DE19619327A1 - Oberflächenbeschichteter Katheter - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft einen Katheter aus Polyurethan oder Silikon, wobei der Katheter mit einer infektionshemmenden und keimabweisenden Oberflächenbeschichtung von Desinfizienzien, wahlweise oder in Kombination, aus den Gruppen der anorganischen z. B. der halogenhaltigen Desinfektionsmittel, der N-haltigen Heterocyclen und/oder aus der Gruppe der Bis-guanidin-Derivate in kovalente Bindung gebracht wird.

Der Katheterismus, insbesondere Blasenkatheter, Harnleiterkatheter, sowie Herz- und Gefäßkatheder, ist fester Bestandteil der medizinischen Diagnostik und Therapie. Beispielsweise stellt die Katheterisierung der Harnblase einen medizinisch notwendigen Eingriff dar, der nach den entsprechenden Regeln durchgeführt wird.

Trotz aller Vorsichtsmaßnahme kann jeder Blasenkatheter eine Keimverschleppung bewirken und eine Bakteriämie als Krankheit auslösen. Bekannt ist, daß einmal in den Katheter eingedrungene pathogene Keime im Körper des Patienten sehr gute Wachstumsbedingungen vorfinden, insbesondere beim Fehlen von ansonst im Körper vorhandener Abwehrstoffe oder Abwehrmechanismen.

Schon die Harnröhreninstillation kann direkt, z. B. durch zu hohen Druck, oder indirekt, durch eine krankhafte Reaktion der Harnschleimhaut auf die verwandten chemischen Verbindungen, zu Schädigungen führen, die anschließend durch das Einlegen des Blasenkatheders noch verstärkt werden können.

Zu den Vorsichtsmaßnahmen gehören steriles Arbeiten, Harnröhren­ instillation mit Gelen, die ein Oberflächenanästheticum und ein Desinfizienz enthalten und ein steriler Blasenkatheter aus Polyurethan oder Silikon.

Es sind verschiedene Lösungen zur Minderung des Infektionsrisikos für Verweilkanülen oder Katheter bekannt, bei denen entweder der Katheter mit einem Metallüberzug vorzugsweise aus Gold, Silber oder einer Metallegierung versehen ist (DE-PS 32 28 849, DE-OS 33 02 567, DE- OS 41 15 390) wobei zusätzlich ein niederfrequentes Potential angelegt werden kann. Andererseits sind Katheter mit Hilfsmitteln an der Mantelfläche zwecks Zuführung von antiseptischen oder antibiotischen Lösungen oder Gelen bekannt.

Vorgenannte Katheter sind in der Herstellung aufwendig, damit teuer und teilweise auch recht umständlich zu handhaben, bzw. bedarf es Hilfsein­ richtungen zur Einbringung der entsprechenden Lösungen.

Weiterhin ist aus der DE-OS 39 30 523 ein für medizinische Einrichtungen, wie Blutbeutel, Schrittmacherzuleitungen, usw. nutzbares Polyurethanelastomere mit Einbindung von verschiedenen Substanzen in das Material bekannt, wobei auch Antibiotika verwendbar sein soll. Hierbei sind aber die Dosierungen dieser Substanzen zu den mechanischen Eigenschaften problematisch.

Die Betreuung von inkontinenten Patienten in Pflegeheimen mit den vorgenannten Hilfsmitteln einschließlich der Blasenkatheter ist sehr pflegeintensiv und mit hohen Kosten verbunden. Man rechnet mit durchschnittlichen Gesamtkosten von ca. DM 6000,- im Jahr für einen Patienten. Vereinfachungen z. B. durch längere Verweildauer von Blasenkathedern und der Minderung von Komplikationen wurden die Gesamtkosten bei längerer Behandlung und bei der Pflege reduzieren.

Dementsprechend ist es daher Aufgabe der Erfindung, die Infektionsrate bei der Katherisierung zu senken und dafür die entsprechenden Hilfsmittel in Form von einfachen und preiswerten Kathedern bereitzustellen.

Für die Lösung wird vorgeschlagen, daß Katheter z. B. Blasenkatheter aus Polyurethan oder Silikon an den Oberflächen mit Desinfizienzien aus den Gruppen der anorganischen Desinfektionsmittel z. B. Chloramin, der N-haltigen Heterocyclen z. B. Ethacridin und/oder aus der Gruppe der Bis­ guaniden-Derivate, z. B. Chlorhexidin, in konvalente Bindung gebracht wird.

Der Vorteil dieser Maßnahme ist, daß die wirksamen Substanzen auf der Kathederoberfläche liegen bleiben und später in der unmittelbaren Umgebung wirken und dabei Keimverschleppungen vermeiden. Bei Schleimhautschädigungen kann die Beschichtungssubstanz nicht in die Tiefe eindringen, was für das mutagene Chlorhexidin in den zur Zeit verwendeten Instillationsgelen nicht ausgeschlossen werden kann.

Die Vorteile in der täglichen Routine mit Kathetern nach der Erfindung, sind die Reduktion der Arbeitsgänge beim Katheterismus, die verringerte Gefahr der Keimverschleppung, weniger Harnröhrenschmerzen durch kovalent gebundene nicht resorbierbare chemische Substanzen und ein reduzierter Antibiotikaverbrauch während der Kathederliegezeit. Es entsteht daher ein volkswirtschaflicher Nutzen, bei der gesamten Katheterisierung, insbesondere durch die Vereinfachung der Pflege von inkontinenten Patienten in Pflegeheimen und in Krankenhäusern.

Zur Herstellung der entsprechender Katheter aus Polyurethan oder Silikon werden unter Anwendung geläufiger Verfahren, Kathetermaterialien endlicher Abmessung mit Tosylchloramid am CH3-Arm, mit Ethacrin am H2N-Arm, mit Chlorhexidin am Amin-Arm und/oder mit Neomycin am NH2-Arm kovalent gebunden. Nach dieser Behandlung erfolgt die entsprechende Konfektionierung und sterile Verpackung.

Claims (5)

1. Katheter aus Polyurethan oder Silikon mit einer antiseptischen oder antibiotischen Beschichtung, dadurch gekennzeichnet, daß die Katheter­ oberflächen mit anorganischen halogenhaltigen, mit N-haltigen heterocyclischen Desinfektionsmitteln, oder mit quartären Ammoniumverbindungen eine kovalente Bindung eingehen.

2. Katheter aus Polyurethan oder Silikon, nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das anorganischen halogenhaltige Desinfek­ tionsmittel ein Tosylchloramid am CH3-Arm ist.

3. Katheter aus Polyurethan oder Silikon, nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das N-haltige heterocyclischen Desinfektionsmittel ein Ethacrin am H2N-Arm ist.

4. Katheter aus Polyurethan oder Silikon, nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die quartäre Ammoniumverbindung ein Chlorhexidin am Amin-Arm ist.

5. Katheter aus Polyurethan oder Silikon, nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Katheter mit Antibiotika, insbesondere mit Neomycin am NH2-Arm eine kovalente Bindung eingeht.