DE19601714A1 - Verfahren zur trägergebundenen biologischen Reinigung von Flüssigkeiten in einem Festbettreaktor - Google Patents
Verfahren zur trägergebundenen biologischen Reinigung von Flüssigkeiten in einem FestbettreaktorInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur biologischen Reinigung von Flüssigkeiten,
insbesondere Wasser oder Abwasser, wobei die Flüssigkeit mit auf einer
Trägeroberfläche immobilisierter Biomasse in Kontakt gebracht wird.
Die Reinigung von Flüssigkeiten, insbesondere Wasser oder Abwasser, in einem
Festbettreaktor gehört zu den klassischen Verfahren in der Umwelttechnik. Dabei sorgt
die auf dem Festbett immobilisierte Biomasse, der sogenannte Biofilm, für einen
biologischen Abbau von Wasser- und Abwasserinhaltsstoffen. Als Festbetten können
Schüttungen von Trägerteilchen, fest installierte Platten, Netze etc. verwendet werden.
Am bekanntesten dürften die sogenannten Tropfkörperreaktoren sein, bei denen die
zu behandelnde Flüssigkeit über einem Tropfkörpermaterial, z. B. Lavastein, verrieselt
wird.
Herkömmliche Festbettreaktoren weisen gegenüber Belebtschlammanlagen gewisse
Nachteile auf. Vergleicht man die Abbauleistung (BSB- bzw. CSB-Abbau) von 1 m³
Belebungsbecken mit der von 1 m³ Tropfkörper, so liegt diese bekanntermaßen beim
Belebungsbecken um ein Mehrfaches über dem des Tropfkörpers. Dies führte
insbesondere in den industrialisierten Ländern dazu, daß der Bau von
Belebungsanlagen im Vergleich zu Tropfkörperanlagen bevorzugt wurde.
Aufgrund der erhöhten Anforderungen an die Kläranlagen, nämlich zusätzlich zu dem
Abbau organischer Schmutzstoffe auch eine weitergehende Abwasserreinigung zu
erreichen, werden die alten Abwasserreinigungssysteme neu überprüft. Dabei wird den
Tropfkörpern, die als Biofilmreaktoren besonders gute Eigenschaften für die
Durchführung der Nitrifikation aufweisen große Aufmerksamkeit geschenkt. Die
Reinigungsleistung von Tropfkörpern und anderen herkömmlichen Festbettreaktoren
ist jedoch insgesamt noch nicht voll zufriedenstellend.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der
eingangs genannten Art so auszugestalten, daß eine Steigerung der
Reinigungsleistung erreicht wird.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß zwischen der
Trägeroberfläche und der Flüssigkeit eine Relativgeschwindigkeit von ca. 50 bis
ca. 250 m/h hergestellt wird.
Bisher ging man davon aus, daß hohe Strömungsgeschwindigkeiten in
Festbettreaktoren zu einer Abscherung des Biofilms führen. Auch aus energetischen
Gesichtspunkten werden deshalb Biofilter auf Leerrohrgeschwindigkeiten von maximal
30 m/h ausgelegt. Aus "G. Rheinheimer, W. Hegemann, J. Raff, I. Sekoulov:
Stickstoffkreislauf im Wasser, Oldenburg-Verlag Seite 222 bis Seite 253" ist bspw.
bekannt, daß Tropfkörper lediglich mit einer Oberflächenbeschickung von bis zu 4,5 m³
pro m² X Stunde betrieben werden. Bei einer höheren hydraulischen Beschickung wird
ein Verlust der Abbauleistung infolge Auswaschvorgängen im Tropfkörper befürchtet.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß wider Erwarten bei
extrem hohen Strömungsgeschwindigkeiten eine deutliche Steigerung der
Reinigungsleistung von Festbettreaktoren erzielt werden kann. Bei sehr hohen
Strömungsgeschwindigkeiten scheint es zu einer Selektion eines sehr festsitzenden
hochaktiven Biofilms zu kommen. Die hohe Strömungsgeschwindigkeit am Biofilm
sorgt außerdem für eine extrem schnelle Grenzflächenerneuerung, verbunden mit
einer erheblichen Erhöhung der Umsatzgeschwindigkeit.
Die erforderliche hohe Relativgeschwindigkeit zwischen der Trägeroberfläche und der
Flüssigkeit kann prinzipiell dadurch hergestellt werden, daß entweder die
Trägeroberfläche gegenüber der Flüssigkeit bewegt wird oder die Flüssigkeit an der
Trägeroberfläche entlang strömen gelassen wird. Zweckmäßigerweise wird die
Flüssigkeit mit einer relativen Strömungsgeschwindigkeit von ca. 50 bis ca. 250 m/h an
der Trägeroberfläche entlang geführt. Hierzu wird die Flüssigkeit vorzugsweise durch
ein Festbett mit immobilisierter Biomasse hindurchgeleitet.
Eine zusätzliche Steigerung der Reinigungsleistung kann dadurch erreicht werden,
daß die Flüssigkeit in einem Reaktor mit der auf der Trägeroberfläche immobilisierten
Biomasse in Kontakt gebracht wird, in dem ein Überdruck von mindestens 1 bar
erzeugt wird.
Als Trägeroberfläche kommen alle bekannten Trägermaterialien in Betracht, die bei
trägergebundenen biologischen Wasser- oder Abwasserreinigungsverfahren
eingesetzt werden. Insbesondere eignen sich mineralische Stoffe wie Sand, Kies,
Zeolithe, Blähton, Lava etc . .
Eine bevorzugte Variante der Erfindung sieht vor, als Trägeroberfläche synthetische
Materialien wie Schaumstoff, Styropor, Polyolefinkunststoffkugeln etc. einzusetzen.
Gemäß einer anderen Ausführungsform der Erfindung werden als Trägeroberflächen
im wesentlichen planare Teilchen mit einer Dicke von ca. 5 µm bis ca. 1.500 µm,
vorzugsweise ca. 15 µm bis ca. 500 µm, und einer Fläche von ca. 5 mm² bis ca.
1000 mm² verwendet. Derartige Trägerteilchen sind beispielsweise in der
DE 42 05 572 A1 beschrieben. Aus diesen Teilchen wird zweckmäßigerweise durch
Aufschütten in einem Reaktor ein Festbett gebildet, durch das die zu reinigende
Flüssigkeit hindurchgeleitet wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich besonders zur Abwasser- oder
Trinkwasserreinigung, wobei abhängig von den eingestellten Betriebsbedingungen ein
Kohlenstoffabbau, eine Nitrifikation oder eine Denitrifikation durchgeführt werden
können. Beim Kohlenstoffabbau und der Nitrifikation müssen aerobe Verhältnisse
aufrechterhalten werden, das heißt, es muß Sauerstoff z. B. in Form von Luft der
Flüssigkeit zugeführt werden. Bei der Denitrifikation werden dagegen anoxische
Verhältnisse aufrecht erhalten, das heißt, das Verfahren wird unter
Sauerstoffausschluß betrieben. Aufgrund der durch die hohe
Strömungsgeschwindigkeit hervorgerufenen Scherkräfte wird ein besonders
festsitzender Biofilm selektiert, der sich besonders gut zur Nitrifikation und/oder
Denitrifikation eignet.
Die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erzielbare deutliche Steigerung der
Reinigungsleistung ermöglicht eine extreme Verkleinerung des Reaktorvolumens.
Überlastete Abwasserreinigungsanlagen können also durch Hinzufügen eines
erfindungsgemäß betriebenen Festbettreaktors, der nur wenig Platz erfordert, ohne
große Investitionskosten saniert werden. Die Reinigungsleistung herkömmlicher
Festbettreaktoren kann durch Umrüstung auf extrem hohe
Strömungsgeschwindigkeiten erheblich verbessert werden. Auf diese Weise können
auch bestehende Abwasserreinigungsanlagen auf wirtschaftliche Weise derart
nachgerüstet werden, daß sie eine deutliche Leistungssteigerung erfahren. Da das
Verfahren für zahlreiche Trägermaterialien geeignet ist, kann es an die
unterschiedlichsten Bedürfnisse angepaßt werden.
Im folgenden soll die Erfindung an Hand eines in der Figur schematisch dargestellten
Ausführungsbeispiels näher erläutert werden:
Das Ausführungsbeispiel betrifft ein Verfahren zur weitgehenden Entfernung von
oxidierten Stickstoffverbindungen aus vorgereinigtem Abwasser oder Trinkwasser.
Hierfür sind drei hintereinandergeschaltete Festbettreaktoren 1, 2 und 3 vorgesehen.
In den Festbettreaktoren 1, 2 und 3 sind Kiesschüttungen 4, 5 und 6 angeordnet, die
mittels Gitter 7-12 in den Festbettreaktoren fixiert werden.
Über eine Zulaufleitung 13 wird das zu behandelnde Abwasser oder Trinkwasser in
den Festbettreaktor 1 eingeleitet. In dem Festbettreaktor 1 werden anoxische
Verhältnisse aufrecht erhalten, das heißt der Luftsauerstoff wird aus dem
Festbettreaktor 1 weitgehend ausgeschlossen. Dadurch wird ermöglicht, den
Festbettreaktor 1 als Denitrifikationsstufe zu betreiben, in der Nitrat und Nitrit zu
elementarem Stickstoff reduziert wird. Über eine Leitung 17 wird dem Zulauf des
Festbettreaktors 1 eine Kohlenstoffquelle, z. B. Äthanol, Methanol oder Acetol,
zugeführt. Die Zufuhr einer solchen externen Kohlenstoffquelle ist zumindest dann
notwendig, wenn das vorgereinigte Abwasser oder Trinkwasser in der Leitung 13 zu
wenig Kohlenstoff enthält, um in den Festbettreaktoren eine ausreichende
Denitrifikation zu ermöglichen.
Das behandelte Wasser verläßt den Festbettreaktor 1 über Leitung 14 und wird dem
Festbettreaktor 2 zugeführt. Der Festbettreaktor 2 wird in derselben Weise betrieben
wie der Festbettreaktor 1. Anschließend wird das Wasser über Leitung 15 abgezogen
und dem Festbettreaktor 3 zugeleitet, der ebenfalls in derselben Weise betrieben wird.
Durch diese Kaskadenschaltung der Festbettreaktoren wird eine besonders
weitgehende Reinigung des Wassers erreicht. Das gereinigte Wasser wird schließlich
über Leitung 16 aus der Anlage abgeleitet.
Eine besonders hohe Reinigungsleistung der beschriebenen Reinigungsanlage wird
dadurch erreicht, daß das Abwasser oder Trinkwasser mit einer Strömungsgeschwin
digkeit von ca. 100 m/h durch die Festbettreaktor 1, 2 und 3 hindurchgeleitet wird.
Aufgrund dieser extrem hohen Strömungsgeschwindigkeit kommt es zu einer Selektion
eines sehr festsitzenden hochaktiven Biofilms in den Festbetten 3, 4, 5 und 6. Die
hohe Strömungsgeschwindigkeit am Biofilm sorgt außerdem für eine extrem schnelle
Grenzflächenerneuerung, verbunden mit einer erheblichen Erhöhung der
Umsatzgeschwindigkeit.
Eine weitere Steigerung der Reinigungsleistung wird dadurch erreicht, daß die
Festbettreaktoren 1, 2 und 3 jeweils unter einem Überdruck von ca. 1,5 bar betrieben
werden.
Nachstehend sind Zahlenangaben für ein Auslegungsbeispiel zur Reinigung eines
schwach mit Nitratstickstoff und Feststoffen verunreinigten Abwassers angegeben:
Claims (7)
1. Verfahren zur biologischen Reinigung von Flüssigkeiten, insbesondere Wasser
oder Abwasser, wobei die Flüssigkeit mit auf einer Trägeroberfläche
immobilisierter Biomasse in Kontakt gebracht wird, dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen der Trägeroberfläche und der Flüssigkeit eine
Relativgeschwindigkeit von ca. 50 bis ca. 250 m/h hergestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Flüssigkeit mit
einer relativen Strömungsgeschwindigkeit von ca. 50 bis ca. 250 m/h an der
Trägeroberfläche entlang geführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Flüssigkeit
mit einer Strömungsgeschwindigkeit von ca. 50 bis ca. 250 m/h durch ein Festbett
mit immobilisierter Biomasse hindurchgeleitet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Flüssigkeit in einem Reaktor mit der auf der Trägeroberfläche immobilisierten
Biomasse in Kontakt gebracht wird, in dem ein Überdruck von mindestens 1 bar
erzeugt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als
Trägeroberfläche mineralische Stoffe, insbesondere Sand, Kies, Blähton, Lava
oder Zeolithe, verwendet werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als
Trägeroberfläche, synthetische Materialien, insbesondere Schaumstoff, Styropor
oder Polyolefinkunststoffkugeln, verwendet werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als
Trägeroberfläche im wesentlichen planare Teilchen mit einer Dicke von ca. 5 µm
bis ca. 1.500 µm, vorzugsweise ca. 15 µm bis ca. 500 µm, und einer Fläche von
ca. 5 mm² bis ca. 1.000 mm² verwendet werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996101714 DE19601714A1 (de) | 1996-01-18 | 1996-01-18 | Verfahren zur trägergebundenen biologischen Reinigung von Flüssigkeiten in einem Festbettreaktor |
Applications Claiming Priority (1)
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DE1996101714 DE19601714A1 (de) | 1996-01-18 | 1996-01-18 | Verfahren zur trägergebundenen biologischen Reinigung von Flüssigkeiten in einem Festbettreaktor |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE19601714A1 true DE19601714A1 (de) | 1997-07-24 |
Family
ID=7783095
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1996101714 Withdrawn DE19601714A1 (de) | 1996-01-18 | 1996-01-18 | Verfahren zur trägergebundenen biologischen Reinigung von Flüssigkeiten in einem Festbettreaktor |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19601714A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2007105974A1 (en) * | 2006-03-10 | 2007-09-20 | Tecnia-Processos E Equipamentos Industriais E Ambientais | Biological process for wastewater treatment |
DE10200616C5 (de) * | 2002-01-10 | 2011-01-05 | Funke Kunststoffe Gmbh | Substrat zur Behandlung von Oberflächenwasser und dessen Verwendung |
-
1996
- 1996-01-18 DE DE1996101714 patent/DE19601714A1/de not_active Withdrawn
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE10200616C5 (de) * | 2002-01-10 | 2011-01-05 | Funke Kunststoffe Gmbh | Substrat zur Behandlung von Oberflächenwasser und dessen Verwendung |
WO2007105974A1 (en) * | 2006-03-10 | 2007-09-20 | Tecnia-Processos E Equipamentos Industriais E Ambientais | Biological process for wastewater treatment |
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Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: FUCHS, UWE, ING., 80689 MUENCHEN, DE |
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8139 | Disposal/non-payment of the annual fee |