DE19500738C1 - Regelanordnung und Regelverfahren für einen motorisch betriebenen Gelenkarm - Google Patents
Regelanordnung und Regelverfahren für einen motorisch betriebenen GelenkarmInfo
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Description
Gelenkarme werden häufig an Industrierobotern eingesetzt,
welche damit unterschiedlichste Tätigkeiten ausführen. Der
Konkurrenzdruck am Markt für Fertigungsroboter und steigende
Fertigungsgeschwindigkeiten führen dazu, daß bei den Gelenk
armen immer mehr zur Leichtbauweise übergegangen wird. Solche
kostengünstigen und auch wegen ihrer geringeren Massenträg
heit schneller bewegbaren Gelenkarme sind allerdings instabi
ler als massiv gebaute. Industrieroboter müssen aber trotzdem
beim Positionieren eine hohe Genauigkeit aufweisen. Bei
spielsweise müssen damit Bohrer positioniert werden, oder
beim Laserschneiden muß eine exakte Trajektorie auf dem Werk
stück verfolgt werden. Dasselbe gilt auch für das Schweißen
von Werkstücken. Gelenkarme von größerer Bauweise trifft man
auch bei Hebekränen oder bei Baufahrzeugen an, welche Beton
an einen bestimmten Ort an einem Bauwerk zuführen müssen.
Wenn man bei ihnen das Pendeln vermeiden könnte, so würde man
die Einsatzzeit dieser Baufahrzeuge optimieren können.
Um diese Schwingungsneigung der Leichtbauknickarme, oder der
Knickarme mit großen Ausdehnungen vermeiden zu können, muß
ein erhöhter Regelaufwand betrieben werden. Als günstig für
solche Regelverfahren haben sich modellbasierte Ansätze her
ausgestellt. Bei diesen Regelverfahren wird ein Modell des zu
betreibenden Gelenkarmes verwendet um das Verhalten des rea
len Armes voraussagen zu können.
Solche modellbasierenden Ansätze zur Bahnführung von Gelenk
armen, scheitern häufig bei der Implementation in realen Ro
botersystemen aufgrund der unberücksichtigten Dynamik der
elastischen Kraftübertragung durch deformierbare Getriebe
teile, da sie aus dem Starrkörperformalismus heraus entwic
kelt sind. Die Übertragung der Gelenkmotorkräfte erfolgt hier
indirekt, zunächst über eine Verspannung der Übersetzungsge
triebe, die diese Spannung dann als Kraftmoment an das jewei
lige Armsegment abgeben. Bleibt diese Dynamik unkontrolliert,
so ergeben sich Vibrationen, die sich im Extremfall zu den
eingangs beschriebenen Instabilitäten aufschaukeln können.
Dies trifft insbesondere dann zu, wenn modellbasierte Bahn
führungstechniken die Trägheit und Dämpfung der Armsegmente
kompensieren und die tatsächlichen Armpositionen anstelle der
Motorpositionen dem Regelkreis zugeführt werden. Beides ist
jedoch, wie die Erfahrung zeigt, für einen hochpräzise Bahn
führung von großer Bedeutung.
Für die Lösung dieser Probleme gibt es unterschiedliche
Ansätze:
Bei der gesteuerten Elastizitätskompensation [1] werden die
Führungsgrößen der Bahnführung durch ein Signal mit der ge
schätzten Eigenfrequenz der Getriebe gegenphasig zu den Vi
brationen überlagert. Dieses Signal soll sich mit den Vibra
tionen auslöschen. Diese Methode eignet sich jedoch nicht zur
modellbasierten Bahnführung, da die übertragene Kraft nicht
direkt kontrolliert werden kann.
Bei der Feedback-Linearisierung höherer Ordnung [2], wird die
modellbasierte Bahnführungstechnik vom Starrkörperformalismus
auf den elastischen Fall übertragen. Hierbei ist jedoch eine
sensorielle Erfassung der Position bis zur dritten Ableitung
(Ruck) erforderlich. Dies ist in der Praxis wegen der Real
zeitbedingungen nicht möglich. Überdies sind die entstehenden
Regelgesetze in der numerischen Auswertung komplex und nicht
robust gegenüber Modellfehlern.
Bei der Methode des Corrective Control [3] wird das Signal
der Positionsregelung durch ein Korrektursignal überlagert,
welches die elastischen Effekte näherungsweise kompensiert.
Diese Signale sind ebenfalls numerisch sehr komplex und wenig
robust.
Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe besteht also
darin, eine weitere Regelanordnung und ein Verfahren zur Re
gelung von Gelenkarmen anzugeben, welches insbesondere die im
Getriebe gespeicherte Antriebsenergie eines zum Antrieb eines
Gelenkarmsegmentes bestimmten Motors berücksichtigt.
Für die
Regelanordnung wird diese Aufgabe gemäß den Merkmalen des Pa
tentanspruches 1 und für das Regelverfahren gemäß den Merkma
len des Patentanspruches 4 gelöst.
Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteran
sprüchen.
Ein besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Regelanordnung
besteht darin, daß mit zwei gängigen PD-Reglern ausgekommen
werden kann. Zur Ansteuerung des erfindungsgemäßen inneren
Regelkreises ist lediglich eine Aufteilung der Regelbeschleu
nigung in einen Motorträgheitsanteil und in einen Lastanteil
der zu bewegenden Last erforderlich. Mit Hilfe der Momentmes
sung nach dem Getriebe wird eine Rückführgröße gemessen, die
den realen Teil des am Armsegment anliegenden Antriebsmomen
tes an die Regelung des inneren Regelkreises zurückführt und
somit dem äußeren Regelkreis ein starres Gelenkarmsegment
vortäuscht. Die Winkeldaten können auf einfache Weise durch
einen Drehwinkelgeber ermittelt werden, dessen abgegebenes
Signal differenziert werden kann.
Da sich benachbart zu liegen kommende Gelenkarmsegmente durch
Lastwechselreaktionen gegenseitig beeinflussen, ist es vor
teilhaft vorgesehen, bei der Begrenzung eines zugeführten An
triebsmomentes die gegenseitige Wechselwirkung mit zu berück
sichtigen. Die Antriebsvorgabewerte werden insbesondere des
wegen begrenzt, weil es im Grenzbereich, d. h. wenn die Moto
ren unter Maximallast gefahren werden, zu einem nichtlinearen
Verhalten dieser Motoren kommt, welches im Zusammenhang der
beiden zusammenwirkenden Regelkreise nicht erwünscht ist.
Besonders vorteilhaft wird das erfindungsgemäße Verfahren mit
zwei inversen Modellen betrieben, da dadurch ein Lastanteil
und ein Motorträgheitsanteil ermittelt werden kann. Das durch
das Modell ermittelte Lastanteilmoment und das gemessene La
stanteilmoment können dann verglichen werden
und dazu dienen, im inneren Regelkreis das jeweilige Gelen
karmsegment zu stabilisieren, indem das zugeführte Motoran
triebsmoment mit der gefundenen Regelgröße überlagert wird.
Vorteilhaft kommen beim erfindungsgemäßen Verfahren Propor
tional-Differentialregler zum Einsatz, da nur proportionale
und abgeleitete Größen zu regeln sind.
Da sich benachbarte Gelenkarmsegmente durch Lastwechselreak
tionen gegenseitig beeinflussen, sieht es das erfindungsgemä
ße Verfahren vorteilhaft vor, die dem äußeren Regelkreis zu
geführte Regelbeschleunigung in Abhängigkeit der Winkelstel
lung und der zeitlich sich ändernden Winkelstellung zu be
grenzen. Insbesondere wird durch das erfindungsgemäße Verfah
ren vorteilhafterweise die Regelbeschleunigung begrenzt, da
durch die Begrenzung der Momente die entkoppelnde Eigenschaft
der Feedback-Linearisierung im Starrkörperformalismus an der
Leistungsgrenze der Motoren wegen deren unlinearem Verhalten
verloren gehen würde.
Vorteilhafterweise werden nach dem erfindungsgemäßen Ver
fahren die begrenzten Regelbeschleunigungen auf graphische Art
ermittelt, wobei diese Graphik in einem Rechner abgelegt sein
kann. Dadurch wird auf einfache Weise sichergestellt, daß die
Antriebsmomente, welche die jeweiligen Gelenkarmmotoren
ansteuern nicht so hoch sind, daß die Motoren in ihrem unli
nearen Bereich zu arbeiten beginnen.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von Figuren weiter er
läutert.
Fig. 1 zeigt zur Veranschaulichung der Größen eine aus dem
Stand der Technik bekannte Regelanordnung.
Fig. 2 zeigt ein Beispiel für die erfindungsgemäße Regelan
ordnung.
Fig. 3 zeigt ein mechanisches Modell eines über einen Motor
mit Getriebe angetriebenen Gelenkarmsegmentes.
Fig. 4 gibt ein Beispiel zur Begrenzung der Regelbeschleuni
gungen an zwei benachbarten Segmenten eines Gelenkar
mes an.
Fig. 1 gibt ein Beispiel für eine Regelanordnung zur Rege
lung eines Gelenkarmes R, wie sie z. B. in [5] offenbart
wird. Beispielsweise wird jedes einzelne Gelenkarmsegment
über einen am jeweiligen Segment befindlichen Motor und ein
dazugehöriges Getriebe angetrieben. Als Vorgabewerte werden
dem jeweiligen Armsegment die zweite Ableitung soll, soll und
Θsoll des jeweiligen einzustellenden Gelenkwinkels Θ zuge
führt. Θsoll und soll werden einem PD-Regler zugeführt und mit
den am jeweiligen Gelenkarmsegment von R aktuell gemessenen
Werten dieser Größen verglichen. In einer Verknüpfungsstelle
wird die im PD-Regler gewonnene Regelgröße zu dem Wert von
soll addiert und somit die Regelbeschleunigung u gebildet.
Dem inversen Modell des Gelenkarmes R werden nun die Regelbe
schleunigung u und die am jeweiligen Gelenkarmsegment gemes
senen Größen Θ und zugeführt um das Moment m zu bilden,
mit welchem der Antriebsmotor des jeweiligen Gelenkarmsegmen
tes von R angesteuert wird.
Bei der Ausführungsform, auf welche in
Fig. 2 eingegangen wird, kann beispielsweise je Gelenkarm
segment von R ein eigener PD-Regler 1 vorgesehen sein,
dessen ermittelte Regelgröße nach der Addition von soll soll für
das jeweilige Gelenkarmsegment dem selben inversen Modell INV
zugeführt wird. Die einzelnen Antriebsmomente m werden also
mit beispielsweise einem einzigen inversen Modell bestimmt.
Fig. 2 zeigt ein Beispiel für eine Ausführung einer erfin
dungsgemäßen Regelanordnung. Die Größen sind analog zu Fig.
1 bezeichnet. Das inverse Modell aus Fig. 1 wird hier aufge
spalten in zwei inverse Modelle. Eines, IT, ermittelt den
Trägheitsanteil des Antriebsmoments aus der Regelbeschleu
nigung u und das andere, IL, bestimmt den Lastanteil aus der
Regelbeschleunigung u. Der äußere Regelkreis wird also in
Analogie zu Fig. 1 aus dem PD-Regler 1 und dem inversen Mo
dell, das hier aus IT und IL besteht, sowie den Gelenkarmseg
menten von R gebildet. Der innere Regelkreis besteht in
diesem Fall aus dem PD-Regler 2 und den realen Gelenkarmseg
menten von R, der hier mit seinen mechanischen Komponenten
dargestellt ist, auf die später noch eingegangen werden wird.
Durch den vorgesehenen zusätzlichen Regel
kreis mit dem PD-Regler 2 wird die Kraftübertragung an den
Getrieben der einzelnen Gelenkarmsegmente so geregelt, daß
die vom jeweiligen äußeren Regelkreis mit dem PD-Regler 1
angeforderten Antriebsmomente m mit möglichst wenig Verzö
gerungen auf das jeweilige Gelenkarmsegment übertragen wer
den. Für jedes Gelenkarmsegment mit Motor und Getriebe wird
also beispielsweise eine erfindungsgemäße Regelanordnung
benötigt. Vibrationen und Überschwingen werden dabei vermie
den. Die Regelung stützt sich dabei auf die tatsächlich an
dem Arm übertragenen Momente als gemessene Zustandsgrößen, da
diese sensoriell leichter zu erfassen sind als die Differenz
zwischen getriebeeingangs- und ausgangsseitigen Winkelstel
lungen. Die elastische Kraftübertragung wird durch diese
Regelung näherungsweise starr und
macht somit auch modellbasierte Bahnführungstechniken für
reale Robotersysteme anwendbar. In Fig. 2 ist die Erfindung
beispielsweise als PT-Kaskade realisiert (aus dem Englischen
für position-torque) es sind also zwei Regelkreise vorhanden
zur Positionsregelung und zur Regelung der Kraftübertragung.
Das vom Antrieb des Gelenkarmsegmentes abgegebene
Antriebsmoment m wird teilweise zur Beschleunigung des
Gelenkantriebs selbst aufgewendet und teilweise geht es in
die Verspannung der Getriebeteile über. Diese Verspannung
wird schließlich als Moment τ auf das Armsegment R über
tragen. Beispielsweise wird τ mit Hilfe eines Sensors
gemessen und abgeleitet. Zur Messung des Momentes τ ist ein
Rad vorstellbar, mit dem das Moment übertragen wird, an dessen
Speichen Dehnmeßstreifen oder Piezoelemente angebracht sind,
um die jeweilige Verspan
nung zu ermitteln und somit das anliegende Moment ableiten zu
können.
Mit Hilfe des äußeren Regelkreises wird beispielsweise mo
dellbasiert nach dem Prinzip der Feedback-Linearisierung im
Starrkörperformalismus geregelt. Hier wird beispielsweise ein
PD-Regler verwendet. Die Grundlagen der Regeltechnik sind in
[4] beschrieben. Dieser PD-Regler errechnet aus den Abwei
chungen der Positionen/Geschwindigkeiten Θ, von den Soll
werten Θsoll, soll sowie aus den Sollbeschleunigungen soll Kor
rekturbeschleunigungen u. vermöge der beiden inversen Modelle
des Gelenkarmsegmentes IT und IL für den Antriebsanteil und
für den Lastanteil des jeweiligen Armsegmentes werden die
Regelbeschleunigungen u in Antriebsmomente m umgesetzt, die
zur Beschleunigung der Armsegmente um den gewünschten Betrag
u notwendig sind. Durch das inverse Modell können dabei die
dynamische Verkopplung der Gelenke sowie nichtlineare Kraft
einwirkungen berücksichtigt werden.
Beispielsweise kann auch eine grobe Näherung des inversen
Modells IT, IL verwendet werden, da das Verfahren robust
gegenüber Modellierungsfehlern ist. Ein inverses Modell IT,
IL kann beispielsweise mit Hilfe neuronaler Netze aus dem
laufenden Betrieb des Roboters synthetisiert werden. Die Auf
gabe des inneren Regelkreises, des Kraftübertragungsregel
kreises besteht darin, für eine Übertragung der vom äußeren
Regelkreis kommenden Lastanteile τ der Antriebsmomente m auf
die Armsegmente zu sorgen. Hierfür errechnet ein einfacher
PD-Regler [4] aus der Differenz zwischen den tatsächlich am
Arm angreifenden Moment τ und dem kommandierten Wert τ,
sowie aus der zeitlichen Variation des tatsächlichen Mo
mentes τ ein zusätzliches Stellmoment , welches auf das vom
äußeren Regelkreis kommandierte Antriebsmoment m
aufgeschlagen wird. Hierdurch wird einerseits die Verspannung
der Getriebeanteile beschleunigt, so daß dieses Kraftmoment
möglichst schnell auf das jeweilige Armsegment übertragen
werden kann, andererseits aber auch eine zu starke zeitliche
Variation der Momente in Form von Vibrationen verhindert.
Diese PT-Kaskade kann beispielsweise in gestaffelter Weise
digital diskretisiert realisiert werden. Wird beispielsweise
von einer Abtastfrequenz Ω des äußeren Regelkreises ausge
gangen, so wird beispielsweise das entsprechende Taktinter
vall in ν äquidistante Taktintervalle für den inneren Regel
kreis zerlegt, der folglich mit der Frequenz ω=Ω·ν arbei
tet. Der innere Regelkreis reguliert also beispielsweise in
nerhalb eines Taktes des äußeren Regelkreises über ν Un
tertakte hinweg das übertragene Lastmoment τ auf den durch
den äußeren Regelkreis durch IL kommandierten Wert τ. Tritt
ein hoher Sprung in den kommandierten Wert τ auf, so kann
sich die Regulierung auch über mehrere Takte des äußeren Re
gelkreises hinweg erstrecken. Die dabei auftretende Verzö
gerung bei der Kraftübertragung wird beispielsweise durch die
maximale Leistung der Gelenkmotoren bestimmt. Um eine mög
lichst ruckfreie Belastung der Gelenkmotoren zu gewährleisten
wird beispielsweise das kommandierte Lastmoment t während
des Taktes des äußeren Regelkreises durch einen Streckenzug
vom vergangenen auf den neuen Wert interpoliert. Für die In
terpolation zwischen zwei benachbarten Werten oder auch meh
reren Werten sind Spline-Interpolationen denkbar. Die
zeitliche Variation des interpolierten Momentes τ wird
beispielsweise jedoch im PD-Regler 2 des inneren Regelkreises
nicht berücksichtigt, da die Sprünge von an den Taktgren
zen Spitzen in den Motormomenten m hervorrufen würden und das
Dämpfungsverhalten der inneren Regelungen auf die Getriebevi
brationen beeinträchtigt würde. Wesentlich für diese digitale
Realisierbarkeit der PD-Kaskade ist die geringe numerische
Komplexität der inneren Regelung, so daß diese auch bei hohen
Abtastfrequenzen betrieben werden kann.
Fig. 3 zeigt ein Modell eines durch einen Motor über ein Ge
triebe angetriebenen Armsegmentes S. Der Motor M gibt ein Mo
ment m ab welches im Getriebe G zu einer Verspannung der
Zahnräder führt. Vom Getriebe wird zeitlich abhängig ein
Lastmoment τ an das Armsegment S abgegeben. Dieses Moment τ
ist um die im Getriebe zur Verspannung verwendeten Anteile
des Motorantriebsmomentes m verringert. Hier greift die er
findungsgemäße Regelanordnung in das Regelverfahren ein, da
ein von außen kommandiertes und vom Motor erzeugtes Motoran
triebsmoment m nicht am Gelenkarmsegment S ankommt. Mit Hilfe
des erfindungsgemäßen Verfahrens und der erfindungsgemäßen
Regelanordnung wird sichergestellt, daß über eine Rückführung
des Momentes τ über einen PD-Regler dem Motormoment, das von
außen kommandiert wird, hier mit m bezeichnet, ein zusätzli
ches Stellmoment überlagert wird, welches bewirkt, daß sich
das Getriebe schneller verspannt und daß τ gleich dem Moment
m ist das von einer äußeren Regelung als Antriebsmoment des
Motors vorgegeben wird.
Fig. 4 zeigt ein Beispiel für eine Begrenzung der Regelbe
schleunigungen von Motoren zweier benachbarter Gelenke eines
Gelenkarmes nach dem erfindungsgemäßen Verfahren, bzw. in ei
ner erfindungsgemäßen Regelanordnung. Maßgeblich für die Be
grenzung der Regelbeschleunigung U1 und U2 ist das Paralle
logramm 1234. Es umschließt die Fläche P. An den ein
zelnen Ecken des Parallelogramms 1 bis 4 sind entsprechende
Lote parallel bzw. senkrecht zum Achsenkreuz eingetragen. An
der Ecke 1 L10 und L11 an der Ecke 2 L20 und L21 an der Ecke
3 L30 und L31 sowie an der Ecke 4 L41 und L40. Falls vom äu
ßeren Regelkreis eine Regelbeschleunigung kommandiert wird,
die einen Wert außerhalb des Parallelogramms P zur Folge hät
te so wird der Wert parallel zu einer der angegebenen Rich
tungen L10, L11 bis L40 bzw. L41 in Richtung der Paralle
logrammseite über der er zu liegen kommt verschoben und der
jenige Punkt als Schnittpunkt mit einer Parallelogrammseite
wird zum begrenzten Regelbeschleunigungswert definiert.
Die Ursache für diese Vorgehensweise liegt in der beschränk
ten Leistung der Gelenkmotoren. Diese erzwingt eine Nichtli
nearität zwischen dem inversen Modell und dem Gelenkarm, da
die kommandierten Antriebsmomente m im Falle des Überschrei
tens der Leistungsgrenzen auf die entsprechenden Maximalwerte
zurückgesetzt werden. Aufgrund der dynamischen Verkopplung
der einzelnen Gelenke kommt es jedoch hierbei zu einer Ver
zerrung der erzielten Beschleunigungsverhältnisse der Gelenke
untereinander gegenüber den durch den PD-Regler des Positi
onsregelkreises kommandierten Regelbeschleunigungen u, die
sich in Nickbewegungen einzelner Gelenke äußert. Durch die
Begrenzung der Momente geht die entkoppelnde Eigenschaft der
Feedback-Linearisierung im Starrkörperformalismus an der
Leistungsgrenze der Motoren verloren. Dies wird vermieden
durch eine Begrenzung der Regelbeschleunigungen u, wie sie in
Fig. 4 dargestellt ist. Bei dem Parallelogramm, das durch
die Ecken 1 bis 4 aufgespannt wird, handelt es sich um den
Bereich, der für die Regelbeschleunigungen U1 bzw. U2 zuläs
sig ist. Dieser Bereich läßt sich mit Hilfe der inversen
Modelle aus den Leistungsgrenzen der Gelenkmotoren für jede
Position/Geschwindigkeit (Θ, ) bestimmen. Wird beispiels
weise durch den PD-Regler des äußeren Regelkreises eine
Regelbeschleunigung U kommandiert, die außerhalb des Paralle
logramms liegt, so wird der entsprechende Punkt in der Figur
längs der U1- bzw. U2-Achse auf den Rand des Parallelogramms
projiziert. Solche Punkte, die innerhalb eines Bereiches zu
liegen kommen, indem sie nicht auf die entsprechende Paralle
logrammkante projiziert werden können, erhalten den Wert des
jeweiligen Eckpunktes. Dadurch wird erreicht, daß die Lei
stungsgrenzen der Gelenkmotoren so eingehalten werden, daß
die Beschleunigungen der Gelenke möglichst weitgehend voneinan
der entkoppelt bleiben.
Fig. 5 zeigt einen vereinfacht dargestellten Gelenkarm. Er
besteht aus drei Segmenten S1 bis S3, welche über Gelenke G1
und G2 miteinander verbunden sind. Das Armsegment S1 des
Gelenkarmes ist dabei fest an einem Grundkörper K befestigt.
In diesem Grundkörper können beispielsweise die Regeleinrich
tungen enthalten sein. Je Segment S ist ein
Sensor G1, G2 vorgesehen, welcher die Winkeldaten der aktuel
len Armstellung abgibt, die für die Erfindung benötigt wer
den. Weiters ist je Segment S ein nicht dargestellter Moment
fühler vorgesehen, der den inneren Regelkreis mit dem aktuell
am Segment S anliegenden Moment versorgt.
Literaturliste:
[1] Olomski J., 1989, Bahnplanung und Bahnführung von Indu
strierobotern, Fortschrittberichte 4, Vieweg, Braun
schweig;
[2] Slotine J.J.E., Li W., 1991, Applied Nonlinear Control. Prentice Hall;
[3] Khorasani K., 1992, Adaptive Control of Flexible-Joint Robots. IEEE Trans. on Robotics and Automation, 8(2), pp. 250-267;
[4] Schmidt G., 1982, Grundlagen der Regelungstechnik, Sprin ger;
[5] John J. Craig, 1986, Introduction to Robotics, Mechanics & Control pp 235-236, Addison-Wesley
[2] Slotine J.J.E., Li W., 1991, Applied Nonlinear Control. Prentice Hall;
[3] Khorasani K., 1992, Adaptive Control of Flexible-Joint Robots. IEEE Trans. on Robotics and Automation, 8(2), pp. 250-267;
[4] Schmidt G., 1982, Grundlagen der Regelungstechnik, Sprin ger;
[5] John J. Craig, 1986, Introduction to Robotics, Mechanics & Control pp 235-236, Addison-Wesley
Claims (8)
1. Regelanordnung für einen motorisch betriebenen Gelenkarm,
- a) bei der an mindestens einem Gelenk von einem Segment (S) des Gelenkarmes mindestens ein Winkelgeber zur Abgabe eines Winkelsignales (Θ) in Abhängigkeit eines am Ge lenk eingestellten Winkels vorgesehen ist,
- b) bei der mindestens ein erstes inverses Modell (IT) eines Motors (M) am Gelenk zur Bestimmung des Motorträgheitsmoments (m) als Teil vom Motorantriebsmoment (m) aus einem Antriebsvorgabewert (u) vorgesehen ist,
- c) bei der mindestens ein zweites inverses Modell (IL) einer durch den Motor zu bewegenden Last zur Bestimmung des Modellastmoments (τ) als Teil vom Motorantriebsmoment (m) aus dem Antriebsvorgabewert (u) in Verbindung mit aktuellen Größen des Winkelsignals und dessen zeitlicher Ableitung (Θ, ) vorgesehen ist,
- d) bei der ein erster Regler (1) zur Regelung des Gelenkarmes vorgesehen ist,
- e) bei der ein zweiter Regler (2) zur Dämpfung von Last schwingungen der Last vorgesehen ist
- f) bei der an der Last ein Sensor (W) zur Messung des Lastmoments (τ, ) als Teil vom Motorantriebsmoment (m) vorgesehen ist,
- g) bei der der Winkelgeber mit dem zweiten inversen Modell verbunden ist (IL),
- h) bei der der Winkelgeber mit dem ersten Regler (1) verbun den ist, welcher mindestens aus dem Winkelsignal und dessen zeitlicher Ableitung (Θ, ) und von außen zugeführten Soll größen dieser Werte (Θsoll, soll) Stellgrößen vom Winkel und dessen zeitlicher Ableitung ermittelt, wobei diese ermit telten Größen mit einem von außen zugeführten Sollwert für die zweite zeitliche Ableitung des Winkels (soll) zum An triebsvorgabewert (u) aufaddiert werden,
- i) bei der der zweite Regler (2) erstens mit dem Sensor (W) ver bunden ist, so daß er von ihm das gemessene Lastmoment (τ, ) als Teil des Motorantriebsmomentes (m) erhält und zweitens mit dem zweiten inversen Modell (IL) verbunden ist, von dem er das bestimmte Modellastmoment (τ) als Teil des Motorantriebsmomentes (m) erhält und daraus, sowie aus den zeitlichen Ableitungen dieser Werte ein Stellmoment () für das Lastmoment als Teil des Motorantriebsmomentes ermittelt,
- j) und bei der das Stellmoment () additiv mit mindestens dem Modellastmoment (τ) und dem Motorträgheitsmoment (m) zu einem Vorgabeantriebsmoment (m) für den Motor (M) verknüpft und diesem zugeführt wird.
2. Regelanordnung nach Anspruch 1, bei der mindestens ein
erstes und ein zweites Gelenk mit zugehörigen Motoren vorhan
den sind und bei der ein erster und zweiter Begrenzer zur
Begrenzung deren erster und zweiter Antriebsvorgabewerte (U1,
U2) vorgesehen sind, wobei jeder Begrenzer mit den an den
jeweiligen Gelenken vorhandenen Winkelgebern verbunden ist
und in Abhängigkeit der Winkelsignale (Θ) den jeweiligen
Antriebsvorgabewert (U1, U2) begrenzt.
3. Regelanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei
der mindestens einer der Regler (1, 2) ein PD-Regler ist.
4. Regelverfahren für einen motorisch betriebenen Gelenkarm,
- a) bei dem mindestens ein äußerer und ein innerer Regelkreis je Armsegment (S) verwendet werden,
- b) bei dem der äußere Regelkreis (PD, INV, R) das Motorantriebsmoment (m) eines Gelenkantriebsmotors (M) mit Hilfe eines inversen Modells (INV) von einem anzutreibenden Armsegment (S) in Abhängigkeit eines am Armsegment gemessenen Stellwinkels (Θ) und seiner zeitlichen Ableitung ( ) und von Sollwerten für Stellwinkel und dessen erster und zweiter zeitlicher Ableitung (Θsoll, soll, soll) über die Regelbeschleunigung (u) für einen starren Gelenkarm ermittelt,
- c) bei dem zur Bildung eines Modellastmoments (τ) vom in b) ermittelten Motorantriebsmoment (m) das Motorträgheitsmoment (m) subtrahiert wird,
- d) bei dem das Lastmoment (τ) als Teil vom Motorantriebsmoment (m) an der Last gemessen wird
- e) und bei dem der innere Regelkreis (R, 2, IL) aus dem Vergleich von dem gemessenen Lastmoment (τ) mit dem ermittelten Modellastmoment (τ), sowie deren zeitlicher Ableitungen ein Stellmoment () erzeugt, welches dem unter b) ermittelten Motorantriebsmoment (m) zur Kompensation von Lastschwingungen additiv überlagert wird.
5. Regelverfahren nach Anspruch 4, bei dem mindestens ein
Regelkreis (1, 2) proportional/differential regelt.
6. Regelverfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 5, dem der
innere Regelkreis (2) schneller arbeitet als der äußere (1).
7. Regelverfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6, bei dem
die dem äußeren Regelkreis zugeführten Regelbeschleunigungen
(U1, U2) zweier benachbarter Gelenke in Abhängigkeit von
deren Winkelstellung zueinander, sowie der zeitlichen Win
keländerung begrenzt werden.
8. Regelverfahren nach Anspruch 7, bei dem die Regelbeschleu
nigungen (U1, U2) wie folgt auf graphische Art begrenzt werden:
- - die beiden Regelbeschleunigungen bilden ein Achsenkreuz,
- - die jeweils maximalen Antriebsmomente der Antriebs motoren werden in diesem Achsenkreuz eingetragen und bilden ein Parallelogramm,
- - ein Regelbeschleunigungswert, welcher außerhalb des Parallelogramms zu liegen kommt wird in jeweiliger Achsrichtung auf dieses projiziert um den begrenzten Wert zu erhalten
- - ein Regelbeschleunigungswert, welcher außerhalb einer der Parallelogrammecken zu liegen kommt und somit nicht projizierbar ist erhält als begrenzten Wert den Wert der entsprechenden Parallelogrammecke.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995100738 DE19500738C1 (de) | 1995-01-12 | 1995-01-12 | Regelanordnung und Regelverfahren für einen motorisch betriebenen Gelenkarm |
JP411096A JPH08234801A (ja) | 1995-01-12 | 1996-01-12 | モータ駆動式関節アームのための制御装置及び制御方法 |
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---|---|---|---|
DE1995100738 DE19500738C1 (de) | 1995-01-12 | 1995-01-12 | Regelanordnung und Regelverfahren für einen motorisch betriebenen Gelenkarm |
Publications (1)
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---|---|
DE19500738C1 true DE19500738C1 (de) | 1996-04-11 |
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DE1995100738 Expired - Fee Related DE19500738C1 (de) | 1995-01-12 | 1995-01-12 | Regelanordnung und Regelverfahren für einen motorisch betriebenen Gelenkarm |
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JP (1) | JPH08234801A (de) |
DE (1) | DE19500738C1 (de) |
Cited By (6)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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