DE19607650A1 - Verstärker für Duroplaste und Thermoplaste - Google Patents
Verstärker für Duroplaste und ThermoplasteInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Verstärker nach der Gattung des
Anspruchs 1.
Es ist bekannt, Kunststoffen Füllstoffe zuzusetzen. Verstärker
sind Füllstoffe, welche nicht nur die Steifigkeit, sondern auch
die Festigkeit und/oder die Bruchdehnung der Kunststoffe
erhöhen.
Die meisten Formteile aus Duro- und Thermoplasten sind platten
bzw. schalenförmig und werden durch Biegemomente und Zugkräfte
vorwiegend in Richtung der Plattenfläche und weniger in der
Dickenrichtung belastet. Benötigt werden deshalb Verstärker,
die parallel zur Bauteiloberfläche - und zwar möglichst
richtungsunabhängig (zweidimensional isotrop) - verstärken.
Eine Vorzugsrichtung der Verstärkung hat nämlich zur Folge, daß
die mechanischen Eigenschaften parallel zur Bauteiloberfläche
richtungsabhängig werden. Dies führt u. a. zum Verzug der
Bauteile und ist in der Regel unerwünscht.
Die bekanntesten Verstärker haben Faserform und bestehen
beispielsweise aus Glas. Fasern verstärken naturgemäß
eindimensional. Sind die Fasern jedoch parallel zur
Bauteiloberfläche regellos verteilt, so können sie trotzdem
zweidimensional isotrop verstärken. Es ist aber so, daß bei den
am häufigsten angewandten Verfahren zur Herstellung von
Kunststoffteilen die Kunststoffmasse bei der Formgebung fließt.
Durch die Strömung werden die Fasern teilweise ausgerichtet und
die Verstärkung dadurch anisotrop. Für eine isotrope
Verstärkung der schalenförmigen Strukturen erscheinen deshalb
Verstärker günstiger, deren Längen : Breiten-Verhältnis nicht zu
stark vom Wert 1 abweicht.
Es sind für Kunststoffe eine Reihe von mineralischen, körnigen
Füllstoffen bekannt, deren Längen : Breiten-Verhältnis nicht zu
stark von 1 abweicht. Solche Füllstoffe werden den Kunststof
fen, beispielsweise zur Verbilligung oder zur Erhöhung der
Steifigkeit oder um bei Kunststoffmischungen
Unverträglichkeiten zwischen den Mischungskomponenten
abzubauen, häufig zugesetzt.
Bei Elastomeren wirken alle Füllstoffe, zum Beispiel körnige
Kieselsäure, auch verstärkend. Es ist auch bekannt, daß
beispielsweise Gummi und Silicongummi durch Kieselgur ver
stärkt werden (s. in "Industrial Minerals and Rocks", American
Institute of Mining Metallurgical and Petroleum Engineers,
Inc., New York, 1975 auf den Seiten 605 bis 635 den Abschnitt
"Diatomite" von F.l.Kadey, Jr.). Eingesetzt wird Kieselgur
dabei jedoch nicht wegen ihrer gegenüber anderen Füllstoffen
gesteigerten Verstärkerwirkung, sondern weil sie preiswerter
als die sonst übliche Kieselsäure ist.
Bei Duroplasten und Thermoplasten verschlechtern jedoch körnige
Füllstoffe die Festigkeit. Andrerseits sind Teilchen bekannt,
die, wie Glimmer (s. Fig. 1), ein Längen : Breiten-Verhältnis von
etwa 1 und außerdem eine Plättchenstruktur haben, d. h. eine
Dicke haben, die wesentlich geringer ist als ihre Länge bzw.
Breite, und die eine verstärkende Wirkung haben. Es wurde
festgestellt, daß Glimmer, der eine glatte Oberfläche hat und
sich bei der Verarbeitung weitgehend parallel zur Bauteilober
fläche orientiert in Duroplasten und Thermoplasten in erster
Linie versteifend und in geringem Umfang festigend wirkt,
allerdings die Bruchdehnung kaum oder sogar negativ beeinflußt.
Als Verstärker für BMC-Massen ist auch Perlit bekannt. Perlit
ist vulkanischen Ursprungs und enthält als Hauptbestandteil
Alkalifeldspat. Es wird in Form von Teilchen eingesetzt, die im
Mikroskop wie Flaschenscherben aussehen, d. h. auch eine im
wesentlichen glatte Oberfläche haben. BMC (Bulk Molding
Compound)-Massen enthalten als Kunststoffkomponenten ein
ungesättigtes Polyesterharz in Styrol gelöst und zur
Verringerung der Schwindung einen ebenfalls in Styrol gelösten
Thermoplasten. Als Füllstoff ist Kreide zugefügt. Ein Teil der
Kreide einer unverstärkten BMC-Masse läßt durch einen geringen
Anteil Perlit ersetzen. Perlit erhöht die Festigkeit,
erniedrigt jedoch die Steifigkeit im Vergleich zu unverstärkten
BMC-Massen. Die Bruchdehnung wird durch Perlit erhöht, und
erreicht bei einem bestimmten Gehalt ein Maximum. Mit höheren
Perlitanteilen läßt sich deshalb keine entsprechende Erhöhung
der Bruchspannung erreichen. Es ist also offensichtlich so, daß
ein nicht faserförmiger Verstärker, wenn er einem Duroplasten
oder Thermoplasten oder einer solche Kunststoffe und ggf.
zusätzlich Füllstoffe enthaltenden Mischung zugesetzt wird, nie
in gleichem Maße die Festigkeit, die Steifigkeit und
Bruchdehnung zu erhöhen vermag. Vielmehr wird er eine Erhöhung
im Normalfall nur bei einem oder zwei der Parameter bewirken,
während die anderen oder der andere beim Zusatz des Verstärkers
im wesentlichen gleich bleiben oder sogar schlechter werden.
Dies trifft im übrigen auch für Glasfasern zu, die - jedenfalls
in der Richtung, in der der Kunststoff beim Formen geflossen
ist - die Steifigkeit und die Festigkeit von BMC-Massen
beachtlich erhöhen, aber auf die Dehnung bis zum ersten Anriß
nur einen geringen Einfluß haben. Der passende Verstärker muß
deshalb je nach der Anwendung, die ins Auge gefaßt wird, und je
nach den gewünschten mechanischen Eigenschaften der verstärkten
Kunststoffe ausgewählt werden. Es ist deshalb wünschenswert,
eine Reihe unterschiedlich wirkender, zweidimensional isotrop
verstärkender Verstärker für Duroplaste und Thermoplaste zur
Verfügung zu haben, um aus ihnen den für ein gewünschtes
Eigenschaftsprofil geeignetsten auswählen zu können.
Der Verstärker nach der Gattung des Anspruchs 1, bei dem die
Teilchenoberfläche reliefartig strukturiert ist, vermag bei
Thermoplasten und Duroplasten die Steifigkeit und die
Festigkeit und bei unverstärkende Füllstoffe enthaltenden
Kunststoffmassen auf der Basis von Thermoplasten und
Duroplasten die Festigkeit und die Bruchdehnung zu verbessern.
Unter einer reliefartig strukturierten Oberfläche ist im
vorliegenden Zusammenhang eine Oberfläche zu verstehen, die
Erhöhungen und Vertiefungen aufweist und beispielsweise
netzartig durchbrochen und/oder mit Stacheln bestückt sein
kann. Die verstärkende Wirkung des erfindungsgemäßen
Verstärkers beruht offenbar auf seinem guten Formschluß mit dem
Kunststoff, der verstärkt werden soll. Diesen guten Formschluß
dürfte das erfindungsgemäße Material seiner reliefartig
struktuierten Oberfläche verdanken. Damit eine Verstärkung
eintritt, muß der Anteil des Verstärkers so groß sein, daß
mindestens ein Teil der Verstärkerteilchen miteinander
überlappen. So ist zwar der Zusatz von ca. einem halben %
(diese und die folgenden Prozentangaben sind auf ein Gewicht
bezogen) Kieselgur zur Oberflächenmattierung von Lacken auf der
Basis von Duroplasten und Thermoplasten bekannt. Dieser Zusatz
hat aber keine verstärkende Wirkung.
Es ist vorteilhaft, wenn - bezogen auf den verstärkten Kunst
stoff - der Anteil des Verstärkers in ihm zwischen etwa 15 und
etwa 45% liegt. Ein Anteil von 15% stellt offenbar sicher,
daß im Kunststoff eine Martrix von sich überlappenden Verstär
kerteilchen vorhanden ist, was für eine Verstärkerwirkung
wesentlich ist. Bei einem Anteil von 45% ist noch eine
ausreichende Fließfähigkeit der Kunststoffmasse gegeben.
Um einerseits die Festigkeit und/oder die Bruchdehnung beacht
lich zu erhöhen und andererseits die Verarbeitbarkeit der
Kunststoffmasse weiter zu verbessern, ist es günstig, wenn der
Verstärker eine Teilchengröße im Bereich zwischen etwa 5 und
etwa 100 µm aufweist, wobei eine Teilchengröße von etwa 20 µm
besonders vorteilhaft ist.
Die Haftung zwischen dem Kunststoff und dem Verstärker wird
verbessert, wenn die Teilchen als Hauptbestandteil SiO₂
enthalten. Der SiO₂-Anteil liegt bevorzugt bei < 70%.
Zu den Materialien, welche sowohl einen hohen SiO₂-Gehalt als
auch eine reliefartig strukturierte Oberfläche aufweisen,
gehören Kieselgur und Radiolarienerde oder Mischungen dieser
Stoffe. Diese in der Natur vorkommenden Materialien sind im
Handel preisgünstig erhältlich (Glasfasern sind etwa dreimal so
teuer). Eine Vorbehandlung der Kieselgur und der Radiola
rienerde, welche über die Entfernung von Verunreinigungen und
das Trocknen hinausgeht, kann zwar die Verstärkerwirkung weiter
erhöhen, ist aber nicht erfindungswesentlich. Kieselgur und
Radiolarienerde haben gegenüber Glasfasern nicht nur den
Vorteil des geringeren Preises und der isotropen Wirkung,
vielmehr läßt sich mit Kieselgur beispielsweise in BMC-Massen
die Bruchdehnung wesentlich stärker erhöhen als mit Glasfasern
(s. u.). Wenn man bezüglich der Bruchdehnung die Wirkungen von
Kieselgur, Perlit und Glimmer in BMC-Massen vergleicht, stellt
man fest, daß Glimmer einen negativen Einfluß hat (s. o.)
während - bezogen auf die zugegebene Menge - Kieselgur eine
wesentlich deutlichere Erhöhung als Perlit bringt.
Es ist vorteilhaft, wenn Kieselgur und/oder Radiolarienerde
einen Tridymit- und/oder Cristobalitgehalt haben der - bezogen
auf den Verstärker - insgesamt zwischen etwa 2 und etwa 60%
liegt. Mit der Zunahme des kristallinen Anteils nimmt die
Verstärkungswirkung zu.
Es ist vorteilhaft, wenn der erfindungsgemäße Verstärker in
Duroplaste und Thermoplaste der Gruppe eingebracht wird, die
aus Polyamiden, Epoxidharzen, ungesättigten Polyestern und
mindestens einen dieser Kunststoffe enthaltenden Gemischen
besteht.
Um die Haftung zwischen dem Kunststoff und dem Verstärker
weiter zu erhöhen, ist es vorteilhaft, wenn der Kunststoff
einen Haftvermittler enthält oder der Verstärker mit einem
Haftvermittler behandelt ist.
Es kann vorteilhaft sein, dem erfindungsgemäßen Kunststoff
zusätzlich einen nicht verstärkenden Füllstoff, wie Kreide,
zuzusetzen.
Sie zeigt Fotografien von teilchenförmigen Verstärkern und zwar
Glimmerplättchen in 500facher Vergrößerung (Fig. 1),
Kieselgurteilchen in 3000facher Vergrößerung (Fig. 2) und
Radiolarien unter dem Scanner-Elektronenmikroskop (Fig. 3).
Bei der folgenden Beschreibung wird generell Kieselgur als
Verstärker eingesetzt. Es sei aber klargestellt, daß Kieselgur
zwar wegen ihres günstigen Preises und ihrer Eigenschaften als
Verstärker besonders günstig ist, daß aber die Erfindung nicht
auf Kieselgur beschränkt ist. Vielmehr können, um die mit Kie
selgur erzielten Wirkungen zu erzielen, neben Radiolarien auch
noch mittels bekannter Verfahren hergestellte Verstärker einge
setzt werden, welche bevorzugt als Hauptbestandteil SiO₂
enthalten und welche die erfindungsgemäße Oberflächenstruktur
und bevorzugt die in den Unteransprüchen offenbarte Teilchen
größe aufweisen. Außerdem werden in der Beschreibung als Duro
plaste nur Epoxidharze und BMC-Massen, als Thermoplast nur
Polyamid und außerdem BMC-Massen erwähnt. Auch dies ist nicht
als eine Beschränkung der Erfindung auf diese Kunststoffe zu
verstehen. Vielmehr ist die Erfindung auf die ganze Vielfalt
der Duroplaste und Thermoplaste und deren Mischungen anwendbar,
welche die Technik zur Verfügung stellt.
Der Vergleich der drei Abbildungen zeigt, daß Glimmerplättchen
(s. Fig. 1) selbst in 500facher Vergrößerung eine weitgehend
glatte Oberfläche zeigen, während Diatomen (s. Fig. 2), aus
welchen Kieselgur besteht, und noch mehr Radiolarien (s. Fig.
3) eine stark strukturierte, z. T. netzartig durchbrochene
und/oder mit stachelförmigen Gebilden besetzte Oberfläche
aufweisen. Dieser Unterschied dürfte das unterschiedliche
Verstärkungsverhalten der erfindungsgemäßen Verstärker
gegenüber dem von Glimmer - und auch von Perlit - bezüglich
Steifigkeit, Festigkeit und Bruchdehnung erklären.
Kieselgur und Radiolarienerde sind fossile Ablagerungen der
Skelette von Einzellern, nämlich den im Wasser lebenden
Diatomeen und Radiolarien, mit einem Durchmesser von bis zu
einigen 1/10 mm. Die Skelette können auch aus Plakton oder aus
Diatomeen- und Radiolarieschlämmen am Grund von Gewässern
gewonnen werden. Die Skelette bestehen aus amorphem
Siliciumdioxid (Opal) mit geringen kristallinen Anteilen (< 3%
Tridimit und Christobalit). Viele der ca. 5000 Einzelformen
stellen plättchen- oder schalenförmige und dabei mehr oder
weniger runde oder zylindrische, z. T. netzartig durchbrochene
und/oder mit Stacheln bewehrte Gebilde dar. Die von anorgani
schen Beimengungen, wie Sand und Kalk, weitgehend gereinigten
fossilen Materialien enthalten neben vollständigen Skeletten
unterschiedliche Anteile von Bruchstücken. Sie werden
hauptsächlich als Zusätze zu Kosmetika, zu Anstrichfarben und
als Filtrationshilfsmittel eingesetzt und sind in drei
Aufbereitungen erhältlich:
- - getrocknet bei 180 bis 220°C, wobei organische Verunreinigungen oxidiert werden,
- - geglüht ohne Zusatzstoffe bei 700 bis 900°C (kalziniert)
- - geglüht mit kalzinierenden Zusätzen, wie Alkalisalzen, bei 700 bis 900°C (flußkalziniert). Beim Flußkalzinieren reagie ren als Verunreinigung vorhandene rotbraune Eisenoxide und Aluminiumoxid mit den zugesetzten Alkalisalzen unter Bildung von farblosen Eisen-Aluminiumsilikaten. Gleichzeitig ablau fende Sintervorgänge greifen die Feinstrukturen an und führen teilweise zur Bildung von Agglomeraten.
Die unterschiedlich aufbereiteten Materialien sind in verschie
denen Siebungen mit mittleren Partikelgrößen < 5 µm erhältlich.
Bei der Verwendung als Verstärker ist es unerheblich, ob diese
aus Plankton, aus Radiolarien- oder Diatomeenschlämmen oder aus
fossilen Lagerstätten gewonnen wurden.
Durch die Glühbehandlung vergrößert sich der Anteil an Tridymit
und Cristobalit von < 3% im getrockneten Kieselgur auf 20% im
kalzinierten und < 60% im flußkalzinierten Kieselgur.
Die Verwendung der im Handel erhältlichen geglühten Qualitäten
hat sich als vorteilhaft erwiesen. Sie sind nicht nur von orga
nischen und einem Großteil der anorganischen Verunreinigungen
befreit (sie reagieren bei Anwesenheit von Wasser weder sauer
noch alkalisch), sondern durch ihre erhöhte Kristallinität
erhöht sich auch die Festigkeit der Kunststoffverbunde.
Zusätzliches Glühen von flußkalzinierter Kieselgur bei 1000°C
vergrößert den kristallinen Anteil, gleichzeitig nimmt aber
infolge Sinterns der Anteil sternförmiger Strukturen ab,
Öffnungen in den Teilchenoberflächen wachsen zu und es bilden
sich Agglomerate. Solche Strukturänderungen sind ungünstig,
weil sie die erreichbare Verbundfestigkeit vermindern.
Thermoplaste sind - bezogen auf den verstärkten Kunststoff -
mit höchstens 50% eingearbeiteter Kieselgur noch fließfähig.
Bis zu 40% werden normalerweise eingesetzt. Bei den Versuchen
werden die Kieselgur und ein gemahlener Thermoplast, wie
gemahlenes Polyamid (PA) 6-Granulat, trocken gemischt, zu
40 mm×40 mm×1 mm großen Platten mittels eines Extruders
spritzgegossen und diese gemahlen. Das Mahlgut wird durch
Spritzgießen zu 80 mm×80 mm×1 mm großen Platten mit
Bandanschnitt verarbeitet.
Aufgrund der zerklüfteten Struktur von Kieselgur sind in Duro
plasten und BMC-Massen Füllgrade von - bezogen auf den ver
stärkten Kunststoff - höchstens ca. 55% möglich. Eingebracht
werden normalerweise bis zu 50%. Die Kieselgur wird bei einer
Temperatur, die oberhalb der Schmelztemperatur des Harzes liegt
- beispielsweise - in ein Epoxidharz eingeknetet. Aus dieser
Masse gepreßte ca. 4 mm dicke Scheiben werden zur Aushärtung 12
Stunden lang bei 160°C getempert. Aus den Scheiben werden zur
Prüfung der Festigkeit und der Steifigkeit 80 mm lange und 10
mm breite Probestäbe entnommen.
Um die Festigkeit zusätzlich zu erhöhen, können der
Kunststoffmasse ein Haftvermittler, wie Vinylsilane für
ungesättigte Polyesterharze, Epoxy- and Aminosilan für
Epoxidharze und Aminosilane für Polyamide, zugesetzt werden.
Die Festigkeit, die Steifigheit und die Bruchdehnung werden
mittels der Dreipunkt,-Biegeprüfung entsprechend DIN 53 452 bzw.
150 178 gemessen. Dabei unterscheidet man zwischen der Randfa
serspannung bzw. der Dehnung beim ersten Anriß (erste Unstetig
keit im Spannungs-Dehnungs-Diagrammm) und der Bruchspannung
bzw. Bruchdehnung. Je nach dem, ob die Verbindungslinie
zwischen den beiden äußeren Auflagen in Fließrichtung oder
senkrecht dazu liegt, läßt sich mit dem Verfahren die Festig
keit, Steifigkeit und die Bruchdehnung in der Fließrichtung der
Kunststoffe bei der Formgebung oder senkrecht dazu bestimmen.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen und
Vergleichsbeispielen weiter veranschaulicht. In den Beispielen
wurden Kieselgur enthaltende Kunststoffe hergestellt und
geprüft. Die mit ihnen erzielten Ergebnisse wurden denen
gegenübergestellt, die mit den in den Vergleichsbeispielen
hergestellten Kunststoffe erzielt wurden, die keinen Verstärker
bzw. Glasfasern als Verstärker enthielten. Bei den Beispielen
und Vergleichsbeispielen wurden je 10 Proben hergestellt und
untersucht. In den Tabellen 1 und 2 sind jeweils die Mittelwer
te der bei den 10 Proben erhaltenen Werte eingetragen. Bei den
Meßwerten, die von Polyamid und Epoxidharz enthaltenden Proben
erhalten worden waren, ist auch noch deren Streuung aufgeführt.
Bei den Beispielen 1 und 2 und den Vergleichsbeispielen 1 und 2
(V1 und V2) wurde Polyamid 6 als thermoplastischer Kunststoff
eingesetzt, welcher Kieselgur (Beispiele 1 und 2) bzw. Glasfa
sern (V1) als Verstärker bzw. keinen Verstärker (V2) enthielt.
Gemahlenes Polyamid 6 (Ultramid B3K, hergestellt von der BASF)
und flußkalzinierte Kieselgur (Typ "Spezial" der Fa. Seitz)
wurden im Gewichtsverhältnis 60 : 40 trocken gemischt und mittels
eines Extruders zu 40 mm×40 mm×1mm großen Platten spritzge
gossen. Die Platten wurden gemahlen. Das Mahlgut wurde zu
80 mm×80 mm×1mm großen Platten spritzgegossen. An den so herge
stellten Platten wurde - wie oben beschrieben - der Biege-E-
Modul, die Biegespannung und die Bruchdehnung jeweils in
Fließrichtung und senkrecht dazu ermittelt. Die Ergebnisse sind
in der Tabelle 1 gezeigt.
Außer daß die eingesetzte Kieselgur noch zusätzlich 48 Stunden
lang bei 1000°C geglüht worden war, wurde in derselben Weise
wie in Beispiel 1 vorgegangen. Die Ergebnisse sind in der
Tabelle 1 aufgeführt.
Mit dem Unterschied, daß 0,4 mm lange Glasfasern anstelle von
Kieselgur als Verstärker eingesetzt wurden, wobei das
Gewichtsverhältnis von Kunststoff zu Glasfasern bei 75 : 25 lag,
wurde in derselben Weise wie beim Beispiel 1 vorgegangen. Die
Ergebnisse sind in der Tabelle 1 gezeigt.
Bei diesem Beispiel wurde dem Kunststoff kein Verstärker
zugemischt. Unverstärktes Ultramid B3K wurde zu 80 mm×80 mm×
1 mm großen PLatten mittels eines Extruders spritzgegossen.
Dieselben Messungen wie beim Beispiel 1 wurden durchgeführt.
Die Ergebnisse sind in der Tabelle 1 aufgeführt.
Ein Vergleich von verstärktem (Beispiel 1) und unverstärktem
Material (V 2) ergibt eine Verdopplung der Steifigkeit bei
einer Zunahme der Festigkeit um ca. 15%. Die zusätzlich 48
Stunden bei 1000°C geglühte Kieselgur (s. Beispiel 2) bewirkt
dagegen trotz ihrer höheren Kristallinität eine deutlich
geringere Verstärkung als die nur kalzinierte Kieselgur, was
vermutlich auf eine Strukturänderung zurückzuführen ist (s. o.).
Die Ergebnisse lassen die Prognose zu, daß mit einer besser
strukturierten Kieselgur, d. h. einer Kieselgur, in der die
ursprüngliche Oberflächenstruktur, noch weitgehend
unverändert erhalten ist, in Verbindung mit einem geeigneteren
Aufbereitungsverfahren (Verwendung eines Zweischneckenextru
ders) und dem Zusatz eines Haftvermittlers eine weitere Festig
keitssteigerung generell, d. h. bei Thermoplasten und Duroplas
ten, erreichbar ist.
Bei mit Glasfasern verstärktem Polyamid 6 (V1) ist in
Fließrichtung die Festigkeit etwa um den Faktor 2 und die
Steifigkeit deutlich besser als bei den Kieselgur enthaltenden
Proben. Senkrecht zur Fließrichtung sind die Werte deutlich
kleiner (bei der Steifigkeit sogar kleiner als bei der mit
Kieselgur verstärkten Probe), d. h. beim glasfaserverstärkten
Polyamid sind die in Fließrichtung gemessenen Werte sehr ver
schieden von den senkrecht dazu gemessenen, während bei den mit
Kieselgur verstärkten Proben die entsprechenden Werte innerhalb
der Streuung liegen und keine Unterscheidung zulassen. Wegen
der starken Anisotropie bei den gemessenen Werten können in
Polyamid die Glasfasern trotz ihrer größeren Verstärkung in
Fließrichtung ungünstiger als Kieselgur sein. Man kann davon
ausgehen, daß sich diese Feststellung auf Bauteile aus
Thermoplasten und Duroplasten übertragen läßt, bei deren
Formgebung fließfähige Massen in Formen fließen.
Beim Beispiel 3 und beim Vergleichsbeispiel 3 (V3) war der
Kunststoff ein Epoxidharz, d. h. ein Duroplast.
In das Epoxidharzsystem LY 556/HT 976 (100 : 36) (hergestellt
von der Ciba AG) wurden - bezogen auf das Gemisch aus
Kunststoff und Verstärkungsmaterial - 50% flußkalzinierte
Kieselgur (Typ "Spezial" der Fa. Seitz) eingeknetet, die
zusätzlich noch 48 Stunden bei 1000°C geglüht worden war. Die
beim Kneten erhaltene Masse wurde zu 4 mm dicken Platten
gepreßt und anschließend 12 Stunden lang bei 160°C getempert.
Aus den Platten wurden 80 mm lange und 10 mm breite Probestäbe
herausgeschnitten. Die Festigkeit, die Steifigkeit und die
Bruchdehnung der Stäbe wurde wie oben beschrieben mittels des
Dreipunkt-Biegeprüfung bestimmt. Die Ergebnisse sind in der
Tabelle 1 aufgeführt.,
Außer daß dem Epoxidharzsystem kein Verstärker beigemischt
wurde und die Platten gegossen wurden, wurde in derselben Weise
wie im Beispiel 3 vorgegangen. Die Ergebnisse sind in der
Tabelle 1 aufgeführt.
Ein Vergleich der Ergebnisse zeigt, daß ein Zusatz von 50%
Kieselgur im Vergleich zu unverstärktem Epoxidharz eine Stei
figkeitserhöhung um den Faktor 2,9 ohne Einbuße an Festigkeit
bewirkt.
Bei den Beispielen 4 bis 8 und bei den Vergleichsbeispielen 4
und 5 bestand der Kunststoff aus BMC-Massen.
27% Harzlösung, 62% Kreide, 10% Kieselgur und 1% Trennmit
tel, wie Aliminium-, Calcium- oder Magnesiumstearat, (die %-
Gehalte sind auf die fertige Mischung bezogen) wurden zusammen
geknetet. Als Kieselgur wurde ein Produkt mit dem Handelsnamen
Celatom FPISL (hergestellt von Eagle Pichers Minerals Inc.
(USA) eingesetzt, bei dem es sich um ein kalziniertes Produkt
handelt. Die beim Kneten erhaltene teigartige Masse wurde zu 4
mm dicken Platten gepreßt. Aus den Platten wurden 80 mm lange
und 10 mm breite Probestäbe herausgesägt. Außer daß bei der
Messung der Bruchspannung und der Bruchdehnung nur bis zum
ersten Anriß gedehnt wurde, wurde die Festigkeit, die Steifig
keit und die Bruchdehnung der Stäbe wie oben beschrieben
bestimmt. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 2 aufgeführt.
Außer daß in der gekneteten Masse die Anteile der Bestandteile
so waren, wie in der Tabelle 2 für die Beispiele 5 bis 8 ange
geben ist, wurde in den Beispielen 5 bis 8 in derselben Weise
vorgegangen wie in Beispiel 4. Die Ergebnisse sind in der
Tabelle 2 aufgeführt.
Außer daß bei V4 der Verstärker aus 6 mm langen Glasfasern
bestand und bei V5 kein Verstärker zugegen war und daß die
prozentuale Zusammensetzung der gekneteten Masse bei V4 und V5
so war, wie es in der Tabelle 2 bei V4 bzw. V5 aufgeführt ist,
wurde in V4 und V5 in derselben Weise vorgegangen wie in
Beispiel 4. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 2 aufgeführt.
Ein Vergleich der Ergebnisse von den als Verstärker Kieselgur
enthaltenden BMC-Massen mit denen von BMC-Massen, die keinen
Verstärker oder als Verstärker Glasfasern enthalten, zeigt, daß
Kieselgur die Biegespannung und die Bruchdehnung erhöht,
während die Steifigkeit durch den Kieselgurzusatz erniedrigt
wird und daß Kieselgur bei der Bruchdehnung bessere Ergebnisse
als Glasfasern und darüber hinaus - absolut gesehen - den
höchsten Wert liefert.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Gegenstand der Erfin
dung eine wertvolle Ergänzung der bereits bekannten Verstärker
für Duro- und Thermoplaste darstellt, die es erlaubt, bestimmte
Anwendungen in einem Maß zu optimieren, das bisher nicht
erreichbar war.
Claims (11)
1. Verstärker für Duroplaste und Thermoplaste, der aus Teilchen
besteht, deren Längen:Breiten-Verhältnis in der Größenordnung
von 1 liegt, deren Materialdicke kleiner als die Breite ist
und deren Anteil - bezogen auf den verstärkten Kunststoff -
zwischen etwa 10 und etwa 50 Gew.-% liegt, dadurch
gekennzeichnet, daß die Teilchenoberfläche reliefartig
strukturiert ist.
2. Verstärker nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sein
Anteil zwischen etwa 30 und etwa 40 Gew.-% liegt.
3. Verstärker nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß seine Teilchengröße im Bereich zwischen etwa 5 und etwa 100
µm liegt.
4. Verstärker nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Teilchengröße bei etwa 20 µm liegt.
5. Verstärker nach Anspruch einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die genannten Teilchen als Hauptbe
standteil SiO₂ enthalten.
6. Verstärker nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
genannten Teilchen < etwa 70 Gew.-% SiO₂ enthalten.
7. Verstärker nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Teilchen aus Diatomeem, Radiolarien,
Kieselgur, Radiolarienerde oder aus Mischungen dieser
Substanzen bestehen.
8. Verstärker nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kieselgur und/oder die Radiolarienerde einen Tridymit- und/oder
Cristobalitgehalt haben der - bezogen auf den Verstärker -
insgesamt zwischen etwa 2 und etwa 60 Gew.-% liegt.
9. Verstärker nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß er in Duroplaste und Thermoplaste aus der
Gruppe eingebracht ist, welche aus Polyamiden, Epoxidharzen,
ungesättigten Polyesterharzen und mindestens einen dieser
Kunststoffe enthaltenden Gemischen besteht.
10. Verstärker nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß er zusammen mit einem Haftvermittler in
duroplastischen und/oder thermoplastischen Kunststoffen
eingesetzt wird.
11. Verstärker nach Anspruch einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß er in duroplastischen und/oder
thermoplastischen Kunststoffen eingesetzt wird, welche
zusätzlich mindestens einen Füllstoff enthalten.
Priority Applications (2)
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---|---|---|---|
DE1996107650 DE19607650A1 (de) | 1996-02-29 | 1996-02-29 | Verstärker für Duroplaste und Thermoplaste |
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---|---|---|---|
DE1996107650 DE19607650A1 (de) | 1996-02-29 | 1996-02-29 | Verstärker für Duroplaste und Thermoplaste |
Publications (1)
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DE19607650A1 true DE19607650A1 (de) | 1997-09-04 |
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ID=7786762
Family Applications (1)
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WO2009156342A1 (de) * | 2008-06-27 | 2009-12-30 | Basf Se | Wärmeleitfähige polyamide mit diatomeenerde |
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- 1996-12-30 WO PCT/DE1996/002516 patent/WO1997031974A1/de active Application Filing
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2009156342A1 (de) * | 2008-06-27 | 2009-12-30 | Basf Se | Wärmeleitfähige polyamide mit diatomeenerde |
US8119718B2 (en) | 2008-06-27 | 2012-02-21 | Basf Se | Thermally conductive polyamides with diatomaceous earth |
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