Die
Erfindung stellt sich daher die Aufgabe, neue Substanzen bereitzustellen,
die als Wirkstoffe zur Bekämpfung
von Erregern, insbesondere von bakteriellen Erregern, geeignet sind
und so als neue Antibiotika eingesetzt werden können. Solche neuen Substanzen
sollen als Leitstrukturen dienen können, um daraus weitere wirksame
Substanzen entwikkeln zu können.
Diese
Aufgabe wird gelöst
durch eine Substanz, wie sie in den Ansprüchen 1, 5, 9, 10 und 11 beschrieben
ist. Die Ansprüche
12 und 13 befassen sich mit entsprechenden pharmazeutischen Zusammensetzungen. Die
Ansprüche
14 bis 17 sowie der Anspruch 21 betreffen entsprechende Verwendungen
der erfindungsgemäßen Substanzen
bzw. ein Verfahren zur Bekämpfung
von Mikroorganismen. Die Ansprüche
22 und 24 richten sich auf einen Mikroorganismus, die Ansprüche 25 und
26 beschreiben geeignete Verfahren zur Herstellung der Substanzen.
In den verschiedenen abhängigen
Ansprüchen
werden bevorzugte Ausführungsformen
dieser Gegenstände
beschrieben. Der Wortlaut sämtlicher
Ansprüche
wird hiermit durch Bezugnahme zum Inhalt der Beschreibung gemacht.
Die
erfindungsgemäße Substanz
ist dadurch gekennzeichnet, daß es
sich dabei um ein polyzyklisches Makrolacton handelt, welches von
einem Vertreter der Bakteriengattung Verrucosispora herstellbar
ist. Diese Substanz wird vorteilhafterweise von dem Bakterium sekretiert,
d. h., daß sie
bei einer Kultivierung des Bakteriums in den Kulturüberstand
abgegeben wird. Besonders bevorzugt ist es, wenn diese Substanz
pharmakologische Wirkung und insbesondere antibiotische Wirkung
entwickelt. In einer bevorzugten Ausführungsform weist die erfindungsgemäße Substanz
diese antibiotische Wirkung vor allem gegenüber Gram-positiven Bakterien
auf. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform zeigt die erfindungsgemäße Substanz
cytotoxische Wirkung.
Die
Erfinder konnten bevorzugte Ausführungsformen
dieser erfindungsgemäßen Substanz
durch die Isolierung und Charakterisierung eines neuen Bakterienstammes
aus der Gattung Verrucosispora gewinnen. Dieser Stamm, der im folgenden
als AB 18-032 bezeichnet wird, wurde aus einem Meeressediment isoliert, das
aus 1000 m Tiefe in der Sagami-Bay in der japanischen See gesammelt
wurde. Der Stamm wurde bei der deutschen Sammlung von Mikroorganismen
und Zellkulturen GmbH (DSMZ) unter der DSM Nr. 15899 hinterlegt.
Besonders bevorzugt ist es daher, daß die erfindungsgemäßen Substanzen
von dem Bakterienstamm AB 18-032 herstellbar sind.
Der
Bakterienstamm AB 18-032 hat die folgenden beschrieben morphologischen
Charakteristika. Der Stamm wächst
als Oberflächenkultur
auf standardmäßigen Komplexagarmedien,
wie z. B. ISP-2 Komplexmedium (0,4 % Hefeextrakt, 1 % Malzextrakt,
0,4 % Glukose, 1,5 % Agar) als orange-rote Kolonien, die sich nach ca.
zweiwöchiger
Inkubation bei 27 °C
aufgrund der Sporulation schwarz verfärben.
1 zeigt
eine rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des sporulierten Substratmyzels.
Die chemotaxonomischen Eigenschaften des Stammes AB 18-032 sind
in der Tabelle 1 zusammengefaßt. Tabelle
1: Chemotaxonomische Charakterisierung des Stammes AB 18-032
Für eine präzise phylogenetische
Zuordnung wurde die komplette Nukleinsäuresequenz des Gens für die 16S
ribosomale RNA durch direkte Sequenzierung der PCR-amplifizierten
16S rDNA bestimmt [Chun, J. & M.
Goodfellow (1995), Int. J. Syst. Bacteriol. 45: 240-245; Kim, S.
B., C. Falkoner, S. T. Williams & M.
Goodfellow (1998), J. Syst. Bacteriol. 48: 59-88]. Danach erfolgte
der Vergleich der Sequenzdaten mit den bekannten Sequenzen von Vertretern
der Unterordnung Micromonosporineae. Die höchste Übereinstimmung der Sequenz
von AB 18-032 wurde zu Verrucosispora gifhornensis mit 99,65 % gefunden.
In 2 ist die Sequenz des Gens für die 16S rRNA von AB 18-032
dargestellt (SEQ ID No. 1). Aus dem Vergleich der Sequenzdaten für den Stamm
AB 18-032 mit den bekannten Sequenzen der 16S rRNA von Vertretern
der Unterordnung Micromonosporineae ergab sich die Position des
Stammes dieser Erfindung auf dem phylogenetischen Stammbaum der
Micromonosporineae, welcher in 3 dargestellt
ist. Aufgrund der phylogenetischen Analyse der 16S rRNA sowie der
oben beschriebenen morphologischen und chemotaxonomischen Eigenschaften
konnte der Stamm AB 18-032 zu der seltenen Actinomyceten-Gattung
Verrucosispora zugeordnet werden. Dieser Stamm ist der erste marine
Vertreter dieser Gattung und ist die zweite bislang in der Literatur
beschriebene Art dieser Gattung.
Zur
weiteren Charakterisierung des neuen Stammes AB 18-032 wurden seine
phänotypischen
Eigenschaften im Vergleich mit dem bekannten Stamm Verrucosispora
gifhornensis (DSM 44337; Rheims, H., P. Schumann, M. Rohde & E. Stackebrandt
(1998), Int. J. Syst. Bacteriol. 48: 1119-1127] untersucht. Die
Ergebnisse sind in der Tabelle 2 zusammengefaßt. Tabelle
2: Phänotypische
Eigenschaften des Stammes AB 18-032 und seines nächsten phylogenetischen Verwanden
Verrucosispora gifhornensis DSM 44337
Dieser
erstmals von den Erfindern isolierte und charakterisierte Vertreter
der Gattung Verrucosispora produziert verschiedene Substanzen, die
vorteilhafterweise pharmakologische Wirkung entfalten. Diese Substanzen
werden im folgenden unter der Bezeichnung Abyssomicine zusammengefaßt.
In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung sind die erfindungsgemäßen Substanzen durch die allgemeine
Formel I
gekennzeichnet. Hierbei bezeichnet
Die
punktierten Linien deuten Bindungen an, die vorhanden sein können. Die
Ziffern bezeichnen die Numerierung der Kohlenstoffatome im Gerüst, die
für die
Zuordnung der 1H und 13C
chemischen Verschiebungen der NMR-Analytik verwendet wurde. Die
Formel I steht repräsentativ
für alle
denkbaren relativen Konfigurationen und umfaßt alle möglichen Stereoisomere.
Diese
allgemeine Formel umfaßt
verschiedene Substanzen, also polyzyklische Makrolactone, die mit besonderen
Vorteil als Wirkstoff gegen Mikroorganismen, insbesondere gegen
Bakterien und/oder Protozoen, eingesetzt werden können. Die
Struktur dieser Substanzen, also der Abyssomicine, stellt eine neue
Leitstruktur dar, anhand welcher die Entwicklung neuer antibiotisch
wirksamer Substanzen vorgenommen werden kann.
Eine
bevorzugte Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Substanzen
ist durch die folgende Formel II
darstellbar. Diese Formel
sowie auch alle anderen hier aufgeführten Formeln stehen stellvertretend
für alle möglichen
relativen Konfigurationen, beispielsweise auch für die spiegelbildliche Formel
IIa.
Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform
läßt sich
mit der Formel IV
beschreiben,
die ebenfalls alle möglichen
Konfigurationen umfaßt.
Eine
ganz besonders bevorzugte Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Substanzen
ist durch die Formel III
mit jeweils
allen möglichen
relativen Konfigurationen gekennzeichnet. Insbesondere diese Ausführungsform ist
durch besonders vorteilhafte antibiotische Eigenschaften gekennzeichnet,
die sich insbesondere gegenüber
Gram-positiven Bakterien auswirken. Die Substanz gemäß Formel
II wird im folgenden als Abyssomicin B, die Substanz gemäß Formel
III als Abyssomicin C und die Substanz gemäß Formel IV als Abyssomicin
D bezeichnet.
Die
Erfindung umfaßt
weiterhin Substanzen, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie die
Biosynthese der para-Aminobenzoesäure (pABA) hemmen. Insbesondere
hemmen diese erfindungsgemäßen Substanzen die
Synthese der para-Aminobenzoesäure
aus Chorisminsäure.
Zur Veranschaulichung ist der Biosyntheseweg der para-Aminobenzoesäure aus
Chorisminsäure
auf der linken Seite der 4 dargestellt. Die para-Aminobenzoesäure ist
ein essentieller Baustein der Folsäurebiosynthese, die auf der
rechten Seite der 4 dargestellt ist. Die erfindungsgemäßen Substanzen
hemmen also letztendlich die Folsäuresynthese. Hierbei handelt
es sich um ein lebensnotwendiges Vitamin von Mikroorganismen, insbesondere
von Prokaryonten und Protozoen, so daß durch die erfindungsgemäßen Substanzen
deren Stoffwechsel derart beeinträchtigt wird, daß die entsprechenden
Mikroorganismen mit den erfindungsgemäßen Substanzen bekämpft werden können. Der
besondere Vorteil dieses Angriffspunkts der erfindungsgemäßen Substanzen
ist, daß Säugetiere und
insbesondere der Mensch diesen Biosyntheseweg der Folsäure nicht
besitzen, so daß vor
allem Säugetier-Zellen
von den erfindungsgemäßen Substanzen
nicht negativ beeinflußt
werden. Folglich können
die erfindungsgemäßen Substanzen
beispielsweise bei der Behandlung von Krankheiten, insbesondere
von Infektionskrankheiten, im Menschen oder im Tier eingesetzt werden,
ohne weitergehende Nebenwirkungen zu entfalten. In einer besonders
bevorzugten Ausführungsform
dieser Substanzen weisen diese Substanzen Merkmale gemäß der obigen
Beschreibung auf.
Weiterhin
umfaßt
die Erfindung polyzyklische . Makrolactone als Substanzen, die als
Teilstrukturen mindestens ein Oxabicyclo-System und mindestens ein
Michael-System als Doppelbindungssystem aufweisen. Bei dem Michael-System
handelt es sich vorzugsweise um eine trans-Doppelbindung, die sich in Konjugation
mit einem Keton befindet. Besonders bevorzugt ist es, wenn sich
dieses Michael-System beispielsweise an den Positionen C7 bis C9
eines Ringsystems gemäß der allgemeinen
Formel I befindet. Versuche der Erfinder haben gezeigt, daß ein solches
Michael-System vorteilhafterweise direkt an dem Wirkungsmechanismus
der erfindungsgemäßen Substanzen
beteiligt sein kann, indem es beispielsweise mit nukleophilen Aminosäureseitenketten
vorteilhafterweise irreversibel wechselwirkt. Das erfindungsgemäß in den
polyzyklischen Makrolactonen enthaltende Oxabicyclo-System weist Ähnlichkeiten
mit der Lösungskonformation
von Chorismat auf. Die entsprechenden Konformationen von Chorismat
sind zur Erläuterung
in 7A dargestellt. Die erfindungsgemäßen Substanzen
können
daher in gewisser Weise das Substrat Chorismat nachahmen, so daß sich hierdurch
die besondere Wirkung der erfindungsgemäßen Substanzen erklären läßt. Dieses
Oxabicyclo-System kann beispielsweise so ausgestaltet sein, wie
es sich aus den Formeln I bis IV ergibt. Besonders bevorzugt ist
es, wenn sich ein solches Bicyclo-System in der Nähe des beschriebenen
Michael-Systems befindet. Eine bevorzugte Ausführungsform einer solchen Substanz,
die ein Michael-System und ein Oxabicyclo-System aufweist, läßt sich
beispielsweise durch die Formel III beschreiben.
Weiterhin
ist es bevorzugt, wenn die Position C12 in den beispielhaften Substanzen
gemäß den Formeln
I bis IV eine (R)-Konfiguration zeigt. Zur Erläuterung wird auf die 7B verwiesen,
welche Beispiele für die
erfindungsgemäßen Substanzen
in entsprechender Konfiguration zeigt, wobei die hier gezeigten
Formeln von links nach rechts den Formeln II, III und IV entsprechen.
Weiterhin
umfaßt
die Erfindung Substanzen, die dadurch gekennzeichnet sind, daß es sich
dabei um Derivate der oben beschriebenen polyzyklischen Makrolactone
handelt. Bei diesen Substanzen kann es sich um natürlich vorkommende
Substanzen handeln. Andererseits werden hiervon auch Substanzen
umfaßt,
die zumindest zum Teil synthetisch oder auch mit anderen Mitteln
hergestellt sind und beispielsweise von natürlich vorkommenden Substanzen
abgeleitet sein können.
So können
beispielsweise die oben beschriebenen Substanzen als Leitstrukturen
verwendet werden, um entsprechend geeignete Substanzen, die mögli cherweise gegenüber den
Ausgangssubstanzen weitere Vorteile aufweisen, zu entwerfen und
herzustellen. Hierbei kann es sich vorteilhafterweise um antibiotisch
wirksame Substanzen handeln, die ähnliche oder verbesserte antibiotische
Wirksamkeit wie die Ausgangssubstanz haben, die aber beispielsweise
bezüglich
Nebenwirkungen in einem Organismus oder Bioverfügbarkeit in einem Organismus
bessere Eigenschaften aufweisen als die Ausgangssubstanzen. Bezüglich weiterer
Merkmale dieser erfindungsgemäßen Substanzen
wird auf die obige Beschreibung verwiesen.
In
einem weiteren Aspekt umfaßt
die Erfindung pharmazeutische Zusammensetzungen, welche mindestens
eine Substanz gemäß der obigen
Beschreibung und mindestens einen pharmazeutisch akzeptablen Träger aufweisen.
Insbesondere umfaßt
die Erfindung pharmazeutische Zusammensetzungen, welche neben mindestens
einem pharmazeutisch akzeptablen Träger mindestens eine Substanz
aufweisen, welche die Biosynthese der para-Aminobenzoesäure hemmt,
und insbesondere die Synthese der para-Aminobenzoesäure aus
Chorisminsäure
hemmt. Mit diesen pharmazeutischen Zusammensetzungen können vorteilhafterweise Mikroorganismen
und insbesondere Bakterien und/oder Protozoen bekämpft werden.
Besonders
vorteilhaft sind diese pharmazeutischen Zusammensetzungen für die Behandlung
von Infektionskrankheiten verwendbar, welche durch Bakterien verursacht
sind oder zumindest durch Bakterien beeinflußt werden. Ganz besonders bevorzugt
ist es, wenn diese pharmazeutischen Zusammensetzungen zur Bekämpfung von
Gram-positiven Bakterien eingesetzt werden. Weiterhin eignen sich
die pharmazeutischen Zusammensetzungen auch zur Behandlung von Infektionskrankheiten,
die durch andere Mikroorganismen, wie beispielsweise Protozoen,
verursacht oder zumindest beeinflußt werden. Beispiele für infektiöse Protozoen,
die mit den erfindungsgemäßen Substanzen
bekämpft
werden können,
sind Plasmodien, Leishmanien und Trypanosomen, welche für tropische
Infektionskrankheiten (Malaria, Leishmaniose, Afrikanische Schlafkrankheit,
Chagas-Krankheit) verantwortlich sind. Die besonders vorteilhafte
Wirkung dieser pharmazeutischen Zusammensetzungen bzw. der entsprechenden
Substanzen beruht vor allem darauf, daß durch diese Substanzen die
Biosynthese der Folsäure
letztendlich gehemmt wird. Dieser Stoffwechselweg ist nur in den
zu bekämpfenden
Mikroorganismen, insbesondere Bakterien und/oder Protozoen, und
nicht in Tieren oder Menschen vorhanden, welche mit diesen Zusammensetzungen
behandelt werden können.
Besonders vorteilhaft können
hiermit klinisch-pathogene Mikroorganismen bekämpft werden, insbesondere pathogene
multiresistente Bakterien, die auf herkömmliche Antibiotika nicht mehr
ansprechen. Mit sehr großem
Vorteil sind die pharmazeutischen Zusammensetzungen zur Behandlung
von Infektionskrankheiten geeignet, die durch Gram-positive Bakterien
zumindest mitbeeinflußt
werden. Beispielsweise sind mit den erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zusammensetzungen multiresistente und insbesondere Methicillin-resistente
Staphylococcus aureus-Stämme
(MRSA) bekämpfbar.
Es können
beispielsweise auch Infektionskrankheiten behandelt werden, bei
welchen Staphylococcus aureus-Stämme
beteiligt sind, die neben verschiedenen anderen Resistenzen auch
gegen Vancomycin resistent sind. Resistenzen gegenüber Vancomycin
sind bereits verschiedentlich diagnostiziert worden. Eine Behandlung
mit den erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zusammensetzungen kann insbesondere in einem solchen Fall den Patienten
vor dem Tod bewahren, da es ansonsten keine Therapiemöglichkeit
für derartige
super-multiresistente Stämme
gibt. Selbstverständlich
können
die pharmazeutischen Zusammensetzungen auch für die Bekämpfung von pathogenen Mikroorganismen
eingesetzt werden, die keine oder nur wenige Resistenzen gegenüber herkömmlichen
Antibiotika entwickelt haben.
Die
Erfindung umfaßt
auch die Verwendung der oben beschriebenen Substanzen zur Behandlung
von Infektionskrankheiten, die durch Bakterien und/oder Protozoen
zumindest mitbeeinflußt
sind. Weiterhin umfaßt die
Erfindung eine Verwendung der erfindungsgemäßen Substanzen zur Herstellung
eines Medikaments zur Behandlung von Infektionskrankheiten, die
durch Bakterien und/oder Protozoen zumindest mitbeeinflußt sind. Die
Erfindung umfaßt
außerdem
die Verwendung von Substanzen zur Behandlung der genannten Infektionskrankheiten,
wobei die Substanzen die Synthese der para-Aminobenzoesäure hemmen
und insbesondere die Synthese der para-Aminobenzoesäure aus
Chorisminsäure
hemmen. Die Verwendung entsprechender Substanzen zur Herstellung
eines Medikaments zur Behandlung von Infektionskrankheiten, die
von Bakterien und/oder Protozoen zumindest mitbeeinflußt sind,
wird ebenfalls umfaßt.
Ferner umfaßt
die Erfindung ein Verfahren zur Behandlung von Infektionskrankheiten,
welche durch Bakterien und/oder Protozoen zumindest mitbeeinflußt sind,
wobei mindestens eine Substanz im Form einer pharmazeutischen Zusammensetzung
gemäß der obigen
Beschreibung verabreicht wird. Bezüglich weiterer Merkmale dieser
verschiedenen Verwendungen und Verfahren wird auf die obige Beschreibung
verwiesen.
Weiterhin
umfaßt
die Erfindung ein Verfahren zur Bekämpfung von Mikroorganismen,
insbesondere von Bakterien und/oder Protozoen, wobei mindestens
eine der erfindungsgemäßen Substanzen,
die oben beschrieben sind, verwendet wird. Bei einer solchen Bekämpfung von
Mikroorganismen kann es sich beispielsweise um ein Desinfektionsverfahren
handeln. Insbesondere im Krankenhaus oder in anderen medizinischen Einrichtungen
ist es unbedingt erforderlich, daß Oberflächen verschiedenster Art, wie
beispielsweise Oberflächen
von Operationsbesteck oder von Einrichtungsgegenständen, entkeimt
werden, um eine Infektion mit krankheitserregenden Mikroorganismen
zu verhindern. Die erfindungsgemäßen Substanzen
können
in diesem Zusammenhang sehr vorteilhaft eingesetzt werden, dies
geschieht besonders bevorzugt in Kombination mit anderen desinfizierenden
Mitteln.
Die
Erfindung umfaßt
ferner einen Mikroorganismus, der dadurch gekennzeichnet ist, daß er mindestens
eine Substanz produzieren kann, wie sie oben beschrieben ist. In
einer bevorzugten Ausführungsform handelt
es sich bei dem Mikroorganismus um ein Bakterium, wobei dieses Bakterium
vorzugsweise ein Vertreter der Gattung Verrucosispora ist. Besonders
bevorzugt ist es, daß es
sich hierbei um den Bakterienstamm AB 18-032 (DSM 15899) handelt.
Bei dem Bakterienstamm AB 18-032 handelt es sich um den Stamm, aus welchem
die Erfinder die beispielhaft aufgeführten Substanzen isolieren
konnten. Mutanten dieser Mikroorganismen und insbesondere des Stammes
AB 18-032 werden ebenfalls von der Erfindung umfaßt. Die
Erfindung umfaßt
auch andere Mikroorganismen, die entsprechende Substanzen produzieren.
Besonders bevorzugt sind hierbei Mikroorganismen, die beispielsweise
größere Mengen
der erfindungsgemäßen Substanzen
produzieren können.
Mit diesen Mikroorganismen können
mit besonderem Vorteil die Mengen der erfindungsgemäßen Substanzen
hergestellt werden, die für
therapeutische Einsätze
erforderlich sind.
Schließlich umfaßt die Erfindung
ein Verfahren zur Herstellung mindestens einer erfindungsgemäßen Substanz,
wobei hier zunächst
ein Mikroorganismus kultiviert wird, der in der Lage ist, mindestens
eine der beschriebenen Substanzen zu produzieren. Bevorzugterweise
wird die Substanz von dem Mikroorganismus sekretiert, so daß in einem
nächsten
Verfahrensschritt ein Filtrat des Kulturüberstands hergestellt wird,
in welchem sich die gewünschte
Substanz befindet. Dieses Kulturfiltrat oder auch der Kulturüberstand
kann direkt verwendet werden, um die erfindungsgemäßen Substanzen
entsprechend einzusetzen. Andererseits können die Substanzen auch aus
dem Kulturfiltrat oder dem Kulturüberstand isoliert und vorzugsweise
mehr oder weniger gereinigt werden, um so die Substanz in gereinigter
Form zur Verfügung
zu haben. Dies ist vor allem für medizinische
Anwendungen vorteilhaft, da für
den pharmazeutischen Einsatz möglichst
nur gereinigte Substanzen zu verwenden sind, um unerwünschte Wirkungen
anderer Stoffe zu vermeiden. Weiterhin kann es bevorzugt sein, daß die Substanz
nicht sekretiert wird, sondern innerhalb des Mikroorganismus verbleibt.
In diesem Fall wird die Substanz durch geeignete, dem Fachmann bekannte
Methoden aus den kultivierten Mikroorganismen isoliert. Als Mikroorganismus
wird vorteilhafterweise der Stamm AB 18-032 verwendet. Es kann jedoch
auch sehr vorteilhaft sein, einen Mikroorganismus einzusetzen, der
beispielsweise hinsichtlich der Menge der zu produzierenden Substanz
optimiert ist. Eine entsprechende Optimierung kann beispielsweise
durch entsprechende Selektion erfolgen. Die Kultivierung des Mikroorganismus
erfolgt vorzugsweise in Gegenwart von einem Medium, welches mindestens
eine Kohlenstoffquelle, Stickstoffquelle und Mineralsalze enthält. Die anschließende Gewinnung
der Substanzen erfolgt bevorzugt aus dem Kulturfiltrat, kann jedoch
auch direkt aus dem Kulturüberstand
erfolgen. Die Substanzen können
aus dem Kulturfiltrat oder dem Überstand
beispielsweise durch Lösungsmittelextraktion
(z. B. Ethylacetat) isoliert werden. Eine andere Möglichkeit
ist beispielsweise eine Säulenchromatographie
mit einem Polystyrolharz (z. B. Amberlite XAD-16). Eine weitere
Isolierung oder Reinigung kann durch Auftrennung der verschiedenen
Substanzen durch beispielsweise Absorptions- und/oder Ausschlußchromatographie erfolgen.
Durch eine Kristallisation können
die Substanzen in reiner Form gewonnen werden. Gegebenenfalls können die
gereinigten Substanzen mit gängigen
chemischen Verfahren weiter umgesetzt werden. Einzelheiten zu diesem
Herstellungsverfahren erschließen
sich dem Fachmann ohne weiteres.
Einzelheiten
zu den beschriebenen Merkmalen sowie weitere Merkmale der Erfindung
ergeben sich aus der folgenden Beschreibung von Beispielen in Verbindung
mit den Figuren und den Unteransprüchen. Hier bei können die
einzelnen Merkmale jeweils für
sich oder in Kombination miteinander verwirklicht sein.
In
den Figuren zeigen:
1 rasterelektronenmikroskopische
Aufnahme des Stammes AB 18-032,
2 Sequenz
des Gens der 16S rRNA des Stammes AB 18-032 (SEQ ID No. 1),
3 Position
des Stammes AB 18-032 im phylogenetischen Stammbaum der Unterordnung
Mikromonosporineae (Stammbaum nach Saitou, N. & M. Nei (1987), Mol. Biol. Evol.
4: 406-425),
4 Biosyntheseweg
der para-Aminobenzoesäure
(links) und der Folsäure
(rechts),
5 UV-Spektren
der Abyssomicine gemäß den Formeln
II, III und IV,
6 minimale
Hemmkonzentration der Substanz gemäß Formel III (Abyssomicin C)
gegen die multiresistenten Stämme
Staphylococcus aureus N135 und Staphylococcus aureus Mu50,
7(A) diaxiale Konformation von Chorismat
in wäßriger Lösung; (B)
Konfigurations-Strukturformeln der Substanzen gemäß den Formeln
II, III und IV.