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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Behandlung von Klärschlamm, Abwasser und Suspensionen
partikulärer Substanzen.
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Bei
der biologischen Abwasserreinigung in industriellen oder kommunalen
Kläranlagen kommt üblicherweise das Belebtschlammverfahren
(auch als "Belebungsverfahren" bezeichnet) zum Einsatz. Bei dem
Belebtschlammverfahren wird das Abwasser durch die Stoffwechselaktivität
von in der Biomasse enthaltenen aeroben Mikroorganismen von organischen
Verunreinigungen gereinigt. Die Biomasse stellt eine Mischbiozönose
von verschiedenen Arten von Mikroorganismen dar, von denen der Hauptanteil flockenbildende
Bakterien und fädige Bakterien sind. Bei dem Belebtschlammverfahren
wird die Biomasse üblicherweise in einem Nachklärbecken
oder Absetzbecken von dem gereinigten Abwasser durch Sedimentation
getrennt, am Beckenboden abgezogen und teilweise als Rücklaufschlamm
in das Belebungsbecken sowie teilweise als Überschussschlamm
der Faulung zugeführt.
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Für
die biologische Verstoffwechselung organischer Substanzen durch
die im Klärschlamm enthaltenen Mikroorganismen ist eine
ausreichende Belüftung des Abwasser-Belebtschlamm-Gemisches mit
Sauerstoff erforderlich. Diese erfolgt üblicherweise durch
Belüfter, mit deren Hilfe Druckluft oder Reinsauerstoff
in das Abwassergemisch eingebracht wird. Der Sauerstoff wird zur
Oxidation von Kohlenwasserstoffverbindungen und Ammonium benötigt.
Beispielsweise ist der Sauerstoff (O2) notwendig,
um das auf manche Bakterien toxisch wirkende Ammonium (NH4) über die Zwischenstufe Nitrit
(NO2) zu Nitrat (NO3)
zu oxidieren. Dieser Prozess wird auch als Nitrifikation bezeichnet
und setzt die dafür notwendigen Bakterien (Nitrifikanten)
und eine ausreichende Menge an gelöstem Sauerstoff voraus.
Daraus ergibt sich, dass für den stabilen Betrieb einer
Abwasserreinigungsanlage eine optimale Versorgung mit Sauerstoff
gewährleistet sein muss. Zur Bemessung des zur Verstoffwechselung
organischer Substanzen notwendigen Sauerstoffes dient der sogenannte
chemische Sauerstoffbedarf (CSB). Dieser gibt Aufschluss über
die Leistungsfähigkeit und Stabilität einer Abwasserreinigungsanlage
im Belebschlammverfahren.
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Neben
einer ausreichenden Belüftung ist ferner die mittlere Aufenthaltsdauer
des Bakterienschlammes bei Abwasserreinigungsanlagen zu berücksichtigen,
die auch als Schlammalter bezeichnet wird. Über das Schlammalter
kann sichergestellt werden, dass die Verweildauer der Mikroorganismen
im Klärbecken lange genug ist, dass auch langsam wachsende
Bakterien mit einer längeren Generationszeit Zeit für
das Wachstum haben. Dazu zählen insbesondere Bakterien,
die für den Stoffwechsel der Nitfrikation zuständig
sind. Das Schlammalter ist von der Schlammmenge im System und dem
täglich anfallenden Schlammüberschuss aufgrund
des Ansteigens der Biomasse abhängig. Neben der Nitrifikation laufen
noch weitere Prozesse ab, wie z. B. die Denitifrikation (Reduktion
von Nitrat zu molekularem Stickstoff) oder die Entfernung von Phosphat
in dem Belebtschlammverfahren.
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Bei
dem Belebtschlammverfahren ist – wie anfangs bereits erwähnt – die
Abtrennung der Biomasse im Nachklärbecken ein wesentlicher
Bestandteil. Aufgrund der in der Biomasse vorliegenden Mischbiozönose
aus flockenbildenden Bakterien und fädigen Mikroorganismen
ist das Verhältnis dieser Bakterienarten im Belebtschlamm
für die Sedimentation der Biomasse von erheblicher Bedeutung.
Ein Problem bei Abwasserreinigungs- und Kläranlagen besteht
in der Bildung von unerwünschtem Blähschlamm und
Schwimmschlamm, die durch ein vermehrtes Wachstum von fädigen
Bakterien zustande kommen. Die fädigen Bakterien haben
die Eigenschaft, sich zu größeren Aggregaten zu
aggregieren, wodurch der oben beschriebene Eindick- und Absetzvorgang
des belebten Schlammes erheblich behindert wird. Dies hat zur Folge,
dass ein großer Biomasseverlust aus dem Nachklärbecken
(sogenannter Schlammabtrieb) auftritt und der Gehalt an Biomasse
im System absinkt. Dadurch kann sich auch die Reinigungsleistung
der Abwasserreinigungsanlage bzw. Kläranlage vermindern.
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Neben
dem durch fädige Mikroorganismen verursachten Blähschlamm
wirkt sich auch die Schwimmschlammbildung nachteilig auf den Betrieb von
Abwasserreinigungsanlagen bzw. Kläranlagen aus. Schwimmschlamm
entsteht insbesondere durch Denitrifikation und Entwicklung von
Bakterien mit lipophilen Oberflächen.
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Um
die Bildung von Blähschlamm und Schwimmschlamm bei Kläranlagen
zu verhindern oder zumindest zu vermindern, sind im Stand der Technik
verschiedene Verfahren bekannt, um die Mischbiozönose in
der Biomasse des Belebtschlammes zugunsten flockenbildender Bakterien
zu beeinflussen und die Bildung von Aggregaten fadenförmiger
Bakterien zu vermeiden.
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Aus
der
DE 195 17 381 und
der
DE 198 43 862 sind
Verfahren bekannt, bei denen Klärschlamm in Kläranlagen
mit Ultraschall behandelt wird. Bei der Ultraschallbehandlung werden
auch zelluläre Strukturen der Mikroorganismen zu einem
gewissen Grad zerstört. Allerdings sind Ultraschallsonotroden
sehr kostspielig und verbrauchen eine große Menge elektrischer
Energie. Des Weiteren ist der Aufschluss der Mikroorganismen und
die Homogenität der Schlammzersetzung nicht zufriedenstellend.
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In
der Zeitschrift
"Wasser/Abwasserpraxis" (WRP) Nr. 3, 1999,
Seiten 25 bis 31, wird eine mechanische Zerkleinerung von
Bläh- und Schwimmschlämmen unter Verwendung einer
Rührwerkskugelmühle, einem Scherspalt-, einem
Ultraschall- oder einem Hochdruckhomogenisator vorgeschlagen. Allerdings
führen diese Verfahren nicht zu dem erwünschten
Desintegrationsgrad, d. h. Zellaufschluss von Mikroorganismen.
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In
der
WO 03/042109 ,
US 6,200,486 und
US 6,505,648 werden ein
Verfahren und eine Vorrichtung zur Behandlung von wässrigen
Suspensionen organischer Substanzen bzw. Klärschlamm unter Ausnutzung
von Kavitationskräften beschrieben.
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Als
Kavitation wird die lokale Entstehung und Auflösung von
Blasen oder Hohlräumen in Flüssigkeiten infolge
von Druckschwankungen bezeichnet. Die Kavitationsblasen entstehen,
indem der statische Druck unterhalb des Dampfdruckes der Flüssigkeit abgesenkt
wird, wodurch sich einzelne Dampf- oder Gasblasen bilden. Nach dem
Gesetz von Bernoulli ist der Druck in einer Flüssigkeit
umso geringer, je höher die Geschwindigkeit ist. Mit steigender
Fließgeschwindigkeit der Flüssigkeit kommt es
zu einer weiteren Druckabsenkung. In die so entstandenen Blasen
bzw. Hohlräume diffundieren die in der Flüssigkeit
gelösten Gase hinein. Steigt der Druck in der Flüssigkeit
wieder an, kondensiert der Dampf in den Blasen bzw. Hohlräumen
und die Gasblasen kollabieren durch den äußeren
Druck schlagartig. Dadurch entstehen sehr hohe lokale Druck- und
Temperaturspitzen. Des Weiteren wird das Gas in der Blase ionisiert
und es entstehen Radikale, die chemisch reaktiv sein können.
Ferner werden durch das Kollabieren der Blase extreme lokale Schock-
und Druckwellen erzeugt, bei denen es zu einem Flüssigkeitsstrom durch
den Unterdruck der kollabierten Blase kommt. Diese Flüssigkeitsströme
werden häufig als „Mikrojets" oder „Flüssigkeitsjets"
bezeichnet.
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Bei
den in den oben genannten Patentschriften offenbarten Verfahren
wird die Suspension unter Druck durch eine Düse mit sich
zunächst verengendem und dann wieder erweiterndem Querschnitt
hindurch befördert. Durch die Verringerung des Querschnittes
wird die Fließgeschwindigkeit der Suspension so stark erhöht,
dass der Druck der Flüssigkeit (typischerweise Wasser)
unter den Dampfdruck absinkt, wodurch es zur Bildung von lokalen,
mit Gas gefüllten Kavitationsblasen kommt. Bei dem sich
anschließend wieder erweiternden Querschnitt der Düse
kommt es infolge der plötzlichen Abnahme der Strömungsgeschwindigkeit
zu einem Druckanstieg und zu einem Kollabieren der Kavitationsblasen.
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Die
im Stand der Technik beschriebenen Kavitationsverfahren weisen jedoch
drastische Nachteile auf. Es kann zum einen zu Materialbeschädigungen
kommen, da die schnelle Bildung und Auflösung von Kavitationsblasen
und den damit verbundenen Druck- und Temperaturspitzen Abriebe an
der Oberfläche der Düse hervorrufen können.
Die von den Blasen ausgehenden Schockwellen und Flüssigkeitsjets
besitzen zwar die Kraft, um Partikelagglomerate aufzulösen.
Andererseits führt das Kollabieren der Blasen dazu, dass
im Bereich von Oberflächen erhebliche Materialabnutzungen
zu beobachten sind. In anderen Bereichen, bei denen Kavitationsphänomene
auftreten, wie z. B. bei einem Schiffspropeller, wird dieser Effekt
als „Kavitationsfraß" bezeichnet. Dabei wird das
Oberflächenmaterial durch die hohen mechanischen Beanspruchungen
langsam herausgelöst. Nach einiger Zeit können
aus der Oberfläche sogar größere Bestandteile
herausbrechen, bis das Material unbrauchbar ist. In einigen Bereichen
macht man sich diese durch Kavitation verursachten Materialabtragungen
zur Reinigung von verschmutzten Objekten, beispielsweise unter Verwendung
von Ultraschallbädern, positiv zunutze. Für die hydrodynamische
Desintegration von Klärschlamm ist eine solche Materialabtragung
jedoch unerwünscht.
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Um
den Nachteilen der Kavitation wie Materialabtragung oder unzureichendem
Aufschluss durch lediglich lokal auftretende Kavitationsblasen entgegenzutreten,
wurden in der
WO 2005/028375 ein
Verfahren und eine Vorrichtung zum Zerkleinern partikulärer
organischer Substanzen in Suspensionen von Mikroorganismen vorgeschlagen,
bei denen die Bildung von Kavitationsblasen vermieden wird, indem
die Strömungsgeschwindigkeit des Trägermediums
(d. h. der (Klärschlamm)-Suspension) durch einen eine Verengung
aufweisenden Wirkraum so hoch ist, dass das Trägermedium
von seiner Flüssigphase nahezu vollständig in
eine homogene Dampfphase übergeht. Üblicherweise
wird hierzu die zu behandelnde Suspension durch eine Düse
durchgeführt, die in ihrem Eintrittsbereich und in ihrem
Austrittsbereich einen größeren Durchmesser aufweist als
der Querschnitt im zentralen Verengungsbereich. Dadurch werden die
in der Suspension enthaltenen Mikroorganismen oder Partikelagglomerate
einer kurzzeitigen Extrembeschleunigung und anschließend,
wenn die Dampfphase im Austrittsbereich wieder zurück in
die Flüssigphase kondensiert, einer extremen Verzögerung
ausgesetzt. Durch diese auf die Mikroorganismen und Partikelagglomeraten
wirkenden Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte
werden letztendlich die erwünschten Wirkungen wie z. B. Zellaufschluss
und kavitationsfreie Desintegration erreicht und gleichzeitig die
lokal auftretenden unerwünschten Kavitationserscheinungen
mit den oben beschriebenen Nachteilen vermieden.
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Obgleich
die oben beschriebenen Verfahren bei Anwendung auf Klärschlamm
zu einer Verminderung von Blähschlamm, Schwimmschlamm und/oder Schaum
führen und der Anteil von fädigen Bakterien gegenüber
flockenbildenden Bakterien abnimmt, ist der Desintegrationsgrad
und die biologische Aktivität des desintegrierten Klärschlammes
noch steigerungsfähig.
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Es
ist daher ein Ziel der vorliegenden Erfindung, die biologische Aktivität
des desintegrierten Klärschlammes und damit die Leistungsfähigkeit
von Abwasserreinigungsanlagen signifikant zu erhöhen.
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Zur
Messung der biologischen Aktivität des aufgeschlossenen
Klärschlammes im Belebungsverfahren wird üblicherweise
der chemische Sauerstoffbedarf (CSB-Wert) herangezogen. Der CSB-Wert
ist ein Maß für die Summe aller im Wasser vorhandenen,
unter bestimmten Bedingungen oxidierbaren Stoffe. Er gibt also die
Menge an Sauerstoff an, die zu der Oxidation dieser Stoffe benötigt
würde, wenn Sauerstoff als reines Oxidationsmittel eingesetzt
werden würde. Da bei einer biologischen Abwasserkläranlage
bei einer ordnungsgemäßen Funktion hauptsächlich
gelöste, biotisch nicht abbaubare organische Stoffe im
Klärschlamm oder Abwasser enthalten sind sowie in geringerem
Umfang auch biotisch abbaubare organische Stoffe und partikuläre
organische Stoffe, kann der CSB-Wert dazu verwendet werden, die
Stoffströme der organischen Kohlenstoffverbindungen in
Abwasserreinigungsanlagen zu beschreiben. Dabei ist es wünschenswert,
eine möglichst günstige Reaktionskinetik des Belebtschlammverfahrens
zu erhalten, um beispielsweise den Anteil biotisch nicht abbaubarer
organischer Stoffe, den Sauerstoffbedarf im Belebungsbecken oder
die biologische Aktivität des Rücklaufschlammes
zu bewerten.
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Es
ist daher in Hinblick auf den bekannten Stand der Technik Aufgabe
der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren bereitzustellen, mit dem
die biologische Aktivität von aufgeschlossenem Klärschlamm,
Abwasser oder sonstigen Suspensionen partikulärer Substanzen
in Abwasserreinigungsanlagen gegenüber den im Stand der
Technik bekannten Verfahren gesteigert wird.
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Diese
Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren und eine Vorrichtung
gemäß Anspruch 1 und Anspruch 13.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren zur Behandlung von
Klärschlamm, Abwasser oder einer Suspension partikulärer
Substanzen umfasst einen vierstufigen Prozess, in dem in einem ersten
Schritt zunächst eine mechanische Zerkleinerung der in dem
Klärschlamm, dem Abwasser oder der Suspension partikulärer
Substanzen enthaltenen groben Bestandteile erfolgt. Dies erfolgt
in einer Zerkleinerungsvorrichtung, in der ein geeignetes Schneidwerk angeordnet
ist. Nach der Zerkleinerung erfolgt in einem zweiten Schritt eine
Homogenisation des zerkleinerten Gemisches in einem Homogenisator.
Im Homogenisator befindet sich ein Umwälzwerk, mit dem
eine Umwälzung der Schlammmasse erfolgt. Vorzugsweise handelt
es sich beim dem Umwälzwerk um eine quer zur Strömungsrichtung
verlaufende Mischachse mit daran angebrachten Mischpaddeln. Durch
den Zerkleinerungs- und Homogenisationsschritt wird sichergestellt,
dass bei dem nachfolgenden Desintegrationsschritt keine strömungsmechanischen
Blockaden auftreten und alle Bestandteile des Schlammes gleichberechtigt
dem Desintegrationsschritt ausgesetzt werden können. Ferner
ist bereits bei der Zerkleinerung und Homogenisation des Klärschlammes
eine Erhöhung des Desintegrationsgrades feststellbar, was
sich in einer Erhöhung des CSB-Wertes wiederspiegelt (siehe 1).
In einer Ausführungsform sind die Zerkleinerung und Homogenisation
Bestandteil eines einstufigen Prozesses.
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Vor
dem Homogenisationsschritt erfolgt üblicherweise eine Eindickung
des Klärschlammes, Abwassers oder der Suspension partikulärer
Substanzen. Vorzugsweise wird eine Eindickung ausgehend von einem
Trockensubstanzwert TS = 0,6% auf einen Trockensubstanzwert TS =
6% angestrebt. Eine Eindickung TS von etwa 6% ist besonders bevorzugt.
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Im
nachfolgenden dritten Schritt des erfindungsgemäßen
Verfahrens, dem eigentlichen Desintegrationsschritt, wird der homogenisierte
Klärschlamm einer Desintegrationsvorrichtung mit einem Wirkraum
zugeführt, in dem das flüssige Trägermedium
des Klärschlammes, üblicherweise Wasser, einer kurzzeitigen
Extrembeschleunigung ausgesetzt wird, wodurch der Dampfdruck des
Trägermediums gegenüber dem Druck in dem Wirkraum
stark abgesenkt wird und das Trägermedium von seiner Flüssigphase
vollständig in die Dampfphase überführt wird.
Dadurch wird ein homogener Dampfstrom erzeugt, der beim Eintritt
in den Wirkraum auf die Schlammteilchen kurzzeitig eine Extrembeschleunigung
ausübt und beim Verlassen des Wirkraumes extreme Verzögerungskräfte
freisetzt, wenn die Dampfphase zurück in die Flüssigkeitsphase
kondensiert. Dazu muss am Ende des konvergenten Kanalteils eine
Strömungsgeschwindigkeit erreicht werden, die größer
als die kritische Geschwindigkeit für einen Phasenwechsel
(Flüssig-Dampf) ist und die allein von der Dichte des Wassers
und dem atmosphärischen Druck geprägt ist. Im
Grenzfall, d. h. wenn die Strömungsgeschwindigkeit der
kritischen Geschwindigkeit entspricht, bildet sich im engsten Kanalquerschnitt
eine Unstetigkeitsfläche aus, über die der Phasenwechsel
von Wasser in Wasserdampf stattfindet.
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Der
Wirkraum besteht im Wesentlichen aus einen eine zentrale Verengung
aufweisenden Kanal, der in seinem Eintritts- und Austrittsbereich
einen größeren Durchmesser aufweist als der zentrale
Kanalteil mit seiner Verengung. Vorzugsweise umfasst der Wirkraum
einen konvergent verlaufenden Kanalteil mit einem engsten Kanalquerschnitt.
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In
einer Ausführungsform ist der Wirkraum eine Düse. Üblicherweise
stehen der Durchmesser (d) und die Länge (l) der Düse
in einem Verhältnis von 1:4 bis 1:6, vorzugsweise in einem
Verhältnis von 1:5 zueinander. Erfindungsgemäß wird
die Strömungsgeschwindigkeit im Eintrittsbereich des Wirkraumes
so stark gesteigert, dass das Trägermedium der behandelten
Suspension in dem Wirkraum vollständig von der Flüssigphase
in die Dampfphase (d. h. zu Wasserdampf) übergeht und keine
Kavitationsblasen gebildet werden. Beim Austritt aus dem Wirkraum
wird der Dampfstrom aufgrund des größer werdenden
Durchmessers im Austrittsbereich starken Verzögerungskräften
ausgesetzt und es erfolgt eine Kondensation des Wasserdampfes.
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Um
die genannten Kavitationserscheinungen zu vermeiden wird in dem
Wirkraum eine Strömungsgeschwindigkeit (u) von mindestens
28 m/s, vorzugsweise mindestens 42 m/s, bevorzugt mindestens 50
m/s erreicht (m/s = Meter pro Sekunde). Eine Strömungsgeschwindigkeit
in einem Bereich von 42 m/s bis 50 m/s ist für die Behandlung
von Klärschlamm besonders bevorzugt und hat sich als vorteilhaft
erwiesen. Der Übergang zur Dampfphase erfolgt bei einer
kritischen Geschwindigkeit Ukrit. Bei der kritischen
Geschwindigkeit wird die Bildung von Kavitationsblasen, welche zu
den unerwünschten lokalen Effekten führen, weitgehend
vermieden. Ferner erfolgt bei dieser Geschwindigkeit eine Beeinflussung der
Membranoberflächen der Mikroorganismen unter Freisetzung
oberflächenaktiver Substanzen (z. B. integraler Membranproteine)
und eine Auflösung von Aggregaten fadenförmiger
Bakterien. Auch beobachtet man Zellaufschlüsse mit der
damit verbundenen Freisetzung des Cytoplasmas und den darin gelösten biologisch
aktiven Substanzen und Enzymen. Durch das Freisetzen von biologisch
aktiven Substanzen aus dem Zellinneren oder in der Zellmembran-gebundenen
Proteinen kommt es bereits nach der Desintegration zu einer erhöhten
biologischen Aktivierung der Stoffwechselprozesse im Klärschlamm,
was sich in einer Erhöhung des CSB-Wertes widerspiegelt.
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Nach
der Desintegration werden der desintegrierte Klärschlamm,
das Abwasser oder die Suspension partikulärer Substanzen
(kurz: das desintegrierte Gemisch) in einem vierten Schritt einer
Reaktionsphase in einem Kontaminator ausgesetzt, in dem es dem desintegrierten
Gemisch ermöglicht wird, chemisch und biologisch zu wirken.
Dazu wird das Gemisch gegebenenfalls unter Umwälzen oder
Rühren für eine bestimmte Zeitdauer in einem Reaktionsbehälter
gesammelt und zur weiteren Verwendung abgeleitet. Dabei ist ein
sowohl ein kontinuierlicher Betrieb als auch ein Batch-Betrieb möglich.
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Obgleich
die genauen Verhältnisse und Abläufe im Kontaminator
noch nicht vollständig verstanden sind, haben die Erfinder
festgestellt, dass bedingt durch die Reaktionsphase chemische und
biochemische Prozesse ablaufen, die zu einer dramatischen Steigerung
des CSB-Wertes und somit der biologischen Aktivität von
desintegriertem Klärschlamm führen. Vermutlich
finden in dieser Phase enzymatische und chemische Reaktionen statt,
die letztendlich für die signifikante CSB-Wert-Erhöhung verantwortlich
sind. Ferner ist denkbar, dass proteolytische Enzyme bei der weiteren
Desintegration von Mikroorganismen beteiligt sind. Mit anderen Worten:
Mikroorganismen,
die in dem Desintegrationsschritt noch nicht vollständig
aufgeschlossen worden sind, werden durch freigesetzte Verdauungsenzyme
(z. B. Proteasen, Lipasen, Nukleasen, Phosphatasen etc.) aufgeschlossen
und der aktive Zellinhalt freigesetzt.
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Bedingt
durch den im Kontaminator ablaufenden Reaktionsschritt wird die
bereits nach der Desintegration festgestellte Erhöhung
des CSB-Wertes nochmals drastisch gesteigert (siehe 1).
Dadurch ergibt sich eine höhere Leistungsfähigkeit
und Betriebsstabilität der Abwasserreinigungsanlage. Durch
den höheren Sauerstoffanteil laufen letztendlich die für
das Belebtschlammverfahren beschriebenen chemischen Reaktionen schneller
und effizienter ab. Durch den vierten erfindungsgemäßen
Reaktionsschritt wird der CSB-Wert im Gegensatz zu dem aus dem Stand
der Technik bekannten dreistufigen Verfahren (ohne dem vierten Reaktionsschritt)
um mindestens 200% gesteigert. Steigerungen der CSB-Werte von bis
zu 400% oder mehr sind gegenüber dem herkömmlichen
dreistufigen Verfahren erreichbar. Im Schnitt liegt die CSB-Erhöhung
bei dem vierstufigen Verfahren in einem Bereich von 200% bis 500%.
Zur weiteren Erhöhung des CSB-Wertes und der Kohlenstoffausbeute
wird das desintegrierte Gemisch aus dem Desintegrationsschritt vorzugsweise umgewälzt.
Dies wird beispielsweise mit einem Rührer mit vertikalen
und/oder horizontalen Rührtellern erreicht. Durch das Rühren
erfährt der desintegrierte Klärschlamm zusätzlich
eine extreme Wirkungssteigerung.
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Erfindungsgemäß werden
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hauptsächlich
Abwasser oder Klärschlamm (wie Rücklaufschlamm, Überschussschlamm)
behandelt. Jedoch ist das Verfahren (sowie die nachfolgend beschriebene
Vorrichtung) auch für sonstige (wässrige) Suspensionen,
die partikuläre Substanzen oder Partikelagglomerate enthalten,
einsetzbar. Bei den Suspensionen kann es sich um ein Gemisch handeln,
in dem Mikroorganismen enthalten sind und ein Zellaufschluss erwünscht ist.
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Zum
Befördern der durch das erfindungsgemäße
Verfahren zu behandelnden Suspension enthält die Vorrichtung
eine Pumpe, deren Leistungsaufnahme ausreichend groß ist,
damit die zur kavitationsfreien Desintegration erforderlichen hohen
Strömungsgeschwindigkeiten von mindestens 28 m/s in dem
Wirkraum erreicht werden.
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Die
Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung bzw. eine Anlage zur
Durchführung des oben beschriebenen Verfahrens. Die Vorrichtung
umfasst
einen Zerkleinerer mit Mitteln zum Zerkleinern der
in dem Klärschlamm, Abwasser oder der Suspension partikulärer
Substanzen enthaltenen groben Bestandteile,
einen Homogenisator
mit Mittel zum Homogenisieren des Klärschlammes, des Abwassers
oder der Suspension partikulärer Substanzen,
eine
Desintegrationsvorrichtung mit einem geschlossenen Wirkraum, bei
dem das flüssige Trägermedium des Klärschlammes,
Abwassers oder der Suspension partikulärer Substanzen beim
Eintritt in den Wirkraum einer kurzzeitigen Extrembeschleunigung ausgesetzt
wird, wodurch das Trägermedium von seiner Flüssigphase
in eine homogene Dampfphase überführt wird, so
dass die in dem Trägermedium enthaltenen Substanzen einer
kurzzeitigen Extrembeschleunigung ausgesetzt werden, welche anschließend
beim Austritt aus dem Wirkraum durch Kondensation der Dampfphase
in die Flüssigphase extremen Verzögerungskräften
ausgesetzt werden,
einen Kontaminator mit Mitteln zum Umwälzen
des aus der Desintegrationsvorrichtung stammenden desintegrierten
Klärschlammes, Abwassers oder der Suspension partikulärer
Substanzen.
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Der
Zerkleinerer übernimmt den ersten, der Homogenisator den
zweiten, die Desintegrationsvorrichtung den dritten und der Kontaminator
den vierten Verfahrensschritt des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
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Vorzugsweise
handelt es sich bei der Vorrichtung bzw. Anlage um eine Abwasserreinigungsanlage.
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Vorzugsweise
handelt es sich bei dem Zerkleinerer um einen üblichen
Zerkleinerer, wie z. B. einem Schneidwerk mit rotierenden Messern,
einer Messermühle, einem Schredder oder einem Walzschneidwerk,
mit dem die größeren Bestandteile durch Zerreiben,
Zermahlen, Zerreißen oder Zerschneiden in kleine Bestandteile
aufgelöst werden.
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Beim
Homogenisator kommt ein Mischer zum Einsatz. Üblicherweise
handelt es sich um einen Durchlaufmischer, bei dem im Strömungskanal
ein oder mehrere Mischpaddel an einer Mischwelle angeordnet sind.
Solche Mischer arbeiten typischerweise mit 1400 bis 2800 Umdrehungen
pro Minute. Allerdings sind auch andere Verfahren zur Homogenisierung
denkbar, wie z. B. die Verwendung von Ultraschall, Zentrifugalkräften
oder Scherkräften.
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In
einer Ausführungsform enthält die erfindungsgemäße
Vorrichtung Mittel, mit denen es möglich ist, nicht desintegrierten
Klärschlamm (oder eine Suspension partikulärer
Substanzen) mit desintegrierten Klärschlamm (oder einer
Suspension partikulärer Substanzen) in Kontakt zu bringen.
Solche Mittel umfassen zum Beispiel Leitungsführungssysteme,
Pumpsysteme oder Auffangbehälter. Zur gegebenenfalls mehrmaligen
Rückführung des Schlammes zur Desintegrationsvorrichtung
sind Mittel vorgesehen, mit denen eine Rückführung
des Klärschlammes in die Desintegrationsvorrichtung erfolgen
kann. Solche Mittel umfassen beispielsweise Rohrleitungssysteme
mit den dafür geeigneten Durchmessern und Pumpenkreisläufen.
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Der
Wirkraum der Desintegrationsvorrichtung besteht aus einer Verengung,
bei welcher der Durchmesser an der Eintrittsstelle des Wirkraumes und
an der Austrittsstelle des Wirkraumes größer ist als
der Innendurchmesser an der Verengung. Vorzugsweise handelt es sich
bei dem Wirkraum um eine Düse. Die für den Wirkraum
erforderlichen geometrischen Verhältnisse werden vorzugsweise
dann erreicht, wenn der Durchmesser (d) und die Länge (l) der
Düse in einem Verhältnis von 1:4 bis 1:6, vorzugsweise
in einem Verhältnis von 1:5 zueinander stehen. Die für
den Übergang in die Dampfphase erforderliche Strömungsgeschwindigkeit
u in dem Wirkraum beträgt mindestens etwa 28 m/s, vorzugsweise
mindestens etwa 42 m/s und besonders bevorzugt mindestens etwa 50
m/s, wobei Geschwindigkeiten im Bereich von etwa 42 m/s bis 50 m/s
sich als optimal herausgestellt haben.
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Der
Kontaminator enthält zur Umwälzung des desintegrierten
Schlammgemisches ein Rührwerk mit vertikalen und/oder horizontalen
Rührtellern.
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Bei
Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens bzw.
bei Verwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung
stellt man eine deutliche Verringerung oder Vermeidung der Bildung
von Blähschlamm, Schwimmschlamm und/oder Schaum bei der
Abwasserreinigung fest. Ferner wird die Mischbiozönose
im Klärschlamm positiv beeinflusst, was sich in einer Abnahme
fädiger Bakterien zugunsten flockenbildender Mikroorganismen
widerspiegelt. Durch den zusätzlichen Reaktionsschritt
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren lässt
sich eine signifikante Modifikation einiger Parameter feststellen,
die zur Bewertung der Leistungsfähigkeit und Stabilität einer
Abwasserreinigungsanlage herangezogen werden kann, zum Beispiel:
Zunahme der Denitrifikation, Zunahme des chemischen Sauerstoffbedarfes (CSB),
Zunahme des biochemischen Sauerstoffbedarfes (BSB), Abnahme der
Leistungsaufnahme (Pges), Abnahme des Schlammvolumenindex
(ISV), Abnahme der Sauerstoffkonzentration im Belebungsbecken.
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Die
Erfindung wird in den nachfolgenden Zeichnungen näher erläutert.
Es zeigen
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1 eine
schematische Darstellung des vierstufigen Verfahrens mit Zerkleinerung,
Homogenisation, Desintegration, Kontamination zum Erreichen einer
intensiven biologischen Aktivierung bei gleichzeitig geringem Leistungsaufwand,
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2 eine
schematische Darstellung eines Wirkraumes der Desintegrationsvorrichtung,
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3 eine
photographische Darstellung des in dem Wirkraum erzeugten Dampfstroms,
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4 einen
Vergleich der biologischen Aktivierung mit und ohne zusätzlichen
Reaktionsschritt nach dem Desintegrationsschritt.
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In 1 ist
der Leistungsaufwand (Px) sowie die Steigerung
der biologischen Aktivierung (CSB;) in den einzelnen Phasen (Stufen
1–4) des erfindungsgemäßen Verfahrens
dargestellt. In dem Zerkleinerer wird der zu desintegrierende Schlamm
zunächst mechanisch zerkleinert und im Homogenisator zu
einer homogenen Masse für die nachfolgende Desintegrationsvorrichtung
homogenisiert. Durch diese beiden der Desintegration vorgeschalteten
Stufen wird sichergestellt, dass bei der Desintegration keine strömungsmechanischen
Blockaden auftreten und die Bestandteile des Klärschlammes
gleichberechtigt dem Desintegrationsprozess ausgesetzt werden können.
Man erkennt, dass durch den mechanischen Aufschluss (Stufe 1) sowie
der nachfolgenden Homogenisation (Stufe 2) und den damit verbundenen
mechanischen Scherkräften bereits ein Teil der Mikroorganismen
aufgeschlossen wird, was sich in einer leichten Erhöhung
des CSB-Wertes (CSB, und CSB2) gegenüber
dem Anfangswert (CSB0) bemerkbar macht.
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Die
nachfolgende Desintegrationsvorrichtung ist im Wesentlichen eine
hydrodynamische Vorrichtung zur Erzeugung eines im zeitlichen Mittel existierenden
Wirkraumes (siehe 3), in dem der Klärschlamm
eine Behandlung erfährt, die zu einer signifikanten biologischen
Aktivierung führt, was an der Erhöhung des CSB-Wertes
erkennbar ist.
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Im
Kontaminator wird der aus der Desintegrationsvorrichtung stammende
desintegrierte Klärschlamm einer Reaktionszeit unterzogen.
Dies geschieht vorzugsweise unter Umwälzen des Klärschlammes,
so dass die aktiven Bestandteile wie Enzyme und die noch lebenden
Mikroorganismen miteinander in Kontakt treten und Stoffwechselprozesse ablaufen
können. In dieser, der Desintegration nachgeschalteten,
Phase zeigt sich eine drastische Erhöhung des CSB-Wertes
von bis 500%. Die zu beobachtende Erhöhung des CSB-Wertes
ist abhängig von der mit der Desintegrationsvorrichtung
erreichten biologischen Aktivierung, der Größe
des desintegrierten Massenstroms und der Verweilzeit im Kontaminator.
Bei einem desintegrierten Massenstrom ṁDes > ṁDes,krit ist im Kontaminator eine signifikante CSB-Erhöhung
festzustellen, die die CSB-Erhöhung durch die Desintegrationsvorrichtung
selbst deutlich übertrifft. Der CSB-Wert kann durch mehrmaliges Durchlaufen
des Gemisches durch die Desintegrationsvorrichtung noch weiter gesteigert
werden. Das In-Kontakt-Bringen des Klährschlammes erfolgt
vorzugsweise mit einem Rührer mit geringer Leistungsaufnahme.
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Man
erkennt aus diesen Daten, dass der CSB-Wert durch den kombinierten
vierstufigen Prozess, insbesondere durch den der Desintegration nachgeordneten
vierten Reaktionsschritt, drastisch gesteigert werden kann. Ferner
wird das Auftreten von Bläh- und Schwimmschlamm vermieden oder vermindert,
und es entfällt die Notwendigkeit externer Kohlenstoffquellen
(C-Donatoren) zur Stabilisierung der Denitrifikation der Anlage
(Daten nicht gezeigt).
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In 2 oben
erkennt man den schematisch dargestellten Wirkraum. Übersteigt
die Strömungsgeschwindigkeit (u) die kritische Strömungsgeschwindigkeit
(u > ukrit)
bei einem aufgespannten Wirkraum mit einer Länge lW > 0,
erfolgt ein Übergang der Flüssigphase in die Dampfphase.
In der Skizze unten ist eine Unstetigkeitsfläche als Grenzfall
mit u = ukrit gezeigt.
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Zur
Erzeugung des Wirkraumes wird der durch den konvergenten Kanalteil
(dA/dx < 0, Kanalquerschnitt
A(x)) strömende Klärschlamm in einen Zustand versetzt,
der das die Mikroorganismen umgebende Wasser verdampfen lässt.
Dazu muss am Ende des konvergenten Kanalteils eine Geschwindigkeit
u ≥ ukrit erreicht werden, die
allein von der Dichte des Wassers und dem atmosphärischen Druck
geprägt ist. Im Grenzfall u = ukrit bildet
sich im engsten Kanalquerschnitt eine Unstetigkeitsfläche aus, über
die der Phasenwechsel von Wasser in Wasserdampf stattfindet. In
diesem speziellen Fall existiert mit der Länge lW = 0 noch kein endlicher Wirkraum. Ein nutzbarer
Wirkraum wird erst mit Geschwindigkeiten u > ukrit aufgespannt.
Die Länge des Wirkraum lW > 0 kann außerdem
durch die Wahl der Querschnittsverteilung A(x) des sich hinter der
engsten Stelle anschließenden divergenten Kanalteils (dA/dx > 0) beeinflusst werden
und endet, wenn im divergenten Kanalteil wieder die kritische Geschwindigkeit
ukrit erreicht wird.
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Bedingt
durch den Phasenwechsel (Wasser verdampft zu Wasserdampf) geraten
die Mikroorganismen beim Eintritt in den aktiven Wirkraum sprunghaft
in ein Strömungsfeld mit um den Faktor 1000 erhöhten
Geschwindigkeiten, die sich beim Verlassen des Wirkraumes genau
um diese Erhöhung wieder sprunghaft reduzieren. Mit der
Steigerung der Geschwindigkeit auf Werte u > ukrit lassen
sich Effekte erzielen, die von der Ablösung bioaktiver
Stoffe an der Oberfläche der Mikroorganismen bis hin zum
Zerreißen der Mikroorganismen und dem Freisetzen der Zellinhaltsstoffe
durch Zellaufschluss reichen. Bewirkt werden die Effekte im Wesentlichen
durch die Massenkräfte, die beim Durchlaufen des aktiven
Wirkraumes auf die organischen Bestandteile des Klärschlammes
einwirken. Durch Wahl der Geschwindigkeit u > ukrit des Klärschlammes,
die im engsten Kanalquerschnitt gerade auf den Dampfdruck des Wassers
führt, kann gezielt eine Selektierung der Mikroorganismen
vorgenommen werden.
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Der
Prozess des sich in der Zeit permanent auf- und abbauenden Wirkraumes
mit einem Aggregatzustand größter Oberfläche
führt bei Klärschlämmen mit üblichen
TS-Gehalten auf hydrodynamisch selbständig erzeugte hochfrequente
Druckspitzen im Bereich von (10 bis 20) kHz, die akustisch durch
die dabei entstehenden intensiven Knallgeräusche wahrgenommen
werden.
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Die
Knallgeräusche beginnen beim Erreichen der kritischen Geschwindigkeit
u = ukrit und steigen simultan mit der Vergrößerung
der Geschwindigkeit auf Werte u > ukrit an.
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Anders
als bei üblichen Kavitationseffekten, deren lokales Verhalten
mit Werkstoffzerstörungen verknüpft ist, stellt
sich in dem mit hohen Geschwindigkeiten u > ukrit erzeugten
Wirkraum eine homogene Mikrokavitation ein, die Abriebe und Zerstörungen der
Kanalwände ausschließt.
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In 3 erkennt
man einen aus Wasserdampf bestehenden Dampfstrahl in dem Wirkraum einer
Desintegrationsvorrichtung, der mittels einer photographischen Aufnahme
sichtbar gemacht wurde. Erreicht die Strömungsgeschwindigkeit
u die kritische Geschwindigkeit ukrit und
wird der Verdampfungsdruck der Flüssigkeit erreicht, erfolgt
ein Phasenübergang, wodurch die in den Trägermedien
enthaltenen partikulären Substanzen (insbesondere Mikroorganismen)
einer kurzzeitigen Extrembeschleunigung ausgesetzt werden. Am Ende
des Wirkraumes vergrößert sich dessen Durchmesser,
wodurch der Dampfstrom stark verzögert wird und unmittelbar kondensiert.
Durch diese starken Kräfte werden die Mikroorganismen und
Partikelagglomerate letztendlich aufgeschlossen. Ein Aufschluss
durch lokale Kavitationseffekte (Kavitationsblasen) würde
nicht zu dem beobachteten Ergebnis führen.
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In 4 ist
ein Vergleich der CSB-Erhöhung mit und ohne nachgeschaltetem
Reaktionsschritt (Kontamination) gezeigt. Deutlich ist zu erkennen, dass
mit dem zusätzlichen Reaktionsschritt die Erhöhung
des chemischen Sauerstoffbedarfes (CSB-Wert) deutlich gesteigert
werden kann. Dargestellt ist das Verhältnis CSB4 zu CSB3 (Ordinate)
gegen die Zeit (Abszisse). Ab einer bestimmten Zeitdauer erfolgt
keine weitere Steigerung des CSB-Wertes. Dadurch ist das erfindungsgemäße
Verfahren gegenüber einem ohne diesen zusätzlichen
Reaktionsschritt betriebenen Verfahren im Vorteil. Ferner werden
die unter Ausnutzung der lokalen Kavitation betriebenen Anlagen
und die dort auftretenden Nachteile vermieden.
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Weitere
Messungen haben ergeben (nicht gezeigt), dass das erfindungsgemäße
Verfahren bzw. die Vorrichtung mit der beschriebenen Desintegration
zu einer positiven Beeinflussung von folgenden Parametern in signifikanter
Weise führt: Absenkung der Nges-Ablaufwerte,
CSB-Erhöhung, BSB-Erhöhung, Verminderung des Leistungsbedarfs
(Pges), Abnahme des Schlammvolumenindex
(ISV, Reduzierung um etwa 25%), Reduzierung des Gehalts an Trockenmasse
(TS-Gehalte: Reduzierung in der Belebung um 50% von 4 g/l auf 2
g/l), Absenkung der O2-Konzentration im
Belebungsbecken (Reduzierung von 2,7 mg/l auf 0,95 mg/l). Gleichzeitig
stellt man einen verminderten Sauerstoffbedarf durch den teilweisen
Wegfall der endogenen Atmung fest, wodurch sich erhebliche Kosten
einsparen lassen.
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Man
beobachtet ferner eine signifikante Zerstörung von fadenförmigen
Flocken-Organismenstrukturen sowie eine drastische Abnahme bzw. Vermeidung
von Bläh- und Schwimmschlamm. Durch den erhöhten
CSB-Wert beobachtet man zudem eine Erhöhung des Abbaus
an organischen Substanzen und eine verbesserte Denitrifikation durch
die Bereitstellung von leicht abbaubarem CSB als Wasserstoffdonator.
Dadurch ist eine Optimierung des aeroben und anaeroben Abbaus möglich. Der
anaerobe Abbau (Faulung) spiegelt sich in einem höheren
Ausfaulungsgrad bei kürzeren Faulzeiten, einer höheren
Gasausbeute, einem besseren Stabilisationsergebnis und einer Optimierung
des Schlammentwässerungsverhaltens. Beim aeroben Abbau (Belebung)
beobachtet man eine Stabilisierung der Biozönose, d. h.
es kommt zu einer Verringerung bzw. Beseitigung des zeitweisen Auftretens
von Bläh- und Schwimmschlamm in dem Belebungsbecken. Insgesamt
verzeichnet man einen verbesserten aeroben Schadstoffabbau durch
die verbesserte biologische Aktivierung bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
und der Vorrichtung.
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Zusammenfassend
lassen sich die Kosten und die Effizienz des Abwasserreinigungsprozesses und
der Schlammbehandlung unter Verwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens bzw. der erfindungsgemäßen Vorrichtung
drastisch reduzieren. Das gilt nicht nur für die ablaufenden
Klärprozesse, sondern auch für sämtliche
für den Betrieb der Anlage anfallenden Kosten und Materialaufwendungen.
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Obgleich
die erfindungsgemäße Vorrichtung bevorzugt als
Bestandteil einer Abwasserreinigungsanlage zur kavitationsfreien
Desintegration von Klärschlamm ausgebildet ist, sind auch
weitere Anwendungsmöglichkeiten der kombinierten Desintegration unter
Verwendung des vierstufigen Verfahrens denkbar, wie z. B. der Abbau
von Partikelagglomeraten oder der Aufschluss von Mikroorganismen
in wässrigen Suspensionen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
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-
Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 19517381 [0008]
- - DE 19843862 [0008]
- - WO 03/042109 [0010]
- - US 6200486 [0010]
- - US 6505648 [0010]
- - WO 2005/028375 [0014]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - "Wasser/Abwasserpraxis"
(WRP) Nr. 3, 1999, Seiten 25 bis 31 [0009]