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"Oxydationsmittel enthaltendes Mittel zum Reinigen von Zahnprothesen''
Die bisher auf dem Markt befindlichen Reinigungsmittel für Zahnprothesen sind durchweg
verhältnismäßig stark alkalisch eingestellt: Sie bestehen aus Alkalien, wie Soda
und enthalten gleichzeitig ein Oxydationsmittel, wie Natriumperborat. Der pH-Wert
einer wäßrigen Gebrauchslösung solcher Mittel liegt bei 12 und darüber. Sie sollen
die im Laufe des Tages auf der Zahnprothese abgeschiedenen Ablagerungen, die zum
großen Teil aus organischem Material bestehen, durch den Alkaligehalt verseifen
und emulgieren und zugleich oxydativ abbauen, um sie leichter ablösen zu können.
Es gelingt auch, die im Laufe eines Tages anfallenden, aus Speiseresten und Speichelrückständen
bestehenden Ablagerungen beim Einlegen über Nacht in ca. 5 %ige Lösungen der bekannten
Mittel befriedigend.zu entfernen, und zwar dann, wenn dieser Reinigungsvorgang täglich
wiederholt wird. Bedürfnis besteht aber für einen Schnellreiniger, der die Reinigungsarbeit
in 5 bis 15 Minuten zuverlässig durchführt, da es von Vorteil ist, die Prothese
auch über Nacht tragen zu können. Eine weitere Schwierigkeit bilden die Ablagerungen
auf den M--tallteilen von Teilprothesen, wie auch auf den eine Metallplatte enthaltenden
Vollprothesen. Diese, meist aus hochlegiertem Edelstahl bestehenden Metallteile
halten die Niederschläge ganz besonders fest bzw. diese Niederschläge machen sich
dort besonders stark bemerkbar. Besonders Personen, die unter starker Zahnsteinbildung
leiden, erzeugen auf diesen Metallteilen rauhe, dicke Beläge, die zum Teil aus organischer
Materie, zum Teil aus Calciumverbindungen bestehen. Diese sich täglich bildenden
Abscheidungen sind eine Vorstufe des Zahnsteins und .bilden oft schon im Laufe einiger
Tage sehr harte, schwer entfernbare Ablagerungen.
Bei Rauchern,
die zur Zahnsteinbildung neigen, nehmen diese Ablagerungen dunkle Färbungen an:
Zum Teil bilden sich aber auch bei Nichtrauchern dunkle, harte, auch mechanisch
schwer entfernbare Beläge. Diese Beläge lassen sich mit alkalischen Mitteln auch
beim Einlegen über Nacht nicht oder nur zu einem Teil entfernen. Besonders dieses
Problem soll durch die nachstehend beschriebenen Mittel gelöst werden. Es wurde
gefunden, daß diese Ablagerungen auf Metallteilen; aber auch alle anderen auf Zahnprothesen
sich im Munde bildenden Beläge sich durch saure Mittel schnell und sicher entfernen
lassen: Die erfindungsgemäßen Rtinigungsmittel enthalten einen Säureträger, der
einer 2%igen Lösung des Reinigungsmittels einen pH-Wert zwischen 1 und 5, vorzugsweise
zwischen 1,5 und 4,5, verleiht und einen in saurer Lösung und bei Raumtemperatur
oxydierend wirkenden Stoff in einer Menge von 1 bis 60, vorzugsweise 5 bis 45 %,
bezogen auf das gesamte Reinigungsmittel.
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Selbstverständlich können auch mehrere Säureträger bzw. mehrere Oxydationsmittel
gemischt angewandt werden. Der Säureträger, der nicht oxydationsempfindlich sein
soll, kann eine Säure oder ein saures Salz sein. Für pulverförmige Mischungen muß
die Säure in fester Form vorliegen. Z.B. eignet sich die Amidosulfosäure H503NH2
und eine Reihe von festen organischen Säuren, wie Zitronensäure, Weinsäure, Adipinsäure:
Die an sich recht gut geeignete Oxalsäure ist ihrer Giftigkeit wegen nicht zu empfehlen.
Von sauren Salzen eignen sich z. B. Natriumbisulfat, Carbamidphosphat oder andere
saure Phosphate und einzelne saure Salze mehrbasischer organischer Säuren.
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Für flüssige Mittel können alle Arten von Säuren oder sauren Salzen
verwendet werden, soweit ihre Lösungen in den angegebenen pH-Grenzen liegen. Im
allgemeinen wird man pH-Werte von 2 bis 4 einstellen und nicht gerne unter 1,5 gehen,
um Schädigungen des Prothesenmaterials sicher auszuschließen, weshalb sich starke
Mineralsäuren als solche allein weniger eignen. Geeignet ist die Phosphorsäure,
besonders in niedrigeren Konzentrationen.
Als Oxydationsmittel eignen
sich z. B. die Salze der Caroschen Säure, Chlorate und Chlorite, auch Perphosphate,
wie die Salze der Peroxymonophosphorsäure, Persulfate und Percarbamid. Auch Wasserstoffperoxyd
ist in wäßriger Lösung geeignet. Die Salpetersäure bzw. Nitrate wirken bei Zimmertemperatur
nicht oxydierend und sind daher für den erfindungsgemäßen Zweck als Oxydationsmittel
nicht brauchbar. Ebenso sind Anlagerungsverbindungen von Wasserstoffperoxyd an alkalische
Salze - wie z.B. Natriumperborat - weniger geeignet, da die unnötigerweise einen
wesentlichen Teil der Säure abstumpfen. Salpetersäure wurde in der französischen
Patentschrift 360 705 bereits als Zahnprothesen-Reinigungsmittel vorgeschlagen.
Es wird dort eine Reinigungspaste beschrieben, die neben unlöslichen Putzkörpern
wie Bimsstein, Talk, Tripoli und Bariumsulf at Salpetersäure gegebenenfalls im Gemisch
mit Salzsäure enthält. Dabei ist nicht angegeben worden, in welcher Konzentration
die Salpetersäure verwendet wird. Konzentrierte Salpetersäure verursacht die bekannte
Xanthoprotheinreaktion, d. h. Gelbfärbung der Haut, und dürfte schon aus diesem
Grunde nicht einsatzfähig sein. Außerdem werden an den Metallteilen der Prothesen
durch solch starke Mineralsäuren Korrosionen verursacht. In der bei der Anwendung
des Reinigungsmittels notwendigen Verdünnung wirkt die Salpetersäure bei Raumtemperatur
nicht oxydierend und wird daher für die erfindungsgemäßen Reinigungsmittel nicht
beansprucht. Je nach der Stärke des Oxydationsmittels genügen oft Mengen zwischen
5 und 15 5#C, um durch Aufspaltung des organischen Materials in den Ablagerungen
die Wirkung der Säure auf die Calciumverbindungen zu beschleunigen. Während auch
ein stärker sau er pH-Wert die Prothese normalerweise nicht angreift, ist es bei
besonders empfindlichem Kunststoffmaterial ratsam, den Gehalt an Oxydationsmitteln
niedrig zu halten. Edelstahl ist gegen saure, oxydierende Lösungen bei Raumtemperatur
recht stabil.
Es wurde nun weiterhin gefunden, daß die Reinigungswirkung
weiter gesteigert werden kann durch Zusatz eines Tensids (früher waschaktive Substanz
genannt) bzw. Netzmittels. Diese benetzende Substanz muß während der Lagerung bzw.
Anwendung genügend säure- und oxydationsbeständig sein. Die Tensidanteile können
von 0,5 bis 50 %, vorzugsweise von 2 bis 20 %, betragen. Geeignet sind z. B. Alkyl-
oder Alkylarylsulfonate oder manche Äthylenoxydkondensationsprodukte, wie Alkylphenolpolyglykoläther
oder Fettsäureamidpolyglykoläther oder auch quaternäre Ammoniumverbindungen, wie
z. B. Laurylpyridiniumchlorid. Man kann auch eine saure anionaktive Substanz,
wie z. B. eine Alkylbenzolsulfonsäure an ein Natriumsalz einer mehrbasischen Säure
binden und diese dadurch in ein saures, festes Salz überführen, das gleichzeitig
netzende und emulgierende Eigenschaften aufweist. Flüssige oder pastenförmige Mittel
lassen sich an einen Träger, z. B. Natriumsulfat, binden und so das Tensid in Pulverform
einbringen. Des weiteren empfiehlt es sich, bei der Auswahl des Tensids darauf zu
achten, daß es keinen starken Eigengeschmack aufweist, da letzte Spuren des Tensids
nur nach häufigerem und sehr sorgfältigem Abspülen entfernt werden. Manche Tenside,
bzw. Nc-tzmittel, wie z. B. diisopropylnaphthalinsulfosaures Natrium, lassen auch
in Spuren auf der Prothese einen unangenehmen, bitteren Geschmack zurück. Vom geschmacklichen
Standpunkt eignen sich besonders die in der Zahnpastenindustrie verwendeten Tenside,
wie z.B. Na-laurylsulfoacetat oder Sarkosinate, wie Na-lauroyl-sarkosin. Seifen
oder andere mit Säuren unter Abspaltung nicht netzender Säureanteile zerfallende
Tenside oder solche, die leicht durch Oxydationsmittel angreifbare Stellen im Molekül,
z.B. Doppel- oder Mehrfachbindungen, aufweisen, sind nicht oder weniger geeignet.
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Die festen Mischungen der Tenside mit den Säureträgern können außerdem
noch Träger- oder Trennmittel, wie z.8. Natriumsulfat, enthalten; flüssige Mittel
sind im allgemeinen wäßrige Lösungen. Die Wirkung der Tenside unterstützt diejenige
der Oxydationsmittel bei der Aufspaltung der organischen Substanz durch Verdrängung
von der Zahnoberfläche und Emulgierung, so daß der
Säureangriff
auf die Calciumverbindungen erfolgen kann. Des weiteren kann ein Zusatz eines calciumionenbindenden
Stoffes von Vorteil sein, insbesondere in weniger stark sauren Lösungen, d. h. in
dem pH-Bereich von 3 bis 5. Alle als Komplexbildner oder Sequestrier- oder "Maskierungs"-mittel
gegenüber Calcium bekannten Verbindungen können verwendet werden, soweit sie in
mäßig sauren Lösungen wirksam sind. Geeignet sind kettenförmig kondensierte Phosphate
(Polyphosphate) oder auch organische Kalkbinder, wie Zitronensäure bzw. Citrate,
Glukonsäure, Diglykolsäure usw. Die Zusätze können bis zu 80 % betragen, besonders,
wenn sie -wie die genannten organischen Kalkbinder - gleichzeitig als Säureträger
wirken: Eine Kombination eines Säureträgers, wie Zitronensäure oder Glukonsäure
mit einem Tensid stellt ein solches erfindungsgemäßes Mittel dar. Schließlich können
pulverförmige, erfindungsgemäße Reinigungsmittel außerdem noch eine untergeordnete
Menge - z.B. 3 bis 15 % - eines mit einem Säureträger beim Auflösen in Wasser Gas
entwickelnden Stoffes, insbesondere Natriumbicarbonat, enthalten. Dadurch wird die
Auflösegeschwindigkeit in Wasser .wesentlich verbessert. Derartige Gemische eignen
sich besonders dazu, zu Tabletten verpreßt zu werden: Beim Auflösen der Tablette
in dem Wasser, in das die Prothese bereits eingelegt worden ist, bewegt sich durch
die Kohlensäureentwicklung das Wasser ständig, wodurch der Angriff des Reinigungsmittels
auf die Ablagerungen beschleunigt wird. Die Kombination von Natriumbicarbonaten
mit kleinen Mengen organischer Säuren, z.B. Zitronensäure oder Weinsäure, ist für
Zahnprothesenreinigungsrnittel an sich bekannt, doch wurde diese Kombination nicht
für die erfindungsgemäß sauren, sondern nur für die konventionellen alkalischen
Reinigungsmittel vorgeschlagen. Die erfindungsgemäßen Prothesenreinigungsmittel
gestatten eine wesentlich raschere und vollständigere Entfernung insbesondere sehr
fest haftender Beläge auf Metallteilen.
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Es werden davon meist geringere Konzentrationen benötigt, als bei
den Mitteln nach dem Stande der Technik.
Beispiele:
1.) 60
Teile Natriumsulfat wurden mit 20 Teilen Natriumbisulf at zusammengerieben und mit
20 Teilen Ammoniumpersulfat gemischt. Die 2 % ige Lösung, die einen pH-Wert von
1,9 aufwies, löste innerhalb von 10 Minuten stärkere Abscheidungen auf den Metallteilen
einer Teilprothese soweit auf, daß sie mit wenigen Strichen der Zahnbürste weggewischt
werden konnten und eine blanke Metalloberfläche zurückblieb. 2.) 20 Teile reiner,
75%iger Orthophosphorsäure wurden mit Wasser verdünnt, 15 Teile einer 30%igen Wasserstoffperoxydlösung
zugesetzt und mit Wasser auf 100 Teile verdünnt. Der pH-Wert dieser Reinigungslösung
lag nach dem Verdünnen mit Wasser auf das 20-fache bei 2. Noch bessere Reinigungseigenschaften
wurden durch Zusatz eines Tensids erzielt: 5 Gewichtsteile eines flüssigen (90%igen)
Alkylarylpolyglykoläthers wurden in etwas Wasser gelöst und mit 20 Teilen reiner,
75%iger Orthophosphorsäure gemischt, bis eine völlige Homogenisierung erreicht war.
Dann wurden 15 Teile 30%ige Wasserstoffperoxydlösung hinzugefügt und mit Wasser
auf 100 Gewichtsteile ergänzt. Diese Lösung wurde zur Anwendung mit Wasser von Raumtemperatur
auf das ca. 20-fache verdünnt und eine Teilprothese eingelegt, die im Laufe einer
Woche entstandene Ablagerungen, insbesondere an den Edelstahlteilen, aufwies.
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Diese dicken, mit der Zunge stark fühlbaren Beläge waren nach 30 Minuten
bereits vollkommen entfernt und die Prothese völlig glatt. Der pH-Wert der Reinigungslösung
betrug 2,2. 3.) 45 Teile von saurem Natriumdiglykolat wurden mit 15 Teilen eines
pulverförmigen Natrium-Tetrapropylenbenzolsulfonats (enthaltend 67 % Tensid, Rest
Natriumsulfat) zusammen verrieben und anschließend 40 Teile eines Kaliumsalzes der
Caroschen Säure hinzugemischt, das neben Kaliumsulfat und Bisulfat 4,7 % aktiven
Sauerstoff enthielt. Von diesem Reinigungsmittel wurde eine 2%ige Lösung angewendet
mit nachstehendem Erfolg: Eine Teilprothese war mit monatealten, dunklen und harten
Ablagerungen, insbesondere an den Metallteilen, überzogen. Ebenso bestanden geringere
Ablagerungen derselben Art an einer Vollprothese. An beiden Teilen ließen sich diese
Ablagerungen durch Einlegen in eine 5 %ige Lösung eines konventionellen alkalischen
Reinigungsmittels
über Nacht auch nicht teilweise entfernen. Nach dem Abspülen und Einlegen in die
erfindungsgemäße Reinigungslösung waren die Ablagerungen bereits nach einer ,Viertelstunde
völlig entfernt und beide Prothesenteile völlig sauber. Der pH-Wert,der Reinigungslösung
betrug 3,2. 4.) 5 Teile Amidosulfonsäure wurden mit 1 Teil Laurylsulfoacetat und
10 Teilen Natriumtetrapolyphosphat verrieben und hierauf 3 Teile des im Beispiel
3 beschriebenen Kaliumsalzes der Caroschen Säure zugemischt. Eine 2 1/2%ige Lösung
dieses Mittels zeigte einen pH-Wert von 2,9. Eine Teilprothese, auf der eine schmierige,
weißliche Schicht mit sandigem Kern an den Metallteilen war, wurde über Nacht in
eine 5%ige Lösung eines konventionellen Mittels gelegt, wodurch die schmierige Schicht
entfernt wurde, während der sandige Kern auch durch Abbürsten mit der Zahnbürste
nur zum Teil entfernt werden konnte. Nun wurde die Teilprothese in die 21/2%ige
Lösung des obengenannten erfindungsgemäßen Mittels gelegt: Nach 10 Minuten war der
sandige Kern größtenteils, nach weiteren 5 Minuten völlig verschwunden und die Metalloberfläche
völlig glatt und blank. 5.) 22 % Diglykolsäure 22 % Natriumchlorat 22 % Natriumsulfat
28 % saures Natriumdiglykolat und 6 % Laurylsulfoacetat wurden zusammengemischt.
Eine 2%ige Lösung des Mittels zeigte einen pH-Wert von 2,7. 6.) Aus 15 % Amidosulfosäure
15 % Natriumsulfat 5 % Laurylsulfoacetat 30 % Natriumtetrapolyphosphat und 25 %
Natriumchlorit wurde ein erfindungsgemäßes Reinigungsmittel gemischt. Seine 2%ige
Lösung zeigte einen pH-Wert von 4,5.
7.) 10 % Laurylsulfoacetat
wurden mit 7 % Natriumbicarbonat und 10 % voluminösem, körnigem Natriumsulfat gemischt,
dann 35 % saures Natriumdiglykolat und 10 % Carbamidphosphat hinzugemischt und zuletzt
28 ro des im Beispiel 3 beschriebenen Kaliumsalzes der Caroschen Säure zugegeben.
Dieses Pulver löste sich rasch in Wasser auf. Es konnte auch zu Tabletten verpreßt
werden: Eine Tablette von 2 g löste sich innerhalb von 15 Minuten in 100 ccm Wasser
in Gegenwart der Prothese sprudelnd auf zu einer Lösung mit einem pH-Wert von ca.
3,5. Die Reinigungswirkung war dabei sehr gut.