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Die
Erfindung betrifft Methoden der Diagnostik maligner Tumoren, der
Bestimmung der Prognose eines Tumors sowie der therapeutischen Intervention
bei malignen Tumoren unter Nutzung des humanen ELAV-ähnlichen
(ELAV: embryonic lethal abnormal vision, homologes Drosophila Protein)
Proteins HuR (Hu Antigen R; benannt nach dem Indexpatienten). HuR
ist ein zelluläres
Regulatorprotein, das die messenger Ribonukleinsäure (mRNA) verschiedener Gene
zu stabilisieren vermag und damit an zentraler Stelle die Expression
verschiedener Gene steuert. Es handelt sich hier um Gene, die tumorbiologisch
bedeutsam sind, wie zum Beispiel die Cyclooxygenase 2 (COX-2), den
Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) sowie verschiedene Zytokine
und Zellzyklusproteine. Im Tumorgewebe findet sich abnorme zytoplasmatische
Expression von HuR in einem Teil der Tumoren. Für das Ovarialkarzinom z.B.
hat die Gruppe der Tumoren mit zytoplasmatischer HuR-Expression
eine schlechtere Prognose in der univariaten und multivariaten Überlebensanalyse.
Eine zytoplasmatische Expression von HuR ist auch in anderen malignen
Tumoren zu beobachten. Damit kann über die Bestimmung von HuR
die Tumorprognose abgeschätzt
werden. Des weiteren kann durch therapeutische Inhibition von HuR
im Rahmen einer molekularen Tumortherapie in verschiedene tumorbiologisch
relevante Signalwege therapeutisch eingegriffen werden.
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Hintergrund
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Das
Ovarialkarzinom ist die fünf-häufigste
maligne Erkrankung der Frau und macht 4,1% aller malignen Erkrankungen
von Frauen aus. Eine von 70 Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens
an einem Ovarialkarzinom. Das Ovarialkarzinom ist die fünf-häufigste
Todesursache in Folge einer Krebserkrankung bei Frauen. Trotz Verbesserungen
bei Diagnostik und Therapie dieser Tumoren ist die Prognose des
Ovarialkarzinoms noch immer sehr schlecht, es werden nur 26% der
Fälle in
einem Stadium diagnostiziert, in dem der Tumor noch auf das Ovar
beschränkt
ist. In 53% der Fälle
liegt zum Zeitpunkt der Diagnose bereits eine Tumorausbreitung außerhalb
des Beckens oder eine Fernmetastasierung vor. Die Therapie des Ovarialkarzinoms
erfolgt zum einen durch chirurgische Intervention, zum anderen durch
eine standardisierte Chemotherapie, meist unter Verwendung eines
platinhaltigen Chemotherapeutikums.i
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Wesentliche
weitere Therapieoptionen stehen derzeit noch nicht zur Verfügung, insbesondere
fehlt derzeit noch eine auf molekulare Tumorparameter ausgerichtete
Therapie, mit der eine individualisierte Tumortherapie möglich wäre. Die
Prognose des Ovarialkarzinoms wird bestimmt von der Tumorausbreitung,
der Tumordifferenzierung sowie dem intraoperativen Tumorrest. Für die große Gruppe
der Patientinnen mit peritonealem, disseminiertem Tumor bzw. Fernmetastasen
stehen bisher keine weiteren prognostischen Marker zur Verfügung.
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Tumorbiologische Relevanz
von Entzündungsparametern
sowie Stressreaktionen
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In
vielerlei Hinsicht ähneln
maligne Tumoren einem entzündlich
veränderten
Gewebe, in beiden Fällen werden ähnliche
zelluläre
Signalwege aktiviert. Damit können
Schaltstellen, die für
Entzündungsreaktion
oder Stressreaktion wichtig sind, auch das biologische Verhalten
maligner Tumoren beeinflussen (Literaturverzeichnis hinter den Beispielen).ii,iii
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Die
Familie der ELAV-ähnlichen
Proteine, der Hu-Proteine (benannt nach dem Indexpatienten, iv,v), reguliert die posttranskriptionale
Stabilisierung von mRNAs (Abkürzungsverzeichnis
hinter den Beispielen). Dabei stabilisieren Hu-Proteine mRNAs, die
sogenannte Adenin/Uracil-reiche (AU-reiche) Elemente (ARE) in ihrer
3'untranslatierten
Region enthalten, dies führt
zu einer verlängerten
Halbwertzeit der mRNA und zu einer vermehrten Proteinexpression.
AU-reiche Elemente finden sich in den mRNAs von Zytokinen, Entzündungsmediatoren
sowie von Zellzyklusproteinen. Damit wird hier selektiv eine Gruppe
von Proteinen reguliert, die tumorbiologisch bedeutsam sind. Die
Inhibition von Hu-Proteinen stellt daher eine interessante therapeutische Alternative
dar. Im Rahmen von paraneoplastischen Syndromen werden bei einer
kleinen Gruppe von Tumorpatienten Autoantikörper gegen Hu-Proteine gebildet,
die einerseits das Tumorwachstum inhibieren, andererseits jedoch
auch mit neuralen Strukturen kreuzreagieren. Für mögliche therapeutische Interventionen
wären daher
Agenzien zu nutzen, die die Blut-Hirnschranke nicht überwinden
können.
Die Familie der humanen ELAV-ähnlichen
Proteine besteht aus vier Mitgliedern, drei davon (Homolog of drosophila
neuronal protein 1 (HelN1); Hu Antigen B (HuB); Hu Antigen C (HuC)
und Hu Antigen D (HuD)vi) werden vor allem
im Nervengewebe exprimiert, wohingegen das vierte Protein HuR in
vielen Zelltypen exprimiert wird. Die Analyse von Tumorgewebe zeigt
eine abnorme zytoplasmatische Überexpression
von HuR in einem Teil der Tumoren. Diese Tumoren sind mit einer
schlechteren Überlebensprognose
verbunden. Damit lässt
sich durch die Bestimmung von HuR die Prognose abschätzen, andererseits
können
therapeutische Inhibitionsstrategien die Prognose verbessern.
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Grundzüge der Erfindung
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, Tumorerkrankungen besser
erkennbar und behandelbar zu machen und der Praxis ein Testbesteck
in die Hand zu geben, mit dem sich die weitere Entwicklung besser vorhersagen,
die Tumordiagnose erleichtern und die weitere Entwicklung des Tumorgeschehens
besser beeinflussen lässt.
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Diese
Aufgabe wird durch die Bereitstellung eines Verfahrens zur Diagnose
und Therapie von Tumorerkrankungen durch Bestimmung abnormer, tumorspezifischer
Proteine, insbesondere durch eine Analyse des Expressionsmusters
des humanen ELAV-ähnlichen
Proteins HuR im Tumorgewebe gelöst.
Die erfindungsgemäße Lösung macht
es möglich,
die Prognose der Tumorerkrankung abzuschätzen, die Indikation für eine erweiterte
Therapie zu stellen und eine Methode zur molekularen Tumortherapie
durch Inhibition des Proteins HuR zu liefern.
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Die
Hauptmerkmale der Erfindung liegen in einem Verfahren zur Diagnostik
maligner Tumoren, zur Bestimmung der Prognose eines Tumors sowie
zur therapeutischen Intervention bei malignen Tumoren unter Nutzung
des humanen ELAV-ähnlichen
Proteins HuR. Dazu wird Protein HuR als molekularer Prognosemarker
oder als Target für
Ovarialkarzinome, Kolonkarzinome, Prostatakarzinome, Mammakarzinome,
Pankreaskarzinome oder Endometriumkarzinome eingesetzt wird.
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Diese
Erfindung betrifft damit diagnostische Methoden zur Bestimmung der
Prognose maligner Tumoren sowie therapeutische Anwendungen durch
Inhibition spezifischer tumorbiologisch relevanter Zielproteine. Im
einzelnen betrifft diese Erfindung das humane ELAV-ähnliche
Protein HuR, die Bestimmung seiner Expression im Tumorgewebe sowie
eine therapeutische Inhibition von HuR. Die Erfindung betrifft die
Prognose maligner Tumoren, insbesondere von Ovarialkarzinomen.
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Erfindungsgemäß ist mit
dem immunhistologischen Nachweis des mRNA-stabilisierenden Proteins HuR
eine neue Methode zur Abschätzung
der Prognose von malignen Tumoren gefunden worden. Dabei hat sich
die zytoplasmatische Expression von HuR in Karzinomen in der multivariaten Überlebensanalyse überraschenderweise
als ein unabhängiger
Prognosefaktor erwiesen. Es handelt sich um die Erstbeschreibung
des mRNA-regulatorischen Proteins HuR als Prognosefaktor in malignen
Tumoren. Dem Protein HuR kommt möglicherweise
eine zentrale Rolle bei der Steuerung von Tumorwachstum, Angiogenese
und der tumor-assoziierten Entzündung
zu. Damit stellt es ein interessantes Zielprotein für eine potentielle
therapeutische Intervention dar.
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Ein
weiteres Merkmal der Erfindung besteht darin, dass eine Analyse
der Expressionsmuster des humanen ELAV-ähnlichen Proteins HuR in Tumorgeweben
vorgenommen wird. Dazu werden durch immunhistologische Färbungen
die Expressionen von HuR im Tumorgewebe bestimmt und mittels eines
immunoreaktiven Scores separat für
die zytoplasmatische und die nukleäre Färbung analysiert.
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Ein
weiteres Merkmal der Erfindung liegt darin, dass zur therapeutischen
Intervention bei malignen Tumoren eine Festlegung der Indikation
zur Therapie mit COX-2-Inhibitoren oder mit Angiogeneseinhibitoren durch
Bestimmung der Expression und zellulären Verteilung des Proteins
HuR im Tumorgewebe vorgenommen wird. Die Therapie eines Tumors erfolgt
durch Inhibition des Proteins HuR. Sie kann auch in Kombination mit
chirurgischen Interventionen, standardisierten Chemotherapien oder
Chemotherapien unter Verwendung platinhaltiger Chemotherapeutika
erfolgen oder als molekulare Tumor-Therapie in Kombination mit pharmakologischen
Substanzen, mit Transfektionstechniken oder unter Verwendung von
Silencing-RNAs. Die Erfindung eignet sich auch dazu, eine gegen
HuR gerichtete Therapie in Kombination mit einem COX-2-Inhibitor
oder einem Angiogeneseinhibitor vorzunehmen. Die für eine molekulare
Tumor-Therapie eingesetzten pharmakologischen Substanzen zur Herabsetzung
von Kreuzreaktionen mit neuralen Strukturen sollen erfindungsgemäß spezifisch
für die
Isoform HuR oder nicht ZNS-gängig
sein.
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Ein
weiteres Merkmal der Erfindung liegt darin, dass für das humane
ELAV-ähnliche
Protein HuR ein neuer Verwendungszweck gefunden wurde. Es eignet
sich erfindungsgemäß als molekularer
Prognosemarker und als Target für
Karzinome. Bezüglich
der Verwendung des Proteins HuR als Prognosefaktor in malignen Tumoren
handelt sich um die Erstbeschreibung der zytoplasmatischen Expression
dieses mRNA-regulatorischen Proteins in Karzinomen und um die Erstbeschreibung
als unabhängiger
Prognosefaktor bei der multivariaten Überlebensanalyse. Die erfindungsgemäße Verwendung
liegt des weiteren darin, dass Protein HuR
- – bei der
Bestimmung der zytoplasmatischen Expression in Karzinomen und bei
der multivariaten Überlebensanalyse
als ein unabhängiger
Prognosefaktor
- – zur
Bestimmung der Therapieindikation bei malignen Tumoren
- – zur
Bestimmung von Therapieindikationen durch Evaluation von HuR in
Tumorzellen
- – zur
Bestimmung von Therapieindikationen für die Therapie mit COX-2-Inhibitoren
oder
- – zur
Bestimmung von Therapieindikationen für die Therapie mit Angiogeneseinhibitoren
eingesetzt wird.
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Ein
weiteres erfinderisches Merkmal der Erfindung besteht in der Verwendung
von HuR-Inhibitoren
für molekulare
Tumortherapien.
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Gegenüber dem
bekannten Stand
- – Hur reguliert die COX-2 und
VEGF (bisher nur in Modellzelllinien, nicht in Patiententumoren
gezeigt) und
- – einige
Tumoren exprimieren HuR (z.B. Gehirntumoren) wird nunmehr als neu
und als erfinderisch beansprucht
- – die
Unterscheidung zwischen zytoplasmatischer und nukleärer Expression
im Tumorgewebe
- – die
Betonung, dass die zytoplasmatische Färbung entscheidend ist und
- – alle
Zusammenhänge
zwischen HuR-Expression und schlechterer Prognose.
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Die
weiteren Ansprüche
der Erfindung leiten sich aus der Prognoserelevanz ab: HuR ist prognostisch relevant
und daher womöglich
auch kausal an der Tumorprogression beteiligt. Deshalb sollte man
HuR im Tumor bestimmen und dann ggf die Therapie adaptieren.
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Ein
weiteres Merkmal der Erfindung liegt in der Bereitstellung eines
Testbestecks (Kits) zur Diagnostik maligner Tumoren und zur Bestimmung
der Prognose eines Tumors unter Nutzung des humanen ELAV-ähnlichen
Proteins HuR. Das erfindungsgemäße Kit besteht
in einem Teil aus gepuffertem Formaldehyd, Paraffin, immunhistologischen
Färbereagenzien
und einem gegen HuR gerichteten Primärantikörper und zum anderen aus Gewebeproben
des zu untersuchenden Tumors. Nach Einbettung der Probe und Anfärbung erfolgt
die Beurteilung unter dem Mikroskop.
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Ein
weiteres Merkmal der Erfindung besteht darin, dass das humane ELAV-ähnliche
Protein HuR ein Schlüsselregulatorprotein
darstellt, das die Expression verschiedener tumorbiologisch relevanter
Zielproteine steuert, z.B. der Cyclooxygenase 2 (COX-2) oder des
Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) und Inhibitoren dieser
Zielproteine sich zur molekularen Tumortherapie eignen. Zur Beurteilung,
bei welchen Patienten derartige molekulare Therapeutika eingesetzt
werden sollen, kann die Expression des Proteins HuR im Tumorgewebe
bestimmt werden.
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Die
Merkmale der Erfindung gehen aus den Ansprüche und aus der Beschreibung
hervor, wobei sowohl einzelne Merkmale als auch mehrere in Form
von Kombinationen vorteilhafte Ausführungen darstellen, für die mit
dieser Schrift Schutz beantragt wird. Diese Merkmale setzen sich
aus bekannten Elementen – dem Protein
HuR, Tumorgeweben, COX-2-Inhibitoren oder Angiogeneseinhibitoren – und neuen
Elementen – der Unterscheidung
zwischen zytoplasmatischer und nukleärer Expression im Tumorgewebe,
der Betonung, dass die zytoplasmatische Färbung entscheidend ist sowie
alle Zusammenhänge
zwischen HuR-Expression
und schlechterer Tumor-Prognose – die in ihrer Kombination
zu den erfindungsgemäßen Verfahren
führen
und eine neue Diagnostik für
maligne Tumoren, die Bestimmung der Prognose eines Tumors sowie
eine therapeutische Intervention bei malignen Tumoren unter Nutzung
des humanen ELAV-ähnlichen
Proteins HuR ermöglichen.
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Zu den Methoden zur Bestimmung
von HuR:
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HuR
kann, wie in den Beispielen beschrieben, durch immunhistologische
Methoden bestimmt werden. Daneben kommen auch andere Methoden, wie
zum Beispiel die reverse-Transkriptase Polymerase Kettenreaktion
(RT-PCR)v, die in-situ Hybridisierungvii sowie der Western-Blotviii zur
Bestimmung von HuR in Frage.
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Die
Erfindung soll anhand von Ausführungsbeispielen
näher erläutert werden,
ohne auf diese Beispiele beschränkt
zu sein.
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Ausführungsbeispiele
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Beispiel 1:
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Bestimmung von HuR im
Tumorgewebe
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Hierzu
werden Gewebeproben aus dem Tumor entnommen, die in 4% gepuffertem
Formaldehyd fixiert und in Paraffin eingebettet werden. Durch immunhistologische
Standardfärbungen
werden geeignete Abschnitte des Tumors identifiziert. Von diesen
werden dann immunhistologische Färbungen
unter Verwendung eines gegen HuR gerichteten monoklonalen Primärantikörpers angefertigt.ix
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Diese
Färbungen
können
unter dem Mikroskop beurteilt werden. Hierbei wird nach einem definierten Score
zum einen der Prozentsatz positiver Zellen, zum anderen auch die
Färbeintensität der Tumorzellen
bestimmt. Dieser Score wird zum einen für die nukleäre, im Zellkern lokalisierte
Expression des Proteins HuR bestimmt. Zum zweiten wird der immunreaktive
Score auch für
die zytoplasmatische Expression von HuR, die in einem Teil der Krebszellen
auftritt, bestimmt. Der immunoreaktive Score gibt in Zusammenschau
mit anderen Tumorparametern eine Auskunft über die Prognose, hierbei ist
eine erhöhte
zytoplasmatische HuR-Expression in Zusammenschau mit einer schlechteren
Prognose assoziiert. Durch diese Methode können in einer Patientengruppe
selektiv die Patienten identifiziert werden, die eine besonders
schlechte Prognose aufweisen.
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Damit
kann für
diese Patienten eine aggressivere Tumortherapie erfolgen. Die Bestimmung
von HuR als Prognosemarker ist besonders nützlich für maligne Tumoren, da HuR ubiqitär exprimiert
wird und in vielen verschiedenen Tumoren eine erhöhte zytoplasmatische
Expression zu finden ist. Daher ist dieses Verfahren zum Beispiel
neben Ovarialkarzinomen auch für
die Abschätzung
der Prognose von Kolonkarzinomen, Prostatakarzinomen, Mammakarzinomen,
Pankreaskarzinomen oder Endometriumkarzinomen geeignet.
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Beispiel 2:
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Bestimmung von Therapieindikationen
durch Evaluation von HuR in den Tumorzellen
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Das
Protein HuR stellt ein Schlüsselregulatorprotein
dar, das die Expression verschiedener tumorbiologisch-relevanter
Zielproteine steuert.ix HuR ist besonders
gut geeignet für
eine immunhistologische Bestimmung, da die in vielen Zellen vorhandene
physiologische nukleäre
Färbung
eine interne Positivkontrolle darstellt, die zusammen mit der pathologischen,
zytoplasmatischen Färbung
evaluiert werden kann. Zu den durch HuR regulierten tumorbiologisch
relevanten Proteinen gehört
die Cyclooxygenase 2 (COX-2). COX-2-Inhibitoren stellen eine mögliche Form
der molekularen Tumortherapie dar.x Bisher unklar ist noch, über welche
molekularen Faktoren die Indikation für eine COX-2-Therapie gestellt
werden soll. Neben der Bestimmung der COX-2 selbst im Tumorgewebe
stellt auch die in dieser Erfindung beschriebene Bestimmung des
COX-2-regulierenden Proteins HuR eine interessante Option zur Indikationsstellung
für eine
Therapie mit COX-Inhibitoren dar. Ein zweites tumorbiologisch relevantes
Zielprotein von HuR ist der Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF).
Die Untersuchung des VEGF regulatorischen Proteins HuR könnte eine
mögliche
Indikation für
eine Therapie mit Angiogenese-Inhibitoren definieren.
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Auch
bei anderen für
die Tumortherapie zukünftig
zu entwickelnden Substanzen, deren Wirkmechanismus direkt über die
Inhibition von HuR läuft,
kann zur Bestimmung der Therapieindikation eine Bestimmung von HuR
im Tumorgewebe verwendet werden.
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Beispiel 3:
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Therapiestrategien
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Die
prognoserelevante tumorbiologische Funktion von HuR macht es zu
einem interessanten Ziel für molekulare
Tumortherapien. Dabei kann durch pharmakologische Substanzen oder
durch Transfektionstechniken, unter anderem unter Verwendung von
silencing-RNAsxi, die Expression von HuR
im Tumorgewebe inhibiert werden. Derartige Substanzen sollten entweder
spezifisch für
die Isoform HuR sein, oder nicht Zentralnervensystem (ZNS)-gängig sein,
um Kreuzreaktionen mit neuralen Strukturen zu minimieren. Diese
therapeutischen Optionen sind insbesondere für das Ovarialkarzinom, aber
auch für
andere Tumoren, zum Beispiel Prostatakarzinome, Mammakarzinome,
Kolonkarzinome, Pankreaskarzinome oder Endometriumkarzinome geeignet.
Des weiteren lasst sich eine gegen HuR gerichtete Therapie in Ergänzung zum
Beispiel mit einem COX-2-Inhibitor oder einer Standardchemotherapie
verwenden.
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Beispiel 4:
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Bestimmung mittels Polymerasekettenreaktion
(PCR)
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Subkonfluente
Ovarialkarzinom-Zellen wurden geerntet, die gesamte RNA mit RNAeasy
Kit (Qiagen, Hilden, Germany) präpariert
und mittels Reverser Transkription in DNA überführt. Die Bedingungen für die PCR-Zyklen
HuR/HuB/HuC waren: 30 Zyklen für
die Denaturierung, Annealing und Extension (95°C für 60 Sekunden, 55°C für 60 Sekunden,
and 72°C
für 60
Sekunden). Für
HuD wurde eine Annealing-Temperatur von 60°C verwendet. Die Primer waren
humane HuR-sense Primer:
5'-ATACAATGTCTAATGGTTATGAAGACC-3' und antisense
5'-GTTATTTGTGGGACTTG-3' (generiert ein 986bp
Band)4, human HuB sense
5'-GTATCCAGGACCGCTAGCT-3' und antisense
5'-TATTAATTCCAGCCAAACTGG-3' (generiert ein 127bp
Band), human HuC sense
5'-AACAACCCAAGTCAGAAGAC-3' und antisense
5'-TTGTACACGAAGATGCACCA-3' (generiert ein 235bp
Band)16, human HuD sense
5'-CTGCTCTCCCAGCTCTA-3' und antisense
5'-AGGCTTGTCATTCCATC-3' (generiert ein 196bp
Band), GAPDH sense
5'-ACCACAGTCCATGCCATCAC-3' und antisense
5'-TCCACCACCCTGTTGCTGTA-3' (generiert ein 452bp
Band).
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Beispiel 5:
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Bestimmung mittels konfokaler
Mikroskopie
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Konfokale
Mikroskopie. Die immunohistochemische Färbung wurde entsprechend den
Standard-Prozeduren
durchgeführt.
Dazu wurden die Zellen wurden in Methanol für 10 Minuten bei 20°C fixiert.
Die Objektträger
wurden in PBS/10% BSA/1% normalem Ziegenserum für 30 Minuten bei 21°C blockiert
und für
90 Minuten bei 21°C
mit dem Maus-monoklonalen anti-HuR-Antikörper inkubiert, 1:100 verdünnt in PBS/1%
BSA und anschließend
durch Inkubation mit einem Cy3-konjugierten Anti-Maus-Antikörper (Dianova,
Hamburg, Germany), 1:200 verdünnt in
PBS/1% BSA. Die Zellkerne wurden mit DAPI (1:1000) gefärbt. Die
konfokale Laser-Scanning-Mikroskopie
wurde unter Verwendung eines Leica-Konfokalen-Mikroskops durchgeführt.
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Beispiel 6:
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Bestimmung mittels Immunhistologie
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Die
immunohistochemische Färbung
wurde entsprechend Standard-Prozeduren – wie bereits für COX-2.11
beschrieben – durchgeführt. Für die HuR-Immunohistochemie
wurden monoklonale Anti-human HuR-Antikörper (3A2, Santa Cruz Biotechnology,
Santa Cruz, CA, 1:1000) benutzt und die Antigen-Demaskierung in
Zitrat-Puffer durch 5-minütiges
Erhitzen in einem Schnellkochtopf vorgenommen. Die Intensität der Kern-
und zytoplasmischen HuR-Immunfärbung in
Tumorzellen wurde unabhängig
durch zwei Pathologen (W.W. und C.D.) evaluiert, die ohne Kenntnis
des Patientenergebnisses diese Werte halbquantitativ als HuR negativ,
schwach, moderat oder stark bewerteten. Für statistische Analysen wurden
die Fälle
mit einer negativen oder schwachen Expression von HuR zu einer Gruppe
(HuR-negativ) zusammengefasst, während
die Fälle
mit einer moderaten bis starken Expression einer HuR-positiven Gruppe
zugeordnet wurden. Nachfolgende statistische Analysen wurden durch
Vergleichen von positiven und negativen Fällen durchgeführt.
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Beispiel 7:
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Statistische Analysen
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Die
statistische Signifikanz des Zusammenhangs zwischen Expression von
HuR und einzelnen klinikpathologischen Parametern, wie COX-1 oder
COX-2, wurden durch Fisher's
exact, Chi-Quadrat-Test
oder Chi-Quadrat-Test für
Trends bewertet. Die Wahrscheinlichkeit des Gesamt-Überlebens als eine Funktion
der Zeit wurde durch die Kaplan-Meier-Methode und den Logrank-Test
bestimmt. Multivariate Überlebens-Analysen
wurden unter Verwendung des Cox-Regressions-Modells
durchgeführt.
Generell wurden p-Werte kleiner als 0.05 als signifikant berücksichtigt.
Für die
statistische Evaluierung wurde die SPSS-Software-Version 10.0 verwendet.
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Tabellen
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Tabelle
1 zeigt die univariate Überlebensanalyse
(Kaplan-Meier) ausgewählter
Untergruppen von Patienten entsprechend der zytoplasmatischen HuR-Expression
(5)
-
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Tabelle
2 zeigt die Überlebensanalyse
(Regressions-Model nach Cox) für
das Gesamt-Überleben
von 83 Patienten mit invasivem Ovarialkarzinom
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Legenden zu
den Figuren
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1.
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A.
Expression der HuR-mRNA in Ovarialkarzinomzelllinien (PCR)
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B.
Alle Zelllinien zeigen zudem eine Expression von HuR-Protein (Western
Blot)
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C.
In OVCAR-3 Zellen ist HuR überwiegend
im Zellkern exprimiert (Konfokale Laser Scan Mikroskopie)
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2.
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Expression
des HuR-Proteins in 8 Ovarialkarzinomen und einem Borderline-Tumor.
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1:
Seröses
Ovarialkarzinom Grad 1; 2: Seröser
Borderline-Tumor; 3: Seröses
Ovarialkarzinom Grad 1; 4: Endometrioides Ovarialkarzinom Grad 2;
5: Seröses
Ovarialkarzinom Grad 3; 6: Seröses
Ovarialkarzinom Grad 3; 7: Seröses
Ovarialkarzinom Grad 2; 8: Seröses
Ovarialkarzinom Grad 1; 9: Seröses
Ovarialkarziom Grad 2
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3.
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Immunhistochemie:
Expression von HuR in primären
humanen Ovarialkarzinomen.
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A:
Nukleäre
Expression in einem Serösen
Ovarialkarzinom, Grad 1;
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B:
Nukleäre
Expression in einem Serösen
Ovarialkarziom, Grad 2;
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C:
Starke cytoplasmatische Expression von HuR ein einem Serösen Ovarialkarzinom,
Grad 2;
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D:
Starke cytoplasmatische Expression von HuR ein einem Serösen Ovarialkarzinom,
Grad 3;
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E,F:
Starke Expression der COX-2 (E) im Tumorgewebe, die durch Präinkubation
mit einem COX-2 Peptid vollständig
inhibiert wird (F)
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4.
A: Signifikante Korrelation der zytoplasmatischen HuR-Expression
der Tumorzellen mit der COX-2-Expression (0=0.025, Fisher's exakter Test.)
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B:
Signifikante Korrelation der zytoplasmatischen HuR-Expression der
Tumorzellen mit dem histologischen Differenzierungsgrad (0=0.008,
chi2 Test für Trends.)
-
C:
Signifikante Korrelation der zytoplasmatischen HuR-Expression der
Tumorzellen mit der mitotischen Aktivität (0=0.002, chi2 Test
für Trends)
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5.
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Univariate Überlebensanalyse
gesondert für
die zytoplasmatische oder nukleäre
HuR-Expression.
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Die
zytoplasmatische Expression ist ein prognostischer Faktor für das progessionsfreie Überleben
(A, p=0.03, log rank test) und für
das Gesamtüberleben
(B, p=0.007) von Patientinnen mit Ovarialkarzinomen.
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Im
Gegensatz dazu ist die nukleäre
Expression kein Prognosefaktor für
das progessions-freie Überleben
(C, p=0.54) bzw. das Gesamtüberleben
(D, p=0.97).
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Die
zytoplasmatische Expression von HuR ist ein Prognosefaktor in der
Unterguppe der Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom
(FIGO Stadium III, FIGO: Fédération
Internationale de Gynécologie
et d' Obstétrique)
(E, F) sowie in der Gruppe der Patientinnen mit Serösen Ovarialkarzinomen
(G, H), jeweils für das
progessions-freie Überleben
(E, G) bzw. das Gesamtüberleben
(F, H). Gepunktete Linien: HuR-negative Fälle, durchgezogene Linien:
HuR-positive Fälle.
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Abkürzungsverzeichnis
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- ARE
- AU-reiches Element
- AU-reich
- Adenin/Uracil-reich
- COX-2
- Cyclooxygenase 2
- ELAV
- embryonic lethal abnormal
vision, homologes Drosophila Protein
- FIGO
- Fédération Internationale de
Gynécologie
et d' Obstétrique
- Hel-N1
- Homolog of drosophila
ELAV-like neuronal protein 1
- Hu
- Hu Antigen (benannt
nach den Indexpatienten, keine weitere Bedeutung)
- HuB
- Hu Antigen B
- HuC
- Hu Antigen C
- HuD
- Hu Antigen D
- HuR
- Hu Antigen R
- mRNA
- messenger Ribonukleinsäure
- PCR
- Polymerase-Kettenreaktion
- RNA
- Ribonukleinsäure
- RT
- Reverse Transkriptase
- RT-PCR
- Reverse Transkriptase
Polymerase-Kettenreaktion
- siRNA
- short interfering
RNA
- VEGF
- Vascular Endothelial
Growth Factor
- ZNS
- Zentralnervensystem
-
Literaturverzeichnis
-
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