DE19543406C2 - Meßfühler zum Messen der Psychogalvanischen Reaktion - Google Patents
Meßfühler zum Messen der Psychogalvanischen ReaktionInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen
Meßfühler zum Messen der Psychogalvanischen Reaktion.
Die Messung der PGR (Psychogalvanische Reaktion) ist im Stand
der Technik bekannt. Der Begriff PGR (Psycho Galvanic Res
ponse) stammt ursprünglich aus dem angelsächsischen Raum, ist
aber inzwischen auch im deutschsprachigen Raum geläufig. In
der deutschsprachigen Literatur (beispielsweise Roche Lexikon
Medizin; Verlag Urban und Schwarzenberg, 1984) wird die
psychogalvanische Reaktion fälschlicherweise häufig mit dem
Hautwiderstand gleichgesetzt. Wie unten noch näher auszuführen
ist, ist der Begriff Hautwiderstand jedoch irreführend, da es
sich bei der PGR nicht um einen Ohmschen Widerstand handelt.
Ann Woolley-Hart beschreibt in British Journal of Dermatology
(1972) 87, 213, einige physiologische Grundlagen der PGR.
Im Rahmen der Erfindung ist die PGR definiert als eine Span
nung, die über einem Widerstand eines Spannungsteilers an
liegt, der in Parallelschaltung mit zwei Elektroden verbunden
ist, die entweder an den Handinnenflächen oder an den Fußsoh
len anliegen.
Bei der PGR-Messung gelangt zunächst ein Meßstrom durch die
Membranen der Schweißdrüsen in die Dermis, deren interstitiel
le Flüssigkeiten eine hohe elektrische Leitfähigkeit aufwei
sen. Bestimmend für einen etwaigen Stromfluß ist der ver
gleichsweise hohe Widerstand der Membranen. Somit ist es auch
gleichgültig, ob die beiden Meßelektronen in geringem Abstand
an einer Handinnenfläche anliegen oder ob je eine Meßelektrode
an der Innenfläche der rechten und linken Hand anliegt. Schon
diese Tatsache zeigt, daß der Begriff Hautwiderstand irrefüh
rend ist und vermieden werden sollte.
Wenn an den PGR-Meßelektroden eine externe Spannung anliegt,
wandern Ionen (überwiegend Na+ und Cl-) aus der interste
tiellen Flüssigkeit in den Bereich der Schweißdrüsenmembranen,
die unter der Kontaktfläche der jeweiligen Elektrode liegen.
Anionen wandern natürlich zu der positiven Elektrode und
Kationen zu der negativen Elektrode. Die durch diese Ionen
wanderung bewegte Polarisierung erzeugt eine gegen die extern
angelegte Spannung gerichtete elektromotorische Kraft (eine
Gegenspannung), die man als Verminderung der über dem parallel
zu den Meßelektroden geschalteten Widerstand abfallenden
Spannung messen kann. Vereinfacht ausgedrückt subtrahiert sich
die durch die Polarisierung entstehende Gegenspannung von der
externen Spannung, so daß ein parallel zu den Elektroden und
dem entsprechenden Widerstand geschalteter Spannungsmesser
eine verringerte Spannung und somit entsprechend der obigen
Definition eine kleiner werdende psychogalvanische Reaktion
(PGR) anzeigt.
Die Stärke der Polarisierung im Kontaktbereich der Elektroden
hängt stark von dem Nachschub an Ionen in die Meßumgebung ab,
der wiederum durch die Blutflußgeschwindigkeit bestimmt wird.
Bei den Handinnenflächen und Fußsohlen handelt es sich um
sogenannte volare Flächen, in denen die Blutflußgeschwindig
keit von Anastomosen (Ventilen zwischen den arteriellen und
venösen Kapillargefäßen) gesteuert wird. Diese Anastomosen
stehen unter der Kontrolle des autonomen Nervensystems. Sie
werden bei Anspannung oder Erregung geschlossen, so daß
weniger Ionen zur Verfügung stehen und sich ein geringeres
Gegenpotential (also ein höherer PGR-Wert) ergibt. Bei Ent
spannung werden sie geöffnet, es gelangen mehr Ionen in die
Meßumgebung, es ergibt sich ein höheres Gegenpotential und
damit ein niedrigerer PGR-Meßwert. Diese physiologischen
Grundlagen der PGR-Messung sind unter anderem in dem Artikel
"Physiology of the arousal and relaxation response" von
Geoffry G. Blundell und C. Maxwell Cade beschrieben.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde,
einen Meßfühler zum Messen der
Psychogalvanischen Reaktion mit wenigstens zwei Elektroden zur Verfügung zu
stellen, der so ausgebildet sein soll, daß die PGR-
Messungen nach Möglichkeit reproduzierbar sind und nur in
geringem Maße davon abhängen, wie der Proband die Meßfläche
(üblicherweise die Handinnenfläche) mit dem Meßfühler in
Kontakt bringt.
Erfindungsgemäß weist der Meßfühler eine konvex gewölbte Hand
auflagefläche auf, an der die Elektroden angeordnet sind.
Es hat sich gezeigt, daß eine solche konvexe Handauflagefläche
eine entspannte Handauflage und damit gleichmäßige und repro
duzierbare Messungen ermöglicht. Bei der Verwendung einer
solchen erfindungsgemäßen Elektrode erhöht man die Sicherheit,
daß ein Absinken des PGR-Meßwerts gemäß Merkmal a) des An
spruchs 1 tatsächlich auf das Eintreten eines Entspannungs
zustandes und nicht etwa auf einen veränderten Kontakt der
Handinnenfläche mit der Elektrode zurückzuführen ist.
Die Kontaktflächen der Elektroden sind zweckmäßigerweise
gegenüber der Handauflagefläche erhaben. Die Gesamtkontakt
fläche der (vorzugsweise zwei) Elektroden beträgt
zweckmäßigerweise 2-10 cm2, bevorzugt 3-5 cm2. Die Kon
taktflächen bestehen vorzugsweise aus Kupfer oder Gold. Bei
einer besonders bevorzugten Ausführungsform weist die Handauf
lagefläche die Form einer Kugelschale auf. Der Radius der
Kugelscheibe beträgt vorzugsweise 3-10 cm, weiter vorzugs
weise 4-7 cm. Der Abstand der Elektroden auf der Oberfläche
der Kugelschale liegt vorzugsweise im Bereich von etwa
2-8 mm.
Das Vorliegen eines Entspannungszustandes kann
anhand eines oder mehrerer der folgenden Kriterien festge
stellt werden:
- a) Absinken des PGR-Meßwerts innerhalb eines Zeitraums von 2-5 s um wenigstens 5%, vorzugsweise wenigstens 10%;
- b) Abnahme der Schwankungen des PGR-Meßwerts auf maximal ± 1% und Anhalten dieser geringen Schwankungsbreite für wenigstens 2 s;
- c) Absinken des EMG-Wertes auf weniger als ein Drittel des Ausgangswerts für einen Zeitraum von wenigstens 0,5 s, vorzugsweise wenigstens 1 s;
- d) Überkreuzen der PGR-Meßwerte von rechter und linker Hand bei einer Zweikanalmessung;
- e) Absinken der mit einem Fingerspitzensensor gemessenen unwillkürlichen Muskelaktivität der Finger auf weniger als ein Drittel des Ausgangswerts.
Das Feststellen einer allergenen Reaktion erfolgt
anhand des Vorliegens einer oder mehrerer der folgenden
Kriterien:
- a) Anstieg des PGR-Meßwerts innerhalb eines Zeitraums von 2-5 s um wenigstens 5%, vorzugsweise wenigstens 10%;
- b) Anstieg des EMG-Meßwerts um wenigstens 10%;
- c) Anstieg der mit einem Fingerspitzensensor gemessenen unwillkürlichen Muskelaktivität der Finger um wenig stens 10%.
Die Auswertung der PGR-Meßwerte erfolgt sinnvollerweise durch
AD-Wandlung und anschließendes Abtasten und Erfassen der digi
talisierten Meßwerte. Die Auflösung der Digitalisierung sollte
ausreichend sein, um auch geringfügige Schwankungen der PGR-
Meßwerte von vorzugsweise noch deutlich unter 1% erfassen zu
können. Zweckmäßigerweise ist die Auflösen der AD-Wandlung
wenigstens 12 Bit, (4096 Punkte), vorzugsweise höher. Die
Abtastrate bei der Digitalisierung muß so bemessen sein, daß
die höchstfrequenten Schwankungen des Meßwerts, die man noch
messen will, sicher erfaßt werden können.
Meßtechnisch verwendet man zur PGR-Messung vorzugsweise eine
Gleichspannung, die Höhe der an den Meßelektroden anliegenden
externen Leerlaufspannung beträgt vorzugsweise etwa 5 bis 10 Volt.
Die Verwendung einer nicht zu hochfrequenten Wechsel
spannung, bei der die oben beschriebenen Polarisierungseffekte
der Schweißmembrandrüsen noch auftreten können, ist ebenfalls
möglich.
Bei der PGR-Messung werden vorzugsweise beide Meßelektroden
eines Meßkanals an die Innenfläche einer Hand angelegt. Es
sind dann sogenannte Zweikanalmessungen möglich, bei denen die
PGR-Werte der rechten und linken Hand getrennt über zwei
Meßkanäle gemessen werden. Bei einer solchen Zweikanalmessung
ist üblicherweise der Meßwert in einer Hand höher als in der
anderen Hand. Bei Rechtshändern ist in der Regel der Meßwert
der rechten Hand höher. Beim Eintreten eines Entspannungszu
standes tritt eine sogenannte Überkreuzung der Meßwerte ein,
d. h. der absolut höhere PGR-Meßwert wechselt von einer Hand
in die andere. Dieses sogenannte Überkreuzen ist ebenfalls ein
Kriterium zum Feststellen eines Entspannungszustandes.
Mit dem Begriff "Schwankungen des
PGR-Meßwerts" ist der Anteil nieder
frequenter Schwankungen bis etwa 20 Hz gemeint.
Bei den höherfrequenten Schwankungen des PGR-Meßwerts im
Bereich etwa 20-500 Hz handelt es sich um die sogenannten
EMG-Werte (Elektromyogramm).
Das Abtrennen der EMG-Werte
von dem PGR-Meßwert und dessen niederfrequenteren Schwankungen
kann entweder analog durch einen Bandfilter (20-500 Hz) oder
digital durch Fast-Fourier-Transformation (FFT) der digitali
sierten Messung von der Zeit- in die Frequenzdomäne erfolgen.
Bei der EMG-Messung handelt es sich um eine Muskelspannungs
messung der Muskeln der Handinnenfläche, an der die PGR-
Messung erfolgt. Geringfügige unwillkürliche Schwankungen der
Muskelspannung führen zu leichten Veränderungen der Kontakt
fläche zwischen Hand und PGR-Meßelektroden und damit des
Übergangswiderstandes Hand-Meßelektrode. Diese geringen
Schwankungen führen zu den höherfrequenten Schwankungen des
PGR-Meßwertes.
Der erfindungsgemäße Meßfühler
kann beispielsweise Verwendung finden, um nach
einem festgestellten Entspannungszustand ein optisch und/oder
akustisch auf den Probanden einwirkendes Lernprogramm zu star
ten. Bekanntlich ist die Aufnahmefähigkeit für neue Lerninhal
te im entspannten Zustand wesentlich größer.
Zweckmäßig ist eine Vorrichtung zum
Messen der Psychogalvanischen Reaktion mit we
nigstens einem Meßfühler gemäß einem der Ansprüche 3 bis 8.
Die übrigen Bestandteile solcher
Vorrichtungen (Spannungsquellen, Spannungsteiler, Meßeinrich
tungen, AD-Wandler, Speicher zum Speichern der digitalisierten
Meßdaten, FFT-Einrichtungen, Auswerteinrichtungen) sind dem
Fachmann geläufig und bedürfen hier keiner näheren Erläu
terung.
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im folgenden anhand
der Zeichnungen erläutert. Darin zeigen:
Fig. 1 ein schematisches Schaltbild einer
PGR-Meßvorrichtung; und
Fig. 2 die Ansicht eines erfindungsgemäßen PGR-Meßfühlers.
Wie in Fig. 1 ersichtlich, wird ein aus den Widerständen R1
und R2 bestehender Spannungsteiler mit einer Spannungsquelle
und Masse verbunden. Der Spannungsteiler ist so ausgelegt, daß
von den 12 Volt angelegter Gesamtspannung über R2 im Leerlauf
eine Spannung von 10 Volt abfällt. Zu diesem Zweck besitzt R1
einen Widerstand von 2 MΩ, R2 einen Widerstand von 10 MΩ. Die
Elektroden 1 liegen an der Innenfläche einer Hand an. Beim
Auftreten einer oben beschriebenen Polarisation in den volaren
Flächen baut sich über den Elektroden 1 und damit dem Wider
stand R2 eine der Versorgungsspannung entgegengerichtete
Polarisationsspannung auf, so daß die über dem Widerstand R2
und damit dem AD-Wandler 2 anliegende Spannung (der PGR-Meß
wert) sinkt. Der AD-Wandler 2 besitzt eine Auflösung von 16 Bit
und eine Abtastrate von 1 kHz, um auch die höherfrequenten
Schwankungen des PGR-Signals bis etwa 500 Hz (die EMG-Meß
werte) noch ohne Frequenzfaltung erfassen zu können. Die digi
talisierten Meßsignale werden in einer Speicher- und Auswert
einheit 3 zunächst gespeichert und dann ausgewertet. Zum Tren
nen der nieder- von den höherfrequenten Anteilen des PGR-Meß
signals wird vorzugsweise eine Fast-Fourier-Transformation
(FFT)
durchgeführt.
Fig. 2 zeigt einen erfindungsgemäßen PGR-Meßfühler mit den
daran angeordneten Meßelektroden 1. Die Handauflagefläche 4
weist die Form einer Halbkugel mit darauf angeordneten Elek
troden 1 auf. Die Oberfläche der Elektroden 1 besteht aus
Kupfer. Die Handauflagefläche 4 besteht aus einem isolierendem
Material, vorzugsweise einem isolierenden Kunststoff. Ein An
schlußkabel 5 verbindet den Meßfühler mit der Meß- und Aus
wertvorrichtung.
Claims (6)
1. Meßfühler zum Messen der Psychogalvanischen Reaktion (PGR)
mit wenigstens zwei Elektroden (1), dadurch gekennzeich
net, daß der Meßfühler eine konvex gewölbte Handauflage
fläche (4) aufweist, an der die Elektroden (1) angeordnet
sind.
2. Meßfühler nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kontaktflächen der Elektroden (1) gegenüber der Handauf
lagefläche (4) erhaben sind.
3. Meßfühler nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gesamtkontaktfläche der Elektroden (1) 2-10 cm2,
vorzugsweise 3-5 cm2 beträgt.
4. Meßfühler nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Kontaktfläche der Elektroden (1) aus
Kupfer oder Gold besteht.
5. Meßfühler nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Handauflagefläche (4) die Form einer
Kugelschale aufweist.
6. Meßfühler nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der
Radius der Kugelschale 3-10 cm, vorzugsweise 4-7 cm
beträgt.
Priority Applications (1)
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DE (1) | DE19543406C2 (de) |
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- 1995-11-21 DE DE19543406A patent/DE19543406C2/de not_active Expired - Fee Related
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