-
Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Kompensation von Fehlern einer Positionsregelung eines Bezugspunkts
einer in mindestens einer Achse steuerbaren Maschine, eine nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren
arbeitende Maschine und eine Kompensationseinrichtung. Die Erfindung
betrifft weiter ein Messgerüst
zum Vermessen von Werkstücken.
-
Heutzutage werden bei der Bearbeitung
großer
Werkstücke
nahezu ausschließlich
sogenannte numerisch gesteuerte Werkzeugmaschinen (NC-Maschinen)
eingesetzt. Bei diesen NC-Maschinen
sind mehrere Achsen unabhängig
voneinander steuerbar. Um die Steuerung der Bewegung eines Werkzeugs oder
eines Messgeräts
mit Hilfe der NC-Maschine zu erreichen, ist es notwendig, die tatsächliche
Position des Werkzeugs zu ermitteln. Da die tatsächliche Position des Werkzeugs
in der Regel nicht direkt erfasst werden kann, wird die Stellung
der Maschine in ihren verschiedenen steuerbaren Achsen ermittelt
und anschließend
gesteuert. Aus der Stellung der Maschine in ihren Achsen kann, in
Kenntnis der Geometrie der Maschine, die Position des Werkzeugs
oder des Messgeräts
berechnet werden. Dazu ist es notwendig an jeder Achse der Maschine
ein Wegmesssystem, wie zum Beispiel einen Glasmassstab, vorzusehen.
Mit Hilfe des Wegmesssystems kann durch den Vergleich eines Sollwerts
mit dem gemessenen Istwert eine Positionsregelung vorgenommen werden, so
dass der gewünschte
Istwert schließlich
und mit geringstmöglicher
Abweichung erreicht wird.
-
Die Genauigkeit der Positionsregelung
des Werkzeugs hängt
dabei nicht nur von der Position der Wegmesssysteme und der Führungen
der Maschine in ihren verschiedenen Achsen ab, sondern wird auch
durch äußere und
innere Einflüsse,
die auf die Maschine einwirken, beeinflusst. Beispiele für solche Einflüsse sind
die Erwärmung
der Maschine durch äußere oder
innere Wärmelasten,
die aus der Bearbeitung eines Werkstücks resultierende Schnittkräfte, Trägheitskräfte, die
bei der Beschleunigung von Komponenten der Maschine, wie z. B. einem Querschlitten,
entstehen und anderes mehr. Schließlich können bei schweren Werkstücken auch
die Gewichtskräfte
des zu bearbeitenden Werkstücks
und das Eigengewicht der Maschine zu einer Verformung der Maschine
führen.
-
Diesen Einflüssen ist gemeinsam, dass sie Verformungen
der Maschine verursachen. In Folge dieser Verformungen weichen der
von der Maschinensteuerung berechnete Ort des Werkzeugs und der
tatsächliche
Ort des Werkzeugs voneinander ab. Diese Abweichung wirkt sich negativ
auf die Bearbeitungsgenauigkeit der Maschine aus.
-
Es ist offensichtlich, dass mit zunehmender Größe der Maschinen
dieses Problem an Bedeutung gewinnt. So ist es beispielsweise bei
Fräsmaschinen, deren
Querschlitten einen Verstellweg von mehr als 1,5 m hat, durchaus
möglich,
dass durch einseitige Anströmung
des Querschlittens mit warmer oder kalter Luft aufgrund der daraus
resultierenden Wärmedehnungen
eine Verformung des Querschlittens resultiert, die zu Abweichungen
des tatsächlichen
Orts des Werkzeugs vom errechneten Ort des Werkzeugs größer als
0,2 mm führen.
Diese Abweichung ist für eine
Fertigung mit höchsten
Präzisionsanforderungen
nicht akzeptabel. Auch bei kleinen Werkstücken können die aus Verformungen der
Produktionsmaschine und/oder des Werkstücks resultierenden Fertigungsungenauigkeiten
nicht hingenommen werden, wenn an die Präzision der Werkstücke höchst Anforderungen
gestellt werden.
-
Aus dem Stand der Technik ist es
bekannt, bei Spindelantrieben von Werkzeugmaschinen die Temperaturdehnungen
in Richtung der Längsachse der
Spindel zu kompensieren. Dabei werden einachsige Temperaturdehnungen
angenommen, die durch verschiedene einfache mathematische Berechnungsformeln,
Vorab-Messungen,
Sensorik, Hinterlegung in Tabellen etc. kompensiert werden.
-
Aus der
DE 42 03 994 A1 ist eine
Werkzeugmaschine mit einer solchen Wärmedehnungskompensation bekannt.
Dabei wird die Längenänderung eines
Querschlittens in Abhängigkeit
der an einer signifikanten Stelle des Querschlittens gemessenen Temperatur
berechnet und zur Kompensation eines Lagefehlers verwendet.
-
Ein weiterer aus dem Stand der Technik
bekannter Ansatz stützt
sich auf die messtechnische Erfassung des Fehlers. Dabei werden
die Fehler teilweise vorab gemessen und in Tabellen abgelegt. Diese
Tabellen werden dann während
des Betriebs der Maschine zur Fehlerkompensation herangezogen. Weiter
können
auch im Betrieb ständig
Kontrollmessungen durchgeführt
werden und in Verbindung mit statistischen oder empirischen Methoden,
gegebenenfalls auch in Verbindung mit den vorab durchgeführten Messungen,
zur Fehlerkompensation benutzt werden. Zum aktuellen Stand der Technik
gehört auch
der Einsatz einzelner Sensoren, insbesondere Temperatursensoren,
und einfache mathematische Modelle für meist einachsige Fehlerberechnungen.
-
Diese Methoden behandeln meist einzelne Phänomene,
nicht aber komplexe dreidimensionale Verformungszustände, wie
sie z. B. aus Temperaturzuständen
resultieren, die beim Betrieb und bei Änderungen der äusseren
Umgebungstemperaturen durch Heizung, Luftströmungen etc. entstehen.
-
Nachteilig an dem aus dem Stand der
Technik bekannten Verfahren zur Kompensation von Positionsfehlern
an Werkzeugmaschinen, Industrierobotern oder Messmaschinen ist es,
dass die Lagefehler auf der Basis eines sehr einfachen Modells berechnet
werden. Beispielsweise wird bei der
DE 42 03 994 A1 eine reine Längsdehnung
des Querschlittens infolge der Erwärmung unterstellt. Tatsächlich ist es
jedoch so, dass beispielsweise durch einseitige Wärmelasten
oder einseitig wirkende Schnittkräfte Teile der Maschine wie
beispielsweise ein Querschlitten in zwei Achsen gebogen oder tordiert
werden. Die daraus resultierenden Lagefehler können mit den aus dem Stand
der Technik bekannten Verfahren nicht kompensiert werden.
-
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren zur Kompensation von Positionsfehlern anzugeben, welches
eine verbesserte Genauigkeit der Positionsregelung unter verschiedensten,
auch instationären
und vorab nicht bekannten Betriebsbedingungen ermöglicht.
-
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
ein Verfahren zur Kompensation von Fehlern einer Positionsregelung
eines Bezugspunkts einer in mindestens einer Achse steuerbaren Maschine,
wobei die Positionsregelung eine Bahnsteuerung und eine Einrichtung
zur Positionserfassung aufweist und das durch folgende Verfahrensschritte
gekennzeichnet ist:
- – Erfassen der aktuellen Position
aller an der Bahnsteuerung beteiligten Achsen,
- – Berechnen
der aktuellen Position des Bezugspunktes aus den aktuellen Positionen
der an der Bahnsteuerung beteiligten Achsen,
- – Berechnen
der Verformung der Maschine in Abhängigkeit von Größen, die
zu einer Verformung der Maschine führen können, und, falls erforderlich,
der aktuellen Positionen der an der Bahnsteuerung beteiligten Achsen
und Korrektur der berechneten aktuellen Position des Bezugspunktes
in Abhängigkeit
der aktuellen Verformung der Maschine.
-
Durch das erfindungsgemäße Verfahren
wird die tatsächliche
Verformung der Maschine in allen Raumesrichtungen in Abhängigkeit
einer oder mehrerer Größen berechnet,
die eine Verformung der Maschine verursachen können. Dabei müssen nicht
alle Größen gemessen
werden. Wenn beispielsweise die aus Trägheitskräften resultierenden Verformungen der
Maschine berechnet werden soll, genügt es neben den Eigenschaften
der Maschine, wie Abmessungen, Gewicht etc. die zeitliche Ableitung
der Position der Maschine in ihren Achsen zu berechnen, um daraus
die Trägheitskräfte bestimmen
zu können.
-
Andere Größen, wie zum Beispiel die Erwärmung der
Maschine, werden in der Regel gemessen. Aus diesen Messwerten kann
dann die daraus resultierende Verformung berechnet werden. Selbstverständlich kann
der Verformungszustand auch durch eine Kombination von gemessenen
Größen und
anderen Größen berechnet
werden. Erfindungsgemäß wird die
Fehlerkompensation auf der Basis dieser berechneten Verformung der
Maschine durchgeführt, was
zu einer nahezu vollständigen
Kompensation der aus der Verformung der Maschine resultierenden Positionsfehler
führt.
-
Beispielsweise kann, wenn an den
von einer Verformung betroffenen Bauteilen der Maschine, wie beispielsweise
Querschlitten oder Maschinenständer,
eine ausreichende Zahl von Temperaturfühlern angeordnet ist, während des
Betriebs der Maschine festgestellt werden, wo sich die Maschine
infolge von Sonneneinstrahlung oder durch Zugluft erwärmt oder abkühlt. Daraus
kann mit Hilfe einer FEM-Berechnung (FEM = Finite-Elemente-Methode)
und/oder einer BEM-Berechnung (BEM = Boundary-Element-Methode) die
tatsächliche
Verformung der Maschine berechnet werden. Diese solchermaßen ermittelte
Verformung beschränkt
sich nicht auf einfache Längsdehnungen,
sondern kann Biegungen oder Torsionen und andere komplexe Verformungszustände der
Maschine ermitteln und quantifizieren. Dadurch ist es möglich, die
tatsächlich
an der Maschine auftretenden Verformungen mit sehr hoher Genauigkeit
zu bestimmen und dementsprechend eine nahezu vollständige Kompensation
der Positionsfehler des Werkzeugs einer Maschine vorzunehmen.
-
In analoger Weise können auch
Verformungen des zu bearbeitenden Werkstücks ermittelt und bei der Kompensation
berücksichtigt
werden.
-
Damit ist das erfindungsgemäße Verfahren in
der Lage, die Fertigungsgenauigkeit einer Maschine oder die Messgenauigkeit
einer Messmaschine auch unter ungünstigsten Außenbedingungen
wie beispielsweise ungleicher Sonneneinstrahlung, Zugluft, wechselnden
Außentemperaturen
und andere mehr nahezu konstant zu halten.
-
Als Bezugspunkt für die Fehlerkompensation wird
beispielsweise bei einer Fräsmaschine
der Werkzeugbezugspunkt angesehen. Bei einer Messmaschine kann als
Bezugspunkt die Messspitze beispielsweise eines Messtasters oder
die Achse und die Lage der Optik eines optischen Messinstruments angesehen
werden.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren kann auch eingesetzt
werden, um die Messgenauigkeit von Messgerüsten, an denen eine oder mehrere
Messeinrichtungen installiert sind, zu verbessern. In diesem Anwendungsfall
haben die Messgerüste
in der Regel keinen Freiheitsgrad und damit auch keine steuerbare
Achse. Es ist vielmehr so, dass an dem starren Messgerüst eine
oder mehrere Messeinrichtungen installiert sind, die ein Werkstück, wie
beispielsweise die Rohkarosserie eines Kfz, vermessen. Wenn sich
das Messgerüst,
z. B. auf Grund von lokalen Erwärmungen,
verformt, werden die Messwerte mit einem von der Verformung verursachten
Fehler behaftet. Durch die Messung der Temperaturverteilung in dem
Messgerüst
kann dessen Verformung berechnet werden und die Messwerte der Messeinrichtungen
entsprechend korrigiert werden.
-
Durch die erfindungsgemäße detaillierte
Berechnung der tatsächlich
auftretenden Verformungen der Maschine kann die Fertigungsgenauigkeit
jeder mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
arbeitenden NC-Maschine auch nahezu konstant gehalten werden, wenn
lange und große
Werkzeuge, wie beispielsweise lange Schaftfräser, eingesetzt werden. Die
aufgrund der Länge
der Werkzeuge größeren Lagefehler
werden durch das erfindungsgemäße Kompensationsverfahren
ebenfalls nahezu vollständig kompensiert.
-
Es liegt auf der Hand, dass das erfindungsgemäße Verfahren
nicht auf die Kompensation ausschließlich von Temperaturdehnungen
anwendbar ist, sondern prinzipiell jeder äußere oder innere Einfluss,
der zu einer Verformung der Maschine führt, nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
kompensiert werden kann. Beispielsweise können durch Dehnungsmessstreifen
an verschiedenen Stellen der Maschine die Spannungszustände gemessen
werden und somit auch die aus Bearbeitungskräften, oder aus den Bewegungen
resultierenden Trägheitskräften oder
den Gewichtskräften
des Querschlittens und/oder des Werkzeugs resultierenden Verformungen
berechnet und bei der Positionsregelung kompensiert werden.
-
Es liegt weiter auf der Hand, dass
das erfindungsgemäße Verfahren
nicht ausschließlich
auf Werkzeugmaschinen, wie beispielsweise Fräsmaschinen oder Drehmaschinen,
anwendbar ist, sondern auch für
die Positionsregelung von Industrierobotern und anderen Fertigungs-
oder Handhabungseinrichtungen eingesetzt werden kann. Das erfindungsgemäße Verfahren
ist, allgemein gesprochen, bei allen Positionsregelungen anwendbar,
bei denen die zur Positionsregelung eingesetzte Struktur aufgrund äußerer oder
innerer Einflüsse
verschiedenster Art verformt wird und aus diesen Verformungen Lagefehler
bei der Positionsregelung auftreten können.
-
Darüber hinaus kann das erfindungsgemäße Verfahren
auch bei Messvorrichtungen eingesetzt werden, die ein starres Messgerüst aufweisen
auf dem eine oder mehrere Messeinrichtungen montiert sind, wenn
das Messgerüst
während
des Betriebs Verformungen ausgesetzt ist. Solche Messvorrichtungen
werden beispielsweise zum Vermessen von Kfz-Karosserien eingesetzt. Die von den
Messeinrichtungen gelieferten Messwerte können in erfindungsgemäßer Weise
um die aus der Verformung des Messgerüsts resultierenden Fehler korrigiert werden.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren ist besonders
vorteilhaft einsetzbar, wenn die aktuelle Verformung der Maschine
in Zeitabständen
ermittelt wird, die kleiner sind als die Zeitabstände, innerhalb
derer die Positionsregelung der Maschine arbeitet. Insbesondere
ist es vorteilhaft, wenn die Zeitabstände, innerhalb derer die Verformung
der Maschine berechnet wird, kleiner als 50 % der Zeitabstände sind,
innerhalb derer die Positionsregelung der Maschine erfolgt. Dadurch
ist gewährleistet,
dass die Positionsregelung der Maschine immer mit aktuellen Werten
der Verformung der Maschine arbeitet und somit eine bestmögliche Kompensation
der durch die Verformung hervorgerufenen Positionsfehler erreicht
wird.
-
Die Berechnung der tatsächlichen
Verformung in Echtzeit wird vereinfacht, wenn die Berechnung im
Wesentlichen von zwei Berechnungsalgorithmen, die miteinander gekoppelt
sind, ausgeführt wird.
-
In einem ersten Algorithmus, der
auch als Simulationsmodell bezeichnet wird, wird die aktuelle Verformung,
zum Beispiel auf Basis von finite Element-Techniken, berechnet.
Dabei können
Kondensationstechniken, Superpositionstechniken und Techniken mit
Ansatzfunktionen und Interpolation eingesetzt werden, um auf der
Basis der aktuell vorhandenen Messwerte aus den Messstellen an der Maschine,
z. B. Temperaturwerte, die aktuelle Verformung zu berechnen. Dieser
aktuelle Verformungszustand der Maschine kann, entsprechend den
zu erwartenden Änderungen
des wirklichen Maschinenzustandes, in kurzen Zeitabständen, z.
B. im Sekundentakt, erneuert werden.
-
Dieser aktuelle Verformungszustand
der Maschine wird diskretisiert und an einen zweiten Algorithmus,
den sogenannten Echtzeit-Algorithmus übergeben. Der Echtzeit-Algorithmus erhält Positionsdaten
und weitere maßgebende
Daten aus der Maschinensteuerung, z. B. Werkzeuglänge, um
damit die Fehlerberechnung durchzuführen. Hierzu werden die übertragenen
Werte aus dem Simulationsmodell verwendet. Da die aktuellen Positionsdaten
der Maschine direkt in die Korrekturwertberechnung eingehen, muss
also bei Maschinenbewegungen die Korrekturwertberechnung mit hohen
Taktraten durchgeführt
werden, z. B. mit Taktzeiten von 5 – 1.0 ms.
-
Die erfindungsgemäße Aufgabe wird ebenfalls durch
eine Maschine mit mindestens einer numerisch gesteuerten Achse,
mit einer Antriebseinrichtung für
jede Achse der Maschine, mit einer Einrichtung zur Positionserfassung
in jeder Achse der Maschine, mit einer Einrichtung zur Steuerung
und Regelung der Bewegungen der Maschine in jeder Achse und mit
mehreren Messwertaufnehmern zur Erfassung von Größen, die zu einer Verformung
der Maschine führen
können,
dadurch gelöst,
dass eine Einrichtung zur Berechnung der aktuellen Verformung der
Maschine in Abhängigkeit
der gemessenen Größen vorgesehen
ist. Diese Maschine weist die zuvor genannten Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens
auf, da die aktuelle und tatsächliche
Verformung der Maschine zur Kompensation der Positionsfehler herangezogen
wird.
-
Besonders vorteilhaft ist es, wenn
die Maschine Messwertaufnehmer zur Ermittlung von Temperaturen und/oder Dehnungen
an verschiedenen Orten der Maschine hat, so dass die Berechnung
der Verformung auf der Basis einer Vielzahl von Messwerten erfolgen
kann, was die Genauigkeit des berechneten Verformungszustandes erhöht. Es hat
sich bei einem Anwendungsbeispiel als sinnvoll und vorteilhaft herausgestellt,
wenn eine Fräsmaschine
und vor allem der Querschlitten der Fräsmaschine mit etwa 30 Messwertaufnehmern
ausgerüstet
wird.
-
Durch diese große Zahl von Messwertaufnehmern
können
lokale Temperaturunterschiede mit einer sehr hohen örtlichen
Auflösung
erfasst werden, was sich vorteilhaft auf die Genauigkeit des berechneten
Verformungszustandes auswirkt.
-
Besonders vorteilhaft ist es, wenn
die Einrichtung zur Berechnung der aktuellen Verformung der Maschine
mit einem Simulationsmodell den aktuellen Verformungszustand der
Maschine ermittelt und anschließend
in einem sogenannten Echtzeit-Algorithmus unter Berücksichtigung
der aktuellen Positionsdaten der Achsen der Maschine und weiterer maßgebender
Daten aus der Maschinensteuerung, z. B. der Werkzeuglänge, die
eigentliche Fehlerberechnung und – kompensation durchführt.
-
Dadurch ist eine nahezu vollständige Kompensation
der durch thermische Lasten, Gewichtskräfte, Trägheitskräfte oder Bearbeitungskräfte entstehenden
Verformungen der Maschine möglich.
-
Weitere Vorteile und vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung sind der nachfolgenden Zeichnung,
deren Beschreibung und den Patentansprüchen entnehmbar.
-
Zeichnung
-
Es zeigen:
-
1 eine
vereinfachte Darstellung einer NC-gesteuerten Fräsmaschine, und
-
2 ein
Ablaufdiagramm eines Ausführungsbeispiels
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
-
Beschreibung
der Ausführungsbeispiele
-
In 1 ist
eine stark vereinfachte schematische Darstellung einer Fräsmaschine 1 abgebildet. Anhand
dieser Abbildung sollen die wesentlichen im Zusammenhang mit der
Erfindung gebrauchten Begriffe veranschaulicht werden, wobei eine
Beschränkung
der Erfindung auf die Anwendung im Zusammenhang mit Fräsmaschinen
dadurch nicht erfolgt. Das erfindungsgemäße Verfahren ist vielmehr überall dort
einsetzbar, wo die Genauigkeit einer Positionsregelung durch Verformungen
der zur Positionsregelung eingesetzten Struktur – Fräsmaschine, Messmaschine, Industrieroboter
und anderes mehr – beeinträchtigt wird.
Bei einer Messmaschine mit einem starren Gerüst dient das erfindungsgemäße Verfahren
nicht zur Positionsregelung, sondern zur Positionserfassung.
-
Die beispielhaft dargestellte Fräsmaschine 1 ist
als sogenannte Universal-Konsolfräsmaschine mit einer Dreiachsenbahnsteuerung
ausgeführt.
An einem Gestell 3 ist ein Maschinentisch 5 mit
Hilfe von nicht dargestellten Führungen
verschiebbar befestigt. Am oberen Ende des Gestells 3 ist
ein Querschlitten 7 mit einem Vertikalfräskopf 9 befestigt.
In der linken vorderen Ecke des Maschinentisches 5 ist der
Ursprung eines kartesischen Koordinatensystems mit den Achsen X,
Y und Z eingezeichnet. Die Fräsmaschine 1 verfügt, wie
bereits erwähnt, über eine
Dreiachsenbahnsteuerung, wobei die Achsen der Bahnsteuerung mit
den Koordinatenachsen X, Y und Z zusammenfallen. Bei dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel
wird die Bewegung eines Werkstücks 11 in
X- und Z-Richtung durch den Maschinentisch 5 ausgeführt, während die
Relativbewegung zwischen Werkstück 11 und
einem Fräser 13,
der im Vertikalfräskopf 9 eingespannt
ist, durch den Querschlitten 7 ausgeführt wird.
-
Wenn das Werkstück 11 mit Hilfe des
Fräsers 13 unter
Zuhilfenahme der Fräsermaschine 1 bearbeitet
werden soll, ist es notwendig, einen Bezugspunkt P des Fräsers 13 zu
definieren, anhand dessen die erforderliche Relativbewegung von
Fräser 13 und
Werkstück 11 von
der Bahnsteuerung der Fräsmaschine 1 berechnet
wird, um das Werkstück 11 in
der gewünschten
Weise zu bearbeiten. Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß 1 ist der Fräser 13 als
Fingerfräser
ausgeführt,
dessen Bezugspunkt P an der Spitze des Fräsers 13 liegt.
-
Die Fräsmaschine 1 hat in
jeder ihrer drei Achsen ein nicht dargestelltes Wegmesssystem mit dessen
Hilfe die Position des Maschinentisches 5 und des Querschlittens 7 relativ
zum Gestell festgestellt werden kann.
-
Bei einer idealen Fräsmaschine 1 sind
keine Fertigungsungenauigkeiten vorhanden und die Bauteile haben
das Verhalten idealer starrer Körper.
Unter diesen idealsierten Voraussetzungen kann aus den aktuellen
Werten der Wegmesssysteme die genaue Lage des Werkstücks 11 relativ
zum Fräser 13 berechnet
werden. Wenn die Fräsmaschine 1,
während
der Bearbeitung des Werkstücks
verformt ist, entsteht eine Abweichung der von der Bahnsteuerung
berechneten Position des Bezugspunkts P relativ zum Werkstück 11 und
der tatsächlichen
Position des Bezugspunkts P relativ zum Werkstück 11.
-
Ein Beispiel für eine solche Verformung sind Wärmedehnungen
des Vertikalfräskopfes 9,
aufgrund der dort entstehenden Abwärme oder ein Verbiegen des
Gestells 3, wenn dieses einseitig von der Sonne bestrahlt
wird, so dass es sich auf einer Seite stärker erwärmt als auf der der Sonne abgewandten Seite.
Auch kann Zugluft dazu führen,
dass eine Seite oder Teile der Fräsmaschine 1 abgekühlt oder
aufgeheizt werden. Auch daraus resultiert eine Verformung der Fräsmaschine 1.
-
Es liegt auf der Hand, dass bei großen Maschinen
diese Effekte stärker
zum Tragen kommen als bei kleinen und kompakten Maschinen. Es ist auch
offensichtlich, dass Verformungen der Fräsmaschine 1 nicht
nur durch Temperaturdehnungen, sondern auch durch an die Fräsmaschine 1 angreifende Kräfte, wie
beispielsweise die Schnittkraft, welche bei der Bearbeitung des
Werkstücks 11 am
Fräser 13 entsteht,
verursacht werden.
-
Erfindungsgemäß wird nun vorgesehen, an der
Fräsmaschine 1 eine
Vielzahl von Temperaturmessfühlern
und/oder Dehnmessstreifen, die in der 1 nicht
im Einzelnen dargestellt sind, anzubringen und über die Temperaturmessfühler die
lokalen Temperaturen oder lokalen Dehnungen an verschiedensten Stellen
der Fräsmaschine 1 zu
ermitteln. Diese Messwerte werden nun erfindungsgemäß in ein
FEM-Modell der Fräsmaschine 1 als
Eingangsgrößen eingespeist
und mit Hilfe des FEM-Modells die tatsächlich aus der ungleichen Temperaturverteilung
beziehungsweise den tatsächlichen
Einwirkungen an der Fräsmaschine 1 resultierenden
Verformungen berechnet. Dies geschieht vorteilhafter Weise in einem
FEM-Simulationsmodell, welches beispielsweise im Sekundentakt den
aktuellen Verformungszustand der Fräsmaschine 1 ermittelt.
-
Wenn der aktuelle Verformungszustand
der Fräsmaschine 1 bekannt
ist, wird in einem Echtzeit-Algorithmus, unter Berücksichtigung
des aktuellen Verformungszustands und der Position der Fräsmaschine 1 in
ihren Achsen, die aus der Verformung der Fräsmaschine 1 resultierende Änderung
des Ortes des Bezugspunkts P relativ zum Werkstück 11 berechnet.
-
In einem weiteren Schritt wird nun
der Bahnsteuerung der Fräsmaschine 1 für jede der
gesteuerten Achsen ein Korrekturwert überlagert, so dass die tatsächlich auftretenden
Verformungen an der Fräsmaschine
kompensiert werden und die Verformungen somit die Genauigkeit der
Bearbeitung des Werkstücks 11 nicht
beeinträchtigen.
-
Es hat sich als sinnvoll und vorteilhaft
erwiesen, wenn 30 oder Temperatur- und/oder Dehnungsmessstellen
an der Fräsmaschine 1 angebracht
werden. Es hat sich weiter gezeigt, dass durch eine FEM-Berechnung
der Wärmedehnungen
und der daraus resultierenden Verformungen auf der Basis dieser 30 Temperaturmesswerte
zu einer nahezu vollständigen
Kompensation der auftretenden Verformungen geführt hat. Dabei ist es ohne
Bedeutung, ob die Wärmedehnungen
durch innere Lasten, wie beispielsweise Verlustleistung eines Getriebes,
Abwärme
von Hydraulikflüssigkeiten
oder durch externe Wärmequellen,
wie beispielsweise Sonneneinstrahlung oder auch Zugluft, verursacht
durch ein geöffnetes
Hallentor, entstanden sind.
-
In 2 ist
ein Ablaufschema eines Ausführungsbeispiels
eines erfindungsgemäßen Verfahrens dargestellt.
-
Damit der NC-Bahnsteuerung der Fräsmaschine 1 stets
aktuelle Werte für
die Verformung der Fräsmaschine 1 zur
Verfügung
stehen, wird in regelmäßigen Zeitabständen von
beispielsweise einer Sekunde Dauer ein Programmaufruf 25 vorgenommen. In
einem Programmschritt 26 werden verschiedene Messgroßen wie
beispielsweise die Temperaturwerte T1 bis Ti,
wobei i die Zahl der Temperaturmessstellen bezeichnet, eingelesen.
-
In einer Programmverzweigung 27 werden die
eingelesenen Temperaturwerte T1 – Ti daraufhin überprüft, ob sie
innerhalb eines zulässigen
Bereichs liegen. Falls einer oder mehrere der eingelesenen Temperaturwerte
außerhalb
eines vorgegebenen zulässigen
Bereichs liegen, kann auf eine fehlerhafte Messwerterfassung geschlossen
werden und die Temperaturkompensation ausgeschaltet werden. Dies
geschieht in einem Schritt 28, in dem ein Korrekturvektor
K = 0 gesetzt wird. Wenn alle eingelesenen Temperaturwerte T1 – Ti innerhalb des zulässigen Wertebereichs liegen,
wird in einem Schritt 31 die daraus resultierende Verformung
der Fräsmaschine 1 berechnet.
-
Wenn nun die Verformung der Fräsmaschine 1 bekannt
ist, kann der daraus resultierende Positionsfehler des Bezugspunkts
P des Fräsers 13 relativ zum
Werkstück 11 in
einem Schritt 32 berechnet werden. Der Positionsfehler
hängt wesentlich
von der Lage der Fräsmaschine
in ihren gesteuerten Achsen ab. Da sich die Lage der Achsen sehr
schnell ändern kann,
wird die Position der Achsen der Fräsmaschine 1 von der
Bahnsteuerung NC an die im Schritt 32 stattfindende Echtzeitberechnung übermittelt.
Dieser Vorgang ist in 2 durch
einen Pfeil 33 angedeutet. in der Echtzeitberechnung 32 wird
der Positionsfehler des Bezugspunktes P relativ zum Werkstück 11 mit
einer nochmals höheren
Taktfrequenz berechnet. Das Ergebnis dieser Berechnung kann durch
einen Korrekturvektor K ausgedrückt
werden. Der Korrekturvektor K enthält für jede Achse der Fräsmaschine 1 einen
Korrekturwert, der an die Bahnsteuerung NC übermittelt wird. Dieser Vorgang
ist in 2 durch einen
Pfeil 34 angedeutet.
-
Die Bahnsteuerung NC der Fräsmaschine 1 benützt den
Korrekturvektor K, um die von ihr berechnete Position des Bezugspunkts
P des Fräsers 13 so zu
korrigieren, dass die tatsächliche
Position des Bezugspunkts P und die zur Steuerung der Fräsmaschine 1 verwandte
Position des Bezugspunkts P zusammenfallen. Die solcherart korrigierten
Steuerwerte werden an die Antriebe der Achsen der Fräsmaschine 1 übermittelt.
Dieser Vorgang ist in 2 durch
einen Pfeil 35 angedeutet.
-
Damit ist eine Kompensation der aus
ungleicher Temperaturverteilungen innerhalb der Fräsmaschine 1 resultierenden
Verformungen der Fräsmaschine 1 vollständig möglich. Weil
die taktzeit, mit der der Korrekturvektor K berechnet wird, sehr
viel kleiner ist als die Taktzeit, mit der die Positionsteuerung der
Fräsmaschine 1 arbeitet,
ist sichergestellt, dass die Positionsregelung der Fräsmaschine 1 stets
mit aktuellen Korrekturwerten K arbeitet. Dies führt zu einer weiteren Verbesserung
der Kompensation der Verformungen.
-
Das anhand einer 3-Achsen-Bahnsteuerung der
Fräsmaschine 1 beschriebene
Verfahren kann selbstverständlich
auch bei 5- oder
6-Achsen-Bahnsteuerungen mit Erfolg eingesetzt werden. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
können
auch Winkelfehler, die sich beispielsweise durch die Torsion des Querschlittens 7 oder
eine Biegung des Ständers 3 ergeben
können,
kompensiert werden.