DE1617418C3 - Herstellung von festen Arzneimittelformen mit verzögerter Wirkstoffabgabe - Google Patents
Herstellung von festen Arzneimittelformen mit verzögerter WirkstoffabgabeInfo
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Description
Es ist bekannt, oral verwendbare Arzneimittel mit verzögerter Wirkstoffabgabe herzustellen. Dies kann
man bei den bekannten Arzneimittelzubereitungen dadurch ermöglichen, daß die Wirkstoffe als Granulate
oder Preßlinge mit einer Umhüllung versehen werden, die im Magensaft nicht oder nur teilweise löslich ist,
beispielsweise mit Keratin, schwerlöslichen Fettsäureestern, Gelatinekapseln, Lacken, z. B. solchen aus
Acrylatharzen, od. dgl.
Es ist auch bekannt, eine zeitlich verzögernde Wirkung zu erreichen, indem man die wirksame
Substanz mit hochmolekularen, quellbaren, aber in den Verdauungssäften unlöslichen Trägersubstanzen, wie
Polyäthylen, Polyvinylchlorid od. dgl., vermischt. Durch diese Trägersubstanzen wird die Freigabe der wirksamen
Substanz sehr stark behindert. Auch durch die Verwendung von lonenaustauscherharzen läßt sich die
Resorption im Magen- und Darmtrakt verzögern.
Für alle bekannten Ausführungsformen ist stets die Verwendung einer Hilfssubstanz erforderlich, die die
Verzögerung bewirkt. Dies ist jedoch nicht in jedem Falle erwünscht, weil dadurch ein zusätzlicher Aufwand
für die Dosierung einer dritten Substanz sowie der arbeitsmäßige Aufwand für das Anbringen der Umhüllung
erforderlich sind.
Es ist weiter bekannt, feste Arzneimittelzubereitungen mit verzögerter Wirkstoffabgabe dadurch herzustellen,
daß man den Wirkstoff mit einer kleinen Menge eines Films von Aluminiumacetylsalicylat überzieht.
Soweit es sich allerdings um die verzögerte Abgabe von anderen Wirkstoffen als Acetylsalicylsäure handelt, ist
eine Herabsetzung der Sprödigkeit des Films durch die Verwendung von mindestens der gleichen Menge eines
organischen Filmbildners notwendig. In diesen Arzneimittelzubereitungen wird also die kleine Menge des
Aluminiumacetylsalicylats im wesentlichen vom Körper aufgenommen, bevor das Arzneimittel, dessen Abgabe
geregelt werden soll, zu wirken beginnt, so daß eine merkliche gleichzeitige Wirkung nicht eintritt, weil
einmal die Menge des Aluminiumsalicylats mit 3 bis 9% vom anderen Wirkstoff zu klein ist und selbst diese
kleine Menge im wesentlichen aufgenommen wird, bevor der andere Wirkstoff zu wirken beginnt.
Nach dem vorliegenden Verfahren wird dagegen eine gleichzeitige Wirkung einer schneller und einer
langsamer wirkenden Substanz erreicht, ohne daß die Einarbeitung einer verzögernd wirkenden Hilfssubstanz
notwendig ist. Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von festen Arzneimittelformen
mit verzögerter Wirk.stoffabgabe, cl;is dadurch gekennzeichnet ist, daß man mindestens eine schneller
vom Körper aiil'nchmbare iherapeiuisi'h wirksame
Substanz in einer Schmelze mindestens einer langsamer vom Körper aufnehmbaren therapeutisch wirksamen
Substanz suspendiert, die erstarrte Schmelze granuliert und die Granulate in an sich bekannter Weise zu festen
Arzneiformen verarbeitet.
Auf diese Weise ist es möglich, eine an sich schneller zur Wirkung kommende Substanz durch die Verteilung
in der zweiten Substanz in ihrer Wirkung zu verzögern. Dies ist zuweilen dann erwünscht, wenn infolge einer zu
ίο raschen Wirkung der einen Substanz unerwünschte
Wirkungen, z. B. schlechte Magenverträ^lichkeit oder Hitzegefühl, auftreten. Beispielsweise können mindestens
eine in den Verdauungssäften leichter und mindestens eine in den Verdauungssäften schwerer
lösliche Substanz ineinander verteilt werden.
Die gegenseitige Verteilung wird vielfach mit besonderem Vorteil so vorgenommen, daß die zeitlich
unterschiedlich wirksamen Substanzen in halbfester Form, z. B. pastenförmig, unter Druck und gegebenenfalls
unter Anwendung erhöhter Temperatur ineinander verteilt werden. Dies kann durch Verarbeitung auf
Friktionswalzen oder in einer Schneckenpresse od. dgl. geschehen. Auf diese Weise ist auch der Einsatz von
Intensivmischern möglich. Der hier auftretende Druck s zusammen mit der Reibung bewirken eine innige
gegenseitige Verteilung. Mit Hilfe der auftretenden Reibungswärme können die verwendeten Substanzen in
kurzer Zeit auf eine Temperatur in der Nähe des Schmelzpunktes erhitzt werden, so daß die thermische
Belastung der — oftzersetzlichen — Wirkstoffe und der
Arbeitsprozeß erheblich, z. B. auf wenige Minuten, abgekürzt wird, gegenüber mehreren Stunden bei einem
Schmelzprozeß im Kessel.
Die Auswahl der Komponente, in die die übrigen Komponenten eingearbeitet werden sollen, richtet sich
nach den Schmelzpunkten und dem gegenseitigen Mengenverhältnis. In der Regel wird man die höher
schmelzenden Komponenten in die niedriger schmelzenden einarbeiten, wobei die höherschmelzenden
flüssig sind oder auch fest sein können. Dies ist vor allem dann günstig, wenn der Mengenanteil der niedriger
schmelzenden Komponenten überwiegt. Es ist aber auch möglich, ein Dreikomponentensystem zur Verteilung
zu bringen, wobei die am niedrigsten schmelzende Komponente vorteilhaft nur in einer sehr geringen (
Menge angewendet wird. In diesem Falle wird man dann zweckmäßig die Komponente mit dem mittleren
Schmelzpunkt aufschmelzen und die beiden übrigen Komponenten einarbeiten.
so Zweckmäßig wird das in homogener gegenseitiger Verteilung vorliegende Gemisch unter Kühlung, z. B.
mittels Kühlbändern oder Kühlwalzen zum Erstarren gebracht, um eine rasche und damit gleichmäßige
Verfestigung zu erzielen.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform werden Nikotinsäure oder deren therapeutisch wirksame
Derivate, wie nikotinsaure Salze, Nikotinsäureester, -amide und geeignete substituierte Xanthine, die in 1 -, 3-
oder 7-Stellung durch einen acyclischen aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 3 bis 20 C-Atomen oder
einen Hydroxyalkyl- oder Oxoalkylrest mit 7 bis 20 C-Atomen und in den beiden anderen der angegebenen
Stellungen jeweils mit einem Alkylrest mit 1 oder 2 C-Atomen substituiert sind, ineinander verteilt. Geeig-
ti5 nele acyclische aliphatische Reste sind geradkettige
oder verzweigte, gesättigte oder olefinisch ungesättigte Kohlenwasserstoffreste, beispielsweise Alkyl- oder
Aialkylresie, /. Ii. Hen/ylreste. Als Alkylreste seien
beispielsweise genannt Methyl-, Äthyl-, Propyl-, Butyl-, Hexyl-, Octyl-, Lauryl-, Stearylreste od. dgl. Besonders
vorteilhaft ist hierbei eine Kombination von 1-Hexyl-3,7-dimethylxanthin
und 3-Pyridincarbonsäure. Da bei dieser Kombination die langsamer wirksame Komponente
den niedrigeren Schmelzpunkt aufweist, ist bei einem Überschuß dieser Komponente eine besonders
günstige Verarbeitung möglich. Außerdem hat ein solches Mengenverhältnis noch den Vorteil der
besonders guten therapeutischen Wirksamkeit.
Die Erfindung ist nicht auf 2-Komponentensysteme beschränkt. Es ist durchaus möglich, auch drei oder
mehr therapeutisch wirksame Substanzen ineinander zu verteilen, beispielsweise ein oder mehrere Vitamine
od. dgl., so kann vorzugsweise Vitamin A und Vitamin B in das Granulat eingearbeitet oder mit diesem vermischt
werden, wobei die zugemischte Substanz gegebenenfalls eine Komponente des Granulats darstellt. Besonders
vorteilhaft ist die Kombination von Vitamin A und Vitamin E bzw. deren Salzen mit dem Gemisch von
l-Hexyl-3,7-dimethylxanthin und3-Pyridincarbonsäure.
Obwohl es bei einigen Arzneimitteln nicht notwendig ist, wird man im allgemeinen dem Granulat noch
therapeutische Hilfsstoffe, die während des Zerfalls des
Formlings die Freigabe weiter verzögern, zusetzen und oder das Granulat mit einer physiologisch verträglichen
Umhüllung überziehen. Solche geeigneten Hilfsstoffe sind z. B. Cellulose oder deren Derivate, Milchprotein,
Stärke, Milchzucker, Mannit, Gelatine oder Talkum oder geeignete Mischpolymerisate oder andere der
oben aufgeführten. Diese Hilfsmittel können je nach der gewünschten Wirkung in größeren oder geringeren
Mengenanteilen zugesetzt werden. Eine zusätzliche Depotwirkung läßt sich auch durch die Umhüllung, z. B.
mit einem Lack, wie aus einem Polymerisations- oder Kondensationsharz, erreichen.
Andererseits können Zusätze, wie kolloidale Kieselsäure, Stärke, grenzflächenaktive Substanzen, z. B.
Glycerinfettsäureester, langkettige Alkohole, z. B. Cetylalkohol oder Wachse, zugesetzt werden, die eine
vorzeitige Sedimentation bei der Erstarrung des geschmolzenen Gemisches verhindern.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, daß das Granulat mit einer weiteren Substanz vermischt wird,
die nicht vorbehandelt worden ist und die bereits als Komponente im Granulat vorhanden ist. Damit läßt sich
die zeitliche Wirkung des Arzneimittels so variieren, daß der eine Teil dieser Komponente, rasch wirksam ist,
während der andere Teil erst mit Verzögerung zur Wirkung kommt.
Die Granulierung kann in an sich bekannter Weise erfolgen. Das Granulat kann als solches verabreicht
werden. Es ist aber auch möglich, dieses zu anderen Arzneimittelformen, z. B. zu Kapseln, Tabletten, Dragees
od. dgl. zu verarbeiten. Bei der Verarbeitung zu Kapseln und gegebenenfalls Tabletten oder Dragees
kann wiederum ein zusätzlicher Verzögerungseffekt erhalten werden, wenn zusätzlich zu der verzögerten
Wirksamkeit der innig verteilten Mischung noch die Verzögerung durch die Anwendung der Kapsel bzw. der
mit einer Umhüllung versehenen Tabletten oder Dragees hinzukommt. Es ist auch möglich, das Granulat
zu Tabletten zu verpressen und diese dann gegebenenfalls zu dragieren.
200 g I-Hexyl-3,7-dimethylxanlhin werden geschmolzen
und bei einer Temperatur von 9011C gehalten. In
6r> dieser Schmelze werden 50 g 3-Pyridincarbonsäure mit
Hilfe eines geeigneten Rührers homogen verteilt und oberhalb des Erstarrungspunktes in Blöcken oder
dünner Schicht ausgegossen und nach dem Erstarren in an sich bekannter Weise granuliert. Das so gewonnene
Granulat ist direkt applizierbar und kann auch noch verkapselt werden.
Weiterhin kann dieses Granulat zu Preßlingen, z. B. Tabletten, wie folgt verformt werden: 250 g Granulat
werden mit 25 g Stärke und 25 g einer Mischung aus Talkum, kolloidaler Kieselsäure und Magnesiumstearat
bestäubt und zu runden bikonvexen Preßlingen von 10 mm Durchmesser und einem Gewicht von 300 mg
verpreßt.
200 g l-Hexyl-3,7-dimethyIxanthin werden klar geschmolzen und darin 20 g 3-Dimethylamino-l-phenyl-1-(p)-tolylpropan-hydrochlorid
und 50 g 3-Pyridincarbonsäure bei einer Temperatur von etwa 5 bis 15°C
oberhalb des etwa 75 bis 85°C liegenden Schmelzbereichs der Xanthinverbindungen homogen verteilt. Es
wird weiter verfahren wie im Beispiel 1. Man erhält ebenfalls ein Granulat, das die Wirkstoffe verzögert
abgibt.
200 g l-HexyI-3,7-dimethylxanthin und 50 g 3-Pyridincarbonsäure werden homogen gemischt und auf eine
beheizbare Friktionswaize gegeben, wo die Mischung lokal erweicht wird. Man erhält ein schuppiges Produkt,
das die gleichen Eigenschaften wie das Produkt nach Beispiel 1 aufweist. Die Pulvermischung kann auch auf
eine Schneckenpresse gegeben werden. Dabei bringt die Friktionswärme das l-Hexyl-3,7-dimethylxanthin
zum Schmelzen bzw. Erweichen und darin verteilt sich homogen die 3-Pyridincarbonsäure. Ein unter Druck
arbeitender beheizbarer Kneter, der mit Sigmaschaufeln ausgerüstet ist, liefert ebenfalls ein Produkt mit
verzögernder Wirkung.
150 g t-lsoamyI-3,7-dimethylxanthin werden in einem ölbad klar geschmolzen (5 bis 100C oberhalb des bei
etwa 105 bis 115°C liegenden Schmelzbereichs der Xanthinverbindung) und darin 50 g Nicotinsäure verteilt.
Es wird weiter verfahren wie nach Beispiel 1. Das erhaltene Produkt wird weiter zu Granulaten oder
Preßlingen verarbeitet.
200 g l-Hexyl-3,7-dimethylxanthin werden klar geschmolzen, darin 50 g Magnesiumnicotinat und anschließend
eine Mischung von 2,5 Mill. I. E. Vitamin A-acetat in 20 g Λ-Tocopherolacetat (Vitamin E) verteilt. Nach
dem Erkalten der Schmelze wird die in fester Phase vorliegende Mischung zu Granulat und dann gegebenenfalls
zu weiteren Arzneiformen, z. B. Tabletten, Dragees od. dgl. verarbeitet.
200g l-Hexyl-3,7-dimethylxanthin werden klar geschmolzen
und 50 g Magnesiumnikotinat darin verteilt. Aus der erstarrten Schmelze wird ein Granulat
hergestellt. Zu diesem Granulat werden 2,5 Mill. I. E. Vitamin A und 20 g Λ-Tocopherol (Vitamin E) jeweils in
Form von Granulaten zugemischt. Das aus dieser
Mischung erhaltene Mehrfachgranulat kann als solches verabreicht oder zu Preßlingen verarbeitet werden.
50 g l-Hexyl-3,7-dimethylxanthin werden klar geschmolzen, darin 50 g Calciumnicotinat verteilt. Dabei
bildet sich eine hochviskose Suspension, die man darauf erkalten läßt. Nach dem Erstarren wird die Mischung
granuliert. Das Granulat wird darauf mit 100 g l-Hexyl-3,7-dimethylxanthin und Tablettenhilfsstoffen,
wie Maisstärke, Talcum, Magnesiumstearat, zu Tabletten von 250 mg verpreßt.
500 g der analog Beispiel 1 hergestellten Schmelze werden mit 50 g einer oder mehrerer quellfähiger
Verbindungen wie Hydroxyäthylcellulose vermischt, mit 15 g eines Gleitmittels wie Talkum versetzt und zu
Tabletten oder Drageekernen verpreßt. Bindemittel wie Gelatine, Polyacrylate, Polyäthylenglycol und Polyvinylpyrrolidon
können der Masse gleichsfalls zugesetzt werden. Die erhaltenen Formlinge geben die Wirkstoffe
mit erheblicher Verzögerung ab.
200 g l-Hexyl-3,7-dimethylxanthin werden mit 50 g Cetylalkohol bei etwa 90°C geschmolzen. In der
Schmelze suspendiert man 50 g Nicotinsäure; man läßt die Masse erstarren und stellt daraus ein Granulat her,
das unter Verwendung üblicher Tablettierhilfsstoffe zu Arzneiformlingen verarbeitet oder in Kapseln abgefüllt
wird.
Aus den erhaltenen Arzneiformlingen werden die Wirkstoffe im Laufe von 8 bis 10 Stunden in Freiheit
gesetzt. Auch hier läßt sich durch Zusatz von quellfähigen Stoffen die Wirkstoffabgabe noch weiter
verzögern.
Beispiel 10
100 g l-Hexyl-3,7-dimethylxanthin werden bei etwa 85°C geschmolzen. In der Schmelze suspendiert man
20 g Magnesiumnikotinat, 10 g Na-ascorbat (Vitamin C) und 2 g Vitamin B). Die Schmelze bzw. Suspension wird
unmittelbar darauf zum Erstarren gebracht. Die feste Masse wird nach bekannten Verfahren zu Granulat
verarbeitet. Dieses kann als solches nach Abfüllung in Kapseln oder nach dem Verpressen zu festen Arzneiformlingen
verabreicht werden. Die Arzneiformlinge zeigen nach 6 Monaten praktisch keinen Verlust des
Vitamingehaltes. Das Präparat ist eine die Durchblutung fördernde Kombination mit Vitaminen.
100 g l-Hexyl-3,7-dimethylxanthin werden bei 850C
geschmolzen. In der Schmelze suspendiert man 10 g Magnesiumnikotinat, 2 g Vitamin B6,5 g Natrium-ascorbat
(Vitamin C) und 5 g dl-a-Tocopherolsuccinat
(Vitamin E). Die weitere Verarbeitung erfolgt analog Beispiel 10. Nach 6 Monaten konnte keine Abnahme des
Vitamin-Gehaltes festgestellt werden. Die therapeutischen Eigenschaften sind analog dem Präparat nach
Beispiel 10.
Beispiel 12
10 g Methyl-2-(methyl-2-phenyl)-3-oxo-4-dihydro-3,4-chinazolin
(= Methaqualonbase, Hypnoticum), werden bei 1200C geschmolzen. In der Schmelze löst man 1 g
N,N-Dimethylamino-2-(diphenylmethoxy)-äthylamin.
HCl (Antihistaminicum, Sedativum). Die Schmelze wird auf Bleche ausgegossen und unter möglichst weitgehendem
Ausschluß von Luftfeuchtigkeit zum Erstarren gebracht. Anschließend wird die erstarrte Masse durch
ein geeignetes Verfahren zu Granulat verarbeitet. Das Granulat ist als Analgeticum brauchbar.
Beispiel 13
100 g Campher (Analepticum) werden in einem
ίο Kolben auf dem ölbad bei etwa 1800C geschmolzen. In
der Schmelze suspendiert man darauf tO g feinstgemahlenes Ephedrin-Chlorhydrat (Bronchospasmolyticum)
und gießt die Suspension auf Bleche aus. Die erstarrte Masse wird granuliert und anschließend in die
entsprechende Arzneiform verarbeitet. Das Präparat ist als broncholytische Substanz brauchbar.
Beispiel 14
20 g Dimethylaminophenyldimethyl-pyrazolon (temperatursenkend,
Spasmolyticum, Analgeticum) werden
auf einem öl- oder Sandbad bei 1080C geschmolzen. In
der Schmelze suspendiert man darauf 10 g o-Äthoxybenzamid (Analgeticum) und gießt das Gemisch
anschließend auf Bleche aus. Die klare Schmelze erstarrt sehr schnell und die erstarrte Masse kann
unmittelbar nach dem Erkalten granuliert werden. Das Granulat ist als Analgeticum brauchbar.
Beispiel 15
10,0 g l-Benzyl-3,7-dimethylxanthin werden bei etwa 1400C geschmolzen. In der Schmelze suspendiert man
0,025 g fein gepulvertes Digitoxin (Herzglucosid). Man läßt die Schmelze erstarren und verarbeitet die feste
Masse zu Granulat. Das Präparat ist als Herzmittel brauchbar.
Beispiel 16
9,5 g l-Benzyl-3,7-dimethylxanthin und 5,0 g l-(5'-Oxohexyl)-3,7-dimethyl-xanthin
(gefäßerweiternd,
Bronchospasmolyticum) werden bei etwa 14O0C geschmolzen.
In der Schmelze suspendiert man 0,5 g feinstgepulvertes Ephedrinchlorhydrat. Die Schmelze
ist glasklar und erstarrt beim Abkühlen auf Raumtemperatur erst nach etwa 24 Stunden. Das Präparat eignet
sich als Mittel gegen Bronchitis.
Beispiel 17
7,0 g l-Hexyl-3,7-dimethylxanthin werden bei 800C
geschmolzen. In die Schmelze werden 1,5 g 7-(5'-Oxohexyl)-l,3-dimethylxanthin
eingetragen. Man erhält eine klare Schmelze, in der 1,5 g Nikotinsäure suspendiert
werden. Nach dem Erstarren wird die Masse zum Granulat verarbeitet, das als Kreislaufmittel, besonders
für Durchblutungsstörungen, brauchbar ist.
Vergleichsversuche
Es wurden Vergleichsversuche durchgeführt, in denen die zeitliche Freigabe der Wirkstoffe aus erfindungsgemäß
hergestellten Granulaten im Vergleich zu Mischungen derselben Zusammensetzung ermittelt wurde.
Die Ergebnisse sind in den anliegenden Kurvenbildern wiedergegeben, in denen der Prozentsatz der
freigegebenen Bestandteile in Abhängigkeit von der Zeit aufgetragen wurde. Darin bedeutet »USP XVIII«
United States Pharmacopoeia, 18. Ausgabe.
Fig. 1 zeigt die Wirkstofffreigabe für ein erfindungsgemäß
hergestelltes Präparat, in dem das leichtwasserlösliche l-(5'-Oxohexyl)-3,7-dimethylxanthin in dem
schwerlöslichen l-Hexyl-3,7-dimethylxanthin eingeschmolzen ist. Während die Wirkstoffe aus der
Mischung schon in kürzester Zeit aufgenommen werden, werden sie aus dem erfindungsgemäß erhaltenen
Produkt langsam an den Körper abgegeben.
F i g. 2 zeigt einen analogen Versuch, der die Freigabe des leichtwasserlöslichen Diphenhydraminhydrochlorids
aus einer Schmelze von Methaqualon im Vergleich
zu einer Mischung zeigt. Auch hier ist der Vorteil erkennbar.
F i g. 3 zeigt die verzögerte Wirkstoffabgabe aus einem erfindungsgemäß hergestellten Multi-Vitamin-Präparat.
Es zeigt sich, daß alle Substanzen gleichmäßig abgegeben werden, obwohl sie die verschiedensten
chemischen Strukturen besitzen.
Hierzu 3 Blatt Zeichnungen
909 684/10
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zur Herstellung von festen Arzneimittelformen mit verzögerter Wirkstoffabgabe, dadurch gekennzeichnet, daß man mindestens eine schneller vom Körper aufnehmbare therapeutisch wirksame Substanz in einer Schmelze mindestens einer langsamer vom Körper aufnehmbaren therapeutisch wirksamen Substanz suspendiert, die erstarrte Schmelze granuliert und die Granulate in an sich bekannter Weise zu festen Arzneiformen verarbeitet.
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1968
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