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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Gussbauteil mit einer tragenden
Rahmenstruktur sowie ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen
Gussbauteils nach dem Oberbegriff der unabhängigen Ansprüche.
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Die
Anwendungsbereiche von Gussprodukten in der gesamten Industrie sind
vielfältig
und nehmen ständig
an Bedeutung zu. Insbesondere in der Automobil-Industrie, d. h.
sowohl für
Personenkraftwagen, Nutzfahrzeuge als auch Arbeitsmaschinen, steigt
die Nachfrage nach Produkten aus Guss ständig an. Gussprodukte bieten
vielfältige
Möglichkeiten,
das Bauteil nach einem gewünschten
Ziel zu optimieren. So ist es zum einen wichtig, eine ausreichend
hohe Gussqualität
für eine
maximale Lebensdauer zu gewährleisten
und zum anderen, insbesondere in der Automobil-Industrie, das Gewicht
sowie auch die Herstellungskosten der Gussbauteile zu reduzieren.
Bei bisherigen Gussbauteilen, insbesondere bei Gussgehäusen, waren
diese üblicherweise
bezüglich
eines Ziels, d. h. entweder bezüglich
ihrer Funktion, ihrer Festigkeit oder ihrer Fertigung oder bezüglich der
Kosten, optimiert, so dass sich der Konstrukteur für eines
der möglichen
Optimierungsziele entscheiden mußte. Für die Optimierung eines Gussbauteils
bezüglich
eines Ziels einerseits wurde andererseits ein Nachteil in Kauf genommen,
da sich die Ziele oft entgegenstehen. So ist es allgemein bekannt,
dass beispielsweise beim Erstarren von Gussbaueilen sich die Werkstoffe
zusammenziehen. Die Gießformen
müssen
daher um ein Schwindmaß größer ausgeführt werden
als das fertige Werkstück.
Infolge des Schwindens bilden sich unter anderem Lunker und Gussspannungen
in den Gussbauteilen, oft werden auch Spannungen erst bei einer
nachfolgenden spanenden Bearbeitung frei und führen zu einem unerwünschten
Verzug der Bauteile. Außerdem ist
es ein bekanntes Problem von Gussbauteilen, einen Referenzpunkt,
beispielsweise ein Abrichtauge, derart auszubilden, dass er zuverlässig vermessen werden
kann und beispielsweise eine nachfolgende, spanende Bearbeitung
problemlos ausgeführt
werden kann.
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So
ist es aus dem Stand der Technik auch bekannt, anstelle massiver
Bauteile, beispielsweise Gussgehäuse,
diese durch eine Tragwerkstruktur zu ersetzen, wobei dies möglich und
technisch sinnvoll ist, und beispielsweise die Abdichtung des Gehäuseinnenraums
oder auch andere Zusatzfunktionen mittels einer Gehäusewand
auszubilden, welche als zweites Bauteil ausgeführt ist. Als Tragwerk wird
an dieser Stelle eine Struktur bezeichnet, so wie sie beispielsweise
für ein
Krangestell oder als tragende Struktur für ein Flugzeug verwendet wird,
welche Steifigkeitssprünge,
rechte oder spitze Winkel sowie Drosselstellen und Knicke aufweist
und somit gießtechnisch
keinesfalls optimal ausgebildet ist.
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Es
ist ferner bekannt, beispielsweise bei Gussbauteilen, mittels Topologie-Optimierung
die optimale Form eines Bauteils zu ermitteln. Die Topologie-Optimierung
ist ein mathematisches Verfahren, das in einem gegebenen Bauraum
(Design Space) die optimale Gestalt bzw. eine Materialverteilung
einer Struktur erzielt. Dies geschieht unter anderem dadurch, dass
in Bereichen mit geringer Spannung die Dichte der Elemente reduziert
und in Bereichen mit hohen Spannungen die Dichte vergrößert wird. Bereiche,
die nicht optimiert werden sollen (Non Design Space), beispielsweise
Lagerstellen und Schnittstellen zu anderen Bauteilen, wer den vor
der Berechnung definiert und aus dem Optimierungsverfahren ausgeschlossen.
Zur Realisierung einer Topologie-Optimierung
wird beispielsweise ein Finite-Elemente-Modell mit einer den Kraftverläufen angepaßten, optimalen
Werkstoffverteilung angewendet.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, zum einen ein Gussbauteil mit
einer tragenden Rahmenstruktur anzugeben, welches ermöglicht,
mehrere oder auch sämtliche
Optimierungsziele, d. h. Funktion, Festigkeit, Fertigung bzw. Kosten,
gleichzeitig zu berücksichtigen
sowie zum anderen ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen
Gussbauteils anzugeben. Des weiteren soll das Bauteil herstellbar
sein, ohne einen Mehraufwand, beispielsweise für Prüfung oder für Herstellkosten. Das Bauteil
soll somit eine optimale Funktionsfähigkeit und/oder eine sehr
gute Festigkeit mit hoher Lebensdauer und guten thermischen Eigenschaften
und/oder optimale Fertigungseigenschaften aufweisen und zu geringen
Kosten herstellbar sein.
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Diese
Aufgabe wird durch ein Gussbauteil mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 sowie durch ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen Gussbauteils
mit den Merkmalen des Anspruchs 24 gelöst.
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Weitere
vorteilhafte Ausbildungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Erfindungsgemäß wird daher
vorgeschlagen, ein Gussbauteil mit einer tragenden Rahmenstruktur
auszubilden, wobei die Rahmenstruktur aus wenigstens einem Rahmenelement,
einem nachfolgend als Rail bezeichneten Element, besteht.
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Dieses
wenigstens eine Rail ist entlang wenigstens eines Lastpfades und/oder
eines Füllpfades des
Gussbauteils angeordnet, wobei ein Lastpfad den Bereich eines Bauteils
darstellt, auf welchem die wesentlichen, von außen auf das Bauteil einwirkenden
Lasten bzw. Kräfte
verlaufen und ein Füllpfad den
Bereich eines Bauteils darstellt, über den während des Gießvorgangs
die Befüllung
des Bauteils mit Schmelze stattfindet. Des weiteren weist das wenigstens
eine Rail erfindungsgemäß eine Querschnittsfläche mit
einem Breite-Höhe-Verhältnis von 1:1
bis 1:4 auf, wobei als Querschnittsprofil die bei Gussbauteilen üblicherweise
verwendeten Rippen mit einem großen Breite-Höhe-Verhältnis ausgeschlossen
sind. Ein weiteres, wesentliches Merkmal der Erfindung ist es, dass
das wenigstens eine Rail in Längsrichtung
im wesentlichen konisch ausgebildet und das Ende mit der größeren Querschnittsfläche auf
der Angussseite vorgesehen ist und, falls sich an das eine Rail
ein weiterer Wandbereich des Bauteils anschließt, dass die Wanddicke dieses
Wandbereichs mit zunehmendem Abstand von dem Rail im wesentlichen
ebenfalls konisch verjüngt
ausgebildet ist. Vorteilhafterweise wird somit ein Gussbauteil vorgeschlagen,
welches ausschließlich
entlang der Lastpfade und/oder Füllpfade
eine Rahmenstruktur mit wenigstens einem Rail aufweist, wobei ausschließlich entlang
des Rails eine stärkere
Materialanhäufung
vorgesehen ist, als in den die Rahmenstruktur verbindenden Wandbereichen.
Mit dem erfindungsgemäßen Gegenstand
kann somit nicht ausschließlich
ein Optimierungsziel, wie beispielsweise die Festigkeit oder die
Kosten, realisiert werden, sondern die Erfindung berücksichtigt
die ganzheitliche Denkweise in der Gestaltung eines Gussbauteils
und ermöglicht
durch die vorgeschlagene Rahmen- bzw. Railstruktur vorteilhafterweise
einen optimalen Kompromiß zwischen
Funktionsfähigkeit, Festigkeit,
Fertigung und Kosten. Als Rail im Sinne der Erfindung wird somit
nicht nur ein tragendes Rahmenelement an sich, sondern auch ein
im wesentlichen schienenförmiger
Bereich zur Befüllung
eines Gussbauteils mit Schmelze bezeichnet.
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Erfindungsgemäß ist die
Rahmenstruktur bzw. das wenigstens eine Rail derart dimensioniert bezüglich Funktion
bzw. Festigkeit, so dass das wenigstens eine Rail vorteilhafterweise
die wesentlichen, auf das Bauteil einwirkenden Kräfte aufnimmt. Dabei
ergibt sich, dass das wenigstens eine Rail als Druck- und/oder als
Zugstab ausgebildet ist, so dass die auf das Bauteil einwirkenden
Kräfte
definiert über das
wenigstens eine Rail oder eine Railstruktur geleitet werden.
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In
einer Weiterbildung der Erfindung wird vorgeschlagen, dass das wenigstens
eine Rail entlang einer Innen- und/oder
Außenkontur
des Bauteils angeordnet ist. Somit werden vorteilhafterweise das eine
oder auch mehrere Rails für
den Betrachter unsichtbar an der Innenseite einer Gehäusewand
eines Bauteils oder auch sichtbar an der Außenkontur, insbesondere entlang
der Außenkanten
eines Bauteils, vorgesehen.
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Es
wird weiter vorgeschlagen, dass sich das wenigstens eine Rail nur über den
mit Kräften
beaufschlagten Bereich eines Gussbauteils erstreckt. Falls die Endbereiche
eines Gussbauteils nicht mit Kräften beaufschlagt
sind, sondern beispielsweise nur ein mittlerer Bereich eines Bauteils,
so muß das
wenigstens eine Rail oder auch mehrere Rails ausschließlich in
dem mit Kräften
beaufschlagten Bereich vorgesehen sein, so dass in den beiden Endbereichen
eines Bauteils vorteilhafterweise eine unnötige Materialanhäufung vermieden
werden kann.
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In
einer besonders vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird vorgeschlagen,
dass das wenigstens eine Rail zur Füllung der Gießform eines Bauteils
während
des Gießvorgangs
vorgesehen ist und dass das wenigstens eine Rail eine größere Querschnittsfläche bzw.
eine größere Wanddicke
als die unmittelbar an das Rail angrenzenden Bereiche des Gussbauteils
aufweist. Somit erfüllt
das wenigstens eine Rail einerseits Funktions- bzw. Festigkeitsanforderungen
und andererseits ermöglicht
es eine definierte Befüllung
einer Gießform
während des
Gießvorgangs.
Da das Rail einen Bereich mit einer starken Materialanhäufung darstellt,
bildet das Rail nach dem Befüllen
einer Gießform
ein sogenanntes Wärmezentrum,
d. h., dass im Rail die Wärme
solange gespeichert wird wie möglich.
Da die Erstarrung einer Schmelze üblicherweise in den Bereichen
mit der geringsten Materialanhäufung
beginnt, ist somit vorteilhafterweise auch eine gezielte Erstarrung
des Bauteils und damit eine Reduzierung der Fehlstellen im Guss
bzw. eine Erhöhung
der Festigkeit des Gussbauteils erreichbar. Erst nach dem Erstarren
der benachbarten Bereiche erkaltet zuletzt der Bereich des Rails.
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Das
Profil des wenigstens einen Rails oder auch mehrerer Rails ist meist über die
Länge des Rails
konstant. So kann das Profil beispielsweise kreis-/ellipsen- oder
auch ringförmig,
selbstverständlich
auch als kreis- oder ellipsenförmiger
Ring, ausgebildet sein. Das Profil kann auch viereckig, insbesondere
quadratisch, oder auch vieleckig mit im wesentlichen gerundeten
Ecken oder ähnlich,
ausgebildet sein, wobei insbesondere ein Viereck mit gerundeten
Ecken zur Erzielung eines Breite-Höhe-Verhältnisses der Querschnittsfläche bis
zu 1:4 verwendet wird.
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Alternativ
kann das Rail auch unterschiedliche Profile und/oder auch unterschiedliche
Querschnittsflächen
aufweisen. So kann beispielsweise ein Rail am einen Ende ein kreisförmiges Profil
aufweisen, welches am anderen Ende als Ellipse oder auch als Quadrat
ausgebildet ist, wenn dies für
das Gussbauteil vorteilhaft ist.
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Wie
bereits beschrieben, stellt ein Füllpfad nach dem Gießvorgang
aufgrund seiner Materialanhäufung
ein Wärmezentrum
dar, welches die Erstarrung des Bauteils wesentlich beeinflußt. Vorteilhafterweise
enthält
ein Gussbauteil nur so viele Rails bzw. Wärmezentren, wie aus Funktions-,
Festigkeits- bzw. Fertigungsgründen
nötig,
und so wenig Rails bzw. Wärmezentren
wie möglich,
so dass nach dem Gießen
die Erstarrung der Schmelze möglichst
homogen erfolgt und möglichst
wenig Gussfehler und eine gute Festigkeit des Bauteils erreicht
werden. Damit unterscheidet sich die erfindungsgemäße Rahmen-
bzw. Railstruktur deutlich von den bislang bekannten Tragwerken,
welche in der Regel eine wesentlich höhere Anzahl Träger aufweisen
als die erfindungsgemäße Railstruktur.
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Besonders
vorteilhaft ist es, dass Anbauten, die einstückig mit dem Gussbauteil verbunden
sind, als integraler Bestandteil des wenigstens einen Rails bzw.
mehrerer Rails ausgebildet sind. Als Anbauten sind beispielsweise
Flansche, Lagerstellen, Federaugen, Anlenkaugen, Anschlagaugen,
Abrichtaugen oder ähnliches
vorgesehen. Damit wird vorteilhafterweise ermöglicht, dass die mechanisch
hochbeanspruchten Anbauten unmittelbar an die festigkeitsrelevanten
Rails des Bauteils angebunden sind und nicht beispielsweise mechanisch
hochbelastete Lagerstellen an dünnwandige
Gehäuseabschnitte.
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Durch
die vorgeschlagene Integration der Anbauten in das wenigstens eine
Rail wird vorteilhafterweise auch neuer Raum für zusätzliche Anbauten oder auch
Einbauten an das Gussbauteil gebildet. So kann durch das Entfallen
bislang notwendiger Verstärkungsrippen
beispielsweise ein weiterer Ölspeicher
oder auch ein Raum für
einen Ölfilter
bei einem Achsgehäuse
oder auch ein Raum für
elektrische oder elektronische Komponenten, insbesondere bei automatischen
Kraftfahrzeuggetrieben, gebildet werden.
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Sind
aus Funktions-, Festigkeits- oder auch Fertigungsgründen mehrere
Rails in einem Gussbauteil erforderlich, so werden diese vorteilhafterweise im
wesentlichen parallel zueinander angeordnet, so dass beispielsweise
eine klare Zuordnung der auf das Bauteil einwirkenden Kräfte oder
auch ein definiertes Befüllen
einer Gießform
während
des Gießvorgangs
ermöglicht
wird.
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In
einer weiteren Ausbildung der Erfindung wird vorgeschlagen, dass
das Gussbauteil ein Gehäuse
ist und wenigstens eine Gehäusewand
aufweist, welche einstückig
mit dem wenigstens einen Rail verbunden ist. Aufgrund der tragenden
Railstruktur eines Gehäuses
kann vorteilhafterweise die Gehäusewand
lediglich zur Abdichtung eines Gehäuseinnenraums vorgesehen sein.
So braucht beispielsweise bei einem Achsgehäuse oder auch einem Getriebegehäuse die
Gehäusewand
im wesentlichen keine Kräfte
aufzunehmen und kann vorteilhafterweise mit einer geringeren Wanddicke
dimensioniert sein als eine tragende Gehäusewand.
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Insbesondere
zur Optimierung der Fertigung, d. h. zur Optimierung des Gießverfahrens, kann
mit der vorgeschlagenen erfindungsgemäßen Ausbildung eines Gussbauteils
eine gießtechnisch nahezu
optimale Gestaltung des Bauteils erreicht werden. Dabei weist das
wenigstens eine Rail und/oder auch eine Gehäusewand nur weiche Obergänge, weiche
Rundungen, große
Radien und keine Sprünge,
keine Drosselstellen und auch keine Knicke auf. Somit kann vorteilhafterweise
auch eine optimale Befüllung
des bzw. der Rails und somit eine Befüllung des Bauteils erfolgen
und eine kontrollierte, nahezu homogene Erstarrung der Rails und
des Bauteils erreicht werden.
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Vorteilhafterweise
ist das erfindungsgemäße Gussbauteil
ein Achsrohr oder auch ein Gelenkgehäuse für eine Arbeitsmaschine, wie
beispielsweise ein Bagger, ein Radlader, ein landwirtschaftliches Fahrzeug
oder auch ein Telehandler.
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Das
Achsrohr weist beispielsweise an einem Ende einen Verbindungsflansch
zur Befestigung des Achsrohrs an einem Differentialgehäuse und
an seinem anderen Ende eine Achsfaust zur Verbindung mit einem Gelenkgehäuse auf,
wobei diese beiden Endbereiche mit großer Materialanhäufung durch drei
im wesentlichen parallel zueinander angeordnete Rails miteinander
verbunden sind. Davon sind beispielsweise zwei Rails an der Unterseite
des Achsrohrs vorgesehen und enthalten als integrale Bestandteile
beispielsweise Federaugen, Anlenk- und/oder Abrichtaugen. Das dritte
Rail ist an der Oberseite des Achsrohrs zwischen dem Flansch und der
Achsfaust angeordnet und enthält
eine Pendelstütze
als integralen Bestandteil. Somit sind vorteilhafterweise die Rails
in diesem Beispiel sowohl als Füllpfade
während
des Gießvorgangs
des Bauteils als auch als Lastpfade für den späteren Einsatz des Bauteils
in einer Arbeitsmaschine ausgebildet.
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Da
die Bereiche mit der größten Materialanhäufung des
Achsrohrs gießtechnisch
nahezu optimal ausgebildet sind, wird vorgeschlagen, dass die Querschnittsflächen von
Flansch, Rails und Achsfaust von der Angussseite her kontinuierlich
abnehmen. Hierzu gibt es dem Fachmann bekannte Berechnungsverfahren
zur Ermittlung der Querschnittsreduzierung, so ist beispielsweise
eine Berechnungsmethode nach HEUVER vorgeschlagen.
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Ist
zwischen den beschriebenen Rails noch je eine Gehäusewand
vorgesehen, so wird vorteilhafterweise auch die Wandstärke mit
zunehmendem Abstand von den Rails kontinuierlich abnehmend, beispielsweise
nach HEUVER, ausgebildet. Dadurch ergibt sich, dass die dünnste Stelle
der Gehäusewand
im wesentlichen mittig zwischen zwei Rails angeordnet ist und voreilhafterweise
die für
die Berechnung der Wandstärke
verwendete neutrale Phase an der dünnsten Stelle der Gehäusewand
angeordnet ist.
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Wird
beispielsweise zu dem vorbeschriebenen Achsrohr ein Gelenkgehäuse benötigt, so
wird dieses vorteilhafterweise ebenfalls mit einer Rahmen- bzw.
Railstruktur ausgebildet, wobei sich diese Rahmenstruktur wulstartig,
im wesentlichen entlang der Außenkanten
des Gehäuses,
erstreckt. An dem Gelenkgehäuse
sind ein Lenkauge und/oder auch eine Radnabe als integrale Bestandteile
der Rahmenstruktur vorgesehen. Die Wandbereiche zwischen den einzelnen
Rails der Rahmenstruktur sind somit vorteilhafterweise mit einer
geringeren Wandstärke
ausgebildet als die sie umgebenden Rails bzw. die integralen Bestandteile
der Rails. Der Anguss eines derartigen Bauteils erfolgt üblicherweise über die Bereiche
mit der größten Materialanhäufung, d.
h. entweder über
die Rahmenstruktur bzw. auch über den
Bereich, welcher die Radnabe enthält, wenn hier eine Materialanhäufung erforderlich
ist.
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Vorteilhafterweise
ist das erfindungsgemäße Gussbauteil
ein Achsrohr, eine Achsbrücke,
ein Lenkgehäuse,
ein Getriebegehäuse,
ein Motorgehäuse,
ein Motorbauteil, ein Fahrwerkbauteil oder ein anderes beliebiges
Bauteil für
ein Kraftfahrzeug oder auch eine andere Vorrichtung, Maschine oder
Anlage.
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausbildung, welche auch eine eigenständige Erfindung
darstellen kann, wird ein Verfahren zur Herstellung eines vorbeschriebenen
Gussbauteils, insbesondere ein Gießverfahren, angegeben. Erfindungsgemäß wird die Gießform zur
Herstellung des Gussbauteils über
wenigstens einen im wesentlichen konisch ausgebildeten, als Rail
bezeichneten Füllpfad
gespeist und der Anguss erfolgt auf der Seite des Rails mit der
größeren Querschnittsfläche.
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Die
Befüllung
der an das wenigstens eine Rail angrenzenden Bereiche des Gussbauteils
erfolgt vorteilhafterweise über
das eine Rail und mit einer im wesentlichen symmetrischen Verbreitung
der Schmelze über
das Rail in die angrenzenden Bereiche.
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Die
Befüllung
mehrerer im wesentlichen parallel zueinander angeordneter Rails
eines Gussbauteils erfolgt erfindungsgemäß ebenfalls gleichzeitig, so
dass auch die Schmelze über
die Rails gleichmäßig in die
Gießform
einläuft.
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Auch
Anbauten werden als integrale Bestandteile des wenigstens einen
Rails direkt über
das Rail mit Schmelze befüllt.
Dadurch erfolgt vorteilhafterweise eine relativ gleichmäßige Befüllung der Form
und eine relativ homogene Erstarrung der Wärmezentren bzw. der Bereiche
mit hoher Materialanhäufung
in dem Gussbauteil.
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Erfindungsgemäß ist das
Bauteil bzw. die Form zum Herstellen des Gussbauteils derart ausgebildet,
dass die Schmelze beim Befüllen
der Form vorteilhafterweise keine Sprünge, keine Drosselstellen und
keine Knicke passiert. Dadurch wird eine relativ homogene und gleichmäßige Befüllung des Bauteils über den
bzw. die Füllpfade
ermöglicht.
Aufgrund seiner Materialanhäufung
stellt das wenigstens eine Rail nach dem Gießvorgang ein Wärmezentrum
dar, so dass auch die Erstarrung möglichst homogen erfolgt und
an den von dem Rail am weitesten beabstandeten Bereichen des Bauteils
beginnt.
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Auch
bei einem Gussbauteil mit zwei oder mehr Rails sind die Bereiche
zwischen den Rails derart ausgebildet, so dass die Erstarrung möglichst
mittig zwischen zwei Rails beginnt.
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Außerdem ist
das wenigstens eine Rail über seine
Länge derart
konisch ausgebildet, beispielsweise nach HEUVER, so dass die Erstarrung
des Rails an diesem dem Anguss gegenüber angeordneten Ende des Rails
mit der kleineren Querschnittsfläche
beginnt.
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Mit
den oben genannten Maßnahmen
wird vorteilhafterweise erreicht, dass beispielsweise Abrichtaugen
in die Rails integriert sind und dadurch die Verzugsempfindlichkeit
des Bauteils auch bei einer späteren
Fertigbearbeitung weniger hoch einzuschätzen ist. Durch die zahlenmäßige Re duzierung der
definiert angeordneten Wärmezentren
erfolgt ebenfalls eine Verzugsminimierung, da auch die Eigenspannungen
erheblich reduziert werden. Vorteilhafterweise wird auch durch die
dünnwandigen
Gehäusewände eine
homogenere Beschaffenheit des Gussbauteils erreicht.
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Weitere
Ziele, Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus
der nachfolgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele, die in den Figuren
näher dargestellt
sind. Dabei bilden alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten
Merkmale für
sich oder in beliebiger sinnvoller Kombination den Gegenstand der
Erfindung, unabhängig
von ihrer Zusammenfassung in den Ansprüchen und deren Rückbeziehung.
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Es
zeigen:
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1 ein Achsrohr mit der erfindungsgemäßen Railstruktur
in perspektivischer Darstellung;
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2 die Railstruktur für das Achsrohr
gemäß 1 in der Draufsicht;
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3 die Railstruktur für das Achsrohr
gemäß 1 in der Seitenansicht;
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4 die Stirnseite des Achsrohrs
gemäß 1 in der Draufsicht;
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5 die Railstruktur des Achsrohrs
mit Angusstrichter;
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6 die erfindungsgemäße Railstruktur
eines Gelenkgehäuses
in perspektivischer Darstellung;
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7 das Gelenkgehäuse mit
einer Railstruktur nach 6 mit
einer Ansicht von innen;
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8 ein Gelenkgehäuse mit
einer Railstruktur gemäß 6 in einer Ansicht von außen und
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9 einen Bereich einer Achsbrücke mit erfindungsgemäßer Railstruktur
in perspektivischer Darstellung.
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Ein
Achsrohr 1 mit der erfindungsgemäßen Railstruktur besteht im
wesentlichen aus einem an seinem einen Ende angeordneten Flansch 2 und
einer an dem anderen Ende vorgesehenen Achsfaust 6, welche
durch die Rahmenelemente bzw.
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Rails 3, 4, 5 miteinander
verbunden sind. Da das Achsrohr 1 eine im wesentlichen
zylindrische Ausbildung aufweist, sind die Rails 3, 4, 5 ebenfalls im
wesentlichen parallel zueinander angeordnet. Am oberen Rail 3 ist
eine Pendelstütze 7 und
an den beiden unteren Rails 4 und 5 sind Federaugen 9 sowie ein
Anlenk- bzw. Abrichtauge 10 als integrale Bestandteile
vorgesehen. Die Achsfaust 6 weist an ihrem stirnseitigen äußeren Ende
zwei Lagerstellen 8 zur Aufnahme eines Gelenkgehäuses auf.
Die Bereiche zwischen den Rails 3, 4, 5 und
den beiden stirnseitigen Begrenzungen, Flansch 2 und Achsfaust 6, sind
mittels einer Gehäusewand 11 abgedichtet.
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Die
Rails 3, 4, 5 sind entlang der Lastpfade angeordnet
und übernehmen
somit die wesentlichen, auf das Gehäuse einwirkenden Belastungen
und Kräfte.
Die Gehäusewand 11 hat
damit im wesentlichen dichtende Funktion, um beispielsweise einen Gehäuseinnenraum öldicht auszubilden.
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Die
Rails 3, 4, 5 (2) sind im wesentlichen achsparallel
zueinander angeordnet und erstrecken sich nahezu über die
gesamte Länge
des Achsrohrs vom Flansch 2 bis zur Achsfaust 6.
Die Rails 3, 4, 5 sind in ihrer Längserstreckung
konisch ausgebildet, wie durch den Konus 12 symbolisch
dargestellt. Die Angussseite 13 ist auf der in Bildebene
rechten Seite mit dem größeren Durchmesser
des Konus 12 vorgesehen, so dass eine optimale Speisung
der Rails während
des Füllvorgangs
von rechts nach links erfolgt. Da die Rails keine Idealerweise gerade
Längsachse
aufweisen, sondern weiche Übergänge und Rundungen,
große
Radien und keine Sprünge,
keine Drosselstellen oder Knicke, sind die Rails gießtechnisch
nahezu optimal ausgebildet.
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Die
Rails 3, 5 (3)
verlaufen auch in der in 3 dargestellten
Seitenansicht im wesentlichen parallel zueinander. Von der Angussseite 13,
nahe des Flanschs 2, ist mit den dargestellten Kreisen 14 die
konusförmige
Verjüngung
der Rails in Richtung der Achsfaust 6 angedeutet. Die Verjüngung der
Kreise 14 kann beispielsweise nach HEUVER erfolgen.
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Die
Rails 3, 4, 5 (4) in der dargestellten geometrischen
Anordnung stellen eine nach Funktion, Festigkeit, Fertigung und
Kosten optimierte Ausbildung der erfindungsgemäßen Railstruktur dar. Nach
dem Befüllen
der als Füllpfade
ausgebildeten Rails 3, 4, 5 verteilt
sich die Schmelze gleichmäßig auf
die mit den Rails verbundene Gehäusewand 11. Auch
die Gehäusewand 11 ist
in den Bereichen zwischen den einzelnen Rails im wesentlichen konisch verjüngt ausgebildet,
was durch die HEUVER-Kreise 14 symbolisch dargestellt ist. Über die
Gehäusewand 11 wird
anschließend
auch der Flansch 2 mit Schmelze versorgt.
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Die
Befüllung
der Rails 3, 4, 5 (5) kann beispielsweise über die
dargestellten Angusstrichter 16, 17, 18 erfolgen,
welche an der Angussseite 13 nahe des Flanschs 2 vorgesehen
sind. Mit diesem gemeinsamen Angusssystem 16, 17, 18 wird
eine gußoptimale
Befüllung
der Rails 3, 4, 5 sowie der einstückig mit
ihr verbundenen Anbauten 7, 9, 10 und der
nachfolgend zu befüllenden
Achsfaust 6 erreicht.
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Ein
Gelenkgehäuse 19 (6) zur Verbindung mit einem
Achsrohr 1, wie es in den vorhergehenden Figuren beschrieben
ist, besteht beispielsweise aus einer Rahmenstruktur 20,
welche sich im wesentlichen an den Außenkanten des Gelenkgehäuses 19 erstreckt
und somit erfindungsgemäß die Funktion
bzw, die Festigkeit des Gelenkgehäuses 19 optimiert.
Als integrale Bestandteile der Rahmenstruktur 20 sind beispielsweise
ein Lenkauge 21, ein Lenkanschlag 22 sowie auch
eine Radnabe 23 einstückig
mit der Rahmenstruktur 20 verbunden. Die Querschnittsfläche bzw.
das Breite-Höhe-Verhältnis der
einzelnen Rails, wie in der Rahmenstruktur 20 verwendet,
beträgt
vorzugsweise im wesentlichen 1:1 bis 1:2. Die klassische, bislang
nach dem Stand der Technik gebräuchliche
Rippenstruktur für
Gussbauteile mit einem Breite-Höhe-Verhältnis von
größer 1:4
wird vorteilhafterweise vermieden.
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Die
Bereiche zwischen den Rails der wulstartigen Rahmenstruktur 20 (7) sind beispielsweise durch
die Ge häusewand 24 mit
einer geringeren Wanddicke als die umgebenden Rails der Rahmenstruktur 20 ausgebildet,
sofern dies die Belastungen bzw. die Festigkeitsanforderungen des
Gelenkgehäuses 19 zulassen.
So sind in den in der Figur dargestellten oberen und unteren Wandbereichen 24 die
Schwenklager 25, 26 zur Verbindung mit den Lagerstellen
der Achsfaust 6 vorgesehen.
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Die
Radnabe 23 (8)
ist aus gießtechnischen
bzw. Fertigungsgründen
mit einer Bohrung versehen. Aufgrund der funktions- und festigkeitsbedingten
hohen Materialanhäufung
der Radnabe 23 ist dieser Bereich massiver ausgeführt als
die übrigen, vorhandenen
Gehäusewände 24.
Daher kann auch der Anguss zur Herstellung des Gelenkgehäuses 19 im
Bereich der Radnabe 23 erfolgen und von dort die Rahmen-
bzw. Railstruktur 20 mit flüssiger Schmelze befüllen.
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Mit
den vorbeschriebenen erfindungsgemäßen Bauteilen, Achsrohr 1 und
Gelenkgehäuse 19, kann
beispielsweise die eine Hälfte
einer Achsbrücke 30 (9) hergestellt werden. Der
Flansch 2 des Achsrohrs 1 ist dann beispielsweise
mit einem Differentialgehäuse 27 verbunden.
Am anderen Ende des Achsrohrs 1 ist das Gelenkgehäuse 19 an
der Achsfaust montiert. Ein Lenkzylinder 28 ist über eine Lenk-
und Spurstange 29 mit dem Lenkauge 21 des Gelenkgehäuses 19 in
Verbindung.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Gussbauteil bzw.
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
zur Herstellung eines Gussbauteils ist somit ein optimaler Kompromiß zwischen
den einzelnen Optimierungszielen Funktion, Festigkeit, Fertigung
bzw. Kosten vorgeschlagen.
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- 1
- Gussbauteil,
Achsrohr
- 2
- Flansch
- 3
- Rail
- 4
- Rail
- 5
- Rail
- 6
- Achsfaust
- 7
- Pendelstütze
- 8
- Lagerstellen
- 9
- Federaugen
- 10
- Anlenk-/Abrichtauge
- 11
- Gehäusewand
- 12
- Konus
- 13
- Angussseite
- 14
- HEUVER-Kreise
- 15
- Gehäuseinnenraum
- 16
- Angusstrichter
- 17
- Angusstrichter
- 18
- Angussstrichter
- 19
- Gelenkgehäuse
- 20
- Rahmenstruktur
- 21
- Lenkauge
- 22
- Lenkanschlag
- 23
- Radnabe
- 24
- Gehäusewand
- 25
- Schwenklager
- 26
- Schwenklager
- 27
- Differentialgehäuse
- 28
- Lenkzylinder
- 29
- Lenk-/Spurstange
- 30
- Achsbrücke