DE19505399A1 - Verfahren und Aufbau zur Untersuchung des Gesichtsfeldes unter Zuhilfenahme von Augenbewegungen - Google Patents

Description

Beschreibung des Istzustandes und der Neuerung

Bisher wurde das Gesichtsfeld von Patienten stets dadurch untersucht, daß der Patient einen festen Punkt (Fixierpunkt) starr fixierte und zugleich Prüfpunkte an verschiedenen Orten des Gesichtsfeldes dargeboten wurden. Der Patient sollte dann durch Drücken einer Taste oder verbal angeben, ob er oder sie den jeweiligen Prüfpunkt wahrgenommen hatte. Die Darbietungen erfolgten manuell oder automatisch und wurden anschließend in ein Prüfprotokoll eingetragen oder automatisch mit einem PC registriert und später ausgedruckt.

Dieses Verfahren ist besonders für ältere Patienten belastend, da die Überprüfung vieler Gesichtsfeldpositionen längere Zeit erfordert, und das starre Fixieren eines Punktes unphysio­ logisch, ermüdend und unangenehm ist. Bei dem hier darge­ stellten Aufbau und Verfahren wird der Patient aufgefordert, zum jeweiligen Prüfpunkt hinzuschauen, d. h. eine sprung­ förmige Augenbewegung (Sakkade) zum Prüfpunkt hin durchzu­ führen. Die Sequenz der Darbietung der Prüfpunkte bzw. der ausbleibenden Reaktionen des Patienten wird in einem Computer gespeichert und liefert die Grundlage für die Berechnung und für die Darstellung der Gesichtsfeld-Defekte nach Abschluß der Untersuchung. Nicht wahrgenommene, d. h. nicht mit einem Blicksprung beantwortete Prüfpunktorte werden zu einem späteren Zeitpunkt nochmals mit höherer Intensität, mit höherem Kontrast, längerer Darbietungszeit usw. geprüft, um eine Schwellenbestimmung zu ermöglichen. Eine auf diesem Prinzip des Verfolgens eines eingebildeten Punktes von einer Gesichtsfeldposition zur nächsten ist wesentlich physiologischer als das bisherige Prinzip der starren Fixation und verkürzt die Untersuchungszeit zumindest um einen Faktor 2, z. B. von 30 auf 15 Minuten, da Blicksprünge rasch aufeinander folgen können.

Die Darbietung eines neuen Prüfpunktes erscheint üblicherweise gleichzeitig mit dem Verschwinden des vorangehenden Prüfpunktes. Der neue Prüfpunkt wird, falls eine Sakkade richtig ausgeführt wird, zum neuen Fixierpunkt. (Zur Kontrolle kann aber auch der alte Fixierpunkt solange dargeboten werden, bis ein neuer Prüfpunkt fixiert wird). Durch die Sakkade verschiebt sich das Koordinatensystem des Patienten und des Computers, was durch ein Computerprogramm kompensiert wird. Die Darbietung der Prüfpunkte erfolgt entweder auf einem Monitor (Graustufen oder farbig) oder mittels Projektion durch ein Projektionssystem, das beispielsweise über bewegte Spiegel und/oder Prismen und/oder durch einzeln ansteuerbare Lichtleiter verschiedene Positionen auf einem Prüfschirm oder in einer Perimeterkugel erleuchten kann. Durch Vorsatz von Verschlüssen kann die Darbietungsdauer begrenzt werden. Durch Einschalten von Graufiltern kann die Leuchtdichte variiert werden, durch Einschalten von Farbfiltern kann zusätzlich die Zusammensetzung der Wellenlänge (Farbspektrum) der Reize variiert werden.

Die Registrierung der Augenposition ist bei diesem Verfahren wesentlich. Sie kann im Prinzip mit Hilfe der Ableitung des Dipols des Auges erfolgen (EOG), wenngleich diese Methode häufiges Nachjustieren erfordert und das Anbringen von Elektroden neben den Augen notwendig macht. Eine weitere Methode besteht in dem Aufbringen einer Kontaktlinse mit einer eingebauten Spule (search-coil) oder eingebautem Spiegel, die eine hochgenaue Bestimmung der Augenposition über das Anlegen eines Magnetfeldes an die Spule oder über Beleuchtung des Spiegels mit einem Laser erlaubt, jedoch für Routine­ untersuchungen wenig geeignet erscheint. Eine bevorzugte Methode besteht in der Abbildung des Auges auf einem CCD-Chip (charge coupled device) mit Videokamera und Bestimmung der Augenposition durch Eingabe der Videobilder in einen Computer auf digitaler Basis. Dabei lassen sich verschiedene Strategien verfolgen: Entweder kann rein die Bestimmung des Randes der Hornhaut oder der Pupille (Nachteil der Nichtunter­ scheidbarkeit von Kopf- und Augenbewegungen) oder die Registrierung dieses Randes relativ zum Spiegelbild einer (Infrarot-) Beleuchtungsquelle auf der Hornhaut (1. Purkinje- Spiegelbildchen).

Beschreibung der Fig. 1-4

Prinzip der Untersuchung. Zum Zeitpunkt 1 fixiert der Untersuchte den Fixierpunkt FP. Zum Zeitpunkt 2 erscheint der Prüfpunkt PP siehe Fig. 2. Der Fixierpunkt FP verschwindet oder bleibt zunächst erhalten. Falls der Untersuchte den Prüfpunkt erkennt, führt er einen Blicksprung zum Prüfpunkt PP durch. Der ehemalige Prüfpunkt PP wird zum neuen Fixierpunkt FP - spätestens jetzt verschwindet der Fixierpunkt wie in Fig. 1 gezeigt (Fig. 3). Im nächsten Zeittakt (4) - Fig. 4 erscheint ein neuer Prüfpunkt FP, auf den hin bei Detektion ein erneuter Blicksprung erfolgt.

Beispielhafte erfindungsgemäße Ausführungen zeigen Fig. 5 und 6

In Fig. 5 wird das Auge des Probanden 1. vor einem Videomonitor 3. so plaziert, daß eine Videokamera 2.a bzw. 2.b das Auge aufnehmen kann. Das Bild des Auges wird digitalisiert 5. und dem Computer zugeführt.

Dieser Computer analysiert die Augenstellung und generiert dem beschriebenen Programm entsprechend die Prüfpunkte und Fixationspunkte 4. auf dem Probandenmonitor 3.

Die Ergebnisausgabe kann auf dem PC-Monitor 7. erfolgen. Eine Tastatur 8. oder Maus 9. erlauben die interaktive Bedienung des Systems.

In Fig. 6 wird das Auge des Probanden 1. vor einer perimetrischen Halbkugel 11. so plaziert, daß eine Videokamera 2.a, 2.b bzw. 2.c das Auge aufnehmen kann. Das Bild des Auges wird digitalisiert 5. und dem Computer zugeführt.

Dieser Computer analysiert die Augenstellung und generiert dem beschriebenen Programm entsprechend die Prüfpunkte und Fixationspunkte 4. in der Halbkugel 11. Dazu können ein Projektionssystem, oder auch von hinten zugeführte Lichtleiter, Lämpchen, Leuchtdioden etc. 3. Verwendung finden.

Die Ergebnisausgabe kann auf dem PC-Monitor 7. erfolgen. Eine Tastatur 8. oder Maus 9. erlauben die interaktive Bedienung des Systems.

Claims (4)

1. Verfahren und Aufbau zur Untersuchung des Gesichtsfeldes mit einem automatischen perimetrischen System mit digitaler Kameraeinrichtung zur Abbildung und Abspeicherung des unter­ suchten Auges, dadurch gekennzeichnet, daß Prüfpunkte unter­ schiedlicher Größe, Leuchtdichte, Farbsättigung, Farbzusammen­ setzung an verschiedenen Positionen im Gesichtsfeld mit Hilfe eines Projektions-Systems oder auf einem Monitor sequentiell dargeboten werden, so, daß jeweils der zuletzt dargebotene Prüfpunkt vom Proband als neuer Fixierpunkt angenommen wird.

2. Verfahren und Aufbau nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß jeweils der neu erscheinende Prüfpunkt fixiert wird, bis ein weiterer neuer Prüfpunkt erkannt und dann neu fixiert wird.

3. Verfahren und Aufbau nach Anspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, daß die Augenpositionen des Patienten zur Erfolgskontrolle und Abspeicherung und Auswertung der Patientenantworten in einem Computer mit Hilfe von digitali­ sierten Bildern registriert wird.

4. Verfahren und Aufbau zur Untersuchung des Gesichtsfeldes nach Anspruch 1-3 dadurch gekennzeichnet, daß die Auswertung der Patientenantworten zur topologischen Darstellung des Gesichtsfeldes per Rechner erfolgt und auf einem Monitor dargestellt oder mit einem Drucker ausgedruckt werden kann.