugte Diphenole
der Formel (I) sind 2,2-Bis-(4-hydroxyphenyl)-propan und
1,1-Bis-(4-hydroxyphenyl)3,3,5-trimethylcyclohexan. Es können auch
Mischungen von Diphenolen eingesetzt werden, z.B. aus Bisphenol
A und bis zu 60 Mol-% 1,1-Bis-(4-hydroxyphenyl)-3,3,5-trimethylcyclohexan.
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Geeignete
Kettenabbrecher sind z.B. Phenol oder p-tert.-Butylphenol, aber
auch langkettige Alkylphenole wie 4-(1,3-Tetramethyl-butyl)-phenol
gemäß DE-OS 2 842 005 oder
Monoalkylphenole oder Dialkylphenole mit insgesamt 8 bis 20 C-Atomen
in den Alkylsubstituenten gemäß deutscher
Patantanmeldung 3 506 472, wie z.B. p-Nonylphenol, 2,5-di-tert.-Butylphenol,
p-tert.-Octylphenol, p-Dodecylphenol, 2-(3,5-Dimethylheptyl)-phenol
und 4-(2,5-Dimethylheptyl)-phenol. Die Menge an einzusetzenden Kettenabbrechern
beträgt
im allgemeinen zwischen 0,5 und 10 Mol-%, bezogen auf die Summe
der jeweils eingesetzten Diphenole (I.).
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Die
erfindungsgemäß geeigneten
Polycarbonate der Komponente D) können in bekannter Weise verzweigt
sein, und zwar vorzugsweise durch den Einbau von 0,05 bis 2,0 Mol-%,
bezogen auf die Summe der eingesetzten Diphenole, an drei- oder mehr als dreifunktionellen
Verbindungen, z.B. solchen mit drei oder mehr als drei phenolischen
OH-Gruppen.
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Die
erfindungsgemäß geeigneten
Polycarbonate haben mittlere Gewichtsmittelmolekulargewichte M w, gemessen
z.B. durch Ultrazentrifugation oder Streulichtmessung) von 10 000
bis 200 000, vorzugsweise von 20 000 bis 80 000.
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Die
Mischung der Komponenten A), B), C) und gegebenenfalls D) kann in
der Schmelze in Knetern oder Extrudern bei Temperaturen von 180
bis 280°C
erfolgen.
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Wird
das ABS-Pfropfpolymerisat durch Emulsionspolymerisation hergestellt,
so können
Dithiodipropionsäure
C) oder Alkali-, Erdalkali- oder Ammonium- bzw. Alkylammoniumsalze
der Dithiodipropionsäure
dem Latex des Pfropfcopolymeren zugesetzt werden und dieser wird
anschließend
koaguliert. Bei der dabei erfolgenden Neutralisation bzw. Ansäuerung fallt
dann die Dithiodipropionsäure
fein verteilt im Pulver des Pfropfcopolymeren an. Auch die sterisch
gehinderten Phenole B) können
dem Latex des Pfropfcopolymeren zugesetzt werden. In diesen Fällen erfolgt
eine anschließende
Mischung des Pulvers des Pfropfcopolymers mit anderen gegebenenfalls
vorhandenen Komponenten, z.B. SAN-Polymerisat, in der Schmelze.
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Die
erfindungsgemäßen Mischungen
zeichnen sich durch eine sehr gute Witterungsbeständigkeit,
insbesondere hohe Stabilität
gegenüber
UV-Strahlung, aus. Sie eignen sich zur Herstellung von Formkörpern und Halbzeugen
durch Extrusion oder Spritzguß.
Diese Teile finden Anwendung in Spielzeugen, Haushaltsgeräten, elektrischen
oder elektronischen Geräten
oder im Automobilbereich.
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Beispiele
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Als
ABS-Pfropfpolymerisat A) wurde eine Mischung verwendet aus
70
Gew.-Teilen Styrol-Acrylnitril-Copolymerisat mit 28 Gew.-% Acrylnitrilanteil
und einer Grenzviskosität
von 0,55 dl/g (DMF, 20°C),
30
Gew.-Teilen eines Pfropfpolymerisats von 50 Gew.-% Styrol/Acrylnitril
im Verhältnis
72 : 28 auf 50 Gew.-% eines teilchenförmigen Polybutadienkautschuks
(bimodale Verteilung des Teilchendurchmessers mit Maxima bei 100
nm und 400 nm),
2 Gew.-Teilen eines säurefunktionellen Nitrilkautschuks
(Krynac X7.4, Bayer Corp.) mit einem Acrylnitrilgehalt von 28 Gew.-%
und einem Fumarsäuregehalt
von 7 Gew.-%, und
1 Gew.-Teil eines Blockcopolymerisats aus
Polymethyldisiloxan mit EO/PO-Polyether (VPAI 3468, Bayer AG).
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Als
sterisch gehindertes Phenol B) wurde Pentaerythrityl-tetrakis-3-(3,5-di-tert.-butyl-4-hydroxyphenyl)-propionat
eingesetzt.
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Vergleichsbeispiel 1
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Das
ABS-Pfropfpolymerisat A) wurde bei 200°C 3 Minuten lang geknetet. Anschließend wurden
durch Spritzguß bei
240°C Probenkörper hergestellt.
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Vergleichsbeispiel 2
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100
Gew.-Teile ABS-Pfropfpolymerisat A) wurden mit 0,5 Gew.-Teilen sterisch
gehindertem Phenol B) und 0,5 Gew.-Teilen Dithiodipropionsäuredilaurylsäureester
unter den Bedingungen des Vergleichsbeispiels 1 gemischt.
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Vergleichsbeispiel 3
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Durch
3-minütiges
Kneten bei 220°C
wurde eine Mischung hergestellt aus
9 Gew.-Teilen eines Pfropfpolymerisats
von 45 Gew.-% Styrol/Acrylnitril im Verhältnis 72 : 28 auf 55 Gew.-% eines
teilchenförmigen
Polybutadienkautschuks (Mittlerer Teilchendurchmesser 400 nm),
10
Gew.-Teilen Styrol-Acrylnitril-Copolymerisat mit 28 Gew.-% Acrylnitrilanteil
und einer Grenzviskosität
von 0,55 dl/g (DMF, 20°C),
81
Gew.-Teilen Bisphenol A-Polycarbonat mit einer relativen Lösungsviskosität von 1,26
(0,5 % in Methylenchlorid, 25°C),
4
Gew.-Teilen Tetrafluorethylenpolymerisat-Pfropf-Gemisch als koagulierte
Mischung aus 90 Gew.-% einer SAN-Pfropfpolymerisat-Emulsion, bestehend
aus einem Pfropfpolymerisat von 45 Gew.-% Styrol und Acrylnitril
im Gewichtsverhältnis
72 : 28 auf 55 Gew.-% teilchenförmigem
vernetzten Polybutadienkautschuk (400 nm), und 10 Gew.-% Tetrafluorethylenpolymerisat,
13
Gew.-Teilen Triphenylphosphat und
0,5 Gew.-Teilen Pentaerythrittetrastearat.
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Beispiel 1
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100
Gew.-Teile ABS-Pfropfpolymerisat A) wurden mit 0,5 Gew.-Teilen sterisch
gehindertem Phenol B) und 0,5 Gew.-Teilen Dithiodipropionsäure unter
den Bedingungen des Vergleichsbeispiels 1 gemischt.
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Die
Farbabweichung wurde nach 72stündiger
Belichtung gemäß DIN 5033,
DIN 6174 und DIN 6175 gemessen, der MVI nach ISO 1133.
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Das
nach Beispiel 1 erhaltene Produkt zeigt eine deutliche Verbesserung
der UV-Stabilität und der Fließfähigkeit
gegenüber
den Vergleichsbeispielen.
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Beispiel 2
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Der
in Vergleichsbeispiel 3 beschriebenen Mischung wurden zusätzlich 0,5
Gew.-Teile Dithiodipropionsäure
und 0,1 Gew.-Teil sterisch gehindertes Phenol zugesetzt.
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Die
Granulate aus Vergleichsbeispiel 3 und Beispiel 2 wurden bei verschiedenen
Temperaturen mit einer Zykluszeit von 75 Sekunden verspritzt. Die
Probekörper
wurden wie in Beispiel 1 belichtet.
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Die
erfindungsgemäßen Proben
zeigen in allen Fällen
deutlich bessere Farbstabilität
als die Vergleichsproben.