DE10259646A1 - Nutzung eines oder mehrerer topischer Glukokortikosteroide mit und ohne Kombination mit anderen Medikamenten zur Behandlung von Parodontopathien - Google Patents
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Abstract
Nutzung eines modernen topischen Glukokortikosteroids zur Zahnerhaltung durch Verbesserung des therapeutischen Effektes bei der Therapie von Parodontopathien, insbesondere der Parodontitis, bei gleichzeitig vermindertem Risiko der unerwünschten Wirkungen, dadurch gekennzeichnet, dass das topische Glukokortikosteroid Mometasonfuroat in einer Applikation zwischen 10 und 200 μg pro Zahn oder Zahnzwischenraum eine schnellere und effektivere Behandlung der Parodontopathien, insbesondere der Parodontitis, bei vermindertem Risiko der unerwünschten Wirkungen der Steroide ermöglicht und aufgrund des neuen therapeutischen Effektes ein neues Arzneimittel zur Zahnerhaltung darstellt.
Description
- Bei der Therapie entzündlicher Erkrankungen des Parodontium, wie der Parodontitis apicalis acuta, der Parodontitis apicalis chronica granulomatosa und der Parodontitis chronica profunda kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz. Sie reichen von der Wurzelbehandlung, der Zahnextraktion bis Wurzelspitzenresektion. Zur Behandlung der marginalen Parodontitis werden gegebenenfalls die auslösenden Ursachen ausgeschaltet, z.B. Zahnsteinablagerungen und Zahnfleischtaschen beseitigt. In vielen Fällen werden die Zahntaschen gereinigt und mit H2O2 desinfiziert. Darüber hinaus wird die Parodontitis antiseptisch, antibiotisch und antientzündlich behandelt. Hierzu werden sowohl pflanzliche als auch chemisch definierte Substanzen zum Gurgeln, Auftragen oder Lutschen eingesetzt. Bei den bisher verwendeten Substanzen kommt es in der Regel zu einer Abnahme der Keimzahl, aber nicht zu einer direkten Therapie der Entzündung mit allen für das Parodontium negativen Folgen, wie der Osteomyelitis oder den ödematösen Weichteilschwellungen bis hin zum Abszess mit Durchbruch. Mit fortschreitender Parodontose lässt sich deshalb heute in der Regel die Zahnextraktion nicht vermeiden, da sich die Entzündungsherde selbst nach einer Wurzelbehandlung oder Wurzelspitzenresektion durch die vorhandene Medikation nicht dauerhaft beseitigen lassen. In der Regel kommt es zu einem Reboundeffekt, da die Mundflora bisher nicht dauerhaft antiseptisch, antibiotisch und antiinflammatorisch behandelt werden kann.
- Neben der antiseptischen und antibiotischen Behandlung ist auch die Behandlung mit topischen Glukokortikosteroiden in Kombination mit und ohne Kombination mit anderen Medikamenten bekannt. Hierzu zählt insbesondere die Therapie mit Prednisolonacetat und Triamcinolonacetonid in den Darreichungsformen von Pasten und Hafttabletten. Aufgrund dieser Darreichungsformen wird in erster Linie nur die Oberfläche der Gingiva antientzündlich behandelt, nicht aber die Entzündungsherde im Parodontium. Diese topischen Glukokortikosteroide haben zwar eine gute antientzündliche Wirkung, aber auch eine relativ hohe systemische Bioverfügbarkeit mit den möglichen systemischen Nebenwirkungen, wie z.B. einer Suppression der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse. Das führt zu den bekannten Steroid-Nebenwirkungen. Deshalb hat sich eine Dauertherapie der Parodontitis mit den topischen Glukokortikosteroiden nicht durchgesetzt.
- Der Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, ein Präparat aus topischen Glukokortikosteroiden zu entwickeln, das die oben genannten Nachteile nicht aufweist und gleichzeitig über eine bessere therapeutische Wirkung verfügt als die bisher verfügbaren Präparate. Hierzu ist es erforderlich, einerseits die topischen Glukokortikosteroide direkt am Entstehungsort der Inflammation zur applizieren, andererseits nur solche topischen Glukokortikosteroide zu verwenden, die eine geringe systemische Bioverfügbarkeit aufweisen und damit auch bei länger andauernder Anwendung frei von systemischen Nebenwirkungen sind.
- Als topische Glukokortikosteroide kommen hierzu die Wirkstoffe Mometasonfuroat, Fluticasonpropionat und Budesonid in Frage. Der Wirkstoff mit der geringsten systemischen Bioverfügbarkeit ist Mometasonfuroat. Diese liegt bei Mometasonfuroat bei nasaler Applikation von 2 × 50 μg unter der systemischen Nachweisgrenze beziehungsweise bei inhalativer Anwendung unter 1 % und bewirkt damit keine Suppression der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse. Damit sind die gefürchteten systemischen Nebenwirkungen der Kortikoide, wie z.B. das Cushing Syndrom, ausgeschlossen. In vielfältigen Studien wurde belegt, dass Mometasonfuroat keinen negativen Einfluss, z.B. auf die Nasenschleimhaut, ausübt. Selbst bei Langzeittherapien kommt es zu keiner negativen Beeinflussung des Epithels. Darüber hinaus wurde bei Mometasonfuroat in Studien belegt, dass durch dieses Steroid die Keimzahl bei einer Infektion nicht erhöht, sondern unter anderem durch die extrem gute antientzündliche Wirkung bei Hemmung der proinflammatorischen Zytokine und Adhäsionsmoleküle sowie durch die Wachstumsförderung der antiinflammatorischen Zytokine erniedrigt wird.
- Um das Mometasonfuroat oder ein anderes topische Steroid tiefer in das Parodontium und damit direkter an den Entstehungsort der Entzündung zu pressen als es bei einer Paste, Salbe oder einer Hafttablette möglich ist, ist es erforderlich, das topische Steroid in Lösung zu applizieren. Als Lösung kann sowohl eine Kombination von Alkohol, Benzalkoniumchlorid, Chlorhexidindigluconat oder Kamillenextrakten mit anderen Hilfsstoffen oder Alkohol, Benzalkoniumchlorid, Chlorhexidindigluconat oder Kamillenextrakte jeweils allein mit Hilfstoffen eingesetzt werden. Alkohol, Benzalkoniumchlorid, Chlorhexidindigluconat und Kamillenextrakte weisen dabei durch ihre antiseptischen Eigenschaften zusätzliche unterstützende Wirkungen bei der Therapie der Parodontitis auf. Durch eine durch manuelles Pumpen oder durch eine mit Treibgas betriebene Sprühflasche ist es möglich, das Mometasonfuroat mit Lösung tiefer in das Parodontium an den Entstehungsort der Entzündung zu pressen als es bei einer Paste, Salbe oder einer Hafttablette möglich ist. Hierdurch werden im Parodontium am Ort der Entzündung höhere Konzentrationen an Wirkstoff und damit eine bessere Wirkung des Steroids erreicht.
- Die Sprüheinrichtung ist so gestaltet, dass ihre Spitze beim Sprühstoß sowohl auf als auch zwischen die Zahnzwischenräume passt, ohne sie zu verletzen. Hierdurch kann das Mometasonfuroat direkt in die Nähe des Entzündungsherds in das Parodontium gebracht werden. Die lokale Wirkung wird hierdurch erhöht.
- Die Sprüheinrichtung ist so gestaltet, dass sie vom Patienten selbst ohne fremde Hilfe genutzt werden kann.
- Aufgrund der guten Wirkung des Mometasonfuroat und seiner direkten Applikation im Parodontium kann die Dosierung erheblich unter der Dosierung von 50 μg pro Zahn oder Zahnzwischenraum liegen. Bei Entzündungen an der Oberfläche der Gingiva und bei Langzeitbehandlungen kann die Applikation auch durch eine Paste oder Salbe mit und ohne Depotwirkung erfolgen. Da Mometasonfuroat lipophil ist, ist seine Wirkdauer im Parodontium erheblich höher als bei hydrophilen Substanzen. Das bewirkt eine Verminderung der Applikationshäufigkeit. Nach einer anfänglichen Behandlungsphase von wenigen Tagen (Rückgang der Entzündung) kann die Anwendung auf 1 × tgl. reduziert werden.
- Ein weiterer Vorteil der Applikation mittels Sprüheinrichtung ist, dass nicht nur die systemischen Nebenwirkungen, sondern auch die lokalen Nebenwirkungen der Steroide weiter reduziert werden, da die Mundhöhle selbst mit weniger topischen Steroiden belastet wird als bei äußerlich auf die Gingiva aufgetragenen topischen Steroiden.
- Aufgrund der beschriebenen Vorteile stellt die Erfindung durch die deutliche Minderung der unerwünschten systemischen und lokalen Glukokortikosteroideffekte bei gleichzeitiger Verbesserung des Wirkeffektes eine deutliche Verbesserung gegenüber den bisherigen Therapieverfahren bei der Parodontitis dar.
Claims (9)
- Nutzung eines modernen topischen Glukokortikosteroids zur Zahnerhaltung durch Verbesserung des therapeutischen Effektes bei der Therapie von Parodontopathien, insbesondere der Parodontitis, bei gleichzeitig vermindertem Risiko der unerwünschten Wirkungen, dadurch gekennzeichnet, dass das topische Glukokortikosteroid Mometasonfuroat in einer Applikation zwischen 10 und 200 μg pro Zahn oder Zahnzwischenraum eine schnellere und effektivere Behandlung der Parodontopathien, insbesondere der Parodontitis, bei vermindertem Risiko der unerwünschten Wirkungen der Steroide ermöglicht und aufgrund des neuen therapeutischen Effektes ein neues Arzneimittel zur Zahnerhaltung darstellt.
- Nutzung eines modernen topischen Glukokortikosteroids in Kombination mit einer antiseptisch wirkenden Lösung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kombination von Mometasonfuroat mit einer antiseptisch wirkenden Lösung aufgrund der Verbesserung des neuen therapeutischen Effektes bei gleichzeitig vermindertem Risiko der unerwünschten Wirkungen bei der Therapie von Parodontopathien, insbesondere der Parodontitis, ein neues Arzneimittel zur Zahnerhaltung darstellt.
- Nutzung eines modernen topischen Glukokortikosteroids in Kombination mit einer antiseptisch wirkenden Lösung nach Anspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, dass durch Kombination von Mometasonfuroat mit einer antiseptisch wirkenden Lösung, z. B. Alkohol mit Hilfsstoffen, Benzalkoniumchlorid mit Hilfsstoffen, Kamillenextrakte mit Hilfsstoffen oder Chlorhexidindigluconat mit Hilfsstoffen alleine oder in Kombination, aufgrund des neuen therapeutischen Effektes die Therapie der Parodontopathien, insbesondere der Parodontitis, durch die zusätzliche antiseptische Behandlung unterstützt wird.
- Nutzung eines modernen topischen Glukokortikosteroids zur Verbesserung des therapeutischen Effektes bei der Therapie von Parodontopathien, insbesondere der Parodontitis, nach Patentanspruch 1 bis Patentanspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass Mometasonfuroat durch Fluticasonpropionat ersetzt werden kann.
- Nutzung eines modernen topischen Glukokortikosteroids zur Verbesserung des therapeutischen Effektes bei der Therapie von Parodontopathien, insbesondere der Parodontitis, nach Patentanspruch 1 bis Patentanspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass Mometasonfuroat durch Budesonid ersetzt werden kann.
- Nutzung eines modernen topischen Glukokortikosteroids zur Verbesserung des therapeutischen Effektes bei der Therapie von Parodontopathien, insbesondere der Parodontitis, nach Patentanspruch 1 bis Patentanspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die modernen topischen Steroide auch mit anderen Wirkstoffen kombiniert werden können.
- Nutzung eines modernen topischen Glukokortikosteroids zur Verbesserung des therapeutischen Effektes bei der Therapie von Parodontopathien, insbesondere der Parodontitis, nach Patentanspruch 1 bis Patentanspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Applikation des Arzneimittels mittels einer manuellen Pump-Sprüheinrichtung oder durch eine mit Treibgas betriebene Sprühflasche erfolgt.
- Nutzung eines modernen topischen Glukokortikosteroids zur Verbesserung des therapeutischen Effektes bei der Therapie von Parodontopathien, insbesondere der Parodontitis, nach Patentanspruch 1 bis Patentanspruch 7 dadurch gekennzeichnet, dass die Sprüheinrichtung so gestaltet ist, dass ihre Spitze beim Sprühstoß sowohl auf als auch zwischen die Zahnzwischenräume passt, ohne sie zu verletzen und vom Patienten selbst genutzt werden kann.
- Nutzung eines modernen topischen Glukokortikosteroids zur Verbesserung des therapeutischen Effektes bei der Therapie von Parodontopathien, insbesondere der Parodontitis, nach Patentanspruch 1 bis Patentanspruch 5 dadurch gekennzeichnet, dass das topische Steroid auch als Salbe oder Paste auf die Gingiva aufgetragen werden kann.
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DE3719367A1 (de) * | 1987-06-10 | 1988-12-29 | Duncker Martin Dr | Verwendung von den stoffwechsel und/oder die struktureigenschaften von kollagen beeinflussenden wirksubstanzen in der kieferorthopaedie |
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2002
- 2002-12-18 DE DE10259646A patent/DE10259646A1/de not_active Ceased
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