DE10343748A1 - Verfahren und Einrichtung zum Zerkleinern partikulärer organischer Substanzen in Suspensionen von Mikroorganismen - Google Patents

Verfahren und Einrichtung zum Zerkleinern partikulärer organischer Substanzen in Suspensionen von Mikroorganismen Download PDF

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Abstract

Verfahren und Einrichtung zum Zerkleinern partikulärer organischer Substanzen in Suspensionen von Mikroorganismen in einem Trägermedium, insbesondere in Abwässern oder Schlämmen biologischer Kläranlagen, wobei die organischen Substanzen in einem Wirkraum Trägheitskräften infolge kurzzeitiger extremer Beschleunigung und unmittelbar darauffolgender Verzögerung des in einem geschlossenen Strömungskanal strömenden Trägermediums ausgesetzt werden. Zum Erzeugen dieser Trägheitskräfte wird das Trägermedium in dem Wirkraum zum Verdampfen und nachfolgend zum Kondensieren gebracht, wobei diese Änderungen des Aggregatzustandes des Trägermediums durch Änderung der Strömungsgeschwindigkeit erfolgt. Infolge der enormen Vergrößerung des Volumens der flüssigen Phase beim Übergang in den Dampfzustand steigert sich die Strömungsgeschwindigkeit des Mediums im gleichen Ausmaß. Das hat zur Folge, dass auf die Beladung der flüssigen Phase extreme Beschleunigungskräfte ausgeübt werden, die unmittelbar darauf bei Kondensation des Dampfes in die flüssige Phase wieder in Verzögerungskräfte übergehen. Durch entsprechende Wahl der Strömungsgeschwindigkeit des Trägermediums in dem Wirkraum können unterschiedliche Behandlungsarten der Suspension gewählt werden, die vom Aufbrechen großer Flocken über die Zerstörung fadenförmiger Bakterien bis hin zum vollständigen Zellaufschluss reichen.

Description

  • Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zum Zerkleinern partikulärer organischer Substanzen in Suspensionen von Mikroorganismen in einem Trägermedium, insbesondere in Abwässern oder Schlämmen biologischer Kläranlagen.
  • Bei der Aufbereitung von Abwasser in industriellen und kommunalen biologischen Kläranlagen nach dem sogenannten Belebungsverfahren entsteht durch Verstoffwechselung biologisch abbaubarer Stoffe durch Bakterien Klärschlamm in Form von Bakteriensuspensionen. Da dieser Klärschlamm aufgrund von Gesetzen und wirtschaftlichen Zwängen nur noch beschränkt deponiert, verbrannt oder landwirtschaftlich verwertet werden kann, kommt der Verringerung oder Vermeidung von Klärschlamm eine immer größere Bedeutung zu.
  • Als ein Verfahren der Abfallverminderung wurde in den letzten Jahren der mechanische Zellaufschluss (Desintegration) der im Klärschlamm enthaltenen Organismen untersucht. Bei der Desintegration von Klärschlämmen ist beabsichtigt, die Zellwände der Mikroorganismen im Klärschlamm zu zerstören und die Zellinhalte freizusetzen.
  • Dieser Zellaufschluss verfolgt im wesentlichen zwei Zielsetzungen. Zum einen soll die anaerobe Schlammbehandlung durch einen beschleunigten und verstärkten Abbau verbessert werden. Diese Beschleunigung beruht auf der mechanischen Unterstützung der Hydrolyse, da der Zellaufschluss zu einer Freisetzung des leicht abbaubaren Zellinnenwassers führt. Zusätzlich sollen fakultativ anaerobe Mikroorganismen aufgeschlossen werden, die ansonsten teilweise den Faulprozess überleben können und im Faulschlamm für den Restgehalt an organischen Stoffen mit verantwortlich sind. Durch den Zellaufschluss sollen sie dem verstärkten Abbau zugänglich gemacht werden.
  • Zum anderen soll die Desintegration die Möglichkeit eröffnen, das Zellinnenwasser, das organische Substanzen wie Protein und Polysaccharine enthält, als interne Kohlenstoffquelle zu verwenden. Dadurch sollen sowohl eine Verringerung der Schlammmenge und Faulzeit als auch eine Erhöhung der Menge von energetisch verwertbarem Faulgas erreicht werden. Weitere Vorteile sind unter anderem die Zerstörung von Schwimmschlamm und Fadenbakterien sowie eine Verbesserung der Absetzeigenschaften der Schlämme.
  • Einen Überblick über die herkömmlichen mechanischen Desintegrationsverfahren geben N. Dichtl, J. Müller, E. Englmann, F. W. Günthert und M. Osswald in einem Aufsatz "Desintegration von Klärschlamm – ein aktueller Überblick" in "Korrespondenz Abwasser" 1997 (44) Nr. 10, S. 1726 bis 1738 ff. Danach eignen sich für den großtechnischen Einsatz vor allem
    • – die Rührwerkskugelmühle,
    • – der Hochdruckhomogenisator und
    • – der Ultraschallhomogenisator.
  • Während der Zellaufschluss in der Rührwerkskugelmühle in einem zylindrischen, mit Mahlkugeln aus Hartglas oder Keramik gefüllten Mahlraum durch die Rotation der Kugeln bewirkt wird, werden zum Aufschluss der Zellen im Ultraschall- und im Hochdruckhomogenisator Kavitationsvorgänge genutzt.
  • Allen bekannten Verfahren zur mechanischen Desintegration ist gemeinsam, dass der Kosten- und Energieaufwand zur Erzeugung der Kavitationsvorgänge, durch welche die eine Aufspaltung der Zellwände der Mikroorganismen bewirkenden Kräfte entstehen, sehr hoch ist. Das gilt sowohl für die Herstellung als auch für den Betrieb und die Wartung von Hochdruck- und Ultraschallhomogenisatoren. Während bei den Hochdruckhomogenisatoren sehr hohe Drücke erzeugt werden müssen, die eine hohe Pumpenkapazität erfordern, wird bei Ultraschallverfahren eine große Menge elektrischer Energie zur Speisung der Sonotroden benötigt. Ein Nachteil der Nutzbarmachung von Kavitationserscheinungen in diesem Zusammenhang ist weiterhin, dass es zu Ablöseerscheinungen an den Geräten und Materialien kommt, weshalb speziell für verschleißintensive Bauteile, wie zum Beispiel die Ultraschallsonotroden, kostspielige Materialien, wie zum Beispiel Titan, verwendet werden müssen.
  • In der nicht vorveröffentlichten DE 102 14 689.6-44 ist zur Verringerung des Energie- und Ausrüstungsaufwandes bei der Erzeugung von Kavitationserscheinungen schon vorgeschlagen worden, für den Aufschluss organischer Substanzen nicht maschinen- und energietechnisch aufwändige Ultraschall- oder Hochdruckdesintegratoren einzusetzen, sondern die Suspension unter Druck durch eine Düse mit sich zunächst verengendem und dann wieder erweiterndem Querschnitt, eine sogenannte Lavaldüse, zu fördern. Dabei wird durch die Verringerung des Querschnitts die Fließgeschwindigkeit der Suspension derart erhöht, dass der Druck unter den Dampfdruck der Trägersubstanz, also Wasser, absinkt, während beim Durchströmen des sich anschließend wieder erweiternden Querschnitts durch Druckausgleich kollabierende Kavitationsblasen erzeugt werden.
  • Die Behandlung von solchen Suspensionen durch Verfahren mit Kavitationserscheinungen hat zwar einen gewissen Erfolg erbracht, d. h. es gelingt eine Erhöhung der Ausbeute an Faulgas sowie eine Verringerung des Klärschlammanteils, es ist aber nicht zweifelsfrei zu klären, ob diese Wirkungen durch im Strömungskanal auftretende Scherbeanspruchungen, durch das Entstehen und das Zusammenfallen der Kavitationsblasen oder durch andere, bislang nicht zweifelsfrei geklärte Erscheinungen verursacht werden. Jedenfalls hat das Entstehen und Zusammenfallen der Kavitationsblasen in einer Art Implosion im Grunde nur lokale Wirkung, verursacht aber nicht primär eine Zerstörung der Zellen und somit den Aufschluss der Mikroorganismen.
  • Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Möglichkeit zu schaffen, durch welche mit ähnlich geringem Material- und Energieaufwand ein gezielter Aufschluss der Mikroorganismen im Sinne einer Zerstörung der Zellen erreicht werden kann.
  • Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den im Anspruch 1 genannten Merkmalen gelöst.
  • Gegenstand der Erfindung ist noch eine Einrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens gemäß Anspruch 8.
  • Vorteilhafte Weiterentwicklungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
  • Erfindungsgemäß wird die desintegrierende Wirkung auf hydrodynamischem Wege erreicht. Dabei liegt der Erfindung der Gedanke zugrunde, im Zuge der Förderung der Suspension in einem geschlossenen Strömungskanal, insbesondere einer Rohrleitung, einen Wirkraum zu schaffen, in dem die Fließgeschwindigkeit des Trägermediums der Suspension, also des Wassers, so gesteigert wird, dass durch den dadurch bedingten Druckabfall der Dampfdruck deutlich unterschritten wird, so dass nicht nur Kavitationsblasen entstehen, die sogleich wieder zusammenfallen, sondern dass die flüssige Phase praktisch vollständig in Dampf verwandelt wird, der allerdings unmittelbar nach Verlassen dieses Wirkraumes sogleich wieder kondensiert.
  • Infolge der enormen Vergrößerung des Volumens der flüssigen Phase beim Übergang in den Dampfzustand steigert sich die Strömungsgeschwindigkeit des Mediums im gleichen Ausmaß. Das hat zur Folge, dass auf die Beladung der flüssigen Phase, also auf die Bakterien und sonstigen Partikel, die von dem Dampfstrom mitgerissen werden, extreme Beschleunigungskräfte ausgeübt werden, die unmittelbar darauf bei Kondensation des Dampfes in die flüssige Phase wieder in Verzögerungskräfte übergehen. Infolge der Trägheit der Partikel, insbesondere der Zellkerne gegenüber dem Plasma und der Plasmahaut, werden dabei durch die Aggregatszustandsänderung des die Mikroorganismen umgebenden Trägermediums auf diese Kräfte ausgeübt, die über Veränderungen der Struktur von Schlammflocken und über Veränderungen der Eigenschaften an der Membranoberfläche bereits zu Effekten führen, ohne dass die Mikroorganismen total zerstört und deren Inhaltsstoffe freigesetzt werden. Insbesondere durch Dehnung der Membranoberflächen der Mikroorganismen durch die Trägheitskräfte, die noch nicht zum Zerreißen führen, können schon oberflächenaktive Stoffe von den Mikroorganismen abgelöst werden, bis die Trägheitskräfte schließlich zu einem Zerreißen der Plasmahaut und somit einer Zerstörung der Zellen führen.
  • Von besonderem Vorteil ist, dass durch entsprechende Wahl der Strömungsgeschwindigkeit des Trägermediums in dem Wirkraum unterschiedliche Behandlungsarten der Suspension gewählt werden können, die vom Aufbrechen großer Flocken über die Zerstörung fadenförmiger Bakterien bis hin zum vollständigen Zellaufschluss reichen.
  • Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigt
  • 1 eine schematische Darstellung einer Förderstrecke mit Pumpe und Wirkraum nach der Erfindung, die
  • 2 und 3 diagrammartige Darstellungen des Druckverlaufs der Suspension im Bereich des Wirkraums,
  • 4 eine schematische Darstellung der Bildung eines Wirkraums durch eine Drosselstelle in einer Rohrleitung,
  • 5 eine diagrammartige Darstellung unterschiedlicher Behandlungsarten und
  • 6 ein Schema einer Desintegrationsanlage mit einer Einrichtung nach der Erfindung.
  • Wesentliches Merkmal der Erfindung ist – physikalisch gesehen – ein Wirkraum, der sich im Zuge der Förderung der zu behandelnden Suspension durch einen Strömungskanal ausbildet. In 1 ist schematisch angedeutet, wie die Suspension praktisch aus der Ruhe eines Behälters (Anfangsgeschwindigkeit u ≈ 0) bei Umgebungsdruck p0 mittels einer Pumpe 1 unter Einsatz äußerer Energie/Zeit Pel durch eine Rohrleitung 2 in einen Wirkraum 3 einer Desintegrationseinrichtung gefördert wird. In diesem Wirkraum 3 wird das Trägermedium, also das Wasser, durch Aggregatzustandsänderung Phasen extremer Beschleunigung und Verzögerung unterworfen, bevor es diesen danach im anschließenden Strömungspfad 4 mit der Strömungsgeschwindigkeit u bei Umgebungsdruck p0 wieder verlässt.
  • Erfindungsgemäß wird angestrebt, die Strömungsgeschwindigkeit u im Eintrittsbereich des Wirkraumes 3 so zu steigern, dass in dem Wirkraum selbst keine detaillierten Dampfblasen und keine übliche Kavitation mehr entstehen können, sondern dass ein Übergang zu einer kompletten Dampfströmung erreicht wird, die an der gesamten Oberfläche der Beladung des Trägermediums, also den Mikroorganismen, angreift, so dass auf diese ein Beschleunigungseffekt wirkt, der unmittelbar danach wieder in eine Verzögerung infolge Kondensation des Dampfes übergeht. Durch diesen kombinierten Beschleunigungs- und Verzögerungseffekt, der ins Innere der Mikroorganismen wirkt, wird im Endeffekt deren Zellmembran zerstört und werden Zellplasma sowie Zellkern freigesetzt.
  • In 2 sind in einem Druckdiagramm in Abhängigkeit von der Förderstrecke x Anstieg und Abfall des statischen Drucks der Suspension dargestellt. Während der Druck vor der Pumpe 1 dem Umgebungsdruck p0 entspricht, steigt er entsprechend der elektrischen Leistung Pel der Pumpe 1 auf den Betriebsdruck pp an, um in dem Wirkraum 3 der Desintegrationseinrichtung auf einen Druck pK abzusinken, der unter dem Dampfdruck p0 des Trägermediums liegt. Nach dem Verlassen des Wirkraumes 3 und der Durchströmung des Pfades 4 stimmt der statische Druck in der Suspension wieder mit dem Umgebungsdruck p0 überein.
  • Aus 3, die ein Diagramm der Strömungsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Förderstrecke zeigt, ist ersichtlich, wie durch die Erhöhung der Fließgeschwindigkeit des Wassers die kinetische Energie/Volumen der Wasserströmung bis auf einen Höchstwert ρw·uK 2/2am Eintritt in den Wirkraum ansteigt, so dass sich in dem Wirkraum infolge des Abfalls des statischen Drucks unter den Dampfdruck die Dampfströmung ausbilden kann. Diese Dampfströmung kann zur Zerkleinerung bzw. Zerstörung der zellularen Strukturen genutzt werden, bevor sie durch Kondensation wieder auf die kinetische Energie/Volumen in der sich anschließenden Rohrleitung 4 abfällt. Hierin bedeuten ρw die Dichte des Trägermediums (bei Wasser zum Beispiel ρw = 10 kg/m3) und uK die Strömungsgeschwindigkeit beim Eintritt in den Wirkraum.
  • Praktisch lässt sich der die Grundlage der Erfindung bildende Wirkraum 3 durch eine im Strömungskanal 5 angeordnete Drossel oder Blende 6 realisieren, durch welche der Querschnitt des Strömungskanals 5 sehr stark verengt wird (4). Durch Erhöhung des Drucks auf die Suspension durch entsprechende Pumpeinheiten und Wahl des Durchmessers d der Drossel lässt sich über die Länge l der Drosselstelle die Strömungsgeschwindigkeit der Suspension so steigern, dass der Dampfpunkt unterschritten wird, dass also das Trägermedium, nämlich Wasser, vollständig in die Dampfphase übergeht.
  • Je nach Eintrittsgeschwindigkeit der Suspension in den Wirkraum sind die Aufschlussgrade der zellularen Strukturen unterschiedlich; hieraus lassen sich unterschiedliche Behandlungsarten X ableiten, die sich als Multiplikator für eine universelle, gewissermaßen ideale Geschwindigkeit uW,id von etwa 14 m/s definieren lassen. Dies kann anhand eines Diagramms gemäß 5 erläutert werden.
  • Die universelle Wassergeschwindigkeit uw,id ist gewissermaßen die "kritische" Geschwindigkeit, bei der sich rein rechnerisch bereits die ersten Kavitationserscheinungen zeigen müssten, die aber, bedingt durch Reibungs- und sonstige Verluste, tatsächlich erst bei etwa dem doppelten Wert, also bei uw 28 m/s auftreten. Hieraus folgt, dass der Zustand X = 1 nur die kritische Geschwindigkeit definiert, so dass erst der Zustand X = 2 mit einer Wassergeschwindigkeit von uw ≈ 28 m/s mit dem Beginn der Änderung der Flockenstruktur als Behandlungstufe bezeichnet werden kann. Die Behandlungsstufe X = 3 mit uw ≈ 42 m/s bewirkt bereits eine Beeinflussung der Membranoberflächen mit Freisetzung oberflächenaktiver Stoffe bis hin zur Zerstörung der fadenförmigen Bakterien, während die Behandlungsart X = 4 mit uw >≈ 50 m/s den Beginn von Zellaufschlüssen, d. h. die Zerstörung der Membranen mit Freisetzung der Inhaltsstoffe bewirkt.
  • Die Öffnungsweite d der Drossel und deren Länge l (4) werden zweckmäßig so gewählt, dass insbesondere die Beschleunigungsphase und die Verzögerungsphase zur Zerstörung der Mikroorganismen ausgenutzt werden können. Zugleich kann durch entsprechende Wahl des Verhältnisses von d : l auch der Energieeinsatz minimiert werden. Als vorteilhaft hat sich ein Verhältnis d : l = 1 : 5 erwiesen.
  • Beim Betrieb einer solchen Anlage werden im Staubereich vor der Drossel und im Entspannungsbereich dahinter im Betrieb der Anlage Ablagerungen entstehen, die in 4 bei 6 anzudeuten versucht wurde. Eine solche Querschnittsveränderung, die unter Umständen auch geräuschvermindernd wirken kann, ähnelt etwas der bekannten Lavaldüse.
  • Als Beispiel für die technische Anwendung der Erfindung zeigt 6 schematisch eine Anlage 10, die Teil eines zweistufigen Desintegrationsverfahrens für Abwasser, Klärschlamm oder dergleichen ist. Eine solche Suspension von Mikroorganismen wird dabei in Richtung des Pfeils 11 durch die Einrichtung 10 gefördert, die aus einer Rohrleitung 12, einer Förderpumpe 13 und einer in erfindungsgemäßer Weise einen Wirkraum umfassenden Desintegrationsvorrichtung 14 besteht.
  • Vorzugsweise wird als erste Stufe des Desintegrationsverfahrens eine Homogenisierungsvorrichtung, zum Beispiel ein Zerkleinerungsgerät 15, vorgeschaltet, das zu einer möglichst gleichmäßigen Korngrößenverteilung in der Suspension beitragen soll und den Wirkraum vor groben Stoffen schützt. Danach wird die Suspension mittels der Förderpumpe 13 durch die eigentliche Desintegrationsvorrichtung 14 gefördert, wo erfindungsgemäß die gewünschte Zerstörung der Aggregate und der Zellaufschluss bewirkt werden.
  • In dem Ausführungsbeispiel der 6 befindet sich der Wirkraum im zentralen Durchgang einer Düse 16 mit entsprechend geringem Querschnitt. Vorteilhafterweise verengt sich der Förderquerschnitt der Rohrleitung 12 stetig auf den geringen Querschnitt, um sich danach in entsprechender Weise wieder zu erweitern. Zweckmäßigerweise befindet sich die Düse 16 in einem vertikal verlaufen Ast der Rohrleitung 12, um etwaige Auswirkungen der Schwerkraft auf die Vorgänge in dem Wirkraum auszuschließen.
  • Als Beispiel für die Bemessung der Desintegrationsdüse 16 kann die Behandlung eines Überschussklärschlamms mit 5–10% Trockenmasse und einem Betriebsvolumenstrom V .B = 12 m3/h zugrundegelegt werden.
  • Zur Behandlung der Beladung der Suspension aus Mikroorganismen wird eine Geschwindigkeit uw,B des am Eintritt in den Wirkraum noch flüssigen Trägermediums (Wasser) uw,B = X·uw,id gewählt. Darin bedeuten X den Multiplikator der Behandlungsart und uw,id die für das Trägermedium Wasser universelle Geschwindigkeit von 14 m/s. Die Behandlung des Überschussschlamms soll mit X = 3 durchgeführt werden, die in der Regel die gewünschten biologischen Wirkungen im Faulturm sicherstellt (5). Mit der so gewählten Geschwindigkeit uw,B = 42 m/sergibt sich zusammen mit dem vorgegebenen Betriebsvolumenstrom V .B = 12 m3/h der erforderliche Durchmesser d des Wirkraums:
    Figure 00100001
  • Die Länge des Wirkraums wird mit l = 50 mm so gewählt, dass die Aggregatzustandsänderung des Trägermaterials (Wasser → Wasserdampf) über den ganzen Wirkraum sichergestellt ist und damit die von der Pumpe in das System eingetragene Energie möglichst intensiv im Wirkraum zur Behandlung der Beladung (Mikroorganismen) genutzt wird.
  • Zur Dimensionierung der Pumpe wird die benötigte Druckerhöhung Δp mit dem Staudruck am Eintritt in den Wirkraum bei Beachtung der Dichte des noch flüssigen Trägermaterials (Wasser) mit ρw = 103 kg/m3 zu
    Figure 00100002
    abgeschätzt und danach die erforderliche hydraulische Leistung mit
    Figure 00100003
    berechnet. Grundlage der Berechnung ist die Erkenntnis, dass die hydraulische Pumpenleistung letztlich allein zur Erzeugung der erforderlichen Eintrittsgeschwindigkeit uw,B benötigt wird. Phyd entspricht somit der kinetischen Energie/Zeit der in den Wirkraum eintretenden Strömung.
  • Mit dem mechanisch-hydraulischen Wirkungsgrad η ≈ 0,5 einer beispielsweise einsetzbaren hydrostatischen Schneckenpumpe kann schließlich noch die von der Pumpe aus dem elektrischen Netz entnommene Leistung P = Pel = Phyd/η = 6 kWangegeben werden.

Claims (11)

  1. Verfahren zum Zerkleinern partikulärer organischer Substanzen in Suspensionen von Mikroorganismen in einem Trägermedium, insbesondere in Abwässern oder Schlämmen biologischer Kläranlagen, dadurch gekennzeichnet, dass die organischen Substanzen in einem Wirkraum Trägheitskräften infolge kurzzeitiger extremer Beschleunigung und unmittelbar darauffolgender Verzögerung des in einem geschlossenen Strömungskanal strömenden Trägermediums ausgesetzt werden.
  2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Trägermedium in dem Wirkraum zum Verdampfen und nachfolgend zum Kondensieren gebracht wird.
  3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Änderungen des Aggregatzustandes des Trägermediums durch Änderung der Strömungsgeschwindigkeit erfolgt.
  4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit durch Verengung des Querschnittes des Strömungskanals erfolgt.
  5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Suspension mehrfach nacheinander behandelt wird.
  6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Suspension mehrfach durch denselben Wirkraum gefördert wird.
  7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Suspension durch den Wirkraum mit vertikaler Förderrichtung von unten nach oben gefördert wird.
  8. Einrichtung zum Durchführen des Verfahrens nach Anspruch 1 mit einer Rohrleitung zur Förderung der Suspension und einer Förderpumpe, dadurch gekennzeichnet, dass in der Rohrleitung nach der Förderpumpe eine Drosselstelle als Wirkraum angeordnet ist.
  9. Einrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Durchmesser (d) und die Länge (l) der Drosselstelle etwa im Verhältnis von 1 : 5 zueinander stehen.
  10. Einrichtung nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Querschnitt des Strömungskanals sich vor der Drosselstelle auf deren Durchmesser verengt und danach wieder erweitert.
  11. Einrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Verengung und die Erweiterung des Strömungsquerschnitts stetig verlaufen.
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