DE19504227A1 - Ovulationshemmendes Mittel zur hormonalen Kontrazeption - Google Patents
Ovulationshemmendes Mittel zur hormonalen KontrazeptionInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein ovulationshemmendes Mittel zur
hormonalen Kontrazeption in einer Konfektionierung mit einer
Verpackungseinheit aus räumlich getrennt angeordneten und
einzeln entnehmbaren Tageseinheiten. Das erfindungsgemäße
ovulationshemmende Mittel ist insbesondere, aber nicht aus
schließlich für Frauen über vierzig Jahren bestimmt.
Als hormonale, in Tageseinheiten oral einzunehmende ovula
tionshemmende Mittel sind einerseits Kombinationspräparate
in Gebrauch, die aus einer gleichbleibenden Dosis syntheti
scher Östrogene in Kombination mit einem Gestagen in eben
falls gleichbleibender Dosis bestehen, und andererseits Se
quenzpräparate, bei denen das synthetische Östrogen und/oder
das jeweilige Gestagen in der Dosis während des Einnahmezy
klus verändert werden.
Die Verwendung von jeweils einem natürlichen Östrogen für
Ovulationshemmer ist beschrieben worden (US-A-3 639 600,
DE 41 04 385 C1). Diese kamen jedoch wegen der unzuverlässi
gen ovulationshemmenden Wirkung bzw. unübersichtlicher Blu
tungsanomalien bis hin zu blutungsfreien Zyklen nicht zum
Einsatz.
Ein Mittel zur hormonalen Kontrazeption mit natürlichen
Östrogenen ist damit noch nicht im Handel.
Das in der DE 43 39 934 A1 im Beispiel 4 beschriebene ovula
tionshemmende Mittel enthält mehr Östrogene und Gestagene, da
jüngere Frauen leicht zu einem autonomen Östrogenanstieg aus
den Ovarien neigen und der korrekte Hormonzyklus daher stär
ker vorgegeben werden muß.
Bisher waren die natürlichen Östrogene, wie zum Beispiel mi
kronisiertes Estradiol, Estradiolvalerat oder konjugierte
Östrogene, nur zur sogenannten Substitutionstherapie, also
zum Ersatz ausfallender Hormone von der Menopause an, be
kannt und im Einsatz. Auch ihre Kombination mit Gestagen war
bisher nicht zur Ovulationshemmung geeignet. Dies folgt aus
der Tatsache, daß einerseits die natürlichen Östrogene in
den niedrigen Dosierungen keine eigentliche Hemmung der Ei
reifung in den Ovarien bewirken und andererseits die körper
liche Aufnahme über den Darm entweder sehr sprunghaft mit
starken Serum-Tagesschwankungen erfolgt, wie zum Beispiel
beim mikronisierten Estradiol, oder protrahiert, wegen der
valeratabspaltenden Tätigkeit der Darmwand, wobei diese Tä
tigkeit entsprechend der Darmbefindlichkeit starken Schwan
kungen unterliegt.
Die Östrogensynthese durch Metabolisierung der Androgene De
hydroepiandrosteron (DHEA), seines Sulfates (DHEA-S), des An
drostendions und des Testosterons in den Nebennieren bei
über 90% der ovulierenden Frauen in Höhe eines Blutserum
spiegels von 25-30 pg/ml ist bisher nicht berücksichtigt wor
den. Da die synthetischen Östrogene die natürlichen Lei
stungserfordernisse in vielen Punkten, wie zum Beispiel der
gesunden Schleimhautproliferation im Sinne des Ersatzes bei
einem natürlichen Abnutzungsphänomen, nicht erfüllen, ja Le
ber und Hämostase eher belasten, waren es bisher gerade die
Nebennieren-Östrogene, die die bisherigen Ovulationshemmer,
ohne daß diese meist schlimmere Schäden verursachen, möglich
machten.
Frauen, die infolge Enzymverschiebungen (19-Hydroxylase-,
Aromatase- oder 3β-Hydroxysteroiddehydrogenase-Schwäche) das
DHEA und sein Sulfat (DHEA-S) und das Androstendion eher zu
Testosteron als zu Estron und weiter zu 17β-Estradiol metabo
lisieren, leiden bei der bisherigen Ovulationshemmer-Einnah
me besonders unter dem Mangel an natürlichen Östrogenen aus
den Nebennieren. Die Serumwerte dieser Frauen fallen nach
längerer Ovulationshemmereinnahme meist unter 15 pg/ml ab.
Körperliche Schäden sind aber auf Dauer bei einer Unter
schreitung einer Serumspiegelgrenze von 25 pg/ml zu erwar
ten. Da hier außer dem praemenstruellen Syndrom besonders Be
schwerden in der Einnahmepause auftreten (die ja ein Hinweis
für das Mangelleiden sind), hat auch für diese 10% der Frau
en DE 41 04 385 C1 eine Östrogeneinnahme in der sogenannten
Pillenpausenzeit von jeweils einer Woche vorgesehen.
Andererseits kann aber bei nicht vollständiger Depression
der Ovarien dieser für die Gesundheit auf Dauer erforderli
che 17β-Estradiol-Serumspiegel von den noch teilweise funk
tionierenden und mitarbeitenden Ovarien aufrechterhalten wer
den, so daß auch bei diesen zirka 10% der Frauen auf eine
Östrogensubstitution in der Einnahmepause verzichtet werden
kann.
Vorgeschlagen wurde auch schon ein Kombinationspräparat zur
Kontrazeption (DE 43 08 406 C1) aus drei Komponenten, näm
lich einem natürlichen Östrogen, einem synthetischen Östro
gen und einem Gestagen. Für das natürliche und das syntheti
sche Östrogen werden verschiedene Arten von natürlichen und
synthetischen Östrogenen vorgeschlagen. Jede Kombination ent
hält aber immer ein synthetisches Östrogen.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein ovulationshemmendes Mittel
anzugeben, das ein hohes Maß an kontrazeptiver Sicherheit,
eine vertrauenerweckende Blutungskontrolle sowie ein Minimum
an Nebenwirkungen bietet. Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe
mit dem im Patentanspruch 1 genannten Mittel gelöst. Ent
scheidend für das erfindungsgemäße Mittel ist damit der prak
tische Verzicht auf ein synthetisches Östrogen, der Gehalt
an einem natürlichen Östrogen und die geringe Dosierung an
Gestagen.
Zweckmäßige Ausgestaltungen werden in den Unteransprüchen
gekennzeichnet.
Allgemein gelten bei der hormonalen Kontrazeption drei wich
tige Aspekte: die kontrazeptive Sicherheit, eine vertrauener
weckende Blutungskontrolle sowie ein Minimum an Nebenwirkun
gen.
Die kontrazeptive Sicherheit beruht in erster Linie auf der
Wirkung der Gestagenkomponente. Bei dem erfindungsgemäßen
Mittel ist diese von Anfang an gegeben. Trotz geringer Dosie
rung zeigt das bei einigen hundert Zyklen um den zwanzigsten
Einnahmetag gemessene Progesteron nie einen Wert von über
4 ng/ml. Hinzu kommen die bekannten peripheren Wirkungen des
Gestagens auf Zervix, Tuben und Endometrium.
Da ganz auf synthetische Östrogene verzichtet wird, muß ein
Blutungsschema auf andere Weise erreicht werden. Dies ge
lingt erfindungsgemäß dadurch, daß für die 1. Einnahmephase
bis annähernd zur Mitte des Zyklus eine äußerst niedrige Ge
stagen-Tagesdosis vorgeschlagen wird, so daß dem Zyklusab
lauf außer den adrenalen Östrogenen auch ovarielle Östrogene
zur Verfügung stehen. Zur Entwicklung von cystischen Eier
stöcken kam es bei Frauen über 35 Jahren nie, so daß der er
findungsgemäße Ovulationshemmer sich als vortrefflich für
die Frauen über 40 Jahren erweist. So hat sich im besonderen
eine Kombination von 9 Tage 2-3 mg Estradiolvalerat mit
0,03 mg Lenonorgestrel und daran anschließend 12 Tage 2-3 mg
Estradiolvalerat mit 0,15 mg Levonorgestrel bewährt. Das Mit
tel soll stets vom 3. Blutungstag an genommen werden; ledig
lich bei einer sehr schwachen Blutung ist eine siebentägige
Einnahmepause genau einzuhalten. Unter dieser Einnahme kam
es in fünf Jahren bei 473 Frauen zu keiner einzigen Schwan
gerschaft.
Da bei den über 40 Jahre alten Frauen auch keine Zwischenblu
tungen auftraten, die bei den unter 40 Jahre alten Frauen zu
zirka 30% zu verzeichnen waren, ist der erfindungsgemäße
Ovulationshemmer ohne synthetische Östrogene besonders für
Frauen jenseits des vierzigsten Lebensjahres geeignet.
Auffallend ist beim erfindungsgemäßen Ovulationshemmer eine
besondere Besserung von Hautakne und Libidomangel.
Über die gesundheitlichen Vorteile der drastischen Verringe
rung der synthetischen Östrogene oder des völligen Verzich
tes bei Frauen von über vierzig Jahren braucht nicht beson
ders referiert zu werden. Die Verbesserung der Hämostase,
die Leberentlastung, die Gefahrenverringerung bezüglich der
Thromboembolien und des Bluthochdrucks sind nur einige zu
nennende Vorteile. Durch die Verringerung der Gestagendosis
zumindest in der ersten Einnahmephase wird auch die Aktivie
rung lokaler Enzyme am Endometrium, wodurch die Östrogenwir
kung auf die Bildung des Endometriums behindert wird, herab
gesetzt.
Da bei der erfindungsgemäßen Hormonkombination die ovarielle
Funktion nicht gänzlich zum Erliegen kommt, also auch die
Funktion der Thekazellen erhalten bleibt, liegen dementspre
chend die gemessenen Serum-Testosteronwerte im unteren Nor
malbereich durchschnittlich zwischen 0,20 und 0,39 ng/ml. Es
treten wegen eines durchweg hohen sexualhormonbindenden Glo
bulins (SHBG) keinerlei Androgenisierungserscheinungen auf,
und das Libido-Verhalten entspricht völlig dem der Frauen oh
ne Pilleneinnahme. Selbst diejenigen Frauen, die kaum Neben
nierenrinden-Östrogene produzieren und ein höheres Testoste
ron (0,4-0,8 ng/ml) und höhere Testosteron-Präkursoren (An
drostendion über 3,5 ng/ml oder DHEA-S über 400 µg/dl) auf
weisen, liegen in der Pillenpause mit einer Ovarial-Restfunk
tion bei einem Serum-Estradiol von 20-35 pg/ml. Da es also
nie zum sehr tiefen Östrogenabfall kommt, wie es bei den
synsthetischen Östrogen-Ovulationshemmern der Fall ist, tre
ten auch vasculäre Schmerzsymptome wie Migräne erheblich sel
tener auf. Daß sich bei den fehlenden Östrogenschwankungen
auch die Gerinnungsparameter während der hormonfreien Tage
nicht verändern können, braucht nicht besonders erwähnt zu
werden. Das allgemeine Wohlbefinden, besonders auch der jun
gen Frauen, unter dieser Art von Ovulationshemmer-Einnahme
ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf die
unterschwellige Mitarbeit der Ovarien bezüglich der Östrogen
produktion und der Testosteronproduktion zurückzuführen. Jün
gere Frauen und Frauen von über vierzig Jahren, die unter
diesen Ovulationshemmern weder eine Rest-Östrogenbildung in
den Ovarien haben noch genügend 17β-Estradiol in den Neben
nieren synthetisieren, sind gerade in den pillenfreien Tagen
kaum zu beobachten. Deshalb erübrigt sich auch die Östrogen
gabe in der pillenfreien Zeit.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung der Hormon-Tageseinhei
ten und der Einnahme-Zyklus sind im folgenden Beispiel näher
ausgeführt:
9 Tage je 2-3 mg Estradiolvalerat und 0,03 mg Levonorgestrel
12 Tage je 2-3 mg Estradiolvalerat und 0,15 mg Levonorgestrel
7 Tage Einnahmepause beziehungsweise bis zum dritten Blutungstag.
9 Tage je 2-3 mg Estradiolvalerat und 0,03 mg Levonorgestrel
12 Tage je 2-3 mg Estradiolvalerat und 0,15 mg Levonorgestrel
7 Tage Einnahmepause beziehungsweise bis zum dritten Blutungstag.
Claims (4)
1. Ovulationshemmendes Mittel zur hormonalen Kontrazeption
in einer Konfektionierung mit einer Verpackungseinheit
aus räumlich getrennt angeordneten und einzeln entnehmba
ren Tageseinheiten, bestehend aus einem natürlichen
Östrogen und einem Gestagen, wobei die Tageseinheiten
aus der Kombination des Östrogens und dem Gestagen eine
gleichbleibende Östrogendosis über die gesamte Einnahme
zeit und das Gestagen eine Staffelung aufweist und nach
jeweils 21 Tagen eine Einnahmepause bis zum 3. Blutungs
tag vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß es in
der ersten Einnahmephase vom 1. bis zum 9. Tag eine au
ßerordentlich niedrige Gestagendosis enthält.
2. Ovulationshemmendes Mittel nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Gestagendosis in der ersten Phase
0,03 mg beträgt.
3. Ovulationshemmendes Mittel nach Anspruch 1 oder 2, da
durch gekennzeichnet, daß das Gestagen Levonorgestrel
ist.
4. Ovulationshemmendes Mittel nach einem der Ansprüche 1
bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Gestagendosis in
der zweiten Phase nicht mehr als 0,2 mg beträgt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995104227 DE19504227C2 (de) | 1995-02-09 | 1995-02-09 | Ovulationshemmendes Mittel zur hormonalen Kontrazeption |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995104227 DE19504227C2 (de) | 1995-02-09 | 1995-02-09 | Ovulationshemmendes Mittel zur hormonalen Kontrazeption |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
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DE19504227C2 DE19504227C2 (de) | 1999-04-29 |
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ID=7753521
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1995104227 Expired - Fee Related DE19504227C2 (de) | 1995-02-09 | 1995-02-09 | Ovulationshemmendes Mittel zur hormonalen Kontrazeption |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19504227C2 (de) |
Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE4104385C1 (de) * | 1991-02-09 | 1992-08-13 | Marika Dr.Med. 6509 Framersheim De Ehrlich | |
DE4224534A1 (de) * | 1992-07-24 | 1994-01-27 | Marika Dr Med Ehrlich | Ovulationshemmendes Mittel zur hormonalen Kontrazeption |
DE4339934A1 (de) * | 1993-05-07 | 1994-11-10 | Klaus Dr Med Umbreit | Ovulationshemmendes Mittel zur hormonalen Kontrazeption |
-
1995
- 1995-02-09 DE DE1995104227 patent/DE19504227C2/de not_active Expired - Fee Related
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Also Published As
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DE19504227C2 (de) | 1999-04-29 |
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