DE19539589A1 - Gepulstes Ventil für die Kopplung einer Gaschromatographie-Kapillare an ein sekundäres Spurenanalysegerät mittels eines Überschallstrahles - Google Patents
Gepulstes Ventil für die Kopplung einer Gaschromatographie-Kapillare an ein sekundäres Spurenanalysegerät mittels eines ÜberschallstrahlesInfo
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Description
Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS) hat sich zu einer ausgereiften, hoch
komplexen Methode der Spurenanalytik entwickelt. In jedem Analyselabor, das zum Beispiel
Nachweis chlorierter Aromaten oder Dioxine durchführt, wird GC-MS eingesetzt. Allerdings stößt
die konventionelle GC-MS nun an die Grenzen ihrer Entwicklungsmöglichkeiten; diese betreffen
vor allem Schnelligkeit und chemische Probenpräparation. Für eine hochempfindliche, hoch
selektive Kapillar-GC-MS-Analyse, z. B. von Chlordioxin-Isomeren, kann die chemische Proben
aufbereitung (clean-up) bis zu mehreren Tagen dauern. Neben dem Personalaufwand bedeutet dies
vor allem einen großen Zeitaufwand, der in vielen Fällen nicht akzeptabel ist (Katastrophenfall,
Online-Überwachung von Großverbrennungsanlagen, produktionsintegrierter Umweltschutz laut
BMFT-Aktion 1994). Aber selbst der GC-MS-Lauf in der Ultraspurenanalytik kann eine Stunde
und länger dauern und selbst dann können Interferenzen (z. B. von Pentachlor-Biphenylen und
Tetrachlor-Dioxinen) im GC-MS-Spektrum auftreten. Aufwendiges "Clean-up" und schwere, aber
doch hoch präzis justierte Magneten machen zudem konventionelle Kapillar-GC-MS für eine mobile
Analytik unbrauchbar. In den letzten 15 Jahren wurden daher neue Wege beschritten, wobei
entweder die Massenspektrometrie durch andere selektive Nachweismethoden, vornehmlich durch
UV-Spektroskopie ersetzt wurde, neue Methoden der Massenspektrometrie eingeführt wurden oder
dreidimensionale Methoden durch Kombination von GC, UV-Spektroskopie und Massenspek
trometrie entstanden. In den meisten Fällen war Erhöhung der Schnelligkeit und/oder Vermeidung
oder Verringerung des Aufwandes für das "Clean-up" das Ziel.
In früheren Versuchen wurde das Ende der GC-Kapillare als kontinuierli
cher effusiver Gaseinlaß in ein Vakuum verwendet, oder auch in eine Gaszelle, wie zum Beispiel
eine Art Proportionalzählrohr /1/. Die Ionen werden hierbei durch Resonanz-verstärkte Multiphoto
nen-Ionisation (REMPI)/2/ erzeugt (siehe Abb. 1). Da das erste Photon aufgrund seiner Wellenlänge
molekülspezifisch absorbiert wird, ist diese Ionisationsmethode sehr selektiv (Abb. 1). Es wird
sozusagen die UV-Spektroskopie in den Ionisationsprozeß mit einbezogen. Eine andere Arbeits
gruppe /3/ ließ die GC-Kapillare direkt in der Ionenquelle eines Flugzeitmassenspektrometers
enden, wobei sie einen in der Wellenlänge nicht abstimmbaren Excimerlaser für die Ionisation
verwendeten. Im Prinzip eignet sich diese Anordnung - effusiver Einlaß in Ionenquellen von
Flugzeitmassenanalysatoren - auch für REMPI /4, 5, 6/.
Nachteil eines effusiven Gaseinlasses ist die reduzierte Selektivität der UV-Spektroskopie,
da selbst bei Zimmertemperatur durch thermische Anregung von Schwingungen und Rotationen die
Spektren größerer Moleküle (z. B. PAH′s) von starker Bandenüberlagerung bis hin zur Strukturlo
sigkeit geprägt sind.
Schon früh stellte man fest, daß sich in einem Überschall
strahl eines Trägergases (z. B. Edelgas) mit wenigen Prozent Anteil eines Moleküls, dieses sich auf
sehr niedrige Temperaturen kühlen läßt, ohne daß es auskondensieren kann /6/. Für die UV-
Spektroskopie größerer Moleküle lieferte dies entscheidende neue Impulse. Aber auch die Vorteile
dieser neuen Spektroskopie für die Analytik wurden bald erkannt /7/. So wurde das Gas einer GC-
Kapillare an dessen Ende durch eine 150 µm weite Düse ins Vakuum entspannt, mit einem
wellenlängen-abstimmbaren Laser angeregt und die induzierte Fluoreszenz registriert. Auf Grund
der Molekülkühlung war diese Anregungsspektroskopie nun besonders selektiv /8/. In einer
speziellen "sheath-flow"-Anordnung, in der der eigentliche Überschallstrahl durch eine Art Mantel
gas refokussiert wird, konnte die Empfindlichkeit noch erheblich gesteigert werden (200-20ng) /9/.
In einer weiteren Anordnung mit anderer Zielsetzung wurde der kontinuierliche Überschallstrahl
aus einer GC-Kapillare zur Trennung von Trägergas und den zu spezifizierenden Molekülen
verwendet (verschiedenes räumliches Verhalten), um dann mit nichtselektiven Ionisationsmethoden
und Quadrupolmassenspektrometer nachzuweisen /10/.
Nachteile kontinuierlicher Überschallstrahlen sind entweder hoher Gasanfall und damit hohe
Anforderungen an das Vakuumsystem oder Rückstau in die Kapillare mit Reduzierung der GC-
Auflösung. Vor allem aber führt ein kontinuierlicher Gaseinlaß kombiniert mit einer gepulsten
Ionisationsmethode - wie REMPI - zu einem ungünstigen Verhältnis von Probengas-Pulslänge zu
Ionisations-Pulslänge, und damit zu Einbußen in der Empfindlichkeit.
Schließlich wurden gepulste Ventile zur Erzeugung von
Überschallstahlen eingesetzt, um die GC-Kopplung an gepulste Ionenquellen, z. B. Ionisation mit
gepulsten Lasern, und an gepulste ICR-Beladung /11/, an mit gepulsten Lasern induzierten
Fluoreszenznachweis /12/ oder an ein Flugzeitmassenspektrometer /13, 14/ anzupassen. Dabei stellt
speziell die Heizbarkeit der Ventile und damit die Anpassung an die Temperatur der GC-Säule oft
ein Problem dar. Drei verschiedene Arten der Kopplung der GC-Kapillare an das gepulste Ventil
haben sich bisher herauskristallisiert.
- (A) Einkopplung in die übliche Trägergaszuleitung des gepulsten Überschallstrahl-Ventils /13/ (siehe Abb. 2A). Hier muß das Gas über schmale lange Zwischenräume zwischen beweglichem Ventilstößel und seiner Führung entlangstreifen, bis es zur periodisch geöffneten Düse gelangt. Dabei ist die Verschleifung des GC-Pulses extrem groß (schlechte GC-Auflösung), die Kühlung der Moleküle jedoch recht gut, die Empfindlichkeit reduziert (3 µg, proklamiert 100 ng). Die ins Vakuum entlassenen Gaspulse waren mit 1,3 ms /13/ relativ lang (reduzierte Empfindlichkeit).
- (B) Das GC-Gas wird kontinuierlich in eine sehr kleine Vorkammer eingelassen, die periodisch durch ein gepulstes Ventil mit Edelgas geflutet wird. Durch Ausströmen über ein Düsenloch der Vorkammer entsteht ein Überschallstrahl /12/ (siehe Abb. 2B). Die Verschleifung der GC-Pulse ist zwar reduziert, die ins Vakuum entlassenen Gaspulse haben aber eine Länge von 50 ms, was bei einem Betrieb mit 20 Hz fast einem kontinuierlichen Gaseinlaß gleichkommt. Außerdem ist die Kühlung deutlich reduziert. Empfindlichkeiten von 6-2 ng werden angegeben.
- (C) Das GC-Gas wird auf halber Höhe des beweglichen Ventilstößels eingelassen /14/ (siehe Abb. 2C). Der größte Teil wird über die übliche Edelgaszufuhr nach hinten, ein kleiner Teil wird zur periodisch geöffneten Düse nach vorne geführt. Diese Anordnung wurde gewählt, um auch mit Flüssigkeiten und Superkritischen Gasen (LC, HPLC) arbeiten zu können. Die gleichen Probleme wie bei Anordnung (A) ergeben sich auch hier. Außerdem wurde eine schlechte Kühlung be obachtet. Anordnung (A) und (C) führen auch zu Problemen der Beheizung, da das gesamte Ventil (z. B. auch Solenoid) auf hohen Temperaturen gehalten werden muß, aber wegen verwinkelter Gaswege trotzdem Kaltstellen und damit Kondensation der Meßsubstanzen nicht völlig vermieden werden können. Außerdem kann durch hohe Temperaturen die Funktionstüchtigkeit des Ventil antriebes (z. B. eines Solenoids) reduziert oder gefährdet sein.
Aus diesen Gründen wurde ein neues gepulstes Ventil für die Kopplung von GC und Über
schallstrahl entwickelt. Folgende Ziele, die bisher für gepulste Ventile mit GC-Kopplung gar nicht
oder nicht gemeinsam erreicht werden konnten, waren für diese Entwicklung maßgebend:
- - möglichst geringe Verschleifung der GC-Pulse für hohe GC-Selektivität.
Dies wird erreicht durch minimierte Totvolumina und Vermeidung von Gaswegen
durch enge und lange Spalten. Dazu dienen vor allem Anspruch 1, 2 und 4. Außer
dem sollen die Ansprüche 3, 4 und 6 eine optimale Anpassung an weitere GC-
Parameter gewährleisten.
- - möglichst kurze Gaspulse für hohe Empfindlichkeit.
Kurze Gaspulse erlauben ein günstiges Verhältnis von Gaspulsdauer und Ionisations
pulsdauer; dies ist besonders wichtig für Ionisation mit kurzen Laserpulsen. Kurze
Probengaspulse werden durch die knappe Bauweise nach Anspruch 1 und 2 erreicht.
- - Vermeidung von Verdünnungseffekten durch Zusatzgase für hohe Empfindlichkeit.
- - möglichst gute Kühlung der Moleküle im Überschallstrahl für hohe Selektivität von Spektroskopie oder REMPI.
Kurze Gaspulse und hohes Druckgefalle ermöglichen eine optimale Kühlung. Auch
Neben der knappen Bauweise wird dies durch Optimierung der Ventilöffnungszeit
(Anspruch 7) unter Berücksichtigung der GC-Bedingungen (Anspruch 6) erreicht.
- - möglichst gute thermische Entkopplung des Ventilantriebs von Düsenloch und GC-Einlaß für Vermeidung von Kaltstellen (Memoryeffekte!) oder Störung des Ventilantriebs.
- - Multikomponentenfähigkeit während eines Gaschromatogramms für schnelles Screening - Überprüfen ausgesuchter Sätze von Spurensubstanzen oder typischen Vertretern von Substanzgruppen. Dies soll durch die Merkmale des Nebenanspruchs erreicht werden.
In Abb. 3a ist eine Ausführungsform des Ventilkopfes nach obigen Patentansprüchen
dargestellt. Das gesamte Ventil einschließlich Ventilantrieb wird in Abb. 3b gezeigt. Der
Ventilkopf besteht aus einer Kappe K, dem Führungsteil F für den beweglichen Stößel S, der
Einkopplung (Dichtung) D für die GC-Säule G. Kappe K und Führungsteil F sind miteinander ver
schraubt; mit einem Dichtring ist das Innere des Ventils gegen das Vakuum abgedichtet. Im Boden
der Kappe K befindet sich das Düsenloch mit z. B. 0,2 mm Durchmesser und 0,5 bis 1 mm Länge
und einer Senkung auf der Hochdruckseite. Über dieses Düsenloch wird Trägergas ins Vakuum
entspannt und damit ein Überschallstrahl ausgebildet. Im Trägergas gelöste Moleküle werden in
ihren Rotations- und Schwingungsbewegungen stark gekühlt. Dieses Düsenloch wird durch die
Spitze des beweglichen Stößels S abgedichtet und periodisch freigegeben. Mit Solenoid-Antrieben
des Ventilstößels lassen sich Öffnungszeiten zwischen 100 und 200 µs erzielen. Zwischen dem
Führungsteil F des Ventilstößels und dem Boden der Kappe K befindet sich eine scheibenförmige
Einlage V aus Vespel. In ihren Boden ist radial eine Nut eingefräst, deren Innenmaße genau den
Außenmaßen der Kapillarsäule entsprechen. Diese Vespeleinlage V dient als Abstandshalter
zwischen F und K, als Führung für das Ende der Kapillarsäule G und als Dichtung des Kapillarsäu
lenendes gegen den Spalt zwischen Stößel S und seiner Führung F. Das Ende der Kapillarsäule G
ist außerdem durch eine Mikrodichtung ans Graphit und Schraubverschluß gegen das Vakuum
abgedichtet. Die Anordnung von Kapillarsäulenende, Ventilstößelspitze und zentraler Öffnung in
der Vespeleinlage gewährleistet ein minimales Totvolumen vor dem Kapillarenende, das sich sehr
rasch über das Düsenloch entleeren kann, wenn der bewegliche Stößel das Düsenloch und den Weg
zwischen Düsenloch und Kapillarende pulsartig freigibt. Das sich entspannende Gas ist dabei das
GC-Trägergas, in dem die Probensubstanzen gelöst sind und gemäß ihren Retentionszeiten am
Kapillarsäulenende ankommen.
In Abb. 3b ist eine Ausführungsform gezeigt, in der eine räumliche Trennung von
Ventilkopf und eines Solenoid-Ventilantriebs durch eine Verlängerung des Ventilstößels und seiner
Führung realisiert wurde. Damit werden eine Überhitzung des Ventilantriebs und damit verbundene
Fehlfunktionen vermieden. Eine solche GC-Kopplung mit gepulstem Überschallstrahlventil hat her
vorragende Eigenschaften, insbesondere für die Kombination mit resonanter Mul
tiphotonenionisation (REMPI) und Flugzeitmassenspektrometrie. Das minimale Totvolumen und die
Vermeidung von Gasdiffusion in langen, dünnen Kanälen, z. B. zwischen Ventilstößel und Ventil
stößelführung, verhindern sowohl das Verschleifen der GC-Pulse wie auch Memoryeffekte. Die
Einspeisung des GC-Efluents noch auf der Hochdruckseite des Ventils und die Verwendung des
GC-Trägergases als Trägergas des Überschallstrahles führt zu hervorragender Kühlung der inneren
molekularen Bewegungsfreiheitsgrade. Die kurzen Gaspulse erlauben die Erfassung eines hohen
GC-Gasanteils durch gepulste Ionisationsmethoden.
In Abb. 4 ist die Ausführungsform einer Gesamtanlage abgebildet, in der das gepulste
GC-Überschalstrahl-Ventil nach Abb. 3 zur Kopplung von GC, REMPI und Flugzeitmas
senspektrometrie eingesetzt wird. Über einen Gaschromatographen und eine heizbare Zuleitung
wird das Ventil mit GC Tragergas beschickt. Dieses entspannt sich in ein Vorvakuumsystem unter
Kühlung der inneren Freiheitsgrade der in ihm gelosten Probenmoleküle. Ein Skimmer dient als
Druckreduzierstufe und zur Bildung eines schmalen, gepulsten Molekularstrahles. Dieser durchquert
die Ionenquelle, bestehend aus axial angebrachten Blenden mit zentralen Löchern für den Abzug
von Ionen. Diese werden speziesselektiv durch resonante Multiphotonenionisation (REMPI)
gebildet, quer zum Molekularstrahl mit einem statischen elektrischen Feld abgezogen und in einem
Reflektron-Flugzeitmasen-Analysator nachgewiesen.
Mit dieser Apparatur wurden die folgenden Tests des GC-Überschallstrahl-Pulsventils
durchgeführt: Für Wellenlängenspektren wurde ein Gas kontinuierlich eingelassen und die Signal
intensität einer Masse als Funktion der Laserwellenlänge gemessen; für Flugzeitmassenspektren
wurde zu einer bestimmten Retentionszeit und für einen oder gemittelt über einige wenige Laserpul
se gemessen; für Gaschromatogramme wurde bei einer Masse oder einem ausgesuchten Satz von
Massen und einer selektiven Wellenlänge, einer halbselektiven Wellenlänge oder unselektiver
laserinduzierter Elektronenionisation gemessen. In Abb. 5 ist das Wellenlängenspektrum einer
vibronischen Bande von Benzol dargestellt. Ans dem Vergleich der experimentellen Form und einer
theoretischen Bandenform, die für verschiedene Temperaturen simuliert werden kann, ergibt sich
die sogenannte Rotationstemperatur nach der Überschallstrahlkühlung. Abb. 5 zeigt die
hervorragende molekulare Kühlung des Ventils. Sie ist Voraussetzung, um die hohe Selektivität
wirklich zu ereichen, die mit REMPI möglich ist.
In Abb. 6a ist das Gaschromatogramm eines Benzinkraftstoffes gezeigt, das mit dem
GC-Überschallstahl-Ventil, einer für Aromaten spezifischen, aber unter Aromaten unselektiven
Laserwellenlänge und bei vier Massen synchron aufgenommen wurde. Bei der Masse 106 zeigen
sich im Gaschromatorgramm Ethylbenzol, meta-, orth- und para-Xylol. Dabei wurden meta- und
para-Xylol von der eingesetzten Säule nicht getrennt. Eine Verschleifung der GC-Pulse ist praktisch
nicht erkennbar. Dies ist aus Abb. 6b ersichtlich. Hier wird die Molekülgruppe der Masse
106 einmal über konventionelle Gaschromatographie, und einmal über GC-Überschallstrahl-REMPI
mit einer Laserwellenlänge von 266 nm, wie in Abb. 6a nachgewiesen. In beiden Fällen
wurde eine Kapillare mit identischen Parametern verwendet.
In Abb. 7 und 8 soll demonstriert werden, wie mittels der Kombination des GC-
Überschallstrahlventils mit REMPI das Problem fehlender Isomerenselektivität des GC - siehe
Abb. 6: meta- und para-Xylol - ohne chemische Vortrennung gelöst werden kann. Dazu
wurde die Laserlichtquelle von 266 nm (unselektiv, Abb. 6a) auf 272,3 nm abgestimmt. Mit
dieser Wellenlänge wird nun unter den erwähnten vier isomeren Molekülen der Masse 106 nur
para-Xylol höchst selektiv angeregt. Dies belegen die REMPI-Wellenlängenspektren in Abb. 7.
Diese Spektren verdanken ihre spektrale Schärfe und damit Selektivität der molekularen
Kühlung im Überschalstrahl. Ohne diese Kühlung wäre eine solche Isomerentrennung absolut nicht
möglich. Ähnlich selektive Spektren konnten zum Beispiel für dichlorierte Dioxine und Biphenyle
oder alle mehrfach chlorierten Benzole gezeigt werden /15/.
In Abb. 8 oben ist zum Vergleich noch einmal ein Gaschromatogramm mit Aromaten-
unselektivem REMPI-Nachweis bei einer Laserwellenlänge von 266 nm gezeigt (Ausschnitt aus
Abb. 6). In Abb. 8 unten ist nun ein Gaschromatogramm der selben Probe (selber Ausschnitt
der GC-Retentionszeit), aber mit para-Xylol-selektivem Nachweis bei der Laserwellenlänge von
272,3 nm. Die hohe Selektivität nur für para-Xylol ist eindeutig festzustellen. In Abb. 9
wurde schließlich die Empfindlichkeit getestet. Für 500 fg Toluol betrug das Signal-zu-Rausch-
Verhältnis immer noch 6. Eine Optimierung der Ionistionseffizienz, die bisher noch nicht durch
geführt wurde, kann noch zu einer Verbesserung um mindestens eine Größenordnung führen.
Damit wird auch der Empfindlichkeitsbereich konventioneller hochauflösender Kapillar-GC-MS-
Geräte erreicht.
Das hier vorgestellte GC-Überschall-Pulsventil eröffnet gegenüber konventioneller GC-MS
die Möglichkeiten, die sich prinzipiell aus der Kombination von Gaschromatographie, hochauflö
sende UV-Anregung und Massenspektrometrie ergeben. Diese Möglichkeiten sind:
- - eine neue hochselektive dreidimensionale Spurenanalytik: Es kommen drei Meßparameter Retentionszeit (GC), UV-Wellenlänge (REMPI) und Masse (Flugzeitmassenspektrometrie) synchron zur Wirkung.
- - eine starke Reduzierung des Clean-up-Aufwandes: Man kann auf eine extrem hohe Selekti vität der Gaschromatographie verzichten, da die fehlende Selektivität durch die UV-Spek troskopie wett gemacht wird.
- - eine erheblich schnellere Analytik bei ähnlicher Selektivität und Empfindlichkeit wie bei konventionellen GC/MS-Geräten.
- - ein schnelles Screening während eines einzigen GC-Laufs.
- - ein mobiles und doch hochauflösendes Ultraspuren-Analysegerät.
Im Gegensatz dazu sind bisher eingesetzte Pulsventile mit Problemen wie Reduzierung der GC-
Auflösung, der UV-Auflösung oder der Empfindlichkeit behaftet, was die Realisierung der
Möglichkeiten bisher stark eingeschränkt oder sogar verhindert hat.
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/14/ A high pressure pulsed expansion valve for gases, liquids, and supercritical fluids; C.Köster, J.Grotemeyer, E.W.Schlag, Z.Naturforsch. 46a, (1990) 1285.
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b) Isomer-selective ionization of chlorinated aromatics with lasers for analytical time-of- flight mass spectrometry; R.Zimmermann, U.Boesl, C.Weickhardt, D.Lenoir, K.- W.Schramm, A.Kettrup, E.W.Schlag, Chemosphere 29 (1994) 1877.
Abb. 1 Schema der Resonanz-verstärkten Multiphotonenionisation (REMPI). Nur wenn die
Wellenlänge des ersten Photons in Resonanz mit einer spezifischen Molekülabsorp
tionsbande ist, kann dieses Molekül angeregt werden und ein weiteres Photon zur
Ionisation absorbieren: Selektive Ionisation!
Abb. 2 drei verschiedene Kopplungen einer GC-Säule mit einem gepulsten Gasventil für
Überschallstahlen, den Stand der Technik für gepulste GC-Überschallstrahl-Ventile
darstellend.
Abb. 3a Ausführungsform eines GC-Überschallstrahl-Pulsventils, entsprechend der Erfin
dung. Dargestellt ist der Ventilkopf, 3b) Gesamtes Ventil.
Abb. 3b Ausführungsform eines GC-Überschallstrahl-Pulsventils, entsprechend der Erfin
dung. Dargestellt ist das Gesamtventil mit Ventilkopf und Ventilantrieb.
Abb. 4 Ausführungsform einer Gesamtanlage zur dreidimensionalen GC-Laser-MS-Analyse,
wobei die Kopplung über das GC-Überschallstrahl-Ventil erreicht wird.
Abb. 5 Wellenlängenspektrum einer vibronischen Schwingungsbande des Benzols, nach
Kühlung in einem Überschallstrahl, der durch ein Ventil gemäß Abb. 3 erzeugt wird.
Der Vergleich mit simulierten Absorptionsbanden (z. B. für 2, 5, 15, 50 K) ergibt
eine experimentelle "Rotationstemperatur" von 15 K.
Abb. 6a Gaschromatogramm, nachgewiesen mit REMPI und Flugzeitmassenspektrometer
(TOF für time-of-flight). Die REMPI Wellenlänge (266 nm) war so gewählt, daß
Aromaten als Gruppe selektiv nachgewiesen werden, nicht aber einzelne Aromaten.
Es wurde auf vier Massen (92, 106, 120, 134) simultan nachgewiesen.
Abb. 6b Gaschromatogramme, nachgewiesen in einem konventionellen GC (oben) und mit
REMPI, Flugzeitmassenanalysator und Kopplung über gepulstes Ventil nach Abb. 3
(unten). GC-Kapillaren mit identischen Parametern wurden in beiden Fällen ver
wendet. Beide Gaschromatogramme wurden mit der selben Probe wie in Abb.
6 gemessen; sie entsprechen dort der Molekülgruppe M= 106, und belegen, daß das
gepulste Ventil zu keiner GC-Peak-Verschleifung führt.
Abb. 7 UV-Absorptionsspektren von Ethylbenzol, ortho-, meta- und para-Xylol. Die
Schärfe der Spektren wurde durch Kühlung in einem Überschallstrahl erreicht und
ist Voraussetzung für die Selektion einer der vier Komponenten durch Laserlicht.
Abb. 8 oben: Gaschromatogramm, nachgewiesen mit REMPI und Flugzeitmassenspek
trometer. Die REMPI Wellenlänge betrug 266 nm (semiselektiv). Das Gaschro
matogramm stellt einen Ausschnitt aus Abb. 6 für die Retentionszeit von 3 min bis
3 min 40 sec (Molekülgruppe M= 106) dar.
Unten: Gaschromatogramm, nachgewiesen mit REMPI und Flugzeitmassenspek trometer bei den selben GC-Bedingungen, aber nun einer REMPI Wellenlänge von 272,3 nm (selektiv für para-Xylol).
Unten: Gaschromatogramm, nachgewiesen mit REMPI und Flugzeitmassenspek trometer bei den selben GC-Bedingungen, aber nun einer REMPI Wellenlänge von 272,3 nm (selektiv für para-Xylol).
Abb. 9 Beispiel für die bisher erreichte Empfindlichkeit am Beispiel von Toluol: Opti
mierung durch des GC-Überschallstrahl-Pulsventil. Eine Optimierung der Ioni
sationsausbeute wurde noch nicht durchgeführt und verspricht eine weitere Empfind
lichkeitssteigerung.
Claims (2)
1. Gepulstes Ventil, in das (a) eine Gaschromatographie(GC)-Kapillare mündet, das
(b) der Erzeugung eines molekularen Überschallstrahles in ein Vakuumgefäß dient, wodurch eine
Kopplung des GC an sekundäre Spurenanalysegeräte, insbesondere Massenspektrometer, Fluo
reszenzzellen und Ionisationsmeßzellen, realisiert wird, das (c) einen Ventilkopf mit dem Ende
eines beweglichen Ventilstößels und einer Kappe mit Düsenloch beinhaltet, und das (d) gekenn
zeichnet ist durch folgende Merkmale:
- 1. Die Spitze des Ventilstößels (S) ist so geformt, daß sie das Düsenloch periodisch öffnen und schließen kann, daß sie gleichzeitig den Weg zwischen Düsenloch und Spitze der GC- Kapillarsäule (G) während der Öffnungsphase freigibt, und daß sie gegen den Rest des Ventilstößels und des Ventilinnenraumes abgedichtet ist.
- 2. Das Ende der GC-Kapillare ist so geführt, daß es unmittelbar an die Ventilstößelspitze heranreicht und daß es gegen den Innenraum zwischen Ventilstößelführung (F) und Kappe (K), sowie zwischen Ventilstößelführung (F) und Ventilstößel (S) abgedichtet ist, dergestalt, daß das Totvolumen zwischen und um GC-Kapillarsäulenende, Ventilstößelspitze und Düsenloch so klein wie möglich ist.
- 3. Der Ventilkopf, bestehend aus Kapillarsäulenende (G), Ventilstößelende, Düsenloch und umgebende Dichtungen, Führungen und Halterungen ist auf für den GC-Betrieb geeignete Temperaturen heizbar.
- 4. Für die Ausbildung eines gepulsten Überschallstrahls wird nur das Trägergas aus der GC- Kapillarsäule und kein zusätzliches Trägergas verwendet.
- 5. Gepulstes Ventil nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die thermische Entkopplung von Ventilkopf und Ventilantrieb, insbesondere für Solenoid oder Piezoantrieb, durch räumliche Trennung und selektive Heizung des Ventilkopfes und Kühlung des Ventilantriebs erreicht wird.
- 6. Gepulstes Ventil nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die mittlere Öffnungszeit - Pulslänge × Öffnungsfrequenz - des Ventils auf den Gasfluß des GC abgestimmt ist.
- 7. Gepulstes Ventil nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß Öffnungszeit und Druckgefälle zwischen Ventilinnenseite und Vakuumgefäß so optimiert sind, daß eine effektive molekulare Kühlung im Überschallstrahl erreicht wird und so hochauslösende UV- Spektroskopie und damit auch hochauflösende resonante Multiphotonen-Ionisation (REMPI) möglich ist.
- 8. Gepulstes Ventil nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß seine geome trischen Ausmaße, insbesondere der Durchmesser des Ventilkopfes, klein genug sind, um es in die Ionenoptik eines Flugzeitmassenspektrometers zu integrieren.
2. Ein gepulstes Ventil nach Hauptansprüchen 1, 2, 3 und 4, kombiniert mit resonan
ter Multiphotonenionisation, gekennzeichnet dadurch, daß
von gepulsten Anregungslichtquellen, insbesondere Lasern, mit mehreren sehr schnell um
schaltbaren Wellenlängen und hoher Pulswiederholrate Licht in den GC-Überschallstrahl ein
gekoppelt wird dergestalt, daß mit einzelnen, ausgesuchten Wellenlängen selektiv eine Substanz
oder eine Substanzklasse angeregt wird, daß für jede dieser Wellenlängen ein eigenes, zeitver
schobenes Flugzeitmassenspektrum aufgenommen wird, und daß innerhalb eines GC-Spektrums
oder sogar eines einzelnen GC-Peaks zwischen diesen Wellenlängen umgeschaltet wird.
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