DE19613691A1 - Arzneimittel für die Behandlung von Tumorerkrankungen - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der
Tumortherapie.
Mehr als 80% der im Menschen vorkommenden Tumoren sind
epithelialen Ursprungs. Die Bildung epithelialer
Tumoren (Karzinome) ist ein vielstufiger Prozeß, was am
deutlichsten in der Progression des menschlichen
Colonkarzinoms (Powell, et al., 1993) und des
Hauttumors der Maus (Wright, et al., 1994)
veranschaulicht wird. Von Karzinomen wird angenommen,
daß sie von einzelnen oder kleinen Gruppen von Zellen
ausgehen, in denen Mutationen stattgefunden haben.
Diese Zellen entwickeln sich zu benignen, epithelialen
hyper- oder dysplastische Bereichen. Die Progression
dieser hyperplastischen Bereiche zu einem Karzinom in
situ, die dann invasive und metastatische Eigenschaften
erwerben kann, erfordert eine Anzahl weiterer
Mutationen in der Tumorzelle. Charakteristischerweise
erwerben diese Zellen die Fähigkeit, ihre Basalmembran
proteolytisch abzubauen, sich von einer seßhaften,
polarisierten Zelle zu einer nicht polarisierten, zur
Fortbewegung im Gewebe befähigten Zelle zu entwickeln, im Blutstrom zu überleben und an entfernten Stellen Metastasen zu bilden (Liotta, et al., 1991; Liotta und Stetler-Stevenson, 1991).
Fortbewegung im Gewebe befähigten Zelle zu entwickeln, im Blutstrom zu überleben und an entfernten Stellen Metastasen zu bilden (Liotta, et al., 1991; Liotta und Stetler-Stevenson, 1991).
Obwohl an den vielfachen Veränderungen in Architektur
und Verhalten von bösartig transformierten Zellen
tiefgreifende Veränderungen der Genexpression beteiligt
sind, kommt keine dieser neu erworbenen Eigenschaften
nur bei invasiven Tumorzellen vor. Das Anheften an die
Basalmembran, deren Proteolyse sowie die Migration
durch die Basalmembran und das darunterliegende
Mesenchym stellen wichtige Schritte bei normalen
Vorgängen dar, wie z. B. bei der Implantation des
Trophoblasten, bei Gestaltungsbewegungen während der
Embryonalentwicklung, bei der Entwicklung der
Brustdrüse und der Reorganisation von Epithelien
während der Wundheilung (Aznavoorian, et al., 1993).
Für ein besseres Verständnis der Entwicklung und
Progression von Karzinomen ist es entscheidend zu
verstehen, wie die Deregulierung dieser normalen
Vorgänge bei der Zellinvasion und Metastasierung
erfolgt.
Arbeiten der letzten Jahre haben zur Aufklärung von
molekularen Mechanismen beigetragen, die an der
Modulation des epithelialen Phänotyps unter normalen
und pathologischen Situationen beteiligt sind
(Reichmann, et al., 1992; Frisch, 1994). Außerdem
spielen exogene Polypeptidfaktoren wie Scatter Factor
(SF)/Hepatozytenwachtstumsfaktor (HGF) und
Neu-Regulin/HER-Regulin wichtige Rollen bei der
Veränderung der Migrations- und
Differenzierungseigenschaften von epithelialen Zellen
(Birchmeier, et al., 1993; Hartmann, et al., 1994;
Soriano, et al., 1995). Erst kürzlich wurde der
Transformierende Wachstumsfaktor 1 ("Transforming
Growth Factorβ 1", TGFβ1) als ein weiterer potenter
Modulator des Phänotyps von Brustepithelzellen
identifiziert (Miettinen, et al., 1994; Zambruno, et
al., 1995).
TGFβ1 gehört zu einer großen Superfamilie von
multifunktionellen Polypeptidfaktoren. Die TGFβ-Familie
selbst besteht aus drei Genen, TGFβ1, TGFβ2 und TGFβ3,
die extrem hohe Homologie zueinander aufweisen. In
Säugetieren gehören zur TGFβ-Superfamilie die
verschiedenen TGFβ-Gene ebenso wie die embryonalen
Morphogene, wie z. B. die Familie der Aktivine,
"Müllerian Inhibitory Substance", und die bmp-Familie
("Bone Morphogenetic Protein"), die wichtige Rollen
sowohl bei der Regulierung der Embryonalentwicklung wie
bei der Re- oder Umorganisation von Epithelien spielen
(Roberts und Sporn, 1992). TGFβ1 inhibiert das Wachstum
vieler Zelltypen, einschließlich epithelialer Zellen,
stimuliert jedoch die Proliferation verschiedener Arten
von mesenchymalen Zellen. Darüberhinaus induzieren TGFβs
die Synthese extrazellulärer Matrixproteine, modulieren
die Expression von Matrixproteinasen und
-proteninaseinhibitoren und verändern die Expression
von Integrinen. Außerdem werden TGFβs in großer Menge in
vielen Tumoren exprimiert (Derynck, et al., 1985;
Keski-Oja, et al., 1987). Dieses starke Vorkommen in
neoplastischen Geweben könnte darauf hinweisen, daß
TGFβs strategische Wachstums-/Morphogenesefaktoren sind,
die die malignen Eigenschaften beeinflussen, welche mit
den verschiedenen Stufen der metastatischen Kaskade
assoziiert sind. TGFβs inhibieren das Wachstum normaler
epithelialer und relativ differenzierter
Karzinomzellen, während dedifferenzierte Tumorzellen,
denen viele epitheliale Eigenschaften fehlen, im
allgemeinen gegen die Wachstumshemmung durch TGFβs
resistent sind (Hoosein, et al., 1989; Murthy, et al.,
1989). Darüberhinaus kann TGFβ1 das invasive und
metastatische Potential einer Brustadenomzellinie
verstärken (Welch, et al., 1990), was für die Rolle von
TGFβ1 in der Tumorprogression spricht. Die molekularen
Mechanismen, welche der Wirkung von TGFβs während der
Tumorzellinvasion und der Metastasierung zugrunde
liegen, bedürfen jedoch weiterhin der Aufklärung.
An der Entstehung von Brustkrebs (Mammakarzinom) des
Menschen sind die Überexpression von (mutierten, oder
häufiger, nicht-mutierten) ras-Genen und die
Überexpression von Rezeptor-Tyrosinkinasen, die den
Ras-Signalübertragungsweg aktivieren, beteiligt
(De Bortoli, et al., 1985; Kern, et al., 1990; LeJeune,
et al., 1993).
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wurde gezeigt, daß
Ha-Ras-transformierte Brustepithelzellen (EpRas-Zellen)
bei der Entstehung von Tumoren in Mäusen einen Übergang
(Konversion) vom epithelialen zum fibroblastoiden (bzw.
mesenchymalen) Zustand durchmachen. Dieser Übergang
wird im folgenden als EF-Übergang oder EF-Konversion
("Epithelial-Fibroblastoid Cell Conversion", EFC)
bezeichnet. Solch eine EF-Konversion wurde auch in
vitro nachgewiesen. Hierzu wurden EpRas-Zellen in
Typ I-Kollagen-Gelen kultiviert. In Abwesenheit von
Serum entwickelten sich diese Zellen zu
dreidimensionalen, zystischen Hohlstrukturen, deren
Wände aus einer einlagigen Schicht (Monolayers)
polarisierter epithelialer Zellen bestanden. TGFβ1
führte dazu, daß dieselben Ras-transformierten Zellen
sich zu ungeordneten Strängen entwickelten, die aus
spindelförmigen Zellen mit fibroblastoiden
Eigenschaften bestanden. In nicht-transformierten
Epithelzellen war TGFβ1 nicht in der Lage, solche
Änderungen herbeizuführen. Die konvertierten Zellen
waren sowohl in Kollagengelen als auch im Hühnerherz-
Invasionsassay stark invasiv. Überraschenderweise wurde
festgestellt, daß die fibroblastoiden Zellen, wenn sie
einmal die Konversion durchgemacht hatten, selbst große
Mengen TGFβ1 produzierten. Wurde dieses selbst
produzierte TGFβ1 durch einen TGFβ1 neutralisierenden
Antikörper inaktiviert, entwickelten sich die Zellen zu
einem polarisierten, epithelialen Phänotyp zurück.
Dieses Zellverhalten deutet daraufhin, daß der
konvertierte fibroblastoide Phänotyp durch TGFβ1
aufrechterhalten wird, wobei TGFβ1 über eine autokrine
Schleife ("autocrine loop") wirkt.
Schließlich wurde im Rahmen der vorliegenden Erfindung
gezeigt, daß der in vitro beobachtete Mechanismus auch
in vivo gilt: Tumorzellen, die eine EF-Konversion
durchgemacht hatten, produzierten selbst TGFβ1. Außerdem
ist TGFβ1 in der Lage, den invasiven Phänotyp von Ha-
Ras-transformierten Brustepithelzellen in experimentell
induzierten Tumoren auszulösen und aufrechtzuerhalten.
Die vorliegenden Erfindung beruht somit auf folgenden
Erkenntnissen:
An der Karzinogenese sind zahlreiche Mutationen in
Protoonkogenen und Tumorsuppressorgenen beteiligt
(Vogelstein und Kinzler, 1993). Es ist jedoch wenig
darüber bekannt, wie bestimmte onkogene Mutationen mit
definierten Veränderungen im Phänotyp der Zelle und in
der Art, in der diese Veränderungen dann zur
Tumorzellinvasion und Metastasierung beitragen, in
Zusammenhang stehen. Im Rahmen der vorliegenden
Erfindung wurde gezeigt, daß das Ras-Onkoprotein sowohl
in Kollagengelen als auch in sich entwickelnden Tumoren
die zelluläre Reaktion von Brustepithelzellen auf TGFβ1
dramatisch verändert. Dieses modifizierte
Reaktionsvermögen der Zellen führt dazu, daß TGFβ1 eine
EFC induziert. Wenn sie einmal konvertiert sind,
produzierten diese fibroblastoiden Zellen selbst hohe
Konzentrationen an TGFβ1 und behalten auf diese Weise
ihre eigenen mesenchymalen und invasiven Eigenschaften
bei.
Bei den im Rahmen der vorliegenden Erfindung
durchgeführten Versuchen wurde von der Beobachtung
ausgegangen, daß Ras-transformierte
Mausbrustepithelzellen während der Tumorbildung zu
invasiven Spindelzellen konvertieren. Ähnliche
Spindelzelltumoren wurden im Gehirn, in der Haut, im
Kolon und in der Brust beschrieben, sowohl beim
Menschen als auch in Tiermodellen (Buchmann, et al.,
1991; Guldberg, 1923; Sandford, et al., 1961;
Sonnenberg, et al. 1986; Stoler, et al. 1993). Die
Herkunft dieser Spindelzellkarzinome bleibt noch immer
unklar, obwohl einige Forscher glauben, daß diese oft
hochinvasiven Tumoren eine eigene Tumorklasse
fibroblastoiden Ursprungs darstellen, während andere
Autoren von einem epithelialen Ursprung dieser Tumoren
ausgehen.
In dem im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendeten
Modellsystem stammten die Spindelzelltumoren eindeutig
von den ins Tier injizierten epithelialen Donor-Zellen
ab. Aus dem Tumor stammende Spindelzellen überlebten
die Selektion in G418 und exprimierten noch zell- und
gewebespezifische Zytokeratine, was ihre
Donorzelleigenschaft und ihre epitheliale Herkunft
bestätigt. Ferner ergaben die durchgeführten
Untersuchungen, daß die injizierten Epithelzellen und
die konvertierten fibroblastoiden Tumorzellen vom
gleichen Zellklon abstammten und eine Re-Integration
des retroviralen Vektors in andere Stellen des Genoms
als mögliche Ursache der Veränderungen ausgeschlossen
werden konnte. Beinahe noch wichtiger war, daß der
fibroblastoide Phänotyp der konvertierten Zellen unter
Standardkulturbedingungen absolut stabil war und daß
sich die Zellen nach Neutralisierung der TGFβ1-Aktivität
effizient zu polarisierten epithelialen Zellen
rückverwandelten. Dies schließt aus, daß genetische
oder epigenetische Veränderungen für die Zellkonversion
verantwortlich sind. Die wahrscheinlichste Erklärung
für die dramatische Veränderung des Phänotyps in vivo
ist die, daß eine Wechselwirkung zwischen den Ras
transformierten Zellen und mesenchymalen Zellen in
ihrer Umgebung zu einer Umwandlung der epithelialen
Zellen in fibroblastoide Zellen führt. Im Rahmen der
vorliegenden Erfindung wurde somit gezeigt, daß EFC in
bestimmten Tumoren ein für die Karzinogenese relevanter
Mechanismus ist.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wurde außerdem
gezeigt, daß TGFβ1 sowohl in Kollagen-Gelen als auch
während der Tumorentwicklung EFC induziert.
Bemerkenswerterweise erforderte diese TGFβ1-induzierte
Konversion die Mitwirkung eines aktivierten Ras-
Proteins, da weder primäre Brustepithelzellen noch die
parentalen EpH4-Zellen eine TGFβ1-induzierte EFC
durchmachten. Daraus kann geschlossen werden, daß EFC
durch eine Synergie verschiedener
Signalübertragungswege ausgelöst wird, die entweder von
TGFβ1 oder von Ha-Ras aktiviert werden. Diese Annahme
wird durch andere Befunde gestützt, die zeigen, daß
aktivierte Ras-Proteine ähnliche Wirkungen auf Zellen
haben können wie Mitglieder der TGFβ-Familie. Dies
trifft z. B. zu für die myogene Differenzierung (Payne,
et al., 1987) und für die Bildung des Mesoderms
(Whitman und Melton, 1992). Im Herzmuskel reguliert TGFβ
Gene hoch, die mit dem durch hämodynamische Belastung
regulierten Wachstum des embryonalen Herzes assoziiert
sind. Diese Effekte werden zumindest teilweise durch
aktiviertes Ras nachgeahmt (Parker, et al., 1990;
Thorburn, et al., 1993), was vermuten läßt, daß,
zumindest in bestimmten biologischen Systemen, Ras und
TGFβ synergistisch wirken können.
In diesem Zusammenhang ist es von Interesse, daß die
Überexpression von normalem und mutiertem Ras in einer
beträchtlichen Zahl humaner Karzinome, einschließlich
solcher der Brust (De Bortoli, et al., 1985; Hand, et
al., 1984; Slamon, et al., 1984), beobachtet wurde.
Darüberhinaus sind autokrine Produktion von Liganden
sowie Überexpression und/oder eine konstitutive
Aktivierung von Rezeptor-Tyrosinkinasen, die am Anfang
von c-Ras einschließenden Signalübertragungswegen
stehen (z. B. HER-1, HER-2), häufige Änderungen in
Brustkazinomen (Kern, et al., 1990; LeJeune, et al.,
1993). Da TGFβ1 auch in vielen humanen Tumoren reichlich
vorhanden ist (Derynck, et al., 1985; Keski-Oja, et
al., 1987; Thompson, et al., 1991) kann aufgrund der im
Rahmen der vorliegenden Erfindung erhaltenen Ergebnisse
gefolgert werden, daß Ras- und TGFβ1-induzierte Signale
auch in humanen Tumoren synergistisch wirken. Ein
weiterer wesentlicher Befund im Rahmen der vorliegenden
Erfindung besteht somit darin, daß TGFβ und Ras bei der
Regulation der Plastizität des polarisierten
epithelialen Phänotyps kooperieren.
Nach serumfreier (und TGFβ-freier) Zellkultur in
rekonstituierten Kollagen-Gelen zeigten EpRas-Zellen
eine hohe Fähigkeit zur Organogenese und einen hohen
Grad an epithelialer Polarisierung. Die Ep-Ras Zellen
bildeten jedoch vorwiegend erweiterte Tubuli sowie
alveoläre Hohlräume, im Gegensatz zu den engen, sich
verzweigenden Tubuli, die von den parentalen
EpH4-Zellen oder von primären Brustepithelzellen
gebildet wurden. Dies zeigt, daß das Ras-Onkoprotein
allein, in Abwesenheit von TGFβ, in der Lage ist, das
morphogenetische Verhalten epithelialer Zellen bis zu
einem gewissen Grad zu modulieren. In anderen Systemen
wurden stärkere Wirkungen von aktiviertem Ras auf die
epitheliale Polarität beschrieben (Eaton und Simons,
1995). Hier bewirkte die Transformation mit Ras eine
Störung der polaren Expression apikaler Proteine,
während die Expression basolateraler Markerproteine
unbeeinflußt blieb. (Schoenenberger, et al., 1994). Da
die vorbeschriebenen Experimente in Gegenwart von FCS
(welches selbst TGFβ1 enthält) durchgeführt wurden,
können sie jedoch nur schwer mit den im Rahmen der
vorliegenden Erfindung erhaltenen Ergebnissen
verglichen werden, in denen solche offensichtliche
Polaritätsdefekte nicht beobachtet werden konnten. Da
exogener TGFβ1 die Zellpolarität vollständig zerstörte,
ist es möglich, daß die teilweise Zerstörung der
Polarität in den oben erwähnten Ras-transformierten
Zellsystemen auf die im Serum vorhandenen TGFβ1-
Konzentrationen zurückzuführen ist. Nichtsdestoweniger
ist das morphogenetische Verhalten in EpRas-Zellen
leicht verändert, möglicherweise als Folge einer
verstärkten Proteaseaktivität.
TGFβ zerstörte die Polarität epithelialer Zellen
vollständig und bewirkte, daß die Zellen spindelförmig
und invasiv wurden. Diese Veränderungen waren von der
ständigen Gegenwart von TGFβ1 abhängig, da die
Spindelzellen sich bei Zugabe von TGFβ1
neutralisierenden Antikörpern rasch in polarisierte
epitheliale Zellen rückverwandelten. Die wesentlichste
Schlußfolgerung aus diesen Ergebnissen ist die, daß
Ras-transformierte Zellen durch TGFβ1 zwischen einem
quasi-normalen und einem hochtumorigenen Phänotyp hin
und her geschaltet werden können. Solch eine verstärkte
phänotypische Plastizität könnte für invasiv wachsende
Zellen im allgemeinen charakteristisch sein und dürfte
erklären, warum invasive Tumorzellen oft die
migratorischen Eigenschaften von Fibroblasten zeigen.
Im Gegensatz dazu können sich dieselben Zellen, nach
der Extravasation, am Ort der Metastasenbildung in gut
differenzierte sekundäre Tumoren entwickeln. Eine
erhöhte phänotypische Plastizität ist somit ein
Kennzeichen von invasiven Tumorzellen.
Eine weitere im Rahmen der vorliegenden Erfindung
gewonnene wesentliche Erkenntnis ist die, daß EpRas-
Zellen eine EFC durchmachen müssen, um signifikante
Mengen von TGFβ1 sowohl in vitro als auch in vivo zu
produzieren. Es konnte gezeigt werden, daß Tumorzellen
ihren fibroblastoiden Phänotyp über die autokrine
Produktion von TGFβ1 aufrechterhalten können und daß die
autokrine TGFβ1-Produktion und Rückwirkung auf die
produzierende Zelle (autocrine loop) unterbrochen
werden muß, um die phänotypische Rück-Umwandlung der
Zellen möglich zu machen. Die Fähigkeit von TGFβ1, EFC
zu induzieren und dann effizient den invasiven Phänotyp
aufrechtzuerhalten, kann auch erklären, warum die
zunächst epithelialen Ras-transformierten Zellen sich
während des Tumorwachstums progressiv und einheitlich
in Spindelzellen umwandelten.
Kurz nach ihrer Injektion in Mäuse exprimierten
polarisierte Ras-transformierte Epithelzellen weder
signifikante Mengen an TGFβ1 noch setzten sie es frei.
Wie mittels in situ Hybridisierung und Immunhistochemie
festgestellt wurde, produzierten jedoch die den
Mikrotumor umgebenden Stromazellen das Zytokin. Diese
Stromazellen konnten als Fibrozyten und Endothelzellen
identifiziert werden, es ist jedoch anzunehmen, daß
andere Zelltypen, wie Makrophagen und Lymphozyten,
wahrscheinlich ebenfalls vorhanden waren; von all
diesen Zelltypen ist bekannt, daß sie TGFβ1 produzieren
und freisetzen. Die wahrscheinlichste Schlußfolgerung
daraus ist die, daß die Wirkungen von TGFβ1 vorwiegend
auf der Ebene seiner proteolytischen Aktivierung
reguliert werden. Die primäre Regulation von TGFβ
erfolgt durch Faktoren, die die Prozessierung des
latenten zum biologisch aktiven Molekül steuern. Über
die TGFβ-Aktivierung in vivo ist jedoch fast nichts
bekannt. Die Protease Plasmin kann in Ko-Kultursystemen
zweier Zelltypen latentes TGFβ1 aktivieren, jedoch nur,
wenn zwei verschiedene Zelltypen in direktem Kontakt
stehen oder einander dicht angenähert sind (Antonelli-
Orlidge, et al., 1989; Sato, et al., 1990). Dieser nahe
Kontakt von verschiedenen Zelltypen dürfte in dem im
Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendeten System
nach der Einkapselung des Tumors durch das Stroma
stattfinden und, in einem sogar größeren Ausmaß, wenn
Donor-Tumorzellen sich während der Tumorentwicklung mit
Stromazellen des Empfängertieres vermischen (Fig. 2B).
Darüberhinaus aktiviert Thrombospondin (TSP), ein
extrazelluläres Matrixprotein, latenten TGFβ. In diesem
Fall findet die Aktivierung in der löslichen Phase
statt und erfordert keine proteolytische Aktivität
(Schultz-Cherry, et al., 1994). Tatsächlich wurde über
die die Krebsentstehung unterstützende Rolle von
Thrombospondin und eine erhöhte
Thrombospondinkonzentrationen in malignen Brustkrebsen
kürzlich berichtet (Castle, et al. 1991; Wong, et al.,
1992). Es wurde somit im Rahmen der vorliegenden
Erfindung gezeigt, daß die autokrine Produktion von
TGFβ1, in Kooperation mit dem Onkoprotein Ha-Ras, den
fibroblastoiden Phänotyp aufrecht erhält.
Die im Rahmen der vorliegenden Erfindung gewonnenen
Erkenntnisse und Schlußfolgerungen haben zu dem in
Fig. 9 dargestellten hypothetischen Modell geführt. Es
wird postuliert, daß der für die Tumorentstehung
relevante TGFβ1 primär von infiltrierenden Zellen des
Tumor-Stromas, wie Fibrozyten, Endothelzellen,
Lymphozyten und Makrophagen, produziert wird. Die
Wechselwirkung der Tumorzellen mit den verschiedenen
Zelltypen des Tumor-Stromas dürfte die effiziente
Produktion und/oder Aktivierung von TGFβ1 auslösen. Dies
wiederum dürfte die epithelialen Tumorzellen dazu
veranlassen, sich in den fibroblastoiden und invasiven
Phänotyp zu verwandeln. Diese fibroblastoiden Zellen
beginnen dann, selbst TGFβ1 zu produzieren, welches in
einer autokrinen Schleife (autocrine loop) auf sie
zurückwirkt und somit sowohl die Aufrechterhaltung des
fibroblastoiden Phänotyps bewirkt als auch die
Rekrutierung weiterer epithelialer Zellen zur EFC
erleichtert. Weitere Mutationen oder selektive
Mechanismen dürften einen Teil dieser invasiv
wachsenden Zellen dazu veranlassen, in Blutgefäße
hinein- und wieder herauszuwandern und schließlich an
entfernten Stellen sekundäre Tumoren zu bilden. Dieses
Modell steht im Einklang mit Befunden, die zeigen, daß
eine verstärkte TGFβ1-Expression auch an der Progression
zur Bösartigkeit in einem Prostatakrebs-Mausmodell
beteiligt ist (Thompson, et al., 1992; 1993).
Zusammenfassend weisen die im Rahmen der vorliegenden
Erfindung erhaltenen Befunde daraufhin, daß die
gesteigerte Empfindlichkeit und veränderte
Reaktionsbereitschaft der Zellen gegenüber der
Fähigkeit von TGFβ, den epithelialen Phänotyp zu
modulieren, durch Ras-(Onko)Proteine hervorgerufen
wird. Diese durch ein Onkogen induzierte, veränderte
Reaktionsweise auf normale Umgebungssignale, wie z. B.
die durch TGFβ1 induzierten, dürfte sowohl zu einer
veränderten Genexpression in der Tumorzelle als auch zu
inkorrekter Übertragung oder Interpretation von
Signalen zwischen Tumor- und Stromazellen führen.
Dieser abnormale "Crosstalk" zwischen Tumorzellen und
ihrer unmittelbaren Umgebung dürfte die treibende Kraft
für das sein, was man gemeinhin als Tumorprogression
bezeichnet.
Ferner zeigen die Ergebnisse der Versuche, daß
aktiviertes Ras (oder überexprimierte Rezeptor-
Tyrosinkinasen, die den Ras-Signalübertragungsweg
aktivieren) sowohl in der normalen Entwicklung als auch
bei der Karzinogenese mit dem TGFβ1-Rezeptor
kooperieren. Daran dürften Prozesse, wie die
Induktion/Aktivierung von stromalem TGFβ1 durch
Wechselwirkung von epithelialen und mesenchymalen
Zellen sowie EF-Konversion, induziert und
aufrechterhalten durch TGFβ1, beteiligt sein. Der
Hauptunterschied zwischen normalen und Ras
exprimierenden Tumorzellen dürfte daher darin gelegen
sein, daß die normale, strikt regulierte Funktion von
TGFβ1 bei der Morphogenese der normalen Zelle in der
Tumorzelle durch die Expression des Ras-Onkogens zu
einer konstitutiven und höchst abnormalen Funktion
wird.
Der vorliegenden Erfindung lag die Aufgabe zugrunde,
neue Arzneimittel für die Tumortherapie
bereit zustellen.
Bei der Lösung der gestellten Aufgabe wurde von
folgenden, aus den durchgeführten Versuchen gewonnenen
Erkenntnissen ausgegangen: 1. Die Wirkung von TGFβ auf
die Tumorzelle führt in Kooperation mit der Expression
von oncogenem Ras bzw. mit der Überexpression von
normalem Ras oder von Rezeptortyrosinkinasen, die den
Ras- Signaltransduktionsweg aktivieren, zu einer
Konversion epithelialen Zellen in fibroblastoide Zellen
mit invasivem Potential. 2. Die autokrine Produktion
von TGFβ durch die konvertierten Zellen führt zur
Aufrechterhaltung des entarteten, invasiven
Zellzustandes.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wurde außerdem, im
Hinblick auf eine Abschätzung möglicher Nebenwirkungen
von TGFβ1-Inhibitoren, die Rolle von TGFβ1 bei der
normalen Brustdrüsenentwicklung untersucht.
Die Erfindung betrifft ein Arzneimittel für die
Behandlung von Tumorerkrankungen, die durch einen
Übergang von Zellen vom epithelialen in den
fibroblastoiden Zustand (EF-Konversion) charakterisiert
sind. Das Arzneimittel ist dadurch gekennzeichnet, daß
es eine Substanz enthält, die die Wirkung von TGFβ auf
die Zellen inhibiert, und/oder daß es eine Substanz
enthält, die die Expression oder die Funktion von
onkogenem Ras und/oder die Überexpression von normalem
Ras in den Zellen inhibiert.
Die Substanz, die die Wirkung von TGFβ auf die Zellen
inhibiert, wird im folgenden als "TGFβ-Inhibitor"
bezeichnet.
TGFβs, wie auch die anderen Mitglieder der TGFβ-
Superfamilie von multifunktionellen Polypeptidfaktoren,
u. a. Aktivine, üben ihre Wirkung durch Bindung an
spezifische Zelloberflächenrezeptoren aus. Die TGFβ-
Rezeptoren vom Typ I und Typ II bilden nach Bindung des
Liganden heterodimere Komplexe, wodurch die
Signalübertragung eingeleitet wird. Die Typ II-
Rezeptoren, die hinsichtlich ihrer Aktivität der Gruppe
der Rezeptor-Serin/Threonin-Kinasen zugeordnet werden,
binden den Liganden, benötigen jedoch, um das vom
Liganden erhaltene Signal weiterleiten zu können, die
Assoziierung mit den Typ I-Rezeptoren welche Serin-
Threonin-Kinasen darstellen. Während die Typ II-
Rezeptoren für die Ligandenspezifität verantwortlich
sind, heterodimerisieren die funktionell
unterschiedlichen Typ I-Rezeptoren mit mehreren Typ II-
Rezeptoren. Das Zusammenwirken des Typ II-Rezeptors mit
einem bestimmten Typ I-Rezeptor bewirkt die Aktivierung
spezifischer Signalübertragungswege und als Folge davon
eine transkriptionelle Antwort auf das durch den
Liganden an die Zelle übermittelten Signals.
Die Wirkung eines TGFβ-Inhibitors beruht darauf, daß er
die durch die Rezeptoraktivierung ausgelöste zelluläre
Antwort blockiert, d. h. er verhindert, daß das TGFβ-
Rezeptorsystem aktiviert und damit der zelluläre
Signalübertragungsweg ausgelöst wird.
Da es die Typ I-Rezeptoren sind, die nach Bindung des
Liganden an den Typ II-Rezeptor, und an den Typ I-
Rezeptor selbst, für die spezifische transkriptionelle
Antwort, die letztlich den fibroblastoiden Phänotyp
hervorruft, verantwortlich sind, stellt der Typ I-
Rezeptor eines der Zielmoleküle für den TGFβ-Inhibitor
dar.
Weitere Mechanismen für die Wirkung eines TGFβ-
Inhibitors beruhen auf der Verhinderung der Interaktion
zwischen dem Liganden TGFβ und dem Typ II-Rezeptor, der
Verhinderung des vom Typ II-Rezeptor an den Typ I-
Rezeptor übermittelten Signals, das die Aktivierung des
Typ I-Rezeptors bewirkt, der Blockierung der Bindung
von TGFβ an den Typ I-Rezeptor, der Inhibierung der
Aktivität des Typ I-Rezeptors oder der Inhibierung
eines Effektormoleküls des durch den Typ I-Rezeptor
aktivierten Signalübertragungsweges.
Beispiele für TGFβ-Inhibitoren sind Antikörper, die TGFβ
neutralisieren, insbesondere monoklonale Antikörper,
TGFβ-Antisense-RNA-Moleküle oder dominant-negative TGFβ-
Rezeptoren, insbesondere des Typs I.
Ein Weg, um weitere geeignete, insbesondere
niedermolekululare, Inhibitoren zu finden, besteht
darin, in einem ersten Schritt zu ermitteln, welcher
der Typ I-Rezeptoren für den Übergang vom epithelialen
zum fibroblastoiden Zustand der Zellen verantwortlich
ist. Dazu wird zweckmäßig die im Rahmen der
vorliegenden Erfindung verwendete EpRas-Zellinie (oder
eine andere epitheliale Zellinie, die onkogenes Ras
exprimiert oder normales Ras überexprimiert und in der
Lage ist, die EF-Konversion herbeizuführen), daraufhin
untersucht, welchen TGFβ-Typ I-Rezeptor sie exprimiert.
Diese Untersuchung kann mittels RT-PCR ("Reverse
Transcriptase Polymerase Chain Reaction") vorgenommen
werden, indem Oligonukleotide, abgleitet von bekannten
TGFβ-Typ I-Rezeptoren, als PCR Primer benutzt werden, um
aus EpRas-DNA die betreffende Rezeptor-DNA-
herauszuamplifizieren und damit den bzw. die in diesen
Zellen exprimierten TGFβ-Typ I-Rezeptor zu
identifizieren. Nach Identifikation eines oder mehrerer
in den Zellen exprimierter TGFβ-Typ I-Rezeptoren können
dominant-negative Mutanten (bestehend aus
extrazellulärer und Transmembrandomäne, verkürzt um
mindestens einen Teil der zytoplasmatischen Domäne, wie
z. B. von Miettinen et al., 1994, vorgeschlagen) des
bzw. der Rezeptoren hergestellt und in der Zelle
exprimiert werden. Wird durch die Expression der
dominant-negativen Rezeptor-Mutante die EF-Konversion
blockiert, ist dies eine Bestätigung dafür, daß dieser
Rezeptor-Subtyp (als solcher) direkt oder indirekt für
die die Signalübertragung, die die EF-Konversion zur
Folge hat, notwendig ist. Dieser TGFβ-Typ I-Rezeptor-
Subtyp stellt somit das Zielmolekül für den TGFβ-
Inhibitor dar und bietet somit die Voraussetzung für
die Etablierung eines zellulären Screening Assays,
mittels dem gezielt nach Substanzen gescreent werden
kann, die dieses Zielmolekül inhibieren.
Als nächstes wird in einer Zelle, die die EF-Konversion
durchmacht, z. B. zweckmäßigerweise wiederum in der im
Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendeten EpRas-
Zelle, untersucht, welcher der biologischen Effekte,
von denen angenommen werden kann, daß sie, nach
Assoziation eines bestimmten TGFβ-Typ-I-Rezeptors mit
dem Typ II-Subtyp, und Durchlaufen des
Signalübertragungsweges, in der Zelle tatsächlich
eintritt.
Die zu erwartenden Effekte sind in zwei Gruppen zu
unterteilen: Zu der ersten Gruppe gehören die in der
Literatur beschriebenen Effekte von TGFβ auf normale
mesenchymale und epitheliale Zellen, z. B. bei der
Wundheilung. Die zweite Gruppe von Veränderungen sind
diejenigen, die speziell bei der Wirkung von TGFβ auf
transformierte Zellen auftreten (wie z. B. in dem im
Rahmen der vorliegenden Erfindung beschriebenen
Versuch). Während TGFβ-Wirkungen der ersten Gruppe für
einen Primär-HTS-Screen ("High Throuput Screen", Screen
mit hoher Durchsatzrate) herangezogen werden können,
müssen gegebenenfalls gefundene Inhibitor-Kandidaten
unbedingt auf ihre inhibierende Wirkung auf TGFβ Effekte
der zweiten Gruppe getestet werden.
Zu TGFβ-Effekten des ersten Typs zählen i) die Induktion
extrazellulärer Matrixproteine, wie Fibronektin,
Laminin, Elastin; ii) die Induktion des
Proteaseinhibitors PAI (Plasminogen Activator
Inhibitor) und damit die Inhibierung der zellulären
Proteaseaktivität, und iii) ein Wachstumsarrest
bestimmter Zelltypen, vor allem von normalen
Epithelzellen sowie von nur leicht entarteten, noch im
wesentlichen epitheloiden Tumorzellinien. Einige dieser
Effekte eignen sich zum Aufbau eines zellulären Assay-
Systems zum Screenen von Substanzen, in dem der
gewählte Effekt direkt als Nachweissystem für die
inhibierende Wirkung der Substanz die EF-Konversion
herangezogen wird.
Um festzustellen, ob die durch Aktivierung des TGFβ-
Rezeptorsystems ausgelöste EF-Konversion in der im
Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendeten EpRas-
Zellinie über dieselben Typ I-Rezeptoren übermittelt
wird wie die Induktion von PAI (bzw. eines anderen
durch TGFβ regulierten Moleküls) in nicht
transformierten Zellen, z. B. in der (ebenfalls im Rahmen
dieser Erfindung benutzten) normalen Ausgangszellinie
EpH4, kann z. B. überprüft werden, ob die Induktion von
PAI (bzw. eines anderen Moleküls) oder der in dieser
Zellinie sehr gut ausgeprägten Wachstumshemmung, durch
eine dominant-negative Mutante desselben Typ I-
Rezeptors blockiert wird, die auch die EF-Konversion
blockiert.
Nachdem dieser Zusammenhang bestätigt wurde, kann ein
Screening Assay auf der Grundlage einer Testzelle
etabliert werden, die mit einem Plasmid transformiert
ist, in der ein Reportergen, z. B. das Luciferasegen,
unter der Kontrolle der regulatorischen Sequenz des
PAI-Gens (oder eines Gens, das für ein anderes von TGFβ
reguliertes Molekül, z. B. für ein extrazelluläres
Matrixproteins, kodiert) steht. Die Testzelle ist
außerdem transformiert mit dem Typ I-Rezeptor, von dem
sich erwiesen hat, daß er sowohl die EF-Konversion
aus löst als auch die Induktion von PAI oder eines
anderen durch TGFβ regulierten Moleküls.
Findet man in einem derartigen Screening Assay eine
Substanz, welche die nach Bindung von TGFβ an den Typ I-
Rezeptor und Aktivierung des Signalübertragungsweges
ausgelöste Reportergenexpression ganz oder teilweise
inhibiert, kann geschlossen werden, daß es der durch
die Aktivierung des Typ I-Rezeptors aktivierte
Signalübertragungsweg ist, den die Substanz blockiert.
(Dieselbe Substanz sollte in einer Kontrollzelle, auf
die kein TGFβ aufgebracht wurde, die geringe
Reportergen-Expression nicht beeinflussen).
Unter der Voraussetzung, daß die EF-Konversion der
EpRas-Zellen durch denselben Typ I-Rezeptor vermittelt
wird wie der Wachstumsarrest der normalen epithelialen
Ausgangszelle (EpH4), kann die Blockierung des TGFβ-
Rezeptors durch Testsubstanzen sehr einfach durch die
Aufhebung einer durch TGFβ bewirkten Wachstumshemmung
gemessen werden. Da TGFβ in normalen EpH4 Zellen unter
bestimmten Bedingungen effizient Apoptose bewirkt,
sollten wirksame Inhibitoren des TGF-Rezeptors wie
überlebens-/wachstumsstimulierende Faktoren wirken. Als
Kontrollzelle bieten sich die EpRas Zellen an, die in
ihrer Proliferation/Überlebensfähigkeit von TGFβ kaum
beeinflußt werden. Die durch die Testsubstanzen
vermittelte Aufhebung des Wachstumsarrests/Blockierung
der Apoptose kann auf einfache Weise durch den
Formazan/Farbassay oder durch Thymidineinbau gemessen
werden, somit würde sich dieses Testsystem für HTS
Primärscreens eignen.
Eine weitere Möglichkeit für ein zelluläres Assay-
System, mit dem Substanzen auf ihre inhibierende
Wirkung auf die durch Aktivierung des TGFβ-
Rezeptorsystems ausgelöste EF-Konversion getestet
werden können, beruht auf der Expression von Proteinen,
die für den fibroblastoiden Zelltyp nach EF-Konversion
charakteristisch und somit ein Indikator für das
Eintreten der EF-Konversion sind. Ein Beispiel dafür
ist Vimentin (Reichmann et al, 1992), von dem im Rahmen
der vorliegenden Erfindung gezeigt wurde, daß seine
Expression mit der durch Kooperation von Ras und TGFβ
ausgelösten EF-Konversion einhergeht. Weitere Beispiele
für andere Marker des fibroblastoiden Phänotyps sind
der Verlust der Expression von E-Cadherin mRNA sowie
die de-novo Expression von Fibronektin und diverser
Proteasen (UPA, TPA, Reichmann et al, 1992). Eine
geeignete, Ras exprimierende Testzelle ist mit einem
Plasmid transformiert, in dem ein Reportergen unter der
Kontrolle des Vimentin-Gen Promoters oder von
Promotoren eines der anderen erwähnten fibroblastoiden
Marker-Gene steht. Die Modulation der
Reportergenexpression durch eine Testsubstanz sollte
dann mit durch die gleichen Inhibitoren bewirkten
Modulation der EC-Konversion korrelieren.
Eine weitere Möglichkeit, Substanzen zu finden, die die
Aktivierung des TGFβ-Rezeptorsystems inhibieren, benutzt
als Nachweissystem die Expression von TGFβ selbst.
Dieses Assay-Prinzip beruht auf der im Rahmen der
vorliegenden Erfindung gewonnenen Erkenntnis, daß die
Aktivierung des TGFβ-Rezeptorsystems in Ras
exprimierenden Zellen durch den Liganden TGFβ die
autokrine Produktion von TGFβ bewirkt, welcher in einer
autokrinen Schleife (autocrine loop) auf die Zellen
zurückwirkt. In einem solchen Assay, mit dem sowohl die
durch Aktivierung des TGFβ-Rezeptorsystems als auch
durch die Expression von Ras bewirkte Induktion des
autokrinen TGFβ-Loops erfaßt werden kann (die Wirkung
von Substanzen, die in einem solchen Test die TGFβ-
Expression inhibieren, tun dies aufgrund ihrer Wirkung
auf die Aktivierung des TGFβ-Rezeptorsystems und ihrer
Wirkung auf Ras), enthalten die Zellen ein
Reportergenkonstrukt, welches unter der Kontrolle des
TGFβ-Gen-Promoters (Kim et al, 1989), steht.
In einem der beschriebenen Testsysteme im Primärscreen
gefundene Inhibitoren des TGFβ-Rezeptors werden
zweckmäßigerweise in Sekundärscreens auf ihre
Spezifität getestet. Dies kann vor allem durch direkte
Inhibition der TGFβ-abhängigen EF-Konversion von EpRas
Zellen in Kollagen-Gelen erfolgen. Eine weitere
Möglichkeit besteht in der Inkubation von auf
Plastikschalen in geringer Dichte ausgesäten,
konvertierten EpRas Zellen (z. B. aus Maustumoren) mit
den gefundenen Inhibitoren des TGFβ-Rezeptors. Wirksame
Substanzen sollten die Umwandlung von fibroblastoiden
in epitheliale Zellen selbst in Anwesenheit von TGFβ
auslösen.
Die Substanz, die die Expression oder die Funktion von
onkogenem Ras und/oder die Überexpression von normalem
Ras (bzw. die Folge dieser Überexpression) in den
Zellen inhibiert, wird im folgenden als "Ras-Inhibitor"
bezeichnet.
Ras-Inhibitoren im Sinne der Definition der
vorliegenden Erfindung inhibieren entweder Ras direkt,
indem sie die Aktivierung/Funktion von Ras selbst
inhibieren, oder indirekt, indem sie die
Aktivierung/Funktion eines Ras-Effektormoleküls
inhibieren, das im Ras-Signalübertragungsweg unterhalb
von Ras wirkt. Beispiele sind Inhibitoren von Raf. Für
den Fall, daß die Aktivierung von Ras nicht auf eine
Veränderung von Ras selbst, sondern auf die
konstitutive Aktivierung von oberhalb von Ras wirkenden
Rezeptor-Tyrosinkinasen zurückzuführen ist, kann eine
Inhibierung der Ras-Aktivierung auch durch die
Inhibierung dieser Rezeptoren bewirkt werden. Beispiele
für derartige Rezeptoren sind die Rezeptor-
Tyrosinkinasen EGF-Rezeptor ("Epidermal Growth Factor
Receptor") und homologe Rezeptoren wie HER-2, HER-3
oder HER-4. Beispiele für chemische Verbindungen, die
den EGF-Rezeptor inhibieren, sind der WO 96/07657 zu
entnehmen.
Bekannte Ras-Inhibitoren sind monoklonale Antikörper
(Furth et al., 1982), dominant-negative Mutanten
(Stacey et al., 1991; Quilliam et al., 1994) und
Antisense-RNA. Beispiele für niedermolekulare Ras-
Inhibitoren sind Inhibitoren der Ras-
Farnesyltransferasen (Kohl et al., 1993; Kohl et al.,
1994; Kohl et al., 1995).
Um nach weiteren niedermolekularen Ras-Inhibitoren zu
screenen, werden Gene, kodierend für Mutationen der
Ras-Proteine H-Ras, K-Ras oder N-Ras, die zu einer
konstitutiven Aktivierung von Ras führen, in
Säugetierzellen eingebracht, z. B. mittels retroviraler
Vektoren, und die selektive zytotoxische Wirkung von
Testsubstanzen auf die ras-transformierten Zellen
bestimmt. Eine geeignete Methode zur Identifizierung
von ras-Inhibitoren ist z. B. in der EP-A 604 181
beschrieben.
Beispiele für Ras-transformierte Zellinien, die als
Testzellen für die Identifikation von Ras-Inhibitoren
verwendet werden können, wurden ferner von Andrejauskas
und Moroni, 1989, sowie von Jenkins et al., 1993,
beschrieben.
Eine Identifizierung von Ras-Inhibitoren kann auch mit
einem Assay auf Grundlage der im Rahmen der
vorliegenden Erfindung verwendeten EpRas-Zellinie
vorgenommen werden. Dafür enthalten die Zellen ein
Reportergenkonkstrukt, in dem das Reportergen unter der
Kontrolle der regulatorischen Sequenz des TGFβ-Gens
steht. Auf die Zellen wird zunächst TGFβ aufgebracht, um
die EF-Konversion herbeizuführen. Danach werden die
Zellen mit den Testsubstanzen beaufschlagt. Von
Testsubstanzen, die in der Lage sind, die Aktivität des
Reportergens zu hemmen, kann angenommen werden, daß sie
Ras-Inhibitoren sind. Eine Bestätigung dafür kann dann
in Sekundärscreens erfolgen, in denen die Substanzen
darauf untersucht werden, ob sie die TGFβ-induzierte
EF-Konversion von EpRas Zellen in Kollagengelen hemmen
oder die bereits erfolgte EFC rückgängig machen können.
Mit dem erfindungsgemäßen Arzneimittel wird verhindert,
daß die Zellen in den fibroblastoiden Zustand übergehen
und invasiv werden, womit ihre Tumorigenität verhindert
wird.
Das erfindungsgemäße Arzneimittel kann einerseits
verwendet werden, um die Umwandlung der Zellen vom
epithelialen in den fibroblastoiden Zustand zu
verhindern. Ein Beispiel dafür ist seine Verabreichung
nach operativer Entfernung eines Tumors um zu
verhindern, daß gegebenenfalls vorhandene
metastasierende Zellen invasiv werden und weitere
Tumoren erzeugen.
Das erfindungsgemäße Arzneimittel kann andererseits
verwendet werden, um die bereits erfolgte EF-Konversion
der Zellen rückgängig zu machen. Hat die Konversion
einmal stattgefunden, hält TGFβ den fibroblastoiden
Zustand aufgrund eines autokrinen Loops aufrecht. Die
Verabreichung eines TGFβ-Inhibitors allein bewirkt in
diesem Fall eine Ausschaltung des autokrinen Loops und
somit eine Reversion des fibroblastoiden, invasiven
Zustandes der Zelle in den normalen, epithelialen
Zustand. Diese Reversion ist jedoch vorübergehend, an
dem durch Ras herbeigeführten transformierten Zustand
der Zelle wird grundlegend nichts geändert. Dies
bedeutet, daß bei Absetzen des TGFβ-Inhibitors die EF-
Konversion von neuem herbeigeführt werden könnte. Wird
hingegen, gegebenenfalls zusätzlich zum TGFβ-Inhibitor,
ein Ras-Inhibitor verabreicht, wird der transformierte
Zustand der Zelle aufgehoben, die Zelle verhält sich
wie eine normale epitheliale Zelle und reagiert
entsprechend normal auf TGFβ, d. h. die Einwirkung von
TGFβ auf die Zelle kann keine EF-Konversion herbeiführen
und bewirkt möglicherweise sogar eine Wachstumshemmung
der Tumorzelle.
Um eine optimale Wirkung zu erhalten, enthält das
erfindungsgemäße Arzneimittel vorzugsweise eine
Kombination von TGFβ-Inhibitor und Ras-Inhibitor.
Beim Übergang epithelialer Zellen in den
fibroblastoiden Zustand werden verstärkt fibroblastoide
Markerproteine, z. B. Vimentin, exprimiert. Die Zunahme
der Expression dieser Marker ist somit einer der
diagnostischen Parameter für Tumorerkrankungen, für
deren Behandlung das erfindungsgemäße Arzneimittel
eingesetzt werden kann.
Zu solchen Tumorerkrankungen zählen Adenokarzinome der
Brust (Heatley et al., 1993), Nierenzellkarzinome
(Beham et al., 1992), Karzinosarkome der Brust (Wargotz
und Norris, 1989), Karzinosarkome der Speiseröhre
(Guarino et al., 1993) oder des weiblichen
Genitaltrakts (de Brito et al., 1993), epitheloide
Sarkome sowie Spindelzellkarzinome verschiedener
Lokalisation, z. B. Lungenkarzinome mit
Spindelzellkomponenten (Matsui et al., 1992) oder
Spindelzellkarzinome der Gallenblase (Nishihara et al.,
1993).
Die erfindungsgemäßen Arzneimittel werden beim Menschen
in Dosierungen von 0.01 bis 100 mg/kg Körpergewicht,
vorzugsweise 0.1 bis 15 mg verabreicht. Neben den
wirksamen Verbindungen enthält das Arzneimittel übliche
inerte Träger- und Hilfsstoffe. Der Fachmann kann
Methoden zur Formulierung pharmazeutischer
Zubereitungen einschlägigen Handbüchern, wie
Remington′s Pharmaceutical Sciences, 1980, entnehmen.
Fig. 1 Konversion von EpRas-Zellen in fibroblastoide
Zellen während der Tumorbildung in Mäusen,
Fig. 2 Epithelial/mesenchymale Konversion (EFC)
während der Tumorentwicklung: Zeitlicher
Verlauf und Verhalten von Donor- und
Empfänger-Zellen,
Fig. 3 Organogenese und epitheliale Polarität werden
durch Serum oder TGFβ1 zerstört,
Fig. 4 TGFβ1 zerstört die Zellpolarität in Ras
transformierten Brustepithelzellen,
Fig. 5 Fibroblastoide EpRas-Zellen sind im
Hühnerembryoherz-Invasionsassay hoch invasiv,
Fig. 6 TGFβ1 hält den fibroblastoiden Phänotyp
konvertierter EpRas-Zellen über einen
autokrinen Loop aufrecht,
Fig. 7 Konvertierte EpRas-Zellen produzieren hohe
Konzentrationen an TGFβ1,
Fig. 8 TGFβ1 löst in experimentell induzierten
Tumoren den Übergang vom epithelialen zum
fibroblastoiden Zustand sowie die Invasivität
der Zellen aus,
Fig. 9 Modell für die Wirkung von TGFβ1 in der
Tumorentwicklung,
Fig. 10 TGFβ1 induziert in vitro Morphogenese und
Apoptose in normalen Brustdrüsenepithelzellen,
Fig. 11 In vivo Expression von TGFβ1 während der
Bildung der normalen Brustdrüse,
Fig. 12 In vivo Expression von TGFβ1 beim Abbau der
voll entwickelten Brustdrüse nach dem
Abstillen.
In den folgenden Beispielen wurden, sofern nicht anders
angegeben, die folgenden Materialien und Methoden
verwendet:
EpRas-Zellen wurden hergestellt, indem die parentale
Brustepithelzellinie EpH4 (ein auf hohe Ausprägung
eines polarisierten Phänotyps selektionierter Subklon
der spontan immortalisierten Brustepithel-Zellinie Ep1
(Reichmann et. al, 1992)) mit einem Helfer-freien,
v-Ha-Ras exprimierenden retroviralen Vektor (Redmond,
et al., 1988) infiziert wurde. Die Selektion und
Expansion der polarisierten epithelialen Klone wurde
durchgeführt, wie von Reichmann, et al., 1992,
beschrieben. Dazu wurden die Zellen auf Plastikschalen
in Wachstumsmedium (Dulbecco′s modified Eagles medium;
(DMEM), enthaltend 10% FCS (Boehringer Mannheim) und
20 mM HEPES, gezüchtet und bei einem Verhältnis von 1 : 3
zweimal pro Woche subkultiviert. Für die Induktion der
Hemizysten(Kuppen)bildung wurden EpRas-Zellen und
Zellen der parentalen Linie EpH4 bei hoher Dichte eine
Woche lang ohne Subkultivierung gezüchtet.
Semikonfluente Kulturen der zu analysierenden Zellen
wurden trypsinisiert und mit eiskaltem Wachstumsmedium
auf eine Endkonzentration von 4 × 10⁴ Zellen pro ml
eingestellt. Gleiche Volumina der Zellsuspension und
einer angesäuerten Lösung von Rattenschwanz-Kollagen
Typ 1 (Sigma) wurden bei 4°C gemischt, auf 35mm
Gewebekulturschalen aufgebracht und 30 min bei 37°C
inkubiert, um die Lösung zu einem Gel erstarren zu
lassen. Um den Zellen die Bildung organotypischer
Strukturen zu ermöglichen, wurden die Kollagengele mit
einem serumfreien Medium (MEGM; Promocel), enthaltend
Rinderhypophysenextrakt (BPE), rekombinanten
epidermalen Wachstumsfaktor (EGF), Hydrocortison und
Insulin (jeweils in den vom Hersteller empfohlenen
Konzentrationen) überschichtet. Wo angegeben, wurden
5 oder 10% FCS oder 5 µg/ml rekombinanter TGFβ1
(Literatur) beigegeben. Das die Kollagengele
überschichtende Medium wurde jeden zweiten Tag
gewechselt. Um das von den Zellen oder Zellstrukturen
in den Kollagengelen produzierte TGFβ1 zu
neutralisieren, wurden ein monoklonaler Antikörper
gegen TGFβ1 (Genzyme) oder Kontrollantikörper bei
Konzentrationen bis zu 50 µg/ml verwendet.
Konfluente EpRas- oder EpH4-Zellen wurden trypsinisiert
und gezählt. Dann wurden 10⁵ Zellen, suspendiert in
0.1 ml PBS, subkutan oder in die Brustdrüse von 5 Wochen
alten BALB/c Mäusen oder Nacktmäusen injiziert. Die
Mäuse wurden nach unterschiedlichen Zeitspannen
(zwischen 3 und 28 Tagen) getötet und die Tumoren (oder
Gewebezonen, welche die injizierten Zellen enthielten)
herausgeschnitten. Für die anschließende histologische
Analyse wurde das Gewebe sofort in flüssigem Stickstoff
schockgefroren. Um die Tumorzellen für das weitere
Wachstum in der Gewebekultur wieder zu isolieren, wurde
das Gewebe unter sterilen Bedingungen unter Verwendung
von zwei gegenüber angeordneten Skalpellen in kleine
Stücke geschnitten und mit 2 mg/ml Kollagenase Typ 1
(Sigma) 1 h lang bei 37°C verdaut. Zur Entfernung der
verbleibenden Wirtszellen, denen die retroviralen
Neomycin- oder Hygromycin-Resistenzmarker der Donor-
Zellen fehlten, wurden die aus den Tumoren gewonnenen
Zellen für die ersten 5 Tage in Gegenwart von G418 bzw.
Hygromycin gezüchtet. Die Kollagengele wurden auf
ähnliche Weise mit Kollagenase verdaut, um die Zellen
für die nachfolgende Gewebekultur wieder zu isolieren.
Kaninchenantiseren gegen Zytokeratin wurden von
Reichmann, et al., 1992, beschrieben.
Kaninchenantiserum und monoklonale Rattenantikörper
gegen E-Cadherin wurden hergestellt, wie von Kemler,
1993 zitierten Literatur und der darin zitierten
relevanten Literatur beschrieben (Kemler, 1993).
Kaninchenantiserum, das Neomycin- Phosphotranspherase
erkennt, wurde hergestellt, indem
Neomycinphosphotransferase bakteriell exprimiert,
aufgereinigt und in Kaninchen injiziert wurde. Nach
angemessener Zeit wurde Kaninchenserum gewonnen und
nativ für die Immunfärbungen eingesetzt.
Der monokolonale Mausantikörper gegen Vimentin V3B
(Boehringer Mannheim), der monoklonale Rattenantikörper
gegen ZO-1 (Chemicon), der monoklonale Mausantikörper
gegen TGFβ 1-3 (Genzyme), der TGFβ 2,3-Antikörper
(Genzyme), das polyklonale Antiserum gegen aktivierten
TGFβ (Promega), der TGFβ-neutralisierende polyklonale
Kaninchenantikörper (R) sowie die monoklonalen TGFβ-
Antikörper (Genzyme) wurden käuflich erworben.
Um in den herausgeschnittenen Geweben und Kollagengelen
die optimale biologische Aktivität von RNA und
Proteinen zu erhalten, wurden das Tumormaterial und die
Zellstrukturen enthaltenden Kollagen Typ I Gele
unmittelbar nach der Isolierung in flüssigem Stickstoff
schockgefroren. Vor dem Einfrieren wurden die
Kollagengele 2 min lang in Medium, enthaltend 5% DMSO
getränkt, um eine Zellschädigung infolge von
Eiskristallbildung zu verhindern. Auf Plastik
gezüchtete Zellen oder Gefrierschnitte, hergestellt aus
Tumoren oder Kollagengelen, wurden 15 min lang bei
-20°C unter Verwendung von Aceton/Methanol, gemischt im
Verhältnis 1/1, fixiert und durchlässig gemacht,
luftgetrocknet und bei 4°C gelagert. Die Inkubation mit
dem ersten Antikörper erfolgte für 1 h bei 37°C in PBS,
das normalerweise Gelatine, BSA und Tween 20 (je 0.2%)
enthielt, um unspezifische Antikörperfärbung zu
verhindern, einwirken gelassen. Die Zellen oder
Schnitte wurden dann in Moviol 1-88 (Hoechst)
eingedeckt und mit einem Zeiss Axiophot
Fluoreszenzmikroskop untersucht. Die Photografien
wurden entweder konventionell oder computerunterstützt
unter Verwendung einer Kaf 1400 CCD Kamera
(Photometric) und dem Adobe Photoshop 3.0
Bildentwicklungsprogramm hergestellt.
Für die RNA in situ Hybridisierung wurden die
Gefrierschnitte fixiert und extrahiert, wie von Oft, et
al., 1993, beschrieben. Dazu wurden die Schnitte in
4% Paraformaldehyd in PBS fixiert, zweimal in PBS
gewaschen, 2 h lang vorhybridisiert und über Nacht mit
der jeweiligen S³⁵-markierten Ribosonde bei 52°C in
50% Formamid, 0.6 M NaCl hybridisiert. Nach dem Waschen
unter stringenten Bedingungen (Tm -20°C) wurden die
Schnitte in Kodak NTB Flüssigemulsion getaucht und
2 Wochen lang belichtet. Die Objektträger mit den
Schnitten wurden mit Hämatoxylin/Eosin gegengefärbt und
in Licht- und Dunkelfeldbeleuchtung unter Verwendung
eines Zeiss Axiophot Mikroskops analysiert.
Zur Herstellung der S³⁵-markierten Ribosonden wurden
die hTGFβ1-cDNA (R) und die cDNA für
Neomycinphosphotransferase, herausgeschnitten aus einem
geeigneten (Redmond, et al., 1988) retroviralen Vektor,
in die T3-T₇ Expressionsplasmide (Bluescript II KS
Stratagene) kloniert und in vitro, in Gegenwart von
S³⁵-UTP für die Antisenseribosonde und für die Sense-
Kontrollsonde, transkribiert.
Die in den Kollagengelen gewachsenen Zellen wurden
10 min in 3% Paraformaldehyd in 0.2 M HEPES pH 7.3 bei
Raumtemperatur vorfixiert. Die Zellen wurden in
8% Paraformaldehyd in 0.2 M HEPES pH 7.3 30-60 min lang
auf Eis weiter fixiert. Für die Immunzytochemie wurden
die Proben in Ethanol bei zunehmend niedrigeren
Temperaturen entwässert, in Lowicryl HM20 oder K4M
eingebettet und bei -35°C mittels UV-Licht
polymerisiert (Schwarz, et al., 1993). Für die
Ultrastrukturuntersuchungen wurden die Zellen mit
1% Osmiumtetraoyxd in PBS pH 7.2 1 h lang auf Eis
nachfixiert, mit 1% wässerigem Uranylacetat 1 h lang
gefärbt, in Ethanol bei Raumtemperatur entwässert und
schließlich in Epon eingebettet. Für die
Immunzytochemie wurden ultradünne Schnitte auf
Deckgläsern aufgeklebt (Schwarz, 1994). Nach der
Blockierung unspezifischer Antikörper-Bindungsstellen
mit 0.5% Rinderserumalbumin und 0.2% Gelatine in PBS
wurden die Schnitte mit Kaninchen-anti-Catenin-
Antikörpern und anschließend mit Cy3-markiertem Ziegen
anti-Kaninchen IgG inkubiert. Die markierten Schnitte
wurden mit 4′,6-Diamino-2-phenylindol (DAPI) gefärbt,
um die Kerne im Immunfluoreszenzmikroskop sichtbar zu
machen.
Gesamt-DNA von Zellen oder Tumormaterial wurde unter
Verwendung von Standardmethoden (Maniatis, et al.,
1982) isoliert und verarbeitet. DNA, extrahiert aus
Zellen vor der Injektion, aus frisch
herausgeschnittenem Tumorgewebe (Tag 15 nach der
Injektion) und aus Tumorgewebe, das in vitro in
Gegenwart von G418 5 Tage lang rekultiviert worden war,
wurde mit dem Restriktionsenzym EcoRI (das den
retroviralen Vektor nur einmal schneidet) verdaut, auf
eine Gene Screen Membran geblottet und mit den cDNAs,
kodierend entweder für das Neomycin-Phosphotransferase-
oder für das v-Ha-ras-Gen, hybridisiert.
Die Northern Blot Analyse wurde durchgeführt, wie von
Chomczyhski und Sacchi, 1987; sowie von Reichmann, et
al., 1992, beschrieben. Gesamt-RNA (10 µg pro Spur)
wurde auf denaturierenden, Formaldehyd enthaltenden
Gelen gelaufen, auf Gene Screen Membranen geblottet und
mit der gesamten kodierenden Region von hTGFβ1-cDNA
(R), die genug Homologie mit mTGFβ1, 2 und 3 aufweist,
um alle drei Maus-TGFβ-Isoformen zu erkennen,
hybridisiert.
Gesamt-RNA aus Zellen, gezüchtet auf Plastik, in
Kollagengelen oder aus Tumoren, wurde isoliert und für
die halbquantitative PCR verarbeitet. Ein TGFβ1-
spezifisches Fragment wurde mittels RT-PCR unter
halbquantitativen Bedingungen, unter Verwendung von
-Actin-Primern als interne Kontrolle, amplifiziert, wie
von Leonard, et al., 1993, beschrieben. Dazu wurde die
DNA bei 94°C 1 min lang denaturiert, die Primer wurden
bei 65°C 1 min lang annealt, und die
Polymerasereaktionen wurden bei 72°C 1 min lang
fortgesetzt. Die Amplifizierung wurde während 20 und
30 Zyklen fortgesetzt. Es wurden die TGFβ1-spezifischen
Primer TGGACCGCAA CAACGCCATC TATGAGAAAA CC (aufwärts)
und TGGAGCTGAA GCAATAGTTG GTATCCAGGG CT (abwärts)
(Clontech Inc.) verwendet. Die Ergebnisse der PCR
wurden auf einem Image Quant Phospho-Imager quantitativ
ausgewertet. Die Werte wurden auf das Kontrollprodukt
(-Actin) normalisiert und anschließend in Relation zu
dem Wert aus Kontroll-3T3-Fibroblasten gebracht.
Um die TGFβ-Konzentrationen mittels ELISA-Assay zu
bestimmen, wurden EpH4-, polarisierte EpRas- und
fibroblastoide EpRas-Zellen, isoliert aus Tumoren oder
in vitro mit TGFβ konvertiert, fünfmal mit PBS
gewaschen, um exogenen TGFβ zu entfernen, und
anschließend 48 h lang in serumfreiem DMEM gezüchtet.
Danach wurden die Zellkulturüberstände gesammelt und
die TGFβ1-Konzentrationen mittels eines kommerziell
erhältlichen ELISA-Kit (Promega; G1230) nach Vorschrift
des Herstellers bestimmt.
Um TGFβ1 in den Gewebekulturüberständen zu bestimmen,
wurden 2 ml serumfreie Zellüberstände mittels
Ultrafiltration (Centricon 10, Amicon) auf ein
Endvolumen von 0.1 ml konzentriert. Die konzentrierten
Überstände wurden mit 5fach konzentriertem SDS-PAGE
Probenpuffer (ohne Mercaptoethanol) gemischt und
mittels SDS-PAGE unter nicht reduzierenden Bedingungen
analysiert. Gleiche Proteinaliquots (50 µg) wurden
einer SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese unterworfen;
die Immunoblot-Analyse wurde durchgeführt, wie von
Hayman, et al., 1993, beschrieben.
Dieser Assay wurde durchgeführt, wie von Behrens, et
al., 1993, beschrieben. Um invasive Donor-Zellen
eindeutig von Hühnerherzzellen unterscheiden zu können,
wurden die Testzellen vor der Untersuchung mit einem
Vitalfluoreszenzfarbstoff beladen. Dazu wurden die
Zellen 1 h lang in einer Glukose enthaltenen Hanks-
Salzlösung, enthaltend 10 mM 5,6-Carboxy-2′,7′-
dichlorfluoreszeindiacetat-succinimidylester (Molecular
Probes) und 0.2 × 10-6 M Pluronic F127, inkubiert.
Damit wird der Fluoreszenzfarbstoff kovalent an
intrazelluläre Proteine gebunden, ohne die
Lebensfähigkeit oder das Verhalten der Zellen, bestimmt
mittels verschiedener Differenzierungs- und
Proliferationsassays, zu beeinträchtigen. Die
markierten Zellen wurden 24 h lang bei hoher Dichte
gezüchtet, von der Plastikschale geschabt und mit
vorkultivierten Herzfragmenten von 9 Tage alten
Hühnerembryos auf der Oberfläche einer Weichagerschicht
in Berührung gebracht. Nach 7 Tagen in Kultur wurden
die Fragmente mit den anhaftenden Zellen gesammelt, in
flüssigem Stickstoff blitzgefroren, Gefrierschnitte
angefertigt, in Methanol/Aceton fixiert und die
fluoreszierenden Zellen mittels
Epifluoreszenzmikroskopie (Axiophot, Zeiss) bestimmt.
Um Ras-transformierte Brustepithelzellen sehr früh in
der Tumorentwicklung aktiviertem TGFβ1 auszusetzen,
wurden TGFβ1-beladene Slow Release Elvax Pellets und
entweder EpRas-Epithelzellen oder normale EpH4H-Zellen
subkutan in Mäuse koinjiziert. Für Kontrollzwecke
wurden Pellets, die nur mit BSA beladen waren,
koinjiziert. Die Pellets wurden jeweils nach Vorschrift
des Herstellers hergestellt und beladen.
Die durchgeführten Versuche wurden durch die
Beobachtung angeregt, daß Ras-transformierte Maus-
Brustepithelzellen (EpRas-Zellen) zwei gänzlich
verschiedene Zellphänotypen zeigen. Wenn sie auf
Plastiksubstraten gezüchtet werden, wachsen diese
Zellen als geordnete, Kuppen bildende Monolayers
(Hemizysten), was auf einen polarisierten epithelialen
Phänotyp hinweist (Fig. 1A, B). Nach Injektion in Mäuse
bildeten jedoch diese gleichen polarisierten Zellen
Tumoren, die aus depolarisierten spindelförmigen Zellen
mit der Fähigkeit zu invasivem Wachstum bestanden
(Fig. 1A, C). Um weitere Erkenntnisse über die
Mechanismen zu erhalten, die dieser phänotypischen
Plastizität zugrunde liegen, wurde durch eine
Kombination von in vivo und in vitro experimentellen
Ansätzen die beobachtete Zellkonversion detailliert
untersucht. Dafür wurde der Zellklon EpH4 verwendet,
der abgeleitet ist von einer gut charakterisierten
Maus-Brustepithelzellinie (Reichmann, et al., 1989;
Reichmann, et al., 1992; Strange, et al., 1991). Diese
Zellen zeigen einen stabilen polarisierten epithelialen
Phänotyp (Reichmann, et al., 1994).
Bei Verwendung geeigneter retroviraler Vektoren wurden
durch stabile Expression des v-Ha-Ras-Onkogens
tumorigene Subklone von EpH4 gebildet. Nachdem die
Expression von v-Ha-Ras mittels Western Blot-Analyse
bestätigt worden war, wurden Zellen von sieben Klonen
(bezeichnet als EpRas-Klone) subkutan oder direkt in
die Brustdrüsen von Balb/c-Mäusen injiziert. Es
bildeten sich regelmäßig Tumoren, die 5-7 Tage nach der
Injektion der Zellen tastbar waren.
Der Phänotyp dieser konvertierten Tumorzellen wurde mit
dem der ursprünglichen differenzierten Klone
verglichen: vor der Injektion zeigten alle sieben
EpRas-Klone den erwarteten polarisierten Phänotyp
(Fig. 1B und Tabelle 1). Im Gegensatz dazu wurden bei
Herausschneiden von Zellen aus den Tumoren und
Rekultivierung in Gegenwart von G418 nur konvertierte,
fibroblastoide Zellen erhalten (Fig. 1C, Tabelle 1).
Obwohl sie bis zu einem gewissen Grad nach wie vor
Zytokeratine exprimierten, hatten diese Zellen viele
ihrer epithelialen Eigenschaften verloren und die
Expression fibroblastischer Marker erworben (Fig. 1C,
Tabelle 1). Um nachzuweisen daß die Tumorzellen von den
ursprünglich injizierten EpH4 Donor-Zellen abstammten,
sowie um zu zeigen, daß kein Rearrangement oder keine
Reintegration des Ras enthaltenden Retrovirus während
der Tumorigenese und anschließenden in vitro Kultur
stattgefunden hatte, wurde das Integrationsmuster des
retroviralen Konstrukts mittels Southern Blot-Analyse
bestimmt. Dazu wurden EpRas Zellen vor der Injektion,
Zellen aus einem 15-Tage-Tumor und re-isolierte Zellen
aus einem 30-Tage-Tumor analysiert. Bei Verwendung von
Sonden mit Spezifität für das Neomycinresistenz-Gen
oder das ras-Gen wurden in allen drei Zelltypen
identische Integrationsmuster erhalten (Fig. 1D).
Die Konversion von EpRas-Zellen in fibroblastoide
Zellen während der Tumorbildung in Mäusen ist in Fig. 1
dargestellt.
Fig. 1A zeigt das Prinzip der Strategie, die verwendet
wurde, um EFC von Ras-Zellen (es wurden 7 verschiedene
v-Ha-Ras exprimierende Zellklone verwendet) in vivo zu
studieren.
Fig. 1B: Vor der Injektion zeigen Zellen des Klons Ep5
auf Plastik Kuppenbildung und färben sowohl auf
E-Cadherin (FITC, grüne Fluoreszenz, in der Schwarz-
Weißabbildung dunkel erscheinend), als auch auf
Zytokeratine (Texas-Red, rote Fluoreszenz). Zu beachten
ist die gemeinsame Färbung beider Proteine an der
Zellperipherie (gelbe Färbung).
Fig. 1C: Eps-Zellen, isoliert aus einem Tumor 28 Tage
nach der Zellinjektion. Diese Zellen zeigen ein
fibroblastoides Erscheinungsbild und exprimieren
Zytokeratine, aber kein E-Cadherin.
Fig. 1D: Southern Blot Analyse. Der EpRas-Klon (Ep5),
vor der Injektion (Ep5, plastic), aus dem Tumor
entnommen (Ep5, tumor), aus dem Tumor entnommen und
5 Tage lang in G418 rekultiviert (Ep5, ex tumor), zeigt
das selbe retrovirale Integrationsmuster (nachgewiesen
mit einer Neomycin-Phosphotranspherase (NPT)-Sonde).
Als nächstes wurde untersucht, in welchem Stadium der
Tumorentwicklung, wenn überhaupt, die subkutan
injizierten epithelialen EpRas-Zellen eine
EF-Konversion durchmachen. Drei Tage nach der Injektion
bildeten die EpRas-Zellen deutlich begrenzte Knötchen,
in denen die Zellen charakteristische Zytokeratine,
aber kein Vimentin exprimierten (Fig. 2A). Diese
epithelialen Zellknoten waren bereits von Stromazellen
eingekapselt (Fig. 2A). Zellen die aus diesen
Mikrotumoren auf Plastik und in Gegenwart von G418
herauswuchsen, zeigten noch immer epitheliale
Eigenschaften. Sieben Tage nach der Injektion wurde
beobachtet, daß sich am Rand des Tumors der feste
Zellverband der Ep-Ras Zellen aufzulösen begann und die
Epithelzellen sich an der Peripherie der Mikrotumoren
mit Vimentin-positiven Stromazellen vermischten (durch
Einwanderung der Stromazellen oder Auswanderung der
Donorzellen). Zu diesem Zeitpunkt zeigten die
Donorzellen immer noch epitheliale Eigenschaften,
sowohl im Tumor als auch nach Isolierung und in vitro
Kultivierung in G418.
15 Tage nach der Injektion konnten drei verschiedene
Zelltypen unterschieden werden (Fig. 2C): ca. 20% der
Tumorzellen stellten grün gefärbte Vimentin-positive
stromale Zellen dar. Weitere 20% exprimierten nur
Zytokeratine, was auf EpRas-Zellen hinweist, die den
epithelialen Phänotyp beibehalten haben. Der
überwiegende Anteil (50-60%) der Tumormasse bestand
jedoch aus Zellen, die Zytokeratin und Vimentin co
exprimierten. Diese Zellen stellen höchstwahrscheinlich
konvertierte oder konvertierende EpRas-Zellen dar.
Sowohl die epithelialen als auch die konvertierten
fibroblastoiden Zellen wurden auch nach G418-Selektion
erhalten. Schließlich konnte in fünf Wochen alten, voll
entwickelten Tumoren der epitheliale Anteil nicht mehr
nachgewiesen werden, weder in situ, noch auf Plastik.
Im Gegensatz dazu bildeten parentale EpH4-Zellen nie
Tumoren. Wenn sie subkutan injiziert wurden,
entwickelten sich die EpH4-Zellen zu Schichten
epithelialer Zellen, die manchmal Lumina bildeten und
Zytokeratine, aber kein Vimentin exprimierten
(Fig. 2D). Nach längerer Zeit nekrotisierten diese
Zellen und wurden vom umliegenden Stroma resorbiert.
Um die ursprünglich injizieren Donor-Zellen in den drei
verschiedenen Tumorstadien eindeutig zu identifizieren,
wurde eine in situ Hybridisierung an das
Neomycinresistenz-Gen durchgeführt. Diese Versuche
ergaben, daß alle Zytokeratin exprimierenden Zellen von
Donor-Zellen abstammten. Die Häufigkeit von Donor-
Zellen relativ zu den Stroma-Zellen der Empfängertiere
nahm mit der Tumorgröße zu und war in voll entwickelten
Tumoren am höchsten (Fig. 2E, F, G, H).
Insgesamt zeigen diese Daten, daß sowohl die Ras
exprimierenden Zellen als auch die epithelialen
Kontrollzellen in vivo anfänglich einen epithelialen
Phänotyp aufweisen. Mit fortschreitender Entwicklung
der Ras-Zelltumoren erwerben die Ras-transformierten
Zellen progressiv fibroblastoide Eigenschaften. Im
Gegensatz dazu behalten die nicht-tumorigenen
parentalen Zellen ihre epithelialen Eigenschaften
stabil bei, bis sie absterben.
Fig. 2 zeigt den zeitlichen Verlauf der epithelial/
mesenchymalen Konversion (EFC) während der
Tumorentwicklung und demonstriert das Schicksal von
Donor- und Empfängerzellen während dieses Vorgangs.
Es werden verschieden behandelte Gefrierschnitte von
EpRas-Tumoren (Klon Ep2) gezeigt, die am Tag 3
(Fig. 2A, E) , am Tag 7 (Fig. 2B, F), am Tag 15
(Fig. 2C, G) und am Tag 28 (Fig. 2H) nach der Injektion
angefertigt wurden. Die Zellstrukturen, die von nicht
tumorigenen EpH4-Zellen 15 Tage nach der Injektion
gebildet werden, sind in Fig. 2D dargestellt. Die
Schnitte wurden mittels Immunfluoreszenz (Fig. 2A-D)
und in situ Hybridisierung (Fig. 2E-H) untersucht. Die
Schnitte wurden mit Antikörpern gegen ein 46 kDa
Zytokeratin (Texas-Red, rote Fluoreszenz) und Vimentin
(FITC, grüne Fluoreszenz) doppelgefärbt. Es war zu
beobachten, daß in 3-Tage-Tumoren die injizierten
epithelialen Zellen (rotgefärbt) und die mesenchymalen
Zellen des Wirts (grüngefärbt) deutlich getrennt sind.
In 15-Tage-Tumoren werden große Mengen von
Zytokeratin/Vimentin-doppeltpositiven Zellen sichtbar
(gelbgefärbte Zellen). Diese Zellen haben EFC
durchgemacht. RNA-in situ Hybridisierung unter
Verwendung einer Neomycin-Phosphotransferase-Sonde
bestätigt den Donor-Ursprung der Tumorzellen und zeigt
die zunehmende Dichte der Tumorzellen nach EFC
(Fig. 2E-H).
Um den Mechanismus zu identifizieren, der der EF-
Konversion zugrunde liegt, wurde ein experimentelles
System eingesetzt, mit dem EF-Konversion in vitro unter
definierten und physiologisch relevanten Bedingungen
induziert werden kann. Zu diesem Zweck wurden normale
EpH4-Zellen oder Ras-transformierten Subklone dieser
Zellen (Ep-Ras Klone) in rekonstituierten Kollagen Typ I
Gelen gezüchtet, unter Verwendung von serumfreiem
Medium. Diese Bedingungen erlaubten es, definierte
Polypeptid-Wachstumsfaktoren und Hormone einzusetzen,
von denen bekannt ist, daß sie an der Modulation des
epithelialen Phänotyps beteiligt sind. In solchen Gelen
entwickelten sich normale EpH4-Zellen zu organähnlichen
Drüsenkanälen (Tubuli) die häufig in keulenförmigen,
hohlen Anschwellungen endeten. Diese Strukturen sahen
den Endknospen (end buds) der sich entwickelnden
Brustdrüse sehr ähnlich, welche von primären
Brustepithelzellen sowohl in Kollagengelen als auch in
vivo gebildet werden (Fig. 3A). Diese Strukturen
konnten bei Zusatz von lactogenen Hormonen effizient
zur Produktion von Milchproteinen induziert werden.
Wenn diese Zellen aus dem Gel isoliert wurden und auf
Gewebekultur-Plastik gezüchtet wurden, bildeten sie die
erwarteten regelmäßigen epithelialen Monolayer, welche
deutlich erkennbare Kuppen (domes) bildeten, ein
Zeichen dafür, daß diese Zellen effizient polarisieren
können (Fig. 3, rechte Tafel).
Überraschenderweise zeigten auch die EpRas-Klone in
diesen serumfreien Kollagengelen beträchtliche
Lumenbildung. Die Lumina waren bereits 2-3 Tage nach
dem Aussäen sichtbar. Im Anschluß daran entwickelten
mehr als 95% dieser Strukturen relativ große zystische
Hohlräume (Fig. 3B, linke und mittlere Tafel) welche
den Alveoli der voll entwickelten, Milch produzierenden
Brustdrüse ähnlich sahen. Auf Plastik bildeten diese
Zellen wiederum regelmäßige epitheliale Monolayer mit
Kuppen (domes) aus, zeigten somit die gleichen
epithelialen Eigenschaften, wie die nicht-tumorigenen
Ausgangszellen (Fig. 3B, rechte Tafel).
Die gleichen EpRas-Zellen verhielten sich jedoch völlig
anders, wenn sie in 10% fötalem Kälberserum (FCS)
kultiviert wurden. Unter diesen Bedingungen bildeten
sie längliche, vielzellige und invasiv wachsende
Zellstränge aus, die nie Lumenbildung zeigten. Diese
Stränge bestanden aus nicht-polarisierten Zellen, die
viele epitheliale Eigenschaften verloren hatten
(Fig. 3C und Fig. 4) und die sich auffallend ähnlich
verhielten wie die ex vivo fibroblastoiden Tumorzellen.
Diese Befunde deuteten daraufhin, daß ein im FCS
enthaltener Faktor, Kooperation mit dem aktivierten
Ha-Ras-Onkoprotein, die Konversion der epithelialen
EpRas Zellen zu fibrobalstoiden Zellen bewirkt.
Um diese(n) Faktor(en) zu identifizieren, wurde eine
Anzahl von Wachstumsfaktoren (TGFβ, Heregulin, Scatter-
Faktor/heptocyte growth factor, saurer und basischer
FGF, PDGF und TGFβ1) den in Kollagengelen gezüchteten
Ras-transformierten Zellen zugesetzt.
Überraschenderweise war TGFβ1 der einzige Faktor, der
auffallende und lang anhaltende Wirkungen auf EpRas-
Zellen zeigte. Bei Zugabe von TGFβ1 wuchsen diese Zellen
zu länglichen, sich verzweigenden Zellsträngen aus,
ähnlich denen, wie sie durch FCS induziert wurden. Auf
Gewebekultur-Plastik zeigten diese Zellen einen
deutlichen, fibroblastoiden Phänotyp (Fig. 3D). In
EpH4 -Kontroll-Zellen und anderen nicht-tumorigenen
Brustepithel-Zellklonen war TGFβ1 im Gegensatz dazu
nicht in der Lage, EF-Konversion zu induzieren.
Um zu untersuchen, ob die Aktivität im Serum, welche
EF-Konversion fördert, tatsächlich TGFβ1 darstellt,
wurden Kulturen, die 5% FCS enthielten, mit TGFβ1
neutralisierenden Antikörpern inkubiert. Unter diesen
Bedingungen bildeten EpRas-Zellen wiederum zystische
Hohlräume aus, sehr ähnlich denen, die in Fig. 3B
dargestellt sind. Damit wurde die in FCS vorhandene
zellkonvertierende Aktivität als TGFβ1 identifiziert und
gezeigt, daß TGFβ1 die einzige oder zumindestens
vorherrschende Aktivität im FCS darstellt, die EF-
Konversion auslösen kann.
Weitere ultrastruktur- und immunhistochemische Analysen
ergaben, daß die meisten zystischen Strukturen aus
einem Monolayer polarisierter Zellen bestanden
(Fig. 4A). Diese Zellen bildeten reichlich Microvilli
an ihrer apikalen (dem Lumen zugekehrten) Domäne, was
auf eine polarisierte Organisation der Zellen hinweist
(Fig. 4A). Außerdem konnten verschiedene Arten von
epithelzell-typischen Zell-Zellkontaktstrukturen, d. h.
tight junctions, charakterisiert durch das Protein
ZO-1, Desmosomen (Fig. 4A) und das für sog. "adherens
junctions typische Zelladhäsionsmolekül E-Cadherin
(Fig. 4B) an ihren typischen lateralen oder
basolateralen Positionen nachgewiesen werden. Ähnlich
zeigte das mit E-Cadherin assoziierte Protein β-Catenin
in den meisten Zellen eine basolaterale Lokalisierung
(Fig. 4C).
Im Gegensatz dazu bestanden die strang-ähnlichen
Zellstrukturen, die durch TGFβ1 induziert wurden, aus
lose aneinander haftendenden spindelförmigen Zellen
(Fig. 4D, Einsatzbild). Keine der erwähnten
epithelialen Markerproteine und ultrastrukturell
erkennbaren Kontaktstrukturen konnte nachgewiesen
werden (Fig. 4D und Tabelle 1), mit der Ausnahme einer
niedrigen, nicht-polarisierten Expression von
E-Cadherin (Fig. 4E). Die Expression von β-Catenin war
stark reduziert und hauptsächlich im Zytoplasma
lokalisiert (Fig. 4F). Außerdem exprimierten diese
Zellen die erwarteten mesenchymalen Marker (Tabelle 1).
Diese Ergebnisse zeigen, daß Ras-transformierte Maus-
Brustepithelzellen eine außerordentliche Plastizität im
Phänotyp zeigen, die von epithel polarisierten, in
geordneten Epithelien organisierten Zellen bis zu
fibroblastoiden, migratorischen und invasiv wachsenden
Zellen reicht.
Fig. 3 zeigt die Zerstörung von Lumenbildung und
epithelialer Polarität durch Serum und TGFβ1.
Nicht-tumorigene EpH4-Zellen (Fig. 3A) oder tumorigene
EpRas-Zellen (Klon Ep5, Fig. 3B-D) wurden in Kollagen
Typ I Matrices gezüchtet. Die makroskopisch sichtbaren
Strukturen wurden 8 Tage nach dem Ausplattieren bei
geringen und hohen Vergrößerungen fotografiert (linke
und mittlere Tafel). Aus den Gelen isolierte und auf
Gewebekulturplastik gezüchtete Zellen sind in den
rechten Tafeln abgebildet.
Fig. 3A: Ep4H-Zellen bilden in serumfreien
Kollagengelen Kanäle und "end-bud" ähnliche
Anschwellungen aus. Auf Plastik bildeten diese Zellen
einen regelmäßigen epithelialen Monolayer und Kuppen
(Hemicysts, domes).
Fig. 3B: In serumfreien Kollagengelen werden von EpRas-
Zellen weite Kanäle und Alveoli-ähnliche Zysten
gebildet.
Fig. 3C: Zugabe von 10% FCS veranlaßt die Zellen zur
Bildung invasiv wachsender unregelmäßiger Zellstränge
ohne Lumen. Auf Plastik sind diese Zellen
fibroblastenähnlich und spindelförmig.
Fig. 3D: TGFβ1 allein (5 ng/ml) veranlaßt EpRas-Zellen
dazu, zu invasiven Zellsträngen, ähnlich den durch FCS
induzierten, auszuwachsen.
Fig. 4 zeigt den Zusammenbruch der epithelialen
Zellpolarität in Ras-transformierten Brustepithelzellen
nach Inkubation mit TGFβ1.
Alveolen-ähnliche Zysten, gebildet von EpRas-Zellen
(Klon Ep6) in serumfreien Kollagengelen (Fig. 4A-C),
und ungeordnete Zellstränge, gebildet von den gleichen
Zellen nach TGFβ1-Behandlung (Fig. 4D-F), wurden
hinsichtlich ihrer epithelialen Organisation und
Ausbildung von Zellpolarität analysiert. Schnitte durch
einzelne Strukturen wurden bei hohen oder niedrigen
(Einsatzabbildungen) Vergößerungen fotografiert.
Fig. 4A: Transmissions-Elektronenmikroskopie zeigte,
daß die in Abwesenheit von TGFβ1 erhaltenen Zysten aus
einem Monolayer von morphologisch polarisierten Zellen
bestehen, die Mikrovilli ausschließlich an ihrer
apikalen, in Richtung Lumen gerichteten Domäne
aufweisen (Fig. 4D). Das Einsatzbild zeigt eine solche
einschichtige Zyste bei niedriger Vergrößerung. Im
Gegensatz dazu bestehen die in Gegenwart von TGFβ1
induzierten Zellstränge aus lose aneinander haftenden
Zellen ohne Mikrovilli, Desmosomen oder tight
junctions.
Fig. 4B, E: Gefrierschnitte durch eine alveoläre Zyste,
die mit einem Antikörper gegen das Zelladhäsionsmolekül
E-Cadherin immungefärbt waren, zeigten auf den meisten
Zellen eine klar basolaterale Lokalisation des E-
Cadherins. In den TGFβ1-induzierten Zellsträngen ist
E-Cadherin in seiner Expression vermindert und auf der
gesamten Oberfläche der fibroblastoiden Zellen
exprimiert.
Fig. 4C, F: Gezeigt werden mit einem anti-β-Catenin-
Antikörper immungefärbte Lowicryl-Schnitte durch
Strukturen, ähnlich den in Fig. 4B und E dargestellten.
Zu beachten ist die basolaterale Expression von
β-Catenin in den meisten Zellen der Zyste (Fig. 4C) und
die deutlich verringerte β-Catenin-Expression, welches
jetzt vorwiegend im Zytoplasma lokalisiert ist
(Fig. 4F).
EpRas-Zellen, die EFC durchgemacht hatten, zeigten in
Kollagen-Gelen Anzeichen von invasivem Verhalten. Um
einen definitiven Beweis für diese invasive Eigenschaft
zu erhalten, wurden die Vorteile des Hühnerembryoherz-
Invasionsassays ausgenutzt, dessen Relevanz für die in
vivo Metastasierung bereits ausführlich dokumentiert
ist (Mareel, et al., 1979; Mareel, 1983). In diesem
Assay wurde das Einwandern von Zellen in
Embryoherzfragmente untersucht (Fig. 5A). Um die
eindringenden Zellen deutlich zu identifizieren, wurden
sie mit einem Fluoreszenzfarbstoff (Carboxy-dichloro
fluorescein-diacetat) markiert. Parentale EpH4-Zellen
wanderten während der Inkubationszeit von sieben Tagen
nicht in das Hühnerherzgewebe ein (Fig. 5A, B). Bei
drei verschiedenen, vollpolarisierten Ep-Ras-Klonen war
nur ein verschwindend geringer Anteil der Zellen in der
Lage in das Herzgewebe einzuwandern (Fig. 5C). Die
wenigen eingewanderten Zellen färbten sich stark mit
einem Vimentin-Antikörper an, nicht dagegen mit einem
anti-E-Cadherin Antikörper. Dies bestätigt ihre
Konversion zu einem fibroblastoiden Phänotyp, was nicht
verwunderlich ist, da die Ko-Kulturen Serum enthielten.
Im Gegensatz zu den epithelialen Zellen wanderten die
fibroblastoiden Zellen, die aus Tumoren gewonnen worden
waren ("ex-Tu cells"), oder Zellen, die durch Anwendung
von TGFβ1 in vitro zur EFC induziert worden waren, in
großen Zahlen und relativ schnell in das
Herzmuskelgewebe ein. (Fig. 5D). Diese Ergebnisse
zeigen, daß EpRas-Zellen nach Durchlaufen des EFC
hochinvasiv sind, während nichtkonvertierte epitheliale
Zellen nur geringe Invasivität zeigen.
Fig. 5 zeigt die hohe Invasivität von fibroblastoiden
EpRas-Zellen im Hühnerembryoherz-Invasionsassay.
In vivo fluoreszenzmarkierte Zellen wurden, um ihre
Invasivität zu testen, mit Hühnerembryoherzfragmenten
kokultiviert und Schnitte durch die Fragmente 7 Tage
später histologisch untersucht. Die nicht-tumorigenen,
epithelialen Ausgangszellen (EpH4-Zellen) wanderten
nicht in die Herzfragmente ein (Fig. 5A, B), und nicht
konvertierte epitheliale EpRas-Zellen zeigten nur
geringfügige Invasivität (Fig. 5C). Im Gegensatz dazu
waren die konvertierten, fibroblastoiden Zellen, die
nach TGFβ1-Behandlung erhalten wurden, in der Lage,
effizient in die Herzfragmente einzuwandern (Fig. 5D).
Nachdem gezeigt worden war, daß TGFβ1 Ras-tranformierte
epitheliale Zellen in fibroblastoide umwandelt, erhob
sich die Frage, ob TGFβ1 auch an der Aufrechterhaltung
dieses Phänotyps beteiligt ist. Eine mögliche Erklärung
für die relative Stabilität des fibroblastoiden
Phänotyps (z. B. in Kulturen auf Plastik) war die
autokrine Produktion von größeren Mengen an TGFβ1 durch
die konvertierten Zellen selbst. Um diese Frage zu
klären, wurden fibroblastoide EpRas-Zellen in extrem
geringer Konzentration in 1% FCS (um die TGFβ1-
Konzentration im Medium möglichst gering zu halten)
kultiviert. Unter diesen Bedingungen wachsen
Einzelzellen zu klar räumlich getrennten Klonen aus.
Wie in den Fig. 6A und B gezeigt wird, wiesen die
bald nach dem Ausplattieren erhaltenen, zunächst aus
wenigen Zellen bestehenden Klone zunächst eine
fibroblastoide Morphologie auf. Mit zunehmender Größe
der Zellklone wandelten sich die Zellen in der
überwiegenden Mehrzahl der Klone allmählich zu Zellen
mit einem epithelialen Phänotyp um (Fig. 6A bis D).
Diese Reversion war 10 Tage nach dem Ausplattieren im
wesentlichen vollständig (Fig. 6D).
Um die Wirkungen von autokrin produziertem TGFβ1
vollständig zu unterbinden und damit definitiv
nachzuweisen, daß TGFβ1 für die Aufrechterhaltung der EF
Konversion wirklich notwendig ist, wurden aus einem
Tumor isolierte fibroblastoide Zellen (ex-tumor cells)
in Gegenwart oder Abwesenheit von TGFβ1
neutralisierenden Antikörpern in Kollagengelen
gezüchtet. In Abwesenheit der Antikörper bildeten die
fibroblastoiden Tumorzellen die erwarteten dünnen,
invasiv wachsenden Zellstränge aus (Fig. 6E). Die
gleichen Zellen wuchsen jedoch nicht mehr invasiv und
entwickelten sich zu zystischen, aus einem epithelialen
Monolayer bestehenden Strukturen, wenn sie acht Tage
lang mit den neutralisierenden Antikörpern behandelt
wurden (Fig. 6F).
Schließlich wurden die Mengen der in den Zellen
exprimierer TGFβ1-mRNA und des ins Kulturmedium
freigesetzten TGFβ1-Proteins bestimmt. Drei verschiedene
EpRas-Klone sowie der parentale EpH4-Klon wurden fünf
Tage lang in Kollagengelen gezüchtet. Wenn sie mit
5 ng/ml TGFβ1 behandelt wurden, machten die EpRas-Klone
EFC durch, während die gleich behandelten, nicht
transformierten EpH4-Zellen ihren epithelialen Phänotyp
beibehielten. Die Analyse dieser Zellen mittels
halbquantitativer PCR (Fig. 7A) oder mittels Immunoblot
(Fig. 7B) zeigte, daß die durch TGFβ1 induzierten
fibroblastoiden Zellen Mengen an TGFβ1-mRNA
produzierten, die mit denjenigen von Kontroll-
Fibroblasten vergleichbar waren (Fig. 7A). Dies traf
auch für EpRas-Zellen zu, die sich in Tumoren zu
fibroblastoiden Zellen umgewandelt hatten. Im Gegensatz
dazu produzierten parentale EpH4-Zellen und epitheliale
EpRas-Zellen keine oder nur geringe Mengen an TGFβ1-mRNA
(Fig. 7A). Auf Proteinebene wurden im wesentlichen
dieselben Ergebnisse erhalten, wenn serumfreie
Kulturüberstände mittels ELISA und Westernblot
analysiert wurden (Fig. 7B).
Fig. 6 zeigt, daß TGFβ1 den fibroblastoiden Phänotyp
konvertierter EpRas-Zellen über eine autokrine Schleife
(autocrine loop) aufrechthält.
Fig. 6A-D: Klone aus fibroblastoiden, aus einem Tumor
isolierten Zellen (ex-Tumorzellen) wandeln sich
allmählich in aus epithelialen Zellen bestehende Klone
um. Zur Erzeugung der Klone wurden 500 Zellen pro
100 mm Schale in Medium, enthaltend 1% FCS, ausgesät.
Das Medium wurde täglich gewechselt, um eventuelle
autokrine Faktoren zu verdünnen. Der gleiche, typische
Zellklon wurde am Tag 1 (A), Tag 3 (B), Tag 5 (C) und
Tag 10 (D) nach dem Ausplattieren fotografiert. Die
allmähliche Umwandlung der fibroblastoiden Zellen zu
Zellen mit einer epithelialen Morphologie ist deutlich
sichtbar.
Fig. 6E, F: Fibroblastoide, aus einem Tumor isolierte
EpRas-Zellen wurden 5 Tage lang in G418 selektioniert
(um vom Empfängertier stammende Zellen zu entfernen)
und anschließend in serumfreie Kollagengele ausgesät.
Dies wurde entweder in Abwesenheit (E) oder in
Gegenwart (F) von TGFβ1 neutralisierenden Antikörpern
durchgeführt. Man sieht, daß die Tumorzellen sich in
Gegenwart eines TGFβ1 neutralisierenden Antikörpers zu
lumenförmigen Strukturen entwickeln, während sie in
Abwesenheit des Antikörpers die erwarteten ungeordneten
Zellstränge ausbilden.
Aus Fig. 7 ist ersichtlich, daß konvertierte EpRas-
Zellen hohe Konzentrationen an TGFβ1 produzieren.
Fig. 7A: RNA aus nicht-konvertierten(epithelialen) und
konvertierten (fibroblastoiden) EpRas-Zellen (Klon Ep5)
ebenso wie aus nicht-tumorigene EpH4-Zellen und NIH-
3T3-Fibroblasten (ATCC CRL 1658) wurde zur
halbquantitativen PCR-Analyse eingesetzt. Zu beachten
ist der signifikante Anstieg in TGFβ1-mRNA in den
fibroblastoiden Zellen. Die TGFβ1-Expression ist in %
der mit NIH-3T3-Zellen erhaltenen Werte aufgetragen.
Fig. 7B: Ähnliche Ergebnisse wurden erhalten, wenn die
TGFβ1-Konzentrationen in Zellkulturüberständen mittels
Western Blot und ELISA analysiert wurden (die Ziffern
oberhalb der Western-Blot Gel-Spuren zeigen die im
ELISA bestimmten Mengen an TGFβ1 in ng TGFβ1/ml). Die in
Fig. 7B gezeigten Daten konnten mit zwei anderen EpRas-
Klonen (Ep2 und Ep6) bestätigt werden.
Insgesamt lassen diese Ergebnisse auf eine
vorherrschende Rolle von TGFβ1 nicht nur bei der
Induktion von EFC, sondern auch bei der
Aufrechterhaltung des fibroblastoiden Phänotyps
schließen.
Abschließend wurde untersucht, ob TGFβ1 tatsächlich in
EpRas-Tumoren exprimiert wird und ob experimentell
beigegebener TGFβ1 auch in vivo EFC und Invasivität der
Zellen hervorrufen kann. Aus injizierten EpRas Zellen
auswachsende Tumoren wurden 4 und 15 Tage nach der
Injektion der Zellen mittels RNA in situ Hybridisierung
und Immnunhistochemie auf die Expression von TGFβ1
untersucht. Bereits 4 Tage nach der Injektion der
Zellen wurden am äußeren Rand der von den EpRas-Zellen
gebildeten Knoten erhöhte Konzentrationen von TGFβ1-mRNA
nachgewiesen (Fig. 8A). Die durch Doppel-
Immunfluoreszenz gezeigte Ko-Expression von TGFβ1 und
Neomycinphosphotransferase (NPT, welche ausschließlich
von den Ras-tranformierten Donor-Zellen exprimiert
wird) zeigte, daß die große Mehrzahl der Donor-Zellen
(gekennzeichnet durch die rote Färbung auf NPT) in
diesem Stadium der Tumorentwicklung kein TGFβ1 (grüne
Färbung) produzierten. Vom Empfängertier stammende
Zellen des umgebenden Tumor-Stromas, die nicht
epithelialen Ursprungs waren, waren dagegen deutlich
positiv für TGFβ1 (Fig. 8B). Im Gegensatz dazu zeigten
Tumoren, die 28 Tage nach der Injektion entfernt worden
waren, eine relativ hohe und gleichmäßige Expression
von TGFβ1-mRNA über die gesamte Tumorregion (Fig. 8C).
In diesen Tumoren zeigte sich, daß die injizierten
EpRas-Zellen selbst TGFβ1 produzierten, weil sie mit
Antikörpern gegen NPT und TGFβ1 gemeinsam anfärbbar
waren, sie zeigten eine gelbe Färbung (Fig. 8D,).
Bemerkenswerterweise zeigten die meisten Zellen, die
TGFβ1 produzierten, eine verminderte Expression von
Zytokeratin, während die Mehrzahl der Zellen mit hoher
Zytokeratin-Expression mit Antikörpern gegen TGFβ1 nicht
anfärbbar waren. Dies ist ein weiterer Beweis dafür,
daß die konvertierten Zellen tatsächlich diejenigen
sind, die auch im Tier in fortgeschrittenen
Tumorstadien TGFβ produzieren.
Diese Ergebnisse zeigen, daß Wirtszellen, die das
Tumorgewebe umgeben, die Zellkonversion initiieren
können. Die konvertierten Tumorzellen wiederum
produzieren selbst TGFβ, womit sie die Zellkonversion
und anschließend die Invasionsvorgänge beschleunigen.
Um dieses direkt zu beweisen, wurden Slow Release
Pellets, die mit rekombinantem humanen TGFβ1 beladen
waren, in der Nähe der injizierten EpRas-Zellen
appliziert. Gleiche TGFβ1-Pellets, kombiniert mit nicht
tumorigenen EpH4-Zellen, wurden als Kontrollen
verwendet. Überraschenderweise konvertierten EpRas-
Zellen, die sich in der nahen Umgebung eines TGFβ1-
Pellets befanden, bereits 4 Tage nach der Injektion zu
unregelmäßig geformten Zellen und zeigten ausgiebige
Auswanderung ins umliegende Wirtsgewebe.
Überraschenderweise waren viele dieser Zellen bereits
zu diesem frühen Zeitpunkt positiv für Vimentin
(Fig. 8F). Im Gegensatz dazu bildeten gleiche EpRas
Zellen, die in Abwesenheit von exogenem TGFβ1 injiziert
worden waren, glatte homogene Knoten aus enge
Zellkontakte bildenden, Vimentin-negativen Zellen
(Fig. 8E). Wie erwartet konnten TGFβ1-Pellets, die in
der Nähe von EpH4-Zellen lokalisiert waren, den
Phänotyp dieser nicht-tumorigenen Zellen nicht
auffallend beeinflussen. Diese in vivo Daten stimmen
mit den in vitro Ergebnissen überein und lassen auf
eine Schlüsselrolle von TGFβ1 bei der Regulation der
Plastizität und Invasivität von Tumorzellen schließen.
Fig. 8 zeigt, wie TGFβ1 in experimentell induzierten
Tumoren den Übergang vom epithelialen zum
fibroblastoiden Zustand sowie die Invasivität der
Zellen auslöst:
Fig. 8A-D: Gefrierschnitte von Tumorstadien am Tag 4
(A, B) und Tag 15 (C, D). Die RNA in situ
Hybridisierung zeigt, daß die TGFβ1-Expression am Tag 4
in der äußeren Tumorperipherie (A), am Tag 15 (C)
jedoch im gesamten Tumor stattfindet. Pfeilspitzen
zeigen die Grenze zwischen Tumor und umgebendem Stroma
an.
Fig. 8B, D: Gefrierschnitte wurden mit einem anti-TGFβ1-
Antikörper (grüne Fluoreszenz) und einem anti-
Neomycinphosphotransferase-Antikörper, der die
Spenderzellen erkennt (rote Fluoreszenz), gefärbt.
Nebenabbildungen zeigen Ausschnitte bei größerer
Vergrößerung. Es ist darauf hinzuweisen, daß in frühen
Tumorstadien TGFβ1 ausschließlich vom tumorumgebenden
Stroma produziert wird (B). Im Gegensatz dazu wird in
15 Tage alten Tumoren TGFβ auch in vielen Donor-Zellen
innerhalb des Tumorgewebes exprimiert (D, gelbe
Fluoreszenz)
Fig. 8E, F: Epitheliale EpRas-Zellen wurden ohne (E) oder zusammen mit 3-Elvax Slow Release Pellets, die mit rekombinantem (aktivem) TGFβ1 (F) beladen waren, subkutan in Nacktmäuse injiziert. Gefrierschnitte, erhalten aus 4 Tage alten Tumoren, wurden mit Antikörpern gegen Zytokeratin (rot) und Vimentin (grün) doppelgefärbt. Auffallend ist die dramatische Auswanderung von Zellen ins umliegende Gewebe, die in der Nähe der TGFβ1 freisetzenden Pellets (weißer Kreis) induziert wurde.
Fig. 8E, F: Epitheliale EpRas-Zellen wurden ohne (E) oder zusammen mit 3-Elvax Slow Release Pellets, die mit rekombinantem (aktivem) TGFβ1 (F) beladen waren, subkutan in Nacktmäuse injiziert. Gefrierschnitte, erhalten aus 4 Tage alten Tumoren, wurden mit Antikörpern gegen Zytokeratin (rot) und Vimentin (grün) doppelgefärbt. Auffallend ist die dramatische Auswanderung von Zellen ins umliegende Gewebe, die in der Nähe der TGFβ1 freisetzenden Pellets (weißer Kreis) induziert wurde.
Da die TGFβ-Superfamilie von Polypeptid-faktoren vor
allem an morphogenetischen Prozessen während der
Embryonalentwicklung beteiligt ist, wurde im Rahmen der
vorliegenden Erfindung auch die Rolle von TGFβ1 bei der
normalen Brustdrüsenentwicklung untersucht. Zu diesem
Zweck wurden normale Brustepithelzellen der Zellinie
EpH4 in serumfreie Kollagengele ausgesät. Anders als
bei den Versuchen in Beispiel 3 wurde das beim Aussäen
zum Erstarren des Kollagengels notwendige und einen Tag
später ausgewaschene Serum besonders auf niedrigen
Gehaltes an TGFβ1 selektioniert. Unter diesen
Bedingungen war die in vitro Organogenese komplett
inhibiert, und es bildeten sich keine tubulären
Strukturen (Fig. 10 A). Wenn niedrige Konzentrationen
von TGFβ1 (0.1 ng/ml) hinzugefügt wurden, konnten die
Zellen proliferieren und atypische Strukturen bilden,
denen im allgemeinen Lumina fehlten (Fig. 10 B).
Weitere Untersuchungen zeigten jedoch, daß diese
Strukturen im Inneren ZO-1, ein tight-junction Protein,
exprimierten. Somit hatten diese Strukturen gewisse
Ähnlichkeit mit den Endknospen (end buds) der sich
entwickelnden Brustdrüse.
Im Gegensatz dazu bewirkten höhere Konzentrationen von
TGFβ1 (<0.25 ng/ml), daß die normalen epithelialen
Zellen ihr Wachstum einstellten und durch
programmierten Zelltod (Apoptose) abstarben (Fig. 5C).
Dies stellt einen wichtigen Unterschied zwischen den
normalen epithelialen Zellen und den Ha-Ras
enthaltenden Zellen dar. Während die letzteren sogar
bei 20 mal höheren Konzentrationen an TGFβ1 (5 ng/ml)
nicht zur Apoptose induziert werden und ausnahmslos EFC
durchmachen, ist die TGFβ1 Konzentration, die bei
normalen Brustepithelzellen morphogenetische Prozesse
reguliert, streng festgelegt. Möglicherweise wird eine
aberrante Morphogenese durch zu hohe TGFβ1
Konzentrationen dadurch vermieden, daß in den Zellen
statt dessen Wachstumsinhibition und Apoptose induziert
wird.
Daß es nicht gelang, mit niedrigen Konzentrationen von
TGFβ1 voll differenzierte, aus polarisierten Zellen
bestehende tubuläre Strukturen zu induzieren, könnte
auf suboptimale Kulturbedingungen zurückzuführen sein.
Andererseits könnte die vollständige Organogenese von
tubulären Strukturen davon abhängen, daß TGFβ1 nur
während bestimmter Phasen der organoiden Entwicklung
anwesend sein darf. Um dieses zu untersuchen, wurden
die Zellen, wie oben erwähnt, mit 0.1 ng/ml TGFβ1
behandelt, bis sich Strukturen gebildet hatten, dann
wurde TGFβ1 aus dem Kollagengel herausgewaschen.
Überraschenderweise reorganisierten sich nun die
atypischen Strukturen ohne Lumina und bildeten gut
ausgebildete tubuläre Strukturen mit typischen Lumina
(Fig. 10 D, transient TGFβ1). Diese Ergebnisse führen zu
dem Schluß, (i) daß TGFβ1 für die in vitro Organogenese
absolut notwendig ist, (ii) daß die Konzentration
kritisch ist, wobei höhere Konzentrationen zur Apoptose
führen und (iii) daß TGFβ1 nur während bestimmter Phasen
der Organentwicklung auf die Zellen einwirken muß.
Diese normale Funktion von TGFβ1 in der
Brustepithelzellentwicklung ist in den Ras
transformierten Zellen vollkommen verändert, wobei TGFβ
hier eine extreme abnormale Form der
Gewebereorganisation verursacht, die über einen großen
Konzentrationsbereich einen Übergang vom epithelialen
zum fibroblastoiden Zustand (EFC) bewirkt.
Der nächste Schritt war nun, nach Hinweisen zu suchen,
daß TGFβ1 in Analogie zu diesen in vitro Befunden auch
in vivo die Morphogenese und den programmierten Zelltod
von Brustdrüsenepithel steuert. Dazu wurden Brustdrüsen
von Mäusen während der Pubertät einer histologischen
Analyse in Kombination mit in situ Hybridisierung unter
Verwendung einer Sonde gegen TGFβ1 unterzogen. Während
dieser Phase wachsen die virginalen Brustdrüsen in das
umliegende Fettgewebe (fat pad) ein. Wachstum,
Differenzierung und Morphogenese der entstehenden
Brustdrüse geht von einer Struktur aus, die als
Endknospe bezeichnet wird und undifferenzierte, noch
nicht voll polarisierte epitheliale Zellen enthält,
stattfindet) Schnitte durch die Endknospe (wo die
Proliferation und anschließende Organogenese, wie z. B.
die Verzweigung der Milchkanälchen, stattfindet) wurden
mit Schnitten durch volldifferenzierte Drüsengänge (s.
die schematische Zeichnung in Fig. 11, Mitte)
verglichen. Während TGFβ1 im mesenchymalen Stroma
produziert wird, das die wachsenden Endknospen umgibt
(Fig. 11, linke Tafel), wurde keine derartige
Produktion von TGFβ1 in den Stromazellen gesehen, die
einen bereits differenzierten Drüsengang umgeben
(rechte Tafel). Diese Befunde entsprechen weitgehend
den in vitro Daten, wo eine vorübergehende, pulsartige
Behandlung der Brustepithelzellen mit TGFβ1 für die
tubuläre Morphogenese erforderlich war.
Auf ähnliche Weise konnte ein Hinweis dafür erhalten
werden, daß TGFβ auch in vivo den programmierten Zelltod
(Apoptose) von Brustepithelzellen reguliert. Während
der Rückbildung der Brustdrüse nach dem Abstillen
machen die alveolären Zellen massiv Apoptose durch,
während die Zellen in den Drüsengängen überleben und
erhalten bleiben. Von diesen Zellen geht das erneute
Auswachsen der Brustdrüsen während einer erneuten
Schwangerschaft aus. Um eine mögliche Beteiligung von
TGFβ1 an diesem Prozeß zu untersuchen, wurden drei Tage
nach Ende der Laktation Gefrierschnitte durch die
absterbende alveoläre Zone einer Brustdrüse sowie durch
eine benachbarte Drüsengangregion angefertigt (Fig. 12,
Darstellung in der Mitte). In der Region, die gerade
Apoptose durchmachte, exprimierten die mesenchymalen
Zellen, die die absterbenden Alveoli umgeben, hohe
Konzentrationen an TGFβ1 (Fig. 12, linke Tafel), während
die mesenchymalen Zellen, die die überlebenden duktalen
Strukturen umgeben, kein TGFβ1 exprimierten (Fig. 12,
rechte Tafeln). In beiden Fällen ist es wahrscheinlich,
daß ein Crosstalk zwischen den Epithelzellen und der im
Mesenchym induzierten TGFβ1-Produktion stattfindet.
Fig. 10 zeigt, daß eine niedrige Konzentration von TGFβ1
die in vitro Morphogenese normaler
Brustdrüsenepithelzellen steuert, vor allem wenn der
Faktor transient gegeben wird. Höhere Konzentrationen
von TGFβ1 bewirken in den gleichen Zellen Apoptose
Normale EpRas Zellen wurden in Kollagengele ausgesät,
wobei ein auf besonders niedrigen TGFβ1-Gehalt
selektioniertes fötales Kälberserum während des
Aussäens verwendet wurde. Unter diesen Bedingungen
bilden die Zellen keine tubulären Strukturen aus
(Fig. 10A) In Anwesenheit von 0,1 ng/ml TGFβ1 bilden die
Zellen verzweigte Strukturen, denen jedoch Lumina
fehlen (Fig. 10B). Wird in Kulturen mit solchen
Strukturen das TGFβ1 am Tag 7 durch Waschen entfernt,
bilden die Zellen deutliche Hohlstrukturen aus
(Fig. 10D). Höhere Konzentrationen an TGFβ1 bewirken
Zelltod (Apoptose, Fig. 10C, links niedrige, rechts
höhere Vergrößerung).
Fig. 11: zeigt die In vivo Expression von TGFβ1 während
der Bildung der normalen Brustdrüse während der
Pubertät (Tag 25).
Gefrierschnitte wurden durch Endknospen einer
virginalen Brustdrüse (linke Tafeln) oder durch bereits
ausgebildete Drüsenkanäle (rechte Tafeln) wurden
hergestellt wie in dem mittleren Schema angedeutet.
Aufeinanderfolgende Schnitte einer Schnittserie wurden
der RNA in situ Hybridisierung für TGFβ1 mRNA
unterworfen (obere Tafeln) oder histologisch gefärbt.
Es ist deutlich erkennbar, daß mesenchymale Zellen,
welche die Endknospe umgeben, stark TGFβ1 exprimieren
(linke Tafeln), während in Zellen, die differenzierte
Drüsenkanälchen umgeben, keine TGFβ1-Expression
nachweisbar ist.
Fig. 12 zeigt die in vivo Expression von TGFβ1 beim
Abbau der 11069 00070 552 001000280000000200012000285911095800040 0002019613691 00004 10950voll entwickelten Brustdrüse nach dem
Abstillen.
Säugenden Mäusemüttern wurden die Jungtiere
weggenommen, was die Rückbildung der voll entwickelten
Brustdrüse auslöst. 3 Tage später wurden
Gefrierschnitte durch die absterbenden Bereiche der
Brustdrüse (linke Tafeln) sowie durch von der Apoptose
nicht betroffene Drüsenkanäle (rechte Tafeln)
angefertigt (siehe Schema in der Mitte der Abbildung).
Die Schnitte wurden dann auf TGFβ1 Expression
untersucht, wie in der Legende zu Fig. 11 beschrieben.
Während in der Umgebung absterbender Alveoli TGFβ1
produzierende Zellen deutlich nachweisbar sind (linke
Tafeln, fehlen solche in der Umgebung der überlebenden
Drüsenkanäle.
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Claims (6)
1. Arzneimittel, enthaltend als wirksame Verbindung
eine Substanz, die die Wirkung von TGFβ auf die
Zellen inhibiert, und/oder eine Substanz, die die
Expression oder die Funktion von onkogenem Ras
und/oder die Überexpression von normalem Ras in den
Zellen inhibiert, für die Behandlung von
Tumorerkrankungen, die durch einen Übergang der
Zellen vom epithelialen in den fibroblastoiden
Zustand charakterisiert sind.
2. Arzneimittel nach Anspruch 1, enthaltend einen
TGFβ-Inhibitor in Kombination mit einem Ras-
Inhibitor.
3. Arzneimittel nach Anspruch 1 oder 2, enthaltend als
Ras-Inhibitor eine Substanz, die die Aktivierung
von Ras direkt inhibiert.
4. Arzneimittel nach Anspruch 1 oder 2, enthaltend als
Ras-Inhibitor eine Substanz, die die Aktivierung
von Ras indirekt inhibiert.
5. Arzneimittel nach Anspruch 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Substanz ein Inhibitor
einer Rezeptor-Tyrosinkinase ist.
6. Arzneimittel nach Anspruch 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Substanz ein Inhibitor des
EGF-Rezeptors ist.
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