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Festes direktanzeigendes chemisches Dosimeter für ionisierende Strahlungen
Die Erfindung betrifft ein fesl irektanzeigendes chemisches Dosimeter für ionisde
Strahlungen, also für Röntgen-, y-, Elektron Protonen- und x-Strahlen, dessen Empfindlichles
für die lndividualdosimetrie im Strahlenscl geeignet macht und das wie alle chemischen
,imeter die auftreffende Strahlung zeitlich undnach Ausbildung des Dosimeters auch
räumlich niert.
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Besonderes Ziel der Erfindungs, ein Dosimeter zu schaffen, das sich
durch h Empfindlichkeit, große Lagerbeständigkeit sowioße Genauigkeit der Dosismessung
auszeichnet breiter den Vorzug besitzt, daß man die Strahlendcm Vergleich mit einer
Farbskala mit dem bloßen ermitteln kann.
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Schließlich soll noch erreicht csn, daß das Dosimeter dokumentarischen
Wert bt, was heißt, daß die mit ihm erzielten Dosismeßrnisse sich ihrem Wert nach
beim Lagern nicht nverändern.
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Das Dosimeter nach der Enng weist in bekannter Weise als strahlungsempiches
System eine Mischung auf, die aus einer Egen abspaltenden Verbindung und einer Leukoveiung
eines Farbstoffes besteht. Die mit der zdung erstrebten vorteilhaften Eigenschaften
d30simeters, von denen oben die Rede ist, werden der Erfindung dadurch erreicht,
daß die Kompten des besagten Systems in einem Hochpolymeras in organischen Lösungsmitteln
löslich ist, horn. verteilt sind.
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Man kennt bereits Dosimeter ein strahlungsempfindliches System aufweis
das aus einer Mischung einer halogenabspaltei Verbindung und einer Leukoverbindung
eines Fa)ffes besteht. Bei jenen Dosimetern handelt es sim flüssige Dosimeter. Diesem
Typ von Dosinn haften grundsätzlich gewisse Nachteile an. nal ist die Herstellung
schwierig, zum andern k.s bei ihrer Hand habung leicht zu Brüchen kom; denn die
Dosi meterflüssigkeiten können nur ins eingeschmolzen werden. Als Gefäß etwa unzerUiche
Kunststoffe zu verwenden, kommt deshalb hin Frage, weil die Dosimeterflüssigkeit
die Kunsts angreift. Ferner besitzen die flüssigen Dosimetenen Wert für die Dokumentation,
da bei der Lang nach irgendeiner Exposition die Reaktion,chreitet und dadurch die
Anzeigeergebnisse verht werden.
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Bei den bekannten Flüssigkesimetern, die das besagte System aufweisen,
w. Lösungen der Leukoverbindungen von Triphnethanfarbstoffen in halogenierten Kohlenwassersh
wie Chloroform oder Bromoform als organisclösungsmittel verwendet. Bei Strahlungseinwirkuntstehen
die entsprechenden Triphenylmethanfazffe. Es wird als
besonderer Übelstand solcher
Dosimeter empfunden, daß einmal die Lösungen der Leukoverbindungen sehr unbeständig
- praktisch nur für wenige Tage haltbar - sind und zum andern, daß die durch Bestrahlung
gebildeten Farbsalze in dem besagten Lösungsmittel nur wenig oder gar nicht löslich
sind und deshalb allmählich ausflocken. Es muß also die Dosisbestimmung unmittelbar
nach der Bestrahlung erfolgen, da sonst die Farbe der Lösung durch Auskristallisieren
des Farbsalzes aufgehellt und folglich eine zu kleine Dosis gemessen wird. Dieser
Fehler wird um so größer, je mehr Zeit zwischen Bestrahlung und Messung verstreicht.
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Der gleiche Fehler einer zu kleinen Dosisanzeige tritt auf, wenn
die Dosis den Meßbereich des Dosimeters übersteigt. Dann geht nämlich die strahlenchemische
Reaktion unter oxydativer Zerstörung des gebildeten Farbsalzes weiter. Das Dosimeter
zeichnete sich aber durch eine hohe Empfindlichkeit aus.
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Feste direktanzeigende chemische Dosimeter sind bekannt. Sie besitzen
den besonderen Nachteil, daß sie nur auf sehr hohe Dosen ansprechen, mit anderen
Worten also sehr unempfindlich sind. Auf Grund der schlechten Nachweisbarkeit chemischer
Effekte in festen Körpern für kleine Dosen liegt das Anwendungsgebiet dieser Dosimeter
naturgemäß im Bereich hoher Dosen.
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Die oben hervorgehobenen besonderen Eigenschaften des erfindungsgemäßen
Dosimeters lassen sich nach dem, was durch den Stand der Technik bekannt geworden
ist, nicht voraussagen. Es konnte nicht erwartet werden, daß man bei der Vereinigung
eines
Hochpolymeren mit dem System, das aus einer halogenabspaltenden Verbindung und einer
Leukoverbindung besteht. zu derart überraschenden Ergebnissen gelangt, wie sie die
Erfindung verbürgt. Man mußte vielmehr annehmen, daß die in dem besagten flüssigen
System sich abspielende Reaktion bei Übertragung in ein festes System (Hochpolymeres)
nicht vor sich gehen kann (Diffusion). Wie bereits oben bemerkt, besitzt das erfindungsgemäße
Dosimeter eine sehr hohe Empfindlichkeit. Eine so hohe Empfindlichkeit setzt aber
eine Kettenraktion voraus. Nach allem was man bisher weiß, kann eine Kettenraktion
in der festen Phase nicht ablaufen, da die Kettenglieder in der festen Phase sofort
die Möglichkeit haben, anderweitig abzureagieren und damit die eigentliche Reaktion
nicht fortpflanzen können. Um dies deutlicher zu machen, handelt es sich also nicht
etwa um einen stöchiometrischen Umsatz zweier Reaktionspartner, wie sie in den bisher
bekannten festen Dosimetern auftritt. Schon gar nicht war zu erwarten, daß durch
die Vereinigung mit dem Hochpolymeren sogar noch die Empfindlichkeit gesteigert
würde.
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Es sei noch auf einen wesentlichen Vorteil des erfindungsgemäßen
Dosimeters hingewiesen. Da bei ihm eine direkte lineare Proportionalität zwischen
der Dosis und der Meßgröße (Extinktion im Absorptionsmaximum) besteht, genügt es
zur Eichung, wenn nur in einem Punkt die zu einer bekannten Dosis gehörige Extinktion
genau bestimmt wird. Der zweite Punkt, den man braucht, um die Lage der linearen
Eichkurve festzulegen, ist durch den Nullpunkt gegeben. Für die Dosis Null Röntgen
ist auch die Extinktion Null.
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Als geeignete Leukoverbindungen für die Verwendung beim Dosimeter
gemäß der Erfindung seien beispielsweise angeführt die der Diaminotriaryl-, Triaminotriaryl-,
Diarylnaphthyl-, Indolyldiaryl-, Oxytriaryl-Methanfarbstoffe, Xanthenfarbstoffe
(Rosamine und Thodamine), Acridinfarbstoffe, Diarylmethanverbindungen u. dgl.
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An organischen und an organischen Halogenverbindungen seien beispielsweise
die nachstehenden aufgeführt: Tetrachlorkohlenstoff, Trichlormethan, Dichloräthan,
Hexachloräthan, Pentachloräthan, Trichloräthylen, Hexachlorbenzol, HET-Säure (3,4,5,6,7,7-Hexachlor
-3,6- endomethylen - 44 - tetrahydrophthalsäure), Hexachlorophen (3,5,6,3,5,6-Hexachlor-2,2-dioxydiphenylmethan),
DDT (p,p'-Dichlordiphenyltrichlormethylmethan),a,,, ,cX ,-Hexachlor-m-xylol, ,x,x-Trichlortoluol,
2,2,3,4,4-Pentachlor- x - tetralon (2,2,3,4,4Pentachlor- 1 -oxo- 1 ,2,3,4-tetrahydronaphthalin),
N-Bromsuccinim id, p, p'-Difluordiphenyltrichlormethylmethan, Bromoform, Jodoform,
p-Dibrombenzol, Dibromnaphthalin, 1,4-Dibrombutan, 1 3-Dibrompropan, l,6-Dijodhexan,
x,x,x',x'-Tetrabromo-xylol, 2-Jod- 1-phenyläthan, p-Jodanilin, Jodmonobromid, Jodmonochlorid,
Bleijodid, Quecksilber-2-chlorid, -bromid, -jodid. Es sei bemerkt, daß die Wirksamkeit
der Halogenverbindungen von Fluor über Chlor, Brom zum Jod hin zunimmt wie auch
die Empfindlichkeit gegenüber Tageslicht, während die Lagerbeständigkeit des strahlungsempfindlichen
Systems abnimmt.
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Als Lösungsmittel können z. B. Benzol, Halogenkohlenwasserstoffe,
Alkohole, Ester oder deren Gemische verwendet werden. Sofern die als Komponente
notwendige organische Halogenverbindung flüssig ist, kann sie selbst als Lösungsmittel
für die andere Komponente dienen. Mischt man solchen Lösungen
organische Hochpolymere
zu, die, wenn die Mischung klar durchsichtig sein soll, ebenfalls in diesen löslich
sein müssen, so entsteht nach Verdunstung des Lösungsmittels ein festes Dosimeter,
das in Form von Blöcken, Stangen, Platten, Folien oder Schichten auf tragfähigen
Unterlagen vorliegen kann. Die Hochpolymeren sollen den Ansprüchen hinsichtlich
Löslichkeit genügen und keine nennenswerten Mengen an freien Säuregruppen enthalten.
Als Beispiel seien Vinylpolymerisate und Polyester genannt. Für die festen Dosimeter
sollen nur solche Halogenverbindungen verwendet werden, die mit dem Hochpolymeren
verträglich sind. Ferner ist zu fordern, daß sie schwer flüchtig sind oder aber
vom umgebenden Hochpolymeren gut festgehalten werden.
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Die Menge der im Dosimeter enthaltenen Leukoverbindungen und organischen
Halogenverbindungen ist variabel und nach oben hin nur durch die Löslichkeit der
Mischung in dem betreffenden Lösungsmittel begrenzt bzw. durch die Löslichkeit der
Leukoverbindung, wenn die Halogenverbindung gleichzeitig das Lösungsmittel ist.
Wenn man auf die Transparenz verzichtet, entfällt beim festen Dosimeter auch diese
Einschränkung.
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Das Mengenverhältnis zwischen Leukoverbindung und organischer Halogenverbindung
sowie die gerade noch mögliche niedrigste Konzentration jeder der beiden Komponenten
werden danach festgelegt, welcher Dosimetertyp (linearoder exponentiell) zur Anwendung
kommen soll und welche Anforderungen an die Empfindlichkeit gestellt werden. Ist
die Konzentration der einen Komponente im Verhältnis zur anderen gering oder sind
die Anteile beider am Gesamtgewicht des Dosimeters sehr klein (unter 3: 1000) je
Komponente, so liegt ein Dosimeter vom exponentiellen Typ vor, d. h., die Abhängigkeit
der Meßgröße von der Strahlendosis ist exponentiell. Mit anderen Worten heißt dies
in allgemeiner Formulierung, daß bei kleinen Konzentrationen der Reaktionspartner
die Farbstoffbildung eine Reaktion 1. Ordnung, die Reaktionsgeschwindigkeit also
in jedem Augenblick der noch vorhandenen Konzentration an Leukoverbindung direkt
proportional ist. Bei Benutzung eines Spektralphotometers ist die Extinktion in
einem Absorptionsmaximum des erzeugten Farbstoffes die Meßgröße, bei Benutzung des
Auges der Grad der Verfärbung (Farbtiefe). Ist dagegen die Anfangskonzentration
der Reaktionspartner so groß, daß sie im Verlauf der Reaktion praktisch konstant
bleibt, dann erhält man eine Reaktion pseudonullter Ordnung und damit einen linearen
Zusammenhang zwischen Meßgröße und absorbierter Dosis, wie es praktisch der Fall
ist, wenn die Mengenanteile beider Komponenten je Komponente bei oder über einem
Hundertstel des Dosismetergewichtes liegen. Eine Abweichung von der Proportionalität
tritt erst bei Dosen auf, deren Messung infolge der nur noch minimalen Lichtdurchlässigkeit
im Absorptionsmaximum des betreffenden Farbstoffes ohnehin fragwürdig wird (zu intensive
Färbung).
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Beim Dosismetersystem nach der Erfindung ist der lineare Typ viel
empfindlicher als der exponentielle.
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Auf Grund der Empfindlichkeit eignet er sich besonders zur Anzeige
und Messung kleiner Strahlendosen. Diese Tatsache und die einfache Beziehung zwischen
Meßgröße und Strahlendosis bedingen seine Verwendungsfähigkeit als Individualdosimeter
im Strahlenschutz, während die Anzeige und Messung größerer Strahlendosen
dem
exponentiellen Typ als Anwendungsbereich zufällt.
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Durch die Wirkung des in den organischen Lösungsmitteln bzw. im strahlungsempfindlichen
System gelösten Luftsauerstoffs, der als Radikalfänger wirkt, ergeben sich an der
unteren Grenze des jeweils meßbaren Dosisbereiches Abweichungen vom linearen Zusammenhang
zwischen Meßgröße (Extinktion) und absorbierter Dosis, die sich bis auf ein Sechstel
des gesamten Dosisbereiches erstrecken können. Dies hat eine Herabsetzung der Meßgenauigkeit
zur Folge.
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Hier kann ohne die kostspielige Ausschaltung des Luftsauerstoffs Abhilfe
geschaffen werden, indem man geringe Mengen von Verbindungen zusetzt, die als Szintillatorsubstanzen
bekannt sind, d. h. die bei Einwirkung energiereicher Strahlen Fluoreszenzstrahlung
emittieren. Bei Gegenwart von Sauerstoff unterbleibt die Fluoreszenz, weil diese
Verbindungen im angeregten Zustand bevorzugt mit dem molekularen Sauerstoff reagieren,
weshalb sich jener dann nicht mehr als Radikalfänger betätigen kann. Dadurch kann
sich aber die Dosimeterreaktion ungestört entfalten, was eine Proportionalität zwischen
Meßgröße und Dosis schon von der unteren Grenze des jeweiligen Meßbereiches an zur
Folge hat.
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Solche Szintillatorsubstanzen sind z. B. Naphthalin, Terphenyl, Anthracen,
wie überhaupt kondensierte aromatische Systeme und deren Arylderivate, weiterhin
Stilben, Diphenyloxazol, Tetraphenylbutadien, N-Phenyl-x-naphthylamin usw. Es genügen
0,3 g der erwähnten Stoffe auf 100 ml Dosimeterlösung.
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An Hand der nachstehenden Beispiele soll die Beziehung zwischen der
Dosimeterzusammensetzung und dem Dosimetertyp bzw. der Dosimeterempfindlichkeit
deutlich gemacht werden: Beispiel Bei Verwendung der Leukoverbindung von Döbners
Violett (also p,p'-Diaminotriphenylmethan) und von Hexachlorbenzol ist der exponentielle
Dosimetertyp gegeben, wenn eine der beiden Komponenten oder beide in Mengen kleiner
als je 0,3 g in 100 ml Lösung oder 0,08 g in 20 g festem Dosimeter vorhanden sind.
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Ein Dosimeter, das über einen weiten Bereich einen linearen Zusammenhang
zwischen Meßgröße und Dosis aufweist, erhält man, wenn der Anteil je Komponente
in 100 ml Lösung größer als 0,5 g oder in 20 g festem Dosimeter größer als 0,12
g ist.
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Ein wesentlicher Fortschritt ist unter anderem in der einfachen Herstellung
des Dosimeters nach der Erfindung zu sehen. Es ist so empfindlich, daß zum Nachweis
und zur Messung der Strahlungseinwirkung schon dünne Schichten (in der Größenordnung
von Zehntelmillimetern) genügen. Hieraus und aus der Tatsache, daß das Dosimeter
nur aus leichten Elementen besteht (unter denen die schwersten die Halogene sind,
die aber nur wenige Gewichtsprozente ausmachen), ergibt sich, daß das Dosimetennaterial
bezüglich seiner Strahlungsabsorption dem menschlichen Körpergewebe sehr ähnlich
ist (wichtig für die Individualdosimetrie) und außerdem durch Strahlung verschiedener
Photonen- bzw. kinetischer Energie in einem weiten Energiebereich immer die gleiche
Wirkung hervorgebracht wird, was z. B. bei den Dosimeterfilmen auf Silberhalogenidbasis
nicht der Fall ist.
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Da bei den dünnen Schichten nur 2 bis 40/o der einfallenden Strahlungsenergie
zur Reaktionsauslösung
verwertet werden, der Rest ungehindert hindurchgeht, ist mit
den Dosimeterfolien nach der Erfindung eine Eichung und exakte Umrechnung auf Röntgeneinheiten
möglich. Die Nachweisgrenze liegt unter 0,1 r, die Genauigkeit der Dosismessung
wird durch einen Fehler von 20/, gekennzeichnet, wenn man ein Spektralphotometer
benutzt, und durch einen Fehler von 10 bis 150/o wenn man das Auge zur Messung verwendet
und dabei eine geeichte Farbskala zum Vergleich heranzieht.
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Die Lagerbeständigkeit des festen Dosimetersystems entspricht der
Lagerbeständigkeit der Dosimeterfilme auf Silberhalogenidbasis. Die erfindungsgemäßen
Dosimeterfolien sind unempfindlich gegen sichtbares Licht, nicht aber gegen UV.
Bei diesen Dosimeterfolien lassen sich die reaktionsfähigen Komponenten nach der
Bestrahlung herauslösen und so gegen weitere Bestrahlung und gegen Tageslicht unempfindlich
machen, wodurch die einmal ermittelte Dosis auf dem Film dokumentarisch fixiert
wird.
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Für die Erfindung ergeben sich viele gewerbliche Anwendungen, von
denen nur einige angeführt werden sollen: Als direktanzeigendes festes Dosimeter
in Ergänzung oder an Stelle der bisherigen Filmplaketten im Strahlenschutz, mit
dem Vorteil, daß im Falle akuter Schäden der behandelnde Arzt sofort an Hand einer
geeichten Farbskala die vom Patienten aufgenommene Strahlungsmenge bestimmen kann,
ohne daß der Film wie bisher an eine zentrale Stelle zur Entwicklung und Begutachtung
eingesandt werden muß. Ferner können mit Dosimeterfolien im Bedarfsfall Zimmer-
oder Kernreaktorwände bedeckt werden. Durch sichtbare Verfärbung lassen sich die
Stellen bestimmen, an denen Strahlung hindurchtritt. Die Bedeckung größerer Flächen
ist möglich, weil die Dosimeterfolien miteinander verklebt werden können. Eine ähnliche
Anwendung ergibt sich bei der Umhüllung (bereits verpackter) Nahrungsmittel mit
Dosimeterfolie.
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Bei Messungen mit den bekannten chemischen Dosimetern ist die gemessene
Strahlendosis innerhalb der Meßbereiche mit dem charakteristischen prozentualen
Fehler behaftet. Das bedeutet, daß bei einem großen Meßbereich, z. B. von 0 bis
2000 r, der absolute Fehler mit der Dosis stark anwächst, denn 10 Fehler ergeben
bei einer Dosis von 100r einen absoluten Fehler von + 5 r, bei einer Dosis von 2000
r dagegen einen absoluten Fehler von zt 100 r. Es muß demnach Ziel sein, den Meßbereich
beim linearen Typ des direktanzeigenden chemischen Dosimeters nach höheren Dosen
verschieben zu können, ohne daß der absolute Fehler der Dosismessung sich hierbei
ändert.
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Es soll also ermöglicht werden, daß z. B. im Bereich zwischen 1000
und 1200 r eine Dosis mit der gleichen Genauigkeit, und zwar von + 1 r, bestimmt
werden kann wie zwischen 0 und 200 r. In weiterer Ausbildung der Erfindung gelingt
diese Verschiebung des Meßbereichs durch Zusatz starker Basen, die eine stärkere
Basizität aufweisen müssen als die bei der Bestrahlung aus den Leukoverbindungen
von Farbstoffen erzeugten Carbinolbasen der betreffenden Farbstoffe, wodurch eine
meß- und sichtbare Farbsalzbildung aus diesen verhindert wird. Die Mengen der Basen
müssen von Fall zu Fall ermittelt werden. Erst wenn die an Stelle der Carbinolbasen
sich an der strahleninduzierten Reaktion beteiligenden starken Basen infolge Salzbildung
aufgebraucht sind, wird Farbsalz erzeugt und kann dann mit der gleichen Genauigkeit
gemessen
werden wie bei einer kleinen Dosis. Das geht deswegen,
weil dieses Farbsalz der weiteren strahlenchemischen Reaktion entstammt und die
vorher gebildete Carbinolbase unverändert bleibt. Auch bereits fertige feste Dosimeter
nach der Erfindung lassen sich noch in der Weise modifizieren, daß man starke Basen
in Lösung oder direkt einwirken läßt, wobei hier die Konzentration der Basen und
die Dauer ihrer Einwirkung vorher bestimmt werden muß. In allen Fällen setzt die
Maßnahme die Anwesenheit von genügend Leukoverbindungen in der strahlenempfindlichen
Mischung voraus, eine Forderung, die zugleich Bedingung für den linearen Typ des
Dosimeters ist.
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In der Individualdosimetrie ist es bisweilen wünschenswert, Angaben
über die Strahlenbelastung bestimmter Personen zu erhalten, ohne daß diese selbst
eine Kontrolle vornehmen können, ehe eine unparteiische Stelle geprüft hat. Es soll
nämlich verhindert werden, daß Träger von Dosimeterplaketten ihre Dosimeter in einer
von ihnen kontrollierbaren Weise Strahlungen aussetzen, von denen sie selbst nicht
getroffen werden, in der Absicht, so eine höhere persönliche Strahlenbelastung vorzutäuschen,
um in den Genuß der für solche Fälle gesetzlich vorgesehenen Vergünstigungen zu
kommen.
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Es besteht also die Aufgabe, bei den direktanzeigenden chemischen
Dosimetern eine solche Maßnahme zu treffen, daß die Strahlungseinwirkung erst nach
einer entsprechenden Behandlung des Dosimeters sichtbar und meßbar wird.
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In weiterer Ausbildung der Erfindung läßt sich die Lösung dieser
Aufgabe auf zweierlei Arten erreichen: 1. Man umgibt die direktanzeigenden Dosimeter
mit einer undurchsichtigen Schutzhülle, die im Bedarfsfall leicht zu entfernen ist,
z. B. plombierter Verpackung, abziehbarem Lack, und die erst bei der unparteiischen
Meßzentrale oder in Notfällen vom Arzt entfernt wird. Ist sie schon vorher erbrochen,
so wird die Messung nicht anerkannt.
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2. Man beeinflußt durch Zusätze zu der im Dosimeter enthaltenen strahlungsempfindlichen
Mischung der Reaktionsteilnehmer deren Reaktion so, daß die Strahlungseinwirkung
erst nach Behandlung des Dosimeters mit bestimmten Chemikalien sichtbar und meßbar
wird. Das geschieht in der Weise, daß man der noch flüssigen Dosimetermischung mindestens
so viele Mol einer Base zusetzt, die stärker basisch sein muß als die während der
Bestrahlung erzeugten Carbinolbasen der betreffenden Farbstoffe, wie Mol Leukoverbindungen
in der Mischung enthalten sind. Bei bereits fertigen festen Dosimetern erreicht
man dasselbe durch ihre Behandlung mit flüssigen oder gasförmigen starken Basen
oder Lösungen derselben.
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In derartig abgeänderten Dosimetern läuft die strahlenchemische Reaktion
zwar ab, doch wird die Farbsalzbildung durch Konkurrenzreaktion der anwesenden stärkeren
Base verhindert. Die durch Strahleneinwirkung erzeugten farblosen Carbinolbasen
können durch nachträgliche Behandlung des Dosimeters mit einer nicht oxydierenden
verdünnten Säure sichtbar gemacht werden.
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Bei dünnen Schichten des festen Dosimeters hat die Behandlung mit
gasförmiger Säure, z. B. Chlorwasser-
stoff, oder mit verdünnten Lösungen von Säuren
in organischen Lösungsmitteln (z. B. Chlorwasserstoff in Alkohol, Essigsäure in
Benzol) die gleiche Wirkung.
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Da bei Farbstoffen, die Aminogruppen enthalten, mit einem Überschuß
an starker Säure auch die Aminogruppen in die Salzbildung mit einbezogen werden,
wodurch Farbänderungen auftreten können (z. B. bei Kristallviolett von Violett nach
Gelb), ist es auch, um eine Herauslösung der Farbsalze zu vermeiden, vorteilhaft,
nur schwache bis mittelstarke Säuren, z. B.
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Essigsäure und nicht sehr konzentriert, zu verwenden.
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Man kann auch noch für die Individualdosimetrie insoweit variieren,
als man den Basenzusatz zum Dosimetersystem so bemißt, daß eine geringe Strahleneinwirkung
nur nach Behandlung mit Säure sichtbar und meßbar wird, eine Dosis, die eine akute
Gefahr für den Träger der Dosimeterplakette darstellt, aber schon von diesem selbst
durch deren Verfärbung erkannt werden kann.
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Wo das besondere Bedürfnis besteht, gebrauchte, d. h. bestrahlte
Dosimeter einer erneuten Verwendung zugänglich zu machen, läßt sich nach einer vorteilhaften
Weiterbildung der Erfindung die durch Strahleneinwirkung hervorgehobene Färbung
durch Einwirkung starker Basen auslöschen. Die Möglichkeit der Wiederverwendung
hängt dann nur noch von dem noch verfügbaren Gehalt an Leukoverbindungen der verwendeten
Farbstoffe ab.