DE1027338B - Kernreaktor mit zwei Druckzonen - Google Patents
Kernreaktor mit zwei DruckzonenInfo
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Description
DEUTSCHES
Es sind bei Kernreaktoren, die mit leichtem oder schwerem Wasser moderiert werden und bei denen
der Moderator zugleich als Kühl- und Arbeitsmittel benutzt ist, im wesentlichen zwei Verfahren bekannt,
nach denen man derartige Reaktoren zur Dampferzeugung und damit zum Betrieb einer Arbeitsmaschine
verwendet.
Das eine Verfahren findet beim Siedewasserreaktor Anwendung und besteht darin, daß die Dampferzeugung
bereits im Reaktorgefäß stattfindet und daß die Arbeitsmaschine, meist eine Turbine, unmittelbar an
den Reaktor, d. h. in den Primärkreislauf des Arbeitsmittels, eingeschaltet ist. Das andere Verfahren besteht
darin, die Dampferzeugung im Reaktorgefäß durch Anwendung von Druck zu verhindern und die
Wärmeenergie des aufgeheizten Druckwassers über einen Wärmetauscher zur Verdampfung eines zweiten
Mediums heranzuziehen. Mit dem entstehenden Dampf wird eine in den Sekundärkreis eingeschaltete Turbine
beaufschlagt.
Beide Reaktortypen sind mit Vor- und Nachteilen behaftet. Ein Nachteil des Siedewasserreaktors gegenüber
dem Druckwasserreaktor besteht darin, daß die Dampfblasenbildung im Moderator dessen Dichte
außerordentlich herabsetzt, so daß die Neutronenverluste
stark zunehmen. Wenn dieser Umstand auch für die Sicherheit des Reaktorbetriebes von großer Bedeutung
ist, da auf diese Weise der Reaktor niemals von sich aus überkritisch werden kann, ruft jedoch
die insbesondere über einen Belastungsstoß auftretende starke Dampfblasenbildung derart große Reaktivitätsschwankungen
hervor, daß eine Nachregelung im Beharrungsbetrieb praktisch unmöglich ist.
Diese Nachteile bestehen, zwar beim Druckwasserreaktor
nicht, jedoch stößt die Herstellung des für den hohen Druck zu bemessenden dickwandigen Druckgefäßes
auf allergrößte Schwierigkeiten. Das gleiche gilt für den Wärmetauscher und die übrigen Armaturen.
Die Erfindung betrifft eine Weiterbildung des Siedewasserreaktors mit einfachen Mitteln, derart,
daß der Reaktor erfindungsgemäß auch die Vorteile des Druckwasserreaktors aufweist, ohne jedoch mit
den Nachteilen der genannten Reaktortypen behaftet zu sein. In diesem Sinne geht die Erfindung von dem
Gedanken aus, zwei Druckzonen zu schaffen, von denen die eine als Verdampfungszone unter den
Dampfdruck des Arbeitsmittels und die andere als Reaktionszone unter höherem Druck als die Verdampfungszone
steht. Derartige Druckverhältnisse liegen an sich in geringem, aber praktisch kaum ausnutzbarem
Maße bei solchen heterogenen Reaktoren vor, bei denen ein größerer Druckabfall in den Kühlkanälen
der Brennstoffelemente auftritt. Eine wesentlich wirksamere Ausnutzung und vor allem Beein-Kernreaktor
mit zwei Druckzonen
Anmelder:
Siemens-Schuckertwerke
Aktiengesellschaft,
Berlin und Erlangen,
Erlangen, Werner-von-Siemens-Str. 50
Dr. rer. nat. Wolf gang Braun, Tennenlohe (Kr. Erlangen),
ist als Erfinder genannt worden
flussung dieser Erscheinung für den obengenannten
Zweck wird dann erreicht, wenn gemäß der Erfindung die beiden Druckzonen über Düsen miteinander in
Verbindung stehen.
Die Zeichnung veranschaulicht ein Ausführungsbeispiel; es zeigt
Fig. 1 ein Schaltbild mit dem schematisch im Lotrechtschnitt dargestellten Kernreaktor und
Fig. 2 ein Brennstoffelement im Detail.
Im Schaltbild gemäß Fig. 1 weist das zylindrische Reaktorgefäß 1 zwei Druckzonen I und II auf, von
denen mit II die Reaktionszone und mit I die Verdampfungszone bezeichnet ist. Die Zonen I und II
stehen über Düsen 2 miteinander in Verbindung, die hier in den den Kernbrennstoff enthaltenden Strömungskanälen 3 angeordnet sind. Die Gesamtheit dieser
gitterartig angeordneten Strömungskanäle mit Kernbrennstoffüllung bildet den sogenannten aktiven Kern
im unteren Teil des Reaktorgefäßes. Als Kernbrennstoff dient natürlich Uran.
Bei der bevorzugten Ausführung des aktiven Kerns weisen die Kanäle 3 die Gestalt rohrförmiger,
unten offener, auswechselbarer Elemente 4 auf, die als Brennstoffelemente bezeichnet und in Fig. 2 im Detail
dargestellt sind.
Die Brennstoffelemente 4 sind von einer Wanne 5 umgeben, die die Moderatorflüssigkeit (D2O) enthält.
Die Wanne dient gleichzeitig als thermische Abschirmung. Sie besitzt oben ein dem Gitter des aktiven
Kerns entsprechend ausgebildetes Haltegerüst 6 für die Brennstoffelemente 4.
Die Wände der Wanne 5 weisen in der Höhe des Moderatorspiegels die Durchtrittsöffnungen 7 auf.
Durch diese steht der innerhalb der Wanne 5 befindliche, zum Abbremsen der Neutronen dienende kühle
709 958/354
Anteil des Moderators mit demjenigen anderen Teil des Moderators in Verbindung, der die Wanne 5
mantelförmig umgibt und als Reflektor wirkt. Die gesamte
Anordnung gehört also der unter dem Verdampfungsdruck stehenden Zone I an. Die Unterseite
.der Wanne 5 wird von der Zwischenwand 8 des Reaktorgefäßes 1 gebildet. Diese weist eine der Anzahl
der Brennstoffelemente entsprechende Zahl von Durchbrechungen 9 auf. Die in diese eingesetzten Brenn
unter Dampfbildung auf den zugeordneten Dampfdruck von etwa 25 at. Mit der Entspannung in den
Düsen ist eine intensive Sprühwirkung verbunden,
tion dienen in bekannter Weise die von unten in. das Reaktorgefäß und den aktiven Kern eingelassenen
Regelstäbe 11. An der Oberseite des Reaktorgefäßes
Durch die Aufteilung des Reaktorgefäßes in zwei Druckzonen, die über Düsen miteinander in Verbind
dung stehen, ergibt sich folgende vorteilhafte Wirkungsweise des Reaktors: ■.>■'.
Die im kritischen Betrieb bei der Kettenreaktion im aktiven Kern frei werdende Wärmemenge heizt
den in die Brennstoffelemente mit etwa 220° C eia-r;
tretenden Moderator auf. Dieser erreicht am Düsenaustritt bei einer Strömungsgeschwindigkeit von etwa
Stoffelemente grenzen zusammen mit der Zwischen- io 5 m · see—1 eine Temperatur von etwa 250° C. Beim
wand 8 den Raum höheren Druckes (Zone II) gegen Austritt aus den Düsen entspannt sich der Moderator
den Raum niederen Druckes (Zone I) ab. Die Wandstärken der Zwischenwand 8 und des Reaktorgefäßboden
10 sind dem höheren Druck entsprechend stärker bemessen als die übrigen Gefäßwandungen. 15 durch die eine besonders große Verdampfungsober-Zur
Beherrschung und Steuerung der Kettenreak- fläche entsteht.
Durch die beschriebene Bauart des Reaktors ist die unerwünschte Dampfblasenbildung im flüssigen Moderator
verhindert. Damit sind auch die Dichtesind druckdicht mit diesem die Auswechselrohre 12 20 Schwankungen sowie die Änderungen des Moderatorangeordnet,
durch die eine Entnahme defekter oder volumens vermieden, die die zu Anfang genannten
erschöpfter Brennstoffelemente möglich ist. Reaktivitätsänderungen im Beharrungsbetrieb zur
Im Rahmen der Dampferzeugung ist zwischen die Folge haben.
Dampfaustrittsleitung 13 am oberen Teil des Re- Der in der Zone I entstehende Dampf gelangt über
aktorgefäßes und die Kondensatleitung 14 am unteren 25 den Wasserabscheider 16 in die Turbine 15, leistet
Teil des Reaktorgefäßes die Dampfturbine 15 eilige- Arbeit und schlägt sich im Kondensator nieder. Die
schaltet. Der Dampfturbine 15 ist der Wasserab- dem Kondensator 17 nachgeschaltete Kondensationsscheider
16 vorgeschaltet. In den Zug der Kondensat- pumpe 18 bringt das auf etwa 35° C abgekühlte
leitung 14 ist der Kondensator 17 und die Kondensat- Moderatorkondensat wieder auf den Dampfdruck der
pumpe 18 eingeschaltet. Die Kondensatleitung 14 30 Zone I, also- auf etwa 25 at, und fördert es durch die
durchdringt das Reaktorgefäß 1 und die Wände der Kondensatleitung 14 in den von der Wanne 5 des aktiven
Kerns umgebenen Raum. Der somit ständig mit kühlem Kondensat versorgte aktive Kern ist in allen
Betriebsfällen von einem Moderator umgeben, dessen geschaltete Druckpumpe 20 vorgesehen. Sie steht 35 Dichte im wesentlichen unverändert bleibt. Das beüber
das eine Ende der Zusatzleitung 19 mit dem deutet, daß das kritische Volumen des Reaktors ge-Reflektorraum
und damit mit der Zone I in Verbin- maß der Erfindung wesentlich kleiner ist als das eines
dung, während sie über das andere Ende an die Zone II vergleichbaren Siedewasserreaktors,
angeschlossen ist. Beim Ausführungsbeispiel hat die Der innerhalb der Wanne 5 sich allmählich erDruckpumpe
22 einen Überdruck von etwa 20 at 40 wärmende Moderator tritt durch die oberen Durchtrittsöffnungen
7 aus und vereinigt sich mit der im Reflektorraum befindlichen Moderatormenge. Aus
diesem Reflektorraum, der, wie schon gesagt, unter dem Dampfdruck der Zone I steht, wird durch die
Fig. 2, in Strömungsrichtung gesehen, hinter den in 45 Druckpumpe 20 der auf etwa 220° C aufgewärmte
das Druckrohr 21 des Brennstoffelementes eingelager- Moderator abgepumpt und erneut auf den erforderten
Brennstoffplatten 22, etwa in Höhe des bereits liehen Überdruck der Zone II gebracht. Außer dem in
weiter oben erwähnten Haltegerüstes 6. Mit dem den Reflektorraum durch die Durchtrittsöffnungen 7
unteren konischen Ende, das die Eintrittsöffnungen 23 eintretenden Moderator sammelt sich in diesem noch
für das Arbeitsmittel aufweist, sitzt das Brennstoff- 50 der beim Aussprühen aus den Düsen nicht in die
element in den Durchbrechungen 9 der Zwischen- Dampfphase übergegangene und der etwa an den Gewand
8. Durch die im oberen Teil des Brennstoff- fäßwandungen kondensierte Teil des Moderators,
elementes angeordnete Reguliereinrichtung 24 ist der Die durch die Erfindung erzielten Verbesserungen
Strömungsquerschnitt für den Moderator in den bestehen gegenüber einem Druckwasserreaktor darin,
Düsen 2 mit Hilfe des Kolbens 25 verstellbar. Da der 55 daß der größte Teil des Reaktorgefäßes nur für den
Neutronenfluß und damit die Energieausbeute beim relativ niedrigen Verdampfungsdruck des Moderators
Reaktor gemäß der Erfindung über den Reaktorgefäß- bemessen sein muß. Lediglich der Boden des Reaktorquerschnitt
etwa sinusförmig verteilt ist, sind auch gefäßes und die Zwischenwände sind stärker auszudie
Düsen über diesen Querschnitt gemäß der Neu- bilden. Im speziellen Fall ist im Vergleich zu einem
tronenflußverteilung eingestellt. Die Strömungsquer- 60 Druckwasserreaktor mit Druckrohren der Überdruck
schnitte nehmen also von der Gefäßachse aus, in in den Brennstoffelementen gegenüber den in den
radialer Richtung gesehen, allmählich ab; dadurch Druckrohren dieses Reaktortyps wesentlich niedriger,
wird erreicht, daß die Temperatur des aus den Düsen Ferner gestattet die Erfindung ein Auswechseln der
ausdampfenden Moderators über den gesamten Quer- Brennstoffelemente, wie beim Siedewasserreaktor beschnitt
gleich ist. Bei Änderung des Gesamtdurch- 63 kannt, durch die Auswechselrohre 12. Beim Druckflusses
durch den Reaktor sorgt der Kolben 25 unter
dem Einfluß der Feder 26 und der Dämpfungskammer
dafür, daß die grundsätzliche Einstellung der
dem Einfluß der Feder 26 und der Dämpfungskammer
dafür, daß die grundsätzliche Einstellung der
Wanne 5, in der sie ringrohrartig endet.
Zur Erzeugung des Druckunterschiedes zwischen den Zonen I und II ist die in die Zusatzleitung 19 ein-
gegenüber der Zone I aufzubringen, in der nach der Druckabsenkung des Moderators durch die Düsen 2
ein Druck von etwa 26 at herrscht.
Die Düsen 2 befinden sich bei der Anordnung nach
Düsenquerschnitte gemäß der Neutronenfmßverteilung
gleichbleibt.
gleichbleibt.
wasserreaktor mit Druckkessel ist man dagegen gezwungen,
den Druckkessel zu öffnen. Beim Druckwasserreaktor mit Druckrohren müssen in diesem
Fall die Zuleitungen zu den Brennstoffelementen ge-
Fall die Zuleitungen zu den Brennstoffelementen ge-
70 löst werden.
Schließlich erhöht sich auch noch der thermische Wirkungsgrad des Reaktors gemäß der Erfindung
gegenüber den genannten Reaktortypen. Mit Hilfe der einstellbaren Düsen kann man nämlich auf einfache
Weise die Aüstrittstemperatur des Moderators über den ganzen Querschnitt des aktiven Kerns gleichhalten.
Claims (10)
1. Kernreaktor mit einem zugleich als Moderator wirksamen Arbeitsmittel und einem Reaktorgefäß,
das zwei Druckzonen aufweist, von denen die eine als Verdampfungszone unter dem Dampfdruck
des Arbeitsmittels und die andere als Reaktionszone unter höherem Druck als die Verdampfungszone
steht, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Druckzonen über Düsen miteinander in
Verbindung stehen.
2. Kernreaktor nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Düsen in den den Brennstoff
enthaltenden Strömungskanälen, in Strömungsrichtung gesehen, hinter den letzteren angeordnet sind.
3. Kernrealetor nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß der Strömungsquerschnitt der Düsen verstellbar ist.
4. Kernreaktor nach Anspruch. 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Düsen entsprechend der
Neutronenfluß verteilung über den Reaktorgefäßquerschnitt eingestellt sind.
5. Kernreaktor nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß in der Düsenöffnung ein Kolben
axial verschiebbar und nachgiebig angeordnet ist.
6. Kernreaktor nach Anspruch. 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erzeugung des Druckunterschiedes
zwischen der Zone niederen und der Zone höheren Druckes eine zusätzliche Umwälzleitung
für das Arbeitsmittel vorgesehen ist, in welcher sich eine Druckpumpe befindet.
7. Kernreaktor nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß im Reaktorgefäß ein Teil der
Zone höheren Druckes gegen die Zone niederen Druckes durch eine Zwischenwand abgegrenzt ist,
in welche Rohre, die den Brennstoff enthalten (Brennstoffelemente), eingesetzt sind.
8. Kernreaktor nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die gitterartig angeordneten
Brennstoffelemente von einer unter dem Verdampfungsdruck stehenden Wanne umgeben sind,
die mit der Speiseleitung für das Moderatorkondensat in Verbindung steht.
9. Kernreaktor nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Seitenwand der Wanne im
oberen Teil Durchtrittsöffnungen aufweist, durch die der Moderator in den Reflektorraum übertritt.
10. Kernreaktor nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Reflektorraum nach oben
direkt mit dem Dampfraum und nach unten unter Zwischenschaltung einer Druckpumpe über die zusätzliche
Umwälzleitung mit der Zone II höheren Druckes in Verbindung steht.
In Betracht gezogene Druckschriften: Britische Patentschrift Nr. 753 130.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
© 709 958/354 3.
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