Aufgabe
der vorliegenden Erfindung war es, einen geeigneten neuen Angriffspunkt
für potentielle
fungizide Wirkstoffe zu identifizieren und zugänglich zu machen, und darauf
basierend ein Verfahren zur Verfügung
zu stellen, das die Identifizierung von Modulatoren dieses Angriffspunkts
ermöglicht,
um damit die Identifizierung neuer Fungizide zu ermöglichen.
Abbildungen
und Sequenzprotokoll
1: Die Mevalonat Kinase
katalysiert die Reaktion von (R)-Mevalonat und Adenosintriphosphat
zu (R)-S-Phosphomevalonat und Adenosindiphosphat.
2: Homologie zwischen Mevalonat
Kinasen aus verschiedenen Pilzen: (1) Saccharomycs cerevisiae, (2)
Schizosaccharomyces pombe, (3) Ustilago maydis, (4) Neurospora crassa,
(5) Magnaporthe grisea. Rahmen geben Bereiche mit einer genau übereinstimmenden
Sequenz wieder (Konsensussequenz).
3: Heterologe Expression
der Mevalonat Kinase in E. coli BL21 (DE3). Das überexprimierte GST-Fusionsprotein
hat eine Größe von 74,5
kDa. In den Spuren M wurden Größenstandards
aufgetragen. Spur 1: Pelletfraktion; Spur 2: Cytoplasmafraktion
der überexprimierten
Mevalonat Kinase (3 Stunden Induktion mit 100mM IPTG bei 30°C); Spur
3: Waschfraktion nach dem Auftragen der Cytoplasmafraktion auf die Glutathion-Sepharose
Säule;
Spur 4: Elutionsfraktion mit angereinigter Mevalonat Kinase.
4: Kinetik der Umsetzung
von Mevalonat und Adenosintriphosphat durch unterschiedliche Konzentrationen
an Mevalonat Kinase im Assay. In einem Assayvolumen von 50 μl wurden
300 μM Adenosintriphosphat,
500 μM Mevalonat,
300 μM NADH,
400 μM Phosphoenolpyruvat,
0,2 U Pyruvat Kinase und 0,4 U Laktat Dehydrogenase sowie unterschiedliche
Mengen an Mevalonat Kinase eingesetzt. Die verwendeten Proteinkonzentrationen
der Mevalonat Kinase sind der Abbildung zu entnehmen. Die Umsetzung
des Mevalonat wurde anhand der gekoppelten Reaktion mit der Pyruvat
Kinase und Laktat Dehydrogenase verfolgt. Dabei wird die Umsetzung
des ATP mittels Mevalonat durch die gekoppelte Absorptionsabnahme
bei 340 nm (Abnahme des NADH in gekoppelter Reaktion) verfolgt.
SEQ
ID NO: 1 Nukleinsäuresequenz
kodierend für
die Mevalonat Kinase aus Ustilago maydis. Die angegebene Sequenz
entspricht der genomischen DNA.
SEQ
ID NO: 2 Aminosäuresequenz
der Mevalonat Kinase aus Ustilago maydis.
Definitionen
Unter
dem Begriff "Homologie" bzw. "Identität" soll die Anzahl
der übereinstimmenden
Aminosäuren (Identität) mit anderen
Proteinen, ausgedrückt
in Prozent verstanden werden. Bevorzugt wird die Identität durch
Vergleiche einer gegebenen Sequenz zu anderen Proteinen mit Hilfe
von Computerprogrammen ermittelt. Weisen Sequenzen, die miteinander
verglichen werden, unterschiedliche Längen auf, ist die Identität so zu
ermitteln, dass die Anzahl an Aminosäuren, welche die kürzere Sequenz
mit der längeren
Sequenz gemeinsam hat, den prozentualen Anteil der Identität bestimmt.
Die Identität
kann standardmäßig mittels
bekannten und der Öffentlichkeit
zur Verfügung
stehenden Computerprogrammen wie z.B. ClustalW (Thompson et al., Nucleic
Acids Research 22 (1994), 4673–4680)
ermittelt werden. ClustalW wird z.B. öffentlich zur Verfügung gestellt
von Julie Thompson (Thompson@EMBL-Heidelberg.DE) und Toby Gibson
(Gibson@EMBL-Heidelberg.DE),
European Molecular Biology Laboratory, Meyerhofstrasse 1, D 69117
Heidelberg, Germany. ClustalW kann ebenfalls von verschiedenen Internetseiten,
u.a. beim IGBMC (Institut de Génétique
et de Biologie Moléculaire
et Cellulaire, B.P.163, 67404 Illkirch Cedex, France; ftp://ftp-igbmc.u-strasbg.fr/pub/)
und beim EBI (ftp://ftp.ebi.ac.uk/pub/software/) sowie bei allen
gespiegelten Internetseiten des EBI (European Bioinformatics Institute,
Wellcome Trust Genome Campus, Hinxton, Cambridge CB10 1SD, UK),
heruntergeladen werden. Wenn das ClustalW Computerprogramm der Version
1.8 benutzt wird, um die Identität
zwischen z.B. einem gegebenen Referenzprotein und anderen Proteinen
zu bestimmen, sind folgende Parameter einzustellen: KTUPLE = 1,
TOPDIAG = 5, WINDOW = 5, PAIRGAP = 3, GAPOPEN = 10, GAPEXTEND =
0.05, GAPDIST = 8, MAXDIV = 40, MATRIX = GONNET, ENDGAPS(OFF), NOPGAP,
NOHGAP. Eine Möglichkeit
zum Auffinden von ähnlichen
Sequenzen ist die Durchführung
von Sequenzdatenbankrecherchen. Hierbei wird eine oder werden mehrere
Sequenzen als sogenannte Abfrage ("query") vorgegeben. Diese Abfragesequenz wird
dann mittels statistischen Computerprogrammen mit Sequenzen, die
in den ausgewählten
Datenbanken enthalten sind, verglichen. Solche Datenbankabfragen
("blast searches") sind dem Fachmann
bekannt und können
bei verschiedenen Anbietern durchgeführt werden. Wird eine solche
Datenbankabfrage z.B. beim NCBI (National Center for Biotechnology
Information, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/) durchgeführt, so
sollen die Standardeinstellungen, die für die jeweilige Vergleichsanfrage
vorgegeben sind, benutzt werden. Für Proteinsequenzvergleiche
("blastp") sind dieses folgende
Einstellungen: Limit entrez = nicht aktiviert; Filter = low complexity
aktiviert; Expect value = 10; word size = 3; Matrix = BLOSUM62;
Gap costs: Existence = 11, Extension = 1. Als Ergebnis einer solchen
Abfrage werden neben anderen Parametern auch der Anteil an Identität zwischen
der Abfragesequenz und den in den Datenbanken aufgefundenen ähnlichen
Sequenzen dargestellt. Unter einem erfindungsgemäßen Protein sollen daher im
Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung solche Proteine verstanden
werden, die bei der Verwendung mindestens einer der vorstehend beschriebenen
Methoden zur Identitätsbestimmung
eine Identität
von mindestens 50% aufweisen, bevorzugt von mindestens 60%, besonders
bevorzugt von mindestens 70%, weiter bevorzugt von mindestens 80%,
und insbesondere von mindestens 90%.
Der
Ausdruck "vollständige Mevalonat
Kinase" wie er hierin
verwendet wird, beschreibt eine Mevalonat Kinase, die von einer
vollständigen
kodierenden Region einer Transkriptionseinheit kodiert wird, umfassend
das ATG-Startcodon und alle informationstragenden Exonbereiche des
im Herkunftsorganismus vorliegenden, für Mevalonat Kinase kodierenden
Gens, sowie die für
eine korrekte Termination der Transkription nötigen Signale.
Der
Ausdruck "biologische
Aktivität
einer Mevalonat Kinase" wie
er hierin verwendet wird, bezieht sich auf die Fähigkeit eines Polypeptids,
die vorstehend beschriebene Reaktion, d.h. die Umsetzung von Mevalonat und
Adenosintriphosphat zu Phosphomevalonat und Adenosindiphosphat zu
katalysieren.
Der
Ausdruck "aktives
Fragment" wie er
hierin verwendet wird, beschreibt nicht mehr vollständige Nukleinsäuren kodierend
für Mevalonat
Kinase, die aber noch für Polypeptide
mit der biologischen Aktivität
einer Mevalonat Kinase kodieren, und die eine für die Mevalonat Kinase charakteristische
Reaktion wie vorne beschrieben katalysieren können. Solche Fragmente sind
kürzer
als die oben beschriebenen vollständigen, für die Mevalonat Kinase kodierenden
Nukleinsäuren.
Dabei können
sowohl an den 3'-
und/oder 5'-Enden
der Sequenz Nukleinsäuren
entfernt worden sein, es können
aber auch Teile der Sequenz deletiert, d.h. entfernt worden sein,
die die biologische Aktivität
der Mevalonat Kinase nicht entscheidend beeinträchtigen. Eine geringere oder
gegebenenfalls auch eine erhöhte
Aktivität,
die aber noch die Charakterisierung bzw. Verwendung des resultierenden
Mevalonat Kinase Fragments gestattet, wird dabei als ausreichend
im Sinne des hier verwendeten Ausdrucks verstanden. Der Ausdruck "aktives Fragment" kann sich ebenso
auf die Aminosäuresequenz der
Mevalonat Kinase beziehen und gilt dann analog den obigen Ausführungen
für solche
Polypeptide, die im Vergleich zur oben definierten vollständigen Sequenz
bestimmte Teile nicht mehr enthalten, wobei die biologische Aktivität des Enzyms
jedoch nicht entscheidend beeinträchtigt ist. Die Fragmente können dabei
verschiedene Längen
besitzen.
Der
Begriff "Mevalonat
Kinase Hemmtest" oder "Hemmtest", wie er hierin verwendet
wird, bezieht sich auf ein Verfahren bzw. einen Test, der es gestattet,
die Inhibition der enzymatischen Aktivität eines Polypeptids mit der
Aktivität
einer Mevalonat Kinase durch eine oder mehrere chemische Verbindungen
(Kandidatenverbindung(en)) zu erkennen, wodurch die chemische Verbindung
als Inhibitor der Mevalonat Kinase identifiziert werden kann.
Der
Ausdruck "Gen", wie er hierin verwendet
wird, ist die Bezeichnung für
einen Abschnitt aus dem Genom einer Zelle, der für die Synthese einer Polypeptid-Kette
verantwortlich ist.
Der
Ausdruck "Fungizid" bzw. "fungizid" wie er hierin verwendet
wird, bezieht sich auf chemische Verbindungen, die zur Bekämpfung von
Pilzen, insbesondere von pflanzenpathogenen Pilzen geeignet sind.
Solche pflanzenpathogene Pilze werden nachfolgend genannt, wobei
die Aufzählung
nicht abschließend
ist:
Plasmodiophoromycetes, Oomycetes, Chytridiomycetes, Zygomycetes,
Ascomycetes, Basidiomycetes und Deuteromycetes, z.B.
Pythium-Arten,
wie beispielsweise Pythium ultimum, Phytophthora-Arten, wie beispielsweise
Phytophthora infestans, Pseudoperonospora-Arten, wie beispielsweise
Pseudoperonospora humuli oder Pseudoperonospora cubensis, Plasmopara-Arten,
wie beispielsweise Plasmopara viticola, Bremia-Arten, wie beispielsweise
Bremia lactucae, Peronospora-Arten, wie beispielsweise Peronospora
pisi oder P. brassicae, Erysiphe-Arten, wie beispielsweise Erysiphe
graminis, Sphaerotheca-Arten, wie beispielsweise Sphaerotheca fuliginea, Podosphaera-Arten,
wie beispielsweise Podosphaera leucotricha, Venturia-Arten, wie
beispielsweise Venturia inaequalis, Pyrenophora-Arten, wie beispielsweise
Pyrenophora teres oder P. graminea (Konidienform: Drechslera, Syn:
Helminthosporium), Cochliobolus-Arten, wie beispielsweise Cochliobolus
sativus (Konidienform: Drechslera, Syn: Helminthosporium), Uromyces-Arten,
wie beispielsweise Uromyces appendiculatus, Puccinia-Arten, wie beispielsweise
Puccinia recondita, Sclerotinia-Arten, wie beispielsweise Sclerotinia
sclerotiorum, Tilletia-Arten, wie beispielsweise Tilletia caries;
Ustilago-Arten,
wie beispielsweise Ustilago nuda oder Ustilago avenae, Pellicularia-Arten,
wie beispielsweise Pellicularia sasakii, Pyricularia-Arten, wie
beispielsweise Pyricularia oryzae, Fusarium-Arten, wie beispielsweise
Fusarium culmorum, Botrytis-Arten, Septoria-Arten, wie beispielsweise
Septoria nodorum, Leptosphaeria-Arten, wie beispielsweise Leptosphaeria
nodorum, Cercospora-Arten, wie beispielsweise Cercospora canescens,
Alternaria-Arten, wie beispielsweise Alternaria brassicae oder Pseudocercosporella-Arten,
wie beispielsweise Pseudocercosporella herpotrichoides.
Von
besonderem Interesse sind z.B. auch Magnaporthe grisea, Cochliobulus
heterostrophus, Nectria hematococcus and Phytophtora species.
Fungizide
Wirkstoffe, die mit Hilfe der erfindungsgemäßen Mevalonat Kinase gefunden
werden, können
aber auch mit Mevalonat Kinasen aus humanpathogenen Pilzspezies
interagieren, wobei die Interaktion mit den unterschiedlichen in
diesen Pilzen vorkommenden Mevalonat Kinasen nicht immer gleich
stark sein muss.
Gegenstand
der vorliegenden Erfindungen ist deshalb auch ein Verfahren zum
Identifizieren von Antimykotika, d.h. von Inhibitoren der Mevalonat
Kinase aus human- oder tierpathogenen Pilzen, die zum Herstellen
von Mitteln zur Behandlung von durch human- oder tierpathogene Pilze
hervorgerufenen Erkrankungen verwendet werden können.
Dabei
sind die folgenden humanpathogenen Pilze von besonderem Interesse,
die unter anderem die nachfolgend genannten Krankheitsbilder hervorrufen
können:
Dermatophyten,
wie z.B. Trichophyton spec., Microsporum spec., Epidermophyton floccosum
oder Keratomyces ajelloi, die z.B. Fußmykosen (Tinea pedis) hervorrufen,
Hefen,
wie z.B. Candida albicans, Soor-Ösophagitis
und Dermatitis hervorruft, Candida glabrata, Candida krusei oder
Cryptococcus neoformans, die z.B. pulmonale Cryptococcose und auch
Torulose hervorrufen können,
Schimmelpilze,
wie z.B. Aspergillus fumigatus, A. flavus, A. niger, die z.B. bronchopulmonale
Aspergillose oder Pilzsepsis hervorrufen, Mucor spec., Absidia spec.,
oder Rhizopus spec., die z.B. Zygomykosen (intravasale Mykosen)
hervorrufen, Rhinosporidium seeberi, der z.B. chronische granulomatöse Pharyngitis
und Tracheitis hervorruft, Madurella myzetomatis, der z.B. subkutane
Myzetome hervorruft, Histoplasma capsulatum, der z.B. retikuloendotheliale
Zytomykose und M. Darling hervorruft, Coccidioides immitis, der
z. B. pulmonale Coccidioidomykose und Sepsis hervorruft, Paracoccidioides
brasiliensis, der z.B. brasilianische Blastomykose hervorruft, Blastomyces
dermatitidis, der z.B. Gilchrist-Krankheit und nordamerikanische
Blastomykose hervorruft, Loboa loboi, der z.B. Keloid-Blasto mykose
und Lobo's Krankheit
hervorruft, und Sporothrix schenckii, der z.B. Sporotrichose (granulomatöse Hautmykose)
hervorruft.
Im
Folgenden sollen die Begriffe "fungizid" bzw. "Fungizid" gleichermaßen für die Begriffe "antimykotisch" bzw. "Antimykotikum" als auch für die Begriffe "fungizid" bzw. "Fungizid" im herkömmlichen
Sinne, d.h. bezogen auf pflanzenpathogene Pilze, verwendet werden.
Fungizide
Wirkstoffe, die mit Hilfe einer aus einem bestimmten Pilz, hier
z.B. aus U. maydis, gewonnenen Mevalonat Kinase gefunden werden,
können
also auch mit einer Mevalonat Kinase aus zahlreichen anderen Pilzspezies,
gerade auch mit weiteren pflanzenpathogenen Pilzen interagieren,
wobei die Interaktion mit den unterschiedlichen in diesen Pilzen
vorkommenden Mevalonat Kinasen nicht immer gleich stark sein muss. Dies
erklärt
unter anderem die beobachtete Selektivität der an diesem Enzym wirksamen
Substanzen.
Der
Ausdruck "Kompetitor" wie er hierin verwendet
wird, bezieht sich auf die Eigenschaft der Verbindungen, mit anderen,
gegebenenfalls zu identifizierenden Verbindungen um die Bindung
an der Mevalonat Kinase zu kompetitieren und diese vom Enzym zu
verdrängen
bzw. von dieser verdrängt
zu werden.
Der
Ausdruck "Agonist", wie er hierin verwendet
wird, bezieht sich auf ein Molekül,
das die Aktivität
der Mevalonat Kinase beschleunigt oder verstärkt.
Der
Ausdruck "Antagonist", wie er hierin verwendet
wird, bezieht sich auf ein Molekül,
das die Aktivität der
Mevalonat Kinase verlangsamt oder verhindert.
Der
Ausdruck "Modulator", wie er hierin verwendet
wird, stellt den Oberbegriff zu Agonist bzw. Antagonist dar. Modulatoren
können
kleine organisch-chemische Moleküle,
Peptide oder Antikörper
sein, die an die erfindungsgemäßen Polypeptide
binden bzw. die deren Aktivität
beeinflussen. Weiterhin können
Modulatoren kleine organisch-chemische Moleküle, Peptide oder Antikörper sein,
die an ein Molekül
binden, welches wiederum an die erfindungsgemäßen Polypeptide bindet, und
dadurch deren biologische Aktivität beeinflusst. Modulatoren
können
natürliche
Substrate und Liganden darstellen oder strukturelle oder funktionelle
Mimetika davon. Bevorzugt handelt es sich beim Ausdruck "Modulator", wie er hierin verwendet
wird, jedoch um solche Moleküle,
die nicht die natürlichen
Substrate bzw. Liganden darstellen.
Beschreibung
der Erfindung
Die
Mevalonat Kinase (EC 2.7.1.36), im Folgenden auch mit MK abgekürzt, katalysiert
die Reaktion von Mevalonat und Adenosintriphosphat zu Phosphomevalonat
und Adenosindiphosphat (1).
Die
von der Mevalonat Kinase katalysierte Reaktion ist ein essentieller
Schritt am Anfang der Biosynthese von Ergosterol-, Dolichol- oder
Ubichinon (Lees et al., 1997, Biochemistry and molecular biology
of sterol synthesis in Saccharomyces cerevisiae. Biochemistry and
Function of Sterols, 85–99;
Mercer, 1984, The biosynthesis of ergosterol. Pestic. Sci. 15(2),
133–55;
Karst and Lacroute, 1977, Ergosterol Biosynthesis in Saccharomyces
cerevisiae. Mol. Gen. Genet. 154, 269–277).
Gene
kodierend für
die Mevalonat Kinase wurden bereits in verschiedenen Pilzen identifiziert:
aus den Hefen Saccharomyces cerevisiae (Swissprot Accession No.:
X55875) und Schizosaccharomyces pombe (Swissprot Accession No.:
AB000541), aus Neurospora crassa (Swissprot Accession No.: NCB11N2).
Aus den pflanzenpathogenen Pilzen Magnaporthe grisea und Fusarium
sporotrichioides sind Sequenzfragmente des für die Mevalonat Kinase kodierenden
Gens bekannt. Daneben wurde die Mevalonat Kinase auch in zahlreichen
anderen Organismen gefunden, so z.B. aus Homo sapiens (Swissprot:
Accession No.: AK023087), Mus musculus (Swissprot: Accession No.:
BC005606) oder Oryza sativa (Swissprot: Accession No.: AC091749).
Die
Sequenzähnlichkeiten
zwischen verschiedenen MKs sind innerhalb der eukaryontischen Klassen signifikant,
während
hingegen die Sequenzidentität
zu den bakteriellen Enzymen weniger signifikant ist.
Die
Mevalonat Kinase wurde aus verschiedenen Organismen isoliert, exprimiert,
gereinigt und auch charakterisiert (Tanaka et al., 1990, Purification
and regulation of mevalonate kinase from rat liver J. Biol. Chem.
265(4), 2391–98;
Chu, Xiusheng and Li, Ding, 2003, Cloning, expression, and purification
of His-tagged rat mevalonate kinase. Prot. Exp. Purific. 27, 165–70; Schulte
et al., 2000, Purification and characterization of mevalonate kinase
from suspension-cultured cells of Catharanthus roseus (L.) G. Don.
Arc. Biochem. Biophys. 378(2), 287–298; Oulmouden and Karst,
1991, Nucleotide sequence of the ERG12 gene of Saccharomyces cerevisiae
encoding mevalonate kinase. Curr. Genet. 19, 9–14).
In
der vorliegenden Erfindung wird nun zum ersten Mal die vollständige Sequenz
einer Mevalonat Kinase aus dem pflanzenpathogenen Pilz Ustilago
maydis zur Verfügung
gestellt, die die weitere Erforschung von Mevalonat Kinasen insbesondere
aus pflanzenpathogenen Pilzen und damit die Erschließung eines
neuen Zielproteins für
die Identifizierung neuer fungizider Wirkstoffe ermöglicht.
Trotz
umfangreicher Forschungen an der Mevalonat Kinase war bislang unbekannt,
dass die Mevalonat Kinase in Pilzen ein Zielprotein (ein so genanntes "Target") fungizid wirksamer
Substanzen sein kann.
Für bereits
bekannte Inhibitoren der Mevalonat Kinase wurde keine fungizide
Wirkung beschrieben (siehe z.B. Hinson et al., 1997, Post-translational
regulation of mevalonate kinase by intermediates of the cholesterol
and nonsterol isoprene biosynthetic pathways. J. Lipid Res. 38,
2216–223;
Tanaka et al., 1990, Purification and regulation of mevalonate kinase
from rat liver. J. Biol. Chem. 265(4), 2391–98). Zwar verweisen verschiedene
Veröffentlichung
auf die besondere Rolle der Mevalonat Kinase (z.B. Oulmouden and
Karst, 1991, Nucleotide sequence of the ERG12 gene of Saccharomyces
cerevisiae encoding mevalonate kinase. Curr. Genet. 19, 9-14) für den Stoffwechsel
von Pilzen wie z.B. des Hefepilzes Saccharomyces cerevisiae und
beschreiben auch, dass die Zerstörung
des Hefe-Gens ERG12, welches für
die Mevalonat Kinase kodiert, für
S. cerevisiae letal ist (Oulmouden und Karst, 1990, Isolation of
the ERG12 gene of Saccharomyces cerevisiae encoding mevalonate kinase.
Gene, 88, 253–257).
Keine der Veröffentlichungen
nimmt jedoch Stellung zu der Frage, ob das Enzym Mevalonat Kinase
durch Wirkstoffe beeinflusst, z.B. inhibiert werden kann, und ob
eine Behandlung von Pilzen in vivo mit einem die Mevalonat Kinase
modulierenden Wirkstoff zur Bekämpfung
von Pilzen möglich
ist. Die Mevalonat Kinase wurde damit als Zielprotein für Fungizide
bislang noch nicht beschrieben. Es sind keine Wirkstoffe bekannt,
die eine fungizide Wirkung aufweisen und deren Wirkort die Mevalonat Kinase
ist.
Damit
wird in der vorliegenden Erfindung zum ersten Mal gezeigt, dass
die Mevalonat Kinase nicht nur ein insbesondere für Pilze
wichtiges Enzym darstellt und deshalb in besonderem Maße dazu
geeignet ist, als Zielprotein für
die Suche nach weiteren und verbesserten fungizid wirksamen Wirkstoffen
verwendet zu werden, sondern auch, dass die pilzliche Mevalonat
Kinase tatsächlich
in vitro und auch in vivo durch Wirkstoffe beeinflusst werden kann,
dass Modulatoren der Mevalonat Kinase als Fungizide verwendet werden
können, und
es werden Verfahren zur Verfügung
gestellt, die zur Identifizierung solcher Fungizide verwendet werden können.
So
wurde im Rahmen der vorliegenden Erfindung ein Verfahren entwickelt,
das geeignet ist, die enzymatische Aktivität der Mevalonat Kinase sowie
die Hemmung dieser Aktivität
durch eine oder mehrere Substanzen in einem so genannten Hemmtest
zu bestimmen, und auf diese Weise Modulatoren, bevorzugt Inhibitoren
des Enzyms, z.B. in HTS- und UHTS-Verfahren zu identifizieren. Identifizierte
Inhibitoren, die in vitro bereits eine inhibierende Wirkung auf
eine gegebene Mevalonat Kinase zeigen, können dann in vivo auf ihre fungizide
Wirkung geprüft
werden.
Die
Inhibitoren einer pilzlichen Mevalonat Kinase können als Fungizide insbesondere
im Pflanzenschutz oder auch als Antimykotika in Pharmaindikationen
verwendet werden. In der vorliegenden Erfindung wird beispielsweise
gezeigt, dass die Hemmung der Mevalonat Kinase mit einer in einem
erfindungsgemäßen Verfahren
identifizierten Substanz zum Absterben der behandelten Pilze in
synthetischen Medien bzw. auf der Pflanze führt.
Mevalonat
Kinase kann aus verschiedenen pflanzen oder auch human- oder tierpathogenen
Pilzen gewonnen werden, z.B. aus Pilzen wie dem pflanzenpathogenen
Pilz U. maydis. Zur Herstellung der Mevalonat Kinase aus Pilzen
kann das Gen z.B. rekombinant in Escherichia coli exprimiert und
aus E. coli Zellen eine Enzympräparation
hergestellt werden (Beispiel 1). Bevorzugt werden Mevalonat Kinasen
aus pflanzenpathogenen Pilzen verwendet, um im Pflanzenschutz einsetzbare
Fungizide zu identifizieren. Ist das Ziel die Identifizierung von
Fungiziden bzw. Antimycotika, die in Pharmaindikationen verwendet
werden sollen, empfiehlt sich der Einsatz von Mevalonat Kinasen
aus human- bzw. tierpathogenen Pilzen.
Um
eine Mevalonat Kinase aus einem pflanzenpathogenen Pilz zur Verfügung zu
stellen, wurde für
die Expression der von Umerg12 (Um steht für Ustilago maydis) gemäß SEQ ID
NO: 1 kodierten Mevalonat Kinase UmErg12 gemäß SEQ ID NO: 2 der zugehörige ORF
(open reading frame) aus genomischer DNA nach dem Fachmann bekannten
Methoden über
genspezifische Primer amplifiziert. Die entsprechende DNA wurde
gemäß den Angaben
des Herstellers in den Vektor pDEST15 (Invitrogen, ermöglicht die
Einführung
eines N-terminalen GST-Tags) kloniert. Das resultierende Plasmid
pDEST15_umerg12 enthält
die vollständige
kodierende Sequenz von Umerg12 in einer N-terminalen Fusion mit
einem GST-Tag aus dem Vektor. Das UmErg12 Fusionsprotein besitzt
eine berechnete Masse von 74,5 kDa (vgl. Beispiel 1 und 3).
Das
Plasmid pDEST15_umerg12 wurde dann zur rekombinanten Expression
von UmErg12 in E. coli BL21 (DE3) verwendet (vgl. Beispiel 1).
In
der vorliegenden Erfindung wird damit auch eine weitere vollständige genomische
Sequenz eines pflanzenpathogenen Pilzes kodierend für eine Mevalonat
Kinase zur Verfügung
gestellt, und deren Verwendung bzw. die Verwendung des davon kodierten
Polypeptids zur Identifizierung von Inhibitoren des Enzyms sowie
deren Verwendung als Fungizide beschrieben.
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist deshalb auch die für ein Polypeptid
mit der enzymatischen Funktion einer Mevalonat Kinase kodierende
Nukleinsäure
aus dem Pilz Ustilago maydis.
Mevalonat
Kinasen teilen sich homologe Bereiche. Typisch für Mevalonat Kinasen ist eine
konservierte Region, die beide bei der Bindung von ATP beteiligt
ist.
Diese
ATP-Bindungsstelle ist ein für
Mevalonat Kinasen charakteristisches Sequenzmerkmal. Durch eine
geeignete Suche in der PROSITE database kann ein solches Motiv identifiziert
werden (Hofmann K., Bucher P., Falquet L., Bairoch A. (1999) "The PROSITE database,
its status in 1999".
Nucleic Acids Res. 27, 215). Es kann wie folgt dargestellt werden:
[LIVM]-[PK]-x-[GSTA]-x(0,1)-G-[LM]-[GS]-S-S-[GSA]-[GSTAC],
PROSITE
ermöglicht
Polypeptiden eine Funktion zuzuordnen und somit Guanylat Kinasen
als solche zu erkennen.
Bei
der Darstellung des Prosite Motivs wird der "Ein-Buchstaben-Code" verwendet. Das Symbol "x" steht für eine Position, an der jede
Aminosäure
akzeptiert wird. Eine variable Position, an der verschiedene bestimmte
Aminosäuren
akzeptiert werden, wird in eckigen Klammern "[...]" dargestellt, wobei die an dieser Position
möglichen
Aminosäuren
aufgezählt
werden. Aminosäuren,
die an einer bestimmten Position nicht akzeptiert werden, stehen
dagegen in geschweiften Klammern "{...}". Ein Gedanken strich "-" trennt die einzelnen Elemente bzw.
Positionen des Motivs. Wiederholt sich eine bestimmte Position,
z.B. "x", mehrfach hintereinander,
kann dies durch Angabe der Zahl der Wiederholungen in einer nachfolgenden
Klammer dargestellt werden, z.B. "x (3)", was für "x-x-x" steht.
Ein
Prosite Motiv stellt also letztlich die Komponenten einer Konsensussequenz
dar, sowie Abstände zwischen
den beteiligten Aminosäuren
und ist damit typisch für
eine bestimmte Enzymklasse. Anhand dieses Motivs können auf
Basis der erfindungsgemäßen Nukleinsäuren weitere
Polypeptide aus pflanzenpathogenen Pilzen indentifiziert bzw. zugeordnet
werden, die zur selben Klasse wie das erfindungsgemäße Polypeptid
gehören
und deshalb auch in erfindungsgemäßer Weise verwendet werden
können.
Im
Falle der Mevalonat Kinase aus U. maydis liegt dieses Motiv ebenso
vor wie bei S. cerevisiae, S. pombe, Magnaporthe grisea oder N.
crassa (vgl. 2). Die
spezifische Konsensussequenz für
eine erfindungsgemäße Mevalonat
Kinase, die zur Identifizierung bzw. Zuordnung weiterer erfindungsgemäßer Polypeptide
genutzt werden kann, ist deshalb bevorzugt
P-x-G-x-G-L-G-S-S-A,
und
besonders bevorzugt die Konsensussequenz
P-I-G-A-G-L-G-S-S-A-A.
Das
oben genannte Prosite Motiv bzw. die spezifische Konsensussequenz
sind typisch für
die erfindungsgemäßen Polypeptide,
die anhand dieser Konsensussequenzen strukturell definiert werden
können
und damit auch eindeutig identifizierbar sind.
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung sind deshalb auch Polypeptide aus pflanzenpathogenen
Pilzen mit der biologischen Aktivität einer Mevalonat Kinase, die
das vorstehend genannte Prosite Motiv [LIVM]-[PK]-x-[GSTA]-x(0,1)-G-[LM]-[GS]-S-S-[GSA]-[GSTAC] umfassen,
bevorzugt solche Polypeptide, die das vorstehend genannte Motiv
P-x-G-x-G-L-G-S-S-A umfassen, und besonders bevorzugt solche Polypeptide,
die die Konsensussequenz P-I-G-A-G-L-G-S-S-A umfassen.
Aufgrund
der Homologien, die bei speziesspezifischen Nukleinsäuren kodierend
für Guanylat
Kinasen vorliegen, können
auch Mevalonat Kinasen aus anderen pflanzenpathogenen Pilzen identifiziert
und verwendet werden, um die oben gestellte Aufgabe zu lösen, d.h.
sie können
ebenfalls zum Identifizieren von Inhibitoren einer Mevalonat Kinase
verwendet werden, welche wiederum als Fungizide im Pflanzenschutz
verwendet werden können.
Es ist jedoch auch denkbar einen anderen Pilz, der nicht pflanzenpathogen
ist, bzw. dessen Mevalonat Kinase oder die dafür kodierende Sequenz zu verwenden,
um fungizid wirkende Inhibitoren der Mevalonat Kinase zu identifizieren.
Aufgrund der hier angegebenen Sequenz gemäß SEQ ID NO: 1 und eventuell davon
abgeleiteten Primern sowie gegebenenfalls unter Zuhilfenahme des
vorstehend gezeigten Prosite Motivs ist es dem Fachmann möglich, z.B.
mittels PCR weitere für
Mevalonat Kinasen kodierende Nukleinsäuren aus anderen (pflanzenpathogenen)
Pilzen zu erhalten und zu identifizieren. Solche Nukleinsäuren und
deren Verwendung in Verfahren zum Identifizieren von fungiziden
Wirkstoffen werden als von der vorliegenden Erfindung umfasst betrachtet.
Mit
Hilfe der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz
sowie der bereits vorstehend genannten bereits bekannten Sequenzen
aus anderen pflanzenpathogenen Pilzen können weitere für eine Mevalonat
Kinase kodierende Nukleinsäuresequenzen
aus anderen Pilzen identifiziert werden.
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung sind insbesondere bevorzugt die für die Mevalonat
Kinase aus Ustilago maydis kodierenden Nukleinsäuren mit der SEQ ID NO: 1 sowie
die für
die Polypeptide gemäß SEQ ID
NO: 2 oder aktive Fragmente davon kodierenden Nukleinsäuren.
Bei
den erfindungsgemäßen Nukleinsäuren handelt
es sich insbesondere um einzelsträngige oder doppelsträngige Desoxyribonukleinsäuren (DNA)
oder Ribonukleinsäuren
(RNA). Bevorzugte Ausführungsformen
sind Fragmente genomischer DNA, und cDNAs.
Besonders
bevorzugt umfassen die erfindungsgemäßen Nukleinsäuren eine
Sequenz ausgewählt
aus
- a) einer Sequenz gemäß SEQ ID NO: 1,
- b) Sequenzen, die für
ein Polypeptid kodieren, welches die Aminosäuresequenz gemäß SEQ ID
NO: 2 umfasst,
- c) Sequenzen, welche eine zumindest 90 %ige Identität mit den
unter a) und b) definierten Sequenzen aufweisen und für das Sequenzmotiv
[LIVM]-[PK]-x-[GSTA]-x(0,1)-G-[LM]-[GS]-S-S-[GSA]-[GSTAC] kodieren,
- d) Sequenzen, welche zu den unter a) bis c) definierten Sequenzen
komplementär
sind, und
- e) Sequenzen, welche aufgrund der Degeneriertheit des genetischen
Codes für
dieselbe Aminosäuresequenz
kodieren wie die unter a) und b) definierten Sequenzen.
Wie
bereits vorstehend ausgeführt,
ist die vorliegende Erfindung nicht nur auf die Verwendung von Mevalonat
Kinase aus U. maydis beschränkt.
In analoger und dem Fachmann bekannter Weise können auch aus anderen Pilzen,
vorzugsweise aus pflanzenpathogenen Pilzen, Polypeptide mit der
Aktivität
einer Mevalonat Kinase verwendet oder gewonnen werden, die dann
in einem erfindungsgemäßen Verfahren
eingesetzt werden können.
Bevorzugt wird die Mevalonat Kinase aus U. maydis verwendet.
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung sind weiterhin DNA-Konstrukte, die eine
erfindungsgemäße Nukleinsäure und
einen homologen oder heterologen Promotor umfassen.
Der
Ausdruck "homologer
Promotor", wie er
hierin verwendet wird, bezieht sich auf einen Promotor, der im Ursprungsorganismus
die Expression des betreffenden Gens kontrolliert. Der Ausdruck "heterologer Promotor", wie er hierin verwendet
wird, bezieht sich auf einen Promotor, der andere Eigenschaften
als derjenige Promotor aufweist, der im Ursprungsorganismus die
Expression des betreffenden Gens kontrolliert.
Die
Auswahl von heterologen Promotoren ist davon abhängig, ob zur Expression pro-
oder eukaryotische Zellen oder zellfreie Systeme verwendet werden.
Beispiele für
heterologe Promotoren sind der 35S Promoter des Blumenkohlmosaikvirus
für pflanzliche
Zellen, der Promoter der Alkoholdehydrogenase für Hefezellen, die T3-, T7-
oder SP6-Promotoren für
prokaryotische Zellen oder zellfreie Systeme.
Bevorzugt
sollten pilzliche Expressionssysteme wie z.B. das Pichia pastoris-System
verwendet werden, wobei hier die Transkription durch den Methanol
induzierbaren AOX-Promotor angetrieben wird.
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung sind ferner Vektoren, die eine erfindungsgemäße Nukleinsäure, eine
erfindungsgemäße regulatorische
Region oder ein erfindungsgemäßes DNA-Konstrukt
enthalten. Als Vektoren können
alle in molekularbiologischen Laboratorien verwendete Phagen, Plasmide,
Phagmide, Phasmide, Cosmide, YACs, BACs, künstliche Chromosomen oder Partikel,
die für
einen Partikelbeschuss geeignet sind, verwendet werden.
Bevorzugte
Vektoren sind z.B. die p4XXprom. Vektorserie (Mumberg, D., Müller, R.,
Funk, M., 1995. Yeast vectors for the controlled expression of heterologous
proteins in different genetic backgrounds. Gene 156, 119–122) für Hefezellen, pSPORT-Vektoren
(Fa. Life Technologies) für
bakterielle Zellen, oder den Gateway Vektoren (Fa. Life Technologies)
für verschiedene
Expressionssysteme in bakteriellen Zellen, Pflanzen, P. pastoris,
S. cerevisiae oder Insektenzellen.
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung sind auch Wirtszellen, die eine erfindungsgemäße Nukleinsäure, ein
erfindungsgemäßes DNA-Konstrukt
oder einen erfindungsgemäßen Vektor
enthalten.
Der
Ausdruck "Wirtszelle", wie er hierin verwendet
wird, bezieht sich auf Zellen, die natürlicherweise die erfindungsgemäßen Nukleinsäuren nicht
enthalten.
Als
Wirtszellen eignen sich sowohl prokaryotische Zellen, vorzugsweise
E. coli, als auch eukaryotische Zellen, wie Zellen von Saccharomyces
cerevisiae, Pichia pastoris, Insekten, Pflanzen, Froschoozyten und
Zelllinien von Säugern.
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung sind weiterhin Polypeptide mit der biologischen
Aktivität
einer Mevalonat Kinase, die von den erfindungsgemäßen Nukleinsäuren kodiert
werden.
Bevorzugt
umfassen die erfindungsgemäßen Polypeptide
eine Aminosäuresequenz
ausgewählt
aus
- (a) der Sequenz gemäß SEQ ID NO: 2,
- (b) Sequenzen, welche eine 95 %ige Identität mit der unter a) definierten
Sequenz haben, und das Sequenzmotiv [LIVM]-[PK]-x-[GSTA]-x(0,1)-G-[LM]-[GS]-S-S-[GSA]-[GSTAC]
umfassen,
- (c) Fragmente der unter a) und b) angegebenen Sequenzen, welche
die gleiche biologische Aktivität
aufweisen wie die unter a) definierte Sequenz.
Der
Ausdruck "Polypeptide", wie er hierin verwendet
wird, bezieht sich sowohl auf kurze Aminosäureketten, die gewöhnlich als
Peptide, Oligopeptide oder Oligomere bezeichnet werden, als auch
auf längere
Aminosäureketten,
die gewöhnlich
als Proteine bezeichnet werden. Er umfasst Aminosäureketten,
die entweder durch natürliche
Prozesse, wie posttranslationale Prozessierung, oder durch chemische
Verfahren, die Stand der Technik sind, modifiziert sein können. Solche
Modifikationen können
an verschiedenen Stellen und mehrfach in einem Polypeptid vorkommen,
wie beispielsweise am Peptid-Rückgrat,
an der Aminosäure-Seitenkette, am
Amino- und/oder
am Carboxy-Terminus. Sie umfassen beispielsweise Acetylierungen,
Acylierungen, ADP-Ribosylierungen, Amidierungen, kovalente Verknüpfungen
mit Flavinen, Häm-Anteilen,
Nukleotiden oder Nukleotid-Derivaten, Lipiden oder Lipid-Derivaten oder Phophatidylinositol,
Cyclisierungen, Disulfidbrückenbildungen,
Demethylierungen, Cystin-Bildungen, Formylierungen, gamma-Carboxylierungen,
Glycosylierungen, Hydroxylierungen, Iodierungen, Methylierungen,
Myristoylierungen, Oxidationen, proteolytische Prozessierungen,
Phosphorylierungen, Selenoylierungen und tRNA-vermittelte Additionen
von Aminosäuren.
Die
erfindungsgemäßen Polypeptide
können
in der Form "reifer" Proteine oder als
Teile größerer Proteine,
z.B. als Fusionsproteine, vorliegen. Weiterhin können sie Sezernierungs- oder "Leader"-Sequenzen, Pro-Sequenzen,
Sequenzen, die eine einfache Reinigung ermöglichen, wie mehrfache Histidin-Reste,
oder zusätzliche
stabilisierende Aminosäuren
aufweisen. Die erfindungsgemäßen Proteine
können
ebenfalls so vorliegen, wie sie natürlicherweise in ihrem Herkunftsorganismus
vorliegen, aus dem sie zum Beispiel direkt gewonnen werden können. In
den erfindungsgemäßen Verfahren
können
ebenso aktive Fragmente einer Mevalonat Kinase eingesetzt werden,
solange sie die Bestimmung der enzymatischen Aktivität des Polypeptids
bzw. deren Inhibition durch eine Kandidatenverbindung ermöglichen.
Die
in den erfindungsgemäßen Verfahren
eingesetzten Polypeptide können
im Vergleich zu den entsprechenden Regionen von natürlich vorkommenden
Mevalonat Kinasen Deletionen oder Aminosäuresubstitutionen aufweisen,
solange sie zumindest noch die biologische Aktivität einer
vollständigen
Mevalonat Kinase zeigen. Konservative Substitutionen sind bevorzugt.
Solche konservativen Substitutionen umfassen Variationen, wobei
eine Aminosäure
durch eine andere Aminosäure
aus der folgenden Gruppe ersetzt wird:
- 1. Kleine
aliphatische, nicht-polare oder wenig polare Reste: Ala, Ser, Thr,
Pro und Gly;
- 2. Polare, negativ geladene Reste und deren Amide: Asp, Asn,
Glu und Gln;
- 3. Polare, positiv geladene Reste: His, Arg und Lys;
- 4. Große
aliphatische, nicht-polare Reste: Met, Leu, Ile, Val und Cys; und
- 5. Aromatische Reste: Phe, Tyr und Trp.
Ein
mögliches
Reinigungsverfahren der Mevalonat Kinase basiert auf präparativer
Elektrophorese, FPLC, HPLC (z.B. unter Anwendung von Gelfiltrations-,
Reversphasen- oder leicht hydrophoben Säulen), Gelfiltration, differentieller
Präzipitation,
Ionenaustausch-Chromatographie oder Affinitätschromatographie (vgl. Beispiel
1).
Ein
schnelles Verfahren zum Isolieren von Mevalonat Kinasen, die von
Wirtszellen synthetisiert werden, beginnt mit der Expression eines
Fusionsproteins, wobei der Fusionspartner auf einfache Weise affinitätsgereinigt
werden kann. Der Fusionspartner kann beispielsweise ein GST-Tag
sein (vgl. Beispiel 1). Das Fusionsprotein kann dann an Glutathion-Sepharosesäule gereinigt
werden. Der Fusionspartner kann durch partielle proteolytische Spaltung
beispielsweise an Linkern zwischen dem Fusionspartner und dem zu
reinigenden erfindungsgemäßen Polypeptid
abgetrennt werden. Der Linker kann so gestaltet werden, dass er
Ziel-Aminosäuren,
wie Arginin- und Lysin-Reste einschließt, die Stellen für eine Spaltung
durch Trypsin definieren. Um solche Linker zu erzeugen, können Standard-Klonierungsverfahren
unter Verwendung von Oligonukleotiden angewendet werden.
Weitere
mögliche
Reinigungsverfahren basieren wiederum auf präparativer Elektrophorese, FPLC, HPLC
(z.B. unter Anwendung von Gelfiltrations-, Reversphasen- oder leicht hydrophoben
Säulen),
Gelfiltration, differentieller Präzipitation, Ionenaustausch-Chromatographie
und Affinitätschromatographie.
Die
Ausdrücke "Isolierung oder Reinigung", wie sie hierin
verwendet werden, bedeuten, dass die erfindungsgemäßen Polypeptide
von anderen Proteinen oder anderen Makromolekülen der Zelle oder des Gewebes
abgetrennt werden. Vorzugsweise ist eine die erfindungsgemäßen Polypeptide
enthaltende Zusammensetzung hinsichtlich des Proteingehalts gegenüber einer
Präparation
aus den Wirtszellen mindestens 10-fach und besonders bevorzugt mindestens
100-fach angereichert.
Die
erfindungsgemäßen Polypeptide
können
auch ohne Fusionspartner mit Hilfe von Antikörpern, die an die Polypeptide
binden, affinitätsgereinigt
werden.
Das
Verfahren zum Herstellen von Polypeptiden mit der Aktivität einer
Mevalonat Kinase, wie z.B. des Polypeptids UmErg12, ist damit gekennzeichnet
ist durch
- (a) das Kultivieren einer Wirtszelle
enthaltend zumindest eine exprimierbare Nukleinsäuresequenz kodierend für ein Polypeptid
aus Pilzen mit der biologischen Aktivität einer Mevalonat Kinase unter
Bedingungen, die die Expression dieser Nukleinsäure gewährleisten, oder
- (b) das Exprimieren einer exprimierbaren Nukleinsäuresequenz
kodierend für
ein Polypeptid aus Pilzen mit der biologischen Aktivität einer
Mevalonat Kinase in einem in vitro-System, und
- (c) die Gewinnung des Polypeptids aus der Zelle, dem Kulturmedium
oder dem in vitro-System.
Die
so erhaltenen Zellen enthaltend das erfindungsgemäße Polypeptid
oder das so erhaltene gereinigte Polypeptid sind geeignet, in Verfahren
zum Identifizieren von Modulatoren bzw. Inhibitoren der Mevalonat Kinase
verwendet zu werden.
Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist auch die Verwendung von Polypeptiden
aus Pilzen, bevorzugt aus pflanzenpathogenen bzw. human- oder tierpathogenen
Pilzen, welche die biologische Aktivität einer Mevalonat Kinase besitzen,
in Verfahren zum Identifizieren von Inhibitoren eines Polypeptids
mit der Aktivität einer
Mevalonat Kinase, und die Verwendung dieser Inhibitoren der Mevalonat
Kinase als Fungizide.
Fungizide
Wirkstoffe, die mit Hilfe einer Mevalonat Kinase aus einer bestimmten
Pilzspezies gefunden werden, können
auch mit Mevalonat Kinasen aus anderen Pilzspezies interagieren,
wobei die Interaktion mit den unterschiedlichen in diesen Pilzen
vorkommenden Mevalonat Kinasen nicht immer gleich stark sein muss. Dies
erklärt
unter anderem die Selektivität
wirksamer Substanzen. Die Verwendung von Wirkstoffen, die mit einer
Mevalonat Kinase einer bestimmten Pilz-Spezies gefunden wurden,
als Fungizide auch bei anderen Pilze-Spezies kann darauf zurückgeführt werden,
dass sich Mevalonat Kinasen aus verschiedenen Pilzspezies relativ
nahe stehen und in größeren Bereichen
eine ausgeprägte
Homologie zeigen. So wird in 3 deutlich, dass
eine solche Homologie über
beträchtliche
Sequenzabschnitte hinweg zwischen U. maydis, S. cerevisiae, N. crassa,
S. pombe und M. grisea besteht und damit die Wirkung der mit Hilfe
der Mevalonat Kinase aus U. maydis gefundenen Substanzen nicht auf
U. maydis beschränkt
bleibt. In Verfahren zum Identifizieren von Fungiziden werden deshalb
bevorzugt Polypeptide mit der enzymatischen Aktivität einer
Mevalonat Kinase verwendet, die eine Konsensussequenz gemäß 2 aufweisen.
Verfahren,
die geeignet sind, Modulatoren, insbesondere Inhibitoren bzw. Antagonisten
der erfindungsgemäßen Polypeptide
zu identifizieren, beruhen in aller Regel auf der Bestimmung der
Aktivität
bzw. der biologischen Funktionalität des Poly peptids. Dazu kommen
prinzipiell sowohl auf ganzen Zellen beruhende Verfahren (in vivo
Verfahren) in Frage, wie auch Verfahren, die auf der Verwendung
des aus den Zellen isolierten Polypeptids beruhen, das in gereinigter
oder teilweise gereinigter Form oder auch als Rohextrakt vorliegen kann.
Diese zellfreien in vitro Verfahren können ebenso wie in vivo Verfahren
im Labormaßstab,
in bevorzugter Weise aber auch in HTS oder UHTS Verfahren genutzt
werden. Im Anschluss an die in vivo oder in vitro Identifizierung
von Modulatoren des Polypeptids können Tests an Pilzkulturen
durchgeführt
werden, um die fungizide Wirksamkeit der gefundenen Verbindungen
zu prüfen.
Viele
Testsysteme, die die Prüfung
von Verbindungen und natürlichen
Extrakten zum Ziel haben, sind bevorzugt auf hohe Durchsatzzahlen
ausgerichtet, um die Zahl der untersuchten Substanzen in einem gegebenen
Zeitraum zu maximieren. Testsysteme, die auf zellfreiem Arbeiten
beruhen, brauchen gereinigtes oder semigereinigtes Protein. Sie
sind geeignet für
eine "erste" Prüfung, die
in erster Linie darauf abzielt, einen möglichen Einfluss einer Substanz
auf das Zielprotein zu detektieren. Ist eine solche erste Prüfung erfolgt
und eine oder mehrere Verbindungen, Extrakte etc. gefunden, kann
die Wirkung solcher Verbindungen im Labor noch gezielter untersucht
werden. So kann in einem ersten Schritt die Inhibierung oder Aktivierung
des erfindungsgemäßen Polypeptids
in vitro noch einmal geprüft
werden, um im Anschluss daran die Wirksamkeit der Verbindung am
Zielorganismus, hier einem oder mehreren pflanzenpathogenen Pilzen,
zu testen. Die Verbindung kann dann gegebenenfalls als Ausgangspunkt
für die
weitere Suche und Entwicklung von fungiziden Verbindungen verwendet
werden, die auf der ursprünglichen
Struktur basieren, jedoch z.B. hinsichtlich Wirksamkeit, Toxizität oder Selektivität optimiert
sind.
Um
Modulatoren aufzufinden, kann z.B. ein synthetischer Reaktionsmix
(z.B. Produkte der in vitro Transkription) oder ein zellulärer Bestandteil,
wie eine Membran, ein Kompartiment oder irgendeine andere Präparation,
die die erfindungsgemäßen Polypeptide
enthält,
zusammen mit einem gegebenenfalls markierten Sub strat oder Liganden
der Polypeptide in Gegenwart und Abwesenheit eines Kandidatenmoleküls, das
ein Antagonist sein kann, inkubiert werden. Die Fähigkeit
des Kandidatenmoleküls,
die Aktivität
der erfindungsgemäßen Polypeptide
zu hemmen, wird z.B. erkennbar an einer verringerten Bindung des
gegebenenfalls markierten Liganden oder an einer verringerten Umsetzung
des gegebenenfalls markierten Substrates. Moleküle, die die biologische Aktivität der erfindungsgemäßen Polypeptide
hemmen, sind gute Antagonisten.
Ein
Beispiel für
ein Verfahren, mit welchem Modulatoren der erfindungsgemäßen Polypeptide
aufgefunden werden können,
ist ein Verdrängungstest,
bei dem man unter dafür
geeigneten Bedingungen die erfindungsgemäßen Polypeptide und einen potenziellen
Modulator mit einem Molekül,
das bekanntermaßen
an die erfindungsgemäßen Polypeptide
bindet, wie einem natürlichen
Substrat oder Liganden oder einem Substrat- oder Liganden-Mimetikum
zusammenbringt. Die erfindungsgemäßen Polypeptide selbst können markiert
werden, z.B. fluorimetrisch oder colorimetrisch, so dass man die
Anzahl der Polypeptide, die an einen Liganden gebunden sind oder
die eine Umsetzung mitgemacht haben, exakt bestimmen kann. Ebenso
kann jedoch die Bindung mittels des gegebenenfalls markierten Substrats,
Liganden bzw. Substratanalogen verfolgt werden. Auf diese Weise
lässt sich
die Effektivität
von Antagonisten ermessen.
Effekte
wie Zelltoxizität
werden in diesen in vitro Systemen in der Regel ignoriert. Die Testsysteme überprüfen dabei
sowohl inhibierende bzw. suppressive Effekte der Substanzen, als
auch stimulatorische Effekte. Die Effektivität einer Substanz kann durch
konzentrationsabhängige
Testreihen überprüft werden.
Kontrollansätze
ohne Testsubstanzen bzw. ohne Enzym können zur Bewertung der Effekte
herangezogen werden.
Durch
die anhand der vorliegenden Erfindung verfügbaren, für eine erfindungsgemäße Mevalonat
Kinase kodierende Nukleinsäuren
enthaltenden Wirtszellen, wird die Entwicklung von Testsystemen,
die auf Zellen basieren, zur Identifizierung von Substanzen ermöglicht,
die die Aktivität
der erfindungsgemäßen Polypeptide
modulieren.
Vorzugsweise
handelt es sich bei den zu identifizierenden Modulatoren um kleine
organisch-chemische Verbindungen.
Ein
Verfahren zum Identifizieren einer Verbindung, die die Aktivität einer
Mevalonat Kinase aus Pilzen moduliert und die als Fungizid im Pflanzenschutz
verwendet werden kann, besteht demnach bevorzugt darin, dass man
- a) ein Polypeptid mit der bilogischen Aktivität einer
Mevalonat Kinase, bevorzugt aus Pilzen und besonders bevorzugt aus
pflanzenpathogenen Pilzen, oder eine Wirtszelle enthaltend ein solches
Polypeptid mit einer chemischen Verbindung oder mit einem Gemisch
von chemischen Verbindungen unter Bedingungen in Kontakt bringt,
die die Interaktion einer chemischen Verbindung mit dem Polypeptid
erlauben,
- b) die Aktivität
dieses Polypeptids bei Abwesenheit einer chemischen Verbindung mit
der Aktivität
des Polypeptids bei Anwesenheit einer chemischen Verbindung oder
eines Gemisches von chemischen Verbindungen vergleicht,
- c) die chemische Verbindung auswählt, die die Aktivität des erfindungsgemäßen Polypeptids
spezifisch moduliert, und gegebenenfalls
- d) die fungizide Wirkung der ausgewählten Verbindung in vivo prüft.
Besonders
bevorzugt wird dabei diejenige Verbindung bestimmt, die die Aktivität des erfindungsgemäßen Polypeptids
spezifisch inhibiert. Der Begriff "Aktivität", wie er hier verwendet wird, bezieht
sich auf die biologische Aktivität
des erfindungsgemäßen Polypeptids.
In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird die Tatsache genutzt, dass bei der Reaktion der Mevalonat Kinase
ein Molekül
Adenosindiphosphat (ADP) freigesetzt wird. Die Aktivität bzw. die
Ab- oder Zunahme der Aktivität
des erfindungsgemäßen Polypeptids
kann deswegen durch den Nachweis des entstehenden ADP bestimmt werden.
Dabei wird die geringere bzw. inhibierte Aktivität des erfindungsgemäßen Polypeptids
anhand des Nachweises des entstehenden ADP durch Kopplung an die
nachgeschaltete Reaktion der Pyruvat Kinase und Laktat Dehydrogenase
verfolgt. Die Pyruvatkinase setzt dabei Phosphoenolpyruvat zu Pyruvat
um, welches dann von der Laktat Dehydrogenase zur Oxidation von
NADH zu NAD verwendet wird. Die durch die gekoppelte Reaktion steigende
NAD-Konzentration bzw. abnehmende NADH-Konzentration kann photospektrometrisch
durch Absorptions- oder Fluoreszenzmessung (bei 340 nm bzw. einer
Anregungswellenlänge
von 360nm und einer Emissionswellenlänge von 465nm) bestimmt werden.
Die
Messung kann auch in für
HTS- oder UHTS-Assays gängigeren
Formaten erfolgen, z.B. in Mikrotiterplatten, in denen z.B. ein
Gesamtvolumen von 5 bis 50 μl
pro Ansatz bzw. pro Well vorgelegt wird und die einzelnen Komponenten
in der gewünschten
Endkonzentrationen vorliegen (vgl. Beispiel 2). Dabei wird die zu testende,
potentiell die Aktivität
des Enzyms inhibierende oder aktivierende Verbindung (Kandidatenmolekül) z.B.
in einer geeigneten Konzentration in Testpuffer enthaltend Mevalonat,
Adenosintriphosphat, Phosphoenolpyruvat und die gekoppelten Hilfsenzyme
Pyruvat Kinase und Laktat Dehydrogenase vorgelegt. Dann wird das
erfindungsgemäße Polypeptid
in Testpuffer zugegeben und die Reaktion dadurch gestartet. Der
Ansatz wird dann bei einer geeigneten Temperatur inkubiert und die
Absorptionsabnahme bei 340 nm gemessen. Die Inkubationsdauer kann
dabei über
einen größeren Zeitraum
variiert werden. Bevorzugt erfolgt eine Inkubation für 5 bis
60, bevorzugt für
15 bis 45 Minuten, im Mittel also etwa 30 Minuten. Der gekoppelte
Enzymtest wird z.B. in Tanaka et al., 1990, beschrieben (Tanaka
et al., 1990, Purification and Regulation of Mevalonate Kinase from
Rat Liver. J. Biol. Chem. 265, 2391–2398).
Eine
weitere Messung erfolgt in einem entsprechenden Ansatz, jedoch ohne
Zugabe eines Kandidatenmoleküls
und ohne Zugabe eines erfindungsgemäßen Polypeptids (Negativkontrolle).
Eine weitere Messung erfolgt wiederum bei Abwesenheit eines Kandidatenmoleküls, jedoch
bei Anwesenheit des erfindungsgemäßen Polypeptids (Positivkontrolle).
Negativ- und Positivkontrolle ergeben damit die Vergleichswerte
zu den Ansätzen
bei Anwesenheit eines Kandidatenmoleküls.
Um
optimale Bedingungen für
ein Verfahren zum Identifizieren von Inhibitoren der Mevalonat Kinase bzw.
zur Bestimmung der Aktivität
der erfindungsgemäßen Polypeptide
zu ermitteln, kann es vorteilhaft sein, den jeweiligen KM-Wert des verwendeten erfindungsgemäßen Polypeptids
zu bestimmen. Dieser gibt dann Aufschluss über die bevorzugt zu verwendende
Konzentration des bzw. der Substrate. Im Fall der Mevalonat Kinase
aus U. maydis konnte ein KM von 130 μM für Adenosintriphosphat
und ein KM von 200 μM für Mevalonat bestimmt werden.
Mit
Hilfe der vorstehend beispielhaft beschriebenen Verfahren konnten
im Rahmen der vorliegenden Erfindung Verbindungen identifiziert
werden, die die pilzliche Mevalonat Kinase inhibieren, und die in
der Lage sind, Pilze verschiedener Spezies zu schädigen (z.B.
Wachstumshemmung) bzw. abzutöten.
Es
versteht sich von selbst, dass neben den genannten Verfahren zur
Bestimmung der enzymatischen Aktivität einer Mevalonat Kinase bzw.
der Inhibition dieser Aktivität
und zum Identifizieren von Fungiziden auch andere, z.B. bereits
bekannte, Verfahren bzw. Hemmtests verwendet werden können, solange
diese Verfahren es gestatten, die Aktivität einer Mevalonat Kinase zu
bestimmen und eine Inhibition dieser Aktivität durch eine Kandidtatenverbindung
zu erkennen. Ein alternatives Verfahren beruht z.B. auf dem Einsatz
radioaktiv markierten ATPs (Oulmouden und Karst, 1991, Nucleotide
sequence of the ERG12 gene of Saccharomyces cerevisiae encoding
mevalonate kinase. Curr. Genet. 19, 9–14).
Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
konnten auf diese Weise Inhibitoren der Mevalonat Kinase identifiziert
werden.
In
Tabelle I wird beispielhaft eine Verbindung gezeigt, die mit einem
erfindungsgemäßen Verfahren
als ein Inhibitor der Mevalonat Kinase identifiziert werden konnte. Tabelle
I
Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung konnte weiter gezeigt werden,
dass die mit Hilfe eines erfindungsgemäßen Verfahrens identifizierten
Inhibitoren einer erfindungsgemäßen Mevalonat
Kinase geeignet sind, Pilze zu schädigen oder zu töten.
Dazu
können
z.B. in die Kavitäten
von Mikrotiterplatten eine Lösung
des zu prüfenden
Wirkstoffs pipettiert werden. Nachdem das Lösungsmittel abgedampft ist,
wird zu jeder Kavität
Medium hinzugefügt.
Das Medium wird vorher mit einer geeigneten Konzentration von Sporen
bzw. Mycel des zu prüfenden
Pilzes versetzt. Die resultierenden Konzentrationen des Wirkstoffes
betragen z.B. 0,1, 1, 10 und 100 ppm.
Die
Platten werden anschließend
auf einem Schüttler
bei einer Temperatur von 22°C
inkubiert, bis in der unbehandelten Kontrolle ein ausreichendes
Wachstum feststellbar ist.
Die
Auswertung erfolgt photometrisch bei einer Wellenlänge von
620 nm. Aus den Messdaten der verschiedenen Konzentrationen kann
die Wirkstoffdosis bestimmt werden, die zu einer 50 %igen Hemmung
des Pilzwachstums gegenüber
der unbehandelten Kontrolle führt
(ED50). Auf diese Weise konnte gezeigt werden, dass
mit einem erfindungsgemäßen Verfahren
Inhibitoren der Mevalonat Kinase identifiziert werden konnten, die
eine fungizide Wirkung in vivo besitzen.
In
Tabelle II sind die Ergebnisse eines solchen Tests als ED
50-Werte für eine in einem erfindungsgemäßen Verfahren
gefundene Verbindung (vgl. Tab. I) beispielhaft wiedergegeben. Die
Verbindung zeigt bei verschiedenen Pilzen eine fungizide Wirkung. Tabelle
II
Die
vorliegende Erfindung bezieht sich daher ebenfalls auf die Verwendung
von Modulatoren der Mevalonat Kinase aus Pilzen, bevorzugt aus pflanzenpathogenen
Pilzen als Fungizide.
Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auch auf Fungizide, die mit Hilfe
eines erfindungsgemäßen Verfahrens
identifiziert wurden.
Verbindungen,
die mit Hilfe eines erfindungsgemäßen Verfahrens identifiziert
werden, und die aufgrund der Inhibition der pilzlichen Mevalonat
Kinase eine fungi zide Wirkung aufweisen, können dann zur Herstellung von
fungiziden Mitteln verwendet werden.
Die
identifzierten Wirkstoffe können
in Abhängigkeit
von ihren jeweiligen physikalischen und/oder chemischen Eigenschaften
in die üblichen
Formulierungen überführt werden,
wie Lösungen,
Emulsionen, Suspensionen, Pulver, Schäume, Pasten, Granulate, Aerosole,
Feinstverkapselungen in polymeren Stoffen und in Hüllmassen
für Saatgut,
sowie ULV-Kalt- und Warmnebel-Formulierungen.
Diese
Formulierungen werden in bekannter Weise hergestellt, z.B. durch
Vermischen der Wirkstoffe mit Streckmitteln, also flüssigen Lösungsmitteln,
unter Druck stehenden verflüssigten
Gasen und/oder festen Trägerstoffen,
gegebenenfalls unter Verwendung von oberflächenaktiven Mitteln, also Emulgiermitteln und/oder
Dispergiermitteln und/oder schaumerzeugenden Mitteln. Im Falle der
Benutzung von Wasser als Streckmittel können z.B. auch organische Lösungsmittel
als Hilfslösungsmittel
verwendet werden. Als flüssige Lösungsmittel
kommen im wesentlichen in Frage: Aromaten, wie Xylol, Toluol oder
Alkylnaphthaline, chlorierte Aromaten oder chlorierte aliphatische
Kohlenwasserstoffe, wie Chlorbenzole, Chlorethylene oder Methylenchlorid,
aliphatische Kohlenwasserstoffe, wie Cyclohexan oder Paraffine,
z.B. Erdölfraktionen,
Alkohole, wie Butanol oder Glycol sowie deren Ether und Ester, Ketone,
wie Aceton, Methylethylketon, Methylisobutylketon oder Cyclohexanon,
stark polare Lösungsmittel,
wie Dimethylformamid und Dimethylsulfoxid, sowie Wasser. Mit verflüssigten
gasförmigen
Streckmitteln oder Trägerstoffen
sind solche Flüssigkeiten
gemeint, welche bei normaler Temperatur und unter Normaldruck gasförmig sind,
z.B. Aerosol-Treibgase,
wie Halogenkohlenwasserstoffe sowie Butan, Propan, Stickstoff und
Kohlendioxid. Als feste Trägerstoffe
kommen in Frage: z.B. natürliche
Gesteinsmehle, wie Kaoline, Tonerden, Talkum, Kreide, Quarz, Attapulgit,
Montmorillonit oder Diatomeenerde und synthetische Gesteinsmehle,
wie hochdisperse Kieselsäure,
Aluminiumoxid und Silikate. Als feste Trägerstoffe für Granulate kommen in Frage:
z.B. gebrochene und fraktionierte natürliche Gesteine wie Calcit,
Marmor, Bims, Sepiolith, Dolomit sowie synthetische Granulate aus
anorganischen und organischen Mehlen sowie Granulate aus organischem
Material wie Sägemehl,
Kokosnußschalen,
Maiskolben und Tabakstengel. Als Emulgier und/oder schaumerzeugende
Mittel kommen in Frage: z.B. nichtionogene und anionische Emulgatoren,
wie Polyoxyethylen-Fettsäureester,
Polyoxyethylen-Fettalkoholether, z.B. Alkylarylpolyglycolether,
Alkylsulfonate, Alkylsulfate, Arylsulfonate sowie Eiweißhydrolysate.
Als Dispergiermittel kommen in Frage: z.B. Lignin-Sulfitablaugen
und Methylcellulose.
Es
können
in den Formulierungen Haftmittel wie Carboxymethylcellulose, natürliche und
synthetische pulverige, körnige
oder latexförmige
Polymere verwendet werden, wie Gummiarabicum, Polyvinylalkohol,
Polyvinylacetat, sowie natürliche
Phospholipide, wie Kephaline und Lecithine, und synthetische Phospholipide. Weitere
Additive können
mineralische und vegetabile Öle
sein.
Es
können
Farbstoffe wie anorganische Pigmente, z.B. Eisenoxid, Titanoxid,
Ferrocyanblau und organische Farbstoffe, wie Alizarin-, Azo- und
Metallphthalocyaninfarbstoffe und Spurennährstoffe, wie Salze von Eisen,
Mangan, Bor, Kupfer, Kobalt, Molybdän und Zink verwendet werden.
Die
Formulierungen enthalten im allgemeinen zwischen 0,1 und 95 Gewichtsprozent
Wirkstoff, vorzugsweise zwischen 0,5 und 90%.
Die
erfindungsgemäßen Wirkstoffe
können
als solche oder in ihren Formulierungen auch in Mischung mit bekannten
Fungiziden, Bakteriziden, Akariziden, Nematiziden oder Insektiziden
verwendet werden, um so z.B. das Wirkungsspektrum zu verbreitern
oder Resistenzentwicklungen vorzubeugen. In vielen Fällen erhält man dabei
synergistische Effekte, d.h. die Wirksamkeit der Mischung ist größer als
die Wirksamkeit der Einzelkomponenten.
Beim
Einsatz der erfindungsgemäßen Verbindungen
als Fungizide können
die Aufwandmengen je nach Applikation innerhalb größerer Bereiche
variiert werden.
Erfindungsgemäß können alle
Pflanzen und Pflanzenteile behandelt werden. Unter Pflanzen werden hierbei
alle Pflanzen und Pflanzenpopulationen verstanden, wie erwünschte und
unerwünschte
Wildpflanzen oder Kulturpflanzen (einschließlich natürlich vorkommender Kulturpflanzen).
Kulturpflanzen können
Pflanzen sein, die durch konventionelle Züchtungs- und Optimierungsmethoden
oder durch biotechnologische und gentechnologische Methoden oder
Kombinationen dieser Methoden erhalten werden können, einschließlich der transgenen
Pflanzen und einschließlich
der durch Sortenschutzrechte schützbaxen
oder nicht schützbaren Pflanzensorten.
Unter Pflanzenteilen sollen alle oberirdischen und unterirdischen
Teile und Organe der Pflanzen, wie Sproß, Blatt, Blüte und Wurzel
verstanden werden, wobei beispielhaft Blätter, Nadeln, Stängel, Stämme, Blüten, Fruchtkörper, Früchte und
Samen sowie Wurzeln, Knollen und Rhizome aufgeführt werden. Zu den Pflanzenteilen
gehört
auch Erntegut sowie vegetatives und generatives Vermehrungsmaterial,
beispielsweise Stecklinge, Knollen, Rhizome, Ableger und Samen.
Die
erfindungsgemäße Behandlung
der Pflanzen und Pflanzenteile mit den Wirkstoffen erfolgt direkt oder
durch Einwirkung auf deren Umgebung, Lebensraum oder Lagerraum nach
den üblichen
Behandlungsmethoden, z.B. durch Tauchen, Sprühen, Verdampfen, Vernebeln,
Streuen, Aufstreichen und bei Vermehrungsmaterial, insbesondere
bei Samen, weiterhin durch ein- oder mehrschichtiges Umhüllen.
Die
nachfolgenden Beispiele illustrieren verschiedene Aspekte der vorliegenden
Erfindung und sind nicht limitierend auszulegen.