DE1596862B2 - Verfahren zum hermetisch dichten Einschmelzen von Metalldurchführungen aus Tantal oder Niob in Glas, sowie Einschmelzung und ihre Verwendung - Google Patents
Verfahren zum hermetisch dichten Einschmelzen von Metalldurchführungen aus Tantal oder Niob in Glas, sowie Einschmelzung und ihre VerwendungInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren, wie es im Oberbegriff des Patentanspruches 1 angegeben ist,
sowie auf eine Einschmelzung und ihre Verwendung.
Die Druckschrift A. Z i η k e, »Technologie der
Glasverschmelzungen«, Leipzig 1961, S. 51, gibt ganz allgemeine Hinweise auf verschiedene Möglichkeiten,
Metalle in Glas einzuschmelzen, wobei jedoch in bezug auf Tantal oder Niob keinerlei Hinweis enthalten ist.
Diese Metalle nehmen aber hinsichtlich der Einschmelztechnik eine Sonderstellung ein. Soweit es sich bei den
Einschmelzungen nach dieser Druckschrift um Druckanglasungen handeln sollte, wird der Druck unter
Verwendung eines Stahl-Druckringes erzeugt. In dieser Druckschrift ist keine Lehre gegeben, eine Einschmelzung
mit einem oxidfreien Metall zu machen. Vielmehr ist die Verwendung von oxidiertem Metall besonders
hervorgehoben, und nur der Fall des Molybdäns, eingeschmolzen jedoch in Quarz, ist ein Fall einer
oxidfreien Einschmelzung.
Bezüglich eines wie noch im Zusammenhang mit der Erfindung ausführlich zu erörternden positiven Meniskus
des angeschmolzenen Glases ist zu erwähnen, daß eine solche Form in der genannten Druckschrift als eine
von vielen Einschmclzarten genannt ist. Es ist nichts darüber ausgesagt, wo und weshalb man anstelle einer
mehrfach dargestellten meniskusfreien Einschmelzung im Einzelfalle eine Einschmelzung mit positivem
Meniskus mit Vorteil anwenden solle. '■
In der US-PS 32 75 358 ist ein Verfahren zum Einschmelzen von Tantal und Niob beschrieben.
Angegeben ist dort, dafür ein solches Glas zu verwenden, das bezüglich des thermischen Ausdehnungskoeffizienten
im wesentlichen gleich große Werte wie das Tantal oder das Niob bzw. nur geringe, und zwar
nach Plus und Minus begrenzte Toleranzabweichungen des Temperaturkoeffizienten hat. Weiter ist ausdrücklich
angegeben, voroxidiertes Tantal zu bevorzugen. Es; ist dort keinerlei positiver Meniskus vorgesehen. ·
Diese US-PS zeigt, daß die Entwicklung des Standes, der Technik in eine Richtung geführt hat, die in
mehreren Punkten wesentlich verschieden von derjenigen ist, die mit der noch nachfolgend zu beschreibenden
Erfindung eingeschlagen worden ist.
Ganz unabhängig von Metall-Glas-Einschmelzungen sind im Stand der Technik zum Abdichten von
Elektrolytkondensatoren, in denen Elektrolyte aus eine Korrosion hervorrufenden Chemikalien, wie Lithiumchlorid,
Schwefelsäure und Essigsäure, enthalten sind, Ringe aus Teflon verwendet worden. Diese Ringe sind
unter Druck eingesetzt. Solche Abdichtungen haben zunächst eine zufriedenstellende Wirksamkeit, verlieren
diese aber nach einer bestimmten Zeit, insbesondere unter dem Einfluß von Stoßen, Vibrationen und
Temperaturschwankungen, so daß der Elektrolyt dann an der Abdichtungsstelle hindurchtreten kann. Damit
verschlechtern sich nicht nur die Werte des Elektrolytkondensators, sondern es werden vor allem auch um den
Kondensator herum angeordnete weitere Bauelemente angegriffen.
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine hermetische Abdichtung einer Metalldurchführung aus
Tantal oder Niob anzugeben, die insbesondere eine nach der Abdichtung vorzunehmende Oxidation des Tantal
oder Niob zuläßt und auch gegen wie oben angegebene Elektrolyte zuverlässig abdichtet.
Diese Aufgabe wird mit einem wie im Oberbegriff des Patentanspruches 1 angegebenen Verfahren erfindungsgemäß
gelöst, wie dies das Kennzeichen des Patentanspruches 1 angibt.
Eine nach der Erfindung hergestellte Einschmelzung läßt sich insbesondere als hermetisch dichte, elektrisch
isolierte Metalldurchführung in einer metallenen öse verwenden.
Mit einer nach dem erfindungsgemäßen Verfahren durchgeführten Einschmelzung läßt sich ein Elektrolytkondensator
mit einer völlig zuverjässigen Abdichtung gegen das Austreten von Elektrolyt herstellen. Ein
solcher Elektrolytkondensator hat eine besonders hohe Güte.
Darüber hinaus läßt sich die Erfindung aber auch auf sonstige Bauelemente anwenden, bei denen Tantal-Glas-
oder Niob-Glasverbindungen enthalten sind.
Mit der Erfindung ist von der üblichen Praxis abgegangen worden, eine Einschmelzung unter Verwendung
oxidierten Metalls, d. h. die Einschmelzung in oxidierender Atmosphäre durchzuführen. Das Vorhandensein
einer oxidierten Metalloberfläche erscheint darum als wünschenswert, da sie sowohl im Glas als
auch im Metall lösbar ist, so daß sie wie ein Kitt wirkt, der eine gute Verbindung gewährleistet. Tatsächlich
haftet Glas auch gar nicht an der Oberfläche eines
Metalls, die nicht oxidiert ist (siehe Partridge, Glass-To-Metal Seals, The Society of Glass Technology, 1949,
Seite 213).
Dafür ist es möglich, eine hermetische Abdichtung zwischen Glas und Metallen, wie Tantal und Niob, auch
in der Weise herbeizuführen, wie Abdichtungen zwischen Glas und anderen Metallen geschaffen
werden, nämlich durch enge Zusammenfügung von Metall und Glas sowie Erhitzung in Luft auf eine
Temperatur über den Schmelzpunkt des Glases. Diese Technik in Verbindung mit Tantal oder Niob ist jedoch
für die Herstellung von Kondensatoren ungeeignet, weil Tantal und Niob dabei einem Vorgang unterworfen sind,
der als Wasserstoff-Versprödung bekannt ist, und/oder ein Oxid an ihrer Oberfläche bilden, wenn das Metall
und das Glas auf die Temperatur gebracht werden, bei welcher das Glas am Metall anschmilzt. Wenn dies
geschieht, kann sich eine elektrolytische Oxidformation auf der Oberfläche des Metalles nicht ausbilden. Tritt
dies aber nicht ein, dann haben solche Bauelemente wenig Eignung für Kondensatoren. Wenn nicht eine
elektrolytische Oxidformation auf wenigstens einer Metalloberfläche des Bauelementes erzeugt werden
kann, besitzen die so hergestellten Kondensatoren einen beträchtlichen Verlustwiderstand, geringe Spannungsfestigkeit und eine kurze Lebensdauer.
Die elektrolytische Oxidformation wird auf Tantal beispielsweise elektrochemisch herbeigeführt, indem
ein elektrischer Strom durch ein Bad mit wäßriger Lösung von Phosphorsäure und Titanchlorid geleitet
wird, wobei das Metall hineingehängt ist. Das Tantal wirkt dabei als Anode. Die so hergestellte elektrolytische
Oxidformation bildet ein amorphes dielektrisches Material, Tantalpentoxid, das auf dem Metall als ein sehr
dünner gleichmäßiger Überzug entsteht. Dieser Oxidüberzug ist sowohl gleichmäßig hinsichtlich der Dicke
als auch der Ausdehnung, d. h. er ist gleichmäßig in sich geschlossen. Im Gegensatz dazu ist thermisch gewachsenes
Tantalpentoxid, bei dem das Oxid auf dem Tantal durch direkte Reaktion mit Sauerstoff gebildet wird, von
kristallinem Aufbau und neigt dazu, einen nicht gleichmäßigen Überzug zu bilden. Wenn das thermisch
gewachsene Tantalpentoxid einen relativ dicken Überzug bildet, wie er durch Erhitzung des Tantals auf eine
erhöhte Temperatur in einer oxidierenden Atmosphäre entsteht, so ist es unmöglich, den amorphen Tantalpentoxidüberzug
zu erzeugen, der aber für eine hohe Güte von Kondensatoren wesentliche Voraussetzung ist.
Es ist nicht möglich, eine elektrolytische Oxidformation auf dem Tantal oder dem Niob vor der Bildung der
Abdichtung herbeizuführen, da die elektrolytische Oxidformation bei den Temperaturen, die zum Anschmelzen
des Glases an das Metall erforderlich sind, dazu neigt, sich zu zersetzen.
Für nichtpassende Glasabdichtungen, bei denen die Materialien unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten
haben, müssen verschiedene Beschränkungen vorgesehen werden, so daß die Spannungen im Glas unter der
Grenze gehalten werden können, bei der das Glas springt. Um iies zu erreichen, benutzt man üblicherweise
dünne Dr ihte (dünner als 0,6 mm Durchmesser) für Glasdurchführungen, weiterhin zähe Metalle, die bereits
bei Spannungen nachgeben, die unter denjenigen liegen, bei denen das Glas springt. Üblicherweise wird in
solchen Abdichtungen Kupfer verwendet, da es trotz seines hohen thermischen Ausdehnungskoeffizienten
(ungefähr 16,7 · 10-6/°C)bei vergleichsweise niedrigen
Spannungen nachgibt. Jedoch auch in nichtpassenden Abdichtungen ist es von besonderer Bedeutung, daß das
Metall mit einer dünnen Oxidschicht bedeckt ist, damit die Abdichtung wirklich hermetisch ist.
Die erfindungsgemäßen Abdichtungen enthalten wenigstens ein Tantal- oder Niobteil, welches durch das
Glas hindurchführt, das an das Metallteil angeschmolzen ist und einen positiven Meniskus in bezug auf das
Metallteil bildet. Die Oberfläche der Metalldurchführung ist im wesentlichen frei von Oxid, so daß die
ίο Durchführung in der Lage ist, eine elektrolytische
Oxidschicht zu tragen, die später auf der Oberfläche der Metalldurchführung gebildet wird. Das Glas besitzt
einen thermischen Ausdehnungskoeffizienten, der größer ist als derjenige des Metalls, das die Durchführung
bildet.
Vorzugsweise kann das Glas innerhalb einer ■ Anschlußöse angeordnet und an diese angeschmolzen
sein, die einen thermischen Ausdehnungskoeffizienten besitzt, der wenigstens so groß ist wie derjenige des
Glases.
Besonders vorteilhaft läßt sich die Erfindung bei Elektrolytkondensatoren verwenden, wozu elektrolytisches
Oxid später auf der Oberfläche der Metalldurchführung aufgebracht werden kann, und zwar bis zu der
Stelle, wo die Glas-Metallberührung die hermetische Abdichtung bildet.
Die erfindungsgemäße Abdichtung besitzt einen hohen Grad von Dichtigkeit und ist besonders
verläßlich, insbesondere in Verbindung mit Kondensatoren und ähnlichen Bauelementen. Weiterhin besitzt
die erfindungsgemäße Abdichtung nicht die Nachteile der bekannten »nichtpassenden« Abdichtungen. Die
erfindungsgemäße Abdichtung erfordert weder besonders dünne Drähte für die Durchführungen noch sind
hierfür Metalle erforderlich, die besonders zäh und nachgiebig sind. Das elektrolytische Oxid kann leicht auf
der Oberfläche der Tantal- oder Niobdurchführung aufgebracht werden.
Die besondere Dichtigkeit der erfindungsgemäßen Abdichtung ist auf eine Kombination von Wirkungen
zurückzuführen, nämlich die Spannung in der Abdichtung, die von den unterschiedlichen thermischen
Ausdehnungskoeffizienten ihrer Elemente hervorgerufen werden, und die Adhäsion zwischen dem reinen
Metall und dem Glas, die durch Erhitzen der Abdichtung auf eine Temperatur entsteht, bei welcher das Glas das
Metall benetzt.
Bei der Herstellung einer solchen Glasabdichtung mit Tantal oder Niob, bei welcher die Tantal- oder
Niobdurchführung eine elektrolytische Oxidformation auf ihrer Oberfläche tragen soll, ist es wesentlich, die
Anwesenheit von Wasserstoff und Sauerstoff zu unterbinden. Zwar hat die Anwesenheit von Wasserstoff
und Sauerstoff bei Raumtemperatur auf die Zusammenfügung von Glas und Tantal- oder Niobdurchführungen
im unangeschmolzenen Zustand praktisch keinen schädlichen Effekt auf das Metall, jedoch ist
dies grundsätzlich anders, wenn die vorbereiteten Abdichtungen auf den Schmelzpunkt des Glases erhitzt
werden, da mit steigender Temperatur die Reaktionsgeschwindigkeit von Metall mit Wasserstoff und Sauerstoff
sehr schnell wächst, so daß das Metall für die spätere Benutzung in Kondensatoren unbrauchbar wird.
Infolge der Durchführung der Glas-Metall-Anschmelzung
in einer inerten Atmosphäre wie Vakuum oder in einer Umgebung von Argon, Helium, Neon, Stickstoff
usw. ist es möglich, Glas-Metall-Anschmelzungen zu erzeugen, bei denen die nachfolgende Herstellung einer
elektrolytischen Oxidformation auf der Metalloberfläche nicht unmöglich gemacht ist. Die Anwendung der
inerten Atmosphäre verhindert die Bildung eines Oxidüberzuges auf der Tantal- oder Niobdurchführung
während des Anschmelzprozesses. Überraschenderweise hat sich ergeben, daß bei einer Glasabdichtung,
welche von einer Tantal- oder Niobdurchführung durchsetzt wird und bei der das Glas einen größeren
thermischen Ausdehnungskoeffizienten besitzt als das betreffende Metall, sich eine hermetische Abdichtung
ergibt, wenn die Anordnung in einer inerten Atmosphäre erhitzt wird, sofern die Erhitzung zu einer
Glasverflüssigung ausreicht, bei der es gerade die Tantal- oder Niobdurchführung benetzt und dabei einen
positiven Meniskus in bezug auf das betreffende Metall bildet.
Die Erfindung sei nachstehend unter Bezugnahme auf die Figuren näher erläutert.
F i g. 1 zeigt die Draufsicht einer üblichen Abdichtung für ein Bauelement,
F i g. 2 stellt den Schnitt durch die Anordnung gemäß F i g. 1 dar.
In den Figuren ist eine Anschlußöse 2 gezeigt, die auch ein Teil einer Anschlußhülse sein kann. Sie besteht
aus Metall, wie rostfreiem Stahl, Titan, Silber, oder aus einem mit Silber überzogenen Metall, wie Stahl oder
rostfreiem Stahl. Es können auch andere Metalle verwendet werden, vorausgesetzt sie vertragen sich mit
der Umgebung der Abdichtung, zu denen letztere gehört, z. B. in Verbindung mit einem Elektrolytkondensator.
Eine elektrische Durchführung 4 aus Tantal oder Niob durchsetzt die Anschlußöse 2, wobei zwischen
beiden keine elektrische Kontaktgabe besteht. Ein Glaskörper 3 füllt den Zwischenraum zwischen der
Durchführung 4 und der Anschlußöse 2 vollkommen aus. Das Glas besitzt einen thermischen Ausdehnungskoeffizienten,
der wenigstens so groß ist wie derjenige der Tantal- oder Niobdurchführung. Ein hierfür
besonders geeignetes Glas besitzt einen Ausdehnungskoeffizienten von ungefähr 90 · 10-7/°C. Der Ausdehnungskoeffizient
von Tantal liegt demgegenüber beispielsweise ungefähr bei 65 · 10~7/°C.
Obwohl die Figuren über eine einzige Durchführung durch die Anschlußöse 2 zeigen, ist es möglich, eine
Mehrzahl solcher Durchführungen vorzusehen, wobei vorausgesetzt wird, daß die Durchführungen keinen
elektrischen Kontakt mit der Anschlußöse und den anderen Durchführungen bilden. Solche Abdichtungen
sind beispielsweise zweckmäßig in Verbindung mit einer Mehrzahl von Kondensatoren verwendbar, die innerhalb
eines einzigen Kondensatorbechers angeordnet sind.
Anstelle des in den Figuren gezeigten massiven Drahtes als Durchführung kann auch eine Röhre
verwendet werden, wobei ein Draht durch sie hindurchgezogen und die Röhre mit dem Draht dicht
geschlossen verschweißt werden kann.
Besonders vorteilhaft wird die Erfindung angewendet auf eine hermetische Abdichtung, wie sie in den Figuren
dargestellt ist. Das Glas mit einem Ausdehnungskoeffizienten, der größer als derjenige der Metalldurchführung
ist, wird z. B. in Form einer Perle auf den Draht aufgeschoben und in die öffnung der Anschlußöse
gebracht. Die derart vorbereitete Anordnung wird dann in inerter Atmosphäre auf oder gerade über die
Temperatur erhitzt, bei weicher das Glas die Durchführung benetzt. Beim Abkühlen der Anordnung verfestigt
sich das Glas wieder, wobf es unter dem Einfluß seines höheren Ausdehnungskoeffizienten als desjenigen der
Durchführung die Neigung hat, sich stärker zusammenzuziehen.
Eine zusätzliche Spannung kann der Abdichtung aufgedrückt werden, indem man die Anschlußöse aus
einem Metall aufbaut, dessen thermischer Ausdehnungskoeffizient größer als derjenige des Glases ist. Es
ist jedoch nicht notwendig, ein solches Metall zu verwenden, um eine hermetische Abdichtung zu
ίο erhalten. Das Metall der Anschlußöse kann ungefähr
denselben thermischen Ausdehnungskoeffizienten wie das Glas haben, er kann sogar geringer sein, sofern die
Unterschiede der Ausdehnungskoeffizienten des durchgeführten Drahtes und des Glases groß genug sind, um
eine Spannung vom Draht auf das Glas auszuüben, und zwar über den gesamten Temperaturbereich, in dem die
Abdichtung normalerweise verwendet wird. Da es normalerweise nicht notwendig ist, nachträglich eine
elektrolytische Oxidformation auf dem Metall der Anschlußöse herzustellen, kann vor der vollständigen
Herstellung der Abdichtung die Anschlußöse oxidiert werden, und zwar durch Erhitzung in einer oxidierenden
Atmosphäre, durch Eintauchen in eine oxidierende Lösung oder durch andere bekannte Methoden. Es ist
auch möglich, unter Verwendung einer geglühten und daher besonders weichen Anschlußöse mit besonders
dünnem Rand eine Ausdehnung und Zusammenziehung der Anschlußöse in einem Grade zu erzielen, der dem
Grad der Ausdehnung des Glases eher entspricht als dem Grad der Ausdehnung des Anschlußösenmaterials
selbst, vorausgesetzt, daß das Glas gut an der Anschlußöse bindet. Auf diese Weise läßt sich eine
hermetische Abdichtung zwischen dem Glas und dem Metall der Anschlußöse herbeiführen, wobei die
Dichtigkeit unabhängig von Spannungen in der Abdichtung ist. Bei der Auswahl des Metalles für die
Anschlußöse sind jedoch noch weitere Faktoren neben dem thermischen Ausdehnungskoeffizienten zu berücksichtigen,
nämlich insbesondere die Verträglichkeit mit anderen Materialien, die in dem betreffenden Bauelement
mit der Anschlußöse zusammenwirken.
Silber ist ein besonders geeignetes Anschlußösenmaterial, da es eine Korrosion hervorrufenden Chemikalien
großen Widerstand entgegensetzt, wie diese in mit Flüssigkeiten gefüllten Elektrolytkondensatoren verwendet
werden. Mit Silber überzogene Anschlußösen sind offensichtlich wirtschaftlicher als massive Silberanschlußösen.
Da außerdem mit Silber überzogene Anschlußösen Wärme nicht so gut leiten wie massive
Silberanschlußösen, ist das Glas der erfindungsgemäßen Abdichtung weniger der Gefahr ausgesetzt, Sprünge zu
erhalten, wenn die Abdichtung beispielsweise in einen Kondensatorbecher eingeschweißt wird. Da Silber
relativ weich ist, sind mit Silber überzogene Anschlußösen fester als solche aus massivem Silber und halten
daher das Glas mehr unter Spannung. Es sei darauf hingewiesen, daß durch Aufwalzen aufgebrachte Silberplattierungen
im allgemeinen nicht befriedigend sind, da diese Art der Silberplattierung dazu neigt, porös zu
werden, so daß der eine Korrosion hervorrufende Elektrolyt durchtreten und das plattierte Grundmaterial
angreifen kann. Ein Überzug von etwa 0,1 mm ist genügend dick, um das Grundmaterial zu sch itzen.
Es ist nicht erforderlich, eine Anschlußöse zur Vorbereitung der Abdichtung zu verwenden. Im
weitesten Sinne bezieht sich die Erfindung nämlich auf eine hermetische Abdichtung, die bloß aus einer Tantaloder
Niobdurchführung besteht, die durch das Glas
hhdurchtriu, wobei sich das Glas unter Spannung
befindet, wodurch es in enger Berührung mit der Durchführung steht und wobei das Glas einen positiven
Meniskus in bezug auf die Durchführung bildet und der thermische Ausdehnungskoeffizient des Glases wenigstens
so groß ist wie der des Metalles der Durchführung. Eine solche Anordnung kann ganz einfach dadurch
geschaffen werden, daß man die die Durchführung umgebende Glasmasse in einer inerten Atmosphäre auf
eine Temperatur erhitzt, bei welcher das Glas den positiven Meniskus in bezug auf die Durchführung
bildet. In Anwendung auf einen Kondensator ist es dann selbstverständlich erforderlich, die hermetische Abdichtung
durch einen Ring einzufassen, um die Abdichtung in einen Kondensatorbecher einbauen zu können.
Hierfür gibt es verschiedene bekannte Möglichkeiten, beispielsweise das Aufdampfen.
Ein wesentlicher Punkt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist die Temperatur, auf welche die aus
Anschlußöse, Glas und Durchführung bestehende Einheit erhitzt wird. Obgleich die Temperatur, auf die
die Einheit zwecks Erzielung einer hermetischen ^ Abdichtung erhitzt werden muß, von den Eigenschaften
des jeweils verwendeten Glases abhängt, ist es wesentlich, daß die Einheit so weit über den
Schmelzpunkt des Glases erhitzt wird, daß das Glas einen positiven Meniskus in bezug auf die Durchführung
bildet, d. h. das Glas muß bis zu einer Temperatur erhitzt werden, bei welcher es ausreichend fließt und damit
beginnt, an der Durchführung entlangzufließen und diese zu benetzen. Weiterhin ist es für die Herstellung
von Metall-Glas-Abdichtungen für Kondensatoren wichtig, im Bereich dicht bei dem Glas eine gute
elektrolytische Oxidformation zu schaffen. Wenn das Glas nicht auf eine ausreichend hohe Temperatur
erhitzt wird, bildet das Glas einen negativen Meniskus in bezug auf die Durchführung, obwohl eine gute
hermetische Abdichtung dabei entstehen kann. Bei der Verwendung in Kondensatoren hat sich herausgestellt,
daß es sehr schwierig ist, eine gute elektrolytische Oxidformation auf der Durchführung im Bereich dicht
bei der Metall-Glas-Berührung zu erzeugen, wenn die Abdichtung die Form eines negativen Meniskus besitzt.
Wenn nun die elektrolytische Oxidformation an der Durchführung-Glas-Berührungsstelle der Abdichtung
nicht erzeugt werden kann, dann weist der betreffende Kondensator einen erheblichen elektrischen Verlustwiderstand
und geringe Spannungsfestigkeit auf. Nach kurzer Benutzungsdauer bewirkt zwar der Batterieeffekt
aufgrund der Kondensatorladung eine Oxidbildung in dem Bereich bis zu der Glas-Durchführungsberührungsstelle,
wodurch der Verlustwiderstand wieder beseitigt wird. Jedoch besteht die Tendenz bei der
Formierung des elektrolytischen Oxides, daß dieses sich gegen das Glas preßt, so daß das Glas im Bereich des
negativen Meniskus springt und somit die Abdichtung zerstört wird.
Als Beispiel sei ein Glas gewählt, dessen thermischer Ausdehnungskoeffizient ungefähr bei 90 · 10-7/°C liegt
und das weich zu werden beginnt bei etwa 820 Grad. Mit einem solchen Glas wird eine gute Dichtigkeit erzielt
nicht unter einer Temperatur von 9300C, während ein
ausreichend positiver Meniskus nicht unter einer Temperatur von 10400C erzielt wird. Diese ungefähren
Temperaturangaben sind jedoch nur Beispiele, da die notwendige Temperatur von der jeweils verwendeten
Glastype abhängt. Die erforderliche Temperatur zur Erzielung eines positiven Meniskus kann im übrigen bei
jedei Glassorte ohne weiteres durch den l-'achmann
mittels Versuchen festgestellt werden. Praktisch jede der sogenannten weichen Glassorten, die einen hohen
thermischen Ausdehnungskoeffizient besitzen, kann verwendet.werden, vorausgesetzt, daß der elektrische
Isolationswiderstand ausreichend hoch ist.
Normalerweise wird die Metall-Glas-Einheit in der inerten Gasatmosphäre bei einem Druck erhitzt, der bei
einer Atmosphäre und einem Taupunkt von 17°C oder tiefer liegt. Die Metall-Glas-Einheit kann auch im
Vakuum erhitzt werden oder unter verringertem Druck in inertem Gas. Jedoch muß bei Anwendung eines
verringerten Drucks darauf geachtet werden, daß das Glas keine Stoffe enthält, die sich erheblich ausdehnen.
Wenn das Glas Unreinheiten oder andere Beimengun-. gen enthält, die sich in einem solchen Fall ausdehnen,
dann schäumt das Glas bei wesentlich reduziertem Druck, so daß eine schwache oder unwirksame
Abdichtung entsteht. Die Metall-Glas-Einheit kann auch unter inertem Gas bei einem Druck erhitzt werden, der
größer als eine Atmosphäre ist, wodurch sich eine ' bessere Wärmeübertragung ergibt als bei verringertem
Druck.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise so durchgeführt, daß eine metallische öse, eine Tantaloder Niobdurchführung und eine Glasperle auf der Durchführung zusammengefügt werden, wobei der thermische Ausdehnungskoeffizient des Glases größer als der des Metalls der Durchführung ist, woraufhin diese Anordnung in einer inerten Atmosphäre auf eine Temperatur erhitzt wird, bei welcher das Glas einen positiven Meniskus in bezug auf die Durchführung bildet.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise so durchgeführt, daß eine metallische öse, eine Tantaloder Niobdurchführung und eine Glasperle auf der Durchführung zusammengefügt werden, wobei der thermische Ausdehnungskoeffizient des Glases größer als der des Metalls der Durchführung ist, woraufhin diese Anordnung in einer inerten Atmosphäre auf eine Temperatur erhitzt wird, bei welcher das Glas einen positiven Meniskus in bezug auf die Durchführung bildet.
Die Abkühlung auf Raumtemperatur einer so zusammengefügten Abdichtung erfolgt zweckmäßig in
der inerten Atmosphäre, aus der die Abdichtung erst entfernt wird, wenn die Raumtemperatur erreicht ist.
Die Erfindung umfaßt auch Abdichtungen der vorstehend beschriebenen Art, soweit sie auf elektrische
Bauelemente, insbesondere Kondensatoren, anwendbar sind.
Abdichtungen, die durch das erfindungsgemäße Verfahren unter Verwendung des oben erwähnten
Glases mit einem Ausdehnungskoeffizienten von 90 · 10-7/°C und einer Temperatur von etwa 10000C
hergestellt werden, haben einen Undichtigkeitsgrad von weniger als 1 · 10-7cm3/Sekunde, bestimmt bei einem
Undichtigkeitsgrad gemessen mit einem Helium-Massenspektrometer. Oft wird sogar ein Undichtigkeitsgrad
von weniger als 1 · 10-9cmVSekunde erreicht. Die
Tantal- oder Niob-Durchführungen solcher Abdichtungen nehmen leicht die Formation eines elektrolytischen
Oxides an. Unter Verwendung des erwähnten Glases, einer öse aus rostfreiem Stahl und einer Tantal-Durchführung
ist es möglich, eine gute Dichtigkeit über einen Temperaturbereich von ungefähr — 100°C bis ungefähr
+1750C zu erzielen. Mit entsprechend geeigneten Glas-
und ösenmaterialien lassen sich sogar größere Temperaturbereiche beherrschen.
ho Es sei noch darauf hingewiesen, daß die erfindungsgemäße
Abdichtung im Zusammenhang mit den verschiedensten Anwendungsfällen benutzt werden kann,
insbesondere Kondensatoren mit flüssigem Elektrolyt. Dabei kann die öse leicht mit irgendeinem Gehäuse,
br> beispielsweise einem Kondensatorbecher, verbunden
werden, insbesondere durch Schweißen oder Weich- und Hartlöten.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
809 528/6
Claims (7)
1. Verfahren zum hermetisch dichten Einschmelzen von Metalldurchführungen aus Tantal oder Niob
in Glas, gekennzeichnet durch folgende Maßnahmen: Verwendung eines Einschmelzglases
mit einem Ausdehnungskoeffizienten größer als derjenige des Tantals oder Niobs, Einschmelzen des
Tantals oder Niobs mit oxidfreier Metalloberfläche in inerter Atmosphäre, Bildung eines gegenüber dem
Metall positiven Glasmeniskus durch ausreichend lange Erhitzung des Glases über seine Schmelztemperatur.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Glas mit einem thermischen
Ausdehnungskoeffizienten von ungefähr 90 · 10-7/°C verwendet wird.
3. Einschmelzung, hergestellt nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß diese Einschmelzung
von einer Metallöse umgeben ist, die von der Metalldurchführung durch das Glas isoliert
ist, wobei das Material der öse einen thermischen Ausdehnungskoeffizienten besitzt, der wenigstens
ungefähr so groß ist wie der des Glases.
4. Einschmelzung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die öse aus Silber oder einem
mit Silber überzogenen Metall besteht.
5. Einschmelzung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die öse aus hoch geglühtem,
weichem Metall besteht, an das das Glas gebunden ist, wobei die öse einen dünnen, wallartigen Rand
besitzt, der sich mit der thermischen Ausdehnung des Glases ausdehnt und zusammenzieht und dabei
mehr nachgiebig ist als dem Ausdehnungskoeffizienten der öse entspricht.
6. Verwendung einer Einschmelzung, hergestellt nach Anspruch 1 oder 2 oder nach Anspruch 3, 4
oder 5 für eine Metalldurchführung eines elektrischen Bauelementes.
7. Verwendung nach Anspruch 6 bei einem Kondensator, insbesondere Elektrolytkondensator.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1967J0034600 DE1596862B2 (de) | 1967-09-18 | 1967-09-18 | Verfahren zum hermetisch dichten Einschmelzen von Metalldurchführungen aus Tantal oder Niob in Glas, sowie Einschmelzung und ihre Verwendung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1967J0034600 DE1596862B2 (de) | 1967-09-18 | 1967-09-18 | Verfahren zum hermetisch dichten Einschmelzen von Metalldurchführungen aus Tantal oder Niob in Glas, sowie Einschmelzung und ihre Verwendung |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE1596862A1 DE1596862A1 (de) | 1971-03-25 |
DE1596862B2 true DE1596862B2 (de) | 1978-07-13 |
Family
ID=7205138
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1967J0034600 Withdrawn DE1596862B2 (de) | 1967-09-18 | 1967-09-18 | Verfahren zum hermetisch dichten Einschmelzen von Metalldurchführungen aus Tantal oder Niob in Glas, sowie Einschmelzung und ihre Verwendung |
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Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE1596862B2 (de) |
-
1967
- 1967-09-18 DE DE1967J0034600 patent/DE1596862B2/de not_active Withdrawn
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE1596862A1 (de) | 1971-03-25 |
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BHN | Withdrawal |