DE19629456C1 - Werkzeug, insbesondere für die spanende Materialbearbeitung - Google Patents
Werkzeug, insbesondere für die spanende MaterialbearbeitungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Werkzeug, insbesondere für die spanende Material
bearbeitung, mit einer Beschichtung aus einer haftfesten, polykristallinen
Diamantschicht sowie außerdem ein Verfahren zur Herstellung eines solchen
Werkzeugs.
An Werkzeugen, insbesondere für die spanende Materialbearbeitung, besteht
zunehmender Bedarf. Zugleich werden ständig höhere Anforderungen und
Ansprüche an diese Werkzeuge gestellt. Sie sollen möglichst haltbar sein, also
eine erhöhte Standzeit aufweisen, außerdem sollen die Schneidkanten scharf
und wenig verrundet sein.
Derartige Werkzeuge, üblicherweise Hartmetallwerkzeuge, weisen unter
anderem Beschichtungen aus TiN oder Al₂O₃ auf, insbesondere aber auch
Beschichtungen mit einer Diamantschicht. Die Härte und Eignung von Diamant
gerade für spanende Materialbearbeitung ist bekannt und bewährt. Eine
Diamantschicht muß auf dem Werkzeug haften, sie ist üblicherweise
polykristallin. Zur Herstellung sind verschiedene Standardverfahren bekannt,
beispielsweise hot filament chemical vapor deposition (HF-CVD) oder Mikro
wave chemical vapor deposition (MW-CVD) oder Plasma Jet. Alle Verfahren
verwenden eine aktivierte Gasphase. Das Substrat hat während des
Beschichtens in der Regel eine Temperatur von 700°C bis 950°C. Die
verschiedenen Verfahren haben unterschiedliche Nachteile, zusammengestellt
etwa bei Lux, Haubner und Renat, "Diamond for toolings and abrasives", in:
Diamond and Related Materials 1 (1992), S. 1035-1047.
Die Schichtdicke der Diamantschicht ist typischerweise größer als 20 µm, was
im Verhältnis zu anderen Beschichtungsmaterialien eine relativ große
Schichtdicke ist. Nachteilig dabei ist, daß diese große Schichtdicke allein schon
aus geometrischen Gründen zu erheblichen Schneidkantenverrundungen führt,
was wie oben bereits diskutiert an sich unerwünscht ist.
Aus der EP 0 670 192 A1 ist ein Werkzeug bekannt, bei dem ein Basis
werkzeugteil versehen wird mit einer nachträglich angelöteten Schneidspitze
aus einem gesondert hergestellten CVD-Diamantfilm. Dies ist ein mit
zusätzlichen Schritten behaftetes und auch die Eigenschaften des Werkzeugs
begrenzendes Herstellungsverfahren, da nur bestimmte flache eine einseitige
Schneidkante aufweisende Werkzeuge so hergestellt werden können.
Aus der DE-33 90 522 C2 ist ein spanendes Werkzeug bekannt, bei dem eine
Beschichtung mit einer Verbindung eines Metalls mit beispielsweise Kohlenstoff
vorgesehen ist. Die Beschichtung dient dazu, den chemischen Verschleiß der
Werkzeugoberfläche zu reduzieren. Hierzu wird das Werkzeug mit im Vakuum
verdampfendem und ionisiertem Metall beschichtet und eine schwach ausge
prägte Textur der entstehenden Kristalle zur Minimierung der freien Energie auf
gebaut.
Aufgabe der Erfindung ist es, Werkzeuge mit verbesserten Eigenschaften
vorzuschlagen. Außerdem soll ein Verfahren zur Herstellung derartiger Werk
zeuge angegeben werden.
Diese Aufgabe wird durch ein gattungsgemäßes Werkzeug gelöst, bei dem die
Diamantschicht mindestens an den Schneidkanten des Werkzeugs texturiert ist.
Bei einem Verfahren wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß die Beschichtung
des Werkzeuges in einer aktivierten Gasphase vorgenommen wird, wobei die
Diamantschichten unter Zugspannungen abgeschieden werden.
Mit einem derartigem Werkzeug wird a) eine deutliche Erhöhung der Standzeit
erzielt und b) werden Parameterbereiche der Bearbeitung ermöglicht, die
ansonsten nicht zugänglich sind. Der verringerte Verschleiß ermöglicht den
Einsatz geringerer Schichtdicken, dadurch erfolgt schon rein geometrisch
zugleich eine Verringerung der Schneidkantenverrundung.
Der physikalische Grund hierfür liegt darin, daß es bei dem texturierten
Wachstum während des Beschichtungsvorganges zu einer Ausrichtung der
Diamantkristallite kommt. Diese Ausrichtung führt dazu, daß die Kristallflächen
insbesondere bei einer (100)-Textur überall parallel zur Substratoberfläche
ausgerichtet sind.
Natürlich ist es bevorzugt, wenn diese Ausrichtung nicht nur an den
Schneidkanten, sondern generell auf der gesamten Substratoberfläche so
erfolgt. Dies gilt insbesondere für andere beanspruchte Bereiche, etwa dort, wo
die Spanableitung erfolgt.
Die Textur der Diamantschicht führt zu einer "Panzerung" der Schneidkante.
Zum einen verringert dies diejenigen Kräfte, die auf das "Interface" wirken, also
auf die Verbindungsfläche von Diamant zu Grundkörper (Substrat) oder auch
zwischen Diamant-Zwischenschicht und Grundkörper. Durch die Textur tritt
hauptsächlich Druckbelastung ein und es gibt kaum Angriffspunkte für
Scherungen. Die Belastung erfolgt in erster Linie nur noch in der Normalen.
Andererseits wird der Verschleiß oder Abtrag der Diamantschicht als Folge einer
Bearbeitung, also Benutzung des Werkzeuges, deutlich herabgesetzt, da auch
hierfür kaum noch exponierte Angriffspunkte vorhanden sind.
Bevorzugt ist es konsequent auch insbesondere, wenn die Diamantschicht auch
über die Schneidkanten glatt ist.
Mit dem erfindungsgemäßen Werkzeug ist auch eine sogenannte trockene
Zerspanung möglich, also eine Mindermengen- bzw. Minimalmengenschmierung
bzw. kühlmittelfreie Zerspanung. Diese "trockene" Zerspanung ist auf Grund
ihrer größeren Umweltverträglichkeit durch weniger Abwässer zukunftsträchtig,
stellt aber hohe Anforderungen an die eingesetzten Werkzeuge. Die
erfindungsgemäßen Werkzeuge können diesen Anforderungen genügen.
Möglich ist auch eine Bearbeitung von abrasiven Legierungen und faser- bzw.
partikelverstärkten Materialien.
Texturierte Diamantschichten wurden bisher nicht in Betracht gezogen, da
Schutzschichten nach allgemeiner Auffassung stets unter Druckspannungen
aufwachsen sollten, um tragende Effekte zu erzielen. Mit insbesondere (100)
texturierten Diamantschichten lassen sich jedoch nur äußerst schwer
Druckspannungen realisieren, so daß diese für Fachleute nicht bis in den
Bereich der Überlegungen gedrungen sind.
Überraschenderweise zeigte sich jedoch, daß bei der erfindungsgemäß
bevorzugten Verfahrensweise, nämlich die polykristalline Diamantschicht unter
Zugspannungen aufwachsen zu lassen, es durchaus zu stabilen, tragfähigen
und eben besonders standfesten und wenig Schneidkantenverrundungen
hervorrufenden Diamantschichten kommen kann.
Besonders bevorzugt ist die Verwendung des hot filament chemical vapor
deposition (HF-CVD)-Verfahrens, wie es beispielsweise von Bachmann und van
Enckevort, "Diamond deposition technologies", in: Diamond and Related
Materials 1 (1992) S. 1021-1034 diskutiert und beschrieben wird.
Bei dem Verfahren ist es besonders bevorzugt, wenn die Aktivierung der
Gasphase möglichst intensiv ist, was durch eine verhältnismäßig hohe
Filamenttemperatur von mehr als 2400°C, insbesondere vorzugsweise sogar
von 2450°C bis 2550°C erzielbar ist, also durch Temperaturen, die um gut
500°C über den herkömmlichen der Gasphase bei solchen Beschichtungen
liegen und auch die Obergrenze der bisher beim HF-CVD eingesetzten
übersteigen.
Gleichwohl ist es besonders bevorzugt, wenn trotz dieser sehr hohen
Temperaturen der Gasphase die Substrattemperatur in einem für HF-CVD
ungewöhnlich niedrigen Bereich zwischen 700°C und 900°C liegt. Es entsteht
also eine sehr große und für diese Verfahren an sich untypisch hohe Differenz
zwischen Filamenttemperatur und Substrattemperatur.
Diese niedrige Substrattemperatur kann beispielsweise durch aktive Kühlung,
die Anpassung des Filament-Substrat-Abstandes und die Reduzierung der
Strahlungswärme durch Anpassung der Filamentdurchmesser im richtigen
Temperaturintervall gehalten werden.
Im folgenden wird anhand der Zeichnung ein erfindungsgemäßes Werkzeug im
Vergleich zum Stand der Technik schematisch erörtert. Es zeigen:
Fig. 1 ein Werkzeug mit einer Beschichtung nach dem Stand
der Technik;
Fig. 2 eine ähnliche Darstellung eines erfindungsgemäßen
Werkzeuges.
Sowohl Fig. 1 als auch Fig. 2 zeigen einen Abschnitt aus einem Werkzeug im
Bereich einer Schneidkante. Zu erkennen ist dabei das Substrat 10 des
eigentlichen Werkzeuges, dessen Hauptmasse sich jeweils links im Bild
befindet.
Dieses Substrat 10 wird nun mit einer Diamantschicht 12 versehen. Im Stand
der Technik in der Fig. 1 ist diese Diamantschicht statistisch orientiert, so daß
sich die einzelnen Diamantkristalle jeweils zufällig anordnen. Diese
Diamantschicht 12 ist relativ dick, die Schichtdicke beträgt über 20 µm. Durch
die statistische Anordnung stehen relativ viele Zacken und Angriffspunkte nach
außen vor, die zu Verschleiß führen und bei Kräfteeinwirkung von außen leicht
zu Scherkräften im Interface zwischen der Diamantschicht 12 und dem Substrat
10 führen können. Im Stand der Technik ist ein Hauptaspekt vorzeitigen
Verschleißens nicht nur die abrasive Abnutzung der Diamantschicht von außen,
sondern ein Abplatzen der Diamantschicht oder von Teilen davon. Dies dürfte
an solchen Scherkräften im Interface liegen.
Fig. 2 zeigt über einem praktisch identischen Substrat 10 dagegen eine
texturiert aufgewachsene Diamantschicht 12. Zu erkennen ist, daß sich
sämtliche einzelnen Diamantkristallite 14 mit ihren Kristallflächen parallel zur
Substratoberfläche ausgerichtet haben und zwar auch im Bereich der hier
natürlich vergrößert dargestellten Schneidkante 11. Das Werkzeug ist also
gleichmäßig mit flachen, oberflächenparallelen Diamantkristalliten 14 bedeckt,
was zu einer Art Panzerung führt.
Es stehen praktisch keine Spitzen nach außen vor, die Angriffspunkte bilden
könnten. Dies führt - wie bereits Versuche zeigten - zu einer verlängerten
Standzeit des gesamten Werkzeugs.
Claims (8)
1. Werkzeug, insbesondere für die spanende Materialbearbeitung, mit einer
Beschichtung aus einer haftfesten, polykristallinen Diamantschicht,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Diamantschicht (12) mindestens an den Schneidkanten (11) des
Werkzeugs texturiert ist.
2. Werkzeug nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Diamantschicht (12) auf dem Werkzeug vollständig texturiert ist.
3. Werkzeug nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Textur der Diamantschicht (12) eine (100)-Textur ist.
4. Werkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberfläche der Diamantschicht (12) auch über die Schneidkanten
(11) glatt ist.
5. Verfahren zur Herstellung eines Werkzeugs nach einem der vorstehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Beschichtung des Werkzeuges in einer aktivierten Gasphase
vorgenommen wird, wobei die Diamantschichten (12) unter Zugspannungen
abgeschieden werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die aktivierte Gasphase bei einer Filamenttemperatur von mehr als
2400°C, vorzugsweise zwischen 2450°C und 2550°C stattfindet.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Substrattemperatur bei der Beschichtung zwischen 700°C und 900°
C liegt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7
dadurch gekennzeichnet,
daß die Beschichtung mittels hot filament chemical vapor deposition (HF-
CVD) vorgenommen wird.
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