DE19605518A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Erzeugung mikrowelleninduzierter Hochtemperatur-Plasmajets - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Erzeugung mikrowelleninduzierter Hochtemperatur-PlasmajetsInfo
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Description
Die Verwendung von Hochtemperatur-Plasmajets ist in verschiedenen An
wendungsbereichen von Interesse. Das Einsatzspektrum reicht dabei von
der Beschichtungstechnologie (Dünnschichten, Plasmaspritztechnik) über die
Hochtemperaturpyrolyse umweltschädlicher, insbesondere organischer Ver
bindungen bis hin zur Abgasnachbehandlung bei Verbrennungsmaschinen
(Einspeisung von NO-konversionsfähigem, aktivem Stickstoff in den
Abgasstrang).
Ein weiteres Anwendungspotential besteht im Bereich der elektrischen
Antriebe in der Raumfahrt (gegebenenfalls mit gekoppelter chemischer
Reaktion). Das klassische Verfahren zur Erzeugung von Hochtemperatur-
Hochdruck-Plasmajets besteht in der Anwendung der Gleichspannungs-
Hochstrom-Bogenentladung über entsprechend konfigurierte Elektroden. Es
ist bekannt, daß solche Plasmabrenner aufgrund unvermeidlicher Elektroden
erosion eigentlich nur bei Verwendung von Edelgasen als Plasma-Betriebs
mittel über längere Zeiträume hinweg stabil betrieben werden können, wo
durch sich eine beträchtliche Einschränkung der Anwendungsmöglichkeiten
ergibt.
Wenn Plasmaprozesse unter der Anforderung extrem hoher Stoffreinheit ein
gesetzt werden (z. B. Halbleitertechnologie), kann selbst ein geringer, und in
jedem Fall unvermeidlicher Elektrodenabtrag störend sein.
Verfahren zur elektrodenlosen Erzeugung statischer oder strömender Plas
men sind im Bereich reduzierter Drucke (ca. 100 mbar und darunter) Stand
der Technik. Diese Plasmen sind jedoch typische Nichtgleichgewichtsplas
men, die sich dadurch auszeichnen, daß zwar vergleichsweise hohe Ionisa
tionsgrade sowie hohe Elektronenenergien (Temperaturen) vorliegen, jedoch
keine hohen gaskinetischen Geschwindigkeiten (Temperaturen) erreicht wer
den können (kalte Plasmen). Damit sind typische Hochtemperatur-Anwen
dungsfelder nicht erschließbar.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu schaffen,
womit durch elektrodenlose Einkopplung elektromagnetischer Strahlung in
eine expandierende Hochdruck-Gasströmung ein expandierender Hochtem
peratur/Hochdruck-Plasmajet vergleichbarer Temperaturcharakteristik wie bei
expandierenden Hochdruck-Bogenentladungen (elektrodenbehaftet) erzeugt
werden kann.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch den Gegenstand des Haupt
anspruchs gelöst. Die Unteransprüche betreffen vorteilhafte Ausgestaltungen
der Erfindung.
In dieser Hinsicht ist bekannt, daß insbesondere typische Mikrowellenfrequen
zen (z. B. die technische Standardfrequenz von 2,46 GHz - jedoch nicht aus
schließlich -) zur effektiven Plasmaerzeugung eingesetzt werden können
(z. B. Steinwandel et al., deutsche Patentanmeldung 195 13 250.5).
In dieser Literaturstelle wird jedoch die Mikrowellenleistung nicht in einen
expandierenden Gasjet ein gekoppelt, sondern ein durch Mikrowellenkopp
lung vor einer Düse erzeugtes Plasma durch diese expandiert.
In gleicher Weise, jedoch auf einem anderen physikalischem Prinzip basie
rend (Einkopplung von Oberflächenwellen, Surfatronprinzip), lassen sich
ebenfalls Hochtemperaturplasmen, jedoch mit deutlich reduzierter Tempe
raturausbeute herstellen (z. B. Moison et al.; US-Patent 4,810,933,
US-Patent 4,906,898).
Demgegenüber besteht der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens/Vor
richtung der Mikrowelleneinkopplung in einen expandierenden Gasjet in
einer weitaus geringeren thermischen Belastung des Materials der Expan
sionsdüse.
Ein zusätzlicher Vorteil besteht darin, daß grundsätzlich voll metallisch ge
arbeitet werden kann. Nur im direkten Einkoppelbereich müssen die metalli
schen Komponenten mit dielektrischem Material geblockt werden.
Das physikalische Prinzip des erfindungsgemäßen Verfahrens/Vorrichtung
ist in Fig. 1 dargestellt.
Die plasmajeterzeugende Einheit ist vom Prinzip her ein überkritisch gekop
pelter, elektromagnetischer Schwingkreis mit einem geschlossenen (Z = O Ω)
und einem offenen Ende (Z = "∞"Ω). Die Führung der Mikrowelle (z. B. 2,46
GHz) an die Schwingkreiseinheit erfolgt im Ausführungsbeispiel über eine
50 Ω-Koaxialzuleitung, in die gemäß bekanntem Stand der Technik die mittels
eines Magnetrons erzeugte und in einem angepaßten R-26-Hohlleiter
geführte Hochfrequenz mittels einer Antenne eingekoppelt wird.
Der Vorteil dieser Art der Mikrowellenführung liegt in der Möglichkeit der
räumlichen Trennung der mikrowellenerzeugenden Einheit von der mikro
wellenverbrauchenden Einheit. Die plasmaerzeugende Einheit kann jedoch
genausogut direkt an einen R-26-Rechteckhohlleiter mittels Antennen
auskopplung angeschlossen werden.
Die plasmaerzeugende Schwingkreiseinheit stellt vom physikalischen Prinzip
her eine kapazitive Einkopplung dar. Die genaue Abstimmung des Schwing
kreises ist notwendig und erfolgt durch eine mittels Feingewinde justierbare
Endplatte (geschlossenes Ende).
Das mit einer Düse abgeschlossene metallische Arbeitsgasführungsrohr (gute
elektrische Leitfähigkeit erforderlich) ist der Mittelleiter einer koaxial-ähnlichen
Konstruktion mit entsprechendem Mantelabschluß. Die technische Ausfüh
rung ist in Fig. 2 dargestellt. Der Abschluß des Mantelleiters am offenen Ende
erfolgt mittels einer scharfkantig ausgebildeten Blende. Diese Konstruktion
führt in Verbindung mit der Reflexion der e.m. Welle am offenen Ende zu einer
extrem hohen Überhöhung des elektrischen Feldes und damit zur Plasmaer
zeugung unter Einkopplung der Mikrowellenleistung in den im Einkoppel
bereich expandierenden Gasjet.
Es ist jedoch erforderlich, die metallischen Komponenten im Einkoppelbereich
mit dielektrischem Material zu blocken. Im einfachsten Fall werden dabei die
Abschlußblende sowie das zentrale Gasführungsrohr aus Aluminium gefertigt
und im Einkoppelbereich eloxiert. Es ist dabei erforderlich, daß die Al₂O₃-
Schicht homogen ist und eine gleichmäßige Dicke von mindestens 0,1 µm
aufweist.
Ohne dielektrische Barriere erfolgt ein sofortiger Bogendurchschlag zwischen
Düsenspitze und Blendenrand, der eine Zerstörung der Einheit zur Folge hat.
Die vorgesehene Arbeitsweise zur Erzeugung von Hochtemperatur-Plasma
jets wurde nachgewiesen.
Beschrieben wird in der Folge eine Versuchsreihe zur Erzeugung von Stick
stoff-Plasmajets, die teilweise aus Gründen der Temperaturdiagnostik mit
Wasserstoff (maximal 10%) dotiert wird.
Die Temperaturcharakteristik erfolgt dabei berührungslos spektroskopisch
mittels thermisch induzierter Molekülemission (N₂, N₂⁺) oder Atomemission
(H-Balmerserie) unter Verwendung eines hochauflösenden Monochromators
(Lichtweg 1 m, Auflösung 0,004 Å) mit den Detektoren Diodenarray-Zeilen
kamera und zur Höchstauflösung Photomultiplier.
Aus den Stickstoff-Emissionsspektren wird die gaskinetische Temperatur an
hand der Rotationsfeinstruktur lichtstarker Bandenköpfe bestimmt. Besonders
gut geeignet ist hierbei das violette Band des Molekülions N₂⁺ bei 3910 Å.
Elektronenkonzentrationen, die bei thermischen Plasmen ebenfalls Hinweise
auf die Jettemperatur geben (Gleichgewichtsplasmen) werden anhand der
Stark-Verbreiterung am atomaren Wasserstoff bestimmt (Balmer-Linien Hα,
Hβ). Die Analyse der Emissionsspektren bei 300 Watt Mikrowellen-HF-Lei
stung ergibt einen "kalten" Mantelbereich des Plasmajets von ca. 6000 K, der
eine heiße Kernströmung von bis zu 10.000 K umgibt. Die Mantelströmung
wird mittels N₂⁺ (3910 Å)-Emission diagnostiziert. Die Kernströmung wird
mittels der infolge Stark-Effekts durch freie Elektronen verbreiterten Balmer-
Linien Hα, Hβ diagnostiziert.
Claims (4)
1. Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Hochdruck/Hochtempe
ratur-Plasmajets, dadurch gekennzeichnet, daß mittels kapazitiver
Kopplung von Mikrowellen im freien Expansionsbereich einer Düse
ein Plasma gezündet und stationär aufrechterhalten wird.
2. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Einheit zur Plasmajet-Erzeugung ein offener
Mikrowellen-Schwingkreis für Frequenzen von 0,9 GHz bis 30 GHz,
bevorzugt jedoch für 2,46 GHz ist.
3. Verfahren und Vorrichtung nach einem der vorigen Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß am offenen Schwingkreisende eine
elektrische/magnetische Feldstärkenüberhöhung mit der Wirkung der
Plasmaerzeugung vorliegt.
4. Verfahren und Vorrichtung nach einem der vorigen Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die metallischen Mikrowellen-Füh
rungskomponenten im Bereich der Einkopplung mit dielektrischem
Material, bevorzugt Al₂O₃ beschichtet sind, um Bogendurchschläge
zu vermeiden.
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