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Die Erfindung betrifft Urformverfahren
für ein Bauteil
mit zumindest einem Mikrostruktur-Funktionselement, wobei das Bauteil
aus einem im Wesentlichen metallischen Werkstoff mittels einer Form geformt
wird. Gegenüber
einem Bauteil mit rein makroskopischer Funktion weist ein solches
Bauteil zusätzlich
eine reliefartig mikrostrukturierte und somit funktionalisierte
Oberfläche
auf.
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Formverfahren prägen im Wesentlichen ohne Massenänderung
die räumliche
Gestalt eines Bauteils. Bekannt sind Urformverfahren, die – aus dem
flüssigen
oder plastischen oder aus dem körnigen
oder pulvrigen Aggregatzustand (in der Einteilung nach DIN 8580) – die räumliche
Gestalt erstmals schaffen und Umformverfahren, die – durch
Druck-, Zugdruck-, Zug-, Biege- oder Schubbeanspruchung (in der
Einteilung nach DIN 8550) – eine
im festen Aggregatzustand vorhandene räumliche Gestalt verändern.
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Eine Form ist in diesem Zusammenhang
das Werkzeug, mittels dessen die räumliche Gestalt des Bauteils
vorgegeben wird. Der Werkstoff lagert sich in seinem jeweiligen
Aggregatzustand im Rahmen des Formverfahrens an die Oberfläche der
Form – beispielsweise
einer Formkavität
in einem Gießverfahren – an. Ein
an der Oberfläche
der Form ausgebildetes Negativ eines Funktionselements wird so an der
anliegenden Oberfläche
des Bauteils unmittelbar in das Funktionselement abgeformt. Aus
der Vielzahl bekannter Urformverfahren, die unter Verwendung einer
Form die räumliche
Gestalt von Bauteilen aus im Wesentlichen metallischem Werkstoff
prägen, sind
hier insbesondere Gießen,
Sintern und Flüssigphasensintern
zu nennen.
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Eine Mikrostruktur ist eine reliefartige
Oberflächengestaltung,
die in mindestens einer Raumrichtung ein charakteristisches Maß im Mikrometerbereich – also im
Wesentlichen deutlich unterhalb 1 mm – aufweist. Beispielsweise
ist ein solches charakteristisches Maß die Tiefe einer gegenüber einer
Oberfläche
abgesenkten Kante oder die Breite einer auf eine Oberfläche aufgesetzten
Rippe.
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Mikrostrukturen erweisen sich in
vielfacher Hinsicht als vorteilhaft. Mikrostrukturierte Oberflächen kommen
beispielsweise in tribologischen Anwendungen, unter aero- oder fluiddynamischen
Gesichtspunkte, wegen spezifischer optischer Eigenschaften, zur
Steuerung der Benetzbarkeit beziehungsweise Nicht-Benetzbarkeit
mit Flüssigkeiten und
zur Förderung
oder Behinderung organischen Bewuchses zum Einsatz.
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Ein Funktionselement ist ein Element,
dass durch eine definierte Gestalt eine definierte Funktion erfüllen soll.
Als Funktionselement wird insbesondere nicht ein Element angesehen,
das durch eine zufällige
Gestalt oder an einer zufälligen
Stelle eines Bauteils die definierte Funktion erfüllt.
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Ein Mikrostruktur-Funktionselement
ist dementsprechend ein bewusst und zielgerichtet zur Erfüllung einer
Funktion in der definierten Gestalt an einem definierten Ort der
Oberfläche
eines Bauteils angeordnetes Element, das ein für die Funktion charakteristisches
Maß im
Mikrometerbereich aufweist.
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Eine periodische oder quasiperiodische
Anordnung von Mikrostruktur-Funktionselementen wird als mikrostrukturierte
Oberflächentextur,
ein umgrenzter Ausschnitt einer Oberfläche mit Mikrostruktur-Funktionselementen
als Funktionsbereich oder auch als (wiederum aus kleineren Funktionselementen
zusammengesetztes) Funktionselement angesehen.
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Die Oberfläche des Bauteils wird in dem
das Funktionselement aufweisenden Bereich durch dessen Reliefstruktur
funktionalisiert oder in ihrer Funktion optimiert. So kann beispielsweise
die Strömungsführung an
der Oberfläche
einer Turbinenschaufel durch eine mikrostrukturierte Oberflächentextur
signifikant verbessert werden.
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Die Erzeugung mikrostrukturierter
Oberflächen
auf Kunststoffen – zumindest
auf ebenen Oberflächen – ist als
weitgehend bekannt anzusehen: Oberflächenstrukturen im Mikrometerbereich
werden mit den vergleichsweise einfachen Methoden der Softlithographie
unter normaler Atmosphäre
abgeformt und vervielfältigt.
Die in der Softlithographie verwendeten Stempel aus PDMS (Polydimethylsiloxan)
bilden hierbei Strukturen mit charakteristischen Maßen unterhalb
100 nm ab (H Schmid, B Michel, Macromolecules 33, 2000, p. 3042).
Im Bereich der Kunststoffe stellen darüber hinaus optische Datenträger ein
beeindruckendes Beispiel eines Produkts mit mikrostrukturierter
Oberfläche
dar: Im Spritzgussverfahren in Massenproduktion hergestellten CD-ROM-Scheiben
weisen Strukturen mit weniger als 1 μm Größe auf, bei DVD sogar unterhalb
500 nm auf. Auch die Erzeugung einer Vielzahl weiterer Oberflächenstrukturen,
unter anderem biomimetischer Strukturen wie „Haifischhaut" auf Polymeren ist bereits
bekannt.
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Auch auf keramischen Werkstoffen
werden Oberflächenstrukturen
im Mikrometerbereich sauber abgebildet, wie am Beispiel einer Art
Schlickerguss in strukturierte PDMS-Stempel gezeigt wurde (U P Schönholzer
et. al. „Micropatterned
Ceramics by Casting into Polymer Moulds" J. Amer. Ceram. Soc. 85 7, 2002, p.
1885). Bekannt ist auch die Herstellung von Strukturen mit einer
Größe von nur
10 nm durch Eindrücken
einer elektronenstrahllithographisch geprägten Quarzglasscheibe in die
aufgeschmolzene Oberfläche
einer Siliziumscheibe (S Y Chou, Ch Keimel, Jian Gu „Ultrafast
and direct imprint of nanostructures in silicon" Nature 417, 2002, p. 835).
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Auf metallischen Bauteilen ist es
bekannt, Oberflächenstrukturen
im Mikrometerbereich durch chemische Verfahren wie Ätzen, physikalische
Verfahren wie Laserstrukturierung oder durch mikrospanende Bearbeitung
zu erzeugen. Diese Verfahren stellen einerseits einen separaten
und kostenträchtigen
Arbeitsschritt bei der Herstellung eines metallischen Bauteils dar
und sind andererseits in ihrer Ortsauflösung beschränkt. Die Herstellung von Mikrostruktur-Funktionselementen
auf in Urformverfahren hergestellten metallischen Bauteilen ist
mit den bekannten Nachbearbeitungsverfahren nur für wenige
Spezialanwendungen wirtschaftlich sinnvoll.
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Andererseits ist im Vergleich zu
Kunststoffbauteilen mit mikrostrukturierter Oberfläche die
Verwendung metallischer Bauteile vielfach interessant, weil sie
einen geringeren Verschleiß und
eine höhere Härte aufweisen
und zudem regelmäßig bei
höheren Temperaturen
einsetzbar sind.
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AUFGABE DER
ERFINDUNG
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Aufgabe der Erfindung ist es, Verfahrenswege,
Werkzeuge und Hilfsmittel, die Urformverfahren zur Herstellung mikrostrukturierter
Oberflächen
auf im wesentlichen metallischen Bauteilen neue Anwendungsbereiche
eröffnen
und diese insbesondere mit Blick auf Massenproduktion und großflächigen Einsatz
vereinfachen, beschleunigen und kostengünstig gestalten.
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LÖSUNG DER
AUFGABE
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Der Erfindung liegt die Erkenntnis
zugrunde, dass Mikrostrukturen – da
sie in Oberflächen
einerseits von metallischen Werkstoffen, andererseits von in Urformverfahren üblicherweise
verwendeten Materialien abgebildet werden können – grundsätzlich auch in Urformverfahren
auf ein Bauteil auf- oder einbringbar sind. Die Vorstellung einer
solcherart reliefartig mikrostrukturierten, funktionalisierten Oberfläche widerspricht
in erheblichem Maße
sowohl unter Laien als auch unter Fachleuten dieses Gebiets dem vermeintlich
aus der Erfahrung geprägten
Bild von Urformverfahren als vergleichsweise „grobschlächtigen" Fertigungsverfahren und zugleich dem
Idealbild einer „fehlerfreien" – nämlich spiegelglatten – Bauteiloberfläche.
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Die Aufgabe wird ausgehend von den
bekannten Urformverfahren erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass
zumindest ein Funktionselement in einem Negativ seiner selbst geformt
wird, das in einer Oberfläche
der Form ausgebildet ist. Ein erfindungsgemäßes Urformverfahren ermöglicht zugleich
mit der Prägung
der makroskopischen räumlichen
Gestalt eines Bauteils die Herstellung des Mikrostruktur-Funktionselements
auf dessen Oberfläche.
Gegenüber
den bekannten Urformverfahren mit anschließender Bearbeitung der Oberfläche entfällt damit
bei der Herstellung eines Bauteils mit Mikrostruktur-Funktionselement
ein Arbeitsschritt.
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Gegenüber den bekannten Verfahren
zur Herstellung von Oberflächenstrukturen
im Mikrometerbereich auf einem metallischen Bauteil sind erfindungsgemäße Urformverfahren einerseits
erheblich kostengünstiger
auszuführen.
Andererseits ermöglichen
sie erstmals auch die wirtschaftliche Herstellung großer und/oder
gekrümmter,
mit Mikrostrukturen versehener Flächen.
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Das erfindungsgemäße Urformverfahren ist insbesondere
vorteilhaft einsetzbar, wenn das Bauteil durch Erstarren eines flüssigen Metalls
in einer Kavität
der Form geformt wird. Solche Urformverfahren aus der flüssigen Phase
ermöglichen
in einem Arbeitsschritt die Herstellung nahezu beliebig komplexer
Bauteile mit Bauteilabmessungen zwischen wenigen Millimetern und
mehreren Metern. In erfindungsgemäßen Urformverfahren können nun
in demselben Arbeitsschritt Einzelheiten im Mikrostrukturbereich
in der Oberfläche
des Bauteils erzeugt werden.
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Vorzugsweise wird zur Ausführung eines
solchen erfindungsgemäßen Urformverfahrens
aus der flüssigen
Phase das flüssige
Metall durch Gießen
in die Form eingebracht. Alternativ kann das Metall auch in Sinter-
oder Flüssigphasensinterverfahren auch
in körnig
oder pulvrig festem Zustand in die Form eingebracht und durch Erhitzen
in der Form verflüssigt
werden. Im Rahmen von Thixoformingverfahren kann das Metall auch
im thixothropen, also plastisch verformbaren Zustand in die Form
eingebracht werden.
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Gerade mit Blick auf pulvermetallurgische Sinterverfahren
wird unter einem „im
Wesentlichen metallischen Werkstoff" auch ein Verbundwerkstoff mit metallischer
Matrix und beispielsweise keramischen – also anorganisch-nichtmetallischen – Körnern oder
Fasern aus Silikaten, Carbiden, Nitriden, beispielsweise Hartstoffen
wie Wolframcarbid verstanden.
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Die Kavität der Form kann im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
aus der flüssigen
Phase vor dem Befüllen
der Form durch gängige Verfahren
wie beispielsweise PVD, CVD, MOCVD mit einer dünnen Metallschicht versehen
werden, wobei die Schichtdicke zwischen wenigen Atomlagen bis hin
zu einigen Mikrometern reichen kann. Auf diese Weise wird eine optimale
Benetzung auch sehr feiner Strukturen in der Oberfläche der
Kavität
durch die metallische Schmelze gewährleistet. Insbesondere kann
die Form mit demselben metallischen Werkstoff beschichtet werden,
mit dem anschließend
das Bauteil in der Form abgegossen wird.
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Im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
kann insbesondere die Form in einem Urformverfahren von einem Modell
abgeformt werden. Derartige erfindungsgemäße Urformverfahren umfassen
insbesondere Verfahren mit sogenannter „verlorener Form" wie Fein- und Sandguss.
Das Feingussverfahren ist ein gängiges
Verfahren zur Erzeugung filigraner Strukturen in metallischen Bauteilen.
Eine metallische Dauerform – eine
sogenannte „Kokille" – kann im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
beispielsweise durch Senkerosion oder auch durch das erfindungsgemäße Feingussverfahren
hergestellt werden. Derartige erfindungsgemäße Gießverfahren ermöglichen
insbesondere durch die mehrfache Verwendung desselben Modells die
wirtschaftliche Serienproduktion von Bauteilen mit Mikrostruktur-Funktionselementen.
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Als zweckmäßig zur Erlangung feinster Strukturen
im Bauteil erweist sich die Aufbringung einer dünnen Metall- oder Keramikschicht
aus der Gasphase auf das Modell. Hier kommen beispielsweise metallorganische
CVD-Verfahren zum Einsatz, bei denen sich das Metall bei niedrigen
Temperaturen auf dem Modell niederschlägt. Alternativ kann das Material
für die
Beschichtung auch durch Laserbeschuss aus einem Festkörper verdampft
werden (besputtern).
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Alternativ können im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
Dauerformen aus Bauelementen zusammengesetzt oder durch spanabhebende
oder erodierende Verfahren hergestellt werden. In speziellen Anwendungsfällen – beispielsweise
im Rahmen eines Rapid-Prototyping – ist auch die Herstellung
einer Form durch auftragende oder schichtweise aufbauende Verfahren
möglich.
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Im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
ist bevorzugt das Funktionselement an dem Modell ausgebildet und
wird von dem Modell auf die Form abgeformt. Bei mehrfacher Verwendung desselben
Modells ist so auch in Bezug auf die Herstellung des Negativs des
Funktionselements an serienmäßig hergestellten
Formen das Urformverfahren vereinfacht und die Wirtschaftlichkeit
des Urformverfahrens erhöht.
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Alternativ kann das Funktionselement
in der Oberfläche
der Form im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens auch durch
einen separat ausgeführten
Umformschritt, beispielsweise durch Prägen, durch mikrospanende oder
-erodierende Bearbeitung oder durch Auftragen oder Anbauen von vorgefertigten
Normteilen angebracht werden An einer keramischen Formschale für ein erfindungsgemäßes Feingussverfahren
kann das Negativ des Funktionselements entweder in der Oberfläche der
in dem beschriebenen Tauchverfahren erzeugten Keramik oder in der
Oberfläche
einer nachträglich
aufgetragenen Schlichte angebracht werden.
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Im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
kann das Modell aus der abgeformten Form ausgeschmolzen, verdampft,
aufgelöst oder
anderweitig entfernt werden. Derartige erfindungsgemäße Urformverfahren
mit nur einmal verwendetem, sogenanntem „verlorenen Modell" umfassen insbesondere
wiederum Feingussverfahren. Hierbei wird ein Wachs- oder Kunststoffmodell
wiederholt in einen keramischen Schlicker getaucht und so die keramische
Formschale schichtweise aufgebaut. Aus der fertigen Form wird anschließend das Modell
ausgeschmolzen oder ausgebrannt. Im „lost foam"-Sandguss wird eine Sandform um ein Schaumstoffmodell
gebaut, das beim Eingießen
des flüssigen
Metallwerkstoffs in die fertige Form verdampft.
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Im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
kann insbesondere das Modell in einem Urformverfahren von einer
Urform abgeformt werden. Beispielsweise kann ein Wachsmodell für ein erfindungsgemäßes Feingussverfahren
von einer metallischen Urform abgeformt werden. So ist auch in einem
erfindungsgemäßen Urformverfahren
mit „verlorenem
Modell" die wirtschaftliche
Serienproduktion von Bauteilen mit Mikrostruktur-Funktionselementen ermöglicht.
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Alternativ kann das Modell im Rahmen
eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
auch aus Bauelementen zusammengesetzt oder durch spanabhebende oder
erodierende Verfahren hergestellt werden. In speziellen Anwendungsfällen – wiederum beispielsweise
im Rahmen eines Rapid-Prototyping -ist auch die Herstellung eines
Modells durch auftragende oder schichtweise aufbauende Verfahren möglich.
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Im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
ist bevorzugt das Negativ des Funktionselements an der Urform ausgebildet
und wird von der Urform auf das Modell abgeformt. Bei mehrfacher Verwendung
derselben Urform ist so auch in Bezug auf die Herstellung des Funktionselements
an serienmäßig hergestellten
Modellen das Urformverfahren vereinfacht und die Wirtschaftlichkeit
des Urformverfahrens erhöht.
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Alternativ kann das Funktionselement
in der Oberfläche
des Modells im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens auch durch
einen separat ausgeführten
Umform schritt, beispielsweise durch Prägen, durch mikrospanende oder
-erodierende Bearbeitung oder durch Auftragen oder Anbauen von vorgefertigten
Normteilen angebracht werden.
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Im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
kann insbesondere die Urform in einem Urformverfahren von einem
Urmodell abgeformt werden. Beispielsweise kann eine Urform für ein erfindungsgemäßes Feingussverfahren
von einem mit Rapid-Prototyping, beispielsweise im Stereolithografie-Verfahren
erstellten Urmodell abgeformt werden. So kann der Zeitraum bis zum
Beginn der Serienproduktion insbesondere von numerisch optimierten Bauteilen
mit Mikrostruktur-Funktionselementen auch bei erfindungsgemäßen Urformverfahren
mit „verlorenem
Modell" signifikant
verkürzt
werden.
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Alternativ kann wiederum die Urform
im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens auch
aus Bauelementen zusammengesetzt oder durch spanabhebende oder erodierende
Verfahren hergestellt werden. Auch die Herstellung einer Urform
durch auftragende oder schichtweise aufbauende Verfahren ist prinzipiell
möglich.
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Im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
ist bevorzugt das Funktionselement an dem Urmodell ausgebildet und
wird von dem Urmodell auf die Urform abgeformt. Bei mehrfacher Verwendung
desselben Urmodells ist so auch in Bezug auf die Herstellung des
Negativs des Funktionselements an serienmäßig hergestellten Urformen
das Urformverfahren vereinfacht und die Wirtschaftlichkeit des Urformverfahrens
erhöht.
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Alternativ kann wiederum das Negativ
des Funktionselements in der Oberfläche der Urform im Rahmen eines
erfindungsgemäßen Urformverfahrens
auch durch einen separat ausgeführten
Umformschritt, beispielsweise durch Prägen, durch Mikrospanende oder – erodierende
Bearbeitung oder durch Auftragen oder Anbauen von vorgefertigten Normteilen
angebracht werden.
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Im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
wird als Funktionselement insbesondere eine Freiformfläche geformt,
die sich aus der Oberfläche
des Bauteils erhebt. Eine Freiformfläche kann beispielsweise die
Form einer Hautschuppe eines Hais nachbilden, so dass eine Mehrzahl
von derartigen Funktionselementen der Oberfläche eines Bauteils besonders
strömungsgünstige Eigenschaften
verleihen.
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Das Funktionselement weist vorzugsweise ein
charakteristisches Maß mit
einer Länge
kleiner als 500 μm,
insbesondere kleiner als 300 μm
auf. Besonders bevorzugt liegt die Länge unterhalb von 100 μm beziehungsweise
unterhalb von 10 μm.
Versuche zeigen, dass auch Strukturen im Submikrometerbereich, sogar
kleiner 100 nm abgebildet werden können.
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Das charakteristische Maß des Funktionselements
kann in der Ebene der Oberfläche
des Bauteils liegen. Beispielsweise kann das Funktionselement ein
500 μm breiter
und 10 mm tiefer Einschnitt in die Oberfläche des Bauteils sein. Das
charakteristische Maß kann
auch senkrecht zur Oberfläche
eines Bauteils liegen. Beispielsweise kann das Funktionselement
ein um 50 μm
aus der Oberfläche
des Bauteils hervorstehender Kegel sein. Insbesondere bei mikrostrukturierten
Oberflächentexturen
kann eine (mathematisch gemittelte) Fläche als die Oberfläche und
der Abstand einzelner benachbarter Funktionselemente oder der lokale
Abstand der Einhüllenden
des Reliefs als charakteristisches Maß angesehen werden.
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Insbesondere kann das Funktionselement eine
Stufe sein, wobei das charakteristische Maß die Höhe der Stufe gegenüber der
Oberfläche
des Bauteils ist. Die Stufe – also
eine im Wesentlichen linienförmige
Erhebung aus der Oberfläche
des Bauteils – stellt
im Nanostrukturbereich quasi die Elementarform eines Funktionselements
dar. Eindimensionale, also tatsächlich
punktförmige
Erhebungen sind real nicht herstellbar.
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Weiterhin wird bevorzugt im Rahmen
eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
eine Mehrzahl von Funktionselementen an dem Bauteil geformt. Elementare
Funktionselemente können
beispielsweise – gegebenen
Falls im UV-Bereich – optisch
wirksam in Form einer Fresnel-Linse angeordnet sein oder auch die
Umrisse eines Schriftzuges oder Logos als Herstellernachweis darstellen.
Durch Kombination von Funktionselementen im Mikrostrukturbereich
können
oberflächige – gegebenen
Falls richtungsabhängige – Materialversteifungen
ebenso erzielt werden wie tribologische oder strömungsdynamische Effekte.
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Weiterhin wird im Rahmen eines erfindungsgemäßen Urformverfahrens
vorzugsweise aus periodisch in der Oberfläche des Bauteils angeordneten Funktionselementen
ein oberflächentexturierter Funktionsbereich
geformt. Die in der Oberfläche
des Bauteils angeordneten Funktionselemente können auch gradiert periodisch,
also dergestalt ähnlich
ausgebil det werden, dass mindestens eine charakteristische Abmessung,
die Höhe
gegenüber
der Oberfläche,
die Lage zueinander oder der Abstand benachbarter Funktionselemente
sich über
der Oberfläche des
Bauteils ändert.
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Besonders bevorzugt weist im Rahmen
eines solchen erfindungsgemäßen Urformverfahrens ein
Funktionsbereich eine biomimetische Oberflächenstruktur auf. Aus der Natur
ist eine Vielzahl von Oberflächeneffekten
bekannt, deren Ursachen im Mikrostrukturbereich liegen. Beispielhaft
seien genannt Haifischhaut, Sandfisch, Lotosblätter und Gartenkresse.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß weiterhin
gelöst
durch eine Form für
ein Bauteil mit einem Mikrostruktur-Funktionselement, wobei das
Bauteil aus einem im Wesentlichen metallischen Werkstoff mittels
der Form formbar ist, und eine Oberfläche der Form ein Negativ des
Funktionselements aufweist, mittels dessen das Funktionselement
formbar ist. Mittels einer solchen erfindungsgemäßen Form ist das oben beschriebene
Urformverfahren ausführbar.
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Insbesondere kann die erfindungsgemäße Form
eine verlorene Keramikform sein.
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Insbesondere kann die erfindungsgemäße Form
einen Kern umfassen, der das Negativ des Funktionselements aufweist.
Mittels einer solchen erfindungsgemäßen Form kann ein Mikrostruktur-Funktionselement
auch in einem Hohlraum des Bauteils geformt werden. An einem erfindungsgemäßen Kern
kann das Negativ des Funktionselements wiederum entweder in der
Oberfläche
des Kerns selber oder in der Oberfläche einer nachträglich aufgetragenen
Schlichte angebracht werden.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß auch gelöst durch
einen Kern für
ein Bauteil mit einem Mikrostruktur-Funktionselement, wobei das
Bauteil aus einem im Wesentlichen metallischen Werkstoff in einer Kavität einer
Form formbar ist, die den Kern umfasst, wobei der Kern ein Negativ
des Funktionselements aufweist, das von dem Kern auf das Bauteil
abformbar ist. Mittels eines solchen erfindungsgemäßen Kerns
ist das oben beschriebene Urformverfahren ausführbar.
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Weiterhin wird die Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch
einen Kernkasten für
ein Bauteil mit einem Mikrostruktur-Funktionselement, wobei das Bauteil
aus einem im Wesentlichen metallischen Werkstoff in einer Kavität einer
Form formbar ist, die einen Kern umfasst, der in dem Kernkasten
formbar ist, und wobei der Kernkasten das Funktionselement aufweist,
das von dem Kernkasten auf den Kern und von dem Kern auf das Bauteil
abformbar ist. Mittels eines solchen erfindungsgemäßen Kerns
ist gleichfalls das oben beschriebene Urformverfahren ausführbar.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gleichfalls
gelöst
durch ein Modell für
ein Bauteil mit einem Mikrostruktur-Funktionselement, wobei von
dem Modell in einem Urformverfahren eine Form abformbar ist, das
Bauteil aus einem im Wesentlichen metallischen Werkstoff in einer
Kavität
der Form formbar ist, und wobei das Modell das Funktionselement
aufweist, das von dem Modell auf die Form und von der Form auf das
Bauteil abformbar ist. Mittels eines solchen erfindungsgemäßen Modells
ist das oben beschriebene Urformverfahren ausführbar.
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Darüber hinaus wird die Aufgabe
gleichfalls erfindungsgemäß gelöst durch
eine Urform für
ein Bauteil mit einem Mikrostruktur-Funktionselement, wobei jeweils
in Urformverfahren von der Urform ein Modell und von dem Modell
eine Form abformbar ist, das Bauteil aus einem im Wesentlichen metallischen Werkstoff
in einer Kavität
der Form formbar ist, und wobei die Urform ein Negativ des Funktionselements aufweist,
das von der Urform auf das Modell, von dem Modell auf die Form und
von der Form auf das Bauteil abformbar ist. Mittels einer solchen
erfindungsgemäßen Urform
ist das oben beschriebene Urformverfahren ausführbar.
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Insbesondere kann eine solche erfindungsgemäße Urform
aus einem Elastomer gefertigt sein. Beispielsweise kann die Urform
in PDMS von einem Urmodell abgeformt sein.
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Die Aufgabe wird zuletzt auch erfindungsgemäß gelöst durch
ein Urmodell für
ein Bauteil mit einem Mikrostruktur-Funktionselement, wobei jeweils in
Urformverfahren von dem Urmodell eine Urform, von der Urform ein
Modell und von dem Modell eine Form abformbar ist, das Bauteil aus
einem im Wesentlichen metallischen Werkstoff in einer Kavität der Form
formbar ist, und wobei das Urmodell das Funktionselement aufweist,
und dass das Funktionselement von dem Urmodell auf die Urform, von
der Urform auf das Modell, von dem Modell auf die Form und von der
Form auf das Bauteil abformbar ist. Auch mittels einer solchen erfindungsgemäßen Urform
ist das oben beschriebene Urformverfahren ausführbar.
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AUSFÜHRUNGSBEISPIELE
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Die Erfindung wird nachstehend anhand
von Ausführungsbeispielen
näher erläutert.
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Zur Herstellung einer Turbinenschaufel
aus gerichtet erstarrter Nickelbasis Superlegierung SC 16 mit wellenförmiger Oberflächenstruktur
wird ein metallisches Turbinenschaufelmodell als Urmodell mit handelsüblicher
Glasdekorfolie mit wellenförmiger
Oberflächenstruktur
beklebt und in PDMS abgeformt. Die Glasdekorfolie weist eine Dicke
von 120 μm
auf. In der so erzielten Urform wird das Wachsmodell und hiermit
durch Tauchen und Besanden die keramische Formschale hergestellt.
Die Turbinenschaufel wird im allgemein bekannten Bridgman-Feingussverfahren
gegossen.
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Zur Herstellung eines Gussteil aus
einer Aluminiumlegierung mit sichtbarer Abbildung eines Firmenlogos
wird dieses mittels eines Laserdruckers auf Folie ausgedruckt. Die
laterale Strukturgröße des auf
die Folie aufgebrachten Toners liegt bei etwa 200 μm, die Dicke
der Tonerschicht bei etwa 10 μm.
Die Folie wird in eine Dauerform für Wachsmodelle eingeklebt.
In der Dauerform wird das Wachsmodell im Vollformverfahren (Shaw-Verfahren)
hergestellt. Das Aluminiumgussteil wird im allgemein bekannten Differenzdruckgussverfahren
gegossen.
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Zur Herstellung eines Testkörpers mit
feinsten Strukturen wird als Urmodell mit allgemein bekannten elektronenstrahllithographischen
Methoden als Urmodell ein Quarzplättchen hergestellt. Dieses weist
in Abständen
von 4 μm
Linienstrukturen mit einer Breite von gleichfalls 4 μm und einer
Tiefe von 200 nm auf. Das Urmodell wird in PDMS als Urform abgeformt,
in der Urform wird das Wachsmodell hergestellt, aus welchem die
Formschale hergestellt werden kann.
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Zur Herstellung einfacher strukturierter Oberflächen ist
die Verwendung kommerziell verfügbarer
Urformen möglich,
die beispielsweise mit konventioneller Fotolithographie hergestellt
werden. Die mit einfacher Fotolithographie zugängliche Längenskala reicht bis zu Strukturen
im Bereich weniger Mikrometer. Für
kleinere Strukturen können
Urformen verwendet werden, welche beispielsweise mittels Nanoimprintlithographie
hergestellt werden.
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Mit dieser Technik darstellbare Strukturen sind
nur etwa 10 nm groß und
stellen nahezu die Grenze der derzeitigen Lithographiemöglichkeiten dar.
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Lithographisch hergestellte Oberflächen können – insbesondere
bei sehr feinen Strukturen – in
der Regel nur auf ebenen Substraten und mit Flächen im Bereich eines Quadratzentimeters
hergestellt werden.
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Größere mikrostrukturierte Oberflächen werden
durch modulare Kombination entweder dieser lithographisch hergestellten
Urmodelle oder erfindungsgemäß von diesen
Urmodellen replizierten Modellen oder -formen erzeugt. Zur Abbildung
planarer Mikrostrukturen auf dreidimensional gekrümmte einfache
Formkörper
wie Halbschalen, Rohren, Zylindern, Kegeln und Quadern oder auf
komplexe Gussbauteilen wie Turbinenschaufeln werden Wachsmodelle
oder die zu ihrer Herstellung verwendeten Urformen verformt.
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Abweichend von Standardverfahren
zur Herstellung von Urformen für
Wachsmodelle, sog. Wachsmatrizen, im Feinguss, Schmuckguss, bzw. Prototypenguss,
welche auf einem Einbetten unter Druck in Heißvulkanisatformen bei Temperaturen
von 150°C
basieren und die Verwendung eines Trennmittels erfordern, wird zur
Herstellung der Urform das Urmodell erfindungsgemäß drucklos
in einen Elastomer eingebettet. Zum Abformen der Wachsmodelle wird
die Urform vor der Füllung
mit Wachs evakuiert, um die Bildung mikroskopischer Gasblasen im Wachsmodell
zu vermeiden. Das Wachs wird unter Druck in die Urform gepresst
um eine gute Formfüllung
und damit eine gute Abbildung zu erzielen.
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Die Herstellung der keramischen Formen
mit Mikrostrukturen erfolgt gemäß bekannten
Feingussverfahren. Die verwendeten Feingussschlicker und Einbettmassen
werden zur Steigerung der Abbildungsgenauigkeit durch Zugabe keramischer
Nanopulver modifiziert. Durch die gerichtete Erstarrung der metallischen
Legierung im Bridgman-Verfahren wird eine kontinuierliche Speisung
gewährleistet
und die Erzeugung korngrenzenfreier Bauteile ermöglicht.
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Mit erfindungsgemäßen Verfahren können auch
Bauteile mit Mikrostruktur-Funktionselementen gefertigt
werden, die als Umformwerkzeuge die Oberflächenstruktur in einem Umformvorgang
auf ein weiteres Bauteil oder Halbzeug übertragen, wie beispielsweise
Walzen, Prägewalzen,
Walzenpaare, Pressen, Prägewerkzeuge
und Tiefziehformen.
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Mit erfindungsgemäßen Verfahren können weiterhin
Bauteile mit Mikrostruktur-Funktionselementen
gefertigt werden mit
- – aerodynamischen Anwendungen,
beispielsweise Turbinenschaufeln für Flugturbinen oder stationäre Turbinen,
Turboladerräder,
Ventile, Auspuffkrümmer,
Ansaugrohre, Düsen,
Ventilatoren und Gewehrkugeln,
- – fluiddynamischen
Anwendungen, beispielsweise Schiffsschrauben, Düsen, Pumpengehäuse und
-räder,
Transportschnecken, Torpedos und Mikroreaktoren,
- – medizinischen
Anwendungen, beispielsweise Herzklappen mit verbesserten Strömungseigenschaften
und vermindertem Kalkbesatz, Implantate oder Zahnersatz mit verbesserter
Haftung und chirurgische Bestecke,
- – tribologischen
Anwendungen, beispielsweise Lagerböcke, Zylinder-Kolben-Paarungen, Kufen beispielsweise
für Schlittschuhe,
Bügeleisen, Transportschnecken
und Bremsscheiben,
- – Anwendung
der abrasiven Wirkung der Oberflächenstruktur
des Gussteils, beispielsweise Feilen und Fräsen,
- – oberflächenspezifischen
Anwendungen, beispielsweise Katalysatoren, Wärmetauscher, Kühlkörper und
mikrofluidische Komponenten,
- – benetzungsspezifischen
Anwendungen, beispielsweise Felgen für Autos und Fahrräder, Kokillen
für Gießtechnik,
Bratpfannen, Kochtöpfe und
Mikroreaktoren,
- – mikromechanischen
Anwendungen, beispielsweise präzise
Positionierung einzelner Fasern von Glasfaserbündeln,
- – optischen
Anwendungen, beispielsweise Antireflexoberflächen, Entspiegelung und Formkörper für Linsen,
- – Versteifungseffekten
an dünnen
Wänden,
- – Anwendungen ästhetischer
Natur, beispielsweise Schmuck wie strukturierte Metallbänder und allgemein
optisches Oberflächendesign