DE1444083B2 - Schmelzgesponnenes, synthetisches, thermoplastisches, orientiertes und im wesentlichen verzwirnungsfreies mehrfadengarn - Google Patents
Schmelzgesponnenes, synthetisches, thermoplastisches, orientiertes und im wesentlichen verzwirnungsfreies mehrfadengarnInfo
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Description
Während der Verarbeitung von Mehrfadengarnen, bei der verschiedene Drehoperationen auftreten, sowie
bei der Herstellung von Textilstoff en, z.B. durch Weben oder Wirken, ist es erwünscht, daß das Garn
einen gewissen Zusammenhalt aufweist, um zu verhindern, daß sich einzelne Fäden von den anderen
loslösen und dadurch ein Verwirren oder Reißen des Garnes verursacht wird. Aus diesem Grunde werden
Mehrfadengame gewöhnlich einem Verdrill- oder Schlichteverfahren oder einer Kombination derartiger
Verfahren unterworfen, wodurch ihnen ein gewisser Zusammenhalt verliehen wird. Die Verdrillung
erschwert die Abspaltung einzelner Fäden auf physikalischem Wege, wogegen die Schlichtung einen
Zusammenhalt der einzelnen Fäden durch ein polymeres Bindemittel oder durch einen Klebstoff ergibt.
Solche Verfahren sind jedoch gewöhnlich zeitraubend und teuer. Darüber hinaus sind die bisher bekannten
Schlichteverfahren für hydrophobe Garne, wie z.B. Polyestergarne und Garne aus polymerisierten
Olefinen, weniger zufriedenstellend als für starker hydrophile Garne, wie sie z.B. aus natürlichen
Fasern, Zellwollfasern und vollständig synthetischen Fasern, beispielsweise den handelsüblichen Polyamiden,
erhalten werden, die wegen der Gegenwart von Wasserstoffbrückeneinheiten in der chemischen
Struktur verhältnismäßig hydrophil sind.
Ein anderes, bereits bekanntes Verfahren zur Erzielung eines gewissen Zusammenhalts der Fäden bei
Garnen besteht darin, daß die Garne in einem starken Luftstrom durch ein Rohr hindurchgeführt werden,
wodurch eine elektrostatische Ladung erzeugt und dadurch ein physikalischer Zusammenhalt durch
Verfilzung oder Verflechtung der einzelnen Fäden erreicht wird.
Ein weiteres Verfahren, welches zur Erzielung eines Zusammenhaltens von Garnen aus thermoplastischen,
synthetischen, linearen Polymeren geeignet ist, besteht darin, daß die Mehrfadengarne mit Wasser
befeuchtet und anschließend auf 100° C erhitzt werden, während man äußere mechanische Kräfte
einwirken läßt. Dieses Verfahren kann für weniger hydrophobe Polymere, wie z. B. Polyamide, zufriedenstellend
sein, wenn es aber aus sehr hydrophoben Materialien, wie z.B. Polyestern oder polymerisierten
Olefinen, hergestellten Fäden angewendet wird, so arbeitet es nicht befriedigend, weil der zur Erzielung
eines Zusammenhalts der einzelnen Fäden benötigte Druck derart groß ist, daß die Gestalt des
Garns und der einzelnen, das Garn bildenden Fäden drastisch verändert wird.
Es ist auch bereits bekannt, Garne mit gebundenen Fäden dadurch herzustellen, daß die Fäden in ihrem
geschmolzenen oder halb geschmolzenen Zustand verbunden und dann verstreckt werden, um die Fadenstruktur
zu orientieren und zu kristallisieren. Bei dem nachfolgenden Verstrecken werden die Fäden jedoch
wieder vereinzelt, so daß Fadenenden aus der Garnoberfläche austreten. Demgegenüber sind die
Fäden bei dem Mehrfadengarn gemäß der Erfindung bereits gestreckt, wenn die Bindung erfolgt.
Es ist auch bekannt, Garne aus gelappten Fäden herzustellen, wobei die Lappen als auch die Fäden
verstreckt und orientiert sind. Durch die Lappen können jedoch nur einige wenige Fäden zusammengehalten
werden, so daß eine Verzwirnung der'Fäden erforderlich wird, um ein brauchbares Garn zu erhalten.
Bei einigen Endverbrauchszwecken, z. B. für Näh-. fäden, ist es erwünscht, daß das Mehrfadengarn
einen sehr hohen Zusammenhalt zeigt, manchmal ist dies sogar in einem solchen Ausmaß erforderlich,
daß ein vollständiger Zusammenhalt zwischen den einzelnen Fäden entsteht. Bei anderen Endverbrauchszwecken,
wie z.B. zum Weben, ist es erwünscht, daß der Grad des Zusammenhalts so groß ist, daß eine Absonderung einzelner Fäden während
der Verarbeitung verhindert wird, daß aber später eine physikalische oder chemische Behandlung des
Endproduktes, wie z.B. rasches Verbiegen oder Entschlichten, den Grad des Zusammenhalts herabsetzt
oder sogar die einzelnen Fäden voneinander loslöst.
Die Erfindung betrifft nunmehr ein schmelzge-
u- ponnenes, synthetisches, thermoplastisches, orien-■e-
fiertes und im wesentlichen verzwirnungsfreies Mehrte,
fadengarn mit einer Wasserabsorptionsfähigkeit von r- Weniger als 1 °/o bei 21° C und 65 °/oiger relativer
■Γ- feuchtigkeit, wobei die Fäden an benachbarte Fäden in (Jurch Bindungen miteinander verbunden sind,
-n. welche aus demselben synthetischen thermoplastii-
sehen Polymer wie die Fäden bestehen, so daß die >a Fäden nur teilweise aneinanderhaften. Das Neue der
^n Erfindung besteht darin, daß ίο
a) die Bindungen zwischen den Fäden Lösungsmittelbindungen sind,
b) die Bindungen zwischen den Fäden in kristalliner oder teilweise kristalliner Form vorliegen
und im wesentlichen nicht orientiert sind und auf jeden Fall die Orientierung geringer ist als
die der Fäden,
c) die Bindungen eine willkürliche Haftung zwisehen
den hoch orientierten Fäden herbeiführen, so daß die Fäden einen einheitlichen Strang bilden,
obwohl die Einzelfäden nur absetzend oder unterbrochen auf der Länge des Garnes aneinanderhaften,
d) der Grad der Haftung an den Bindungen gleichmäßig auf der Länge des Garnes ist und die
durchschnittliche Anzahl der miteinander verbundenen Fäden 5 bis 80 % der Gesamtanzahl
der Fäden des Garnes beträgt.
Der Grad des Zusammenhalts der Fäden ist über die gesamte Länge des Garns an jeder Stelle im wesentlichen
gleich, obwohl die einzelnen zusammengehaltenen Fäden nicht gleich sein müssen.
Bei einer teilweisen Zerstörung des Zusammenhalts, die durch eine leichte Reibung auf der Fadenführung
oder einem Zapfen hervorgerufen wird, so daß wenigstens zwei Fadenbündel, aber nicht mehr
als sechs Fadenbündel gebildet werden (wobei ein Fadenbündel jede Zahl von Fäden von 1 bis n—l)
enthalten kann und η die Anzahl der Fäden des Mehrfadengarns bedeutet), beträgt die Länge des
aufgelösten Bündels nicht mehr als 20 cm.
Die Herstellung des Mehrfadengarns aus einem schmelzgesponnenen, synthetischen, thermoplastischen
Polymer erfolgt in der Weise, daß die Oberfläche der Fäden eines Mehrfadengarns mit einer
Flüssigkeit angefeuchtet wird, welche eine Verbindung enthält, die für die orientierten Fäden bei einer
erhöhten Temperatur ein Lösungsmittel darstellt, daß anschließend die Fäden unter einer gesteuerten
Spannung durch eine Heizzone mit einer solchen Temperatur und so lange hindurchgeführt werden,
daß die einzelnen Fäden aneinanderkleben und das Lösungsmittel von der Oberfläche des Garns verdampft
wird, bis das Polymer von wenigstens einem Faden zu einem anderen benachbarten Faden mittels
eines verbindenden Teils eine einheitliche Phase bildet. Das Lösungsmittel soll dann angewendet werden,
wenn sich das Garn unter der kontrollierten Spannung befindet, die auch aufrechterhalten wird,
während das Lösungsmittel verdampft wird, und zwar vorzugsweise durch Erhitzen und bevor das
Garn aufgespult wird. 6g
Das Verfahren ist bemerkenswert vielseitig, und es können die verschiedensten Verklebungsgrade erzielt
werden, wie sie z.B. für die verschiedenen Endverbrauchszwecke benötigt werden, und zwar durch
Veränderung der Temperatur oder der Menge oder Konzentration des angewendeten Lösungsmittels
oder der Art des verwendeten Lösungsmittels. Die Temperatur, auf die das befeuchtete Garn zur Erzielung
einer Verklebung erhitzt werden muß, hängt vom Orientierungsgrad oder der Kristallinität des
Garns ab. So hat ein bei 90° C über einen Ziehstift gezogenes Polyäthylenterephthalatgarn einen niedrigeren
Orientierungsgrad und eine niedrigere Kristallinität als ein Garn, das über einen Ziehstift und anschließend
über eine heiße Platte von 170° C gezogen wurde. Das letztere Garn muß gewöhnlich auf
eine um 10° C höhere Temperatur erhitzt werden als das erstere, um unter anderweitig identischen Bedingungen
und unter Verwendung des gleichen Lösungsmittels einen ähnlichen Verklebungsgrad zu erzielen.
Wie bereits erwähnt, beträgt die durchschnittliche Anzahl der miteinander- verbundenen Fäden 5 bis
80 °/o der Gesamtanzahl der Fäden des Garnes. Unterhalb von 5°/o der verbundenen Fäden wird kein
weiterer Vorteil erzielt, und die Mehrfadenstruktur nähert sich der Steifheit eines monofilen Garns von
entsprechendem Denierwert, und die Struktur wird zu fest.
Für die Verwendung als Nähfaden, bei dem eine hohe Verbindung erwünscht ist, soll die Anzahl verbundener
Fäden im Bereich von 5 bis 60 %, bezogen auf die Zahl der Fäden in dem unbehandelten Garn,
betragen.
Oberhalb 60% der Anzahl verbundener Fäden wird die Verbindung zur Verhinderung einer Fadenauflösung
in der Fadenführung einer Nähmaschine unzureichend. So soll ein Garn mit 24 Einzelfäden
eine Anzahl verbundener Fäden von 2 bis 14 ergeben. Ein Garn mit 12 Einzelfäden soll eine Anzahl
von 2 bis 7 ergeben. Ein Garn mit 36 Einzelfäden soll eine Anzahl von 2 bis 21 ergeben. Ein Garn mit
72 Einzelfäden würde eine Anzahl von 4 bis 42 benötigen.
Für zum Weben vorgesehene Mehrfadengarne wird eine unterschiedliche Anzahl verbundener Fäden
benötigt. Die Bindung zwischen den einzelnen Fäden soll vorzugsweise nach dem Weben des Textilstoffes
aufgelöst werden, so daß die Deckkraft des Textilstoffes gesteigert wird. Jedoch können bei einigen
Textilstoffen, bei denen eine hohe Deckkraft nicht benötigt wird, die Garne im wesentlichen in ihrer
verbundenen Form belassen werden.
Für Webzwecke ist eine Anzahl verbundener Fäden von 10 bis 80 %, vorzugsweise von 10 bis 70 °/o,
der Zahl der Fäden in dem unbehandelten Garn besonders günstig. Wenn die Anzahl verbundener Fäden
oberhalb 80% liegt, wenn z.B. bei einem 24-fädigen Garn die Fadenzahl oberhalb 20 liegt, so wird
das Webverhalten beeinflußt, wenn das Garn nicht auch geschlichtet ist.
Die Verbindung der Fäden wird vorzugsweise bei der Herstellung des aus Einzelfäden bestehenden,
synthetischen Garnes ausgeführt, und zwar vor, während oder nach dem Strecken. Da es nötig ist, zum
Verbinden des Garns und zum Entfernen überschüssigen Lösungsmittels durch Verdampfen Wärme anzuwenden,
wird ein Verfahren angewendet, bei dem dieses Erwärmen in einen bei der Herstellung des
Garns vorkommenden Erwärmungsprozeß eingeschlossen wird, wobei:
1. das Lösungsmittel auf ein ungestrecktes Garn unmittelbar vor dem Strecken aufgebracht werden
kann; das Garn wird hierauf unter Anwendung von Wärme gestreckt, und die Fäden verbinden
sich während des Heißfixierens;
2. das Lösungsmittel auf ein gestrecktes Garn aufgebracht werden kann, welches nicht heißfixiert
wurde, und das Garn anschließend während der Heißfixierungsstufe wie in 1. verbunden wird,
und
3. das Lösungsmittel auf ein gestrecktes, heißfixiertes Garn angewendet und der gewünschte
Verbindungsgrad in einem gesonderten Erhitzungsverfahrensschritt erhalten werden kann,
und zwar vor dem Aufspulen. Diese Art wird 1S
bevorzugt.
Wenn die besten physikalischen Garneigenschaften, d. h. höchste Reißfestigkeit, erwünscht sind,
dann ist es zweckmäßig, das Lösungsmittel auf das Garn nach dem Heißfixieren aufzubringen. Wenn jedoch
hohe Reißfestigkeiten nicht wichtig sind, und wenn es bei irgendeinem Streckverfahren nicht günstig
ist, ein Lösungsmittel nach dem Heißfixieren anzuwenden, dann kann eine Aufbringung unmittelbai
vor dem Strecken oder Heißfixieren günstig sein.
Geeignete Hilfstmittel und Verfahren zum Erhit zen sind heiße Luft oder Dampf, Kontaktieren mi
einer hejß.en Platte oder einer geheizten Rolle, ode:
Strahlungsheizung, wie z. B. durch Infrarot- unc Hochfrequenzbehandlung.
Die Bindung zwischen zwei Fäden besteht aus schließlich aus dem Polymer, aus dem die Fäden her
gestellt sind, und zwar in einer kristallinen oder teil weise kristallinen Form. Die Kristallinität kann
durch Untersuchung des Materials, aus dem die Bin dung besteht, mit Hilfe von Röntgenstrahlen be
stimmt werden, wenn bekannt ist, daß es ein für das Polymer in kristalliner Form typisches Röntgenstrahllendiagramm
ergibt. Das Material, aus dem die Bin dung besteht, ist im allgemeinen nicht so stark orien
tiert als das Material innerhalb der Fäden, aber es kann einen gewissen Grad von Orientierung zeigen.
In chemischer Hinsicht ist das Material, aus dem die Bindung besteht, das gleiche wie das Polymer, aus
dem die Fäden hergestellt wurden, und das Material stellt deshalb in chemischer Hinsicht eine einförmige
Phase dar.
Claims (4)
1. Schmelzgesponnenes, synthetisches, thermoplastisches, orientiertes und im wesentlichen verzwirnungsfreies
Mehrfadengarn mit einer Wasserabsorptionsfähigkeit von weniger als 1 % bei 21° C und 65%iger relativer Feuchtigkeit, wobei
die Fäden an benachbarte Fäden durch Bindungen miteinander verbunden sind, welche aus
demselben synthetischen thermoplastischen Polymer wie die Fäden bestehen, so daß die Fäden
nur teilweise aneinanderhaften, dadurch gekennzeichnet, daß
a) die Bindungen zwischen den Fäden Lösungsmittelbindungen sind,
b) die Bindungen zwischen den Fäden in kristalliner oder teilweise kristalliner Form vorliegen
und im wesentlichen nicht orientiert sind und auf jeden Fall die Orientierung geringer
ist als die der Fäden,
c) die Bindungen eine willkürliche Haftung zwischen den hoch orientierten Fäden herbeiführen,
so daß die Fäden einen einheitlichen Strang bilden, obwohl die Einzelfäden nur absetzend oder unterbrochen auf der
Länge des Garnes aneinanderhaften,
d) der Grad der Haftung an den Bindungen gleichmäßig auf der Länge des Garnes ist
und die durchschnittliche Anzahl der miteinander verbundenen Fäden 5 bis 80 % der
Gesamtanzahl der Fäden des Garnes beträgt.
2. Mehrfadengarn nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das synthetische thermoplastische
Material, aus dem die Fäden hergestellt sind, aus Polyäthylenterephthalat oder Polypropylen
besteht.
3. Mehrfadengarn nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß es als Nähgarn verwendet
wird, wobei die verbundenen Fäden im Querschnitt 5 bis 60 % der Fäden ausmachen.
4. Mehrfadengarn nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß es als Webgarn
verwendet wird, wobei die verbundenen Fäden im Querschnitt 10 bis 70% der Fäden ausmachen.
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