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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Steuerung eines Getriebesystems für ein Kraftfahrzeug nach dem
Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
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Ein derartiges Verfahren ist beispielsweise aus
der
DE 102 18 080
A1 bekannt. Hierbei steht insbesondere die Temperaturregelung
im Vordergrund.
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Betroffen hiervon sind insbesondere
Automatikgetriebe und automatisierte Getriebe, die elektronisch
steuerbare Hydraulikelemente (Ölpumpen und
Hydraulikventile) zum wahlweisen Schalten und Steuern von an Reibelementen
(Kupplungen) anliegenden Öldrücken (Kupplungsdrücken) aufweisen, oder
deren Kupplungen elektromechanisch betätigt werden können.
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Zur Funktionsweise von Automatikgetrieben mit
einer elektronischen Steuereinheit zum Steuern von Kupplungsdrücken in
Abhängigkeit
von Eingangssignalen, wie einer Betriebstemperatur oder einer Bremsbetätigung sowie
weiteren Betriebsparametern, wird beispielsweise auf die
DE 197 55 076 C2 und
die
DE 42 35 866 A1 verwiesen.
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Weiterhin sind Verfahren zur Steuerung
von Automatikgetrieben bekannt, die sich mit der Aufgabe beschäftigen,
möglichst
wenig Kraftstoff zu verbrauchen. Hierzu sind beispielsweise in Serienfahrzeugen
sogenannte E (Economy) Programme wählbar, durch die Schaltkennlinien
für eine
verbrauchsminimierte Gangwahlsteuerung vorgegeben werden.
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Es ist Aufgabe der Erfindung, ein
Verfahren zur Steuerung eines Kraftfahrzeug-Getriebesystems, insbesondere
eines Automatikgetriebes oder eines automatisierten Handschaltgetriebes,
im Hinblick auf minimalen Kraftstoffverbrauch weiter zu verbessern.
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Diese Aufgabe wird durch die Merkmale
des Patentanspruchs 1 verfahrensmäßig gelöst. Die Gegenstände der
abhängigen
Ansprüche
sind vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung.
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Erfindungsgemäß werden bei einem Verfahren
zur Steuerung eines Getriebesystems für ein Kraftfahrzeug mit einem
hydraulisch steuerbaren Getriebe und mit einer elektronischen Getriebesteuereinheit
die Getriebeaktuatoren derart angesteuert, dass die Reibleistung
im Getriebe erhöht
wird (z. B. durch Erhöhung
des Kupplungsdrucks zumindest einer für den momentan eingelegten
Gang nicht benötigten
Kupplung), wenn gemäß einer
Bremsbetätigungsinformation
zumindest ein Bremswunsch (z. B. Bremslichtschalter betätigt oder
Bremspedaldruck oberhalb einer vorgegebenen Druckschwelle) vorliegt
und eine Fahrzeugbetriebstemperatur unterhalb einer vorgegebenen
Temperaturschwelle liegt.
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Dazu erfasst die elektronische Getriebesteuereinheit
zumindest eine Fahrzeugbetriebstemperatur (z. B. die Brennkraftmaschinentemperatur
bzw. die Kühlmitteltemperatur
oder die Getriebeöltemperatur)
und eine Bremsbetätigungsinformation
(z. B. den Status eines Bremslichtschalters oder einen dem Bremspedaldruck
proportionalen Druckwert) als Eingangssignale. Steuerbare Getriebeaktuatoren
sind insbesondere Aktuatoren zur Änderung des Hydraulikdrucks
und/oder der Hydraulikdurchflussmenge, wie z. B. eine Ölpumpe oder
Hydraulikventile. Zur Erhöhung
der Reibleistung durch entsprechende Ansteuerung der Getriebeaktuatoren
werden vorzugsweise ff. Maßnahmen
alternativ oder additiv ergriffen:
- – Erhöhung des
Kupplungsdruckes mindestens einer für den momentan eingelegten
Gang nicht benötigten
Kupplung im Sinne eines (leichten) Anpressens der Reibelemente.
- – Ansteuerung
der Ölpumpe
zur Erhöhung
des Förderstrom
oder des Öldrucks,
um hydraulische Leistung in Flüssigkeitsreibleistung
umzuwandeln
- – Erhöhung der
Kühlölmenge einer
für den
momentan eingelegten Gang nicht benötigten Kupplung, um im Zwischenraum
zwischen den Reibelementen eine Erhöhung der Flüssigkeitsreibleistung zu erhalten.
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Die Getriebeaktuatoren werden durch
Ausgangssignale der elektronischen Getriebesteuereinheit angesteuert.
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Der Erfindung liegt die Erkenntnis
zugrunde, dass bei niedrigen Fahrzeugbetriebstemperaturen, insbesondere
bei niedriger Getriebeöltemperatur,
die Verlustleistung und damit der Kraftstoffverbrauch aufgrund der
hohen Ölviskosität relativ
hoch sind. Ziel der Erfindung ist daher eine möglichst schnelle Erwärmung der
Fahrzeugbetriebstemperatur(en), insbesondere der Getriebeöltemperatur.
Dazu soll die üblicherweise
beim Bremsen in Wärme
umgesetzte Energie zumindest zum Teil ausgenutzt werden, in dem
die Verzögerungsleistung
zumindest zum Teil als Reibleistung (gewollte Verlustleistung) im
Getriebe erzeugt wird. Die erhöhte
Reibleistung führt
zur schnelleren Erwärmung
des Getriebes bzw. der Getriebeöltemperatur.
Dies entspricht gewissermaßen einer
mechanischen (im Unterschied zu der aus der Hybridfahrzeugtechnik
bekannten elektrischen) Bremsenergierückgewinnung.
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Vorzugsweise ist die Bremsbetätigungsinformation
ein dem Bremspedaldruck proportionaler Druckwert, der den Fahrerwunsch
wiedergibt. Dabei wird die Erhöhung
der Reibleistung abhängig
von diesem dem Bremspedaldruck proportionalen Druckwert vorgenommen.
Beispielsweise kann die Erhöhung
der Reibleistung proportional zur Zunahme des dem Bremspedaldruck
proportionalen Druckwerts vorgenommen werden. Der dem Bremspedaldruck proportionale
Druckwert kann der gemessene Druck am Ausgang des Hauptbremszylinders
sein, der üblicherweise
(d.h. bei nicht aktiviertem Bremsregelsystem, wie ABS, ASC oder
DSC) gleich dem vom Bremssystem erzeugten tatsächlichen Radbremsdruck ist.
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Vorzugsweise wird die Erhöhung der Reibleistung
abhängig
von dem dem Bremspedaldruck proportionalen Druckwert integrativ
mit konstantem Wert pro Zeiteinheit bezogen auf das Über- bzw.
Unterschreiten einer vorgegebenen Mindestdruckschwelle vorgenommen.
Hierdurch wird eine einfache Steuerung erreicht, die dennoch dem
Fahrerwunsch folgt und gleichzeitig eine schnelle Erhöhung der
Fahrzeugbetriebstemperatur erzielt.
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Alternativ wird, vorzugsweise in
Form eines Kennfeldes, jedem dem Bremspedaldruck proportionalen
Druckwert ein Gesamt-Bremsdruck zugeordnet, der sich aus einem Reibleistungs-Anteil
(z. B. Kupplungdruck-Anteil)
und einem Radbremsdruck-Anteil zusammensetzt. Hierbei kann der Radbremsdruck-Anteil
gleich dem dem Bremspedaldruck proportionalen Druckwert (im ff.
kurz Bremspedaldruck genannt) sein, wenn das Bremsregelsystem zur
Vereinfachung inaktiv bleiben soll. Vorzugsweise ist der Gradient
des Reibleistungs-Anteils bis zum Erreichen einer für den Bremspedaldruck
vorgegebenen Maximaldruckschwelle steiler als nach Überschreiten
dieser Maximaldruckschwelle.
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Die Erfindung ist vorzugsweise in
einer elektronischen Getriebesteuereinheit bzw. in einem Getriebesteuersystem
für Kraftfahrzeuge
mit einer elektronischen Getriebesteuereinheit integriert, die derart ausgestaltet
ist, dass sie das oben genannte Verfahren durchführen kann. Die erforderlichen
Maßnahmen
hierfür
sind für
einen Fachmann klar, da sie vorwiegend in einem zusätzlichen
Software-Programmblock in der üblicherweise
ohnehin bereits vorhandenen elektronischen Getriebesteuereinheit
besteht.
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In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der
Erfindung dargestellt. Es zeigt
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1 schematisch
erfindungswesentliche Mittel eines Getriebesystems mit einer elektronischen
Getriebesteuereinheit zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
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2 eine
erste Alternative für
eine erfindungsgemäße Kupplungsdruckerhöhung als
Beispiel für
eine Reibleistungserhöhung
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3 eine
zweite Alternative für
eine erfindungsgemäße Kupplungsdruckerhöhung als
Beispiel für
eine Reibleistungserhöhung
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In 1 sind
schematisch erfindungswesentliche Teile eines Kraftfahrzeuges mit
einer Brennkraftmaschine 1 und einem hydraulisch steuerbaren
Automatikgetriebe 2 dargestellt. Das hydraulisch steuerbare
Automatikgetriebe 2 stellt zusammen mit einer ihm zugeordneten
elektronischen Getriebesteuereinheit 11 das Getriebesystem
für das Kraftfahrzeug
dar. Die Brennkraftmaschine 1 wird mittels eines ihr zugeordneten
elektronischen Brennkraftmaschinensteuergeräts 10 angesteuert.
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Die Brennkraftmaschine 1 ist über eine
Antriebswelle 6 mit dem Drehmomentwandler 4 des
Automatikgetriebes 2 verbunden. Der Drehmomentwandler 4 ist
ausgangsseitig mit der Getriebeeingangswelle 7 verbunden.
Zwischen der Getriebeeingangswelle 7 und der Getriebeausgangswelle 5 ist eine
von der elektronischen Getriebesteuereinheit 11 ansteuerbare
Hydraulikeinheit 3 angeordnet, die für das Einlegen eines vorgegebenen
Ganges mittels Kupplungen, Ölpumpen
und Hydraulikventilen vorgesehen ist.
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Die Getriebeausgangswelle 5 führt über ein hier
nicht dargestelltes Differenzial zur Antriebsachse 8 mit
Rädern 9.
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Die Räder 9 können mittels
eines hier nur ausschnittsweise dargestellten Bremssystems, das ein
elektronisches Bremsregelsteuergerät 13 aufweist, mit
Radbremsdruck B beaufschlagt werden. Bei deaktiviertem Bremsregelsystem
ist der auf die Räder
ausgeübte
Radbremsdruck B gleich dem am Ausgang des Hauptbremszylinders üblicherweise gemessenen
Bremsdruck pB.
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Das Brennkraftmaschinensteuergerät 10,
die Getriebesteuereinhiet 11 und das Bremsregelsteuergerät 13 sind
in bekannter Weise über
einen Datenbus (z.B. CAN) miteinander verbunden. Sie weisen weiterhin übliche Ein-
und Ausgänge
E/A für
das Erfassen von Eingangsinformationen und zum Abgeben von Ausgangsinformationen
oder Steuersignalen auf.
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Die elektronische Getriebesteuereinheit 11 erhält eine
Fahrzeugbetriebstemperatur in Form der Getriebeöltemperatur TÖL und
eine Bremsbetätigungsinformation
in Form eines dem Bremspedaldruck proportionalen Druckwertes pP, im ff. kurz Bremspedaldruck genannt, als
Eingangssignale. Weiterhin erzeugt die elektronische Getriebesteuereinheit 11 Ausgangssignale
S zur Steuerung von Getriebeaktuatoren in der Hydraulikeinheit 3 (z.
B. Ölpumpe,
Hydraulikventile) insbesondere zum Schalten und Steuern von an Reibelementen
(Kupplungen) anliegenden Öldrücken (Kupplungsdrücken), zur
Steuerung der Kühlölmenge der
für den
momentan eingelegten Gang nicht benötigten Kupplungen oder Steuerung
des durch die Ölpumpe
erreichten Förderstroms
oder Öldrucks.
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Der Bremspedaldruck pP kann
entweder vom Bremspedal selbst abgegriffen werden oder in Form des
gemessenen Druckes am Ausgang des Hauptbremszylinders, der üblicherweise
gleich dem vom Bremssystem erzeugten tatsächlichen Radbremsdruck pB ist, vom Bremsregelsteuergerät 13 an
die Getriebesteuereinheit 11 übermittelt werden.
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Zur Erhöhung der Reibleistung in der
Hydraulikeinheit 3 des Automatikgetriebes 2 wird über die
Ausgangssignale S, bestimmt durch den Software-Programmblock 12,
der Kupplungsdruck zumindest einer Kupplung über Veränderung des Hydraulikdrucks
und/oder der Hydraulikdurchflussmenge erhöht, wenn gemäß der Bremsbetätigungsinformation zumindest
ein Bremswunsch (Bremspedaldruck pP oberhalb
einer vorgegebenen Druckschwelle) vorliegt und die Fahrzeugbetriebstemperatur
TÖl unterhalb
einer vorgegebenen Temperaturschwelle liegt.
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Gemäß 2 wird die Erhöhung des Kupplungsdrucks pK zumindest einer für den momentan eingelegten
Gang nicht benötigten
Kupplung als Beispiel für
eine Erhöhung
der Reibleistung abhängig vom
Verlauf des Bremspedaldrucks pP vorgenommen.
Die Erhöhung
des Kupplungsdruckes ist hier gleich dem Kupplungsdruck pK, da der Kupplungsdruck ausgehend von Null
erhöht
wird; denn es wird vorzugsweise der Kupplungsdruck einer für den momentan
eingelegten Gang nicht benötigten
Kupplung erhöht,
da damit die größte Bremsleistung
erzielt werden kann.
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In 2 wird
die Erhöhung
des Kupplungsdrucks pK abhängig vom
Bremspedaldruck pP im Speziellen integrativ
mit konstantem Wert pro Zeiteinheit, vorzugsweise bezogen auf eine
vorgegebene Mindestdruckschwelle pP
_sechwelle
_min vorgenommen.
D. h. die Erhöhung
des Kupplungsdrucks pK beginnt, wenn der
Bremspedaldruck pP die vorgegebene Mindestdruckschwelle
pP
_sechwelle
_min erstmalig überschritten hat (Zeitpunkt
t1). Solange der Bremspedaldruck pP oberhalb
der Mindestdruckschwelle pP
_sechwelle
_minliegt, wird der Kupplungsdruck pK pro Zeiteinheit um einen definierten konstanten
Wert erhöht
(t1 bis t2 oder t3 bis t4). Sinkt der Bremspedaldruck pP unterhalb
die Mindestdruckschwelle pP
_sechwelle
_min, wird der Kupplungsdruck pK pro
Zeiteinheit um einen definierten konstanten Wert reduziert (t2 bis
t3, ab t4).
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Alternativ zu 2 wird nach 3 jedem Bremspedaldruck pP ein
Gesamt-Bremsdruck
pbrems zugeordnet, der sich aus einem Kupplungdruck-Anteil
pK als Beispiel für einen Reibleistungs-Anteil
und einem Radbremsdruck-Anteil pB zusammensetzt. Hierbei
kann pB gleich pP sein,
muss aber nicht (wie hier dargestellt), wenn ein aktives Bremsregelsystem vorhanden
ist. Vorzugsweise ist der Gradient des Kupplungsdruck-Anteils pK bis zum Erreichen einer vorgegebenen Maximaldruckschwelle
pP
_sechwelle
_max steiler als nach Überschreiten dieser Maximaldruckschwelle.
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In beiden Beispielen nach 2 und 3 überlagern
sich die Druckanteile, so dass verglichen mit einem bekannten Getriebesystem
und einem bekannten Brems(regel)system insgesamt ein höherer Gesamt-Bremsdruck
pbrems bzw. eine höhere Gesamtbremswirkung erreicht
wird, als über
das Bremspedal normalerweise als Fahrerwunsch ausgegeben wird. Es
wird jedoch davon ausgegangen, dass sich der Fahrer an das hierdurch
vorgegebene Verhalten während
einer Warmlaufphase gewöhnt
und den erhöhten „Bremseingriff" eher als wirksames Verzögerungsverhalten
des Fahrzeuges empfindet.