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Einstückiges bifokales Brillenglas und Verfahren zu seiner Herstellung
Die Erfindung betrifft ein einstückiges bifokales Brillenglas, dessen Nahzone und
Fernzone mindestens an einem Teil ihrer Trennungslinie durch einen Sims voneinander
getrennt sind, wobei die Nahzone und Fernzone eine gemeinsame optische Achse aufweisen,
die durch den Mittelpunkt des Simses verläuft.
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Bei einem bekannten Brillenglas dieser Art haben Nahzone und Fernzone
beim optischen Mittelpunkt des Brillenglases gleiche Dicke. Trotzdem ist die Trennungslinie
zwischen den beiden Zonen beim Hindurchsehen deutlich zu erkennen. Wenn z. B. eine
Linie oder eine Schrift teilweise durch die Nahzone und teilweise durch die Fernzone
betrachtet wird, so tritt an der Übergangsstelle ein deutlicher Sprung oder ein
Verschwimmen der Schriftzüge auf.
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Dasselbe gilt auch für die bekannten zweistückigen bifokalen Brillengläser,
bei denen im optischen Mittelpunkt des Brillenglases die Dicke der Fernzone stärker
als diejenige der Nahzone ist, so daß hier ein konvex ausgebildeter Sims auftritt,
der in einem spitzen Winkel über die Fläche der Nahzone hinweggreift. Dieser Sims
dient zur besseren Verschmelzung der beiden Teile des zweistückigen Brillenglases.
Die Richtung des Simses soll so gewählt sein, daß seine Fläche parallel zur Sehlinie
verläuft. Trotzdem zeigt sich, daß der lästige Sprung an der Trennungslinie beim
Hindurchsehen keineswegs verschwunden ist.
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Demgegenüber wurde erfindungsgemäß erkannt, daß drei Bedingungen gemeinsam
erfüllt werden müssen, wenn bei einer bifokalen Brille der Sprung zwischen der Nah-
und der Fernzone verschwinden soll. Zunächst müssen die beiden Zonen eine genau
zusammenfallende optische Achse haben. Ferner muß diese optische Achse durch den
Mittelpunkt des zwischen den beiden Zonen befindlichen Simses verlaufen und schließlich
muß die Simsfläche einen spitzen Winkel mit der Fläche der Fernzone bilden.
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Demgemäß ist das erfindungsgemäße einstückige bifokale Brillenglas,
dessen Nahzone und Fernzone mindestens an einem Teil ihrer Trennungslinie durch
einen Sims voneinander getrennt sind, wobei die Nahzone und Fernzone eine gemeinsame
optische Achse aufweisen, die durch den Mittelpunkt des Simses verläuft, dadurch
gekennzeichnet, daß die Dicke der Nahzone beim optischen Mittelpunkt des Brillenglases
stärker ist als die der Fernzone und einen konvex ausgebildeten Sims aufweist, der
in einem spitzen Winkel über die Fläche der Fernzone hinweggreift.
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Blickt man durch ein solches Brillenglas gemäß der Erfindung, so wandert
das Auge unmittelbar vom Nahsichtfeld auf das Fernsichtfeld oder umgekehrt, ohne
daß irgendein optischer Sprung auftritt und ohne daß beispielsweise eine betrachtete
Schrift irgendwie verschwommen oder verschoben erscheint. Die Wirkung bei der Benützung
dieser Brillengläser in einer Brille ist so, daß man sich kaum bewußt ist, daß man
eine Brille, insbesondere eine bifokale Brille, trägt. Auch wenn man das Glas zwischen
eine Lichtquelle und ein Blatt Papier od. dgl. hält, so wirft die Trennungslinie
im Gegensatz zu allen bekannten bifokalen Brillengläsern keinerlei Schatten.
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Vorzugsweise ist das Brillenglas gemäß der Erfindung so gestaltet,
daß die Breite des Simses nach außen abnimmt, bis die Dicke des Brillenglases in
beiden Zonen dieselbe ist. Von diesen Stellen nach außen bleibt die Dicke in einer
etwa dreieckig begrenzten Zwischenzone etwa konstant.
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Je nachdem, wie weit die Zwischenzonen eingeschliffen werden, ist
der Sims länger oder kürzer. Die Länge kann in der Größenordnung von etwa 15 bis
25 mm liegen. Es hat sich gezeigt, daß eine Länge von etwa 23 mm besonders günstig
ist.
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Bei der Herstellung eines Brillenglases gemäß der Erfindung geht man
vorzugsweise so vor, daß man an einem Rohling, bei dem der Sims zwischen der dünneren
Fernzone und der dickeren Nahzone einen stumpfen Winkel mit der Fernzone bildet,
zuerst die Fernzone unter Bildung des einspringenden Simses
anschleift,
dann die Nahzone und schließlich die allmählich in die Nah- und Fernzone übergehenden
Zwischenzonen schleift und poliert.
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Es wird also im Gegensatz zu den bekannten Schleifverfahren zuerst
die dünnere Zone unter Bildung des Simses geschliffen und dann erst die dickere
Zone gebildet. Durch entsprechende Ausbildung der Schleifwerkzeuge läßt sich so
in einfacher und wirtschaftlicher Weise der einspringende Sims anbringen.
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Die Erfindung wird nachstehend an Hand der Zeichnung erläutert. Hierin
zeigen Fig. 1 bis 7 schaubildliche Ansichten des Brillenglases in verschiedenen
Herstellungsstufen vom gegossenen Rohling bis zum fertigen Brillenglas, Fig. 8 eine
Draufsicht auf ein fertiggestelltes Brillenglas, die verschiedene Umrißformen zeigt,
Fig. 9 und 10 einen Schnitt in vergrößertem Maßstab durch den Sims beim Rohling
und beim fertigen Brillenglas.
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Bei der Herstellung eines Brillenglases gemäß der Erfindung wird zunächst
aus einem optischen Glas ein massiver homogener Rohling gegossen, der vorzugsweise
die in Fig. 1 dargestellte Form aufweist. Der Guß muß so erfolgen, daß der Rohling
getrennte obere und untere Bereiche mit verschiedenen konkav gekrümmten Flächen
a und b aufweist, die durch eine bogenförmig verlaufende Schulter
c voneinander getrennt sind. Letztere erstreckt sich quer über den Rohling von der
einen zur anderen Seitenkante und verläuft in mehr oder weniger stetigem Übergang
derart, daß die später die Nahzone bildende Fläche b des Rohlings weiter außen liegt
als die später die Fernzone bildende Fläche a.
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-Vorzugsweise hat der Rohling etwa trapezförmigen Umriß. Die Seitenkanten
d und e divergieren also vom unteren schmäleren Teil f des Rohlings zum breiteren
oberen Teil g. Die einander gegenüberliegenden oberen und unteren Ecken
h und j sind abgerundet. Diese Form des Rohlings ermöglicht es, daß
nach dem Schleifen und Polieren Brillengläser mit verschiedenartigen Umrissen mit
einem Minimum an Verschwendung hergestellt werden können. So kann gemäß Fig. 8 z.
B. ein ziemlich großes, verzerrt eiförmiges Brillenglas k oder auch ein Brillenglas
mit anderem Umriß, wie oval, kreisförmig usw., herausgearbeitet werden.
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An dem fertig gegossenen Rohling wird nun zunächst die konvexe Rückseite
in bekannter Weise geschliffen und poliert. Hierbei sind keine Besonderheiten zu
beachten. Diese Rückseite kommt später an die Außenseite der Brille zu liegen.
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Nun wird zunächst gemäß Fig. 2 die Fernzone a' angeschliffen. Hierbei
wird gleichzeitig der Sims c' gemäß Fig. 10 so eingeschliffen, daß er die Fernzone
übergreift. Während also der in Fig. 9 gezeigte Absatz c einen stumpfen Winkel mit
der die Fernzone bildenden Fläche a bildet, verläuft nun der Sims c' in spitzem
Winkel gegen die Fernzone a'. Dieser schräg verlaufende Sims ist so groß, daß er
im fertiggestellten Brillenglas gerade noch wahrgenommen werden kann, wenn man beispielsweise
mit dem Fingernagel über das Glas führt. Hierbei spürt man hinter dem Sims ein leichtes
Verhaken des Fingernagels.
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Anschließend an das Schleifen gemäß Fig. 2 wird nun die Fernzone ci
poliert. Dieser Verfahrensschritt ist in Fig. 3 dargestellt. Dann wird das Brillenglas
(vorzugsweise mehrere Brillengläser zusammen) in eine weitere Schleifmaschine eingesetzt,
wo die Nahzone b' (Fig. 4) geschliffen wird. Beim Schleifen der Nahzone bilden sich
wegen der verschiedenen Krümmung der Nah- und Fernzone einander gegenüberliegende
dreieckförmige, im wesentlichen vertikal angeordnete Stufen w. Die Nahzone b' wird
anschließend gemäß Fig. 5 poliert.
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Schließlich werden gemäß Fig. 6 die dreieckigen Zwischenfelder n eingeschliffen,
die einen allmählichen Übergang zwischen der Nahzone und der Fernzone an den Außenseiten
des Brillenglases bewirken und die Stufen w zum Verschwinden bringen. Der schräg
verlaufende Sims c, der sich ursprünglich vor einer Seitenkante zur anderen Seitenkante
des Brillenglases erstreckte, wird also mit Ausnahme des Mittelabschnittes des Brillenglases
beseitigt. Dieser Mittelabschnitt entspricht dem Abschnitt zwischen den einander
gegenüberliegenden Scheiteln der dreieckförmigen Zwischenfelder n. Die Länge dieses
Abstands kann zwischen etwa 15 und 25 mm schwanken, je nach der Tiefe der eingeschliffenen
Zwischenfeder n. Es hat sich gezeigt, daß eine Länge von etwa 23 mm für den Benutzer
besonders günstig ist.
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In Fig. 7 sind schließlich auch die Zwischenfelder n poliert.
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Die Nahzone und die Fernzone sind so geschliffen. daß ihre optischen
Achsen mit dem optischen Mittelpunkt des Brillenglases an der Stelle x zusammenfallen
und durch den Sims hindurchgehen.
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Schließlich wird gemäß Fig. 8 die gewünschte Umrandung k des Brillenglases
aus dem fertig geschliffenen und polierten Rohling herausgeschnitten.
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Eines der überraschenden Merkmale der erfindungsgemäß hergestellten
Brillengläser liegt darin, daß sie bei Überprüfung auf Reflexion unter einer Lichtquelle
keinerlei Schatten an der Trennungslinie zwischen Nahzone und Fernzone werfen. Im
Gegensatz hierzu zeigen sämtliche bekannten bifokalen Brillengläser bei einer derartigen
Prüfung einen ununterbrochenen Schatten, der von der Grenzlinie zwischen der Fernzone
und der Nahzone herrührt. So hat der Träger des erfindungsgemäßen Brillenglases
das Gefühl, nis würde er überhaupt keine Brille benützen.