DE19521165C2 - Verwendung von N-acylierten Proteinhydrolysaten und N-acylierten Aminosäuren zum mikrobiellen Abbau der Restölfraktionen in öl-kontaminierten Böden - Google Patents
Verwendung von N-acylierten Proteinhydrolysaten und N-acylierten Aminosäuren zum mikrobiellen Abbau der Restölfraktionen in öl-kontaminierten BödenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von N-acylier
ten Proteinhydrolysaten und N-acylierten Aminosäuren
beim mikrobiellen Abbau der Restölfraktionen in öl-,
insbesondere mineralöl-kontaminierten Böden.
Im Labor können Vertreter aller Kohlenwasserstoff
typen (n-Alkane- Isoalkane, gesättigte Ringe und Rings
ysteme, mono-, di- und höhercyclische Aromaten) nahe
zu vollständig biologisch abgebaut werden (z. B. Chem.
Biol. Interactions (1986) 57, 203-216). Von besonderer
Bedeutung bei der Verwertung von hydrophoben Sub
straten ist die Art der Aufnahme durch die Mikroorga
nismen. Folgende Mechanismen werden dabei disku
tiert (Environ. Sci. Technol. (1993) 27/1,104-110):
- 1. Aufnahme von Gelöstkohlenwasserstoff aus der Wasserphase
- 2. Anheftung der Zellen an große Kohlenwasser stoff-Tropfen
- 3. Anlagerung von Mikroalkantropfen an die Zello berfläche.
Mit diesen Aufnahmemechanismen im direkten Zu
sammenhang steht die für viele Mikroorganismen nach
gewiesene Produktion von selbstemulgierenden ober
flächenaktiven Substanzen (z. B. Appl. Microbiol. Bio
technol. (1989) 31,582-586).
Diese Biotenside, die einerseits extrazellulär vorlie
gen, bewirken eine Öl-in-Wasser Emulsion. Anderer
seits haften sie an den Zelloberflächen und erleichtern
somit den Transport der Kohlenwasserstoffe in die Zel
le. Koch und Mitarbeiter [J. Bacteriol. (1991) 173,
4212-4219] beschreiben die Schlüsselfunktion eines
Rhamnolipids als Hauptkomponente für die Verwer
tung von Hexadecan durch Mutanten von Pseudomonas
aeruginosa. Vielfach wird auch über den Einsatz von
gereinigten Biotensiden berichtet, die die Verfügbarkeit
der Kohlenwasserstoffe (KW) erhöhen sollen.
A. Oberbremer [Appl. Microbiol. Biotechnol. (1990a)
32, 485-489, (1990b) Diss. A. TU Braunschweig] unter
suchte den Einfluß von Biotensiden (Sophoroselipide)
auf den Abbau eines Modellölgemisches in Rühr- und
Festbettreaktoren. Die Kohlenwasserstoffabbaurate
konnte durch Sophoroselipidzusatz verdoppelt werden.
Es wird ein zweiphasiger Abbau beschrieben. Nach Be
endigung des KW-Abbaus wird das zugesetzte Bioten
sid verwertet.
Mit der Wirkungsweise von biogenen Tensiden (So
phoroselipide) auf den KW-Abbau in naturähnlichen
Systemen am Modell eines Bodenfestbettreaktors be
schäftigte sich R. Meier [(1990) Diss. A. TU Braun
schweig]. Wesentliche Ergebnisse dieser Arbeit sind die
Verbesserung der Verfügbarkeit von im Boden immobi
lisierten KW aufgrund von möglichen Umbenetzungs
vorgängen und die Erhöhung der Pseudolöslichkeit von
KW durch die Bildung von Mikroemulsionen.
Neben den Biotensiden fördern insbesondere auch
synthetische Tenside die Aufnahmefähigkeit der Koh
lenwasserstoffe durch die Mikroorganismen. Die biolo
gische Aktivität der Tenside ist je nach Tensidklasse
unterschiedlich ausgeprägt.
Für alle Tensidklassen gelten, daß sie an biologischen
Membranen unspezifisch die Durchlässigkeit beeinflus
sen. Kationische und zwitterionische Tenside zeigen
vielfach eine bakterizide Wirkung, während diese bei
anionischen Tensiden weniger ausgeprägt und meistens
nur gegen grampositive Bakterien gerichtet ist. Nichtio
nische Tenside beeinflussen ebenfalls die Bakterien
membran, sind selbst aber nicht bakterizid. Eine Über
sicht über den Einfluß von oberflächenaktiven Substan
zen auf den mikrobiellen Abbau von organischen Sub
stanzen geben Rouse und Mitarbeiter [Crit. Rev. in En
viron. Sci. Technol. (1994) 2414, 325-370]. Es wird ge
zeigt, daß in Gegenwart der Tenside einerseits Steige
rungen und andererseits Hemmungen des KW-Abbaus
möglich sind. Die Ursache dieses Phänomens ist nicht
geklärt. Es ist anzunehmen, daß die sterische Anord
nung bzw. Konformation der Tenside mit den Zellmem
branlipiden und -enzymen einen bedeutenden metaboli
schen Faktor darstellt, d. h. daß eine direkte Wechsel
wirkung der Tenside mit den Mikroorganismen stattfin
det. Einen tabellarischen Überblick über den Einsau
von Tensiden beim mikrobiellen Kohlenwasserstoff-
Abbau findet man bei Liu et al. [Appl. Environ. Micro
biol. (1995) 61,145-151].
Soll ein mikrobiologischer Abbau von Kohlenwasser
stoffen nicht in Flüssigkultur, sondern im Boden von
statten gehen, wird die Bioverfügbarkeit zusätzlich im
entscheidenden Maße von der Art der Bodenmatrix
(stoffliche Zusammensetzung und Korngrößenvertei
lung) bestimmt. Adsorptionseffekte in Kapillaren und
Poren subzellulärer Dimension führen i. a. zu einer
schlechteren Verfügbarkeit.
Zur Desorption der gebundenen Kohlenwasserstoffe
werden in der Regel oberflächenaktive Substanzen ein
gesetzt. Auch hier werden sowohl positive [z. B. Ed
wards et al., Environ. Sci. Technol (1991) 25, 127-133]
als auch negative Effekte verzeichnet [Laha et al. Envi
ron. Sci. Technol. (1991), 25/11, 1920-1931].
In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, daß trotz der
vielen in der Literatur beschriebenen positiven Beispie
le bei der Sanierung von mineralölkontaminierten Area
len, wie z. B. Raffineriegeländen, Probleme auftreten.
Diese Probleme sind auf die außerordentlich komplexe
Zusammensetzung der Mineralöle, die aus einigen tau
send Verbindungen bestehen können, zurückzuführen.
Je nach Alter der Altlast kommt es früher oder später zu
einer einsetzenden Stagnation des Abbaus. Ein Still
stand wird oft bei Restkonzentrationen zwischen 10 und
30% des Ausgangswertes (Restölfraktion) beobachtet.
Es bestand daher die Aufgabe, den Abbau der Restöl
fraktionen aus mineralölkontaminierten Böden unter
Einsatz von toxikologisch möglichst unbedenklichen mi
kroorganismusverträglichen Tensiden durchzuführen.
Es wurde überraschend gefunden, daß Tenside aus
der Gruppe der N-acylierten Proteinhydrolysate und
N-acylierten Aminosäuren (anionische Tenside) dazu in
hervorragender Weise geeignet sind.
Die Erfindung betrifft daher die Verwendung von
N-acylierten Proteinhydrolysaten und N-acylierten
Aminosäuren beim mikrobiologischen Abbau der Rest
ölfraktion in öl-, insbesondere mineralöl-kontaminierten
Böden, wobei der Kohlenwasserstoffrest der Acrylgrup
pen gesättigt oder ungesättigt und unverzweigt oder
verzweigt ist und 5 bis 21 Kohlenstoffatome enthält.
Vorzugsweise enthält der Kohlenwasserstoffrest der
Acrylgruppe 7 bis 17 und besonders bevorzugt 11 bis 15
Kohlenstoffatome.
Die Proteinhydrolysate enthalten bevorzugt 2 bis 100,
besonders bevorzugt 2 bis 50 Aminosäureeinheiten, wo
bei innerhalb der Proteine, wie bei Naturstoffen üblich,
verschiedene Aminosäuren enthalten sein können.
Diese N-acylierten Proteinhydrolysate bzw. N-acy
lierten Aminosäuren enthalten als Bausteine Carbon
säuren und Aminosäuren und sind wie die Biotenside
potentiell gut abbaubar.
Als Aminosäuren können natürliche Enantiomere
oder synthetisch hergestellte reine Isomere oder Race
mate oder auch deren Gemische verwendet werden.
Vorzugsweise werden α-Aminosäuren eingesetzt. Ins
besondere seien davon die Aminosäuren Alanin, Glycin,
Isoleucin, Leucin, Phenylalanin oder Valin oder deren
Mischungen genannt.
Der mikrobielle Abbau kann dabei sowohl vor Ort
direkt im Boden als auch nach Entnahme des Bodens in
einer Aufbereitungsanlage durchgeführt werden.
Lipidmodifizierte (acylierte) Proteinhydrolysate sind
milde, hautfreundliche Tenside, die in gewissem Umfang
im Kosmetikbereich eingesetzt werden. Die dafür benö
tigten Proteinhydrolysate werden durch Enzym- (Pro
tease-) katalysierten Abbau tierischer und neuerdings
auch pflanzlicher Rohstoffe, wie z. B. Raps- oder Wei
zenproteinen, gewonnen.
Als Carbonsäurekomponenten werden Verbindun
gen mittlerer Kettenlängen des Fettsäurebereichs ("lau
ric range") bevorzugt.
Eingesetzt werden dabei Gemische der entsprechen
den Säurechloride, wie z. B. Kokossäurechlorid mit na
türlicher Fettsäureverteilung. Die Umsetzungen erfol
gen unter den Bedingungen der Schotten-Baumann-Re
aktion in wäßriger, alkalischer Lösung bzw. in Suspen
sion.
Die Reaktion ist auch auf die Acylierung reiner Ami
nosäuren anwendbar.
Eine interessante Variante bei der Herstellung der
N-acylierten Proteinhydrolysate bzw. N-acylierten
Aminosäuren stellt die Verwendung der entsprechen
den Methylesterhydrochloride der Aminosäuren dar.
Gewöhnlich werden dabei höhere Ausbeuten erzielt.
Allerdings muß im nachfolgenden Schritt der Ester
schonend hydrolysiert werden.
Es wurde gefunden, daß sich zur Herstellung größe
rer Mengen definierter Verbindungen z. B. eine Metho
de eignet, bei der die Umsetzung silylgeschützter Ami
nosäuren eine Schlüsselrolle spielt. Die Umsetzungen
erfolgen dabei in organischen Medien, wodurch eine
Hydrolyse der Fettsäurechloride ausgeschlossen ist.
Dazu werden die Proteinhydrolysate bzw. Aminosäu
ren zunächst mit Trimethylsilylchlorid in die entspre
chenden Silylderivate überführt, die dadurch in organi
schen Lösungsmitteln löslich werden. Ein weiterer wich
tiger Vorteil dieser Methode ist, daß auf diese Weise
auch andere protische Funktionen von Aminosäuren,
z. B. Hydroxygruppen in Serin oder Tyrosin temporär
geschützt werden können.
Die N-Acylierungen der Proteinhydrolysate bzw.
Aminosäuren können auch mit enzymatischen Metho
den durchgeführt werden.
Claims (6)
1. Verwendung von N-acylierten Proteinhydrolysaten oder N-
acylierten Aminosäuren mit 5 bis 21 Kohlenstoffatomen
im Kohlenwasserstoffrest der Acylgruppen beim
mikrobiologischen Abbau der Restölfraktionen in öl
kontaminierten Böden.
2. Verwendung nach Anspruch 1 mit 7 bis 17
Kohlenstoffatomen im Kohlenwasserstoffrest der
Acylgruppe.
3. Verwendung nach Anspruch 1 mit 11 bis 15
Kohlenstoffatomen im Kohlenwasserstoffrest der
Acylgruppe.
4. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche mit
einem Hydrolysat aus pflanzlichen Proteinen.
5. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche mit
Alanin, Glycin, Isoleucin, Leucin, Phenylalanin oder
Valin oder deren Mischungen als Aminosäuren.
6. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche für
den Abbau von Rest-Mineralölfraktionen.
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