DE19530902A1 - Verfahren zur Verbesserung des Regelverhaltens eines Antiblockier-Systems - Google Patents
Verfahren zur Verbesserung des Regelverhaltens eines Antiblockier-SystemsInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Verbesserung
des Regelverhaltens eines Antiblockiersystems (ABS), insbe
sondere bei einer starken Radaufstandskraftverringerung in
folge eines sogenannten Sprunghügels, einer Fahrbahnvertie
fung oder dergleichen. Bei einem solchen Verfahren wird das
Drehverhalten der einzelnen Räder gemessen und zur Ermittlung
einer Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit, des Radschlupfs und
anderer Regelgrößen ausgewertet, die zur Bemessung und/oder
Modulation des Bremsdruckes in den Radbremsen der geregelten
Räder dienen.
Antiblockier-Systeme (ABS) mit elektronischer Regelung sind
in vielfältiger Ausführung bekannt und auf dem Markt. Bei den
allermeisten Systemen werden die für die Regelung benötigten
Informationen durch Messung des Drehverhaltens der einzelnen
Räder gewonnen, wobei durch logische Verknüpfung der Raddreh
signale eine die Fahrzeuggeschwindigkeit näherungsweise wie
dergebende Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit ermittelt wird,
die dann als Bezugsgröße zur Bestimmung des Radschlupfes und
anderer Regelgrößen und schließlich zur Bemessung bzw. Rege
lung des Bremsdruckes in den Radbremsen herangezogen werden
kann.
Das Erkennen der tatsächlichen Regelungssituation aus den
Informationen, die die Radsensoren liefern und das folgerich
tige Steuern des Bremsdruckes ist nicht immer möglich, wenn
die Interpretation des Raddrehverhaltens keine eindeutige
Aussage auf die momentane Situation zuläßt. Außerdem müssen
bei der Druckmodulation, die der ABS-Regler auf Basis der
installierten Regelphilosophie in Abhängigkeit von dem Rad
drehverhalten durchführt, an sich widersprüchliche Forderun
gen nach Radstabilität - durch Druckentlastung - und kurzem
Bremsweg - durch möglichst hohen Bremsdruck - erfüllt werden.
Ein besonderes Problem stellt bei einem Antiblockier-System
der relativ starke Bremsdruckabbau dar, der eintreten kann,
wenn das Fahrzeug während einer Teilbremsung, d. h. während
eines normalen, ungeregelten Bremsvorganges auf einen soge
nannten Sprunghügel, eine Fahrbahnvertiefung oder dergleichen
gelangt. Eine solche Fahrbahnstörung führt, nämlich bei dem
Ausfedern des Rades infolge dieser Störung, zu einer starken
Verringerung der Radaufstandskraft, die die ABS-Regelung
durch starke Druckreduzierung an diesem Rad auszugleichen
versucht. Diese Druckreduzierung führt zu einer unerwünschten
Verringerung der Bremseffizienz und damit zur Verlängerung
des Bremsweges.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, das Regelver
halten eines ABS in einer derartigen Situation zu verbessern
und insbesondere die unerwünschten Auswirkungen einer solchen
radaufstandskraftbedingten Regelungsvorgangs zu beheben.
Es hat sich gezeigt, daß diese Aufgabe durch das in Anspruch
1 beschriebene Verfahren gelöst werden kann, dessen Beson
derheit darin besteht, daß beim Einsetzen eines
Blockierschutz-Regelungsvorganges im Anschluß an eine Teil
bremsung und Auftreten eines Bremsschlupfes, der über einem
vorgegebenen Grenzwert liegt und über eine vorgegebene Min
destzeitspanne hinaus andauert, individuell für jedes Rad,
insbesondere jedes Vorderrad, das Produkt aus dem maximalen
Bremsschlupf und der Zeitspanne von Beginn der Instabilität
bis zum Radumkehrpunkt, nämlich bis zum Auftreten einer über
einem vorgegebenen Grenzwert liegenden Radwiederbeschleuni
gung, gebildet wird und daß, wenn das Produkt einen vorgege
benen Grenzwert überschreitet, der Bremsdruck an dem betrof
fenen (Vorder)Rad in der anschließenden stabilen Phase mit
erhöhtem Gradienten aufgebaut wird.
Der Bremswegverlust oder Verzögerungsverlust als Folge der
zuvor beschriebenen Auswirkungen eines "Sprunghügels" oder
dergleichen stellt sich bei einer ABS-Regelung erst in der
anschließenden Phase des Bremsvorgangs ein, in der das Rad
wieder stabil läuft, weil der Bremsdruck bei einem normalen
Druckaufbaurhythmus mit relativ flachem Gradienten bzw. puls
förmig aufgebaut wird. Die Erfindung beruht daher auf der
Erkenntnis, daß das Vorliegen einer "Sprunghügel"-Situation
erkannt werden kann und daß die unerwünschten Auswirkungen
dieser Situation durch nachfolgenden schnellen Druckaufbau
ausgeglichen werden können.
Eine Reihe von besonders vorteilhaften Ausführungsbeispielen
des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den beigefügten Un
teransprüchen beschrieben.
Zweckmäßigerweise wird der Bremsdruckaufbau mit erhöhtem Gra
dienten erst dann zugelassen, wenn die Hochlauf- bzw. Wie
derbeschleunigung des betroffenen Rades eine zum maximalen
Schlupf dieses Rades proportionale, über einem vorgegebenen
Beschleunigungs-Minimalwert liegenden Wert erreicht. Zweck
mäßig ist beispielsweise ein Bremsschlupf-Grenzwert in der
Größenordnung zwischen 10 und 20 km/h oder zwischen 10 und 20%
der Fahrzeuggeschwindigkeit, wobei vorgegeben werden kann,
daß der größere dieser beiden Werte maßgebend ist. Für die
Mindestzeitspanne, während der der Bremsschlupf über dem
Grenzwert liegen sollte, dürfte eine Zeitspanne von 100-300
ms, je nach Regelungssystem, zweckmäßig sein.
Die erfindungsgemäß geforderte Erhöhung des Bremsdruckauf
bau-Gradienten kann bei einem Regelungssystem, das den Bremsdruck
mit variablen Pulsfolgen steuert, durch "Verkürzen" der
Druckaufbaupulsreihe oder durch zeitweisen Übergang zu unge
pulstem Druckaufbau herbeigeführt werden.
Der erfindungsgemäß vorgesehene schnelle Bremsdruckaufbau
bzw. Druckaufbau mit erhöhtem Gradienten im Anschluß an eine
Sprunghügel-bedingte Druckentlastung kann in bestimmten Si
tuationen und/oder bei bestimmten Fahrzeugkonstruktionen un
erwünscht hohe Giermomente zur Folge haben. Nach einem be
sonders vorteilhaften Ausführungsbeispiel der Erfindung ist
es daher vorgesehen, wenn ein Sprunghügel in der anschließen
den stabilen Phase einen schnellen Druckaufbau an einem Vor
derrad zur Folge hat, den Druckaufbau an dem zweiten Rad die
ser Achse mit dem gleichen oder annähernd gleichen Gradienten
durchzuführen. Die Gefahr von zu hohen Giermomenten wird da
durch überwunden.
Des weiteren wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, wenn ein
Vorderrad einen Sprunghügel, eine Vertiefung oder dergleichen
passiert und dadurch die beschriebene Sprunghügel-Funktion
ausgelöst wird, den Bremsdruckgradienten am Hinterrad der
gleichen Fahrzeugseite ebenfalls zu erhöhen, weil auch das
Hinterrad diesen Sprunghügel oder diese Straßenstörung pas
sieren wird. Allerdings dürfte es in den meisten Fällen
zweckmäßig sein, den Bremsdruckaufbau-Gradienten am Hinterrad
in geringerem Maße wie den Gradienten des Vorderrades zu er
höhen, um die für die Fahrstabilität des Fahrzeugs besonders
kritische Stabilität des Hinterrades nicht zu gefährden.
Weitere Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der
Erfindung gehen aus der folgenden Beschreibung von Einzelhei
ten anhand der beigefügten Abbildungen hervor.
Es zeigen
Fig. 1 die wesentlichen elektrischen/elektronischen Kompo
nenten eines ABS zur Durchführung des erfin
dungsgemäßen Verfahrens,
Fig. 2 ein Flow-Chart zur Erläuterung der Arbeitsweise des
Systems nach Fig. 1 und
Fig. 3 im Diagramm den Radverlauf und Druckverlauf in einer
speziellen Regelungssituation.
Nach Fig. 1 wird bei einem Antiblockier-System der hier in
Rede stehenden Art das Drehverhalten der einzelnen Räder mit
Hilfe von Radsensoren S1 bis S4 gemessen. In einer Aufberei
tungsschaltung 2 werden aus den Signalen der Sensoren S1-S4
Radgeschwindigkeitssignale v₁-v₄ gewonnen, die in Form von
elektrischen Signalen oder, wenn die Weiterverarbeitung mit
Hilfe von programmgesteuerten Schaltungen, wie Mikrocomputer,
Mikrocontroller oder dergleichen, erfolgt, in Form von Daten
vorliegen.
In einer Signalverarbeitungsschaltung 3 werden in bekannter
Weise die zeitlichen Ableitungen der Geschwindigkeitssignale
v₁-v₄ gebildet. Von besonderem Interesse sind die erste und
zweite zeitliche Ableitung ₁-₄ bzw. v₁-v₄ sowie der ra
dindividuelle Schlupf λ1-λ4, zu dessen Bildung die in einem
Schaltkreis 4 ermittelte Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit vREF
benötigt wird.
Alle genannten Signale werden in einer ABS-Logikschaltung 5
weiterverarbeitet, die durch umfangreiche Berechnungen auf
Basis komplexer Algorithmen Bremsdrucksteuersignale errechnet
und über eine Ventilansteuerungsschaltung 6 einem symbolisch
dargestellten Ventilblock 7 zuleitet. Dieser Ventilblock 7
umfaßt bei einer blockiergeschützten hydraulischen Bremsanla
ge zahlreiche elektrisch betätigbare Hydraulikventile, mit
denen der Bremsdruck in den einzelnen Radbremsen in der ge
wünschten Weise gesteuert und geregelt werden kann.
Wesentlich für das erfindungsgemäße Verfahren ist eine
Zusatz- oder Rechenschaltung 8, die natürlich, wenn die
Schaltung nach Fig. 1 durch eine programmgesteuerte Schaltung
realisiert ist, durch entsprechende Programmschritte oder
durch ein Unterprogramm realisiert wird.
In der Zusatz- oder Rechenschaltung 8 wird für jedes Rad in
dividuell, im vorliegenden Ausführungsbeispiel für jedes Vor
derrad (Rad 1, Rad 2) ein Produkt aus dem an dem jeweiligen
Rad maximal auftretenden Schlupf λ1,2 max und aus der Zeitspanne
Δt von Beginn der Instabilität (t₁) bzw. vom Einsetzen der
Blockierschutzregelung bis zum Radumkehrpunkt (t₂) gebildet.
Dieser Radumkehrpunkt ist in diesem Ausführungsbeispiel iden
tisch mit dem Zeitpunkt des Auftretens einer über einem vor
gegebenen Grenzwert liegenden Wiederbeschleunigung (aR <
agrenz). Das Produkt P wird also nach der Formel
P1,2 = k × [t (vREF - vR1,2) max]
= k × [t × λ1,2 max]
= k × [t × λ1,2 max]
gebildet.
Wenn dieses Produkt P einen vorgegebenen Grenzwert P grenz über
schreitet, wird dies erfindungsgemäß als Kriterium für das
Erkennen eines Sprunghügels bzw. des durch einen solchen
Fahrbahnfehler ausgelösten Regelverhaltens gewertet und des
halb durch die Zusatzschaltung 8 oder durch die ABS-Logik 5
eine Gegenmaßnahme eingeleitet. Erfindungsgemäß wird daher an
dem betroffenen Vorderrad in der stabilen Phase, die sich an
die durch den Sprunghügel ausgelöste Instabilitätsphase an
schließt, der Bremsdruck mit erhöhtem Gradienten im Vergleich
zu einer "normalen" Blockierschutzregelung aufgebaut. Dieser
erhöhte Gradient läßt sich bei einem Regelungssystem, das mit
variablen Pulsfolgen arbeitet, durch "Verkürzen" der Druck
aufbaupulsreihe bzw. Verkürzen der Pulspausen oder gar durch
Übergang zum ungepulsten Druckaufbau herbeiführen.
Die erfindungsgemäße "Sprunghügel"-Funktion wird in erster
Linie für die Verbesserung des Regelverhaltens der Vorderrä
der eingesetzt, weil bekanntlich der Beitrag der Vorderräder
zur Abbremsung höher als der Beitrag der Hinterräder ist und
weil aus Sicherheitsgründen der Stabilität der Hinterräder
Vorrang eingeräumt wird. Grundsätzlich können die erfindungs
gemäß vorgeschlagenen Maßnahmen jedoch auch zur Druckmodula
tion an den Hinterrädern eingesetzt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren beruht auf der Erkenntnis, daß
die unerwünschte Druckentlastung, die der Sprunghügel-Effekt
bewirkt, durch Messen des Radschlupfes und der Zeitspanne,
während der sich dieses Rad im Schlupf befindet, sensiert
werden kann. Als kritisch ist ein Schlupf über etwa 15 km/h
oder über 15% der Fahrzeuggeschwindigkeit anzusehen. Die
Mindestzeitspanne, die auf den Sprunghügel-Effekt hinweist,
liegt in einem Ausführungsbeispiel der Erfindung bei etwa 200
msec. Aus den vorgenannten Erfahrungswerten werden die vorge
gebenen Grenzwerte für das Einsetzen der Sprunghügel-Sonder
regelung abgeleitet.
Der Radumkehrpunkt hat sich als besonders geeignet zum Er
mitteln und Durchführen der beschriebenen Sonderregelungsmaß
nahmen erwiesen. In dieser Situation läuft das Rad langsamer
als das Fahrzeug, was bedeutet, daß dieses Rad zur Bremswir
kung beiträgt. Der Druck in der Radbremse kann bis zum Er
reichen einer stabilen Phase, in der das Rad etwa gleich
schnell ist wie das Fahrzeug, eingesteuert bzw. erhöht wer
den. Als wirkungsvoll erwies sich z. B. eine Verkürzung der
Druckaufbaupulsreihe von 700 msec. auf 400 ms. Der Mindest
wert der Hochlaufbeschleunigung, bei der der schnelle Druck
anstieg einsetzte, lag bei einem Ausführungsbeispiel bei ca.
12 g, also bei dem 12fachen der Erdbeschleunigung.
Der Bremsdruckaufbau mit erhöhtem Gradienten wird grundsätz
lich nur dann zugelassen, wenn die Hochlaufbeschleunigung des
Rades einen vorgegebenen Grenzwert agrenz überschreitet, der
über einem Minimalwert von z. B. 12 g liegt und proportional
zu dem maximalen Schlupf max des betroffenen Rades ansteigt.
Es muß also gelten:
agrenz < amin; z. B. amin = 12 g,
agrenz < k × λ1,2 max.
agrenz < k × λ1,2 max.
Nach einem weiteren Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird grundsätzlich oder in bestimmten Situationen
bei Einsetzen der beschriebenen Sprunghügel-Sonderregelung,
die zu dem schnelleren Druckaufbau an dem betroffenen (Vor
der)Rad führt, gleichzeitig auch der Druckaufbau an dem zwei
ten Rad der Achse dem gleichen Regelungsschema unterworfen.
Der Druckaufbau an diesem zweiten Rad wird also ebenfalls
verkürzt, um das Entstehen von Giermomenten infolge des un
gleichen Druckanstiegs an den beiden Rädern einer Achse zu
verhindern oder zu verringern. Diese Ausgleichsmaßnahme wird
in dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 durch eine Ausgleichs
schaltung 9 erreicht, die die für die beiden Vorderräder in
dividuell ermittelten Produkte oder die Regelungsmaßnahmen
vergleicht und durch Ansteuerung der ABS-Logikschaltung 5 in
den Regelungsablauf eingreift, wenn die Gefahr besteht, daß
ein zu hohes Giermoment entstehen könnte.
Mit Hilfe der Schaltung 9 kann außerdem veranlaßt werden,
daß, wenn ein Vorderrad einen Sprunghügel passiert, die
Bremsdruckregelung an dem Hinterrad der gleichen Fahrzeugsei
te in geeigneter Weise modifiziert wird.
Fig. 2 zeigt anhand eines Beispiels die beschriebene logische
Verknüpfung der einzelnen Bedingungen. Nach dem START der
hier dargestellten Programmschleife wird zunächst im Schritt
10 abgefragt, ob eine Teilbremsung vorliegt. Wenn ja, wenn
dieser Teilbremsung ein ABS-Regelungsvorgang folgt (11) und
wenn eine Mindest-Wiederbeschleunigung des betroffenen Rades
festgestellt wird (12), setzt mit der Operation 13 die Be
rechnung des Produktes P1,2 für das betroffene Vorderrad ein.
Überschreitet das Produkt P1,2 den vorgegebenen Grenzwert Pgrenz
und liegt die Hochlaufbeschleunigung des Rades aR über dem
Grenzwert agrenz, führt der Entscheidungs-Ablauf über die Ver
zweigungen 14 und 15 zur Aktion 16, die einen verkürzten oder
permanenten Druckaufbau, jedenfalls einen Druckaufbau mit
höherem Gradienten als im Normalfall, herbeiführt. Dies ist
die bereits anhand der Fig. 1 beschriebene Wirkungsweise.
Sind die in den einzelnen Verzweigungen abgefragten Bedingun
gen nicht erfüllt, oder ist der permanente Druckaufbau abge
schlossen, führt der Entscheidungsprozeß zurück zum START der
Schleife und damit zur Abfragewiederholung.
Fig. 3 dient zur Veranschaulichung einer Situation, in der
die "Sprunghügel"-Sonderregelung zur Verbesserung des
ABS-Regelverhaltens zum Tragen kommt. Die obere Kurve, nahezu
eine Gerade, zeigt die Fahrzeuggeschwindigkeit oder Fahrzeug
referenzgeschwindigkeit vREF. Die Geschwindigkeit vR eines Vor
derrades, das den Sprunghügel passiert, weicht anfänglich nur
wenig von der Referenzgeschwindigkeit vREF ab. Der Verlauf des
Druckes dR in der Radbremse des Rades, dessen Geschwindigkeit
die Kurve vR repräsentiert, ist ebenfalls in Fig. 3 wiederge
geben. Schließlich ist noch symbolisch die Fahrbahn darge
stellt, um zu zeigen, daß zum Zeitpunkt t₁ durch eine Fahr
bahnvertiefung (im Anschluß an einen Hügel) die für einen
Sprunghügel charakteristische starke Radaufstandskraftverrin
gerung einsetzt.
Das Rad oder Vorderrad, auf das sich vR und dR beziehen, be
findet sich etwa ab dem Zeitpunkt t₀ in der Regelung. Eine
ungeregelte Teilbremsung ist vorausgegangen. Zum Zeitpunkt t₁
beginnt eine Regelphase, in der der Radschlupf Δv den
vorgegebenen Grenzwert überschreitet und auch die Zeitspanne
Δt bis zur Wiederbeschleunigung bzw. bis zur Radumkehr zum
Zeitpunkt t₂ so groß wird, daß das Produkt
PR = k Δt × λRmax
einen vorgegebenen Grenzwert überschreitet. Da zu diesem
Zeitpunkt t₂ die Radwiederbeschleunigung aR über einem vorge
gebenen Grenzwert agrenz liegt, wobei agrenz z. B. 12 g betragen
kann, erfolgt im Anschluß an den Zeitpunkt t₂ eine ungepulste
Druckeinsteuerung und dadurch ein schneller Anstieg des
Bremsdruckes dR. Der sich bei "normaler" Regelung einstellende
Druckanstieg ist im Anschluß an t₂ durch eine gestrichelte
Linie dargestellt und mit d′R bezeichnet. Im Anschluß an t₃
bleibt der Druck dR in der betrachteten Radbremse zunächst
konstant, woran sich weitere Druckkorrekturen durch die "nor
male" Blockierschutzregelung anschließen können.
Erfindungswesentlich ist der durch den verkürzten, raschen
Druckanstieg in der Zeitspanne zwischen t₂ und t₃ erreichte
massive Bremsdruckaufbau, durch den erreicht wird, daß der
zum Zeitpunkt t₁ einsetzende, durch den Sprunghügel-Effekt
hervorgerufene starke Bremsdruckabbau frühzeitig wieder rück
gängig gemacht und dadurch eine "unnötige" Bremswegverlänge
rung des Fahrzeugs vermieden wird.
Claims (10)
1. Verfahren zur Verbesserung des Regelverhaltens eines
Antiblockiersystems (ABS), insbesondere bei einer star
ken Radaufstandskraftverringerung infolge eines so
genannten Sprunghügels, einer Fahrbahnvertiefung oder
dergleichen, bei dem das Drehverhalten der einzelnen
Räder gemessen und zur Ermittlung einer Fahrzeugrefe
renzgeschwindigkeit, des Radschlupfs und anderer Regel
größen ausgewertet wird, die zur Bemessung und/oder
Modulation des Bremsdruckes in den Radbremsen der ge
regelten Räder dienen, dadurch gekennzeichnet, daß beim
Einsetzen eines Blockierschutz-Regelvorganges im An
schluß an eine Teilbremsung, d. h. an einen ungeregelten
Bremsvorgang, und Auftreten eines Bremsschlupfes, der
über einem vorgegebenen Grenzwert liegt und über eine
vorgegebene Mindestzeitspanne hinaus andauert, indivi
duell für jedes Rad das Produkt (P1,2) aus dem maximalen
Bremsschlupf (λ1,2max) und der Zeitspanne von Beginn der
Instabilität bzw. vom Einsetzen der ABS-Regelung bis
zum Radumkehrpunkt, nämlich bis zum Auftreten einer
über einem vorgegebenen Grenzwert liegenden Wiederbe
schleunigung (a < agrenz) nach der Beziehung
P = k × (t × λ1,2max)gebildet wird und daß, wenn das Produkt (P1,2) einen
vorgegebenen Grenzwert (Pgrenz) überschreitet, der Brems
druck (dR) an dem betroffenen Vorderrad in der an
schließenden stabilen Phase mit einem erhöhten Gradien
ten im Vergleich zu einer "normalen" Regelung aufgebaut
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der Bremsdruck-Aufbau mit erhöhtem Gradienten erst dann
zugelassen wird, wenn die Hochlauf- bzw. Wiederbe
schleunigung (aR) des betroffenen Rades eine zum maxima
len Schlupf (λ1,2max) des Rades proportionalen, über einen
vorgegebenen Beschleunigungs-Minimalwert (amin) liegen
den Wert erreicht.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß ein Bremsschlupf in der Größenordnung zwischen
10 km/h und 20 km/h oder in der Größenordnung zwischen
10% und 20% der Fahrzeuggeschwindigkeit oder der grö
ßere von beiden Werten als Bremsschlupf-Grenzwert vor
gegeben wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1-3,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Zeitspanne im Bereich
von 100-300 ms, vorzugsweise von 150-250 ms, als
Mindestzeitspanne vorgegeben wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1-4,
dadurch gekennzeichnet, daß dieses ausschließlich zur
Verbesserung der Vorderrad-Regelung eingesetzt wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1-5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren zur Verbesse
rung der Regelung nur dann in Funktion gesetzt wird,
wenn die Fahrzeugverzögerung während der Teilbremsung
einen vorgegebenen Grenzwert überschreitet.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1-6,
dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Blockierschutz-
Regelungssystem, bei dem der Druckaufbau durch variable
Puls folgen gesteuert wird, der erhöhte
Bremsdruckaufbau-Gradient durch "Verkürzen" der Druck
aufbaupulsreihe oder durch Übergang zu ungepulstem
Druckaufbau herbeigeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
die Verkürzung der Druckaufbaupulsreihe bis zum Auf
treten der nächsten Instabilität bzw. bis zum erneuten
Einsetzen der Regelung am betroffenen Rad aufrecht
erhalten wird.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1-8,
dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Erhöhung des
Druckaufbaugradienten zwecks Verbesserung der Regelung
ein Druckaufbau an dem zweiten Rad der gleichen Achse
mit einem zumindest annähernd gleichen Gradienten er
folgt.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1-9,
dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Erhöhung des
Druckaufbaugradienten zwecks Verbesserung der Regelung
an einem Vorderrad der Druckaufbaugradient an dem Hin
terrad der gleichen Fahrzeugseite ebenfalls erhöht
wird.
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